Profilbild von Stephie2309

Stephie2309

Lesejury Star
offline

Stephie2309 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Stephie2309 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2018

ein guter Debutroman, der den Leser trotz kleinerer Schwächen zu unterhalten vermag

Die Auserwählte
0

Mit Die Auserwählte hat Jennifer Bosworth ein gutes Debut abgeliefert, das zwar an einigen Stellen ein paar kleine Schwächen aufweist, den Leser insgesamt aber trotzdem fesseln und unterhalten kann.
Jennifer ...

Mit Die Auserwählte hat Jennifer Bosworth ein gutes Debut abgeliefert, das zwar an einigen Stellen ein paar kleine Schwächen aufweist, den Leser insgesamt aber trotzdem fesseln und unterhalten kann.
Jennifer Bosworth kann vor allem mit ihren Ideen, einem durchaus interessanten Plot und einer sympathischen Hauptfigur überzeugen. Los Angeles ist von einem gewaltigen Erdbeben, der wahrscheinlich furchtbarsten Naturkatastrophe aller Zeiten, erschüttert worden und liegt seither in Schutt und Asche. Nur wenige Häuser stehen noch, während die meisten Menschen obdachlos geworden sind und um Nahrung betteln müssen. Von Beginn an weiß man jedoch, dass der Stadt noch ein weiteres Unwetter bevorsteht, das alles noch viel schlimmer machen könnte.

Diese Situation nutzt der selbst ernannte Prophet Rance Ridley, der das Erdbeben vorhergesagt hat, aus um noch mehr Jünger für sich zu gewinnen. Doch hinter Prophet, den man anfangs nur für einen religiösen Fanatiker hält, steckt viel mehr als man ahnt. Sein dunkler Plan wird allerdings erst offenbart als es schon fast zu spät ist.
Das Gegenstück zu Prophet sind die so genannten Suchenden, die ebenfalls versuchen möglichst viele neue Verfechter ihrer Sache zu rekrutieren um Prophets Vorhaben zu vereiteln. Ihre große Geheimniskrämerei ist aber nicht gerade vertrauenserweckend und man hat schnell den Verdacht, dass sie Mia gegenüber nicht ehrlich sind und ihr etwas Wesentliches verschweigen. Etwas, das zu Mias Nachteil wäre und sie daher unbedingt wissen sollte.
Beide Zusammenschlüssen verbindet die Suche nach den gleichen Menschen. Menschen, die eine bestimmte Erfahrung gemacht haben und deshalb mit einer bestimmten Fähigkeit ausgestattet sind. Zusammen mit Mia muss man sich schließlich die Fragen stellen, warum sie diese Menschen suchen und welche Motive dahinter stecken.

Mia Price ist eine sehr ungewöhnliche Protagonistin, mit der man sich wegen ihrer Sucht nach Blitzen und ihrer daraus resultierenden besonderen Fähigkeiten vielleicht nicht identifizieren kann, die man allerdings dennoch ins Herz schließt. Ihre Eigensinnigkeit macht sie nicht immer ganz einfach, dafür aber einzigartig und durch ihre vielen Ecken und Kanten wirkt sie sehr authentisch. Sie liebt ihre Familie sehr und ist bemüht sie in dieser schwierigen Zeit zusammen zu halten, obwohl das eigentlich die Aufgabe ihrer Mutter wäre. Dass sie sich so vehement weigert den Suchenden beizutreten lässt sie auch nicht feige wirken, sondern ist schlicht und ergreifend menschlich und passt zu ihrem Charakter, zumal die Suchenden mit ihrem Verhalten und ihren vielen Geheimnissen nicht ganz unschuldig daran sind.

Jeremy ist ebenfalls eine sehr interessante Figur, die man irgendwie lieb gewinnt, obwohl man nur sehr wenig über ihn weiß und er unendlich viel vor Mia zu verbergen scheint. Als Leser ahnt man noch vor Mia, wo und wann sie Jeremy zum ersten Mal gesehen hat, kann es ihm aber trotzdem nicht übel nehmen und aus einem unerfindlichen Grund vertraut man ihm, obgleich man ihm wahrscheinlich eher misstrauen sollte. Man spürt einfach, dass er nichts Böses im Sinn hat. Als man mit einer ungeahnten Enthüllung in Bezug auf ihn konfrontiert wird, weiß man deshalb auch gleich, dass mehr dahinter stecken muss und es nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Obwohl Jeremy Mia nicht gefahrlos berühren kann, weil er damit seine Visionen auf sie überträgt, fühlen die Beiden sich stark zueinander hingezogen. Angesichts der Tatsache, dass Mia ihm seine ursprüngliche Absicht in Bezug auf sie viel zu schnell verzeiht, wirkt die Liebesgeschichte, die sich mit der Zeit zwischen ihnen entwickelt, vielleicht zunächst etwas unglaubwürdig. Allerdings kann man ihr Verhalten trotzdem irgendwie nachvollziehen, weil man Jeremy auch als Leser sofort verziehen hat und sie einfach so gut zusammen passen.

Am Anfang mangelt es dem Roman noch ein wenig an Spannung, sodass die Handlung vor sich hin plätschert und man noch nicht weiß, worauf jetzt eigentlich hingearbeitet wird. Im späteren Verlauf der Geschichte, wenn man auf Grund einiger Andeutungen zumindest darüber spekulieren kann, was einen vielleicht noch erwartet, nimmt sie aber an Fahrt auf und wird immer spannender je näher das angekündigte Unwetter rückt. Es gelingt der Autorin dann den Leser mit unerwarteten Wendungen zu überraschen und ihn für sich einzunehmen. Ab diesen Zeitpunkt möchte man das Buch so schnell wie möglich beenden, weil man es kaum erwarten kann zu erfahren, wie es ausgeht.

Das Ende ist Jennifer Bosworth sehr gut gelungen. Es beantwortet beinahe alle offenen Fragen und stellt den Leser dadurch vollkommen zufrieden. Das Buch kann daher sehr gut als Einzelband gelesen werden und ohne die winzige Andeutung kurz vor Schluss käme man auch gar nicht auf die Idee, dass es überhaupt noch eine Fortsetzung geben könnte.


FAZIT

Die Auserwählte ist ein guter Debutroman, der den Leser trotz kleinerer Schwächen zu unterhalten vermag. Obwohl richtige Spannung erst im späteren Verlauf der Handlung aufkommt, sorgen die interessante Handlung sowie die sympathischen Charaktere dafür, dass man stets weiter liest. Jennifer Bosworth ist somit auf jeden Fall eine Autorin mit viel Potenzial. Ihr nächstes Buch wird man sich daher bestimmt genauer ansehen, ob es nun eine Fortsetzung zu ihrem Erstlingswerk ist oder nicht.

Veröffentlicht am 22.02.2018

ein fantastisches Debut, dessen Fortsetzung man schon jetzt kaum noch erwarten kann

Taken
0

Mit Taken ist es Erin Bowman gelungen ein Debut abzuliefern, dem man nicht anmerkt, dass es sich dabei um ein Erstlingswerk handelt, da es den Leser sofort in seinen Bann zieht und von Anfang bis Ende ...

Mit Taken ist es Erin Bowman gelungen ein Debut abzuliefern, dem man nicht anmerkt, dass es sich dabei um ein Erstlingswerk handelt, da es den Leser sofort in seinen Bann zieht und von Anfang bis Ende fesselnd und dazu noch sehr gut geschrieben ist.
Besonders lesenswert ist das Buch vor allem wegen der spannenden Handlung, hinter der sich so viel mehr verbirgt als es auf den ersten Seiten den Anschein hat. Während sich zu Beginn alles um den merkwürdigen Ort Claysoot und den unerklärlichen Raub der gerade achtzehn gewordenen Männer dreht, geht es im späteren Verlauf der Geschichte nicht mehr nur darum, die Wahrheit über die Geschehnisse dort herauszufinden, sondern um den Kampf für die Freiheit.

Es ist wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Bewohner von Claysoot mit der Situation umgehen. Einige, sowohl Männer als auch Frauen, kämpfen dagegen an oder versuchen zu fliehen, andere nehmen ihn einfach hin und sind stattdessen nur bemüht die Jungen möglichst früh möglichst viele Kinder zeugen zu lassen um für genügend Nachkommen zu sorgen; eine andere Bedeutung haben sie für sie nicht, weil sie ja ohnehin bald verschwinden. Insgesamt ist es ziemlich überraschend, wie wenig Menschen in die erste Kategorie gehören und herausfinden wollen, warum ihnen die Männer geraubt werden.

Da man genau wie der Protagonist Gray das Gefühl hat, dass es noch etwas außerhalb von Claysoot geben muss, ist man nicht überrascht als sich das schließlich als wahr herausstellt. Das mindert die Spannung jedoch nicht im Geringsten, denn die Welt hinter der Mauer wirft noch viel mehr Fragen auf, die es zu beantworten gilt.
Gray landet in Taem und ist zunächst, verständlicherweise, vollkommen fasziniert von der Stadt, die so viel fortschrittlicher ist als sein altes Dorf, und vertraut Frank, dem Staatsoberhaupt, der scheinbar alle Antworten kennt und vorgibt die Menschen aus Claysoot befreien zu wollen. Dieses Vertrauen ist allerdings nicht so blind wie bei vielen anderen jungen Männern, einschließlich Blaine, die nicht erkennen, was für ein unbarmherziges Regime er führt und dass er nicht ehrlich zu ihnen ist. Im Gegensatz zu ihnen beginnt man als Leser gemeinsam mit Gray nach und nach an einigen der Informationen zu zweifeln, weil viele Dinge nicht zusammen passen, und erkennt, dass bestimmte Handlungen überhaupt nicht gerechtfertigt sind. Das bringt ihn aber in große Gefahr, denn Frank kennt keine Gnade und duldet niemanden, der ihn oder seine Befehle in Frage stellt. Die Flucht zu den Rebellen ist daher offenbar die einzige Alternative, doch Gray ist sich nicht sicher, ob er sich tatsächlich den Menschen anschließen will, die mit Harvey Maldoon zusammen arbeiten, der angeblich für Claysoot, die Mauer und den Raub verantwortlich ist.

Gray ist eine äußerst sympathische und, im Unterschied zu Blaine, der leider ziemlich blass bleibt, vielschichtige Hauptfigur, die man gern auf ihrem Weg begleitet. Da der Roman aus seiner Perspektive erzählt wird, kann man sich sehr gut in ihn hineinversetzen und sein Verhalten stets nachvollziehen. Er ist zwar, wie gewöhnlich, sehr gut aussehend, hat aber auch viele Ecken und Kanten, die ihn sehr authentisch machen. Er folgt immer seinem Bauchgefühl und lässt seinen Emotionen freien Lauf, obwohl er manchmal lieber Nachdenken sollte, bevor er handelt. Er ist sehr loyal und verteidigt die, die er liebt.
Durch den Raub seines Bruders, seinem Weg über die Mauer und schließlich die Flucht aus Taem wird sein Leben innerhalb kürzester Zeit mehrfach auf den Kopf gestellt und er muss auf einmal alles hinterfragen, was er zu wissen glaubte. Auf seiner Suche nach der Wahrheit wird er immer wieder mit Lügen konfrontiert, die er allerdings erst als solche entlarven muss um irgendwann die richtigen Antworten zu finden. Er muss herausfinden, wem er wirklich vertrauen kann, und wie er leben will. Blinder Gehorsam entspricht nicht seinem Charakter, aber will er sich nur weigern zu folgen oder aktiv etwas gegen die Ungerechtigkeiten unternehmen?

Neben Gray gibt es natürlich noch viele weitere interessante Figuren, insbesondere die beiden weiblichen Protagonisten Emma und Bree, die durch ihre jeweilige Beziehung zu Gray für ein wenig Romantik sorgen.
Emma stammt ebenfalls aus Claysoot und ist dort zusammen mit Gray aufgewachsen. Nach dem Verschwinden von Grays Bruder verbringen sie viel Zeit miteinander und entwickeln Gefühle für den jeweils anderen, die schließlich dazu führen, dass Emma Gray sogar über die Mauer folgt um zusammen mit ihm nach Antworten zu suchen. Sie ist eine sehr starke Figur und weiß sich durchzusetzen, was sie zunächst sehr sympathisch macht. Als die Beiden durch gewisse Umstände voneinander getrennt werden, begeht sie jedoch einen Verrat, den man ihr, genau wie Gray, nicht so leicht verzeihen kann.
Bree, die Gray bei den Rebellen kennen lernt, ist ebenfalls eine sehr starke und unabhängige Frau. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich von niemandem unterbuttern. Sie ist nicht skrupellos, doch sie weiß, was sie will und ist bereit, dafür zu kämpfen, weil es das Richtige ist. Sie hat viel mit Gray gemeinsam und nach den anfänglichen Sticheleien kommen die Beiden sich langsam näher. Aus Loyalität gegenüber Emma verdrängt Gray lange Zeit seine Gefühle für Bree. Er kann nicht leugnen, was er für sie empfindet, lässt sich allerdings erst auf sie ein nachdem er von Emmas Vertrauensbruch erfahren hat.

Im letzten Teil nimmt die Spannung noch einmal zu und mündet nach einigen Überraschungen in einem wirklich gelungenen Ende. Die Handlung des ersten Teils lässt zwar noch viele Fragen offen, ist aber trotzdem in sich abgeschlossen, sodass man nicht völlig hängen gelassen wird. Doch die Geschichte als solche verlangt auf jeden Fall nach einer Fortsetzung, deren weiterer Verlauf schon angedeutet wird, in der einen aber mit Sicherheit wieder einige Überraschungen erwarten. Man wird sie sich daher auf keinen Fall entgehen lassen!


FAZIT

Taken ist ein fantastisches Debut, dessen Fortsetzung man schon jetzt kaum noch erwarten kann, obwohl die Autorin auf einen Cliffhanger verzichtet hat. Erin Bowman gelingt es mit diesem Serienauftakt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und überzeugt nicht nur mit einer spannenden Handlung, sondern auch mit einer sympathischen Hauptfigur, die zugleich ein sehr guter Erzähler ist.

Veröffentlicht am 22.02.2018

zählt zusammen mit seinem Vorgänger definitiv zu den besten Graphic Novels überhaupt

Die Stadt der Träumenden Bücher (Comic)
0

Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben ist eine großartige Fortsetzung der faszinierenden Geschichte um den Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz und seine erste Reise in die Stadt der Bücher. Man ...

Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben ist eine großartige Fortsetzung der faszinierenden Geschichte um den Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz und seine erste Reise in die Stadt der Bücher. Man kann also nur hoffen, dass Autor, Illustrator und Verlag Das Labyrinth der träumenden Bücher eines Tages ebenfalls in so überragende Graphic Novels verwandeln – je eher desto besser.
Erfreulicherweise beginnt der zweite Band mit einer kurzen Zusammenfassung, die einem die wichtigsten Ereignisse des ersten Teils wieder in Erinnerung ruft, sodass man zu Beginn auf dem aktuellen Stand ist und direkt in die Handlung eintauchen kann. In der Fortsetzung erfährt man nun etwas mehr über die Katakomben sowie ihre Erbauer, man erhält einen umfassenden Einblick in die legendäre Lederne Grotte, man trifft den berühmt-berüchtigten Bücherjäger Colophonius Regenschein, lernt den Schattenkönig kennen, erfährt mehr über dessen höchst interessante Geschichte und verbringt erstaunlich viel Zeit in seiner äußerst spannenden Residenz Schloss Schattenhall . Außerdem findet man zusammen mit Hildegunst heraus, wer das perfekte, geheimnisvolle Manuskript geschrieben hat, durch das diese Geschichte ihren Anfang nahm. Allerdings ist dieses Wissen mit einem sehr traurigen Schicksal verbunden, mit dem man so sicherlich nicht gerechnet hätte.

Sowohl Hildegunst als auch die einzigartigen Buchlinge wachsen einem im Verlauf der Geschichte sehr ans Herz. Als Leseratte findet man sich in dem Lindwurm wieder und teilt natürlich seine große Liebe zu Büchern. Generell spricht der Graphic Novel echten Bücherwürmern an mehr als einer Stelle wahrlich aus der Seele.

Deshalb ist man sofort wieder fasziniert von den grandiosen Illustrationen von Florian Biege und den unzähligen darauf abgebildeten Büchern. Die bunten Zeichnungen sind wirklich herausragend, vom ersten bis zum letzten Panel, und versetzen einen immer wieder in Erstaunen. Sie sind harmonisch, atmosphärisch und wahnsinnig detailliert – man kann sich unmöglich daran sattsehen.

Die komplexe Handlung, deren Tiefgang auch nicht durch die Umsetzung als Graphic Novel verloren geht, ist durchgängig fesselnd und zwischendurch so trübsinnig und erschütternd, dass einem zum Heulen zumute ist. Im letzten Drittel nimmt die Spannung dann noch einmal zu und eine bestimmte Stelle rührt einen sogar zu Tränen. Das Ende bringt die phantastische Geschichte gekonnt zum Abschluss und überzeugt mit einer gelungenen Auflösung der offenen Fragen, obschon der Ausgang teilweise ziemlich traurig ist.

Als Leser freut man sich am Schluss schon darauf auf die eine oder andere Weise irgendwann nach Buchhaim bzw. in das Labyrinth darunter zurückkehren, es ist demnach keinesfalls ein endgültiger Abschied. Eine so tiefgründige, wundervolle und gut ausgearbeitete Welt, in der es unendlich viel zu entdecken gibt, findet man nämlich selten. Man kann daher nicht genug davon bekommen und wird seine aufkeimenden Gelüste wohl nur mit anderer zamonischer Literatur stillen können, wenn auch nicht in Form eines Graphic Novels.

Als Extra enthält die Fortsetzung am Ende darüber hinaus noch ein aufschlussreiches Making-of über die Entstehung der zwei Bände, das unter anderem aus Informationen und Bildmaterial zu den einzelnen Arbeitsschritten besteht.


FAZIT

Die Stadt der träumenden Bücher – Die Katakomben zählt zusammen mit seinem Vorgänger definitiv zu den besten Graphic Novels überhaupt, sowohl inhaltlich als auch optisch. Beide Bände sind überwältigend und unvergleichlich und demzufolge unverzichtbar für Fans von Graphic Novels und phantastischer Literatur!

Veröffentlicht am 22.02.2018

nicht ganz so packend wie der erste Band, dennoch liest man ihn gern und wird sich auch den dritten Teil keineswegs entgehen lassen

Sherlock 2
0

Sherlock – Der blinde Banker ist der zweite Teil der gelungenen Manga-Adaption der erfolgreichen BBC-Serie und entspricht inhaltlich somit der zweiten Episode der ersten Staffel. Es ist eine tolle, fesselnde ...

Sherlock – Der blinde Banker ist der zweite Teil der gelungenen Manga-Adaption der erfolgreichen BBC-Serie und entspricht inhaltlich somit der zweiten Episode der ersten Staffel. Es ist eine tolle, fesselnde Fortsetzung, die allerdings nicht ganz so spannend ist wie der Vorgänger.
Die Geschichte ist teilweise ziemlich undurchsichtig und an manchen Stellen fällt es schwer der Handlung zu folgen, insbesondere da gewisse Szenen sehr abrupt enden und die eigentlich notwendigen Erklärungen leider ausbleiben. Dennoch ist der aktuelle Fall durchaus interessant und wird wieder gekonnt aufgelöst. Dabei ist es natürlich von Vorteil, wenn die entsprechende Episode nicht mehr ganz so präsent ist und man die Auflösung folglich nicht mehr in Erinnerung hat.

Im zweiten Band lernen Sherlock und Watson einen neuen Kollegen von der Polizei kennen, der Sherlocks Verhalten aber mitunter genauso hilflos gegenüber steht wie die meisten anderen. Im Prinzip kann er nur dabei zusehen, wie Sherlock den Fall nahezu im Alleingang löst. Er wird also nicht etwa aktiv eingebunden, sondern dient allenfalls der Informationsbeschaffung, wenn es gerade nützlich ist.

Dass Sherlock sich dadurch nicht gerade beliebt macht, ist verständlich. Doch wie immer fragt man sich, warum es der Polizei so schwer fällt persönliche Sympathien außen vor zu lassen und dem Detektiv zu glauben, wenn er konkrete Schlüsse aus den vorhandenen Fakten zieht. Es kommt schließlich nicht oft vor, dass Sherlock sich irrt, falls so etwas überhaupt jemals eingetreten ist.

Während Sherlock andere Menschen sehr gut durchschauen und ihr Verhalten vorhersehen kann, ist er in Bezug auf sein eigenes Leben manchmal überraschend kurzsichtig. Es mag sein, dass er keinen finanziellen Anreiz braucht, um einen rätselhaften Fall lösen zu wollen, jedoch muss auch er beispielsweise seine Miete zahlen und sollte die Bezahlung für seine Dienste daher nicht so leichtfertig übergehen. Bräuchte er das Geld nicht, hätte er sich keinen Mitbewohner suchen müssen. Aufschlussreich sind zudem die Informationen über Sherlocks Zeit an der Universität.

Wie sich die Beziehung zwischen Sherlock und Watson weiterentwickelt, ist ebenfalls sehr interessant. Als Leser bringt es einen definitiv zum Schmunzeln, wenn Sherlock Watson einfach als „seinen Freund“ vorstellt, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was andere in diese schlichte Aussage hineininterpretieren könnten, sodass Watson sich stets gezwungen sieht diese etwaigen Missverständnisse unverzüglich klarzustellen.

Darüber hinaus ist Sherlocks offenkundiger Mangel an Sozialkompetenz und Wissen über sozialadäquates Verhalten geradezu herrlich. So erkennt er zum Beispiel tatsächlich nicht, dass er Watsons Date mit Sarah erheblich stört und scheint nicht zu verstehen, dass Watson noch andere Ziele oder Wünsche im Leben hat und diese ihm unter Umständen wichtiger sind als nur möglichst schnell den aktuellen Fall zu lösen.

Der Zeichenstil von Mangaka Jay ist noch immer sehr ansprechend und detailliert. Da die Charaktere optisch den Darstellern der Serie nachempfunden und größtenteils sehr gut getroffen sind, fühlt man sich beim Anblick sofort an diese erinnert.


FAZIT

Sherlock – Der blinde Banker ist vielleicht nicht ganz so packend wie der erste Band, dennoch liest man ihn gern und wird sich auch den dritten Teil keineswegs entgehen lassen. Vor allem das Ende steigert die Neugier durch die erneute Andeutung hinsichtlich eines ganz bestimmten Charakters, der zukünftig von großer Bedeutung sein wird, noch einmal gewaltig.

Veröffentlicht am 05.02.2018

trotz kleinerer Schwächen ein mitreißender Auftakt zu einer Tetralogie, die man auf jeden Fall weiter lesen wird

BETA
0

Mit BETA hat Rachel Cohn einen wirklich guten Serienauftakt geschrieben, der zwar ein paar kleine Schwächen aufweist und somit nicht perfekt ist, aber dennoch gute Unterhaltung bietet und den Leser durch ...

Mit BETA hat Rachel Cohn einen wirklich guten Serienauftakt geschrieben, der zwar ein paar kleine Schwächen aufweist und somit nicht perfekt ist, aber dennoch gute Unterhaltung bietet und den Leser durch eine mitreißende Handlung sowie eine interessante Protagonistin zu fesseln vermag.
In der, vermutlich relativ weit entfernten, Zukunft, die Rachel Cohn für dieses Werk kreiert hat, gibt es scheinbar unendlich viele neue technische Entwicklungen, einige davon sind von großer Bedeutung, andere nur Spielereien, und die Reichsten der Reichen haben sich ein vollkommen isoliertes und unabhängiges Inselparadies geschaffen, in dem sogar die Luft verbessert und das Meer um die Insel herum gebändigt wurde. Der größte Unterschied zwischen Demesne und dem Festland besteht aber in den Klonen, die auf der Insel zahlreich vertreten sind.

Es gibt verschiedene Arten von Klonen für verschiedene Tätigkeiten, doch jedem von ihnen wird nach deren Erschaffung das Gleiche erzählt: Sie seien eigentlich nur seelenlose Hüllen, die keine Gefühle empfinden können, keine eigenen Wünsche haben und nur dem Zweck dienen ihre Eigentümer zufrieden zu stellen. Sie müssen widerstandslos das tun, was ihre Besitzer von ihnen verlangen, andernfalls gelten sie als defekt und werden sofort eliminiert. Aber auch den nicht defekten Klonen steht früher oder später dasselbe Schicksal bevor, denn sie altern genauso wie Menschen und sobald ihr anfangs so makelloses Äußeres zu wünschen übrig lässt und sie die ersten „Verschleißerscheinungen“ zeigen, werden sie einfach beseitigt. Den Klonen selbst macht das natürlich nichts aus, denn sie empfinden ja ohnehin nichts – so die Ansicht der meisten Bewohner von Demesne.

Die jugendliche und sympathische Protagonistin Elysia ist solch ein Klon, allerdings eine Beta, ein noch nicht ganz ausgereiftes Testmodell. Direkt nach ihrer Erschaffung, als sie nur über die Informationen auf ihrem eingebauten Chip verfügt, glaubt sie natürlich alles, was ihr über sich selbst beigebracht wird. Sie freut sich sogar darüber gekauft zu werden und ihren Eigentümern dienen zu dürfen – was sollte sie auch sonst wollen? Immerhin hat ein Klon keine eigenen Wünsche und keinen anderen Zweck.
Nach und nach bemerkt sie jedoch, dass sie offenbar anders ist als andere Klone oder aber ihre Daten falsch sind. Sie ist ziemlich neugierig und wissensdurstig, kann menschliches Essen schmecken und, was am wichtigsten ist, sie hat sehr wohl Gefühle! Zunächst schämt sie sich dafür defekt zu sein und versucht es um jeden Preis zu verbergen, mit der Zeit bemerkt sie allerdings, dass sie bei weitem nicht der einzige Klon ist, der Gefühle, eigene Wünsche, Hoffnungen und Träume hat, und will nicht länger vorgeben emotionslos zu sein. Aus dem Wunsch einfach nur zu dienen, wird ein Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Sie entwickelt, verständlicherweise, einen Hass auf die Menschen, die sie wie eine Sklavin behandeln und sie ohne zu zögern wie eine Maschine entsorgen würden, wenn sie von ihrem Innenleben wüssten.

Es ist teilweise wirklich erschreckend, wie manche Menschen mit ihren Klonen, die sich rein äußerlich nur durch ihre Tattoos sowie die fuchsiafarbenen Augen von ihnen unterscheiden, behandeln. Das Leben eines Klons hat für sie keinerlei Wert und ein Klon, der Gefühle zeigt, ist unerwünscht und wird sofort beseitigt. Wobei letztere sogar fast noch Glück haben, denn einige von ihnen werden zurück zu ihrer Schöpferin gebracht und dort auf grausamste Weise bei vollem Bewusstsein seziert um herauszufinden, was angeblich schief gegangen ist.
Zu diesen Menschen zählen leider auch die Mitglieder aus Elysias Familie, die sie, solange sie die brave, vorbildliche Tochter spielt, herzlich aufgenommen haben, sie aber ohne zu zögern eliminieren würden, falls das nicht mehr der Fall sein sollte. Für sie ist Elysia im Grunde nicht mehr als ein hübsches Spielzeug, das sich ihrem Willen bedingungslos zu unterwerfen hat, wie auch immer dieser Wille aussehen mag.

Glücklicherweise gibt es aber auch Menschen mit einem Gewissen, die gegen die Versklavung der Klone sind und aktiv dagegen vorgehen, indem sie die Klone bei ihrer Revolte unterstützen, was Elysia jedoch erst im späteren Verlauf der Handlung herausfindet. Sie wollen ihre Rechte stärken und ihnen dabei helfen selbst über ihr, ganz und gar nicht wertloses, Leben bestimmen zu dürfen. Sie verschließen die Augen nicht einfach vor der Wahrheit und wissen, dass viele Klone sehr wohl Gefühle haben und nicht wie Gegenstände behandelt werden wollen. Leider sind diese Menschen, insbesondere auf Demesne, aber noch in der Unterzahl.

Die Handlung selbst ist, zumindest zu Beginn, noch nicht allzu spannend, allerdings dennoch interessant. Anfangs dreht sich erst einmal alles um Elysias Leben bei ihren neuen Eigentümern und wie sie bei ihnen eine völlig neue, faszinierende Welt entdeckt. Dementsprechend dauert es eine ganze Weile bis Elysia bemerkt, dass das perfekte Paradies doch gewisse Makel hat – z.B. der exzessive und folgenschwere Drogenkonsum der gelangweilten Jugendlichen – und sie anfängt gegen gewisse Umstände aufzubegehren. Diese Entwicklung ist sehr schön zu beobachten und dauert selbstverständlich etwas länger. Elysia mag vielleicht das Äußere einer Sechzehnjährigen haben, hat aber logischerweise noch nicht die Erfahrungen sammeln können, die eine normale Jugendliche in dem Alter bereits gesammelt hat und braucht daher Zeit um alle Zusammenhänge zu begreifen und zu erkennen, dass sie in vielerlei Hinsicht belogen wurde.

Zum Ende hin, als sich die Ereignisse geradezu überschlagen, kommt dann trotzdem noch richtig Spannung auf und auf den letzten Zeilen wird man mit einer vollkommen unerwarteten Situation konfrontiert, mit der man so, im Gegensatz zu ein paar anderen vorherigen Geschehnissen, definitiv nie gerechnet hätte, die einige Annahmen völlig über den Haufen wirft und dafür sorgt, dass man den zweiten Teil am liebsten sofort im Anschluss lesen würde.

Wirklich kritikwürdig ist eigentlich nur, dass Rachel Cohn es ab und zu ein wenig übertreibt und es dadurch manchmal einfach zu viel des Guten ist. Gerade in den letzten Kapiteln wird man mit ein paar Wendungen überrascht, die alle zusammen genommen etwas überladen wirken und einen schon fast überfordern, genauso wie Elysia. Ein paar Details bzw. Entwicklungen der Zukunftsvision in BETA, wie z.B. dass es irgendwo im Weltall eine menschliche Kolonie gibt, was ohnehin nur zweimal am Rande erwähnt wird, hätte man ferner ruhig weglassen können, falls es in den folgenden Bänden keine wichtige Rolle mehr spielt, was zu bezweifeln ist. Das Klonen sowie die zahlreichen Veränderungen der natürlichen Bedingungen auf und um Demesne sind nämlich allein schon vollkommen ausreichend. Des Weiteren werden bestimmte, nicht ganz unwichtige Begebenheiten, wie z.B. die Water Wars, einer angeblich sehr wichtigen Periode in der Menschheitsgeschichte, nur genannt, aber leider nicht näher erläutert, obwohl man gern mehr darüber erfahren hätte. Wozu etwas zur Sprache bringen, auf das man dann überhaupt nicht näher eingeht? Etwas missglückt ist außerdem die Liebesgeschichte zwischen Elysia und einem anderen Klon, da er im Gegensatz zu ihr, außer unter Einfluss von Drogen, keine Gefühle (für sie) hat, was er ihr sogar sagt, und man daher nicht ganz nachvollziehen kann, warum Elysia sich ausgerechnet in ihn verliebt.


FAZIT

Insgesamt ist BETA trotz kleinerer Schwächen ein mitreißender Auftakt zu einer Tetralogie, die man auf jeden Fall weiter lesen wird. Die Welt, die Rachel Cohn, erschaffen hat, ist äußerst interessant und da man im ersten Teil natürlich noch nicht alle Antworten erhalten hat, sondern etliche neue Fragen aufgeworfen wurden, gibt es in den folgenden Bänden noch viel zu entdecken und genug Geheimnisse zu enthüllen. Vor allem die Wendungen auf den letzten Zeilen werden daher dafür sorgen, dass man schon jetzt neugierig auf die Fortsetzung ist und sie freudig erwartet.