Mit Schattenliebe hat Meg Cabot erneut einen fantastischen Abschluss zu einer ihrer zahlreichen, stets sehr gelungenen Serien geschrieben, der keine Wünsche offen lässt und den Leser vollkommen zufrieden zurück lässt. Man wird sich noch lange an diese wunderbare Reihe erinnern und sie mit Sicherheit irgendwann noch einmal lesen, weil man von Pierce und John einfach nicht genug bekommen kann.
Die beiden gehören ohne jeden Zweifel zu den besten Paaren im Jugendbuchbereich, auch wenn ihre Beziehung alles andere als einfach ist, oder vielleicht gerade deshalb. Sie sind wie Feuer und Wasser bzw. Frühling und Winter, können also nicht immer gut miteinander, aber definitiv auch nicht ohne den anderen, auskommen. Sie sind unheimlich temperamentvoll und können durch ihre manchmal unbedachten Handlungen einigen Ärger verursachen. Im Grunde funktionieren sie daher nur als Paar richtig gut, wie Mr. Smith es so treffend beschreiben hat, indem sie das Beste im jeweils anderen zum Vorschein bringen.
Die Gespräche zwischen ihnen sind erfrischend und definitiv niemals langweilig, denn obwohl sie einander lieben, können sie sich auch mal ganz schön streiten, wenn sie einander auf die Palme gebracht haben. Andere Male bringen sie einen hingegen zum schmunzeln oder sogar regelrecht zum dahin schmelzen.
Etwas schade ist nur, dass die Autorin einen mal wieder nicht richtig an den wirklich intimen Momenten zwischen ihnen teilhaben lässt, sondern solche Szenen nur vage andeutet. Dafür wird besonders deutlich, wie sehr sich ihre Beziehung im Verlauf der gesamten Geschichte weiter entwickelt hat. Sie haben gelernt einander besser zu verstehen, ihre Handlungen richtig zu deuten und mehr aufeinander einzugehen. Sie wissen, was der jeweils andere durchgemacht und welche Ängste er hat, sodass sie darauf Rücksicht nehmen und so vermeiden können, dass bestimmte Auseinandersetzungen eskalieren, weil sie aneinander vorbei reden. Statt alles allein lösen zu wollen, ist John nun bereit sich von Pierce helfen zu lassen und mit ihr zusammen zu arbeiten, ungeachtet seines Wunsches sie vor allen Gefahren zu beschützen. Letzteres tut er natürlich trotzdem und selbst als er für eine gewisse Zeit nicht direkt am Geschehen teilhaben kann, ist seine Anwesenheit spürbar.
Neben ihren eigenen Beziehungsproblemen haben Pierce und John im letzten Teil der Serie aber noch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, insbesondere in der Unterwelt. Dort ist aus irgendeinem Grund ein Ungleichgewicht entstanden, das natürlich von den Furien ausgenutzt wird um noch mehr Schaden anzurichten, was wiederum dazu führt, dass John seiner Pflicht die Seelen zu ihrem letzten Ziel zu geleiten nicht mehr nachkommen kann. Nichts läuft mehr so wie bisher und wenn es Pierce und ihren Freunden, die sie natürlich tatkräftig unterstützen, nicht gelingen sollte, dieses Durcheinander schleunigst zu beseitigen, wird vielleicht nicht nur die Unterwelt, sondern mit ihr ganz Isla Huesos im Chaos versinken.
Als sie allein nicht mehr weiter weiß, sucht Pierce Rat bei Mr. Smith, wofür sie in Begleitung von Alex, Kayla und Frank nach Isla Huesos zurückkehren muss. Dort müssen sie sich allerdings nicht nur vor dem gerade aufziehenden Unwetter in Acht nehmen, sondern ebenso vor den immer zahlreicher werdenden Furien, die Besitz von anderen Menschen ergriffen und es auf Pierce abgesehen haben, einschließlich ihrer eigenen Großmutter.
Außerdem gilt es immer noch zu beweisen wer Alex getötet hat, der nach seiner Wiederbelebung mehr denn je entschlossen ist die Unschuld seines Vaters aufzuzeigen um ihn vor einem erneuten Gefängnisaufenthalt zu bewahren. Dafür müssen sie sich jedoch mit Seth Rector und seiner Familie anlegen, was angesichts ihres enormen Einflusses auf der Insel kein leichtes Unterfangen ist.
Und schließlich muss Pierce zudem ihren Eltern irgendwie beibringen, dass sie sie in Zukunft nicht allzu oft zu Gesicht bekommen werden, weil sie gemeinsam mit John, der ihnen noch nicht einmal offiziell vorgestellt wurde, die meiste Zeit in der Unterwelt verbringen wird.
Die Handlung ist somit von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd und kann immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwarten, mit denen man so nie gerechnet hätte und die nichts für schwache Nerven sind. Meg Cabot gelingt es einen mit nur einem einzigen Satz so zur Verzweiflung zu treiben, dass man sich schon fast gezwungen sieht schnell zum Ende vorzublättern um sicherzugehen, dass die schlimmsten Befürchtungen sich nicht bewahrheiten, ehe der Puls wieder auf einen halbwegs normalen Wert sinkt und man einigermaßen beruhigt weiter lesen kann.
Das Ende selbst ist perfekt und macht den Leser wunschlos glücklich, denn jeder bekommt genau das, was er verdient. Ein kleines bisschen verwirrend ist lediglich die endgültige Auflösung der eigentlichen Problematik. So wird zwar gesagt, was das Ungleichgewicht verursacht hat, aber nicht wodurch es schließlich wieder beseitigt wurde und wie genau das mit einer bestimmten anderen Begebenheit zusammen hängt.
FAZIT
Schattenliebe ist der rundum gelungene Abschluss einer Serie, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Diese Neuerzählung des Persephone-Mythos‘ von Meg Cabot bietet nämlich einfach alles, was das Herz begehrt: eine spannende, mitreißende Handlung, sympathische Charaktere, eine romantische Liebesgeschichte, dazu noch jede Menge Humor und ein Ende, wie man es sich für die liebgewonnenen Figuren wünscht.
Hoffentlich arbeitet Meg Cabot bereits an ihrem nächsten Jugendbuch, denn nach diesem Finale kann man es kaum noch erwarten herauszufinden, was sie ihren Lesern als nächstes präsentiert. Wenn sie ihrem Stil treu bleibt, vermag es einen nämlich mit Sicherheit genauso zu begeistern.