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Veröffentlicht am 07.01.2018

trotz kleinerer Schwächen ein sehr lesenswertes Bilderbuch

Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten
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Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten ist ein schönes Bilderbuch, das jedoch nicht ganz mit den beiden wunderbaren Vorgängern mithalten kann.
Die Handlung gibt leider nicht sonderlich viel her und ...

Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten ist ein schönes Bilderbuch, das jedoch nicht ganz mit den beiden wunderbaren Vorgängern mithalten kann.
Die Handlung gibt leider nicht sonderlich viel her und kommt einem kürzer vor als bei den anderen Hummelgeschichten. Die Botschaft ist natürlich schön und zeitlos: Bei Weihnachten geht es darum mit den Liebsten zusammen zu sein und eine schöne Zeit zu verbringen, die gemeinsame Zeit ist nämlich wertvoller als jedes Geschenk, alles andere ist ohne Bedeutung und nur schmückendes Beiwerk. Diese Erkenntnis ist aber weder neu noch einzigartig und hebt sich somit nicht wirklich von anderen Weihnachtsgeschichten ab. Es fehlt einfach der gewisse Charme der vorangegangenen Teile.

Während man als Erwachsener also nicht mehr ganz so begeistert sein wird, werden Kinder – und diese sind ja die eigentliche Zielgruppe des Buches – jedoch sicher trotzdem ihre Freude daran haben. Die Aufregung der kleinen Insektenkinder vor dem Fest bringt einen zudem direkt zum Schmunzeln, das kennt man noch gut aus der eigenen Kindheit.

Im Vergleich zu den Vorgängern befindet sich mitunter ziemlich viel Text auf einer Seite, was manchmal ein wenig überfrachtet wirkt. Ein Lied wurde dieses Mal leider nicht in die Geschichte integriert, dafür findet man am Ende allerdings das Rezept für die Honigkekse von Marie Marienkäfer, die man im Anschluss dann mit den eigenen Hummelkindern backen kann.

Im Gegensatz zur Handlung sind die Illustrationen von Joëlle Tourlonias immer noch genauso zauberhaft wie eh und je. Es macht jedes Mal aufs Neue große Freude die unheimlich niedlichen Darstellungen der unterschiedlichen Figuren und Insekten zu betrachten, sodass man sich einfach nie daran satt sehen kann. Die Illustrationen, die wieder stets die gesamte Doppelseite einnehmen und dem Text somit zugleich als Hintergrund dienen, sind, passend zum Thema, zum Teil sehr weihnachtlich gestaltet. Entsprechend der Jahreszeit gibt es Schnee, die Insektenkinder bauen einen großen Schneemann und tragen natürlich Mützen oder Schals. Dadurch kommt man beim Lesen richtig in Weihnachtsstimmung.

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass das Format von Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten im Unterschied zu den anderen Bänden nahezu quadratisch ist und im Regal dementsprechend optisch nicht so gut zu den anderen Geschichten über die kleine Hummel passt.


FAZIT
Die kleine Hummel Bommel feiert Weihnachten ist trotz kleinerer Schwächen ein sehr lesenswertes Bilderbuch, das sich gut zum Vorlesen eignet und dank der entzückenden, winterlichen Illustrationen perfekt zur kalten Jahreszeit passt.

Veröffentlicht am 07.01.2018

eine wunderbare Manga-Adaption der bekannten und erfolgreichen BBC-Serie

Sherlock 1
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Sherlock – Ein Fall von Pink ist ein gelungener Manga für alle Fans der erfolgreichen gleichnamigen BBC-Serie und solche, die es noch werden wollen.
Die Handlung entspricht der ersten Episode der ersten ...

Sherlock – Ein Fall von Pink ist ein gelungener Manga für alle Fans der erfolgreichen gleichnamigen BBC-Serie und solche, die es noch werden wollen.
Die Handlung entspricht der ersten Episode der ersten Staffel der Serie, weshalb es grundsätzlich besser ist, wenn die Erinnerungen an diese nicht mehr allzu frisch sind, sofern man sie überhaupt schon einmal gesehen hat. Das macht die Geschichte fesselnder und man wird von der Lösung des Falls erneut überrascht. Aber nicht nur die Handlung basiert auf der Serienvorlage, auch die Charaktere sind optisch größtenteils stark an die entsprechenden Schauspieler angelehnt.

Es ist überaus interessant zu erfahren, wie Sherlock Holmes und John Watson, deren Namen beinahe immer in einem Atemzug genannt werden, sich kennenlernen und schließlich von Mitbewohnern zu Freunden werden, wobei die Entwicklung dieser Beziehung im ersten Band natürlich erst ihren Anfang nimmt. Die zwei haben sich eindeutig gesucht und gefunden, was sie zu einem tollen Team macht. Ihrem Zusammenspiel sind viele Szenen zu verdanken, die einen zum Schmunzeln bringen, beispielsweise wenn die beiden für ein Pärchen gehalten werden, was vor allem Watson gar nicht gefällt.

Es ist schön zu sehen, wie Watson durch die Bekanntschaft und Arbeit mit Sherlock wieder aufblüht und einen neuen Sinn in seinem Leben sieht, nachdem er zu Beginn sehr niedergeschlagen und antriebslos wirkt. Obwohl er Sherlock erst seit wenigen Tagen kennt, verhält er sich im gegenüber außerdem loyal, was Watson sehr sympathisch macht.

Sherlock ist im Gegensatz dazu zwar nicht gerade die Liebenswürdigkeit in Person, man kann jedoch auch nicht behaupten ihn nicht leiden zu können, obschon er sich anderen intellektuell überlegen fühlt und sie mitunter frei heraus als dumm bezeichnet. Die traurige Wahrheit ist, dass er im Grunde Recht hat: Im Vergleich zu ihm sind die meisten Leute alles andere als intelligent. Sein Bruder Mycroft dürfte eine der wenigen Ausnahmen darstellen.

Bedauerlicherweise stehen einige Polizisten Sherlock aufgrund seines Verhaltens sehr feindselig gegenüber und erwarten, dass er eines Tages aus Langeweile selbst zum Täter wird. Als Leser kann man sich allerdings des Verdachts nicht erwehren, dass sie eigentlich nur sauer sind, weil sie ihre Schwächen und moralischen Ausrutscher nicht vor Sherlock verbergen können, da er cleverer ist als sie.

Der Fall bzw. die Reihe von Todesfällen entpuppt sich als ziemlich kniffelig, sodass es kein Wunder ist, dass Detective Inspector Lestrade sich schließlich gezwungen sieht Sherlocks Rat einzuholen, als irgendwann tatsächlich einige Hinweise eher für Morde als für Suizide sprechen. Dabei ist es immer wieder interessant Sherlocks immenses Talent zur Deduktion zu erleben, wie schnell er in der Regel ganz konkrete Schlüsse ziehen kann, die erheblich zur Lösung des Falls beitragen, und wie wenig Informationen er dafür benötigt.

Die Auflösung ist ebenfalls sehr gut gelungen und bringt durchaus einige unerwartete Überraschungen mit sich. Am Ende werden darüber hinaus schon erste, spannende Andeutungen hinsichtlich späterer Entwicklungen und bezüglich einer ganz bestimmten Figur, die noch von großer Bedeutung sein wird, gemacht. Dadurch hat man gleich Lust die weiteren Bände zu lesen, von denen es hoffentlich mehr als nur zwei geben wird.

Der schöne Zeichenstil von Mangaka Jay passt wunderbar zur Geschichte und ist darüber hinaus nicht nur angenehm anzusehen, sondern auch ausgesprochen detailreich.


FAZIT
Sherlock – Ein Fall von Pink ist eine wunderbare Manga-Adaption der bekannten und erfolgreichen BBC-Serie. Sie eignet sich sowohl für Fans der Serie als auch für solche, die es erst noch werden wollen.

Veröffentlicht am 07.01.2018

ein winterlicher Klassiker

Die Schneekönigin
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Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen ist eines der weniger traurigen Märchen des dänischen Schriftstellers – hier nimmt alles noch ein gutes Ende – und wohl eines der berühmtesten Weihnachtsmärchen ...

Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen ist eines der weniger traurigen Märchen des dänischen Schriftstellers – hier nimmt alles noch ein gutes Ende – und wohl eines der berühmtesten Weihnachtsmärchen aller Zeiten. Selbst wenn man das Original noch nicht gelesen haben sollte, dürfte es einem zumindest durch eine der inzwischen überaus zahlreichen Adaptionen bekannt sein. Die Geschichte erschien erstmals im Jahr 1844, weshalb es mittlerweile natürlich unzählige verschiedene Ausgaben gibt. Die aktuelle von Knesebeck zählt dank der geschmackvollen Aufmachung sowie der wundervollen Illustrationen von Sanna Annukka dabei vielleicht zu den schönsten.
Das Märchen besteht aus sieben einzelnen Geschichten, die alle miteinander verbunden sind. Im Großen und Ganzen dreht sich aber alles um Gerda und ihre Suche nach dem kleinen Kay. Gerda begibt sich auf eine beschwerliche Reise, auf der sie unterschiedlichen Menschen, Tieren und Pflanzen begegnet. Einige halten sie auf, viele andere helfen ihr und geben ihr Hinweise, zum Beispiel dass Kay noch nicht tot ist oder wo sie ihn zuletzt gesehen haben. Dadurch erfährt sie auch, wie sie zu ihm gelangen kann und schafft es schließlich ihn zu finden.

An manchen Stellen ist die Geschichte etwas undurchsichtig und verworren, die Bedeutung einiger Aussagen ist nicht immer klar erkennbar. Die Botschaft dahinter bzw. die sogenannte „Moral von der Geschicht‘“ ist dementsprechend nicht annähernd so eindeutig wie bei ein paar anderen Märchen. Der Klassiker ist somit zwar schnell gelesen, gibt jedoch allerhand Rätsel auf, sodass man sich gedanklich weitaus länger damit beschäftigen wird als man zum bloßen Lesen braucht.

Etwas schade ist, dass die Geschichte kaum bis gar keine Informationen über Die Schneekönigin selbst enthält, ihre Herkunft oder ihre Motive, obwohl das Märchen – auch im Original – nach ihr benannt ist. Schön ist hingegen, dass schon vor über 150 Jahren also eine Erzählung existierte, in der ein Junge von einem Mädchen gerettet werden muss statt anders herum. Viele Elemente – mal mehr, mal weniger – findet man außerdem heute noch immer wieder vereinzelt in modernen Geschichten, darunter Frozen, Die Chroniken von Narnia, Once Upon A Time und Sailor Moon, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Besonders gelungen sind an dieser Ausgabe darüber hinaus die großartigen, farbigen Illustrationen von Sanna Annukka, die nahezu die Hälfte aller Seiten füllen. Die Graphikerin hat einen einzigartigen, individuellen Stil mit hohem Wiedererkennungswert: Alle Bilder setzen sich größtenteils aus einzelnen, geometrischen Formen zusammen, wie es schon auf dem Cover zu erkennen ist. Etwas ungewohnt ist lediglich, dass selbst auf den nicht-illustrierten Seiten nirgendwo Seitenzahlen zu finden sind.


FAZIT
Die Schneekönigin ist ein winterlicher Klassiker, dessen zahlreiche Adaptionen insbesondere zu Weihnachten nahezu allgegenwärtig sind, sodass man das Original ruhig einmal gelesen haben sollte. Die Ausgabe mit den wunderbaren Illustrationen von Sanna Annukka ist dabei zwar nur eine von vielen Möglichkeiten, dafür aber eine besonders schöne, die man nicht mehr hergeben wird.

Veröffentlicht am 07.01.2018

ein fantastischer Graphic Novel, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte

Die Stadt der Träumenden Bücher (Comic)
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Die Stadt der träumenden Bücher – Buchhaim ist eine fantastische, außerordentlich lesenswerte Adaption des gleichnamigen Romans von Walter Moers und erzählt eine einzigartige, fesselnde Geschichte, die ...

Die Stadt der träumenden Bücher – Buchhaim ist eine fantastische, außerordentlich lesenswerte Adaption des gleichnamigen Romans von Walter Moers und erzählt eine einzigartige, fesselnde Geschichte, die einen sofort in ihren Bann zieht. Wer Graphic Novels mag, wird diesen also voller Begeisterung verschlingen!
Das Buch beginnt mit einem düsteren Vers und einer interessanten Einleitung, die einen augenblicklich unheimlich neugierig auf die folgende Geschichte machen. Erzählt wird diese aus der Perspektive des Protagonisten, dem Lindwurm und angehenden Dichter Hildegunst von Mythenmetz, der sich auf die Suche nach dem Verfasser des vollkommensten Manuskripts macht, das er je gelesen hat.

Seine Suche führt ihn nach Buchhaim, die Stadt der Bücher, die sowohl mit Bildern als auch mit Worten sehr detailliert beschrieben wird. Die Bücherstadt klingt geradezu paradiesisch und als Leser würde man sie nur zu gern einmal mit eigenen Augen sehen. Die Welt, die Walter Moers erschaffen hat, ist so faszinierend, sein Ideenreichtum so beeindruckend, dass man sofort mehr über Zamonien im Allgemeinen, die Stadt der träumenden Bücher im Speziellen, und die zahlreichen, darin lebenden Wesen, beispielsweise die Buchlinge, wissen möchte. Bei Zamonien handelt es sich nämlich um eine Welt voller Bücher, die das Herz eines jeden Bücherwurms höher schlagen lässt.

Das mysteriöse Manuskript, nach dessen Verfasser Hildegunst sucht, gibt einige Rätsel auf und die Reaktionen mancher Figuren, denen der Lindwurm das Manuskript zeigt, um mehr darüber zu erfahren, sind überaus merkwürdig. Warum wird ihm von einer Person geraten es zu vernichten und aus der Stadt zu fliehen? Wovor hat diese solche Angst?

Unglücklicherweise vertraut Hildegunst bei seiner Suche nach Antworten den falschen Leuten, wodurch er plötzlich in den finsteren Katakomben landet. Das weitläufige, unterirdische Labyrinth ist so gefährlich wie spannend, denn es gibt dort unten unheimlich viel zu entdecken. Eine der größten Entdeckungen am Ende ist als eindrucksvolle Panorama-Klapptafel gestaltet, die einen in Staunen versetzt.

Am Schluss folgt außerdem noch ein ausführliches und sehr informatives Glossar, ähnlich einem Lexikon, das Erklärungen zu den wichtigsten Begrifflichkeiten und Personen aus der Welt Zamoniens liefert.

Besonders herausragend sind darüber hinaus die wunderschönen, detailreichen Illustrationen von Florian Biege, deren Farben, passend zur mystischen Geschichte, eher dunkel gehalten sind. Insbesondere an den Darstellungen der Bibliotheken und Buchhandlungen in Buchhaim kann man sich als Buchliebhaber gar nicht satt sehen. Der Illustrator hat die großartigen Ideen des Autors also wahnsinnig toll umgesetzt. Einige Bilder rauben einem fast den Atem und obschon es widersprüchlich erscheint, sind die Illustrationen sowohl düster als auch farbenprächtig und leuchtend.

Besonders gelungen sind zudem die zahlreichen, unterschiedlichen Sprechblasen. Sie wirken niemals wie Fremdkörper und werden den jeweiligen Charakteren zum Beispiel durch leicht abgestufte Farben zugewiesen, was die Zuordnung des Textes zu den richtigen Figuren ungemein erleichtert.

Obwohl ein so umfangreicher Wälzer hier auf einen relativ kurzen Graphic Novel umgearbeitet wurde, mangelt es der Geschichte nicht an Tiefgang und sogar die Komplexität der Welt ist klar erkennbar. Das Buch ist daher auch perfekt für die Leser geeignet, denen Zamonien bislang unbekannt war; der Handlung kann man nämlich dennoch problemlos folgen.

Die Stadt der träumenden Bücher – Buchhaim macht aber nicht nur Lust auf die Fortsetzung, es weckt zudem die Neugier hinsichtlich der anderen Zamonien-Romane, denen man aufgrund des enormen Umfangs bisher vielleicht eher zurückhaltend begegnet ist. Nun wird man sich womöglich doch an den einen oder anderen davon heranwagen.

Den zweiten Band wird man sich jedenfalls, insbesondere wegen des packenden Endes, nachdem man am liebsten sofort weiterlesen möchte, keineswegs entgehen lassen. Zu viele Fragen sind noch offen, auf die man sich Antworte erhofft, unter anderem in Bezug auf den legendären Schattenkönig sowie Colophonius Regenschein, den berüchtigten Bücherjäger.


FAZIT
Die Stadt der träumenden Bücher – Buchhaim ist ein fantastischer Graphic Novel, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Doch nicht nur die Kombination aus packender Geschichte und herausragend gut gelungenen Illustrationen machen diese Adaption für Buchliebhaber so empfehlenswert, mindestens ebenso ausschlaggebend ist die enorme Rolle, die Bücher darin spielen.

Veröffentlicht am 07.01.2018

eine großartige Idee, gekonnt umgesetzt

Aquila
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Aquila ist ein sehr empfehlenswerter, unheimlich packender Jugendthriller und definitiv einer der besten von Ursula Poznanski, wenn nicht vielleicht sogar der beste. Es gelingt ihr von Anfang bis Ende ...

Aquila ist ein sehr empfehlenswerter, unheimlich packender Jugendthriller und definitiv einer der besten von Ursula Poznanski, wenn nicht vielleicht sogar der beste. Es gelingt ihr von Anfang bis Ende eine sehr beklemmende, nervenaufreibende Atmosphäre aufrecht zu erhalten, der man sich einfach nicht entziehen kann.
Man ist von Beginn an sofort vom Geschehen gefesselt und kann Nikas Wunsch herausfinden zu wollen, was in den Tagen, an die sie sich nicht mehr erinnern kann, passiert ist, nur zu gut verstehen, denn man selbst möchte ebenfalls unbedingt wissen, was genau geschehen ist und kann es kaum erwarten endlich Antworten auf die vielen Fragen zu finden. Gemeinsam mit Nika begibt man sich daher auf eine atemlose und keinesfalls ungefährliche Spurensuche, auf die Jagd nach ihren Erinnerungen.

Eine Stadt wie Siena mit ihrer historischen Altstadt, in der es mit Sicherheit viel zu entdecken gibt, ist dafür grundsätzlich ein tolles Setting. Wenn man noch nie selbst dort gewesen ist, kann man sich einige Orte nur anhand der Beschreibungen zwar leider nicht bildlich vorstellen, dank der konkreten Benennungen hat man jedoch immerhin die Möglichkeit sich im Internet Photos davon anzusehen, was man durchaus des Öfteren in Anspruch nimmt, um ebenfalls genau betrachten zu können, was Nika gerade vor sich sieht. Die typisch italienische Mentalität hat Ursula Poznanski hingegen sehr anschaulich eingefangen und auch die italienische Sprache lässt sie regelmäßig in ihre Dialoge einfließen. Dadurch fühlt man sich gut in das mediterrane Land hineinversetzt, so als wäre man gerade tatsächlich dort.

Trotz des personalen Erzählers fühlt man sich Nika sehr verbunden und fiebert die ganze Zeit über mit ihr mit. Man würde vielleicht nicht immer genauso handeln wie sie, zumal ihr Verhalten manchmal ziemlich naiv erscheint, kann aber zumindest nachvollziehen, warum sie dieses oder jenes tut bzw. denkt, und sich somit gut in sie hineinversetzen. Man sollte zudem vermutlich bedenken, dass Nika noch recht jung und zum ersten Mal allein im Ausland ist. Sie steht unter Schock und ist mit der Situation logischerweise überfordert, schließlich wird man nicht täglich mit solch schweren Vorwürfen konfrontiert und der Blackout, den ihr der ermittelnde Kommissar verständlicherweise nicht wirklich abnimmt und der sie nicht weniger verdächtig macht, ist alles andere als hilfreich. Dass die drohende Anklage ihr dem Anschein nach manchmal keine großen Sorgen bereitet und sie selbst weder ihre Mutter – verdienter Urlaub hin oder her – noch wenigstens einen Anwalt kontaktiert oder sich an die deutsche Botschaft wendet, wirkt demzufolge allerdings nur umso realitätsferner.

Da der Erzähler auf Nikas Sicht beschränkt ist, weiß man als Leser nie mehr als die Protagonistin. Man hat lediglich die Möglichkeit Spekulationen anzustellen bzw. seine eigenen Schlüsse zu ziehen, während man mit ihr miträtselt. Sie hat nur sehr wenige Anhaltspunkte und die meisten davon hat sie so gut verschlüsselt, dass sie sie selbst nicht mehr entwirren kann. Sie kann sich lediglich auf ihr Unterbewusstsein verlassen, das zum Teil sehr deutliche Reaktionen zeigt, obschon Nika den Grund dafür (noch) nicht kennt. Irgendwann ist die Verzweiflung so groß, dass sie einfach nur noch die Wahrheit wissen will, ungeachtet aller Konsequenzen, die sie erwarten, falls sie tatsächlich schuldig sein sollte.

Die Handlung ist konstant spannend und definitiv nie langweilig. Beinahe jede Antwort, die man schließlich erhält, wirft neue Fragen auf und die Stimmung wird zunehmend bedrohlicher. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass Nika eine Schlinge um den Hals trägt, die sich ständig weiter zuzieht, während sie verzweifelt versucht sich daraus zu befreien und zu ergründen, was in den verlorenen Tagen passiert ist. Schnell wird klar, dass in der verschwundenen Zeit etwas Schreckliches geschehen sein muss und Nika offenbar in großen Schwierigkeiten steckt. Bereits vor Nika hat man den Verdacht, dass sie entweder unter Drogen gesetzt wurde oder ihr etwas so Furchtbares widerfahren ist, dass ihr Gehirn das Erlebte zum Zwecke des Selbstschutzes verdrängt hat, weil sie nicht im Stande ist es zu verarbeiten. Doch das Schlimmste ist, dass Nika, da sie keinerlei Erinnerungen an diese Tage hat, nicht einmal sicher ausschließen kann, dass sie selbst etwas Fürchterliches getan hat, so gern sie das auch glauben würde.

Im Verlauf der Geschichte stellt man immer wieder neue Theorien auf, die sich größtenteils allerdings nicht bewahrheiten. Die Richtung, die das Ganze einschlägt, wird jedoch immer mysteriöser und beängstigender, manche Szenen lassen das Herz regelrecht höher schlagen. Vieles deutet auf einen dramatischen Vorfall hin und statt eines harmlosen, wenngleich geschmacklosen Scherzes, wie anfangs noch vermutet, hat man es mit einer bitterernsten Situation zu tun, die für ein flaues Gefühl im Magen sorgt.

Unklar ist darüber hinaus, wem Nika überhaupt trauen kann, da sie ohne ihre Erinnerungen nicht weiß, wer noch in die Sache verwickelt – möglicherweise sogar der Täter – ist. Man freut sich zwar als sie Hilfe von jemandem bekommt, der vor allem die sprachliche Barriere überwinden kann – Nikas Italienisch ist leider nicht sonderlich gut – kann aber nicht verhindern, dass zugleich der Verdacht aufkeimt, dass mehr dahinter steckt als nur selbstlose Hilfsbereitschaft und diese Person Nika etwas Wichtiges verschweigt. Trotz der Zweifel möchte man ihr jedoch gern sein Vertrauen schenken und hofft sich nicht so in ihr zu täuschen.

Schön und erfreulich realistisch ist der Umstand, dass Nika sich nicht auf mehr als bloße Freundschaft mit dem attraktiven Italiener einlässt, der Interesse an ihr zeigt. Solange sie nicht weiß, was geschehen ist und wie es überhaupt weitergehen soll, hat sie verständlicherweise keinen Kopf für so etwas, immerhin wird sie letztlich verdächtigt jemanden getötet zu haben und darf Siena deshalb auch nicht verlassen. Eine wirkliche Liebesgeschichte beinhaltet Aquila dementsprechend nicht.

Mit der Zeit stößt man auf immer mehr Puzzlestücke, alle Zusammenhänge erschließen sich einem aber erst ganz zum Schluss und ergeben erst dann ein vollständiges Bild. Einen Charakter hat man rigoros unterschätzt bzw. völlig falsch eingeordnet und man ist jedes Mal aufs Neue schockiert, zu was für kaltblütigen, wahrlich beängstigenden Taten dieser fähig war. Als gewisse Ereignisse endlich ans Licht kommen, läuft es einem daher kalt den Rücken hinunter.

Ursula Poznanski stellt es darüber hinaus auch in den letzten Kapiteln äußerst geschickt an: Sie enthüllt einen zeitlichen Abschnitt, hält jedoch innerhalb davon gleichzeitig noch ausschlaggebende Informationen zurück, sodass man nicht nur unbedingt weiterlesen will, sondern bis zum vorletzten Kapitel weiterhin im Dunkeln tappt und die alles entscheidenden Fakten nicht kennt.

Die Auflösung ist der Autorin infolgedessen ausgesprochen gut gelungen und alles andere als vorhersehbar, denn mit so einem perfiden, von der wahren Schuldigen perfekt eingefädelten Plan hätte man niemals gerechnet. Die letzten Erkenntnisse, die das Blatt noch einmal wenden, kommen völlig überraschend und unerwartet. Alle losen Enden werden gekonnt zusammengeführt, alle offenen Fragen zur Zufriedenheit beantwortet. Danach folgt außerdem noch ein letztes Kapitel, mit dem man die Geschichte wunderbar ausklingen lassen kann und das einen kurzen Ausblick darauf gewährt, wie Nika mit der ganzen Sache umgehen und wie ihre Zukunft nun vielleicht aussehen wird.


FAZIT
Mit Aquila hat Ursula Poznanski eine großartige Idee gekonnt umgesetzt und erneut einen unheimlich spannenden Jugendthriller geschrieben, bei dem kleinere Kritikpunkte zwar vorhanden sind, insgesamt aber nicht weiter ins Gewicht fallen.