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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2018

Wer hier spoilert, geht direkt ins Gefängnis, nicht über Los!!!

Zeuge des Spiels
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„Für unschuldig befunden zu werden ist etwas anderes, als unschuldig durchs Leben zu gehen.“ S. 16. Aron Mulder weiß das. Der frühere Psychiater lebt möglichst unauffällig in seiner Ferienwohnung in den ...

„Für unschuldig befunden zu werden ist etwas anderes, als unschuldig durchs Leben zu gehen.“ S. 16. Aron Mulder weiß das. Der frühere Psychiater lebt möglichst unauffällig in seiner Ferienwohnung in den Niederlanden, seit dem unaufgeklärten Mord an seiner Frau. Da wird sein Sohn in New Orleans des Mordes beschuldigt, seine Freundin wurde erstochen. Wie der Vater, so der Sohn?

„Dropje voor dropje kwaliteit“, dieser uralte Werbespruch gilt auch für dieses Produkt aus den Niederlanden. Was für ein Brett. Man kann mich bei meiner „Krimi-Thriller-Schlagzahl“ wohl schwer überraschen, immerhin hatte meine Omma (ja, doppeltes „m“) mich in zarter Jugend schon in die Familientradition eingeführt, aber dieses Buch hier macht mich sprachlos. Es entzieht sich in vielerlei Sicht der Kategorisierung, offenes Ende, geschlossenes Ende, privater Ermittler, beschädigter Cop, Thriller, Psychodrama – alles Quatsch. Einfach Heerma van Voss – die Herren trauen sich was, ich werde gleich einmal weitere Werke von ihnen suchen. Dabei ist nicht nur der Plot ganz anders – auch die Schreibweise bietet einiges.

Während sonst der Standard wäre, ständig ein „Achtung, hier lauert ein Geheimnis“-Schild vor die Seiten zu stellen, werden die Informationen hier ganz einfach präsentiert, aber halt Schritt für Schritt. Da steht dann zum Beispiel „Monatelang hatte Hanna heimlich an dem Fall weitergearbeitet, bis sie eines Tages nach Hause geschickt wurde.“ S. 75 Und an anderen Stellen erfährt man dann quasi nebenbei, was dahintersteckt. Aber nur, wenn man ALLE diese Stellen gelesen hat. Und so ist es mit allen anderen Informationen auch. Dabei, und das ist die Perfidie, weiß man eigentlich…neee, selbst lesen, los!

Und dann das Ende – grandios, ich mag das gar nicht! 5 Sterne. Ich hole schon mal die Streichhölzer. Ich werde wohl gleich Albträume haben.

Veröffentlicht am 01.08.2018

„Selbst meine Angst hat mich im Stich gelassen“

Vier.Zwei.Eins.
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Für Laura und Kit ist es die große Liebe, da teilen sie auch Kits Leidenschaft, bei Sonnenfinsternissen live dabei zu sein. Doch in Cornwall 1999 findet Laura zuerst ein Portemonnaie, dann dessen Besitzerin. ...

Für Laura und Kit ist es die große Liebe, da teilen sie auch Kits Leidenschaft, bei Sonnenfinsternissen live dabei zu sein. Doch in Cornwall 1999 findet Laura zuerst ein Portemonnaie, dann dessen Besitzerin. Auf ihr liegt ein Mann. Es war einvernehmlich, wird er später sagen. Laura ist vom Gegenteil überzeugt. „Zum ersten Mal begriff ich, dass Männer sich ebenso sehr davor fürchteten, dieser Tat bezichtigt zu werden, wie Frauen davor, sie zu erleiden.“ Was ist die Wahrheit, vor allem, was ist der Unterschied zwischen Wahrheit und Recht, was darf man tun, um jemanden zu schützen oder jemandem zu helfen? Bald werden Laura und Kit ihre Namen ändern und untertauchen. Was ist wirklich geschehen? Was war in Sambia? „Bei einer Wiederaufnahme würden wir Beth erneut begegnen. Und meine Lüge käme ans Licht. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre.“

Der Hype trägt bei diesem Psychodrama mit Thrillerelementen und ohne explizite Beschreibungen (für Sensible), der Fischerverlag war klug, es nicht als reinen Thriller anzubieten. Der Aufbau lässt die Handlung von damals ab 1999 langsam immer näher an die Gegenwart von 2015 heranrücken, wechselt zwischen den Zeiten und den Perspektiven von Kit und Laura, immer die verschiedenen Phasen der Sonnenfinsternis als Überschrift, quasi sogar als eine Art Motto. Der Leser erfährt den Ausgangspunkt, zumindest darf er das annehmen, er erfährt von Lauras Panikattacken, ihrem Kratzen, von Jamies PR-Kampagne, von Kits Fürsorge und von Beths Anhänglichkeit. Doch ist hier alles so, wie es scheint?

Sprachlich empfand ich das Buch als deutlich oberhalb des Genres, jetzt weniger durch eine besonders anspruchsvolle Wortwahl oder besondere Satzkonstrukte, dafür fielen die oft treffenden Bemerkungen auf: „Ich kann die soziale Säuberung meiner Nachbarschaft und den Zustrom attraktiver, gutsituierter Mütter nicht gutheißen, obwohl ich für Außenstehende wohl genauso wie sie aussehe.“ Oder „Selbst in guten Ehen ist ein Gespräch nie wirklich neutral; auf allem, was man sagt, lastet das Gewicht aller Gespräche, die man je geführt hat.“ Nur den Titel hätte man besser wörtlich übersetzt „He Said/She Said“ also „er sagte/sie sagte“. Dafür passt für mich auch das Ende, die Auflösung, wobei nach meiner Meinung sogar die richtigen Fragen offen bleiben, die an die Meinung des Lesers. Die vielen Wendungen und Hakenschläge hielten mich endlich wieder einmal vom Schlafen ab

5 Sterne mit nur ganz winzigen Abstrichen

Veröffentlicht am 31.07.2018

Zeitverschiebung

Vier Tage in Kabul
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23. August 2014. Die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund, 35, soll in Nordafghanistan eine internationale Einsatztruppe aufbauen, als Beraterin des afghanischen Truppenkommandanten, als sie ein ...

23. August 2014. Die schwedische Kriminalkommissarin Amanda Lund, 35, soll in Nordafghanistan eine internationale Einsatztruppe aufbauen, als Beraterin des afghanischen Truppenkommandanten, als sie ein Anruf ihres schwedischen Chefs Bill Ekman erreicht: zwei Mitarbeiter der Botschaft sind verschwunden. Da man eine Entführung befürchtet, soll die als Sonderermittlerin und Unterhändlerin ausgebildete Amanda vor Ort in Kabul tätig werden. Doch der schwedische Botschafter Sven Leijonhufvud erschwert die Aufgabe, indem er nur spärlich mit Informationen herausrückt. Er scheint zu lügen…dann gelingt es Amanda, den Chauffeur der zwei Mitarbeiter zu finden (auch schön: angeblich zwei Menschen wurden entführt – NEIN: DREI). Parallel dazu wird in der schwedischen Heimat eine Leiche gefunden, das Justiz- und das Außenministerium mischen sich ungewöhnlich stark ein und die afghanische Polizei scheint ganz eigene Ziele zu verfolgen. Besteht für die Vermissten noch Hoffnung?

Autorin Anna Tell ist Politologin und Kriminalkommissarin, sie hat über 20 Jahre Polizei- und Militärerfahrung in Schweden und im Ausland. Vor allem kann sie gut Charaktere beschreiben, ich konnte mir das „Personal“ des Buches gut vorstellen, mochte die Protagonisten und wollte wissen, wie es mit ihnen weitergeht; es soll dieses der Auftakt einer Reihe sein. „Vier Tage in Kabul“ übernimmt den Titel (Fyra dagar i Kabul) und das Cover des schwedischen Originals, das 2017 erschien. Der Leser ist quasi in Echtzeit bei den vier Tagen in Kabul (und Schweden) dabei. Das gefiel also. Auch das Verhalten der Politik im Sinn von „es kann nicht sein, was nicht sein darf“ erscheint leider sehr plausibel.

Was mir missfiel: Ungereimtheiten, Überflüssiges, einiges.
Amanda sei am 10. Juli 1980 geboren, es ist August 2014 (diverse Polizeiberichte) und sie sei 35. Ich zähle 34?
Amanda bemerkt diverse Sicherheitslücken in der Botschaft: keine Sicherheitsübungen, Fenster werden geöffnet, Freizeitverhalten ist risikobehaftet, es wird aber kein Sicherheitstraining angeregt? In einer Gefährdungssituation?
Amanda ist Unterhändlerin, die Serie heißt „Unterhändlerin“, aber das kommt praktisch nicht zum Tragen – sie agiert als Sonderermittlerin, wäre doch auch ein Reihentitel? Die kurzen Andeutungen in z.B. den Unterhaltungen mit dem Botschafter (wann „nett“ sein, wann Druck) machen jedoch durchaus Appetit auf mehr. Viele der Bücher von Dania Dicken setzen Verhandlungstaktiken deutlich besser in Szene.
Da stellt eine Frau fest, sie ist schwanger, gut, denn sie wünscht sich Kinder. Dennoch lebt sie von Kaffee, Koffeintabletten, es gibt Alkohol und sie begibt sich mehrfach in Lebensgefahr.
Recht früh gibt es ein Kapitel aus der Sicht eines lange namenlosen Afghanen, ab da weiß der Leser eigentlich fast alles zu den (meisten) Hintergründen. Warum nur? Mit dem zweiten Handlungsstrang hält sich die Autorin da zurück, aber es ist ja so modern geworden, Handlungen auch aus Opfer- und Tätersicht geschildert zu bekommen.
Und: nicht jeder Mitarbeiter einer Botschaft ist Diplomat, die Putzfrau beispielsweise bestimmt nicht. Da weckt der Klappentext hier den falschen Eindruck.

Bill darf Rechenschaft ablegen – und der Leser darf die Namen aller lesen, die vor ihm sitzen. Aller zehn, wobei eigentlich nur Teljer relevant ist? Ich kann mit Sätzen umgehen wie „Bill wurden alle Namen genannt“, ich will die nicht auch alle lesen.
Überhaupt, es gibt etliche Namen, auch viele Abkürzungen, NDS (der afghanische Nachrichtendienst), IED (improvised explosive devices), FRAU (der schwedische Nachrichtendienst),…eine kurze Liste bitte, gerade auch für Nicht-Schweden. Ich lerne ja gerne etwas dazu, aber da hier nur mit Begriffen um sich geworfen wird, wäre die Liste ausreichend. Erkenntnisse über Afghanistan? Weniger. Da eher Khaled Hosseini. Aber neu war mir, wie stark das schwedische Afghanistan-Engagement ist. Das hätte gerne genauer werden können, meinetwegen als Anhang.

Spannung naja geht so, gut zu lesen, inhaltlich teils nicht zufriedenstellend, angenehme Hauptpersonen. 3 Sterne, aber der Folgeband kommt ja auch erst in über einem Jahr.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Braucht man das oder nicht?

Die Jahre der Leichtigkeit
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Die 576 Seiten des ersten Bandes der fünfbändigen Cazelet-„Chronik“ habe ich locker heruntergelesen, doch obwohl ich in Band zwei mindestens hineinlesen werde, bleibt das Gefühl, irgendjemand habe nach ...

Die 576 Seiten des ersten Bandes der fünfbändigen Cazelet-„Chronik“ habe ich locker heruntergelesen, doch obwohl ich in Band zwei mindestens hineinlesen werde, bleibt das Gefühl, irgendjemand habe nach dem Erfolg der Serie „Downton Abbey“ nach einem, mit Verlaub, „Trittbrettfahrer“ gesucht. Unfair? Downton Abbey erschien ab 2000 im TV, hingegen das Original „The Light Years“ erschien bereits 1990. Der deutschen (Neu-) Ausgabe vom 20. Juli 2018 ging eine Ausgabe aus den Neunzigern voran unter dem Titel Sommerjahre mit ähnlich süßlichem Cover, Übersetzerin der Reihe damals Regina Winter. Ach, und verfilmt hat man die Cazelets auch, 2001. Ich vermute mal, das sehen wir hier bald. Bei der Ferrante-„Saga“ fehlt mir immer noch Band 4, weil ich mich frage, ob es wirklich ALLER (und so vieler) Bände bedarf – für’s Verlags-Portemonnaie sicher... Saga? Chronik? Uff.

Worum geht’s? Um die Familie Cazelet und ihr (sehr eng gezogenes) Umfeld, hier in den Jahren 1937-38. Keine Adeligen wie bei Downton, keine Unterschicht wie bei Ferrante mit Bildungs-Ehrgeiz – gut situierte Holzhändler, bloß keine weiteren Ambitionen. Unmengen von Personal, ohne jedoch den Fokus auf diese Parallelwelt wie bei Downton, nur kurze Streiflichter. Wie bei Ferrante, sollte man die Liste der Handelnden neben die Lektüre legen (es gibt einen Stammbaum zu Beginn), sonst blättert man dauernd – es sind zu viele, gleich von Anfang an, später kommen noch die Schwestern der Großmutter hinzu, die Schwester einer der Ehefrauen samt Mann und Kindern, die Geliebten zweier Protagonisten samt Familie…mir war es früh wurscht, wer wohin gehörte. Der Fokus schien mir auf den Frauen zu liegen, mit einem Beigeschmack: Sex ist wie alles Körperliche für „anständige“ (Ehe-)Frauen tabu, freudlos, uninteressant, ebenso außerhalb der Reichweite wie Selbständigkeit, Berufstätigkeit, eine eigene Entscheidung oder Meinung und der Ansatz der Erfüllung eigener Interesssen. Die zwei zu Bildung und eigenem Denken anders angelegten Charaktere, die Lehrerin Millicent und die ledige Cazelet-Schwester Rachel, sind dann gleich auch keusch angelegt, die eine fast mittellos und häßlich, die anderere rückenleidend und verdammt zur ewigen Selbst-Aufopferung, beide eher völlig unerfüllt liebend. In DER Häufung etwas zu viel. Selbst die eine glückliche Ehe krankt daran, dass jeder stets mit Bedacht tut, was der andere vermeintlich will, aber beide tatsächlich gar nicht mögen.

Einzig die Kinder empfand ich als komplexer gezeichnet, da kann zum Beispiel der Junge Teddy gleichzeitig dümmlicher Hedonist sein, Unterdrücker der Jüngeren und geduldiger Retter der Katze von Polly. Dem wohl geschuldet, lagen mir die Kinder näher, die Mädchen Louise, Polly, Clery speziell, Töchter je eines der Cazelet-Söhne. Da schwingt einiges an Andeutung in den Zeichnungen der Mädchenfiguren mit; Clery mit ihrem schriftstellerischen Talent und der bösen Stiefmutter (natürlich jung, dümmlich, ichzentriert), Polly mit all ihren Ängsten (um die Mutter, einen möglichen Krieg) und Louise, etwas verwirrend bezüglich der erfahrenen sexuellen Belästigung, von der später nicht wieder die Rede ist, mit Schauspieler-Ambitionen. Die weitere Andeutung liegt natürlich in der Zeit: während 1937 die Kriegserfahrung der Söhne dargestellt wird, steht 1938 im Zeichen dessen, von dem dem Leser die ganze Zeit bewusst ist, das es kommen wird, während die Romanfiguren noch auf Chamberlains Appeasement-Politik vertrauen.

Bei den Erwachsenen ist alles dabei, der glücklose Künstler, der Ehebrecher mit dem Selbstbild der völligen Selbstverständlichkeit, die etwas schrulligen Alten, die resolute Köchin, der grummelige Gärtner. Archetypen, irgendwie weniger amüsant als bei Agatha Christie mit der ihr eigenen Bissigkeit, die man meist nicht gleich bemerkt. Unterhaltsam für nebenbei – ich fand irgendwie das Leben der Autorin deutlich spannender. http://www.dailymail.co.uk/femail/article-2533918/I-semi-literate-truant-read-Harold-Robbins-dirty-bits-Lady-Chatterly-Only-wicked-stepmother-I-today-writes-MARTIN-AMIS.html
https://en.wikipedia.org/wiki/ElizabethJaneHoward
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/zum-tode-elizabeth-jane-howards-maenner-lagen-ihr-zu-fuessen-12736285.html
Ihr Vater war Holzhändler (sic!), ihre Mutter wie Villy früher Tänzerin. Ich lese mal in die Autobiographie hinein. Ihr Stiefsohn Martin Amis schätze sie als interessanteste Schriftstellerin neben Iris Murdoch, ich mag ihm nicht ganz folgen. 3 ½ Sterne.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Preußischblau

Zu nah
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„Die Frage ist immer dieselbe.
‚Was haben wir bis jetzt“, will ich wissen.“ S. 40f.
DCS Detective Chief Superintendent Frankie Sheehan. Erst war sie Kriminaltechnikerin, dann Profilerin. Über 25 Jahre ...

„Die Frage ist immer dieselbe.
‚Was haben wir bis jetzt“, will ich wissen.“ S. 40f.
DCS Detective Chief Superintendent Frankie Sheehan. Erst war sie Kriminaltechnikerin, dann Profilerin. Über 25 Jahre ist sie dabei, jetzt für die schwersten Verbrechen verantwortlich. Als mit Eleanor Costello ein weibliches Strangulationsopfer aufgefunden wird, merkt sie, dass etwas nicht zu einem Selbstmord passt. Der Ehemann der Toten, Peter, ist verschwunden. Da erhält das Team die Meldung, dass auch eine junge Studentin vermisst wird, Tochter der Nachbarn von Frankies Eltern. Und neben alldem hat Frankie noch damit zu kämpfen, dass sie selbst Narben trägt, physische und psychische, seitdem sie beinahe selbst getötet wurde.

„…jedes Mal, wenn ich an Tracy denke, spüre ich, dass irgendwo in dem Fall etwas nicht stimmt, etwas übersehen wurde.“ S. 252 DCS Sheehan ist hartnäckig. Sie war am Boden, hat sich wieder hochgerappelt, gegen die eigenen Panikattacken und undeutlichen Erinnerungen. Wegen dieser Hartnäckigkeit setzt ihr Chef Jack Clancy sie ein, um die harten Entscheidungen zu treffen. Mit ihrem Team ermittelt sie in erst einem, dann mehreren Fällen, atemlos immer dem nächsten Hinweis hinterher. Diese persönliche Sicht durch die Polizistin als Ich-Erzählerin ließ mich nicht los, ich wollte wissen, was ihr zugestoßen war und mit ihr den Fall lösen.

Der Leser wird in die Handlung hineingeworfen – Andeutungen zu Frankies Vergangenheit bauen gleichermaßen wie der eigentliche Fall Spannung auf. Die Frau ist tough, teils unvernünftig, aber dabei nie unglaubwürdig – ich kaufe ihr ab, dass sie genau so handeln muss, um vor sich selbst zu bestehen, vielleicht auch vor den Kollegen. Ich könnte mir eine Reihe vorstellen, einiges im Privaten bleibt offen und wäre ein Anknüpfungspunkt (warum war sie als Kind die zitternde verletzliche Kleine?). „Too Close to Breathe“, so der Originaltitel (also im Deutschen nur minimal gekürzt) ist ein solider Thriller mit einer durchgängig bedrohlichen Grundstimmung, einem komplex konstruierten Fall und einer interessanten Ermittlerin. Ja, lesen.