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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2024

Liebe Geschichte

Ruthchen schläft
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Georg und Frau Lemke teilen eine langjährige Bindung, die durch ein Haus und Geburtstagstraditionen verbunden ist. Doch plötzlich wird Frau Lemke gezwungen, zu ihrem Sohn in New York zu ziehen. Die Bedingung: ...

Georg und Frau Lemke teilen eine langjährige Bindung, die durch ein Haus und Geburtstagstraditionen verbunden ist. Doch plötzlich wird Frau Lemke gezwungen, zu ihrem Sohn in New York zu ziehen. Die Bedingung: Sie darf in Berlin bleiben, solange ihre Katze lebt. Als die Katze stirbt, entsteht der Plan, sie auf dem Sofa zu behalten, und die Tierpräparatorin Caro führt diesen wahnwitzigen Plan aus, der nicht nur das Leben von Frau Lemke, sondern auch das von Georg verändert.

Der Schreibstil hat mir unwahrscheinlich gut gefallen. Er war luftig, locker und trug die Geschichte einfach perfekt, sodass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Es war so gefällig und kurzweilig, dass die Seiten nur so dahin flogen.

Die Charaktere sind allesamt mit so viel Liebe gezeichnet, dass ich am liebsten auch im heruntergekommenen Haus von Georg gewohnt hätte, wenn ich im Austausch so liebe Nachbarn und Freunde bekommen hätte.
Georg, der sich um seine alte Nachbarin kümmert, obwohl er es eigentlich gar nicht müsste, den Ursprung zu dieser generationsübergreifenden Freundschaft jedoch schon in seiner Kindheit hat. Als er sich im Krankenhaus für Frau Lemkes Sohn ausgibt, um bei ihr sein zu können, wird klar, wie stark diese Bindung wirklich ist.
Auch Caro ist ein ganz wundervoller Charakter. Man spürt bei jeder einzelnen Zeile, wie präsent sie ist und wie viel Aufmerksamkeit sie ihrem Gegenüber schenkt. Ich mochte besonders die Beziehung zu ihrem Sohn, die zwar nicht sonderlich ausgeführt wurde, aber die kurzen Passagen reichten aus, um zu merken, wie offen die beiden miteinander umgehen.
Sogar Wolfgang, der ewige Stinkstiefel hat mir extrem gut gefallen, weil er der komplette Kontrast zu Georg gewesen ist.

Eine wirklich liebe Geschichte über eine Freundschaft, das Altern und einfach das Leben.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Harter Tobak

Meine dunkle Vanessa
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Vanessa ist fünfzehn, als sie eine Affäre mit ihrem Englisch-Lehrer beginnt. Jacob Strane vermittelt ihr, der einzige Mensch zu sein, der sie und ihre Gedanken und Gefühle wirklich versteht. Bei ihm fühlt ...

Vanessa ist fünfzehn, als sie eine Affäre mit ihrem Englisch-Lehrer beginnt. Jacob Strane vermittelt ihr, der einzige Mensch zu sein, der sie und ihre Gedanken und Gefühle wirklich versteht. Bei ihm fühlt sie sich sicher und ist überzeugt davon, dass es sich um Liebe handeln muss. Alle Taten passieren mit ihrem Einverständnis, oder doch nicht? Zwanzig Jahre später wird Strane von einer anderen ehemaligen Schülerin wegen sexuellem Missbrauch angezeigt. Der Fall geht durch die Medien. Besagte Schülerin bittet Vanessa um Unterstützung und ihre eigenen Erfahrungen mit dem ehemaligen Enlischlehrer zu teilen. Doch Vanessa ist sich nicht sicher, ob es sich um Missbrauch handelte, denn sie „war doch einverstanden“. War auch sie nur eines von Stranes Opfern?

Die Geschichte wird auf zwei unterschiedlichen Zeitachsen erzählt. Einmal erzählt sie die Vergangenheit, die sich mit Vanessas Schulzeit und der Affäre mit ihrem Lehrer befasst. Die zweite Ebene spielt in der Gegenwart, in der Strane des Missbrauchs beschuldigt wird und Vanessa sich mit der Verangenheit auseinandersetzt.

Harter Tobak. Wirklich harter Tobak. Der Charakter von Vanessa ist so zerrissen und zwiegespalten, dabei so authentisch, zerbrechlich und empathieanregend, dass es mich fast zerstört hat. Die junge Vanessa ist nicht nur naiv, auch sie setzt sich schon mit der Materie auseinander und fragt sich, ob sich das alles wirklich richtig anfühlt und ob es so sein muss, wie es gerade ist. Jedoch ist ihre zweite Stimme, die ihr sagt, dass es Liebe sein muss, zu der Zeit noch ein wenig lauter als sie es in der Gegenwart ist. Doch auch dort strauchelt Vanessa, da sie noch immer mit den Folgen der Beziehung zu kämpfen hat. Zwischen den Zeilen werden Vorwürde gegen sie selbst laut, da sie „es doch im Einverständnis getan hat“ oder doch nicht? Man spürt auf jeden Fall die ständige Zerrissenheit und die Verletzlichkeit, in der sie sich befindet. Und auch wenn ich hin und wieder kurz wütend auf Vanessa war, so sind ihre Handlungen für Betroffene wahrscheinlich komplett nachvollziehbar und nur für mich als Außenstehende absolut verrückt. Ein ewiger Zwiespalt.

Besonders erschreckend fand ich die anderen Charaktere, die oft etwas ahnten, aber letztendlich schaffte es niemand, Vanessa wirklich zu helfen. Sie sahen entweder komplett weg oder gaben nach kleineren Aktionen auf, sie aus der Lage rauszuholen. So wütend es mich machte, so authentisch war es geschrieben.

Allgemein war der Schreibstil sehr ungeschönt, realitätsgetreu und einfach echt. Ich durchlebte durch Kate Elizabeth Russells Schreibstil Ekel, Unglauben, Verzweiflung und Trauer.

Ein Buch, das nicht für schwache Nerven ist und einen noch lange nach Beenden beschäftigt.

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Ehrliche Geschichte mit Höhen und Tiefen

Die Unvollkommenheit der Liebe
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Während die Schriftstellerin Lucy Barton eine längere Zeit im Krankenhaus verbringt, wird sie von ihrer Mutter besucht, die sie jahrelang nicht mehr gesehen hat. Anfangs ist Lucy überglücklich über den ...

Während die Schriftstellerin Lucy Barton eine längere Zeit im Krankenhaus verbringt, wird sie von ihrer Mutter besucht, die sie jahrelang nicht mehr gesehen hat. Anfangs ist Lucy überglücklich über den Besuch. Doch während sie ihrer Mutter lauscht, die Geschichten von den Menschen aus ihrer Heimat erzählt, und die beiden dabei scheinen, eine neue Verbindung zu knüpfen, werden Erinnerungen in Lucy wieder lebendig, die sie eigentlich für überwunden hielt.

Die Geschichte wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, was es mir hin und wieder schwer machte, nachzuvollziehen, wo wir gerade sind. Vor allem da sie nicht chronologisch, sondern wild zusammengewürfelt gewesen sind.

Die Charaktere bleiben auch trotz der Erzählungen und Rückblenden in meinen Augen relativ blass. Ich mochte zwar die Einblicke und Bruchstücke, die man in und vom Leben von Lucy und ihrer Mutter bekommt, jedoch hatte ich das Gefühl, als sei Lucy relativ emotionslos und suchte nur nach Defiziten im Leben der Mutter, anstatt ihr eigenes Leben ebenso zu beleuchten.

Der Schreibstil ist sehr ungeschönt, nüchtern und authentisch. Hin und wieder hätte ich mir eine emotionalere Erzählweise gewünscht, aber Lucys Charakter ließ dies wohl leider nicht zu. Was mich anfangs wirklich abgeholt hat, schwang später jedoch in Befindlichkeiten aus, die der:die Leser:in in kleinen Textabschnitten serviert bekam.

Auch wenn mich die Charaktere nicht wirklich abholen und ich auch keinen wirklichen roten Faden der Geschichte erkennen konnte, hatte ich eine wirklich kurzweilige Lesezeit, die mich zwar mit keinem Highlight oder nachschwingenden Gedanken zurückgelassen hat, aber mich dennoch unterhalten konnte.

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Kurzweilig, aber für mich zu viel Spice

Archer's Voice. Die geheime Sprache der Liebe
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Bree wollte in der beschaulichen Stadt Pelion in Maine, in meinem kleinen Haus am See, einen Neuanfang wagen, um alles hinter sich zu lassen. Sechs Monate lang erinnerte sie jeder Atemzug daran, dass sie ...

Bree wollte in der beschaulichen Stadt Pelion in Maine, in meinem kleinen Haus am See, einen Neuanfang wagen, um alles hinter sich zu lassen. Sechs Monate lang erinnerte sie jeder Atemzug daran, dass sie überlebt hatte, während ihr Vater es nicht geschafft hat. Jetzt ist sie fast wieder sicher. Aber als sie Archer Hale trifft, gerät ihre Welt erneut aus den Fugen. Und sie wird nie wieder dieselbe sein.

Bevor sie in Archers abgeschiedenes, stilles Universum eindrang, sprach er mit niemandem. Doch in seinen whiskeyfarbenen Augen sieht sie, dass etwas Unerklärliches zwischen ihnen geschieht. Da ist weit mehr als nur seine Schönheit, seine Ausstrahlung oder die Art, wie seine Hände mit ihr sprechen. Über sie. Diese Stadt verbirgt viele Geheimnisse und Täuschungen, und Archer ist der explosive Mittelpunkt von allem.

Der Schreibstil von Mia Sheridan war so flüssig und authentisch, dass ich jede Seite in mich aufgesogen hab und das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte. Ich hab das zarte Band, das sich zwischen Bree und Archer langsam gebildet hat, so gern verfolgt und hab jede Sekunde mitgefiebert, in denen sich die beiden näher kamen und Archer immer mehr ins Leben zurückgeholt wurde.
Leider nahm der Spice in meinen Augen irgendwann Überhand und drängte die eigentliche Geschichte so sehr ins Abseits, dass ich die Seiten schon anfing, großzügig zu überblättern oder quer zu lesen. In ihnen ging für mich irgendwie das Gefühl der beiden verloren und wurde von etwas Besonderem schnell zu etwas Profanem. Denn auch wenn die Klischees nur so vor sich hinstrotzen, hab ich die Geschichte an sich wirklich genossen. Ich mochte den stillen Archer, der vorher noch niemanden an sich heran gelassen hatte und sein Herz relativ schnell durch Bree hat erobern lassen.
Bree war mir nicht ganz so sympathisch wie Archer, aber auch sie konnte Sympathien in mir wecken.

Alles in allem eine nette und kurzweilige Geschichte, die aber durch den immer breiter gesähten Spice irgendwann an Bedeutung für mich verlor.

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Starke Geschichte, schwache Charaktere

Die Übersetzerin
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In Jersey im Jahr 1940 tritt Hedy eine Position als Übersetzerin für die deutschen Besatzer auf der Kanalinsel an. Ihre jüdische Identität bleibt vorerst unbekannt. Während sie heimlich Widerstand gegen ...

In Jersey im Jahr 1940 tritt Hedy eine Position als Übersetzerin für die deutschen Besatzer auf der Kanalinsel an. Ihre jüdische Identität bleibt vorerst unbekannt. Während sie heimlich Widerstand gegen die Nazis leistet, entwickelt sie ausgerechnet Gefühle für den deutschen Wehrmachtssoldaten Kurt, der diese erwidert. Doch ihre wahre Identität bleibt nicht lange verborgen. Gemeinsam mit Kurt und einer engen Freundin plant Hedy mutig, ihren Verfolgern zu entkommen.

Die zentrale Figur ist Hedy Bercu, eine österreichische Jüdin, die 1938 vor der drohenden Deportation nach Jersey flieht. Anfangs wird sie, wie alle Flüchtlinge, eher geduldet als willkommen geheißen. Die Situation ändert sich jedoch 1940, als die Wehrmacht die Insel besetzt und die Registrierung aller Ausländer fordert, vor allem, um Macht zu demonstrieren und Juden aufzuspüren. Zunächst scheint Hedy Glück zu haben, indem sie eine Stelle als Übersetzerin bei den Deutschen bekommt und sogar einen Freund unter den Wehrmachtsoffizieren findet. Doch im Laufe der Zeit verschlechtern sich die Bedingungen, und drei Jahre später bleibt ihr keine Wahl, als ihr Überleben in die Hände anderer zu legen und unterzutauchen.

Obwohl Hedys Erfahrungen und Erlebnisse per se stark emotional sind, hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, die Autorin versucht eine gewisse Distanz zwischen ihrer Geschichte und den Leser:innen zu wahren. Ich hatte keine Chance, an Hedy heranzukommen, da die Autorin scheinbar keinen oder nur sehr wenig Platz für Mitgefühl oder Empathie ließ. Auch Hedy ist als Protagonistin keine wirkliche Sympathieträgerin. Ich verstehe, dass es Teil des Stils ist und Hedy stark und abgehärtet sein msuste, um all das ertragen zu können und sich das natürlich in der Charakterbeschreibung und auch in der Metaebene der Erzählung wiederspiegelt, aber es war mir dann doch ein wenig zu wenig. Gefühlt interessierte es Hedy nur selten, was um sie herum passierte bzw. ließ sie sich nur soweit darauf ein, wie es ihr eigenes Leben nicht streifte. Zum Beispiel bin ich immer noch ratlos, warum sie dem besten Freund nicht stark nachtrauerte oder dessen Frau mehr Trost spenden wollte oder konnte. Stattdessen begegnete sie ihr teilweise mit Überheblichkeit.

Alles in allem ist es eine wirklich starke Geschichte, ein wichtiges Thema, aber durch die Protagonistin ging leider viel Gefühl verloren.

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