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Veröffentlicht am 05.05.2017

Flawed ist vieles – packend, aufregend, beeindruckend, anregend, einfach fantastisch – aber ganz gewiss nicht fehlerhaft!

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
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Das erste Jugendbuch der irischen Autorin ist eine unglaublich packende Dystopie, die einen auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt und sehr zum Nachdenken anregt, vor allem über die eigenen Vorstellungen ...

Das erste Jugendbuch der irischen Autorin ist eine unglaublich packende Dystopie, die einen auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt und sehr zum Nachdenken anregt, vor allem über die eigenen Vorstellungen von Perfektion und Fehlerhaftigkeit. Es sorgt dafür, dass man sich Gedanken über die Bedeutung von Fehlern macht. Ist es wirklich besser nie einen Fehler zu machen statt für die Zukunft aus ihnen zu lernen?
In Flawed beschreibt Cecelia Ahern nämlich eine wahrlich erschreckende Welt, in der man definitiv nicht leben möchte. Ein einziger Fehler – der in unseren Augen vielleicht nicht einmal verwerflich ist – kann das ganze restliche Leben beeinflussen, um nicht zu sagen ruinieren.

Fehlerhafte werden gebrandmarkt – für eine Lüge zum Beispiel auf der Zunge, für eine falsche Entscheidung an der Schläfe, etc. – und müssen ihr ganzes restliches Leben lang eine gut sichtbare Armbinde tragen, die jeden sofort erkennen lässt, dass sie fehlerhaft sind – ein Status, den sie nie wieder ablegen werden. Darüber hinaus ist ihnen jeglicher Luxus vergönnt, selbst ihre Ernährung wird streng kontrolliert. Sie dürfen das Land nicht verlassen, müssen sich an eine strikte Ausgangssperre halten, dürfen nie mit mehr als einem weiteren Fehlerhaften zusammen sein und dürfen mit einem solchen auch kein Kind großziehen.

Die Einhaltung dieser Regeln wird von so genannten Whistleblowern kontrolliert und Verstöße werden selbstverständlich umgehend sanktioniert, unabhängig davon, ob einen überhaupt ein Verschulden trifft. Im schlimmsten Fall richten sich solche Strafen dann sogar gegen die Angehörigen der Fehlerhaften um die Regeln durchzusetzen, selbst wenn diese nicht als fehlerhaft gelten. Wer denkt, dass es nach den Brandzeichen nicht mehr schlimmer kommen kann, irrt also.

Es wird einem daher schnell klar, dass dieses System die Moral der Menschen keineswegs verbessert hat, im Gegenteil. Ihr Verhalten ist mitunter einfach nur verachtenswert. Fehlerhafte haben kaum noch Rechte und werden nicht beschützt. Nicht einmal tätliche Angriffe auf sie werden geahndet, weil man ihnen entweder gar nicht erst glaubt oder der Ansicht ist, dass sie unter anderen Menschen stehen und somit weder freundlich noch mit Respekt behandelt werden müssen.

Allen anderen Menschen ist es zudem untersagt einem Fehlerhaften in irgendeiner Weise zu helfen. Wer es dennoch tut, muss mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Wer dieses – oder andere – Verbrechen begangen hat, muss zwar seine Strafe absitzen, ist danach allerdings wieder ein freier Mensch. Im Gegensatz zu den Fehlerhaften, die demzufolge eigentlich noch deutlich härter bestraft werden als Kriminelle. Den meisten scheint das aber gar nicht bewusst zu sein und auch Celestine erkennt es erst, als sie am eigenen Leib erfährt, wie das Leben der Fehlerhaften wirklich aussieht.

Über den Charakter eines Menschen, und gegebenenfalls seine Fehler, urteilt die so genannte Gilde. Doch je mehr man über diese Institution und ihre Machenschaften erfährt, desto mehr zweifelt man an ihrem Sinn und Zweck und begegnet Widersprüchen. Wie sollte ein Mensch oder eine Gesellschaft ohne jegliches Mitgefühl jemals moralische Perfektion verkörpern? Vielmehr hat dieses zwanghafte Streben nach Perfektion zu vermehrter Selbstsucht geführt, da viele Leute nur noch daran denken selbst möglichst gut dazustehen.

An der Spitze der Gilde steht Richter Crevan, der seine Macht mehr und mehr missbraucht und dessen Urteile immer willkürlicher zu werden scheinen. Er ist absolut verabscheuungswürdig, denn alles, was er tut, dient nur der Ausweitung seiner Macht. Er will die Gilde nämlich auch in anderen Ländern etablieren und ihr dann natürlich global vorstehen.

Die Protagonistin Celestine ist anfangs sehr leichtgläubig, systemtreu, sieht alles nur schwarz/weiß und hat sich, wie die meisten, nie tiefergehende Gedanken über das Leben der Fehlerhaften gemacht. Sie steht hinter der Gilde und ignoriert Fehlerhafte vorsichtshalber lieber, weil sie befürchtet schon ein harmloser Gruß könnte sonst als Hilfe ausgelegt werden. Erst als eine Person aus ihrem sozialen Umfeld für eine Tat gebrandmarkt wird, die sie nicht zwingend als unmoralisch erachtet, beginnt sie langsam das System und seine Regeln zu hinterfragen. Das bringt sie zwar schnell in Schwierigkeiten, macht sie jedoch gleich viel sympathischer.

Für ihr nachvollziehbares Mitgefühl, ein Verhalten, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, sowie ihre Weigerung zu lügen wird sie schließlich härter bestraft als jemals ein anderer zuvor und dadurch zum Spielball zwei verschiedener Seiten. Für die einen ist sie die fehlerhafteste Person aller Zeiten, an der ein Exempel statuiert werden musste, andere sehen in ihr dagegen eine Heldin.

Zunächst ist Celestine verständlicherweise mit der neuen Situation völlig überfordert. Ihr ganzes Leben hat sich von einem Tag auf den anderen komplett verändert und aus dem scheinbar perfekten Mädchen wurde eine Ausgestoßene. Sie muss also erst einmal wieder zu sich selbst finden, aber sie ist mutig und stark. Sie will sich nicht von anderen als Marionette benutzen lassen, sondern stattdessen selbst die Fäden ziehen. Es ist wahrlich bewundernswert, wie tapfer sie manchmal ist und dass sie sogar angesichts von Gefahr nie klein beigibt. Natürlich hat sie ebenfalls schwache Momente, in denen sie sich alles andere als furchtlos fühlt, doch das ist nur menschlich und macht sie noch authentischer.

Anders, als manche ihr unterstellen, war ihre Hilfe auch nie ein geplanter Akt der Rebellion, sondern lediglich ein selbstloser Akt des Mitgefühls. Das hindert sie allerdings nicht daran jetzt aktiv zu werden und die ihr zuteilgewordene Macht bewusst zu nutzen um etwas zu verändern und vor allem zu verhindern, dass Crevan seine Autorität noch weiter missbraucht. Es gibt einen Beweis für Crevans eigene Fehlerhaftigkeit, der ihn zu Fall bringen könnte. Sie muss ihn nur finden und richtig einsetzen.

Viele Menschen bieten Celestine Hilfe an, die meisten verfolgen jedoch ganz eigene Ziele und es ist schwer für sie herauszufinden, wem sie wirklich vertrauen kann und wem sie nur als Mittel zum Zweck dienen soll. Nur bei ihrer Familie braucht sie sich diese Frage nicht zu stellen; sie alle stehen hinter ihr und unterstützen sie, vor allem ihre Eltern und ihr Großvater, den sie immer für ein wenig verrückt hielt, der im Endeffekt aber wohl mit all seinen Theorien recht hatte. Es ist toll, wie sehr sich Celestines Mutter später für ihre Tochter einsetzt, sie verteidigt und, in gewisser Weise zumindest, gegen das System rebelliert, ohne ihre anderen Kinder dabei in Gefahr zu bringen. Ihre Tochter ist ihr nämlich wichtiger als die innere und äußere Perfektion, für die sie zuvor als Vorbild diente.

Traurig stimmt einen hingegen, wie sich Celestines kleiner Bruder nach dem Urteil ihr gegenüber verhält. Doch er ist noch sehr jung und hat vermutlich einfach Angst, da er die ganzen Ereignisse nicht wirklich einzuordnen weiß.
Celestines Schwester Juniper kann man zudem nur schwer einschätzen und noch weniger verstehen. Ihr Verhalten leuchtet einem einfach nicht ein, was sie leider eher unsympathisch macht.

Celestines Freund Art wirkt im Unterschied dazu zunächst recht liebenswert, verliert durch sein Verhalten während und nach Celestines Prozess aber letztlich jegliche Sympathie. Er denkt fast ausschließlich nur an sich und fragt sie nicht einmal, wie es ihr geht, als sie sich endlich wiedersehen.

Generell sind etliche der Figuren viel zu ichbezogen. Celestine ist diejenige, die alles verloren hat, doch andere Charaktere, die nicht ansatzweise so gelitten haben wie sie, reden andauernd davon, wie schlecht es ihnen geht, wie schwer dieses oder jenes für sie ist und was für ein Licht es auf sie wirft. Dieses Verhalten ist vollkommen unbegreiflich und absolut grotesk.

Glücklicherweise gibt es aber auch Personen, auf die das nicht zutrifft und die somit deutlich liebenswerter sind, beispielsweise Carrick. Celestine lernt ihn während ihres Prozesses kennen und fühlt sich ihm sehr verbunden, obschon sie nicht genau sagen kann, warum. Vielleicht weil sie Ähnliches durchgestanden haben und einander dadurch besser verstehen können. Man möchte gern mehr über diesen mutigen Mann erfahren, zumal seine Geschichte bestimmt sehr interessant ist, doch im ersten Band spielt er leider noch keine allzu große Rolle, was sich in der Fortsetzung dann hoffentlich ändert.

Außerdem gelingt es Celestine einige Menschen zum Umdenken zu bringen und ihr Fall ist der Anlass dafür, dass immer mehr Gegner der Gilde sich langsam zusammenschließen. Sie schafft es sogar die bisher systemtreue Journalistin Pia misstrauisch werden zu lassen, die daraufhin Nachforschungen anstellt um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Pia verändert sich dank Celestine stark und gewinnt an Sympathie, denn sie will dem Mädchen anscheinend wirklich helfen.

Die Handlung ist mitreißend und spannend von der ersten bis zur letzten Seite und die Fortsetzung kann man nach dem Ende kaum noch erwarten. Zum Glück ist sie, anders als im englischsprachigen Ausland, auf Deutsch bereits erschienen, gerade einmal zwei Monate nach dem großartigen ersten Band. Man wird sie garantiert so bald wie möglich lesen und die Erwartungen an das Finale der Dilogie sind entsprechend hoch. Nach diesem grandiosen Auftakt kann man allerdings sicher sein, dass der zweite Band mindestens ebenso gut wird.

Der wunderbare Schreibstil von Cecelia Ahern lässt sich flüssig lesen und durch die Ich-Perspektive kann man sich stets sehr gut in Celestine hineinversetzen und sich mit ihr identifizieren. Darüber hinaus vermittelt sie eine ganz wunderbare Botschaft, die man sich ruhig zu Herzen nehmen kann: Es ist nicht schlimm Fehler zu machen, denn wer nie Fehler macht, lernt nichts dazu.

Positiv hervorzuheben ist ferner die Selbstverständlichkeit, mit der die Autorin mit dem Thema Homosexualität umgeht. So gibt es in Flawed ein homosexuelles Pärchen, deren Beziehung jedoch nie in diesem Zusammenhang problematisiert wird. Die sexuelle Orientierung kommt auch nie direkt zur Sprache, wird nicht einmal konkret benannt, sondern immer nur ganz beiläufig eingearbeitet.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Begin Again ist dank sympathischer Figuren, einer Portion Humor und dem richtigen Maß an Gefühl ein toller New Adult Roman, dessen Fortsetzung man schon jetzt freudig erwartet.

Begin Again
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Begin Again ist ein gelungener New Adult Roman, der insbesondere durch die sympathischen, vielschichtigen sowie ungewöhnlichen Charaktere besticht und daher vor allem Fans des Genres sicher gefallen wird.
Die ...

Begin Again ist ein gelungener New Adult Roman, der insbesondere durch die sympathischen, vielschichtigen sowie ungewöhnlichen Charaktere besticht und daher vor allem Fans des Genres sicher gefallen wird.
Die Heldin Allie, aus deren Perspektive das gesamte Geschehen geschildert wird, ist einem von Beginn an sehr sympathisch und ihr Geplapper stört einen nicht im Geringsten. Man kann sich sehr gut mit ihr identifizieren und ihre Handlungen stets nachvollziehen. Sie ist ein sehr einfühlsamer Mensch und man versteht nur zu gut, dass sie ihr altes Leben ablehnt. Zum ersten Mal hat sie richtige Freunde, die aufrichtig an ihr interessiert und nicht nur darauf aus sind, einen Vorteil aus der Beziehung zu gewinnen. Sie ist liebenswert, ziemlich nah am Wasser gebaut und immer für ihre Freunde da. Man freut sich mit ihr über ihre neu gewonnene Freiheit und ärgert sich oft mit ihr über Kadens widersprüchliches Verhalten. Die vielen Anspielungen auf ihre Vergangenheit und den Grund für ihre Flucht in eine neue Stadt machen einen außerdem sofort neugierig.

Kaden erscheint hingegen zunächst sehr launisch, geradezu kratzbürstig, und verhält sich Allie gegenüber nicht immer fair. Manchmal ist er gnadenlos ehrlich, dennoch mag man ihn, weil man schnell merkt, dass sich hinter dieser rauen Schale irgendwo ein weicher Kern verbirgt. Leider tendiert er dazu Leute von sich zu stoßen und geht immer sehr schnell wieder auf Distanz, sobald man ihm zu nahe kommt oder er einmal unerwünschte Gefühle zulässt. Wenn Allie ihn wirklich braucht, ist er jedoch für sie da und steht ihr bei. Ferner ist er durchaus in der Lage zuzugeben, wenn er einen Fehler begangen hat und sich für diesen zu entschuldigen. Schön und äußerst interessant ist darüber hinaus, dass jedes von Kadens Tattoos eine besondere Bedeutung und seine ganz eigene Geschichte hat.

Zwischen Allie und Kaden knistert es schon nach kurzer Zeit heftig, die gegenseitige Anziehung ist spürbar und Kadens Regeln sind daher von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nach und nach entwickeln sie echte Gefühle füreinander, lernen sich aber erst einmal richtig kennen, bevor sie sich aufeinander einlassen und wollen dem jeweils anderen beide nicht nur als Ablenkung dienen. Die gemeinsame Liebe zur Musik und die Freude am Wandern verbindet sie zusätzlich und ist zudem mal etwas völlig Anderes. Allerdings ist es für beide nicht einfach sich nach so langer Zeit des Schweigens einem anderen zu öffnen und das Vergangene endlich hinter sich zu lassen. Insbesondere Kaden hat mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen, doch gemeinsam können sie einander dabei helfen ihre Vergangenheit zu überwinden und ein neues Leben zu beginnen.

Zum Glück haben beide ganz fantastische Freunde, die sie gut kennen, ihnen helfen und, im Hinblick auf Kaden, wenn nötig auch mal einen Schubs in die richtige Richtung geben. Es sind folglich gleich mehrere, großartige Nebencharaktere vorhanden, allen voran Dawn, die Allie eine so gute und loyale Freundin ist, dass man gar nicht anders kann als sie sofort ins Herz zu schließen. Umso mehr freut man sich schon jetzt auf die Fortsetzung Trust Again, die man garantiert ebenfalls lesen wird, weil Dawn in dieser zur Hauptfigur und somit ihre Geschichte erzählt wird. Dass sich zwischen ihr und dem nicht weniger sympathischen Spencer langsam etwas anbahnt, deutet sich ja schon in diesem Band an.

Die Handlung ist fesselnd, da man die ganze Zeit mit den Charakteren mitfiebert und mehr über ihre jeweilige Vergangenheit herausfinden will. In Bezug auf die Erlebnisse, vor denen Allie zu fliehen versucht, hat man schnell einen Verdacht. Dieser bestätigt sich im Endeffekt zwar nicht ganz, geht aber immerhin schon in eine ähnliche Richtung und die Wahrheit ist nicht unbedingt weniger schlimm. Das Ausmaß dessen, was Kaden damals widerfahren ist, trifft einen dagegen vollkommen unvorbereitet und schockiert zutiefst.

Traurigerweise sind in beiden Fällen wenigstens teilweise die Eltern für die emotionalen Probleme ihrer Kinder verantwortlich. Allies Eltern unterstützen sie kaum oder zumindest nicht auf die Art, auf die es eigentlich ankäme, und akzeptieren ebenso wenig ihren eigentlich ziemlich respektablen Berufswunsch. Während ihr Vater sich kaum für sie interessiert, ist ihrer Mutter der äußere Schein oftmals wichtiger als das Wohlergehen ihrer Tochter, weshalb sie keinerlei Rücksicht auf Allies Gefühle oder Wünsche nimmt. Sie und ihre ganze oberflächliche Art sind einem daher augenblicklich verhasst. Von Kadens Bruder kann man nichts Gegenteiliges behaupten, dieser hat jedoch zum Glück nur einen einzigen Auftritt.
Eine willkommene Abwechslung ist im Unterschied dazu Kadens ausgesprochen liebenswürdige Mutter Rachel. Man spürt deutlich, wie sehr sie ihren Sohn liebt und wie viel er ihr bedeutet, was unverkennbar auf Gegenseitigkeit beruht. Sie empfängt Allie mit offenen Armen, versucht aber auch ihren Sohn zu schützen, weil sie genau weiß, wie sehr er in der Vergangenheit schon einmal verletzt wurde.

Das Ende ist im Großen und Ganzen gut gelungen und auf jeden Fall zufriedenstellend. Lediglich die finale Versöhnung von Allie und Kaden geht ein wenig zu schnell. Es hätte ruhig etwas länger dauern können bis sie ihm den größten Fehler seines Lebens verzeiht. Wobei man ihm ja zugutehalten muss, dass er trotzdem nicht müde wurde sein Verhalten wiedergutzumachen und Allie zu beweisen, wie viel sie ihm bedeutet. Es ist unheimlich süß, wie sehr Kaden sich ins Zeug legt und gleichzeitig bemüht ist ihren Wunsch, es langsam angehen zu lassen, zu respektieren.

Des Weiteren hat Mona Kasten einen tollen, flüssigen Schreibstil, der mit zahlreichen tollen Anspielungen auf aktuelle Popkultur versehen ist und dem es dank vieler, lustiger Szenen sowie Dialoge nie an Humor fehlt. Sie gibt sowohl ihren Figuren als auch den verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen genügend Raum um sich zu entfalten und sich weiterzuentwickeln. Dem Genre entsprechend sind zum Ende hin vereinzelte, insgesamt recht ansprechende Sexszenen vorhanden, die allerdings nie Überhand nehmen. Die komplizierte Vergangenheit der zwei Protagonisten verleiht der gefühlvollen Liebesgeschichte dazu etwas mehr Tiefgang, obschon es fast schon ein wenig unrealistisch bzw. einfach zu viel des Schlechten ist, dass gleich beide so extreme Erfahrungen machen mussten, die für sie nur schwer zu verarbeiten sind.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Dank sympathischer Figuren, einer Portion Humor und dem richtigen Maß an Gefühl ein toller New Adult Roman

Begin Again
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Alles, was Allie sich wünscht, ist ein neuer Anfang, weit weg von ihrer Vergangenheit und ihren Eltern, die ihr ganzes Leben zu kontrollieren versuchen. Also zieht sie für ihr Studium mit einem neuen Namen ...

Alles, was Allie sich wünscht, ist ein neuer Anfang, weit weg von ihrer Vergangenheit und ihren Eltern, die ihr ganzes Leben zu kontrollieren versuchen. Also zieht sie für ihr Studium mit einem neuen Namen in eine fremde Stadt, in der niemand sie kennt. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich so kurz vor Beginn des Semesters jedoch schwieriger als erwartet und am Ende bleibt ihr keine andere Wahl als bei dem attraktiven, aber überaus launischen Kaden einzuziehen, der eigentlich auf keinen Fall einen weiblichen Mitbewohner wollte. Sofort stellt er daher Regeln für ihr gemeinsames Zusammenleben auf: Keine Gefühlsduselei und vor allem kein Körperkontakt! Leichter gesagt als getan, denn je mehr die beiden über einander erfahren, desto näher kommen sie sich mit der Zeit auch …

Begin Again ist ein gelungener New Adult Roman, der insbesondere durch die sympathischen, vielschichtigen sowie ungewöhnlichen Charaktere besticht und daher vor allem Fans des Genres sicher gefallen wird.

Die Heldin Allie, aus deren Perspektive das gesamte Geschehen geschildert wird, ist einem von Beginn an sehr sympathisch und ihr Geplapper stört einen nicht im Geringsten. Man kann sich sehr gut mit ihr identifizieren und ihre Handlungen stets nachvollziehen. Sie ist ein sehr einfühlsamer Mensch und man versteht nur zu gut, dass sie ihr altes Leben ablehnt. Zum ersten Mal hat sie richtige Freunde, die aufrichtig an ihr interessiert und nicht nur darauf aus sind, einen Vorteil aus der Beziehung zu gewinnen. Sie ist liebenswert, ziemlich nah am Wasser gebaut und immer für ihre Freunde da. Man freut sich mit ihr über ihre neu gewonnene Freiheit und ärgert sich oft mit ihr über Kadens widersprüchliches Verhalten. Die vielen Anspielungen auf ihre Vergangenheit und den Grund für ihre Flucht in eine neue Stadt machen einen außerdem sofort neugierig.

Kaden erscheint hingegen zunächst sehr launisch, geradezu kratzbürstig, und verhält sich Allie gegenüber nicht immer fair. Manchmal ist er gnadenlos ehrlich, dennoch mag man ihn, weil man schnell merkt, dass sich hinter dieser rauen Schale irgendwo ein weicher Kern verbirgt. Leider tendiert er dazu Leute von sich zu stoßen und geht immer sehr schnell wieder auf Distanz, sobald man ihm zu nahe kommt oder er einmal unerwünschte Gefühle zulässt. Wenn Allie ihn wirklich braucht, ist er jedoch für sie da und steht ihr bei. Ferner ist er durchaus in der Lage zuzugeben, wenn er einen Fehler begangen hat und sich für diesen zu entschuldigen. Schön und äußerst interessant ist darüber hinaus, dass jedes von Kadens Tattoos eine besondere Bedeutung und seine ganz eigene Geschichte hat.

Zwischen Allie und Kaden knistert es schon nach kurzer Zeit heftig, die gegenseitige Anziehung ist spürbar und Kadens Regeln sind daher von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nach und nach entwickeln sie echte Gefühle füreinander, lernen sich aber erst einmal richtig kennen, bevor sie sich aufeinander einlassen und wollen dem jeweils anderen beide nicht nur als Ablenkung dienen. Die gemeinsame Liebe zur Musik und die Freude am Wandern verbindet sie zusätzlich und ist zudem mal etwas völlig Anderes. Allerdings ist es für beide nicht einfach sich nach so langer Zeit des Schweigens einem anderen zu öffnen und das Vergangene endlich hinter sich zu lassen. Insbesondere Kaden hat mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen, doch gemeinsam können sie einander dabei helfen ihre Vergangenheit zu überwinden und ein neues Leben zu beginnen.

Zum Glück haben beide ganz fantastische Freunde, die sie gut kennen, ihnen helfen und, im Hinblick auf Kaden, wenn nötig auch mal einen Schubs in die richtige Richtung geben. Es sind folglich gleich mehrere, großartige Nebencharaktere vorhanden, allen voran Dawn, die Allie eine so gute und loyale Freundin ist, dass man gar nicht anders kann als sie sofort ins Herz zu schließen. Umso mehr freut man sich schon jetzt auf die Fortsetzung Trust Again, die man garantiert ebenfalls lesen wird, weil Dawn in dieser zur Hauptfigur und somit ihre Geschichte erzählt wird. Dass sich zwischen ihr und dem nicht weniger sympathischen Spencer langsam etwas anbahnt, deutet sich ja schon in diesem Band an.

Die Handlung ist fesselnd, da man die ganze Zeit mit den Charakteren mitfiebert und mehr über ihre jeweilige Vergangenheit herausfinden will. In Bezug auf die Erlebnisse, vor denen Allie zu fliehen versucht, hat man schnell einen Verdacht. Dieser bestätigt sich im Endeffekt zwar nicht ganz, geht aber immerhin schon in eine ähnliche Richtung und die Wahrheit ist nicht unbedingt weniger schlimm. Das Ausmaß dessen, was Kaden damals widerfahren ist, trifft einen dagegen vollkommen unvorbereitet und schockiert zutiefst.

Traurigerweise sind in beiden Fällen wenigstens teilweise die Eltern für die emotionalen Probleme ihrer Kinder verantwortlich. Allies Eltern unterstützen sie kaum oder zumindest nicht auf die Art, auf die es eigentlich ankäme, und akzeptieren ebenso wenig ihren eigentlich ziemlich respektablen Berufswunsch. Während ihr Vater sich kaum für sie interessiert, ist ihrer Mutter der äußere Schein oftmals wichtiger als das Wohlergehen ihrer Tochter, weshalb sie keinerlei Rücksicht auf Allies Gefühle oder Wünsche nimmt. Sie und ihre ganze oberflächliche Art sind einem daher augenblicklich verhasst. Von Kadens Bruder kann man nichts Gegenteiliges behaupten, dieser hat jedoch zum Glück nur einen einzigen Auftritt.
Eine willkommene Abwechslung ist im Unterschied dazu Kadens ausgesprochen liebenswürdige Mutter Rachel. Man spürt deutlich, wie sehr sie ihren Sohn liebt und wie viel er ihr bedeutet, was unverkennbar auf Gegenseitigkeit beruht. Sie empfängt Allie mit offenen Armen, versucht aber auch ihren Sohn zu schützen, weil sie genau weiß, wie sehr er in der Vergangenheit schon einmal verletzt wurde.

Das Ende ist im Großen und Ganzen gut gelungen und auf jeden Fall zufriedenstellend. Lediglich die finale Versöhnung von Allie und Kaden geht ein wenig zu schnell. Es hätte ruhig etwas länger dauern können bis sie ihm den größten Fehler seines Lebens verzeiht. Wobei man ihm ja zugutehalten muss, dass er trotzdem nicht müde wurde sein Verhalten wiedergutzumachen und Allie zu beweisen, wie viel sie ihm bedeutet. Es ist unheimlich süß, wie sehr Kaden sich ins Zeug legt und gleichzeitig bemüht ist ihren Wunsch, es langsam angehen zu lassen, zu respektieren.

Des Weiteren hat Mona Kasten einen tollen, flüssigen Schreibstil, der mit zahlreichen tollen Anspielungen auf aktuelle Popkultur versehen ist und dem es dank vieler, lustiger Szenen sowie Dialoge nie an Humor fehlt. Sie gibt sowohl ihren Figuren als auch den verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen genügend Raum um sich zu entfalten und sich weiterzuentwickeln. Dem Genre entsprechend sind zum Ende hin vereinzelte, insgesamt recht ansprechende Sexszenen vorhanden, die allerdings nie Überhand nehmen. Die komplizierte Vergangenheit der zwei Protagonisten verleiht der gefühlvollen Liebesgeschichte dazu etwas mehr Tiefgang, obschon es fast schon ein wenig unrealistisch bzw. einfach zu viel des Schlechten ist, dass gleich beide so extreme Erfahrungen machen mussten, die für sie nur schwer zu verarbeiten sind.

FAZIT

Begin Again ist dank sympathischer Figuren, einer Portion Humor und dem richtigen Maß an Gefühl ein toller New Adult Roman, dessen Fortsetzung man - vor allem in dem Wissen, dass Dawn darin die Hauptrolle spielen wird - schon jetzt freudig erwartet.

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Veröffentlicht am 12.10.2016

Together Forever - Total verliebt

Total verliebt
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Als Drew Callahan, Starquarterback am nahe gelegenen College, Fable aus heiterem Himmel darum bittet ihn über Thanksgiving zu seinen Eltern zu begleiten und dort seine Freundin zu spielen, hält sie es ...

Als Drew Callahan, Starquarterback am nahe gelegenen College, Fable aus heiterem Himmel darum bittet ihn über Thanksgiving zu seinen Eltern zu begleiten und dort seine Freundin zu spielen, hält sie es zunächst für einen merkwürdigen Scherz. Tatsächlich ist es ihm allerdings mehr als ernst und die versprochene Gegenleistung in Höhe von dreitausend Dollar braucht ihre Familie zu dringend als dass sie dieses Angebot ablehnen könnte. Zumal sie im Moment die einzige ist, die sich um ihren kleinen Bruder kümmert und sie alle ernährt.

Doch was sollte an Drews scheinbar perfekten Familie so schlimm sein, dass er es ohne Fable nicht bei seinen Eltern aushält? Was verschweigt er ihr? Und warum bezahlt er sie für etwas, das mindestens die Hälfte der Studentinnen auf dem Campus sofort freiwillig tun würde?


Kritik
Mit Together Forever - Total verliebt präsentiert Monica Murphy dem Leser eine wundervolle und fesselnde Liebesgeschichte, die einen schnell so gefangen nimmt, dass man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Durch eine gewisse Thematik ist das Buch zum Teil sehr aufwühlend, zum Teil aber auch einfach amüsant und es gelingt der Autorin wunderbar diese verschiedenen Emotionen miteinander in Einklang zu bringen.

Drews Geheimnis, also der wahre Grund, warum er am liebsten gar nicht nach Hause gefahren wäre und seine Stiefmutter Adele so sehr verabscheut, ist relativ vorhersehbar und ein anderer als Fable anfangs vermutet. Man ahnt bereits im ersten Kapitel, was ihm damals zugestoßen ist und dieser Verdacht erhärtet sich dann im späteren Verlauf immer mehr. Daran stört man sich jedoch nicht, weil es ohnehin vielmehr darauf ankommt, wie er diese traumatischen Ereignisse aus seiner Vergangenheit schließlich verarbeitet und die Autorin dafür mit anderen Enthüllungen zu überraschen vermag. Außerdem steht neben dem Familiendrama vor allem die Liebesgeschichte zwischen Drew und Fable im Vordergrund.

Fable ist eine tolle Protagonistin, die bisher kein einfaches Leben hatte, weshalb man von Anfang an viel Mitgefühl für sie aufbringt. Sie trägt für ihr junges Alter weit mehr Verantwortung als sie sollte und hat im Gegenzug niemanden, der für sie sorgt oder sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Ihr Bruder ist die einzige Konstante in ihrem Leben, nur für ihn arbeitet sie so hart. Davon abgesehen hat sie nur hin und wieder belanglose One-Night-Stands mit fremden Männern. Auf ihre Mutter kann sie sich leider überhaupt nicht verlassen und man versteht daher nur zu gut, dass Fable auf keinen Fall so werden möchte wie sie.


In manchen Situationen nimmt Fable kein Blatt vor den Mund und einige ihrer frechen Sprüche sorgen sogar für laute Lacher. Gleichzeitig ist sie aber auch ein sehr aufmerksamer und einfühlsamer Mensch. Sie kann Drews Gefühle stets gut einschätzen und merkt sofort, wenn etwas nicht stimmt. Ihr entgeht nichts, es sei denn, sie ist selbst betroffen. Sie will nicht verletzt werden und traut sich deshalb lange Zeit nicht sich einzugestehen, dass sie echte Gefühle für Drew entwickelt hat oder gar in Betracht zu ziehen, dass sie für ihn ebenfalls mehr ist als nur jemand, den er dafür bezahlt hat seine Freundin zu spielen.

Drew ist eine ebenso tolle Figur, mit der man sofort mitfühlt und die man schnell lieb gewinnt. Seine familiären Verhältnisse sind trotz des Wohlstands seiner Familie nicht unbedingt besser als Fables. Sein Vater ist scheinbar nur ziemlich unterkühlt, seine Stiefmutter verachtet man dagegen zutiefst.
Durch die früh gefasste Ahnung versteht man gut, dass er unbedingt verhindern will, dass Fable sein Geheimnis enthüllt und oft auf Distanz geht, wenn sie der Sache zu nahe kommt, weil sie ihn so gut lesen kann. Doch er hat ein gutes Herz und verdient es jemanden zu finden, der ihm dabei hilf sich zu öffnen und über die Vergangenheit hinwegzukommen.

Auch Drew entwickelt schon bald echte Gefühle für Fable, wird allerdings durch deren Abwehrhaltung verunsichert und glaubt dadurch zunächst ebenso, dass nur er so empfindet, während es für sie lediglich zum Job gehört. Infolgedessen dauert es relativ lange bis Drew sich Fable anvertraut, ihre Hartnäckigkeit zahlt sich jedoch schließlich aus und sie schafft es ihm die Wahrheit zu entlocken, woraufhin sie ihm eine neue, andere Sicht auf die Dinge ermöglicht, die viel eher der Realität entspricht als seine bisherige Auffassung.


Darüber hinaus sind sie beide recht stur, was ihr Zusammenfinden zusätzlich erschwert. Zum Ende hin gelingt es ihnen aber glücklicherweise das zu überwinden und ihre Gefühle füreinander zu akzeptieren. Gefühle, die keiner von ihnen jemals für jemand anderen empfunden hat.

Ihre Beziehung beginnt zwar eher ungewöhnlich, doch genau das macht sie eben so einzigartig. Als Leser kann man sehr gut nachvollziehen, warum sie sich nach und nach ineinander verlieben, was ihrer Liebesgeschichte viel Glaubwürdigkeit verleiht. Man merkt, dass zwischen ihnen später weit mehr ist als nur die körperliche Anziehung, die schon von Anfang an spürbar war. Sie verstehen einander, weil sie es im Leben bislang beide nicht leicht hatten und können einander helfen sich endlich wirklich geliebt und geschätzt zu fühlen. Sie bringen sich gegenseitig zum Lächeln und freuen sich unglaublich darüber den jeweils anderen glücklich zu sehen.

Natürlich gibt es auch ein paar prickelnde, erotische Szenen, die das tiefe Verständnis der zwei füreinander sogar noch unterstreichen. Drew ist überaus zärtlich und würde Fable nie zu etwas drängen, zu dem sie noch nicht bereit ist.


Das Ende ist aber insgesamt leider sehr offen gehalten, weshalb man am liebsten sofort zur Fortsetzung greifen möchte um zu erfahren wie die Geschichte von Drew und Fable weitergeht.

Am Schreibstil von Monica Murphy bzw. an der Übersetzung gibt es nur sehr wenig auszusetzen, im Grunde stört eigentlich nur die übermäßige Verwendung des Wortes „Mädel“ statt verschiedene Synonyme dafür zu verwenden. Ansonsten liest sich das Buch sehr flüssig. Da das gesamte Geschehen aus wechselnden Perspektiven geschildert wird, weiß man zudem immer genau, was tatsächlich in den Protagonisten vorgeht und was sie wirklich fühlen, selbst wenn der andere es zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt hat.


Fazit
Together Forever - Total verliebt ist ein sehr gelungener New Adult Roman, der Fans des Genres eine ungewöhnliche Liebesgeschichte bietet und vor allem mit seinen sympathischen Charakteren punkten kann. Auf die Fortsetzung der Geschichte von Drew und Fable wird man nach dem offenen Ende jedenfalls nicht allzu lange verzichten können.

Veröffentlicht am 12.10.2016

Mein Chef der Hund

Mein Chef der Hund
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Als er es mit seinem Chef nicht mehr aushält, kündigt er, ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben, einfach seinen Job und fängt wenig später bei Papenburger an. Sein neuer Chef: Ein Hund, im wahrsten ...

Als er es mit seinem Chef nicht mehr aushält, kündigt er, ohne eine neue Stelle in Aussicht zu haben, einfach seinen Job und fängt wenig später bei Papenburger an. Sein neuer Chef: Ein Hund, im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Meetings liegt er oft unter dem Tisch, er lässt sich gern Kraulen und aus seinem Hemdkragen quillt Fell hervor. Aber er weiß, wie er seine Mitarbeiter motiviert und die guten Arbeitsleistungen sprechen für sich. Doch nicht allen gefallen seine neuen, eigenartigen Methoden …


Kritik
Mein Chef der Hund ist eine ungewöhnliche Lektüre für Zwischendurch, in der Autor Christian Kortmann den eintönigen Büroalltag einmal aus einer völlig anderen Perspektive schildert, und die mit gerade einmal 80 Seiten und vielen ganzseitigen Illustrationen schnell gelesen ist.

Der Erzähler schildert das Geschehen die ganze Zeit sehr sachlich und distanziert, dennoch spürt man den Respekt und die Sympathie gegenüber seinem Chef dem Hund. Trotz der Absurdität mancher Beschreibungen wirkt es dadurch nie so als würde etwas absichtlich ins Lächerliche gezogen werden.

Einiges wird sehr überspitzt dargestellt und sich manche Szenen bildlich vorzustellen ist ausgesprochen amüsant. Ein Hund als Chef, im Anzug, aber unter dem Tisch liegend, ergibt schließlich ein sehr ulkiges Bild. Natürlich sollte man auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, doch manche Feststellungen sind im übertragenden Sinn durchaus wahr und viele Situationen sehr realitätsnah, wenn man den tierischen Charakter des Chefs einmal außen vor lässt.

Neue Ideen und Methoden werden leider tatsächlich von zahlreichen Personen grundsätzlich erst einmal abgelehnt, selbst wenn sie erwiesenermaßen gut funktionieren, was solche verbohrten Leute jedoch nur noch ungehaltener macht. Viel zu viele Menschen gehen lieber den bekannten und sicheren Weg, samt seiner Konsequenzen, statt einfach etwas Neues auszuprobieren, auch wenn damit vielleicht ein gewisses Risiko verbunden ist.

Genau das führt Mein Chef der Hund dem Leser wunderbar vor Augen. Alle Methoden des hündischen Chefs waren von Erfolg gekrönt, so sehr er anfangs vielleicht dafür belächelt wurde. Außerdem hat er sich sehr für seine Mitarbeiter eingesetzt und selbst bei sich etwas geändert als Sparmaßnahmen nötig wurden, was ihn umso liebenswürdiger macht. Davon dürften sich so manche Chefs menschlicher Art gern eine Scheibe abschneiden. Darüber hinaus zeigt das Buch aber auch, dass es leider immer Menschen geben wird, die einem den Erfolg neiden und einen wegen ihrer Missgunst vielleicht sogar sabotieren.

Das Ende stimmt einen unerwartet traurig, der stets namenlose Erzähler blickt allerdings trotzdem optimistisch in die Zukunft.

Die diversen Illustrationen von Andreas Jeutter, deren Farben oft ein wenig verlaufen und deren Ränder nicht immer exakt eingehalten werden, zeigen auf jeden Fall einen interessanten, ganz eigenen Stil, der Abwechslung bietet. Insgesamt sind viele schöne Zeichnungen enthalten, wobei manche jedoch mehr Gefallen finden als andere.


Fazit
Mein Chef der Hund ist eine interessante und originelle Geschichte, die man so sicher noch nicht gelesen hat. Im besten Fall animiert sie den einen oder anderen vielleicht sogar dazu einmal etwas Neues zu wagen - es muss ja nicht gleich die spontane Kündigung des Arbeitsverhältnisses sein.