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Veröffentlicht am 19.01.2018

ein bewegender Roman, der einem wieder vor Augen führt, wie wichtig es ist Jugendliche über bestimmte Themen aufzuklären

54 Minuten
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54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe ist ein sehr gelungener und zugleich erschreckender Roman, in dem Marieke Nijkamp es dem Leser ermöglicht eine überaus tragische Situation mitzuerleben, ...

54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe ist ein sehr gelungener und zugleich erschreckender Roman, in dem Marieke Nijkamp es dem Leser ermöglicht eine überaus tragische Situation mitzuerleben, die einem im echten Leben hoffentlich erspart bleibt: ein Amoklauf.
Die Handlung, die, wie der Titel schon sagt, insgesamt gerade einmal 54 Minuten umfasst, beginnt relativ harmlos. Wer den Klappentext kennt, weiß aber natürlich, was einem bevorsteht, daher verdächtigt man anfangs schon gleich jede der Figuren, die man nach und nach kennenlernt. Man sucht nach Hinweisen und es sind durchaus Andeutungen vorhanden, diese locken einen jedoch eher auf falsche Fährten. Kurz darauf beginnt der Terror und mit dem ersten Schuss offenbart sich augenblicklich auch der Täter, der alles penibel geplant hat und keinerlei Gnade zeigt. Mehr als einmal fragt man sich, wo die längst benachrichtigte Polizei bleibt, bis einem wieder klar wird, dass bisher nur wenige Minuten vergangen sind.

Die Geschichte wird aus insgesamt vier verschiedenen Perspektiven geschildert. Zunächst sind die einzelnen Kapitel noch sehr kurz und die Blickwinkel werden sehr häufig gewechselt, was für etwas Verwirrung sorgt, weil man die Namen der vielen Personen und ihre Beziehungen zueinander erst einmal verinnerlichen muss. Das bessert sich aber im späteren Verlauf, als die Kapitel etwas länger werden und man die Charaktere langsam besser kennt.

Daneben werden am Ende jedes Kapitels zudem kurze Auszüge aus Chat-Verläufen, Beiträge auf Social Media Kanälen, o.Ä. abgedruckt. Viele Schüler in der Aula haben ihre Handys dabei und schicken ihre Hilferufe auf verschiedensten Wegen in die Welt hinaus oder versuchen ihre Angehörigen, oftmals die Eltern, zu erreichen. Viele der Leser/Empfänger halten diese Nachrichten zuerst für einen kranken Scherz, später überwiegt dann die Sorge um die Absender. Schließlich versuchen sogar Reporter über Twitter und dergleichen Kontakt aufzunehmen, um etwas über die aktuelle Lage zu erfahren.

Zwei der Figuren, aus deren Sicht man die Ereignisse miterlebt, befinden sich zum Zeitpunkt des Amoklaufs in der Aula, also direkt am Ort des Terrors. Die anderen beiden befinden sich außerhalb der Aula auf dem Schulgelände. Sie erleben das Geschehen nicht direkt mit, haben allerdings die Schüsse gehört und versuchen zu helfen. Als Leser erfährt man dadurch einerseits, wie sich diejenigen fühlen, die gerade konkret um ihr Leben fürchten, und andererseits, was jene empfinden, die sich verzweifelt fragen, was da gerade vor sich geht, wer dahinter steckt und ob es denen, die sie lieben, gut geht. Die Situation verändert jeden von ihnen, jeder reagiert anders darauf, und es bringt neue Seiten an ihnen zum Vorschein, gute wie schlechte. Während einige nur ans eigene Überleben denken, opfern sich andere oder begeben sich selbst in Gefahr, um jemanden zu retten.

Die einzelnen Charaktere haben alle unterschiedliche Beziehungen zum Täter und müssen zum Teil mit widersprüchlichen Gefühlen kämpfen. Verständlicherweise lassen sich die Liebe zum Täter als Person und der Abscheu wegen seiner furchtbaren, hasserfüllten Tat schwer miteinander in Einklang bringen. Manche wollen nicht wahrhaben, dass er zu so etwas Schrecklichem überhaupt fähig ist und sie sich so sehr in ihm getäuscht haben. Manche haben Schuldgefühle und machen sich Vorwürfe, dass sie nichts bemerkt und nichts unternommen haben bzw. die Tat nicht verhindern konnten, obwohl sie im Grunde nichts dafür können. Andere hätten dagegen viel eher Grund dazu sich die Schuld daran zu geben. Auf jeden Fall trägt mehr als eine Person die Verantwortung dafür und die Eskalation hätte vielleicht verhindert werden können, wenn bestimmte Menschen sich im Vorfeld anders verhalten hätten.

Positiv hervorzuheben ist darüber hinaus die Diversität der Figuren, insbesondere in Bezug auf Herkunft und sexuelle Orientierung. Mittels eines Pärchens unter den erzählenden Protagonisten hat Marieke Nijkamp zudem sogar eine kleine Liebesgeschichte in ihren Roman eingebaut. Die beiden Figuren haben sehr starke Gefühle füreinander und versuchen mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, den jeweils anderen zu retten. Aus Angst vor den Reaktionen der Leute, haben die beiden ihre Beziehung bislang immer geheim gehalten, was sie nun, da sie einander für immer verlieren könnten, jedoch bereuen.

Durch Rückblicke erfährt man nach und nach etwas mehr über die vier Erzähler, deren Familien, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sowie ihre jeweilige Vergangenheit. Es ist interessant zu sehen, wovon sie träumten oder welche Zukunft sie sich erhofften, bevor ihr Leben von einer Sekunde auf die andere eine völlig ungeahnte Wendung nahm. Sie alle haben Sorgen und Ängste und stammen teilweise aus schwierigen, familiären Verhältnissen. So wie jeder eben mit gewissen Problemen zu kämpfen hat. Man bringt ihnen allen viel Mitgefühl entgegen, selbst dem Täter, bevor er letztlich zum Amokläufer wird, was durch nichts zu rechtfertigen ist.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd und man kann kaum aufhören zu lesen, ähnlich wie bei einem Unfall, bei dem man einfach nicht wegsehen kann. Eigentlich würde man sich gern abwenden, weil die ganze Situation so unfassbar schrecklich ist, dass man es kaum ertragen kann, gleichzeitig will man aber wissen, wie es weiter geht, wer überlebt und wer dem Amokläufer noch zum Opfer fällt. Irgendwann sind es so viele, dass einige nur noch beiläufig erwähnt werden.

Mit der Zeit wird immer deutlicher, wie akribisch der Täter den Amoklauf geplant hat und wie gut er auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet ist. Sogar potenzielle Helfer hat er zuvor auf brutalste Weise ausgeschaltet. Zum Teil tötet er ganz gezielt, zum Teil schießt er wahllos in die Menge, was ihn unberechenbar macht. Außerdem zeigt sich, wie sehr Trauer und Wut einen Menschen verändern können, wie solche Gefühle ihn von innen auffressen, bis er nicht mehr zu erkennen ist und seine ganze Menschlichkeit verliert.

Am Ende hat man auf jeden Fall Tränen in den Augen, denn neben den vielen Toten, die man lediglich namentlich kennt, sterben auch Charaktere, die man inzwischen lieb gewonnen hatte. Der Tod einer Figur erscheint dabei besonders sinnlos, da sie vermutlich überlebt hätte, wenn sie sich einfach zusammen mit zwei anderen Personen weiterhin versteckt gehalten hätte. Stattdessen wollte sie ihnen Zeit zur Flucht verschaffen, obschon die Polizei mittlerweile bereits vor Ort war. Zu allem Überfluss hat eine dieser Person durch ihr gegensätzliches Verhalten schließlich noch riskiert, dass dieses Opfer vielleicht vergeblich gewesen wäre.

Im Übrigen ist der Schluss ziemlich offen gehalten; nach dem Einschreiten der Polizei folgt nur noch ein kurzer Epilog. Man erfährt leider kaum etwas über die Reaktionen der Familien der Opfer und insbesondere des Täters. Man weiß nichts über die Zukunft der Überlebenden, außer dass sie dankbar dafür sind überhaupt noch eine zu haben.

Der Schreibstil von Marieke Nijkamp ist sehr bildhaft, ihre Beschreibungen sind ausgesprochen anschaulich, was bei besonders blutigen Szenen ein umso grausigeres Bild entstehen lässt. Sie beschreibt schonungslos, wie kaltblütig und erbarmungslos der Täter gegen seine Opfer vorgeht, wobei nicht alle das „Glück“ haben so schnell und verhältnismäßig schmerzlos zu sterben wie durch einen Schuss in die Brust oder den Kopf. Einige Opfer wurden wesentlich grausamer getötet.

Obwohl grundsätzlich natürlich der Amoklauf im Mittelpunkt steht, greift die Autorin darüber hinaus noch andere, aktuelle Themen kurz auf und weist auf Missstände hin, darunter häusliche Gewalt, Alkoholismus, Homophobie, Vergewaltigung und Racial Profiling.


FAZIT
54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe ist ein bewegender Roman, der einem wieder vor Augen führt, wie wichtig es ist Jugendliche über bestimmte Themen aufzuklären und wie erschreckend leicht man in gewissen Ländern an die Mittel gelangt, um zahlreichen Unschuldigen innerhalb kürzester Zeit das Leben zu nehmen.

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein gelungener Graphic Novel, der trotz seines eher unsympathischen Protagonisten Lust auf mehr macht

Der nasse Fisch
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Der nasse Fisch ist ein Graphic Novel, der sich, genau wie die gleichnamige Romanvorlage von Volker Kutscher, spürbar an erwachsene Leser richtet, schon allein auf Grund der eher ernsten sowie düsteren ...

Der nasse Fisch ist ein Graphic Novel, der sich, genau wie die gleichnamige Romanvorlage von Volker Kutscher, spürbar an erwachsene Leser richtet, schon allein auf Grund der eher ernsten sowie düsteren Thematik. Der Ton ist insgesamt ziemlich rau gehalten – passend zum Protagonisten, der definitiv kein typischer Held mit weißer Weste ist.
Obwohl die Ereignisse aus seiner Perspektive geschildert werden, fällt es einem schwer sich mit Gereon Rath zu identifizieren oder ihn auch nur zu mögen. In seiner Haut möchte man jedenfalls nicht stecken, insbesondere weil er sich so schnell Feinde macht. Er ist kein durch und durch schlechter Mensch, hat aber reichlich Ecken und Kanten und macht im Verlauf der Geschichte einige Fehler. Sein Ehrgeiz lässt ihn manchmal etwas leichtsinnig werden, wodurch er bei seinen unaufgeforderten Ermittlungen schon bald selbst ins Visier gerät. Außerdem hält er sich nicht immer ans Gesetz – seine Methoden sind mitunter alles andere als legal – was ihn nicht gerade zu einem Vorbild macht. So vernichtet er zum Beispiel entscheidende Beweismittel und hält wichtige Informationen lange zurück, um sich selbst zu schützen und seine eigenen Taten zu verschleiern.

Die Handlung ist durchgängig spannend, vor allem wegen des konstanten Tempos der Erzählung, und fesselt gleich zu Beginn durch den interessanten Einstieg voller mysteriöser Andeutungen, die erst im späteren Verlauf aufgelöst werden. Sie steckt voller Intrigen und Machtkämpfe und entwickelt sich zunehmend in eine völlig andere Richtung als anfänglich angenommen. Es gibt zahlreiche schockierende Enthüllungen sowie unerwartete Wendungen. Die einzelnen Fälle sind alle miteinander verstrickt und man möchte unbedingt wissen, wer oder was hinter all dem steckt. Manches geht zwischendurch allerdings etwas zu schnell, sodass Fragen offen bleiben oder man das Gelesene lange Revue passieren lassen muss, um gewisse Erkenntnisse zu begreifen bzw. deren Erlangung nachvollziehen zu können.

Die Auflösung ist dafür umso besser gelungen und zumindest die wichtigsten Fragen werden am Ende beantwortet, einschließlich der, wie das Buch zu seinem Titel kam und was genau er bedeutet.

Besonders faszinierend ist darüber hinaus das Setting: das Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Für einen kurzen Moment wird man regelrecht in die Vergangenheit zurückversetzt. Manche Plätze erkennt man auf Anhieb, einige Gebäude stehen noch heute. Andere hingegen haben den zweiten Weltkrieg leider nicht überstanden, darunter auch die „Rote Burg“, die ein wahrlich beeindruckendes Bauwerk gewesen sein muss.

Gern möchte man noch mehr über die damaligen Zustände und Probleme erfahren, wobei es im Hinblick auf die Geschichte generell von Vorteil ist, wenigstens über ein paar geschichtliche und politische Vorkenntnisse zu verfügen. Der eigentlichen Handlung kann man dann jedenfalls etwas besser folgen, manche Zusammenhänge leichter verstehen.

Es ist wirklich interessant solch einen Krimi einmal in Form eines Graphic Novels zu erleben, der sich gut in einem Rutsch lesen lässt. Der schlichte Zeichenstil von Arne Jysch und die dunklen Graustufen passen außerdem sehr gut zur ohnehin eher düsteren Atmosphäre der Geschichte.


FAZIT
Der nasse Fisch ist ein gelungener Graphic Novel, der trotz seines eher unsympathischen Protagonisten Lust auf mehr macht. Bleibt also nur zu hoffen, dass noch weitere Romane von Volker Kutscher um den Kommissar Gereon Rath auf diese Weise adaptiert werden.

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein sehr empfehlenswerter und alles andere als gewöhnlicher Roman

Und plötzlich schreibt das Meer zurück
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Mit Und plötzlich schreibt das Meer zurück hat Alex Shearer ein sehr besonderes, einzigartiges Buch geschrieben, das positiv aus der Masse heraussticht, Abwechslung bietet, eine leicht melancholische Wirkung ...

Mit Und plötzlich schreibt das Meer zurück hat Alex Shearer ein sehr besonderes, einzigartiges Buch geschrieben, das positiv aus der Masse heraussticht, Abwechslung bietet, eine leicht melancholische Wirkung hat und eine wahrlich faszinierende Idee aufgreift.
Es ist kein typisches Kinderbuch und richtet sich spürbar nicht nur an junge Leser, sondern ist auf Grund des schönen, metaphorischen Schreibstils auch für Erwachsene ausgesprochen gut geeignet. Einige Passagen sind in ihrer Tiefe für Kinder womöglich gar nicht zu verstehen bzw. deren Bedeutung für sie nicht gänzlich zu erfassen. Zudem ist es leicht philosophisch angehaucht und regt dadurch auf jeden Fall zum Nachdenken an.

Die Handlung ist vergleichsweise ruhig und definitiv nicht durch atemlose Spannung geprägt, dafür jedoch sehr atmosphärisch, wodurch die Geschichte beim Leser den Wunsch weckt, selbst bald einmal (wieder) ans Meer zu fahren, um ebenfalls am Strand den Wellen zu lauschen.

Die Ereignisse werden von einem auktorialen Erzähler geschildert, der das gesamte Geschehen im Blick hat und selbst die Zukunft schon kennt, sodass er sogar mehr weiß als die einzelnen Charaktere. Das ermöglicht es ihm interessante Andeutungen bezüglich des späteren Verlaufs einzustreuen, welche das Buch so fesselnd machen. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Erzähler nicht um Tom. Er schlägt einen viel reiferen, erfahreneren Ton an und vermittelt den Eindruck von großer Lebensweisheit. Auch dadurch spricht das Buch eine ältere Zielgruppe an.

Der Vater des Protagonisten Tom ist vor etwa einem Jahr auf See verschollen und die ganze Familie – Tom, seine Mutter sowie seine Schwester Marie – hat noch damit zu kämpfen. Da sein Leichnam nie gefunden wurde, gibt es keine richtige Gewissheit, ebenso wenig wie ein Grab als Ort zum Trauern. Darüber hinaus wohnen sie in einem Ort voller Familien, die alle schon einmal einen geliebten Menschen auf See verloren haben. So sei das eben in der Fischfang- bzw. Schifffahrtsindustrie – das Meer fordere irgendwann stets einen Preis.

Tom erscheint einem bisweilen ganz schön naiv, doch er ist eben sehr jung und hat noch lauter Träume und Hoffnungen, daher verzeiht man ihm das. Trotz des Verlustes, den er und seine Familie erlitten haben, ist er noch recht kindlich und das ist in Ordnung, dafür ist die Kindheit schließlich da. Er versucht sich mit der schrecklichen Wahrheit abzufinden, kann aber dennoch nicht richtig mit dem Verlust abschließen.

Er kommt auf die Idee eine Flaschenpost zu verschicken und schreibt, weil er zunächst keine Antwort bekommt, gleich mehrere, sehr unterschiedliche Nachrichten, die zur Freude des Lesers alle vollständig abgedruckt sind. Auf die lustigen Scherznachrichten erwartet er keine Rückmeldung, nach langem Warten findet er jedoch eines Tages eine Flaschenpost, in der sich tatsächlich eine Antwort auf seine erste, eher ernstere Nachricht befindet, allerdings eine völlig andere als erwartet.

An dieser Stelle wird die Geschichte besonders interessant, denn die ungeahnte Antwort gibt ihr eine ganz neue, aufregende Wendung. Der Absender behauptet nämlich auf dem Meeresgrund zu „leben“, was natürlich zahlreiche Fragen aufwirft. Schreibt er die Wahrheit oder handelt es sich dabei nur um einen Scherz, ähnlich wie bei Toms anderen Nachrichten? Was, wenn nicht? Wen alle auf See verstorbenen Seelen dort unten weilen, wie Ted Bones ebenfalls behauptet, ist dann auch sein Vater unter ihnen? Kann er ihm auf diese Weise eine Nachricht übermitteln?

Um diese Fragen zu klären, schreibt er Ted Bones eine weitere Nachricht und erhält erneut eine Antwort von ihm, deren Inhalt ihn aber zutiefst verwirrt und alles in Frage stellt, was er zu wissen glaubt. Dies führt zu einem inneren Kampf zwischen Hoffnung und Ungläubigkeit, gepaart mit dem Zweifel an der Echtheit der Nachrichten. Tom weiß nicht, wie er damit umgehen soll oder wem er sich anvertrauen kann. Von seiner Schwester wird er ohnehin nicht ernst genommen und scheinbar eher für dumm gehalten, wodurch er sich schließlich noch einsamer fühlt.

Das Ende ähnelt dem eines bekannten Klassikers – der Titel würde an dieser Stelle vermutlich schon zu viel verraten – und wer ihn kennt, für den ist die Auflösung ab einem gewissen Punkt vorhersehbar. Daran stört man sich allerdings nicht, viel wichtiger ist nämlich der Weg dorthin und wie Tom es letztendlich herausfindet. Selbst wenn am Ende alles genau so kommt, wie erwartet, treibt es einem Tränen in die Augen – Freudentränen. Der Schluss ist also sehr bewegend und emotional. Obendrein vermittelt der Autor damit eine sehr schöne Botschaft: Manchmal lohnt es sich die Hoffnung nicht aufzugeben.


FAZIT
Und plötzlich schreibt das Meer zurück ist ein sehr empfehlenswerter und alles andere als gewöhnlicher Roman, der einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Mit Unter Hunden hat Photograph Andrius Burba seine wirklich gute Idee für ungewöhnliche Photos gekonnt fortgesetzt.

Unter Hunden
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Unter Hunden ist auf Grund der neuartigen Perspektive, aus der man die Vierbeiner bisher garantiert noch nie betrachtet hat, ein wahrlich ungewöhnlicher Bildband, an dem Hundeliebhaber auf jeden Fall ihre ...

Unter Hunden ist auf Grund der neuartigen Perspektive, aus der man die Vierbeiner bisher garantiert noch nie betrachtet hat, ein wahrlich ungewöhnlicher Bildband, an dem Hundeliebhaber auf jeden Fall ihre Freude haben werden. Das Format des Bildbandes ist zwar überraschend klein, insbesondere im Vergleich zum deutlich größeren Vorgänger, Unter Katzen, preislich dafür aber immerhin auch etwas günstiger.
Das Buch beginnt mit einem interessanten, kurzen Vorwort des Photographen, im englischen Original sowie in deutscher Übersetzung vorhanden, in dem er unter anderem verrät, dass er gerade an einem Projekt mit noch größeren Tieren arbeite. Man darf also vielleicht schon auf den nächsten Bildband von Andrius Burba gespannt sein.

Jedes der faszinierenden Hundeportraits nimmt jeweils eine Doppelseite ein, wobei das eigentliche Photo auf der rechten Seite abgedruckt ist, während links der Namen sowie die Rasse des entsprechenden Vierbeiners angeben werden. Mit Ausnahme dieser zwei Informationen ist die linke Seite allerdings größtenteils schwarz, was ein wenig schade ist und viel Platz verschenkt, denn die beiden Angaben hätten stets auch über oder unter die jeweilige Aufnahme gepasst. Zudem ist der Hintergrund leider immer schwarz, dabei hätte es vor allem bei den Hunden mit dunklerem Fell gern mal ein etwas hellerer Farbton sein dürfen.

Von manchen Tieren gibt es mehr als einen Schnappschuss, wie man später bemerkt, was einem die Möglichkeit gibt die Bilder zu vergleichen und festzustellen, dass sie total unterschiedlich sind, obschon es sich um denselben Hund handelt. Insgesamt sind jedoch viele verschiedene Größen, Rassen und Farben – einer der Hunde hat sogar verschiedenfarbige Augen sowie Pfoten – vertreten, was für ein wenig Abwechslung sorgt. Ferner sind die Individualität der jeweiligen Hunde sowie die Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen deutlich erkennbar.

Einige Vierbeiner blicken wundervoll in die Kamera, wodurch man das Gefühl hat, dass sie einen direkt ansehen, während es anderen offenbar gar nicht geheuer ist von unten beobachtet zu werden, sodass einen ihre Blicke sofort zum Schmunzeln bringen. Bei manchen sieht man vor lauter Fell nicht einmal den Kopf oder erkennt kaum, wo hinten und wo vorne ist. Bei ein paar ist die Unterseite üppig behaart, bei anderen kommen hingegen zarte, rosa Bäuchlein zum Vorschein.

Die Photos sind demzufolge nicht nur schön und einzigartig, sondern zum Teil auch urkomisch und skurril. Vor allem die Ohren bringen einen oftmals zum Lächeln und sorgen für äußerst lustige Aufnahmen. Ein Mischling scheint zum Beispiel in das Glas beißen zu wollen, wohingegen mehr als einer sich das Näschen daran platt drückt, was wirklich ausgesprochen putzig aussieht. Einige Vierbeiner scheinen sich auf den Bildern geradezu zu verrenken, weshalb man sich manchmal durchaus die Frage stellt, ob dieser oder jener Hund eigentlich noch eine natürliche Haltung einnimmt oder wirklich so komisch dasteht, wie es den Anschein hat.

Besonders gut kommen auf diese Weise außerdem die schönen Pfoten zur Geltung, die tatsächlich unterschiedlicher sind, als man vielleicht angenommen hätte.


FAZIT
Mit Unter Hunden hat Photograph Andrius Burba seine wirklich gute Idee für ungewöhnliche Photos gekonnt fortgesetzt und so einen interessanten Bildband geschaffen, der die beliebten Vierbeiner einmal aus einer völlig neuen Perspektive zeigt.

Veröffentlicht am 19.01.2018

ein weiteres, wunderbares Bilderbuchabenteuer des sympathischen, kleinen Bären

Paddington und die verrückte Stadtrundfahrt
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Paddington und die verrückte Stadtrundfahrt ist eine weitere, sehr süße Geschichte um den liebenswerten, kleinen Bären im blauen Mantel, der das Chaos immer magisch anzuziehen scheint. Doch zum Glück wendet ...

Paddington und die verrückte Stadtrundfahrt ist eine weitere, sehr süße Geschichte um den liebenswerten, kleinen Bären im blauen Mantel, der das Chaos immer magisch anzuziehen scheint. Doch zum Glück wendet sich am Ende stets alles zum Guten.
Paddington schafft es einfach immer wieder einem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, schon allein, weil er sich selbst treu bleibt. So ist es nicht verwunderlich, dass er, wie es nun einmal typisch für ihn ist, reichlich Marmeladenbrote für den Ausflug einpackt, denn ohne seinen Proviant verlässt er nie das Haus.

Auf dem Ausflug kommt es schließlich zu einer lustigen Verwechslung, denn obwohl Paddington und Mr Gruber eigentlich nur selbst an der Stadtrundfahrt teilnehmen möchten, wird der kleine Bär für den Fremdenführer gehalten und hat auf einmal die ganze Touristengruppe im Schlepptau. Aber Paddington wäre nicht Paddington, wenn er nicht das Beste daraus machen würde, sodass am Schluss trotzdem alle zufrieden sind.

Wenngleich es letztlich gar nicht zu der geplanten Stadtrundfahrt kommt, sind einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Londons auf den Bildern zu sehen, die man größtenteils sofort erkennt, darunter der Big Ben, der Tower of London, das London Eye, der Buckingham Palace sowie die Tower Bridge.

Das Bilderbuch eignet sich wunderbar zum Vorlesen, auch für die Allerkleinsten, denn die Geschichte ist nicht allzu lang und schnell gelesen, wodurch man sich nicht lange konzentrieren muss. Trotzdem macht es viel Spaß sie (vor-) zu lesen und man bekommt Lust auf weitere Abenteuer des liebenswerten Bären, den man einfach gern haben muss.

Dazu tragen auch die ausgesprochen putzigen Illustrationen von R.W. Alley bei, die ganz wunderbar zur Geschichte passen und die man immer wieder gern betrachtet. Dank des großen Formats des Bilderbuches sind die schönen Illustrationen, auf denen es stets unheimlich viel zu entdecken gibt, natürlich ebenfalls umso größer. Außerdem sind sie sehr vielseitig und während sie manchmal ganze Seiten einnehmen, beschränken sich an anderen Stellen auf kleinere Abbildungen neben dem Text.


FAZIT
Paddington und die verrückte Stadtrundfahrt ist ein weiteres, wunderbares Bilderbuchabenteuer des sympathischen, kleinen Bären, den es aus dem tiefsten Peru nach London verschlagen hat und den man einfach gern haben muss.