ein weiterer, ausgesprochen fesselnder New Adult Roman der deutschen Autorin Mona Kasten
Save MeMit Save Me hat Mona Kasten einen weiteren, gelungenen New Adult – das Buch spielt zwar nicht an einer Universität, enthält dafür aber einige andere Elemente, die eher für dieses Genre sprechen – Roman ...
Mit Save Me hat Mona Kasten einen weiteren, gelungenen New Adult – das Buch spielt zwar nicht an einer Universität, enthält dafür aber einige andere Elemente, die eher für dieses Genre sprechen – Roman geschrieben, der den Leser schnell in seinen Bann zieht und insbesondere mit der überraschenden Entwicklung eines bestimmten Charakters überzeugen kann.
Der schöne Schreibstil von Mona Kasten lässt sich angenehm sowie flüssig lesen und man merkt, dass sich die Autorin seit ihrer Again-Reihe weiterentwickelt hat; es ist nämlich eine gewisse Steigerung zu spüren. Vor allem die erotische Szene ist ihr stilistisch bzw. im Hinblick auf die Wortwahl deutlich besser gelungen. Gleichwohl hat genau diese Szene auch ihre Schwächen: Sie enthält relativ viel Dialog und wirkt außerdem nicht authentisch. Sie passt einfach nicht richtig zur Protagonistin und ist nur schwer mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Erfahrungsstand in Einklang zu bringen, denn Ruby wirkt darin wesentlich erfahrener als sie es dürfte bzw. tatsächlich ist.
Ein großer Pluspunkt sind dagegen die wechselnden Perspektiven, durch die man beide Protagonisten – Ruby und James – viel besser kennen lernen und mehr über deren individuelle Gedanken sowie Gefühle erfahren kann, obschon das in Bezug auf James zumindest anfangs nicht unbedingt von Vorteil ist.
James ist einem zu Beginn ausgesprochen unsympathisch. Er ist arrogant, selbstgefällig, verwöhnt und es gewohnt, dass nahezu alle anderen nach seiner Pfeife tanzen. Er weiß seine Privilegien nicht zu schätzen, blickt auf andere herab und begreift nicht, wie hart manche Menschen arbeiten müssen, um auch nur einen Bruchteil dessen zu erlangen, was für ihn selbstverständlich ist. Die einzige, halbwegs liebenswerte Eigenschaft an ihm ist seine aufrichtige Sorge um seine Schwester Lydia.
Während des ersten Drittels des Romans kann man sicher daher absolut nicht vorstellen, dass aus ihm einmal ein liebenswürdiger Charakter werden soll. Umso beachtlicher ist folglich die positive Entwicklung, die er im Verlauf der Handlung durchmacht. Ruby öffnet ihm gewissermaßen die Augen für eine andere Welt, fernab vom schönen Schein. Sie bringt seine guten Seiten zum Vorschein, sein wahres Ich, fordert ihn heraus und macht ihn so zu einem besseren Menschen. Den James, den nur Ruby kennen lernt, beginnt man zu mögen. In ihrer Gegenwart wird er zu jemandem, dem nicht alles egal ist und der seine wahren Gefühle nicht ständig hinter einer reglosen Maske der Gleichgültigkeit verbirgt.
Je mehr man über James und vor allem seine familiären Verhältnisse erfährt, desto besser versteht man sein Verhalten, obgleich diese Umstände sein Benehmen trotzdem nicht immer rechtfertigen. In materieller Hinsicht mag es ihm und seiner Schwester an nichts fehlen, emotional hingegen ist in ihrer Erziehung vieles auf der Strecke geblieben, sodass man nicht gerade von einem liebevollen Elternhaus sprechen kann. Mit der Zeit kann man demzufolge auch besser nachvollziehen, warum er sich so sehr an die Gegenwart klammert und die Zukunft regelrecht fürchtet; eine Angst, die man als Leser zuvor als ziemlich irrational empfand. Dennoch hält man seine Situation nicht annähernd für so aussichtslos und unabwendbar wie James selbst.
Im Unterschied zu James mag man Ruby auf Anhieb und man kann sich von Anfang an gut mit ihr identifizieren. Ihr Ehrgeiz erscheint mitunter ein wenig übertrieben, ihre Disziplin ist jedoch bewundernswert. Sie hat Träume und Ambitionen und kämpft hart für das, was sie erreichen will. Manchmal hat man allerdings das Gefühl, dass sie fast rund um die Uhr ausschließlich mit der Schule beschäftigt ist und ihr ein Hobby als Ausgleich fehlt. Andere Interessen werden zwar gelegentlich erwähnt, finden sich aber leider nie aktiv im eigentlichen Geschehen wieder.
Ruby und James sind so verschieden, dass man nur schwer glauben kann, dass ausgerechnet aus den beiden einmal ein Paar werden soll, obwohl man natürlich von Beginn an weiß, dass es genau darauf hinauslaufen wird. Dafür macht es unheimlich viel Spaß ihnen dabei zuzusehen, wie aus den wütenden Wortgefechten nach und nach ernsthafte Gespräche werden, aus denen sich letztlich Sympathien entwickeln. Ihr anfänglicher Argwohn lässt mehr und mehr nach als sie neue Seiten am jeweils anderen entdecken, was die Entwicklung ihrer Beziehung zu Freundschaft – und später zu etwas darüber hinaus – sehr glaubwürdig macht.
Gemeinsam mit Ruby blickt man langsam hinter seine steinerne Fassade und ändert so, zur eigenen Überraschung, Stück für Stück seine Meinung über James. Deshalb freut man sich auch wirklich, als die beiden einander endlich näher kommen, was man vorher kaum für möglich gehalten hätte. Es ist eine schöne, nachvollziehbare Entwicklung, die man direkt miterleben kann. Die zwei ergänzen sich gut und sind ein tolles Paar, mit dem man richtig mitfühlt. Bei Ruby kann James er selbst sein und das ist mehr wert als alles Geld der Welt. Mit ihrer Hilfe schafft er es hoffentlich irgendwann sogar den Mut aufzubringen für seine eigenen Wünsche zu kämpfen.
Neben Ruby und James gibt es zahlreiche Randfiguren, von denen man einige mehr und andere weniger liebenswert findet. Rubys Familie sowie ihre beste Freundin Lin hat man sehr gern, weshalb man sich über jede Szene freut, in der sie nicht nur erwähnt werden, sondern unmittelbar am Geschehen beteiligt sind. Von James‘ Eltern kann man das leider nicht behaupten, diese sind total gefühlskalt und interessieren sich offenbar nur für Geld und Prestige. James‘ Freunde können beim Leser ebenfalls keinen guten Eindruck hinterlassen, denn zu ihnen fallen einem lediglich Attribute wie hochnäsig, oberflächlich, verwöhnt, arrogant, selbstverliebt und ignorant ein. Die einzige Ausnahme bildet seine Schwester Lydia, die einem zumindest zum Ende hin etwas sympathischer wird. Sie macht sich nicht nur Gedanken über unwichtige Dinge und erkennt nicht nur, dass James sich verändert hat, sondern auch, dass diese Veränderungen durchaus positiv sind.
Die Handlung ist durchgängig fesselnd und überrascht insbesondere zum Schluss hin mit vielen ungeahnten, nicht immer positiven Wendungen, die auf jeden Fall reichlich Stoff für die Fortsetzungen bieten. Unglücklicherweise war es nur eine Frage der Zeit, dass jemand einen Keil zwischen Ruby und James treibt und ihnen Steine in den Weg legt, weil sie aus völlig verschiedenen Welten kommen. Ihr Glück ist somit nur von kurzer Dauer. Die Hürden mögen vielleicht nicht unüberwindbar sein, aber man wird es ihnen sicher auch nicht leicht machen die Probleme zu lösen, die zwischen ihnen stehen. Obschon man kommen sah, dass es (noch) kein Happy End geben würde, ist das Ende demnach unerwartet traurig bzw. unerfreulich, doch andernfalls bräuchte es schließlich keinen zweiten Band.
Nach diesem fiesen, Herzschmerz verursachenden Ausgang ist man schon sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte um James und Ruby und wird sich diese definitiv nicht entgehen lassen. Man kann allerdings nur hoffen, dass die folgenden zwei Bände mehr zu bieten haben und nicht nur von einem beinahe endlosen, unerträglichen Hin und Her zwischen den beiden handeln werden. Noch hält sich das Drama in Grenzen, aber es bewegt sich auf einem schmalen Grat und die Probleme in ihrer Beziehung künstlich in die Länge zu ziehen, würde der Geschichte wahrscheinlich eher schaden als nützen.
FAZIT
Save Me ist ein weiterer, ausgesprochen fesselnder New Adult Roman der deutschen Autorin Mona Kasten, der vor allem mit der überraschend positiven Veränderung einer Figur und der authentischen, nachvollziehbaren Entwicklung der Beziehung zwischen Ruby und James punkten kann.