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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2023

Verschenktes Potenzial, sehr konstruiert

Die Rabentochter
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Vor fünfzehn Jahren hat die damals elfjährige Rachel Cunningham ihre Mutter erschossen – so lautet die tragische Erinnerung an einen Unfall. Ohne je ihre Schuldgefühle überwunden zu haben, lebt Rachel ...

Vor fünfzehn Jahren hat die damals elfjährige Rachel Cunningham ihre Mutter erschossen – so lautet die tragische Erinnerung an einen Unfall. Ohne je ihre Schuldgefühle überwunden zu haben, lebt Rachel seither freiwillig in einer psychiatrischen Klinik. Doch als Trevor Lehto, ein Bekannter und aufstrebender Journalist, mehr über den damaligen Vorfall für eine Reportage herausfinden möchte, spürt auch Rachel den Wunsch, endlich der ganzen Wahrheit ins Auge zu sehen. Entschlossen verlässt sie die Klinik und sucht ihre Tante Charlotte und Schwester Diana auf, die im elterlichen Haus, einem imposanten Jagdhaus, leben. Unwissentlich setzt sich Rachel dabei jedoch höchster Gefahr aus, denn die beiden hüten ein tödliches Geheimnis ...

Der Beginn der Geschichte versprach vielversprechendes Potenzial, das jedoch schnell verpuffte, als sich die Handlung in meinen Augen zu einer konstruierten und wenig authentischen Geschichte entwickelte. Der Einstieg mit der tragischen Erinnerung von Rachel Cunningham, die vor fünfzehn Jahren ihre Mutter erschoss, weckte anfangs mein Interesse und ich hatte wirklich Lust, zu erfahren, was es mit dem Unfall auf sich hatte. Rachel, die seitdem freiwillig in einer psychiatrischen Klinik lebt, und der aufstrebende Journalist Trevor Lehto, der mehr über den Vorfall herausfinden möchte, versprachen eine fesselnde Ermittlung und Recherche der Vergangenheit.

Leider konnte die Geschichte die anfängliche Spannung nicht aufrechterhalten. Mit Rachels Entschluss, sich der Wahrheit zu stellen und die psychiatrische Klinik zu verlassen, begann ein Handlungsverlauf, der für mich immer konstruierter wirkte. Das Potenzial für eine tiefgründige und emotionale Auseinandersetzung mit Rachels Schuldgefühlen schien verloren zu gehen, und die Handlung verlor für mich an Authentizität.

Die Figuren, allen voran Rachel, schienen nicht die Entwicklung und Tiefe zu erfahren, die ich mir erhofft hatte. Die Enthüllungen und Geheimnisse, auf die Rachel bei ihrer Tante und Schwester stieß, erschienen mir wenig überzeugend und trugen nicht dazu bei, die Geschichte für mich plausibler zu machen. Die anfängliche Faszination wandelte sich in Verwirrung und Unzufriedenheit über die Wendungen der Geschichte.

Insgesamt war die anfängliche Neugier auf die Hintergründe des tragischen Vorfalls nicht mit einer zufriedenstellenden Auflösung belohnt. Die Geschichte verlor sich für mich in einem Geflecht von Konstruktionen und verpasste die Chance, die Tiefe und Emotionalität zu bieten, die der vielversprechende Beginn versprochen hatte.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Kurzweiliger Krimi

Der Pakt – Zwei Frauen. Eine Flucht. Und ein dunkles Geheimnis.
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Caroline, die sich dem Schutz des Gesetzes verschrieben hat, hütet ein Geheimnis, von dem niemand ahnt, dass sie bereits gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen hat. Als sie in der Mitte der Nacht zu einer ...

Caroline, die sich dem Schutz des Gesetzes verschrieben hat, hütet ein Geheimnis, von dem niemand ahnt, dass sie bereits gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen hat. Als sie in der Mitte der Nacht zu einer dringlichen Besprechung ins Präsidium gerufen wird, scheint ihre schlimmste Befürchtung Wirklichkeit zu werden: In einem abgelegenen Forsthaus hat eine Explosion mehrere Menschenleben gefordert, und zwei Jugendliche befinden sich auf der Flucht. Caroline wird beauftragt, die Verdächtigen aufzuspüren – eine Aufgabe, der sie sich nur widerwillig stellt. Denn mit einer der flüchtigen Personen teilt Caroline ein düsteres Geheimnis aus ihrer eigenen Vergangenheit ... Mit jedem Schritt in Richtung der flüchtenden Jugendlichen wächst die Gefahr für Caroline selbst.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Hauptsächlich wechseln sie zwischen der Ermittlerin Caroline und den Flüchtigen Jugendlichen. An sicht hat mir die Erzählweise wirklich gut gefallen, da man quasi in Echtzeit beide Seiten verfolgen konnte und wenig ausgelassen wurde. Sein Schreibstil zeichnete sich durch die perfekte Mischung an Atmosphäre und Zugänglichkeit aus. Hier merkte man jedoch stark, dass der Autor eigentlich ein Drehbuchautor ist. Hin und wieder hat mich der krasse Perspektivwechsel ein wenig rausgerissen, mich aber andererseits auch am Ball gehalten. Da bin ich ein wenig zwiegespalten.

Caroline als Protagonistin überzeugt auf ganzer Linie. Mit einigen Eigenheiten wirkt sie dennoch äußerst authentisch. Ihre Ängste und Panikmotive werden wirklich gut vermittelt, während das zugrundeliegende Geheimnis eine beachtliche Spannung erzeugt, auch wenn es nicht so spektakulär aufgelöst wird, wie ich zunächst gehofft hatte.

Anfangs lässt die Spannung auch eine ganze Weile auf sich warten, gewinnt jedoch im Verlaufe des Buches rasant an Fahrt. Ein regelrechter Showdown entfaltet sich, der allein das Lesen des Buches rechtfertigt. Die actionreichen Kampfszenen sorgen für ein beeindruckendes Kopfkino.

Das Ende war für mich ein wenig arg konstruiert und überzeugen, aber dennoch hatte ich wirklich Spaß beim Lesen und hab mich gut unterhalten gefühlt. Jedoch würde ich sagen, dass es sich hierbei eher um einen Krimi als um einen Thriller handelt.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Gute Grundidee, aber schwache Umsetzung

Das Gästezimmer
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Der charmante, hilfsbereite und liebevolle Witwer Aidan wird als der ideale Vater und Nachbar wahrgenommen. Nur Rachel, der Name, den er ihr gegeben hat, kennt seine düstere Seite. Seit fünf Jahren hält ...

Der charmante, hilfsbereite und liebevolle Witwer Aidan wird als der ideale Vater und Nachbar wahrgenommen. Nur Rachel, der Name, den er ihr gegeben hat, kennt seine düstere Seite. Seit fünf Jahren hält Aidan sie in seinem Schuppen gefangen. Als er gezwungen wird umzuziehen, überredet Rachel ihn dazu, sie in das neue Haus mitzunehmen. Sie wird im Gästezimmer untergebracht, wo sie die meiste Zeit ans Bett oder die Heizung gekettet verbringt, darauf wartend, den richtigen Moment für eine Flucht zu finden. Doch dann lernt Aidan Emily kennen, eine junge Barkeeperin. Plötzlich hegt Rachel die Befürchtung, dass Aidan sie umbringen könnte, um sie loszuwerden ...

Die Handlung der Geschichte entfaltet sich nach und nach und gibt Einblicke in eine düstere Welt, in der der scheinbar perfekte Witwer Aidan eine zwielichtige Doppelleben führt. Seine Gefangene Rachel, die ihre Identität durch diesen von ihm gegebenen Namen erlangt hat, findet sich in einem beständigen Kampf um Freiheit wieder. Der Plot nimmt eine unerwartete Wendung, als Aidan die Bekanntschaft von Emily, einer lebhaften Barkeeperin, macht. Plötzlich sieht sich Rachel mit der Gefahr konfrontiert, dass Aidan drastische Maßnahmen ergreifen könnte, um sie aus dem Weg zu räumen und seinen neuen Lebensabschnitt mit Emily zu beginnen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Die Idee an sich war gut, vor allem die wechselnden Überschriften, die die Geschichte noch einmal begleiteten, haben mir super gefallen. Aber die Charaktere haben für mich leider so wenig überzeugt, dass die Geschichte nicht fliegen konnte. Die Charaktere, allen voran Aidan, Rachel und Emily, erscheinen als flache Silhouetten, die es dem:der Leser:in schwer machen, eine emotionale Bindung zu entwickeln. Die mangelnde Tiefe der Figuren schwächt die Glaubwürdigkeit der Handlung, da die Motivationen und Hintergründe unklar und vage bleiben. Aidan ist das Klischeebild eines Killers, der so aalglatt, aber in gerade so ausreichendem Maße gestört wirkt, um ihm die Sache zuzutrauen. Für mich war das einfach nicht mehr als ein schlichtes Klischee. Ohne Besonderheiten oder Tiefgang.

Die narrative Struktur bietet eine solide Basis, um eine fesselnde Geschichte zu konstruieren. Jedoch verhindert die schwache Charakterisierung, dass die Handlung an Fahrt gewinnt. Die potenziell packende Dynamik zwischen den Protagonisten bleibt unterentwickelt, und die subtile Spannung, die in der Prämisse des Romans verborgen liegt, verliert sich in der Ausarbeitung der Figuren.

Trotz dieser Schwäche hat der Roman seine Momente. Die Beschreibung von Rachels Gefangenschaft und ihren Gedanken, vermittelt eine bedrückende Atmosphäre, die ihre Situation unterstreicht. Die Autorin vermag es, eine düstere Stimmung zu erzeugen, die den:die Leser:in durch die klaustrophobischen Räume von Rachels Gefangenschaft führt.

Insgesamt bleibt das Gästezimmer hinter den Erwartungen zurück. Die interessante Grundidee konnte mich nicht vollends überzeugen, da die Figuren nicht die Tiefe erhalten, die für eine mitreißende Geschichte erforderlich ist. Während die düstere Atmosphäre beeindruckt, vermag sie nicht über die Schwächen in der Charakterentwicklung hinwegzutäuschen.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Too much

The Things we leave unfinished
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Georgia Stanton steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens. Sie durchlebte gerade eine Scheidung und entschließt sich, sich erst einmal zurückzuziehen und macht sich auf die Reise in ihre Heimat Colorado. ...

Georgia Stanton steht vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens. Sie durchlebte gerade eine Scheidung und entschließt sich, sich erst einmal zurückzuziehen und macht sich auf die Reise in ihre Heimat Colorado. Dort kümmert sie sich um den Nachlass ihrer Urgroßmutter und das halbfertige Manuskript, das diese zurückgelassen hat. Scarlett Stanton war eine sehr erfolgreiche Autorin von Liebesromanen. Doch ein einziges Buch liegt noch immer unvollendet in der Schublade und wurde nun an Georgia vermacht: ihre eigene Liebesgeschichte.
Noah Harrison befindet sich gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Ein Traum geht für ihn in Erfüllung, als er von seinem Verlag die Chance bekommt, das letzte Manuskript seines Vorbildes zu vollenden: Scarlett Stantons unvollendetes Manuskript. Doch da hat er die Rechnung nicht mit Georgia gemacht, die mit Noahs Ideen ganz und gar nicht zufrieden ist. Zumindest bisher.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Eine umfasst die Geschichte rund um Scarlett Standon, die ihren Mann im Zweiten Weltkrieg kennen und innig lieben lernt. Eingeleitet werden diese Kapitel jeweils mit einem Brief an Scarlett. Eine andere Perspektive befasst sich mit der Gegenwart, in der sowohl Scarletts Urenkelin Georgie Stanson als auch Noah Harrison zu Wort kommen. Die Perspektive greift teilweise ineinander und überschneidet sich. Schön fand ich hierbei, dass die Leser:innen auf diese Weise sowohl Noahs als auch Georgias Gedanken in bestimmten Situationen zu hören bekamen und das zarte Band, das die beiden knüpften, einfach noch intensiver zu erleben war.
Für mich waren teilweise jedoch ein paar Längen dabei. Vielleicht bin ich einfach zu emotionslos, aber an vielen Stellen war mir die Geschichte einfach einen Ticken too much.

Die Charaktere sind hauptsächlich wirklich schön rund und authentisch gezeichnet. Ich kam nur einfach mit Georgia nicht wirklich zurecht. Ich hab ihre starke Verbundenheit zu ihrer Urgroßmutter verstanden, aber in vielen Situationen reagierte sie mir einfach zu krass dafür, dass sie eine gestandene und erwachsene Frau ist.

Das Buch war eine nette Geschichte, die zwischen kurzweilig und langatmig jonglierte. Die vielen Zeitsprünge komplettierten zwar die Geschichte auf eine ganz besondere Art und Weise, waren mir aber an manchen Stellen einfach zu gewollt auf Zahnrad gemacht, das ineinander greift.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Übernatürliches Konstrukt

Schneewittchen schläft
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Auf dem Weg nach Hause gerät Gabe in den abendlichen Rush-Hour-Stau. Während er gedankenversunken vor sich hin starrt, fängt er den Blick des Mädchens im Auto vor sich auf. Dieses formt nur ein einziges ...

Auf dem Weg nach Hause gerät Gabe in den abendlichen Rush-Hour-Stau. Während er gedankenversunken vor sich hin starrt, fängt er den Blick des Mädchens im Auto vor sich auf. Dieses formt nur ein einziges Wort mit ihren stummen Lippen: »Daddy«. Doch ehe Gabe es sich versieht, ist der Wagen mit seiner fünfjährigen Tochter Izzy verschwunden.
Drei Jahre später verbringt Gabe Tag und Nacht mit der Suche nach seiner Tochter. Er fährt Rastplätze und Autobahnen ab, in der Hoffnung, seine Tochter auch nach dieser langen Zeit wieder in die Arme schließen zu können.
Auch Fran und ihre Tochter Alice sind auf den Straßen von England unterwegs. Jedoch nicht auf der Suche, sondern auf der Flucht. Denn Fran kennt die Wahrheit über Izzys verschwinden und weiß, in welcher Gefahr sie alle stecken.

Die Geschichte wird aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Charaktere erzählt, meistens begleiten wir jedoch Gabe, Fran oder Katie. Was zunächst nach zusammenhangslosen Erzählsträngen aussieht, greift schnell ineinander und wird in einen gemeinsamen Strang geflochten.

Die Charaktere waren wirklich gut ausgearbeitet. Auch wenn ich viele Dinge nicht nachvollziehen konnte, mainly in Frans Strang, hatte ich dennoch das Gefühl, sie können mich allesamt in ihre Welt ziehen. Ich stutze ein paar Mal, weil viele Gedanken, Taten und Begebenheiten wirklich nicht immer logisch erschienen, aber dennoch hatte ich die meiste Zeit über eine wirklich kurzweilige Geschichte mit schrägen und manchmal übertriebenen, aber dennoch okayish authentischen Charakteren.

Der Schreibstil hat mir wie bei den Geschichten zuvor echt gut gefallen. Ich mag den flüssigen und ungeschönten Stil, der ohne viel Schnörkel auskommt und die Emotionen dennoch gut transportieren kann. Jedoch gab es dieses Mal ein paar Längen für mich, die leider nicht durch geschickte Wendungen aufgelöst wurden. Natürlich gab es ein paar „Oha!“-Momente, aber gerade gegen Ende fehlte für mich die logische und gut durchdachte Auflösung. Ich bin es gewöhnt, dass Tudor Elemente einbaut, die zunächst übernatürlich erscheinen, dann aber in den meisten Fällen wirklich gut und ohne die übernatürliche Komponente aufgelöst werden. Das war dieses Mal nicht der Fall, was alles andere einfach überschattete. Ich mochte die Idee der „Anderen“ wirklich, wirklich gern, aber dank der Szene im Krankenzimmer bin ich leider komplett ernüchtert und enttäuscht.

Alles in allem ist es nicht meine Lieblingsgeschichte von Tudor und ich hoffe, die nächste kann an die vorher von mir gelesenen anknüpfen.

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