Potenzial der Geschichte leider nicht ausgeschöpft
Der Zug der WaisenNew York 1929, bei einem Wohnungsbrand verliert Vivian Daly ihre Eltern und Geschwister. Mit anderen Waisen wird sie in einen Zug gesetzt und durchs Land geschickt. Auf dem Land soll sie eine neue Familie ...
New York 1929, bei einem Wohnungsbrand verliert Vivian Daly ihre Eltern und Geschwister. Mit anderen Waisen wird sie in einen Zug gesetzt und durchs Land geschickt. Auf dem Land soll sie eine neue Familie finde, doch die meisten dieser Familien suchen nur eine günstige Arbeitskraft oder ein Baby, dass sie als ihres aufziehen können. So durchläuft sie verschiedene Stationen auf der Suche nach Anerkennung und Liebe. Erst als sie alt ist und die Hilfe eines jungen Mädchens annehmen muss bricht sie ihr Schweigen und spricht über diese Erlebnisse, denn sie lebt auch in einer Pflegefamilie und sucht Liebe.
Das Buch bietet einen interessanten Einblick in einen Teil der amerikanischen Geschichte, von der ich persönlich noch nie gehört hatte. Die geschilderten Verhältnisse sind sehr bedrückend und man möchte die Kinder am Liebsten alle in den Arm nehmen. Auch der aktuelle Blick auf die Situation von Kindern in staatlicher Obhut ist nicht gerade positiv und lässt einen sehr nachdenklich zurück. Trotz alldem konnte mich die Geschichte nicht richtig überzeugen. Schon der Aufbau war schwierig. Lange bevor die beiden Frauen wirklich miteinander sprechen, werden immer wieder Ausschnitte aus 1929 erzählt. Da fehlte mir einfach ein wenig die Stringenz. Auch die Beziehung der beiden Frauen zu einander bleibt leider sehr vage, hier hätte ich mir deutlich mehr tiefe gewünscht. Überhaupt bleiben die Figuren oberflächlich und dadurch ihre Handlungsweisen zum Teil unverständlich.
Die Autorin hat sich einem sehr interessanten Thema gewidmet, doch durch Schwächen im Aufbau und der Charakterentwicklung konnte es mich leider nicht überzeugen.
Die Sprecherinnen sind mir nicht sonderlich im Gedächtnis geblieben, also genau die richtigen Stimmen für ein solches Buch, dass vor allem durch die Geschichte überzeugen sollte.