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Veröffentlicht am 12.05.2019

It runs in the family

Die Schwingen des Todes
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Ich habe die Originalausgabe gelesen "Stone Kiss"

When Ephraim Lieber is found murdered, his 15-year-old niece Shaynda who was with him is missing. But what have they been doing together? Was it really ...

Ich habe die Originalausgabe gelesen "Stone Kiss"

When Ephraim Lieber is found murdered, his 15-year-old niece Shaynda who was with him is missing. But what have they been doing together? Was it really just her uncle helping her or was there anything in between them? And has she disappeared willingly or was she taken? LAPD-cop Peter Decker is asked to come out to New York to investigate, as his brother is married to the dead man’s sister. When he and wife Rina arrive in New York, they become entangled knee deep in religious discrepancies, distrust and hidden truths, all while trudging along sometimes cooperative, sometimes unwilling local police – this is alien ground to them. But this is nothing in comparison to the encounter with an old acquaintance from Los Angeles – mobster Chris Donatti. It looks like one of his hits. But does that make sense?

I loved the number 14 in the series – and that is SO unfair. I had intended to leave the series for good, as I had liked the first seven or so books that much better than the last ones. But this was ingenious – not to be read standalone, as one should definitely have read both, “The Ritual Bath” (no 1, how Peter and Rina met), “Day of Atonement” (no 4, how Peter meets his New York birth family – he was adopted), and “Justice” (no 8, the first encounter with Chris Whitman), to really profit best from the story. This is bringing all the best elements in the series together: background on orthodox jewish life, different variations, Rina is getting deeply involved, Peter brings in his baby-bro Randy (adoptive brother), the boys are over in New York, too, and you meet up with Terry and Chris. Add humor, footwork, and action – now I will need to get the next books, maybe even up to number 24 or 25, I lost track.

Only complaint – daughter Hanna is 9 years old. Who would carry a 9-year-old as much as Rina does? That kid must be pretty heavy. And the school child behaves much younger. But that is picking. Great read!

This is eight years after “Justice”.
p205 Rina is 38, Peter is 50.
p 208 Jacob almost 18
Hanna Rosie p 1 - 9 ys old

Veröffentlicht am 12.05.2019

Vergangenheit

Blind
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Schritt eins: App laden (gratis, keine In-App-Käufe): https://www.bemyeyes.com/language/german
Be My Eyes, dort registrieren als Sehender oder Blinder/Sehbehinderter. Wer blind oder sehbehindert ist, startet ...

Schritt eins: App laden (gratis, keine In-App-Käufe): https://www.bemyeyes.com/language/german
Be My Eyes, dort registrieren als Sehender oder Blinder/Sehbehinderter. Wer blind oder sehbehindert ist, startet die App und fragt zum Beispiel, ob das vor einem zueinander passende Socken sind, was auf dem Klingelschild steht oder wohin die Tablette gekullert ist. Wer sieht, bekommt als Teil einer von der App getroffenen zufälligen Auswahl verfügbarer Helfer eine Anfrage zugewiesen, hat eventuell gerade Zeit, meldet sich zuerst und beantwortet die Frage mit Hilfe der Kamera des Gegenübers.
In meiner Familie gibt es eine Augenkrankheit, durch die man irreparabel Schaden am Sehnerv nimmt. Noch ist nicht eindeutig, ob ich später betroffen sein werde.

Schritt zwei: Buch kaufen

So macht das hier auch Nathaniel, als elfjähriger nach einer Familientragödie erblindet, und erfährt von Carole, welches das blau karierte Hemd ist. Doch plötzlich hört er noch etwas anderes, ein Kreischen, ein Rumpeln, ein schleifendes Geräusch. Die Verbindung bricht ab. Nathaniel weiß, dass etwas nicht stimmt, doch niemand glaubt ihm. Verzweifelt wendet er sich an die TV-Reporterin Milla Nova; gemeinsam kommen sie tatsächlich weiter. Doch etwas stimmt nicht…

Dieser als Krimi deklarierte Roman ist mindestens vom Tempo her eher ein Thriller, kein Whodunnit. Ich habe die Seiten in einem Tag verschlungen, bin den verschiedenen Wendungen und neuen Informationen nachgehechelt wie Blindenhündin Alisha, habe gegenüber meinem Umfeld mit mangelnder Auskunftsbereitschaft geglänzt wie Millas Freund, der Polizist Sandro („geht gerade nicht, ist spannend“). Mir gefielen die Charakterzeichnungen, besonders Nathaniel und Veronika, der Handlungsort Bern, die Sprache: „Nathaniel hatte sich nichts anmerken lassen. Hatte seine Emotionen zu einem Knäuel zusammengeknetet und hinuntergewürgt, wie er es immer tut, wie das alle machen in dieser Familie, die nicht die seine ist.“ S. 58

Was mir nicht gefiel: ich ahnte, dass da bald Stränge zusammengeführt werden (ohne zu spoilern geht das nicht genauer) – kurz vor Ende war das dann auf den letzten 40, 45 Seiten recht klar. Das ist jetzt bei reiner Handlung (der Rest ist Widmung) bis Seite 443 nicht arg tragisch und wird zu gewissen Teilen ausgeglichen durch die „Action“, die stattdessen spielt, war mir aber im Gegensatz zum sonst richtig starken Buch ein etwas zu glatter Schluss (mit Entschuldigung an Millas und Alishas Waden). Mein Fehler ist vermutlich, nach Andreas Pflügers „Endgültig“ mit dessen blinder Protagonistin ein paar sehr sehr große Fußstapfen im Hinterkopf gehabt zu haben. Der Vergleich ist gemein für Autorin Christine Brand und wird beiden Büchern nicht gerecht.

Vor die Inselfrage gestellt, würde ich zwar immer noch Andreas Pflügers Werk mitnehmen – aber auf eine Schmuggeloption für Christine Brand hoffen…
4 ½ Sterne (der Vergleich zu Pflüger mit 6 - leider hypothetischen - Sternen)

Veröffentlicht am 12.05.2019

Der Geist aus der Flasche

Der Tod auf dem Nil
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O: Death on the Nile, 1937, November; in den USA im Folgejahr. Dieser 22. Kriminalroman von Agatha Christie ist der 15. mit Hercule Poirot. Die deutsche Erstausgabe erschein bei Scherz 1959 übersetzt ...

O: Death on the Nile, 1937, November; in den USA im Folgejahr. Dieser 22. Kriminalroman von Agatha Christie ist der 15. mit Hercule Poirot. Die deutsche Erstausgabe erschein bei Scherz 1959 übersetzt von Susanne Lepsius; leider übersetzte sie hier „Linnet Ridgeway“ als „Linna Ridgeway“, warum auch immer. Meine Ausgabe ist von 1983 mit einem Coverbild aus der Verfilmung von 197 mit Peter Ustinov (genial hinsichtlich der Manierismen von Poirot, jedoch optisch weit entfernt vom kleinen, eierköpfigen, schwarzhaarigen Original – hier bleibt David Suchet der Maßstab). Seit 2005 gibt es eine neue Übersetzung durch Pieke Biermann im Fischer Verlag; vergleiche Wikipedia. Neben Poirot tritt hier zum dritten Mal Colonel Race in Erscheinung wie auch in:

(1) 1963: Der Mann im braunen Anzug – 1924: The Man in the Brown Suit. Standalone, kein sonst wieder in Erscheinung tretender Ermittler, außer eben Race
(2) 1938: Mit offenen Karten/ Karten auf den Tisch – 1936: Cards on the Table. Mit Poirot (zum 13. Mal)
(3) (Der) Tod auf dem Nil – Death on the Nile
(4) 1949: Blausäure – 1945: Sparkling Cyanide, US: Remembered Death. Standalone.


Linna (eigentlich Linnet) Ridgeway gilt als die Frau, die alles hat: sie ist jung, schön, entschlossen und die reiche Erbin eines Millionärs. Lord Charles Windlesham macht ihr einen Heiratsantrag, der sie endgültig in den besten Kreisen etablieren würde. Doch Linna verliebt sich in Simon Doyle und heiratet ihn, noch bevor sie 21 wird. Aber Simon wurde ihr vorgestellt als Verlobter ihrer Schulfreundin Jackie de Bellefort – und die verfolgt das Paar auf der Hochzeitsreise. Als die unfreiwillige Reisegesellschaft in Ägypten ankommt, trifft sie neben verschiedenen anderen Personen dort auch auf Hercule Poirot. Man findet sich auf einer Nilkreuzfahrt wieder – und der Tod ist mit an Bord.

Ich empfinde diesen Roman als einen der modernsten Poirots – da gibt es Stalking, noch bevor man das so genannt hätte, und mit Linna/Linnet und Jackie zwei Protagonistinnen, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen, statt brav auf die Herren der Schöpfung zu warten (man könnte das auf weitere Damen der Reisegruppe ausdehnen; das ist so ein wiederkehrendes Thema der Dame – die Herren kommen nicht immer gut weg bei ihr). Außerdem ist der Aufbau sehr modern, da werden die verschiedenen Protagonisten kapitelweise im Wechsel immer weiter vorgestellt, so dass der Leser zum Zusammenhang immer weiter grübeln kann, was denn passieren mag (wäre nicht der Klappentext, der das Mordopfer vorab verrät, nun ja). Vom eigentlichen Mord erfährt man im Roman erst auf Seite 102 meiner Ausgabe.

Ab da folgt die Ermittlung den bewährten Schemen voriger Poirot-Romane, da wird erfasst, wer von den Teilnehmern der Kreuzfahrt mit wem um welche Zeit an welchem Ort war, worin ein Motiv bestehen könnte und welche Wege genommen wurden. Erschwert wird die Ermittlung durch ein Perlendiebstahl, einen Angriff mit einer Schusswaffe und die Gewissheit, dass ein politischer Agitator an Bord vermutet wird (heute würde man wohl von einem Terroristen sprechen). Von den Gästen könnte mehr als eine Person involviert sein und (typisch für Christie) mehr als einmal wird die Wahrheit aus eigennützigen Motiven verschwiegen:

• Tim Allerton und seine Mutter Mrs Allerton, 50. Der Leser folgt ihnen ab Mallorca.
• Joanna Southwood, 27. Sowohl Tims Cousine zweiten Grades als auch eine Freundin von Linna.
• die ältere Miss Marie Van Schuyler, ihre Pflegerin Miss Bowers und ihre „arme Cousine“ Cornelia Robson als Gesellschafterin
• Linnas Vermögensverwalter Mr. Andrew Pennington - er und sein nicht mitreisender Partner Sterndale Rockford erfahren in NY von Linnas Hochzeit.
• Jim Fanthorp. Er und sein nicht mitreisender Onkel William Carmichael glauben nicht, dass Pennington zufällig in Ägypten auf Linna trifft
• Mrs Salome Otterbourne, Autorin anzüglicher Romane, und Tochter Rosalie
• Guido Richetti, Archäologe aus Italien.
• Dr. Bessner - auf dem Schiff. Deutscher? Nein, Arzt aus Österreich
• Mr. Ferguson - der „sozialistische junge Mann“
Schiffsingenieur Fleetwood
• Louise Bourget, Linnas Mädchen

Trivia:
Ägypten ist mehrfach Schauplatz von Christies Romanen, so in:
- Rächende Geister (zur Zeit der Pharaonen)
- "Das Abenteuer des ägyptischen Grabes" - einer Kurzgeschichte in "Poirot rechnet ab"

Referenzen:
Kapitel 6: Referenz zu Poirots schwerstem Fall (bei mir S. 55) "Obwohl ich zugeben muß, daß das genialste und am schwierigsten zu lösende Verbrechen, das mir unter die Hände kam, einer plötzlichen Eingebung zufolge begangen wurde." - hm, welcher Fall mag das sein, der einer plötzlichen Eingebung zufolge begangen wurde? Hm. Ich vermute "Karten auf den Tisch", weil dieser Mord aufgrund einer Bemerkung des Gastgebers spontan begangen wurde.
Vielleicht: Der blaue Express,

Kapitel 11: Referenz zu "Mit offenen Karten": "Hercule Poirot war Oberst Race ein Jahr zuvor in London begegnet. Sie waren beide Gäste eines sehr seltsamen Diners gewesen, das mit dem Tod eines sehr seltsamen Menschen geendet hatte - ihres Gastgebers." (bei mir Seite 89)

Kapitel 12: Miss van Schuyler erwähnt gegenüber Poirot Rufus van Aldin (bei mir S. 93) "Mir ist eben erst zu Ohren gekommen, wer Sie sind, Monsieur Poirot. Ich habe von Ihnen gehört durch meinen alten Freund Rufus van Aldin." Das bezieht sich auf "Der blaue Express"

Kapitel 22: Referenz an Mord im Orientexpress (bei mir S. 160) "Vor Jahren, als ich einen Mordfall im Orientexpress untersuchte, spielte ein roter Kimono eine gewisse Rolle. Er war verschwunden, musste aber noch im Zug sein. Und wo, meinen Sie, fand ich ihn? In meinem eigenen Koffer! Eine unglaubliche Frechheit, nicht wahr?"

Kapitel 27: Referenz Japp "Mein Freund, Chiefinspektor Japp, kam zu dem Schluß, daß die Diebstähle ..." Bei mir S. 193

Kapitel 27: die Namen der Gemüse könnten auf "Der Mann im braunen Anzug" verweisen

Kapitel 28: S. 202 Referenz zu "Mord in in Mesopotamien" "Ich habe einmal beruflich an einer archäologischen Expedition teilgenommen ..."

Zeitgeist:
S. 13 „Negerkapelle“
Cornelia Robson arbeitet als „arme Verwandte“ als Gesellschafterin für eine Cousine
S. 69 "...obwohl sie wie eine Negersklavin behandelt wird."
S. 85 „Neger“
S. 86 "..einer von diesen kleinen schwarzen Teufeln..." = ein Ägypter

Veröffentlicht am 12.05.2019

"Der einzig einfache Tag war gestern." Maarten S. Sneijder

Todesreigen
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Ich benötige jetzt einen Vanilletee. Und dann Fakten bitte, keinen Smalltalk, das langweilt mich. Aber für den Hund ein Leckerli – nein, das ist nicht mein Hund, ja, ein Basset, K E I N Smalltalk. Ich ...

Ich benötige jetzt einen Vanilletee. Und dann Fakten bitte, keinen Smalltalk, das langweilt mich. Aber für den Hund ein Leckerli – nein, das ist nicht mein Hund, ja, ein Basset, K E I N Smalltalk. Ich halte zwar zur Zeit Vorlesungen, weil ich suspendiert wurde von meiner Arbeit als Profiler, aber das ist KEIN Problem. Und bitte, Frau Nemez, nur weil es gerade sehr viele BKA-Kollegen gibt, die Selbstmord begehen, werde ich Ihnen da trotzdem nicht helfen, halten Sie sich lieber zurück und wecken Sie keine schlafenden Hunde.

Das ist hier aber genau das Problem: ein BKA-Ermittler fährt als Geisterfahrer in den Tod, sein Sohn liegt erschossen daheim, die Schwester einer weiteren Ermittlerin findet den Tod und das geht noch so weiter. Gleichzeitig wird nach rund 20 Jahren Thomas „Hardy“ Hardkovsky aus dem Gefängnis entlassen und möchte klären, wer seine Frau ermordet hat. Und Sabine Nemez vom BKA bekommt von Polizeipräsident Hess höchstpersönlich den Auftrag, im Fall der toten Kollegen zu ermitteln. Doch als sie ihren ehemaligen Ausbilder und Kollegen Maarten S. Sneijder um Hilfe bittet, spricht der von den eingangs erwähnten schlafenden Hunden und verweigert jede Hilfe.

Also, vortreten, wer hat diese Reihe bislang vor mir versteckt? Ich kenne da so ein Haus am Langener Waldsee, dort würde ich mit demjenigen gerne einmal ins Bootshaus gehen, um das zu klären. Das war ja so etwas von fesselnd! Ich habe das gehört, absolut genial vorgetragen von Achim Buch. Da spricht Sneijder, der Niederländer, wie Rudi Carrell, da sprechen eine Gehörlose und ein Pole mit entsprechender Akzentuierung und die Spannung ist jederzeit quasi greifbar. Bereits die Eingangsszene mit dem Geisterfahrer kam so rüber, dass ich kurzzeitig alles einstellen musste. Das ist zwar insgesamt eher ein Krimi, aber die einzelnen Elemente haben Thrillerniveau, teils harter Tobak, wenn die Gefahr, in die sich hier jemand begibt, körperliche Konsequenzen hat.

Der Aufbau war zuerst gewöhnungsbedürftig, da in mehreren Zeitebenen erzählt wird, allerdings nicht wie üblich: ich kenne die Rücksprünge in eine Vergangenheit, von der aus sich chronologisch bis in die Gegenwart vorgearbeitet wird, bis die Stränge im Heute und Damals aufeinandertreffen. So einfach macht Autor Gruber es seinen Lesern/Hörern wahrlich nicht: Die Sprünge ins „Davor“ treffen an quasi beliebiger Stelle ins Leben desjenigen Protagonisten, um den es gerade geht, so dass sich nur schrittweise das Geamtbild ergibt, was natürlich die Spannung besonders hochhält. Und wie genial die Stränge hier zusammengeführt werden, das ist schon etwas besonderes! Und der Schluss-Twist und … Überhaupt, da schreibt ein Österreicher eine Reihe, die um Wiesbaden angesiedelt ist mit einem Niederländischen Profiler. Cool!

Man sollte als Leser jedoch kein „Prinzipienreiter“ sein, da hier auch die Ermittler teils, hm, recht eigenwillig mit einigen Buchstaben des Gesetzes umgehen – um auf den Vanilletee vom Anfang zurückzukommen, der hier einen wichtigen Zweck erfüllt. Es handelt sich um Band 4 einer Reihe, die ich vorher nicht kannte. Ich konnte problemlos folgen. Einige andere Rezensenten empfanden diesen als einen der schwächeren der Reihe – okay, also habe ich mir Band 1 gestern als Hörbuch gezogen. Den konnte ich im Einschlafen dann lieber doch noch nicht hören…

Veröffentlicht am 12.05.2019

Klischees und Unstimmigkeiten, aber guter Grundplot und Aufbau. Insgesamt eher dünn

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Frankreich, kurz vor einer Mautstation. Eine Frau fährt einen Wagen mit vollem Tempo auf die Mautschranke zu, erst in letzter Sekunde öffnet sie sich. Es ist ein „Go fast“, eine Drogentransport, bei dem ...

Frankreich, kurz vor einer Mautstation. Eine Frau fährt einen Wagen mit vollem Tempo auf die Mautschranke zu, erst in letzter Sekunde öffnet sie sich. Es ist ein „Go fast“, eine Drogentransport, bei dem die Schränkenwärter vorher bestochen worden. Zoë fährt das Fahrzeug. Seit Jahren ist sie die rechte Hand des Mafiapaten, die Königin der Finsternis.

Wieder Frankreich. Ein junges Mädchen wurde bestialisch erstochen, Overkill. Eine Frau sieht sich alles an, sehr lange und sehr genau, Hinterher wird sie alles in ihr Notizbuch schreiben. Zara arbeitet bei Europol. Sie weiß, dass sie hierfür Hilfe benötigen wird, jemanden, der nicht auf Seiten von Ordnung und Gesetz bleiben muss. Jemanden, DIE sich nicht an Gesetze hält. Jemanden wie Zoë.

Vielleicht war meine Erwartungshaltung schuld. Ich hatte nach Leseprobe und Klappentext gerechnet mit einer Ausgangssituation zwischen der Millenium-Reihe mit Lisbet Salander, der gelegentlich wie Zara ein leichter Asperger-Autismus unterstellt wird und die auch eine Zwillingsschwester hat, und der Reihe von Ethan Cross mit dem Psychopathen Ackerman und seinem „guten“ Bruder. Nun, das hier ist weder noch. Zara ist vordergründig die brave Schwester, die keine Gesetze brechen kann – was nicht stimmt, zu Beginn tut sie es mit der Übergabe an Zoë, zum Schluss tut sie es in Bezug auf den knieenden Vater, und nein, das ist keine Notwehr. Zoë wirkt wie die coolere – aber wer würde ernsthaft eine Drogendealerin für cool halten wollen? Und welcher Vater stellt sein Töchterchen einem Mafiapaten vor, wenn er doch tief im Innern immer nur ein Restaurant betreiben wollte? Die Entfremdung der beiden wirkt auf mich aufgebläht – ebenso die Versöhnung. Doch wie das „doppelte Lottchen“ nach acht Jahren der Entfremdung funktionieren sollte, wenn man nichts voneinander weiß, bleibt eines der größeren Rätsel. Und ein ernstgemeinter Mordversuch – nur, weil Papi und Mami nicht mehr miteinander können? Ich verstehe auch nicht, warum sich Zoë hineinziehen lässt – nur weil ihr Ziehvater eine Ahnung hat? Und auch Zara hat eine Ahnung? Die beiden sollten Lotto spielen bei den vielen Vorahnungen; das ist alles nicht nachvollziehbar. Auch das Abschneiden der Haare – da hätte sich die Schwester in den Monaten bis zum Sommer ja wieder die Haare wachsen lassen können, aber gut.

Was richtig gut ist: der Grund-Plot, das Konstrukt hinter dem Verbrechen. Dazu wirken sowohl die Milieuschilderungen als auch die Landschaftsbeschreibungen sehr lebendig. Auch gefiel mir der Aufbau, mit den eingebauten Medien-Abschnitten. Das lässt sich insgesamt flott lesen; allerdings sind es recht wenige Buchstaben pro Seite.

Der Schluss nach einigen Action-Szenen ist dann immerhin stimmig, bis darauf, dass jemand, der eigentlich gar nicht morden wollte, eher nicht zum Overkill neigen würde, aber nun. Es gibt einen ganz moderaten Blick in die Möglichkeiten eines Folgebandes.

Insgesamt eine lockere Strandlektüre, dort, wo man nicht so auf Klischees und Unstimmigkeiten achten möchte, aber nichts, was haften bleibt, leider. 2-3 Sterne, 3 nur wegen des guen Konstrukts und Aufbau. Aber der Folgeband interessiert mich nicht und ich möchte Herrn Oetker im Moment auch nicht in einem anderen Buch lesen.