Platzhalter für Profilbild

Starbucks

Lesejury Star
offline

Starbucks ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Starbucks über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2024

Atmosphärisch stark

Gefährliche Betrachtungen
0

Beim Lesen der Leseprobe von Tilo Eckhardt Hommage an Thomas Mann, "Gefährliche Betrachtungen", war mir entgangen, dass es sich um einen Kriminalroman handeln sollte. Dies steht für mich auch während des ...

Beim Lesen der Leseprobe von Tilo Eckhardt Hommage an Thomas Mann, "Gefährliche Betrachtungen", war mir entgangen, dass es sich um einen Kriminalroman handeln sollte. Dies steht für mich auch während des Lesens eher im Hintergrund und hat mit modernen Kriminalromanen wenig gemein; hier geht es eher um die Atmosphäre, die erzeugt wird, um Landschaftsschilderungen, um das Entfliehen in eine Zeit, in der Romane sich gemächlicher entfalteten.

Der Kriminalfall ist schnell beschrieben: Der Übersetzer Miuleris (von Mann 'Müller' genannt), der Manns Romane, allen voran "Buddenbrooks", ins Litauische übersetzen möchte, möchte den Autor gern kennenlernen, um ihm dieses Angebot zu machen. Ein Zufall verhilft ihm zu seinem Glück. Interessant ist hier zu erwähnen, dass Miuleris ein fotographisches Gedächtnis hat. Dem Übersetzer gelingt sein Vorhaben, doch dann verliert er wichtige Teile eines brisanten Schriftstücks.

Von der ersten Seite an hat mir dieser Roman so gut gefallen, weil man sich fühlt, als würde man einen Roman aus der Zeit Thomas Manns lesen. Der Fall selbst sorgt für eine gute Handlung, steht aber für mich nicht im Vordergrund. Ich fühlte mich zurückversetzt in die Zeit und in den kleinen Ort an der Kurischen Nehrung, an dem die Welt noch in Ordnung ist, aber eine Vorahnung auf Kommendes sich seinen Weg bahnt.

Ich finde, es ist eine große Kunst, den Leser/die Leserin so mitzunehmen in eine vergangene Zeit. Als Rückblickende wissen wir natürlich schon, wie die Geschichte später ihren Lauf nimmt und welche Wichtigkeit also das verlorene Dokument hat. Wer gern in eine vergangene Zeit reist und vielleicht auch gern die Romane von damals liest (es muss nicht Thomas Mann sein), wird große Freude an diesem Roman haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2024

Große Erwartungen

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
0

Ohne eine vorherige Leseprobe hätte ich mir "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen" von Anna Brüggemann nicht ausgesucht. Cover und Titel weisen erst einmal gar nicht darauf hin, um was es sich hier ...

Ohne eine vorherige Leseprobe hätte ich mir "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen" von Anna Brüggemann nicht ausgesucht. Cover und Titel weisen erst einmal gar nicht darauf hin, um was es sich hier handelt - mehr noch, mich würde der Titel in eine ganz andere (Roman-)welt führen.

Doch Anna Brüggemann schreibt eine authentische Familiengeschichte über Generationen, über Erwartungen, über Schwestern. Im Fokus steht Mutter Regina mit ihren Töchtern Antonia und Wanda. Im Fokus stehen auch die hohen Erwartungen einer Mutter an ihre Töchter - die jüngere Wanda, die diese erfüllt, die ältere Antonia, die ihren Weg geht und damit für die Mutter nicht mehr wichtig ist.

Der Roman lebt vom Perspektivwechsel, bleibt aber in der Außenansicht durch den personalen Erzähler. Man kann aber gut mit den Frauen mitfühlen, und so lebt das Buch für mich vor allem durch sehr emotionale Passagen. Dass Regina als Mutter traurig macht und sogar schockiert, ist an viele reale Situationen angelehnt, ist in der Gänze aber auch sehr extrem.

Thematisch ist der Roman also tiefgehend, sprachlich erinnert er an manchen Stellen aber eher an einen Groschenroman. Hier gibt es für mich eine kleine Diskrepanz. Dieses Buch richtet sich nicht an Leser und Leserinnen, die eine platte Geschichte lesen möchten. Beim nächsten Roman sollte die Autorin darauf achten. Ich möchte "Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen" gern weiterempfehlen. Ich fürchte aber, dass das Buch im Ladenregal nicht allzuviel Aufmerksamkeit von den Lesern und Leserinnen bekommen wird, an die es sich richtet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2024

Echt traurig

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
0

Vorab möchte ich hier mal das Buchcover erwähnen, weil es eher selten vorkommt, dass das Cover exakt zum Buch passt. Die vier Charaktere sind genau die aus dem Buch, ebenso das Fahrzeug. Meistens wird ...

Vorab möchte ich hier mal das Buchcover erwähnen, weil es eher selten vorkommt, dass das Cover exakt zum Buch passt. Die vier Charaktere sind genau die aus dem Buch, ebenso das Fahrzeug. Meistens wird irgendetwas zusammengeschustert, so dass es einigermaßen passt. Hier passt alles ganz genau. Dafür finde ich den Titel "Das Verhalten ziemlich normaler Menschen" nicht besonders aussagekräftig; der Originaltitel von K.J. Reilly lautet: "Four for the Road".

Die Handlung ist extrem traurig; ich weiß nicht, ob ich das Buch jungen Lesern und Leserinnen empfehlen möchte: Asher hat seine Mutter verloren und geht auf seine Art mit der Trauer um: Seine kleine Schwester Chloe packt er in Alufolie ein, um sie vor Strahlung zu schützen. Er besucht drei Trauergruppen an fünf Tagen in der Woche. Er möchte außerdem gern den Unglücksfahrer, der seine Mutter auf dem Gewissen hat, umbringen, da dieser nie verurteilt wurde und damit ein freies Leben führt. Ein Roadtrip an den Wohnort des Mannes soll das Problem lösen, aber seine Mitfahrer und Mitfahrerinnen wissen nicht, was Ashers Ziel eigentlich ist.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, obwohl sich die Trauer des Jugendlichen irgendwann wiederholt und im Kreise dreht. Er ist schon sehr extrem. Irgendwann möchte man nur noch, dass es endlich vorangeht, und mit dem Roadtrip, der vielleicht nach einem Drittel des Buches beginnt, geht es dann endlich auch vorwärts. Sehr gut gefallen hat mir, dass der junge Asher eine Freundschaft mit dem alten Henry eingeht. Dies sind die emotionalsten Stellen des Buches für mich. Dabei finde ich es toll, dass Asher hier seinen Gefühlen nachgeht und damit das Alter des Mannes für ihn keine Rolle spielt. Und er bringt wieder Licht in das Leben des Seniors, z.B. wenn er mit ihm Platterbsen pflanzt.

Insgesamt bekommt "Das Leben ziemlich normaler Menschen" von mir fünf Sterne (vielleicht 4,5), obwohl es sich auch zwischendurch mal im Kreise drehte. Ich habe es wirklich gern gelesen, es hat mich auch sehr bewegt. Das Jugendbuch kann auch gut von Erwachsenen gelesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2024

Oft fehlt mir das Überblicksfoto

Von Angesicht zu Angesicht
0

Als Biologin ist mir die Welt der Insekten sehr vertraut, auch unter dem Mikroskop. Die Fülle der Insekten im Bild- und Informationsband "Von Angesicht zu Angesicht - Auf Augenhöhe mit heimischen Insekten" ...

Als Biologin ist mir die Welt der Insekten sehr vertraut, auch unter dem Mikroskop. Die Fülle der Insekten im Bild- und Informationsband "Von Angesicht zu Angesicht - Auf Augenhöhe mit heimischen Insekten" von Thorben Danke, Dominik Eulberg und Thomas Hörren bietet jedoch auch für mich tolle Bilder und gute Informationen, die mir weitgehend bekannt sind, die ich aber dennoch immer wieder gern lese. Die fotographierten Insekten kenne ich aber auch nicht alle.

Die beiden großen Teile des Bandes bestehen aus einem allgemeinen Informationsteil zum Leben der Insekten sowie verschiedenen Ordnungen. Ein ganz tolle Bildseite ist da z.B. bei Mimikry, auch bei Metamorphose, gelungen. So versteht auch jeder die Konzepte.

Auch sonst sind die Fotographien fantastisch, aber besonders weiter hinten stört mich, dass es Ausschnittaufnahmen gibt, die Tiere aber nicht im Ganzen abgebildet sind. Ich habe erst gesucht, ob ich diese weiter vorn am Anfang des Kapitels oder irgendwo finde. Es scheinen aber oft nur Ausschnittaufnahmen zu sein. Diese sind toll, aber ich müsste das Tier dann ja googlen, um zu wissen, wie es aussieht und nicht nur ein Teil von ihm.

Dann wieder ist das aber auch perfekt gelöst, so z.B. auf Seite 38/39. Dort ist oben ein kleines Foto der Feuerwanze, in Großaufnahme die Nymphe der Feuerwanze. Wäre immer ein kleines Gesamtfoto dabei, so wäre das für mich perfekt gelöst.

Insgesamt bringt uns dieser Großformatband aber den Insekten näher und lädt dazu ein, selbst mal genauer hinzuschauen. Hat man die Details mal in Großaufnahme gesehen, sehen wir möglicherweise auch mit dem bloßen Auge mehr. Die Insekten kann man auch selbst durch Lupe oder Mikroskop betrachten. Wenn sie zu schnell sind, muss man sie nicht töten, sondern einfach ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen. Das verlangsamt ihren Stoffwechsel, macht ihnen aber sonst nichts aus.

Das Buch ist für Kinder und Erwachsene zu empfehlen. Kinder werden eher die Bilder betrachten, für Erwachsene mit Naturinteresse finde ich aber auch die Texte unverzichtbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2024

Ein paar Seiten zu lang

Die Frauen von Maine
0

"Die Frauen von Maine" von J. Courtney Sullivan ist ein Roman, der genau in mein Beuteschema passt. Schon das Cover, das ganz stark nach einem Hopper-Bild aussieht, weckt mein Interesse. Weiterhin ist ...

"Die Frauen von Maine" von J. Courtney Sullivan ist ein Roman, der genau in mein Beuteschema passt. Schon das Cover, das ganz stark nach einem Hopper-Bild aussieht, weckt mein Interesse. Weiterhin ist die Story recht spannend, mit einem Mädchen, das als Teenagerin bereits ein geheimnisvolles Haus entdeckt und zu ihrem Geheimnis macht. Nur die beste Freundin geht mit in das geheimnisvolle lila Haus, das schon lange verlassen scheint, jedoch scheinbar von heute auf morgen verlassen wurde.

Die Protagonistin Jane hat es nicht leicht als Schülerin mit einer alkoholkranken Mutter, doch sie geht ihren Weg, wird erfolgreich, heiratet und stellt ihr Glück auf die Probe. Das lila Haus tritt auch wieder in ihr Leben. Doch dann wird der tolle Roman leider langatmig, bzw. wiederholt sich immer wieder das Elend der Mutter, die nicht funktionierende Schwester Holly, die Probleme, die Jane seit der Kindheit mit sich herumschleppt, die eigene Sucht, das eigene private Unglück. Es scheint sich kaum etwas in der Storyline zu bewegen, der Roman dreht sich im Kreis, wiederholt sich, wird langatmig.

Die Recherche zum lila Haus jedoch gestaltet sich sehr schnell, das, was Jane anfangs recherchiert, braucht nicht die Fähigkeiten einer Archivarin und hätte von der Auftraggeberin Genevieve einfach selbst durchgeführt werden können. Hürden gibt es da erstmal gar keine. Und dann wird es auch noch recht übersinnlich.

Die stolze Seitenzahl von ca. 500 ist leider zuviel, denn mit etwas Straffung hätte dies ein toller Roman werden können. Richtig schade fand ich es, als ich in der Mitte etwas die Lust verloren habe. Insgesamt finde ich "Die Frauen von Maine" dennoch sehr lesenswert, den Titel aber viel zu allgemein. Auch der Originaltitel "The Cliffs" gibt nicht so viel mehr her.

Ab der Mitte des Buches fiel mir außerdem auf, dass die Sprache nicht sehr gewählt ist, sie ist eher einfach, oft sind die zusammengehörigen Sätze nicht verbunden und klingen dann auch abgehackt. Hier weiß man aber nie, welchen Beitrag dazu die Übersetzerinnen leisten oder heute auch oft ein Übersetzungsprogramm. Dies kann man dem Roman daher nicht oder nur teilweise anlasten.

Insgesamt ist dies ein schöner Sommerroman, der mir auf Reisen wirklich zumeist Spaß gemacht hat. Ich würde die Autorin auch wieder wählen.
Teilen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere