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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Fesselnd und gut konstruiert

Going Back – Wo fing das Böse an?
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Es ist tiefste Nacht als Jen am Fenster steht und auf die Rückkehr ihres Sohnes Todd wartet. Als sie ihn kommen sieht, merkt sie schnell, dass er nicht allein ist. Sie spürt das etwas nicht stimmt und ...

Es ist tiefste Nacht als Jen am Fenster steht und auf die Rückkehr ihres Sohnes Todd wartet. Als sie ihn kommen sieht, merkt sie schnell, dass er nicht allein ist. Sie spürt das etwas nicht stimmt und beobachtet die beiden. Ein paar Sekunden später hat sich alles verändert: Ihr lieber Sohn, der wissbegierig, lebensfroh und zugänglich ist, hat einen Fremden ermordet.
Nachdem ihr Sohn verhaftet wurde, sie sich den Kopf zermatert, was ihn zu dieser Tat geführt hat, schläft sie ein. Als sie am nächsten Tag aufwacht, ist gestern. Danach vorgestern. Sie reist immer weiter in die Vergangenheit zurück und macht sich auf die Suche nach dem Auslöser dieses für sie unbegreiflichen Verbrechens.

Ich muss zugeben, dass ich anfangs ein wenig skeptisch gewesen bin. Das Konzept des Buches hörte sich für mich zu fantastisch an, als dass es mir gefallen könnte. Wird das Stilmittel des Übernatürlichen einmal benutzt, sind andere Gegebenheiten damit schnell begründet. Aber so war es ganz und gar nicht. Sobald ich mich drauf eingelassen habe, habe ich mich in einer smart konstruierten Geschichte wiedergefunden, die mich nicht mehr losgelassen hat.

Das Buch wird aus Jens Perspektive erzählt, die immer wieder einen Tag in der Zeit zurückreist, sobald sie sich schlafen legt. Anfangs selbst damit überfordert, merkt man von Seite zu Seite, wie sie ihr Schicksal immer mehr akzeptiert und sich auf das Abenteuer einlässt.
Der Zwiespalt in ihr wird sehr deutlich. Man merkt, dass sich ihre logische Seite gegen das Geschehene sträubt, weil es doch keine Zeitreisen gibt, und ihre emotionale Seite einfach nur den Ursprung finden möchte, um ihren Sohn davor zu bewahren, einen Menschen zu töten.
Ich fand es super spannend, die kleinen Nuancen aufzusaugen, die Jen erst beim zweiten Durchleben der Situation bemerkte. Die kleinen, aber feinen Veränderungen, die ihr Bild zum Knacksen bringen und die Erkenntnis darüber, dass sie zu sehr in ihrer eigenen Blase gelebt hat, um rauszufinden, dass sowohl ihr Sohn als auch ihr Mann anders sind, als sie es immer wahrgenommen hat.

Der Schreibstil hat mir unwahrscheinlich gut gefallen. Ich hab noch nie ein Buch über Zeitreisen gelesen, aber im Thrillergenre ist dieses Konzept für mich auf jeden Fall neu. Immer, wenn man denkt, man hat alles gesehen, kommt eine neue spannende Idee ins Spiel, die einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

Auch die ständigen Wendungen und Erkenntnisse von Jen kamen für mich sehr überraschend, waren toll konstruiert und fügten sich logisch zu einer Auflösung zusammen, die ich lange nicht erwartet habe.

Ein Thriller mit einem ungewöhnlichen Erzählkonzept, der eine spannende Geschichte und vielschichtige Charaktere beinhaltet. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Mehr Drama statt Spannung

Das Gift deiner Lügen
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Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ...

Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ein Unfall passiert, der sie das Leben kostet. Nach einer kurzen Ermittlung wurde der Fall bereits zu den Akten gelegt, denn tragische Unfälle passieren nun mal. Ein Jahr später jedoch, erscheint ein rätselhafter Podcast, der sich mit dem Fall von Erica Spencer auseinandersetzt. Der Host ist anonym, doch er scheint Details des Unfalltages zu kennen, den eigentlich nur die Zeugen wissen können. Wöchentlich deckt er nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse der Bewohner des Ortes auf und bringt Dinge ans Tageslicht, die besser verborgen geblieben wären ...

Die Leser:innen begleiten über die Geschichte hinweg die einzelnen Nachbar:innen von Seven Oarks. Und genau da lag für mich schon das erste große Problem: Es waren so viele Charaktere, dass ich einfach den Überblick verloren hab. Gefühlt sind es 10 Familien, die alle noch Kinder und Freunde haben, deren Namen man von der ersten Seite ab eigentlich schon verinnerlicht haben muss. Ich hab immer Schwierigkeiten solchen Konstellationen zu folgen, aber in diesem Fall war es mir schlichtweg unmöglich. Ich konnte mir kaum eine Hintergrundstory merken bzw. einem bestimmten Charakter zuordnen, sodass die gegenwärtigen Handlungen eventuell besser nachvollziehbar gewesen wären. Ich hab komplett den Überblick verloren, wer mit wem, wann, warum und wer welche Geheimnisse versucht, zu vertuschen. An sich empfand ich die Konstellationen schlüssig und sogar authentisch, aber in so einem kurzen Buch, so viele Charaktere auf einmal anstatt nach und nach einzuführen, ist einfach nur verwirrend gewesen.
Somit konnte ich auch zu keinem der Charaktere eine besondere Bindung aufbauen. Sie verschmolzen für mich zu einem Nachbarschaftspulk, der zwar etliche, teilweise interessante Informationen bot, aber es war eben ein dicker Klumpen, weswegen es irgendwann anstrengend wurde.

Auch die Spannung vermisste ich an vielen Stellen. Der Desperate-Housewives-Vibe überschattete für mich jegliche aufkeimende Spannung, da Klatsch und Tratsch mehr Raum einnahmen als nötig gewesen wäre.

Eine nette Geschichte für zwischendurch, die zwar den ein oder anderen unerwarteten Moment hatte, mich aber aufgrund ihrer Umsetzung nicht überzeugen konnte. Schade.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Durchwachsen

Tiefes Grab
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Martin Reese war erfolgreicher Software-Firmenbesitzer und hat sich frühzeitig in eine Art „Ruhestand“ versetzen lassen. Mit genug Geld auf der Kante, widmet er sich voll und ganz seinem Dasein als Familienvater. ...

Martin Reese war erfolgreicher Software-Firmenbesitzer und hat sich frühzeitig in eine Art „Ruhestand“ versetzen lassen. Mit genug Geld auf der Kante, widmet er sich voll und ganz seinem Dasein als Familienvater. Heimlich geht er einem eher ungewöhnlichen Hobby nach: Er spürt lang verschollene Opfer von Serienkillern auf, gräbt ihre menschlichen Überreste aus und meldet seinen Fund der Polizei, jedoch anonym. Martin selbst sieht sich als rechtschaffender Gerechtigkeitskämpfer an, beinahe als Held, der der Polizei unter die Arme greifen muss. Bei seiner letzten Grabung macht er jedoch eine schockierende Entdeckung: Er scheint aufgeflogen zu sein, denn offenbar weiß jemand alles über ihn und sein kleines Hobby. Wie gefährlich es ist, einem Serienkiller in die Quere zu kommen, muss Martin am eigenen Leib erkennen.



„Tiefes Grab“ hat eine durchaus spannende Idee hinter der Geschichte und geht die Serienkillerthematik auf eine für mich neue Art und Weise an. Jedoch hat die Geschichte keinen wirklichen Spannungsbogen und lässt es teilweise gänzlich an Nervenkitzel fehlen. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, aber es wurde leider nicht genutzt.



Auch die Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Martin denkt, er sei eine Art Held, der dort einsetzt, wo die Polizei versagt. Seine eigentlichen Beweggründe sind jedoch niederer Natur. Bzw. die Interpretation seiner eigentlichen Beweggründe, denn so richtig wurde in meinen Augen nicht aufgeklärt, was seine Intention ist. Für mich war er durchweg unsympathisch. Ein sehr überheblicher und über die Maßen schräger Protagonist, dessen Schicksal mich schlichtweg nicht packen konnte. Zwar möchte man die Beweggründe erfahren, vor allem in Bezug auf die Schwester seiner Frau, aber je länger sich die „Auflösung“ zog, desto mehr verlor ich das Interesse.
Auch die Nebencharaktere bleiben sehr blass und motivieren nicht zum Weiterlesen der Geschichte.



Ein Thriller, der viel der Interpretation überlässt, wenig klar anspricht und somit viel Nervenkitzel verloren geht. Für mich war es ein ständiges Auf und Ab. Es gab durchaus ein paar packende Momente, die verebbten jedoch sehr schnell.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Gute Idee, schwache Umsetzung

Die Stille des Todes
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Es geht wieder los, etwas wiederholt sich, etwas, das die gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Mit der Inhaftierung des mutmaßlichen Täters vor 20 Jahren gab es ein kollektives Aufatmen, ...

Es geht wieder los, etwas wiederholt sich, etwas, das die gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Mit der Inhaftierung des mutmaßlichen Täters vor 20 Jahren gab es ein kollektives Aufatmen, doch jetzt scheint die Serie weiterzugehen. Der Verbrecher – noch immer in Haft. Handelt es sich um einen Nachahmungstäter, gab es damals Ermittlungsfehler? Viele Fragen, kaum Antworten und ganz besonders wenig Zeit, denn die Anzahl der potentiellen weiteren Opfer ist hoch und die Chance sie alle schützen zu können verschwindend gering..


Rückblickend wird von den damaligen Taten und Ermittlungen erzählt, nichts deutet darauf hin, dass man den falschen geschnappt hat. Die ganze Stadt glaubt das Monster gut verwahrt hinter Gittern. Doch plötzlich stehen Inspector Ayala und sein Team vor einer schier unwirklich anmutenden Szenerie. Der Leser ist ähnlich ratlos und beginnt bereits ohne konkrete Hinweise sämtliche Möglichkeiten durchzuspielen. Dass es jemandem gibt, der geschickt die Fäden zieht und gekonnt zu manipulieren weiß, scheint offensichtlich und unumstritten. Doch wo ist derjenige zu suchen und vor allem zu finden? Eine Mammutaufgabe, die eigentlich viel Zeit in Anspruch nimmt, aber genau die ist knapp bemessen, denn das Morden geht weiter.


Neben den aktuellen Ereignissen und den vergangenen Taten, die erzählerisch in das gegenwärtige Geschehen eingewoben werden, erhält man durch tatsächliche Rückblenden noch einiges mehr an Hintergrundwissen. Zunächst weiß man dieses nicht genau einzuordnen, doch mit der Zeit ergibt sich ein Gesamtbild, das plötzlich erschreckend klar vor dem Auge des Betrachters erscheint.


So interessant und gut durchdacht die Idee hinter der Geschichte auch ist, in ihrer Umsetzung wirkt sie doch in weiten Teilen recht langwierig. Einzelne Passagen werden so lange durchgekaut, bis jedes noch so kleine Detail erläutert und jeder Winkel inspiziert wurde, obwohl es schon viel früher an der Zeit gewesen wäre endlich zum Punkt zu kommen. Bei weitem nicht alle ausführlich dargelegten Beschreibungen sind für die Handlung relevant, häufig ist man mitunter sogar genervt, wenn sich wieder einmal eine längliche Erklärung ankündigt. Dies hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Spannungskurve und das Lesevergnügen. Auch schafft man es so nicht den Charakteren auf emotionaler Ebene zu begegnen, eine gewisse Distanz bleibt vorhanden.


Ein Auftaktband, der maximal als solide zu betiteln ist und den Leser unschlüssig zurücklässt was das Weiterverfolgen der Reihe angeht.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Artifiziell

Playlist
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Als die Teenagerin Feline Jagow vor mehreren Wochen verschwand und die Polizei sie nicht wiederfinden konnte, schwand die Hoffnung bei ihren Eltern. Eines Tages steht jedoch ein Transporter vor ihrem Wohnhaus, ...

Als die Teenagerin Feline Jagow vor mehreren Wochen verschwand und die Polizei sie nicht wiederfinden konnte, schwand die Hoffnung bei ihren Eltern. Eines Tages steht jedoch ein Transporter vor ihrem Wohnhaus, in dem sich die entführte Feline befand. Ihr Vater Thomas ist zunächst überglücklich, doch Felines Entführer gibt sich nicht so einfach geschlagen – er hat ein perfides Spiel in der Hinterhand. Thomas bekommt einen Anruf, der ihn vor eine Entscheidung stellt.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt, sowohl aus der des Opfers, deren Familie, Ermittlern und alten Bekannten.

Ich hatte so hohe Erwartungen an das Buch. Eigens für die Geschichte komponierte Songs? Da muss dann doch abgeliefert werden. Dachte ich. Auch wenn die Idee wirklich vielversprechend war, drang das alte Gefühl zurück, dass Fitzek und ich einfach nicht warm miteinander werden.

Die Dialoge sind für mich viel zu stumpf und teilweise auch einfach nicht autenthisch. Und damit mein ich abgesehen von den Dialogen, die Menschen in Extremsituationen führen, bei denen man einfach nicht rational handelt. Es sind diese gezwungen leicht anmutenden Dialoge, die mich einfach komplett an der Echtheit zweifeln lassen.

– Möglicher Spoiler! –
Ebenso das Gespräch um die Auflösung hat mich einfach nur noch mit den Augen rollen lassen. Der Täter erzählt den Plan im Sinne von „weißt du noch, das war doch unser Plan, nicht wahr?“ Ich konnt gar nicht glauben, dass er diese Art der Auflösung gewählt hat, weil sie einfach niemals so passieren würde. Man hätte den gleichen Effekt durch eine ein wenig glaubwürdigere Herangehensweise erzielen können „wieso bist du vom Plan abgewichen, es war doch so geplant“.
– Möglicher Spoiler Ende! –

Ebenso einige Gegebenheiten waren so artizifiell, dass mir die Lust am Lesen relativ früh genommen wurde – wenn ich da zum Beispiel an Ambrosia denke.

Ich versteh einfach den Hype nicht und muss wohl leider zu dem Entschluss kommen, dass wir in diesem Leben nicht mehr warm werden.

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