ein fantastischer Trilogieauftakt, bei dem die Autorin Ursula Poznanski ihr Können erneut unter Beweis stellt
Die Verratenen (Eleria-Trilogie - Band 1)Mit Die Verratenen hat Ursula Poznanski ein weiteres Mal bewiesen, dass sie eine Meisterin ihres Genres ist! Der Auftakt zu ihrer ersten Jugendbuchtrilogie kann mühelos mit ihren beiden Einzelromanen Erebos ...
Mit Die Verratenen hat Ursula Poznanski ein weiteres Mal bewiesen, dass sie eine Meisterin ihres Genres ist! Der Auftakt zu ihrer ersten Jugendbuchtrilogie kann mühelos mit ihren beiden Einzelromanen Erebos und Saeculum mithalten, wenn er sie nicht sogar in den Schatten stellt.
Obwohl man angesichts der vielen Serien, die den Jugendbuchmarkt momentan geradezu überfluten, eigentlich eher dankbar für jedes allein stehende Buch ist, freut man sich hier sehr darüber, dass man sich am Ende des Romans noch nicht endgültig von den Charakteren verabschieden muss. Die Handlung mit ihren Intrigen und Verschwörungen, den Verrätern sowie den Verratenen, ist nämlich viel zu komplex und vielschichtig um sie in nur einem Buch zufrieden stellend zum Abschluss bringen zu können.
Die Zukunftsvision, die Ursula Poznanski in diesem Werk kreiert hat, ist erschreckend sowie faszinierend zugleich und man nimmt jede Information darüber wissbegierig auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien entsteht hier zunächst nicht das Bild einer perfekten Gesellschaft, da die Autorin einen von Anfang an auf gewisse Schwächen und Missstände aufmerksam macht, die auch den Figuren bekannt sind. Dabei geht es vor allem um die verschiedenen Lebensumstände von Sphärenbewohnern im Unterschied zu den Außenbewohnern, denn während erstere nur ein Leben in Wärme und Geborgenheit kennen, obgleich es mit strengen Regeln verbunden ist, müssen letztere eisige Kälte ertragen und jeden Tag ums Überleben kämpfen, weil es nicht genug Nahrung und schon gar keine ausreichende medizinische Versorgung gibt.
Das Leben innerhalb der Sphären sowie ihr Verhaltenskodex gegenüber den Außenbewohnern erscheinen hingegen zu Beginn absolut makellos. Dieses Bild bekommt erst im späteren Verlauf einige Risse, bis man schließlich das volle schockierende Ausmaß der Lügen und Täuschungen erfasst, was sowohl für den Leser als auch für die Charaktere nicht leicht zu verdauen ist.
Erzählt wird die Geschichte ausschließlich aus Rias Perspektive, weshalb man sie am Besten kennen lernt und vor allem mit ihr mitfiebert. Sie steht allerdings nicht allein im Mittelpunkt, denn es geht insgesamt um alle sechs Studenten, die an der angeblichen Verschwörung beteiligt sein und deshalb getötet werden sollen, also gleichermaßen ebenso um Aureljo, Fleming, Tomma, Tycho und Dantorian. Sie alle sind sehr unterschiedliche Charaktere, denen man verschiedene Emotionen entgegen bringt.
Als Erzählerin ist Ria dem Leser auf Anhieb sympathisch und man kann ihre Gedankengänge sowie ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ihre sensationelle Auffassungsgabe und ihre Fähigkeit aus Gesichtern zu lesen wie aus einem Buch sind nicht nur hilfreich, sondern äußerst bewundernswert und erinnern an manchen Stellen ein bisschen an einen gewissen Sherlock Holmes. Im Nachhinein sind die Schlüsse, die sie zieht, vollkommen logisch, doch man selbst wäre garantiert nicht darauf gekommen, zumindest nicht so schnell.
Tycho schließt man wegen seiner aufgeweckten Art, und vielleicht auch ein wenig weil er der Jüngste in der Gruppe ist und er somit den Beschützerinstinkt in einem weckt, ebenfalls schnell ins Herz.
Fleming und Dantorian kann man dagegen nur sehr schwer einschätzen. Sie sind Beide ziemlich wortkarg und obwohl Fleming anderen mit seinen medizinischen Fähigkeiten stets hilft und Dantorian die Kinder mit seinen künstlerischen Begabungen unterhält, wird man mit ihnen nicht so richtig warm. Sie sind einem nicht völlig gleichgültig, aber eben auch nicht besonders wichtig.
Für Tomma entwickelt man nach einer Weile dafür eine ganz klare Abneigung, weil sie schwach und egoistisch wirkt. Als es zu ihrem persönlichen Vorteil ist, kanzelt sie sich von den anderen Gruppenmitgliedern ab, obwohl sie ihr Überleben, oder zumindest den Umstand, dass sie noch all ihre Gliedmaßen besitzt, nur deren Hilfe zu verdanken hat.
Bei Aureljo weiß man hingegen irgendwann gar nicht mehr, woran man ist. Als Freund von Ria ist er nicht unsympathisch und auch sonst hat er viele liebenswerte Eigenschaften. Doch aus irgendeinem Grund kann man ihn bis zum Schluss nie gänzlich durchschauen und ihm daher auch nicht vertrauen. Sein scheinbar unerschütterliches Vertrauen in den Sphärenbund ist anfangs noch naiv, später grenzt es allerdings, nach allem, was die Sechs erlebt haben, schon fast an Dummheit, wobei man natürlich weiß, dass das im Hinblick auf seinen Status als Nummer 1 eigentlich nicht der Fall sein kann. Obwohl man seinen Wunsch herauszufinden, was ihnen überhaupt vorgeworfen wird und warum, durchaus nachvollziehen kann, hat man kein Verständnis für seinen Plan zum Sphärenbund zurückzukehren, wo der sichere Tod auf ihn wartet. Später sogar noch mehr als zu Beginn, wenn man bedenkt, was er inzwischen alles weiß.
Da es sich bei Die Verratenen erneut um einen Thriller handelt, mangelt es dem Buch natürlich nicht an Spannung und es gelingt Ursula Poznanski diese konstant aufrecht zu erhalten. Am Anfang durch die Frage, ob, wann und wie sie wohl versuchen werden Ria sowie die anderen Stundenten unauffällig aus dem Weg zu räumen und ob man ihnen eine Chance geben wird sich gegen die unbekannten Vorwürfe zu verteidigen. Später durch die permanente Gefahr, in der die Studenten schweben. Dass sie dem geplanten Attentat auf ihr Leben entkommen können, heißt nämlich noch lange nicht, dass sie in Sicherheit sind. Auf das (Über)Leben in der kalten Außenwelt ist keiner von ihnen vorbereitet und die meisten Außenbewohner wollen sie ebenfalls lieber tot sehen als lebendig. Über all dem schwebt außerdem die Frage, was der Gruppe konkret vorgeworfen wird bzw. wer hinter diesen Verdächtigungen steckt. Für die Antworten darauf wird man jedoch wohl leider auf die folgenden Bände warten müssen.
FAZIT
Die Verratenen ist ein fantastischer Trilogieauftakt, bei dem die Autorin Ursula Poznanski ihr Können erneut unter Beweis stellt. Die interessanten Charaktere, die fesselnde Handlung, die faszinierende Welt und viel Spannung machen das Buch zu einem fantastischen Lesegenuss! Die folgenden Bände wird man sich also auf keinen Fall entgehen lassen.
Wer Erebos und/oder Saeculum mochte, sollte sich das neueste Werk von Ursula Poznanski also auf keinen Fall entgehen lassen! Aber auch alle anderen Fans von Thrillern und Dystopien werden garantiert ihre Freude daran haben.