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Veröffentlicht am 06.06.2017

Auftaktband mit einigen Schwächen

Stormheart 1. Die Rebellin
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Wir befinden uns in einer Welt, in der Stürme und Unwetter alles vernichten können. Nur wenige Menschen werden mit einer besonderen Gabe geboren und können sich den Stürmen in den Weg stellen, die sogenannten ...

Wir befinden uns in einer Welt, in der Stürme und Unwetter alles vernichten können. Nur wenige Menschen werden mit einer besonderen Gabe geboren und können sich den Stürmen in den Weg stellen, die sogenannten Sturmlinge. So sind diese Familien dann auch die Herrscher der verschiedenen Königreiche. Aurora ist die Thronerbin des Landes Pavan, doch sie muss von kleinauf ein Geheimnis bewahren: sie hat keine Sturmling-Fähigkeiten und wird somit nicht in der Lage sein, ihr Land zu beschützen. So bleibt nur eine Möglichkeit: sie muss heiraten. Prinz Cassius, der zweitgeborene Sohn eines weit entfernten Königreichs, scheint auf den ersten Blick eine gute Wahl zu sein. Er sieht gut aus und hat starke Fähigkeiten. Doch was für Ziele verfolgen er und seine Familie?
Zufällig erfährt Aurora, dass es noch andere Menschen gibt, die Stürme bekämpfen können und sieht so nun noch einen anderen Ausweg. Sie flieht mit einer Gruppe von Sturmjägern und will erst zurückkommen, wenn sie gelernt hat, ihr Land selbst zu beschützen und ihrer Aufgabe als Herrscherin wahrhaft nachkommen zu können.

Ich war sehr gespannt auf das Buch und habe es auch tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen. Dennoch habe ich auch einige Kritikpunkte.
Das ganze Konstrukt mit den Stürmen und deren Bekämpfung blieb für mich etwas verworren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Die Magie, die hier gewirkt wird, war für mich nicht wirklich verständlich erklärt – und ja, eine gewisse Logik erwarte ich auch in einem Fantasyroman!
Die Charaktere konnten mich überhaupt nicht mitreißen. Aurora, Rora oder später Roar ist eine ziemlich anstrengende Protagonistin. Zu Beginn gefiel sie mir noch recht gut, nach ihrer Flucht hingegen wurde sie immer nervtötender. Ihre Handlungen und Gefühle waren für mich nur schwer nachvollziehbar und so hat sie mich streckenweise ziemlich genervt.
Prinz Cassius bleibt undurchsichtig und ist damit noch eine der interessantesten Figuren des Buches.
Sturmjäger Lock, die zweite Hauptfigur der Geschichte, blieb für mich leider relativ blass. Die Szenen zwischen ihm und Roar hätten viel mehr Potential gehabt, so blieb ich bei ihrem ständigen Gezanke und trotz der immer wieder aufflammenden Romantik leider relativ distanziert. Auch hätte ich mir hier mehr Handlung gewünscht, scheinbar endlos geht es um Roars Ausbildung, ohne dass wirklich etwas passiert oder vorangeht.
Als sich dann aber etwas tut, geht es wirklich Schlag auf Schlag!

Im letzten Drittel wird dann noch eine mysteriöse weitere Figur ins Spiel gebracht, von der man leider kaum etwas erfährt, die aber offensichtlich eine entscheidende Rolle spielt. Damit wird natürlich der Grundstein für die Folgebände gelegt.
Dieser Auftaktband endet relativ offen und für mich eher unbefriedigend, dennoch bin ich nun doch neugierig auf die Fortsetzung, die allerdings erst für Frühjahr 2018 angekündigt ist.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Münchner Kaufhausdynastie

Das Haus der schönen Dinge
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Das Haus der schönen Dinge ist das Kaufhaus Hirschvogl in München. Jacob Hirschvogl und seine Frau Thea eröffnen Ende des 19. Jahrhunderts ihr Warenhaus am Münchner Rindermarkt. Insbesondere Thea strotzt ...

Das Haus der schönen Dinge ist das Kaufhaus Hirschvogl in München. Jacob Hirschvogl und seine Frau Thea eröffnen Ende des 19. Jahrhunderts ihr Warenhaus am Münchner Rindermarkt. Insbesondere Thea strotzt nur so vor kreativen Ideen, wie sie sich von der Konkurrenz absetzen können und der Erfolg gibt ihr immer wieder recht, so dass sich das Hirschvogl schnell in die allererste Riege der Münchner Warenhäuser schiebt. Doch es ist kein leichtes Geschäft und immer wieder drohen wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und familiäre Krisen und Katastrophen, den Erfolg zunichtezumachen. Dass die Hirschvogls Juden sind, macht es in den kommenden Jahrzehnten natürlich auch nicht einfacher.
Dennoch besteht das Kaufhaus immer weiter fort und nach Jacob und Thea steht in ihrer Tochter Lily schon die nächste Generation bereit, es weiter durch die schwierigen Zeiten zu führen.

Ich greife bedenkenlos zu jedem neuen Buch von Heidi Rehn und wurde da auch noch nie enttäuscht. In dieser Geschichte musste ich mich jedoch erst ein bisschen zurechtfinden. Zu Beginn sind es sehr viele Personen und den Blick auf den eingefügten Stammbaum habe ich mir verkniffen, um nicht zu früh zu erfahren, wer Kinder bekommen wird und wer wann stirbt. Aber nach und nach findet man sich auch so in der Fülle der Figuren zurecht.
Woran ich mich ebenfalls erst gewöhnen musste, waren die Zeitsprünge. Die Autorin erzählt die Geschichte der Familie über mehrere Generationen hinweg. Dabei lässt sie manchmal einige Jahre aus. Das ist für mich an den entsprechenden Stellen immer ein kleiner Bruch während der Lektüre gewesen, aber im Nachhinein hat es mir gut gefallen. Gerade die Kriegsjahre und ihre Gräuel werden in so vielen Romanen so detailliert beschrieben, dass ich es hier eigentlich gerade gut fand, dass wir uns auf die Handlung vor und nach bzw. zwischen den Kriegen konzentrieren. Auch da passiert genug und auch nicht immer nur Schönes!
Durch diesen langen Zeitraum und die verschiedenen Generationen fiel es mir aber auch ein bisschen schwer, eine richtige Bindung zu den einzelnen Personen aufzubauen, denn der Fokus schwenkt nun mal von einem zum nächsten, die anfänglichen Protagonisten werden im Verlauf der Handlung teilweise zu Nebenfiguren, teilweise verschwinden sie ganz – nur wenige sind von Anfang bis Ende mit dabei.

Aber das alles ist Jammern auf hohem Niveau, denn letztlich hat mich das Buch wieder einmal hervorragend unterhalten, ich habe einiges gelernt und freue mich jetzt schon auf das nächste Buch der Autorin!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Am Schluss zu konstruiert, sonst wunderbare Unterhaltung

Der Korsar und das Mädchen
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Catherine ist zwar ein Mädchen, ihr Vater hat ihr aber viele Freiheiten gelassen und sie vieles lernen lassen, was für eine junge Frau auf einer Südstaaten-Plantage zu Beginn des 19. Jahrhunderts eher ...

Catherine ist zwar ein Mädchen, ihr Vater hat ihr aber viele Freiheiten gelassen und sie vieles lernen lassen, was für eine junge Frau auf einer Südstaaten-Plantage zu Beginn des 19. Jahrhunderts eher ungewöhnlich war. Nicht nur ist Kat sehr gebildet, sie kann auch reiten und fechten. Bei den Damen der Gesellschaft stößt sie damit nicht unbedingt auf Anerkennung, aber das ist ihr egal, denn wichtig ist ihr die Liebe und Anerkennung ihres Vaters und die hat sie gewiss. Dennoch ist Catherine eine Frau und will irgendwann auch heiraten und eine Familie gründen. Doch welcher junge Mann würde sich für so einen Wildfang interessieren? Als Catherines Schwester Emily mit ihrem Verlobten nach England reisen soll, um dort zu heiraten und sich gleichzeitig ein englischer Lord, der vor einiger Zeit zu Besuch auf ihrer Plantage war, als Heiratskandidat für Catherine meldet, zögert sie daher nicht lange. Zum einen kann sie so ihrer wohlerzogenen Schwester auf der langen Überfahrt beistehen, zum anderen scheint der junge Engländer ja genauso eine Frau wie Catherine zu wollen.

Doch dann kommt alles ganz anders! Catherine und Emily landen auf der Kriegskorvette des jungen Offiziers Lennart Montiniere. Da die Umstände ziemlich kompliziert sind, gibt sich Catherine kurzerhand als Junge aus und macht fortan als Schiffsjunge Cato die Korvette unsicher. Das führt natürlich zu weiteren Verwicklungen, umso mehr, als sie und Lennart schnell einen ungewöhnlichen Draht zueinander verspüren.

Wieder einmal überzeugt Elisabeth Büchle in einem historischen Roman, diesmal in einer ganz anderen Welt. Die Szenerie auf dem Schiff und die Neckereien zwischen Lennart und Cato sowie das ganze Drumherum haben mir beim Lesen großen Spaß gemacht.
Wie immer fand ich neben den Protagonisten auch die Nebenfiguren sehr gut dargestellt. Vor allem die Entwicklung von Catherines Schwester Emily hat mir hier sehr imponiert, zeigt sie doch, was alles möglich ist, wenn man nur an sich glaubt und manchmal über den eigenen Schatten springt!

Zusätzlich zur Liebesgeschichte gibt es allerdings noch einen weiteren Handlungsstrang, der mich nicht ganz so überzeugen konnte. Jemand trachtet nach Catherines Leben und setzt mehrere Meuchelmörder auf sie an. Das Motiv dafür ist unklar. Am Ende wird alles aufgelöst, hier überschlägt sich die Handlung dann geradezu und für meinen Geschmack passiert hier dann zu viel in zu kurzer Zeit – ich hatte mich wohl an das Leben im Rhythmus der Wellen auf dem Schiff gewöhnt! Auch kommen hier einige Zufälle zusammen, die sicher alle irgendwie möglich sind, aber mir persönlich war das dann doch zu konstruiert.

Auch wenn mir das Ende somit nicht ganz so zugesagt hat, was es insgesamt aber auf jeden Fall wieder einmal eine tolle, unterhaltsame Lektüre mit einer mutigen und liebenswerten Protagonistin!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Von Vertreibung und Hoffnung

Mein Herz ist ein wilder Tiger
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Elly Simon wird 1916 als Kind von Artisten im Zirkus geboren. Als ihre Eltern bei einem schrecklichen Unfall sterben, wird der Zirkus zu ihrer Familie. Elly wächst in dieser einzigartigen Umgebung auf ...

Elly Simon wird 1916 als Kind von Artisten im Zirkus geboren. Als ihre Eltern bei einem schrecklichen Unfall sterben, wird der Zirkus zu ihrer Familie. Elly wächst in dieser einzigartigen Umgebung auf und obwohl es kein leichtes Leben ist, fehlt es ihr an nichts, sie kennt es nicht anders und liebt den Zirkus und ihre besondere kleine große Welt.

Viele Jahrzehnte später geht Ellys Leben in einem Berliner Pflegeheim zu Ende. Sie ist mittlerweile über hundert Jahre alt und blickt auf ein aufregendes Leben zurück. Davon erzählt sie ihrem Pfleger John Mbete, einem Somalier, der ebenfalls seine Familie verloren hat und nun versucht, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.

Die dritte Hauptfigur ist Kirsten, deren Mutter ebenfalls in dem Pflegeheim ist und die dadurch Bekanntschaft mit John und Elly macht. Kirsten ist ein harter und verbitterter Mensch, sie ist unzufrieden mit sich und der Welt und ertränkt ihren Kummer in viel zu viel Alkohol. Doch die Begegnung mit Elly und John verändert sie.

Die Geschichte handelt weniger vom Zirkus, als ich durch Cover und Klappentext zuerst vermutet hatte. Natürlich spielt der Zirkus eine große Rolle, denn er war schließlich jahrzehntelang Ellys Lebensinhalt, gemeinsam mit ihrem Ehemann und seinen Tigern ist sie um die halbe Welt gereist. Die Atmosphäre wird auch wunderbar beschrieben.

Dennoch geht es in diesem Buch um mehr als das Zirkusleben. Zuerst fand ich die beiden Handlungsstränge (eigentlich sind es ja drei, aber Kirsten hat doch eher eine Nebenrolle) etwas willkürlich zusammengestellt, doch nach und nach kristallisiert sich recht deutlich die Verbindung heraus: Flucht und Vertreibung auf der einen Seite, Familie, Liebe und Hoffnung auf der anderen. Der große schwarze Mann aus Somalia und die uralte kleine Artistin begegnen sich und spüren diese Verbindung sofort, auch wenn ihre Schicksale so unterschiedlich sind.

Das Buch ist mit knapp 300 Seiten nicht besonders dick, aber es steckt sehr viel in dieser Geschichte drin, wenn man es nicht nur als lockere Unterhaltung liest, sondern sich auf die durchaus ernsten Themen einlässt, die hier angesprochen werden.

Für mich ein Buch, das zum Nachdenken anregt und Mut macht!

Veröffentlicht am 05.04.2017

Kann das Tempo des ersten Bandes nicht halten

Paper Prince
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Achtung, diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band „Paper Princess“. Wer den noch nicht kennt, bitte nicht weiterlesen!
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Die Geschichte geht nahtlos da weiter, wo Band ...

Achtung, diese Rezension enthält Spoiler zum ersten Band „Paper Princess“. Wer den noch nicht kennt, bitte nicht weiterlesen!
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Die Geschichte geht nahtlos da weiter, wo Band 1 aufgehört hat. Ella ist in eine ihrer Ansicht nach unmissverständliche Szene zwischen ihrem Freund Reed Royal und Brooke, der Freundin von Reeds Vater Callum Royal, hineingeplatzt. Da Reed in diesem Moment völlig erstarrt und keine Erklärung abgibt, ergreift Ella die Flucht. Sie lässt alles zurück und will nur noch weg. Doch da hat sie die Rechnung ohne die Royals gemacht. Diese setzen alle Hebel in Bewegung, um Ella zurückzubringen und so bleibt ihr letztlich keine Wahl. Aber sie ist fest entschlossen, Reed niemals zu verzeihen und ihn nie wieder an sich heranzulassen.

Wie wird das wohl ausgehen? Will jemand wetten? Nicht wirklich, oder? Während der erste Band mich trotz meines Entsetzens über die Leichtigkeit, mit der hier alle mit sexueller Nötigung und ähnlichen Themen umgehen, irgendwie so fasziniert hat, dass ich direkt mit Band 2 weitergemacht habe, hatte dieser doch deutliche Längen. Ella und Reed leiden, er versucht alles, um sie zurückzugewinnen, sie lässt ihn abblitzen, er versucht es weiter, sie kämpft um ihre Selbstbeherrschung, aber er ist natürlich immer noch so wahnsinnig heiß und vielleicht meint er seine Entschuldigung ja doch ehrlich, undsoweiter…

Nebenbei bricht in der Elite-Schule beinahe ein Krieg aus, weil sich die Alphatiere Royal auf einmal um nichts mehr kümmern und so ein kleines Macht-Vakuum entsteht, das andere gerne füllen würden. Die Szenen an der Schule haben sich für mich allerdings derartig übertrieben gelesen, ich kann und will mir nicht vorstellen, dass solche Dinge wirklich passieren und falls doch, dass es tatsächlich ausreicht, mit ein paar Geldscheinen zu wedeln, um sie unter den Teppich zu kehren.

Dann gibt es natürlich noch eine weitere Komplikation der familiären Lage und das ist Brooke und ihre Gründe, warum sie überhaupt in Reeds Zimmer war. Hier habe ich mich wirklich gefragt, ob die Royals alle komplett verblödet sind, dass sie diese Spielchen mitmachen. Gegen Ende erfolgt immerhin eine ansatzweise Erklärung dafür.

Nachdem sich all das Hinundher eine gefühlte Ewigkeit lang hinzieht, passieren am Ende zwei mehr oder weniger überraschende Dinge und dann ist das Buch auf einmal vorbei. Mit der einen Entwicklung hatte ich irgendwie schon fast gerechnet. Dass dieses Klischee nun auch noch bedient wird, lässt mich nun doch zweifeln, ob ich Band 3 wirklich auch noch lesen muss. Andererseits – neugierig bin ich ja schon ein bisschen!

Für mich konnte dieser zweite Teil nicht mit dem ersten mithalten. Bei Band 1 hatte ich ja schon einige Kritikpunkte, aber dort war die Story wenigstens noch unterhaltsam und hat mich irgendwie mitgerissen, hier fand ich es inhaltlich streckenweise sehr zäh und wiederholte Formulierungen wie „mein Mädchen“ in den Kapiteln aus Reeds Sicht gingen mir irgendwann total auf die Nerven. Es fehlte mir definitiv die Faszination, die der erste Band noch irgendwie auf mich ausgeübt hat.