Vorhersehbar, aber okay
Die VerschwundeneJane ist Hundesitterin in Thornfield Estates, einem Luxusviertel voller Villen, protzigen Autos und tratschliebenden Hausfrauen. Eines Tages lernt sie den mysteriös wirkenden Eddie Rochester kennen, dessen ...
Jane ist Hundesitterin in Thornfield Estates, einem Luxusviertel voller Villen, protzigen Autos und tratschliebenden Hausfrauen. Eines Tages lernt sie den mysteriös wirkenden Eddie Rochester kennen, dessen Frau Bea vor kurzem bei einem gemeinsamen Bootsurlaub mit ihrer Freundin verschwand. Eddie scheint Jane sofort in ihren Bann gezogen zu haben und kurze Zeit später ist die bei ihm eingezogen. Auch wenn Bea physisch nicht anwesend ist, scheint sie allgegenwärtig. Wer war sie und was ist ihr zugestoßen? Auf der Suche nach Antworten stößt Jane auf Geheimnisse, die lieber im Dunkeln geblieben wären.
Bei "Die Verschwundene" handelt es sich um einen Roman, bei dem man relativ schnell weiß, worauf er hinausläuft. Armes Mäuschen gerät an einen reichen Mann, zieht bei ihm ein und wird relativ schnell selbst ein klischeebehaftetes Paradebeispiel für all die Frauen, das es am Anfang verachtete.
Durch die Kapitel, die aus Janes Sicht erzählt werden, werden den Leser:innen immer wieder deren düstere Gedanken untergejubelt, die für mich eine unheilverheißungsvolle Atmosphäre erzeugten.
Die Kapitel, die aus Beas Sicht geschrieben wurden, taten ihr Übriges und haben mir wirklich echt gut gefallen. Vor allem da sie kurz und rasant waren und meistens mit einem Cliffhanger abschlossen.
Die Charaktere waren für mich allesamt nicht sonderlich sympathisch. Anfangs dachte ich, ich kann mit Jane connecten und wär gern an ihrer Seite, aber ihre wirklich sehr rasche Verwandlung hat mir nicht zusagen können.
Natürlich waren die Charaktere, die vor Klischees nur so strotzten relativ unterhaltsam, aber ich hab den Tiefgang vermisst. Mindestens eine Person hätte für mich runder und authentischer sein müssen, als die platte Ausarbeitung von Klischees.
Die Übersetzung hat mich an manchen Stellen wirklich wahnsinnig gemacht. Im Grunde ist sie vollkommen fein, aber die 1:1-Übersetzung von "Girl" zu "Mädchen" fand ich so störend, dass ich mich leider oft beim Augenrollen erwischt habe.
Auch wenn die Story hin und wieder sehr langatmig war und sich mit Nichtigkeiten aufhielt, darf man nicht vergessen, dass es sich um einen Roman und keinen Thriller handelt. Dafür waren die Spannungselemente ausreichend, wenn auch für meinen Geschmack ein wenig zu rar gesäht.
Insgesamt war es aber eine kurzweilige Geschichte, die zwar sehr vorhersehbar gewesen ist, mich aber am Ende kurz mit einem kleinen Twist – der zwar nicht komplett überraschend, aber sagen wir mal überraschendER war – milde stimmen konnte.