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Veröffentlicht am 09.08.2021

Bewährungen für die jungen Reiter

Bille und Zottel Bd. 03 - Mit einem Pferd durch dick und dünn
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Vor zwei Wochen war Billes dreizehnter Geburtstag, mit dem der Vorgänger dieses dritten Buchs der Reihe abgeschlossen hat und zu dem Zottel endlich ihr eigenes Pony wurde. An diesem Dezembertag findet ...

Vor zwei Wochen war Billes dreizehnter Geburtstag, mit dem der Vorgänger dieses dritten Buchs der Reihe abgeschlossen hat und zu dem Zottel endlich ihr eigenes Pony wurde. An diesem Dezembertag findet der Umzug statt in Onkels Pauls umgebautes Junggesellenhaus, und alle helfen mit. Die große Schwester Inge wird mit ihrem Verlobten in das alte Haus ziehen. Bille erhält inzwischen Reitunterricht bei Herrn Tiedjen nicht mehr allein, sondern mit allen Henrich-Kindern, dabei muss Florian lernen, was passiert, wenn man sich nicht richtig um sein Pferd kümmert, Billes Mutter Olga heiratet den Bauunternehmer Ossowsky – also Onkel Paul – und Zottel darf die Hochzeitskutsche ziehen.

Die Geschichte ist wieder sehr kurzweilig, von einer mit Zahnpasta verzierten Hochzeitstorte, über gutes Taschengeld bei Schneeverwehungen für die jungen Reiter, bis hin zu einer Entführung von Zottel und der Geburt des Fohlens Sindbad, bei der Bille dabei ist und der später ihr Flaschenkind wird.
Doch es wird auch dramatisch: Bei der Schneeschmelze bricht die Schleuse bei Ostendorf, Häuser müssen evakuiert werden. Die fünf Reiter und Karlchen retten ein 12jähriges Mädchen und ihre beiden kleinen Geschwister vor den Fluten samt Schweinen, Kühen, Schafen, Hühnern und Hund. Danach helfen sie beim Wiederaufbau, bis sie realisieren, wie schlim alle Kleinkinder des Ortes getroffen sind: Der Kindergarten ist unbrauchbar geworden. Dafür wollen sie Spenden sammeln. Doch auch Streiche kommen nicht zu kurz, als die ungeliebten „Schröder-Kinder“ zu Besuch kommen, die drei Kinder einer Jugendfreundin von Frau Henrich. Mit einem „Florian-Henrich-Geburtsritt“ als Wettbewerb sollen die drei verzogenen Angeber auf Normalmaß zurechtgestutzt werden, und auch Zottels Paradestück aus Zirkuszeiten, die „Schöne blaue Donau“ darf nicht fehlen.

Wieder lustig und unterhaltsam, es war mir nur der Trupp um Bille dieses Mal irgendwie „zu gut“, mit diesem „wir sind Reiter, also sind wir nicht so dumme Weicheier“-Modus. Aber nur ein ganz klein wenig…es fehlte ein wenig dieses unverkrampft-freche der Vorbände?!
4 ½ Sterne.

Auch hier wieder eine Anmerkung, wie beim Vorband, zum Zeitgeist: Bille nennt den Jugendfreund der Mutter "Onkel Paul". Auch, als der ihre verwitwete Mutter heiratet. Gefällt mir - er wird nicht ihr neuer "Vati", er war schließlich schon vorher ein väterlicher Freund. Das zogen Autoren in anderen Büchern aus den 70ern und erst recht davor noch ganz anders durch, ohne Rücksicht auf Verluste.

zu den Protagonisten der Vor-Bände kommen dazu:
ein junger Feuerwehrhauptmann
einige Männer vom THW
die zwölfjährige Lieselotte
ihr kleiner Bruder Jan

Bauer Clausen
Ursel, eine Schulkameradin
Musiklehrer Schaper

Frau Schröder, eine Schulfreundin von Charlotte Henrich, der Mutter der drei Henrich-Söhne
Herr Schröder, ihr Mann
Brigitte, 15, Tochter der Schröders
Bernhard, 14, Sohn
Jochen, 13, ebenfalls
Wodrich, der Stallbursche der Schröder-Pferde

Hanibal, brauner Wallach
Yvette, Hannoveraner Apfelschimmelstute
Mambo, Holsteiner

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Der beste Geburtstag

Bille und Zottel Bd. 02 - Unzertrennliche Freunde
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In diesem zweiten Band der Bille und Zottel-Reihe geht es nahtlos weiter direkt nach dem Erntefest auf Groß-Willmsdorf, mit dem der erste Band geendet hatte.

Die fast dreizehnjährige Bille soll sich um ...

In diesem zweiten Band der Bille und Zottel-Reihe geht es nahtlos weiter direkt nach dem Erntefest auf Groß-Willmsdorf, mit dem der erste Band geendet hatte.

Die fast dreizehnjährige Bille soll sich um ein gleichaltriges Mädchen kümmern, Bettina Henrich. Deren Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sie selbst wurde schwer verletzt. Nur körperlich genesen, soll sie bei der Familie des Bruders ihres Vaters leben, den Eigentümern von Gut Peershof. Doch zunächst dringt niemand zu dem Mädchen durch, nicht ihre drei Cousins Florian, Simon und Daniel, auch Bille nicht. Erst ein Beinahe-Unfall bei einer Kutschfahrt mit Bille und ihrem Pflege-Pony Zottel macht Bille klar: trotz allem aufgesetzten Desinteresse hängt die Mitschülerin durchaus noch an ihrem Leben.

Es muss einiges passieren, bevor nicht nur Bettina richtig ankommt in Wedenbück, auch Bille muss fürchten, Zottel zu verlieren. Dazwischen kommen ein gewaltiger Sturm, ein verlorenes Armband, ein Pony als letzter Streich bei einer Beerdigung, Zottel als Schimmel verkleidet bei einem Martinsumzug und Herr Tiedjen weitet seine Unterrichtsstunden aus.

Kleine Anmerkung: In den 70ern hat man Mädchen wie Bettina, Kinder, deren Eltern gestorben waren, in andere Familien gesteckt und ihnen gesagt, wie gut sie es hätten (in noch früheren Büchern hätten sie teils gleich Mama und Papa zu den neuen "Eltern" sagen müssen). Wenn sie sich schwer taten, gab man ihnen einen Hund oder ein Pferd oder ähnliches - und die Welt war in Ordnung. In heutigen Büchern bekommen solche Kinder bis ins Greisenalter Therapie wegen Traumata. Hm. Irgendwo dazwischen, vielleicht, und vielleicht auch unterschiedlich nach Person??

neben den Personen aus Band 1:
Herr und Frau Charlotte Henrich, die Besitzer von Gut Peershof
Bettina Henrich, ihre Nichte
Sohn Florian
Sohn Daniel, 17, sehr groß und blond wie die Mutter
Sohn Simon, 15, dunkelhaarig wie der Vater.
Fräulein Fuchs, Haushälterin der Henrichs

Asterix, Daniels Schimmel, Holsteiner
Pünktchen, Simons Goldfuchsstute
Bongo, Florians Rappe.
Sternchen, eine Haflingerstute.
Iris hat jetzt Irrlicht gefohlt
Santa Monica mit San Franzisko
Jacaranda mit Jasmin.
Black Arrow, Rappe

1 http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/505710/Product

2 dieses Buch

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Bille darf endlich reiten

Bille und Zottel Bd. 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick
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Beinahe wäre die fast dreizehnjährige Bille von ihrer Mutter erwischt worden: jeden Morgen, jeden Mittag, jede freie Stunde schleicht sie sich heimlich in die Pferdeställe des nahen Gutshofs Groß-Willmsdorf, ...

Beinahe wäre die fast dreizehnjährige Bille von ihrer Mutter erwischt worden: jeden Morgen, jeden Mittag, jede freie Stunde schleicht sie sich heimlich in die Pferdeställe des nahen Gutshofs Groß-Willmsdorf, um die von ihr geliebten Pferde wenigstens sehen und pflegen zu können. Ihre Mutter hält die Leidenschaft ihrer jüngsten Tochter leider für nutzlos und schlicht zu teuer, kann sie mit ihrem kleinen Laden kaum noch gegen die aufkommenden Supermärkte bestehen. Durch einen wortwörtlichen Zusammenstoß mit dem von Bille bewunderten Besitzer des Guts, dem erfolgreichen Springreiter Tiedjen, gewinnt das Mädchen einen Unterstützer für ihre Pläne: er erkennt sich selbst als Kind im Verhalten des Teenagers. Als der Dorftierarzt aus einer Tierrettung aus einem Wanderzirkus eine Pflegestelle für ein Halbpony benötigt, bietet Herr Tiedjen Bille einen Deal an: sie kümmert sich um das verwahrloste Pferd, dafür bekommt sie Reitunterricht.

Jetzt muss nur noch Billes Mutter überzeugt werden. Bille weiß jedoch noch nicht, auf was sie sich bei dem zotteligen Halbpony eingelassen hat…

Ich hatte die Bücher in meiner Pferdephase verschlungen, aber auch heute sind die Erlebnisse des verfressenen Ponys Zottel, der ein wahrer Ausbrecherkönig ist und sich gelegentlich spontan an seine Zirkustricks erinnert, herrlich zu lesen und immer noch lustig. Dazu sind die Charaktere sympathisch, nur mit Billes irgendwie verhärmt und verbittert wirkender Mutter wurde ich lange nicht warm – da umarmt Bille die Mutter nicht stürmisch, weil „…sie wußte, daß Mutsch allzu heftige Liebesbezeugungen nicht mochte“. Klar. Naja, und schon damals hoffte ich, dass nicht alle Kinder mit Hobby-Wünschen, die nicht von ihren Eltern geteilt wurden, jetzt wilde Stunts machen würden, um sich vor die Fahrzeuge derer zu werfen, die ihrem großen Traum bereits nachgingen – so, wie Bille auf ihrem Fahrrad mit geschlossenen Augen den Preis der Nationen reitet, direkt vor „Herrn Tiedjens“ Auto (nein, der Mann hat keinen Vornamen, scheint es). Was soll es, die Bücher sind toll. Und Mutsch bekommt später auch noch einen Zugang zu mehr Glück im Leben. 5 Sterne.


Ich „verorte“ das Buch in die Zeit in den frühen 70ern – wenn „Mutsch“ noch als Kind in Ostpreußen gelebt hat und von dort geflohen ist, dürfte sie ein ähnliches Geburtsjahr haben wie die Autorin selbst, 1939, oder etwas früher; kaum jünger, sonst würde sie sich nicht erinnern, eher älter, da sie von „Onkel Paul“ an ihre eigene Pferdeliebe mit „noch keine zwölf“ vor der Flucht erinnert wurde. Die 70er waren dann auch die Zeit, in der in der „alten“ Bundesrepublik selbst in den kleinen Städten die Supermärkte endgültig die kleinen Tante-Emma-Läden vertrieben, wie es hier mit „Mutschs“ Laden passiert.

Es fallen dann so Sätze wie „Meine Große, die Inge, … die hat nie solche Flausen im Kopf gehabt. Die hat von Anfang an gewusst, wo ihr Platz im Leben ist – und nicht so rumgesponnen wie unser Küken da. Wenn wenigstens ihr Vater noch lebte – der hätte ihr die Dummheiten schon längst ausgetrieben. Aber auf mich hört sie ja nicht.“ S. 10 Weil man ja wissen sollte, wo der einem zugewiesene Platz im Leben ist, und davon auch bitte nicht abzuweichen hat. Natürlich ein Satz der Mutter - und deren Glück kommt dann, auch "natürlich", nur durch einen Mann. Naja.


Personen:
Bille, Sybille Abromeit, fast 13. Wohnt mit ihrer Familie in Wedenbruck.
„Mutsch“, die verwitwete Olga Abromeit, Billes Mutter
Inge, Billes zwölf Jahre ältere Schwester

Onkel Paul. Kennt Mutsch seit der gemeinsamen Kindheit in Ostpreußen – nach der Flucht hatten sich ihre Familien in Wedenbruck eine neue Existenz aufgebaut. Er ist dabei, einen Spar-Markt aufzubauen in Leesten.
ein junger Kunstschmied namens Thorsten

Karlchen Brodersen, 14, rothaariger Sohn der Nachbarn, Billes bester Freund und „Zieh-Bruder“. Moped-Fan
Hubert Brodersen, Karlchens großer Bruder, Pferdepfleger auf Groß-Willmsdorf

der alte Petersen, Pferdepfleger
Herr Tiedjen, berühmter Springreiter und Besitzer von Groß-Willmsdorf
Dr. Dörfler, Tierarzt
Herr Müller. Geschäftsführer beim „Verein gegen den Mißbrauch der Tiere“ in Neukirchen
Herr Lohmeier, Verwalter von Groß-Wilmsdorf,
seine Frau
Frau Beck, die nette alte Sekretärin
die drei Söhne der Peershofer

Helga, neu in Billes Klasse im Schulzentrum in Niendorf. Karlchen schwärmt für sie
Heike, Klassenkamerdin
Elli Jansen, ebenso. Ihre Mutter steht im Dorfkrug an der Theke

Kalle Ungehauer, Zuchthäusler
Polizist Bode

Fuchshengst Patrick
Donau, Fuchsstute, fohlt im Laufe des Buches Donata
Iris, Rappstutte, sehr nervös, fohlt ebenfalls
Zottel – Rotschimmel, Halbpony, gerettet aus dem Zirkus Sandranelli
Troja, Stute
Lohengrin, Fuchswallach
Feodora, Apfelschimmelstute.
Nathan, 7jähriger Wallach
Sinfonie, Fuchsstute, unberechenbar


Tina Caspari ist der von Rosemarie Eitzert am häufigsten zum Schreiben genutzte Name; ich kenne von ihr die Bille und Zottel – Reihe sowie die Katja-Bücher . Die Autorin wurde geboren als Rosemarie Schach von Wittenau und schreibt auch als Claudia Jonas („Internat Wespennest“ habe ich von ihr) oder in Anlehnung an ihren Mädchennamen als Rosemarie von Schach. Einige der Bücher, die für den deutschen Sprachraum als von Enid Blyton geschrieben veröffentlich wurden, stammen in Wirklichkeit ebenfalls von ihr (Dolly ab inklusive Band 7 sowie Tina und Tina ab inklusive Band 4). https://www.goodreads.com/author/show... sowie die weiteren Links zu den anderen Namen. Die Autorin wurde am 25. Januar 1939 in Berlin oder in der Nähe von Berlin geboren (letzteres laut Wikipedia https://deutsch-wiki.ru/wiki/Rosemari...).
1. Pferdeliebe auf den ersten Blick, 1976
2. Zwei unzertrennliche Freunde, 1977 http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/505713/Product
3. Mit einem Pferd durch dick und dünn, 1977
4. Applaus für Bille und Zottel, 1978
5. Die schönsten Ferien hoch zu Roß, 1978
6. Gefahr auf der Pferdekoppel, 1979
7. Ein Cowboy für Bille und Zottel, 1979
8. Ein Filmstar mit vier Beinen, 1980
9. Im Sattel durch den Sommer, 1980
10. Im Hauptfach Reiten, 1982
11. Sensation in der Manege, 1983
12. Frühling, Freunde, freche Fohlen, 1984
13. Das Fest der Pferde, 1985
14. Ein Pony auf großer Wanderung, 1987
15. Pferde im Schnee, 1989
16. Pusztaferien und Ponybriefe, 1990
17. Reitclub Wedenbruck, 1991
18. Die letzte Hürde, 1995
19. Ein Pony mit Herz, 1996
20. Rückkehr nach Wedenbruck, 2001
21. Ein ganz besonderer Sommer, 2003

An dieser Stelle habe ich ein Interview mit der Autorin gefunden https://web.archive.org/web/200803250...

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Veröffentlicht am 23.02.2021

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Deutsches Haus
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Die Handlung findet statt von Dezember 1963 bis Dezember 1964.
Die junge Eva Bruhns aus Frankfurt hat einen Freund, der sich am 3. Adventssonntag ihrer Familie vorstellen will. Es gibt die ältere dickliche ...

Die Handlung findet statt von Dezember 1963 bis Dezember 1964.
Die junge Eva Bruhns aus Frankfurt hat einen Freund, der sich am 3. Adventssonntag ihrer Familie vorstellen will. Es gibt die ältere dickliche und dauer-essende Schwester Annegret, Säuglingsschwester im Stadtkrankenhaus, 28, den kleinen Bruder Stefan, sowie die Eltern Ludwig und Edith. Sie betreiben das „Deutsche Haus“ in der Berger Straße, der Vater ist dort Koch. Mit ihrem Fast-Verlobten hat Eva das große Los gezogen, denn Jürgen Schoormann soll der Nachfolger seines Vaters für dessen erfolgreichen Versandhandel werden. Doch Jürgen ist zögerlich, häufig distanziert und hoffnungslos konservativ: Die Frau habe sich unterzuordnen, punktum. Doch bislang arbeitet die als Dolmetscherin für Polnisch ausgebildete Eva für eine Agentur und wurde gerade für einen wichtigen Gerichtsprozess angefordert. Dieser stößt auf wenig Gegenliebe bei Jürgen oder ihren Eltern und auch nicht in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung.

Der Roman bezieht sich auf die in Frankfurt durchgeführten ersten Auschwitzprozesse https://de.wikipedia.org/wiki/Auschwitzprozesse


Jetzt kommt mein Dilemma: das Thema ist wichtig. Meiner Erfahrung nach wissen die Menschen mehr über die Verbrechen zur Zeit des Nationalsozialismus als über den Umgang damit in der Zeit danach. Umso wichtiger finde ich bei beidem einen angemessenen Umgang. Ja, das Buch geht respektvoll mit dem Thema um und findet in der anfangs naiven jungen Frau eine Sympathieträgerin, die den Leser durch das Buch führt. Es gibt aber sonst sowohl positive als auch negative Aspekte:

Negativ fand ich einen großen Anteil an schlichtem Kitsch. „Eva spürte, wie ihr ein Tropfen Schweiß über die Mitte des Rückens bis in die Poritze lief.“ S. 86 fand ich noch fast komisch. Die Satzstruktur vermittelt teils gewollte Dramatik: „Am Fenster in der ersten Etage über dem Schriftzug , über den Buchstaben , stand eine hellbraune Gestalt und sah auf Eva hinab. Ihre Mutter. Sie schien unbewegt, aber Eva hatte den Eindruck, als nehme sie Abschied. Eva drehte ihr schnell den Rücken zu. Sie schluckte. Das fehlte noch. Jetzt weinen.“ S. 8 Hatte die Autorin Atemlosigkeit beim Schreiben?
Komplett unsinnig fand ich den Nebenplot mit dem Todesengel und nur in Ansätzen hilfreich weitere Nebenplots wie die wahre Geschichte von David oder die Erlebnisse von Schoormann Senior. Wer eine evangelische Familie begleitet in deren Sicht, sollte auch nicht von „Evangelen“ sprechen. Ansonsten waren die vorbereitenden Hinweise etwas dick aufgetragen; da wurde mit dem ganzen Zaun gewunken: Der Mutter wird vom Brandgeruch immer schlecht, sowohl Eva als auch ihr Vater gehen nicht gerne zum Friseur (warum überhaupt der Vater?) oder ganz zu Beginn wird bereits auf S. 22 gesagt, dass der Vater lügt, wenn er behaupt in einer Feldküche an der Westfront gewesen zu sein. Das ist das Niveau von Groschenromanen. Und wie Eva überhaupt dazu kommt, ausgerechnet Polnisch als Dolmetscherin zu lernen, ist auch aus der Sicht ihres fünfjährigen Ich nicht wirklich einleuchtend. Und warum bitte bitte bitte dieses an Trivialität nicht zu übertreffende Ende?

Dann aber kommen Stellen, die sind so richtig gut getroffen. Das Kleinbürgertum, die Spießigkeit gegenüber Ausländern und das Dilemma der Nachgeborenen kommen authentisch rüber. Die Anzeige, die von der Mutter gestellt wurde, hat mich überrascht. Die Reaktion von Jaschinsky darüber, was Eva von ihm will, stellvertretend für die Deutschen, trifft genau: „Trost. Sie wollen, dass wir sie trösten.“ Die Erkenntnis von Eva ist stark, dass es ihr nicht zusteht, dass sie kein Recht hat auf ihr Selbstmitleid. Wäre doch nur der Rest auf diesem starken Niveau geblieben.

Was mache ich jetzt damit? Thema und die wenigen, aber starken Glanzlichter: 5 Sterne plus. Der Groschenroman-Anteil – keine 3 Sterne.

3 Sterne insgesamt. Ich habe einfach schon gelungenere Romane, selbst gelungenere Krimis, zum Thema gelesen.

https://www.auschwitz-prozess.de/

https://www.spiegel.de/geschichte/stadtgeschichte-a-949057.html#fotostrecke-f1839d31-0001-0002-0000-000000108867

Bild 14 zeigt den Gerichtssaal mit dem oft erwähnten Bild

Veröffentlicht am 09.02.2021

Treffer

One Life
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Ich habe das Original gelesen

I am several things unusual for being German. I do not like football / soccer (football as the term that is opposed to “American Football” where I live…). I do know I did ...

Ich habe das Original gelesen

I am several things unusual for being German. I do not like football / soccer (football as the term that is opposed to “American Football” where I live…). I do know I did watch exactly one football match in my life, some thing when Cameroon got far when nobody expected them to. I do not care if Germany plays, wins, or anything. I never heard about Megan Rapinoe before – I started the book as a random pick, rather, because a book challenge suggested it (I might do anything if a book challenge suggests).

I loved the book. I was thrilled by descriptions of, yes, football matches – vivid and captivating as if it were a mystery. Furthermore, I was impressed.

Megan Rapinoe was born July 5, 1985 in the United States and grew up in a middle-class family in California, with quite a number of family, including siblings from her mother’s previous marriage, a twin sister, her older brother’s son who was grown up by his grandparents, or even her aunt, who in age felt more like her sister to her. Quite a mix. The parents worked hard to make ends meet and were supportive of their children, even if that soon meant driving young Megan to her various sports obligations. She showed talent even as a tiny tot, and would early on make her way to become a professional player. Dull? Nope. This is so wonderfully and entertainingly written, it got to me, and I could very much sympathize with the family background.

But Megan Rapinoe is so much more – she soon developed to become a political activist. LGBT, equal pay, black lives matter, politics – name it, and she did speak up. She started so for being gay herself, when she realized that though she never pretended to be otherwise, there was a difference: with some number of her various team mates being gay too, still nobody else wanted to have a public coming out. Yet when Rapinoe did, she experienced a lot of reaction from especially young persons, who for the first time felt like having a public figure taking the lead for them, felt not alone anymore. Unfortunately, there was also some hate – I was shocked when I validated via her Instagram account. https://www.instagram.com/mrapinoe/ Seriously, in our time and age, I just do not understand those reactions for something that is just being who you are, without imposing upon anybody else.

The US female national team has been very successful over the years, wining a lot, bringing in lots of money – only, not for themselves. Rapinoe not only says so – she gives proof. She contrasts the wins of the men (less) to those of the women (mostly), the money coming in from that, and still men get money for simply showing up, women only if they win. The book follows some of the combat of the women to try and change this.

The sportswoman soon realized that there was no chance for a change when there would not be any support for those discriminated by those who were on the side of those not offended –only if men will realize that women’s pay is not adequate and will protest along with women, some change will come. When she realized that here she needed the support of others, she began to feel the same as on other matters. Megan Rapinoe was one of the first white sportspersons to kneel during the US national anthem to protest the disregard of persons of color, to show her solidarity against white supremacy. I found her well informed, and convincing.

Recommendation.

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