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Steffi1904

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Vom ersten Weltkrieg bis zur Immobilienblase

Die langen Tage von Castellamare
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Das Findelkind Amedeo Esposito wird gegen alle Umstände Arzt. Diese Tätigkeit verschlägt ihn nach Castellamare, eine kleine Insel vor Sizilien, einsam, idyllisch und ein wenig rückständig. Doch schon bald ...

Das Findelkind Amedeo Esposito wird gegen alle Umstände Arzt. Diese Tätigkeit verschlägt ihn nach Castellamare, eine kleine Insel vor Sizilien, einsam, idyllisch und ein wenig rückständig. Doch schon bald findet er hier eine Heimat, wie er sie zuvor nicht kannte. Für seine Familie und die Inselbewohner wird das Haus am Rande der Nacht, das Haus von Amedeo zum Mittelpunkt. Hier durchleben die Inselbewohner schwere und schöne Zeiten, hier tauschen sie Klatsch und Tratsch aus, hier feiern sie und trauern sie gemeinsam.
Zunächst hat mich das Buch gefesselt. Schnell war ich fasziniert von der Geschichte Amedeos und hatte die ersten 200 Seiten verschlungen, doch dann begann es sich leider ein wenig zu ziehen. Trotzdem habe ich immer den Wunsch gehabt die Geschichte dieser besonderen kleinen Insel weiter zu verfolgen.
Die Charaktere sind alle sehr ähnlich angelegt. Sie sind gefangen zwischen der Liebe zu ihrer Heimat und dem Wunsch der Enge der Insel, sowie dem Klatsch und Tratsch der Dorfbewohner zu entkommen. Da fehlte leider ein wenig die Abwechslung. Wundervoll ist jedoch die Insel selbst gezeichnet. Man spürt die Hitze die im Sommer über der Insel liegt. Spürt den Schweißfilm auf der Haut und kann die Zitronen und Blumen riechen. Es weckt den Wunsch bald wieder nach Italien zu fahren.
Vom ersten Weltkrieg bis zur Bankenkrisen 2007 kann man verfolgen, wie das Weltgeschehen Einfluss auf die Menschen nimmt. Es ist eine interessante Zeitreise durch die moderne Geschichte, die mir insgesamt sehr gut gefallen hat, auch wenn ich sie zwischendurch langatmig fand.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ken Follett kann es besser

Der Schlüssel zu Rebecca
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Kairo 1942, ein deutscher Spion ist Rommels bester Trumpf in seine Afrika Feldzug. Mit seiner Hilfe ist er immer einen Schritt voraus. Doch nachdem er einen jungen britischen Soldaten töten musste kommen ...

Kairo 1942, ein deutscher Spion ist Rommels bester Trumpf in seine Afrika Feldzug. Mit seiner Hilfe ist er immer einen Schritt voraus. Doch nachdem er einen jungen britischen Soldaten töten musste kommen die Briten ihm immer näher.

Ich mag Ken Folletts Bücher wirklich gerne. Seine Charaktere sind vielschichtig und seine Geschichte gut durchdacht und spannend. All das fehlt mir hier jedoch. Sämtliche Charaktere bleiben leider blass. Man kann sich nicht in sie hineinversetzten und daher auch kaum mit ihnen mitfiebern.

Der Geschichte fehlen spannende und interessante Wendungen. Die Sexszenen sind merkwürdig und für einen Thriller auch zu zahlreich.

Schade, Ken Follett kann es deutlich besser. Ich hoffe sein nächstes Buch kann mich wieder überzeugen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überzeugende Fortsetzung

Verschwörung
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Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ermitteln wieder.

Nachdem ich gehört hatte, dass die Reihe auch nach dem Tod von Stieg Larsson fortgesetzt werden soll, war ich einerseits skeptisch, andererseits ...

Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ermitteln wieder.

Nachdem ich gehört hatte, dass die Reihe auch nach dem Tod von Stieg Larsson fortgesetzt werden soll, war ich einerseits skeptisch, andererseits neugierig. Ich habe die Bücher sehr gerne gehört. Die Hörbücher gehören zu den wenigen Werken, bei denen ich einfach immer weiter hören musste und gerne auch mal einen Umweg in Kauf genommen habe. Ein hartes Erbe also.

Aber David Lagercrantz hat es geschafft mich zu überzeugen. Auch sein Werk übte diese magische Faszination auf mich aus und war daher leider viel zu schnell ausgehört. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass der Verlag erneut Dietmar Bär als Sprecher gewinnen konnte. Er hat eine wunderbare Vorleser Stimme, die es schafft einen zu fesseln.

Dennoch gibt es ganz klar Unterschiede zum Original. Keine Vergewaltigungsszene und lediglich eine Folterszene gibt es in dem Buch und die ist auch nicht besonders ausgeschmückt. (Das kann allerdings auch daran liegen, dass es sich bei dem Hörbuch um eine gekürzte Fassung handelt) Ich persönlich finde das aber überhaupt nicht schlimm, da die Brutalität der drei Bände von Stieg Larsson mein Hauptkritikpunkt an seinen Werken war. Ich bin fest davon überzeugt, dass man auch ohne genau Details eine spannende Geschichte schreiben kann.

Schade fand ich allerdings, dass die beiden Hauptcharaktere kaum gemeinsame Szenen hatten und mehr nebeneinanderher als gemeinsam ermittelt haben. Das Ende gibt jedoch die Hoffnung, dass es in einem möglichen Folgeband wieder anders aussehen könnte.

Der Fall ist diesmal sehr technisch orientiert, zumindest ist die Erfindung einer künstlichen Intelligenz, Auslöser für Morde und Mordversuche. Ob dies technisch alles korrekt ist kann ich nicht beurteilen, dafür fehlt mir das Fachwissen. Dafür kann ich aber sehr gut beurteilen, dass sämtlich technischen Details für einen Laien verständlich erklärt wurden.

Insgesamt hat mich das Buch überzeugt. Ich habe mit ihm angenehme Stunden verbracht und kann es guten Gewissens weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Langatmig

Das Mädchen
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Die neunjährige Patricia verirrt sich bei Wanderausflug mit ihrer Mutter und ihrem Bruder tief im Wald, in dem viele Gefahren und Probleme auf sie warten. Die einzige Stütze ihr Walkman und die Radioübertragungen ...

Die neunjährige Patricia verirrt sich bei Wanderausflug mit ihrer Mutter und ihrem Bruder tief im Wald, in dem viele Gefahren und Probleme auf sie warten. Die einzige Stütze ihr Walkman und die Radioübertragungen der Baseballspiele ihrer Lieblingsmannschaft.

Mich konnte dieses Hörbuch nicht überzeugen. Schon nach eine Viertel des Buches dachte ich man kann nicht noch länger über eine einsame Wanderung durch den Wald schreiben, denn es ist schon alles gesagt. Und es kam auch nicht mehr wirklich etwas Überraschendes hinzu, es zog sich wie Kaugummi. Immer wieder wurde versucht künstlich Spannung zu erzeugen, die einfach nicht da war. Das angebliche Monster im Wald hat nicht erschreckt, sondern genervt.

Auch die Hörbuchumsetzung hat mich enttäuscht. Obwohl die ganze Geschichte aus Sicht der kleinen Patricia erzählt wird, teilen sich Joachim Kerzel und Franziska Pigulla die Lesung. Warum welche Stelle von wem gelesen wurde erschloss sich mir dabei nicht. Zudem wurde immer wieder versucht mit Geräuschen Spannung zu erzeugen, doch die Geräusche waren übertrieben oder unpassend.

Persönlich fand ich auch die enge Verknüpfung mit Baseball anstrengend. Mir fehlt jeglicher Bezug zu diesem Sport, so dass ich viele Details nicht wirklich verstanden habe und auch ein mitfiebern mit der Mannschaft fiel dadurch weg.
Ich war froh, als ich fertig war und werde in nächster Zeit einen Bogen um Stephen King machen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Faszinierender Blick auf Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg

Bühlerhöhe
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Deutschland 1952: Rosa Silbermann floh vor den Nazis nach Israel, nun soll sie zurückkehren im Auftrag des israelischen Geheimdienstes. In Deutschland hat sie dabei nicht nur gegen Feinde von außen zu ...

Deutschland 1952: Rosa Silbermann floh vor den Nazis nach Israel, nun soll sie zurückkehren im Auftrag des israelischen Geheimdienstes. In Deutschland hat sie dabei nicht nur gegen Feinde von außen zu kämpfen, sondern auch gegen die Erinnerungen der Kindheit und die Gräueltaten der Nazis.

Vor dem Hintergrund eines langsamen „Spionageromans“ entführt uns die Autorin in das Nachkriegsdeutschland und gibt dabei einen faszinierenden Einblick in die innere Zerrissenheit der Menschen. Jeder ihrer Charaktere ist auf die eine oder andere Weise von den Kriegsjahren gezeichnet und versucht nun mit den Dämonen zu leben. Keiner weiß wirklich wie er mit den Gräueltaten der Nazis leben kann und umgehen soll. Die Autorin beleuchtet viele Schicksale, Gefühle und Einstellungen ohne dabei eine Wertung abzugeben. Ich fand das sehr interessant.
Auch die Geschichte selbst hat mich gefesselt. Obwohl eigentlich gar nicht viel passiert und sich alles sehr langsam entwickelt war ich sofort gefesselt und konnte das Buch nur schlecht aus der Hand legen. Unterstütz wurde das durch den sehr angenehmen Schreibstil der sich flüssig liest ohne zu einfach zu sein.

Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass gefühlt auf jeder zweiten Seiten 4711 echt kölnisch Wasser erwähnt wird, diese extreme „Werbung“ für das Produkt hat mich gestört.
Aber insgesamt war ich begeistert von diesem Blick auf die Nachkriegsgeschichte Deutschlands, der für mich neu war.