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Veröffentlicht am 05.11.2020

ein sehr gelungener Graphic Novel, mit dem der moderne und eindringliche Klassiker von Margaret Atwood gekonnt in ein neues Medium übertragen wurde

Der Report der Magd
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Der Report der Magd ist ein sehr gelungener Graphic Novel, mit dem der moderne und eindringliche Klassiker von Margaret Atwood gekonnt in ein neues Medium übertragen wurde. Trotz der Reduktion auf das ...

Der Report der Magd ist ein sehr gelungener Graphic Novel, mit dem der moderne und eindringliche Klassiker von Margaret Atwood gekonnt in ein neues Medium übertragen wurde. Trotz der Reduktion auf das Wesentliche, wie es für diese Form erforderlich ist, muss man weder das Original noch die verschiedenen, filmischen Adaptionen des Werkes kennen, um der Geschichte folgen zu können. Sollte man den Roman noch nicht gelesen haben, wird man allerdings spätestens nach der Lektüre des Graphic Novels den Wunsch haben dies nachzuholen, um noch tiefer in diese düstere Zukunftsvision einzutauchen.
Insbesondere als Frau wird man während des Lesens von der ersten Seite an von einem sehr beklemmenden Gefühl erfasst. Man möchte unter keinen Umständen mit der Protagonistin tauschen und kann sehr gut nachvollziehen, warum so viele Frauen in Gilead den Tod einem Schicksal als Magd oder überhaupt einem Leben in diesem Staat vorziehen. Diese beunruhigende Wirkung wird durch das Wissen verstärkt, dass die dystopische Geschichte weder in der Vergangenheit noch in irgendeinem fiktiven Land spielt, sondern Gilead vielmehr eine zukünftige, zutiefst beängstigende Version der USA darstellt, in der die Demokratie von einer fanatischen, patriarchalischen Militärdiktatur abgelöst wurde, die Furcht verbreitet und vor allem Frauen massiv unterdrückt sowie objektifiziert. Dass so etwas tatsächlich geschehen könnte, möchte man sich nicht ausmalen.

Fruchtbare Frauen werden dort auf ihre biologische Fähigkeit neues Leben auszutragen reduziert und erbarmungslos als Gebärmaschinen missbraucht. Der alleinige Zweck und der einzige Wert der Mägde bestehen darin schwanger werden zu können und Kinder auf die Welt zu bringen, die man ihnen dann sofort nach der Geburt entreißt und anderen Frauen anvertraut. Man beraubt sie ihrer eigenen Identität, indem man sie wie „Desfred“ nach dem Vornamen des Mannes benennt, der sie einmal im Monat vergewaltigen „darf“. Wird die Magd daraufhin nicht schwanger, macht man sie dafür verantwortlich und lässt ihr bei mehrmaligem „Versagen“ gegebenenfalls ein noch schlimmeres Schicksal zuteilwerden, indem man sie in die Kolonien schickt, denn ein Mann könne nach Ansicht der Machthaber Gileads niemals zeugungsunfähig und damit die Ursache für eine ausbleibende Empfängnis sein. Werden die Frauen jedoch dabei erwischt, wie sie aus Angst vor den Konsequenzen versuchen auf anderen Wegen schwanger zu werden, droht ihnen sogar die Todesstrafe.

In gelegentlichen, kurzen Rückblenden wird gezeigt, welche einzelnen Veränderungen zu dieser drastischen Entwicklung von einer Demokratie zu einer theokratischen Diktatur geführt haben, die einen in der Realität dann hoffentlich dazu veranlassen würden das eigene Land fluchtartig zu verlassen. Erschreckenderweise waren weder eine besonders lange Zeitspanne noch sonderlich viele Maßnahmen notwendig, um diesen Wandel zu vollenden. Noch perverser wird das Ganze durch den Umstand, dass Touristen, darunter sogar Frauen, allen Ernstes nach Gilead reisen, um sich das „neue System“ anzuschauen, worüber man nur fassungslos den Kopf schütteln kann. Welcher vernünftige Mensch bzw. welche Frau, die nicht selbst in einer ähnlicher Gesellschaft aufgewachsen ist, würde freiwillig in ein solches Land reisen?

Das Einhalten der strengen Regeln wird dadurch sichergestellt, dass man permanent befürchten muss von anderen bespitzelt zu werden und Verstöße außerordentlich hart bestraft werden. Für die Entfaltung einer eigenen Persönlichkeit bleibt keinerlei Raum und da man zumindest als Magd oder Martha weder Kontakt zu Freunden noch Familie hat, bleibt einem im Grunde nichts, was das Leben weiterhin lebenswert machen würde. „Desfred“ hält somit lediglich die Hoffnung aufrecht, ihre Tochter eines Tages wiederzusehen.

Insgesamt ist die Protagonistin „Desfred“ einem hier nicht unbedingt sympathisch, was vor allem daran liegt, dass man nicht so ganz nachvollziehen kann, warum sie all das – im Gegensatz beispielsweise zu ihrer Freundin Moira – nahezu widerstandslos erduldet. Doch man hat in jedem Fall großes Mitleid mit ihr sowie den anderen Mägden, sodass sie einem zumindest auch nicht egal ist und man ihr wünscht irgendeine Möglichkeit zu finden diesem Leben wieder zu entkommen. Das Ende ist allerdings relativ offen gehalten, wodurch man letztlich nicht sicher weiß, was aus „Desfred“ geworden ist.

Die Illustrationen von Renée Nault sind grundsätzlich bunt, abgesehen von den schon allein optisch viel freundlicheren Rückblenden sind aber die Farben Rot, Grün, Blau und Schwarz vorherrschend, wobei die ersten drei klar erkennbar den unterschiedlichen „Kategorien“ von Frauen zuzuordnen sind: Mägde, Marthas und Ehefrauen. Trotz der Verwendung dieser Farben wirken die Zeichnungen sehr düster, was zur erdrückenden Atmosphäre des Graphic Novels passt. Darüber hinaus sind sie sehr schlicht gehalten, die Hintergründe wurden entweder einfarbig gestaltet oder es wurde gleich gänzlich auf sie verzichtet. Trotzdem sind die Illustrationen stets eindrucksvoll und aussagekräftig.

FAZIT
Renée Nault gelingt es die düstere, unvorstellbar schreckliche Zukunftsvision von Margaret Atwood eindrücklich in Szene zu setzen, sodass der moderne Klassiker Der Report der Magd seine beklemmende Wirkung auch als Graphic Novel problemlos entfalten kann.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

der großartige Abschluss einer sehr bewegenden Dilogie

Light Up the Sky
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Light Up The Sky ist eine gelungene Fortsetzung, die auf jeden Fall mit dem ebenso lesenswerten Vorgänger mithalten kann. Vor allem der Beginn ist dieses Mal besonders fesselnd, vielleicht sogar noch mehr ...

Light Up The Sky ist eine gelungene Fortsetzung, die auf jeden Fall mit dem ebenso lesenswerten Vorgänger mithalten kann. Vor allem der Beginn ist dieses Mal besonders fesselnd, vielleicht sogar noch mehr als das Ende, da man es nach dem fiesen Cliffhanger auf den letzten Seiten des ersten Bandes kaum erwarten kann zu erfahren, was aus den männlichen Protagonisten geworden ist und ob sie beide ihren Einsatz im Kriegsgebiet überlebt haben bzw. falls ja, welche gegebenenfalls schwerwiegenden Verletzungen sie wohl davongetragen haben, wohingegen man am Schluss einfach auf einen guten Ausgang der Geschichte vertraut.
Erzählt wird die gesamte Handlung erneut aus den Perspektiven von Autumn und Weston. Connor ist zwar noch immer ein wichtiger Teil in ihrer beider Leben, spielt aufgrund seiner längeren Abwesenheit aber eher eine untergeordnete Rolle. Trotz des Damokles-Schwertes der vergangenen Lügen, das ständig über ihnen schwebt, macht es große Freude zu beobachten, wie Autumn und Wes einander langsam näher kommen und wie sehr vor allem Wes sich dadurch positiv verändert. Mehr denn je spürt man, dass die zwei viel besser zusammen passen und von Anfang an füreinander bestimmt waren. Sie bringen das Beste im anderen zum Vorschein und treiben sich gegenseitig zu Bestleistungen an. Abgesehen von den Lügen steht nur Weston selbst ihrem Glück im Weg, weil er immer noch mit der Vergangenheit zu kämpfen hat und endlich einsehen muss, dass er es entgegen seiner Überzeugung verdient hat geliebt zu werden und mit jemandem wie Autumn zusammen zu sein. Letztlich findet er jedoch zu sich selbst und da die Handlung einen relativ langen Zeitraum umfasst, ist diese Entwicklung keineswegs unrealistisch.

Auch Autumn blüht an der Seite von Wes regelrecht auf und kann es trotz ihres Gelübdes sich von nun an voll und ganz auf die Arbeit zu konzentrieren nicht verhindern ihr Herz an Wes zu verlieren. Es tut ihr sichtlich gut, dass er ihr keinen Grund gibt permanent an seinen Gefühlen für sie zu zweifeln. Doch natürlich ist es nur eine Frage der Zeit bis sie die Wahrheit über die Lügen von Connor und Weston erfährt, wobei Emma Scott sich bezüglich der Zeitspanne bis dahin zum Glück nicht allzu genau an der Vorlage orientiert. Verständlicherweise ist es ein harter Schlag für Autumn, dass beide Männer sie derartig belogen haben und man bangt mit Wes, ob sie ihm dies wohl je verzeihen wird.

Wer nach dem Höhepunkt zunächst einen weiteren Schicksalsschlag befürchtet, weil danach noch knapp fünfzig Seiten folgen, kann allerdings ganz unbesorgt sein, denn die Autorin nimmt sich einfach nur erfreulich viel Zeit, um die Geschichte ausklingen zu lassen. Sie bringt lediglich die begonnene Charakterentwicklung gekonnt zum Abschluss und gönnt dem Leser in einem ausführlichen Epilog noch einen wunderbaren Ausblick auf die Zukunft der lieb gewonnenen Figuren zu verschiedenen Zeitpunkten.

Darüber hinaus merkt man deutlich, dass der Autorin, wie sie selbst in einer abschließenden Anmerkung betont, Diversität ein wichtiges Anliegen ist, sodass nun ein Charakter mit einer gewissen Eigenschaft im Mittelpunkt steht, die man sonst wohl eher selten bei Protagonisten findet. Was für eine Eigenschaft das ist, würde an dieser Stelle aber schon zu sehr spoilern. Die Darstellung der damit einhergehenden Herausforderungen – teils ist es das eigene Selbstwertgefühl, mit dem die Person daraufhin zu kämpfen hat, teils sind es äußere Umstände – gelingt Emma Scott jedenfalls ausgesprochen gut. Sie geht sehr sensibel damit um, macht auf ein Thema aufmerksam, mit dem sich die meisten so gut wie nie beschäftigen, sofern sie selbst nicht wenigstens mittelbar betroffen sind, und zeigt, wie schwierig dann mitunter alltägliche, eigentlich banale Dinge werden können, die für andere selbstverständlich sind.

Schön ist außerdem der Blick der Autorin auf psychische und damit für andere „unsichtbare“ Krankheiten, wie zum Beispiel PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung). Unglücklicherweise gibt es nicht nur in ihrem Roman nach wie vor Menschen, die psychische Probleme anders betrachten als physische Leiden, obwohl erstere genauso behandlungsbedürftig sind, weshalb es in dieser Hinsicht keinen Unterschied, insbesondere in Bezug auf das Ansehen einer Person in der Öffentlichkeit, machen sollte, ob jemand gebrochene Knochen oder beispielsweise eine Depression hat. In beiden Fällen ist eine ärztliche Behandlung notwendig und mit psychischen Krankheiten sollte man genauso wenig allein fertig werden müssen wie mit körperlichen Leiden. Bei letzteren käme niemand auf die Idee eine Person für schwach zu halten oder Ähnliches, die medizinische Hilfe in Anspruch nimmt, warum dann bei ersteren?

FAZIT
Light Up The Sky ist der großartige Abschluss einer sehr bewegenden Dilogie, die mit Sicherheit nicht das letzte sein wird, was man von Emma Scott gelesen hat.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

eine interessante und sehr authentisch wirkende Geschichte, die nicht unbedingt spannend, aber durchaus mitreißend ist

Poet X
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In Poet X erzählt Elizabeth Acevedo eine interessante und sehr authentisch wirkende Geschichte, die nicht unbedingt spannend, aber durchaus mitreißend ist, sodass man stets wissen möchte, wie es weiter ...

In Poet X erzählt Elizabeth Acevedo eine interessante und sehr authentisch wirkende Geschichte, die nicht unbedingt spannend, aber durchaus mitreißend ist, sodass man stets wissen möchte, wie es weiter geht. Stilistisch ist das Buch jedoch eher gewöhnungsbedürftig, denn trotz der Form bzw. der graphischen Darstellung erinnern die einzelnen Texte meist nicht wirklich an Gedichte, auch wenn natürlich klar ist, dass Verse sich nicht immer zwingend reimen müssen. Sie lesen sich eher wie verschriftlichte Gedanken, deren Sätze man einfach auf mehrere Zeilen verteilt hat, wobei eine Zeile oftmals nur eine Handvoll Wörter enthält. Eigentlich ähnelt das ganze eher einem Tagebuch, zumal neben Nachrichtenverläufen zwischen Xiomara und ihrer besten Freundin Caridad sowie verschiedenen Hausaufgaben häufig konkrete Daten zu finden sind, die chronologisch aufeinander folgen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Xiomaras Texte von ihrem eigenen Leben handeln und größtenteils zutiefst persönlich sind.
Xiomara ist eine Protagonistin, in die man sich gut hineinversetzen und mit der man sich recht gut identifizieren kann. Gleichzeitig hat man großes Mitleid mit ihr, weil sie von vielen Menschen so schlecht behandelt wird. Obwohl sie innerlich noch sehr unschuldig ist – zu Beginn hat sie noch nicht einmal einen Jungen geküsst – wird sie nur wegen ihrer kurvigen Figur ständig von Männern sexualisiert und zum bloßen Objekt ihrer Begierde degradiert. Es ist absolut erschreckend, um nicht zu sagen abartig, wie viele Männer offenbar meinen Xiomaras Körper deshalb nach Belieben anfassen zu dürfen. Es ist wahrlich kein Wunder, dass die junge Frau sich infolgedessen in ihrer Haut nicht wohl fühlt.

Ihre religiöse Mutter macht es sogar noch schlimmer, denn sie gibt ihrer Tochter das Gefühl nicht fromm genug und damit selbst dafür verantwortlich zu sein. Der Glaube ihrer Mutter grenzt im Prinzip schon an Fanatismus und lässt Xiomara keinerlei Raum für die Entfaltung ihrer eigenen Persönlichkeit. Sie zwingt ihr übermäßig strenge und noch dazu völlig veraltete Regeln und Moralvorstellungen auf, die Xiomara verständlicherweise nicht nachvollziehen kann, die sie enorm unter Druck setzen und gegen die sie schließlich aufbegehrt. Wer als Mädchen Zeit mit einem Jungen verbringt, wird zum Beispiel gleich als Hure abgestempelt.

Schon seit ihrer Kindheit verteidigt Xiomara sich und ihren Zwillingsbruder Xavier, zu dem sie ein enges Verhältnis hat. Doch insgeheim sehnt sie sich nach jemandem, der sich zur Abwechslung einmal schützend vor sie stellt, auch wenn sie sich grundsätzlich selbst zu helfen weiß. Sie möchte einfach nur sie selbst sein dürfen und endlich einmal Gehör finden.

Religion ist ein zentrales Thema des Buches, wobei Xiomara eben Vieles hinterfragt statt es einfach hinzunehmen, was mehrfach zu Konflikten, insbesondere mit ihrer gottesfürchtigen Mutter, führt. Wie es nicht anders zu erwarten war, spitzt sich dieser Konflikt im Verlauf der Geschichte zu. Glücklicherweise nimmt sie aber dennoch ein gutes, hoffnungsvolles Ende und setzt somit ein wichtiges Zeichen bzw. vermittelt eine wichtige Botschaft. Dank der Hilfe einer Lehrerin, die sie ermutigt, findet Xiomara nämlich ihre eigene Stimme und traut sich schließlich auch sie zu erheben und andere an ihren Gedichten teilhaben zu lassen.

Im Hinblick darauf, dass Xiomara erste Erfahrungen in Sachen Liebe sammelt, gegen ihre Eltern aufbegehrt und sich mit ihrem Bruder streitet, weil er aus Angst vor der Reaktion seiner Eltern nicht einmal ihr anvertraut hat, dass er homosexuell ist, werden in Poet X Themen behandelt, die für Jugendbücher typisch sind. In vielerlei anderer Hinsicht unterscheidet sich das Buch jedoch stark von anderen Werken des Genres. So handelt es sich bei Xiomara beispielsweise um eine Protagonistin mit lateinamerikanischen Wurzeln, da ihre Mutter ursprünglich aus der Dominikanischen Republik kommt. Deshalb hat die Autorin auch zahlreiche spanische Vokabeln in die Texte eingebaut. Darüber hinaus sind die lebensnahen, sozialen Umstände, die die Wirklichkeit von Jugendlichen wie Xiomara und Xavier abbilden, im Vergleich zu vielen anderen Jugendbüchern eher untypisch. Die Figuren repräsentieren hier nämlich eine andere, weniger privilegierte Sparte des gesellschaftlichen Spektrums, wie man es bislang noch viel zu selten erlebt.

FAZIT
Die Art und Weise der Erzählung ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, die Geschichte hinter Poet X ist aber auf jeden Fall sehr interessant, denn Xiomara ist eine Protagonistin, wie man ihr in anderen Jugendbüchern sicher noch nicht allzu oft begegnet ist.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

leider ein eher enttäuschendes Ende

Paper Girls 6
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Paper Girls 6 stellt trotz der rasanten und durchaus fesselnden Handlung bedauerlicherweise ein eher enttäuschendes Finale dar, wenn man diese außergewöhnliche Reihe des Teams rund um Autor Brian K. Vaughan, ...

Paper Girls

6 stellt trotz der rasanten und durchaus fesselnden Handlung bedauerlicherweise ein eher enttäuschendes Finale dar, wenn man diese außergewöhnliche Reihe des Teams rund um Autor Brian K. Vaughan, die einst so vielversprechend begonnen hatte, als Ganzes betrachtet. Darüber kann auch das recht unerwartete Bilderbuch-Happy-End leider nicht wirklich hinweg trösten.
Der sechste Band setzt wie gewohnt unmittelbar am Schluss des Vorgängers an und man ist sofort wieder mitten im Geschehen. Die Geschichte schreitet erneut sehr zügig voran und am Ende überschlagen sich die vielen Ereignisse geradezu. Doch statt endlich lang ersehnte Antworten auf die vielen bisher aufgeworfenen und nach wie vor offenen Fragen zu finden, ist man am Ende schließlich genauso verwirrt wie zu Beginn der Reihe, wenn nicht sogar noch mehr. Es ist überaus frustrierend zu erkennen, dass man also die ganze Zeit vergeblich auf Antworten gewartet hat, die man zumindest in dem begehrten Ausmaß nun wohl nie erhalten wird.

Zwar werden hier und da Informationen geteilt oder Erklärungsversuche unternommen, diese fügen sich aber nie richtig zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen – so als hätte man Puzzleteile, die einfach nicht zueinander passen. Bei einer so komplexen Geschichten und dieser schwierigen Thematik – Zeitreisen sind nun einmal etwas komplizierter als das kleine Einmaleins – wären definitiv ausführlichere oder bessere Erklärungen notwendig gewesen, damit letztlich alle Zusammenhänge ein schlüssiges Konzept ergeben. Stattdessen bleibt der erhoffte Aha-Effekt leider aus, sodass man allenfalls eine vage Ahnung bzw. lose Vermutungen in Bezug darauf hat, wie die verschiedenen Elemente der Geschichte eigentlich zusammenhängen. Einige Kreaturen und Aspekte lassen sich dagegen überhaupt nicht einordnen. So bleiben zum Beispiel der Konflikt zwischen den Oldtimern und den Nachkommen sowie die Rolle einiger Charaktere weiterhin unklar.

Insgesamt wird alles viel zu schnell abgehandelt und ein bis dahin scheinbar unlösbarer Konflikt, ein Krieg, der eine ungeahnte Zeitspanne andauerte, löst sich plötzlich in Wohlgefallen auf. Man hat das Gefühl, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde, und man am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen wird. Das ist ausgesprochen schade, denn was dadurch bleibt ist eine Reihe, die man immerhin gern gelesen hat, deren roter Faden einem jedoch schlussendlich verborgen bleibt, sodass die Geschichte nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird, weil man sie in ihrer Gesamtheit schlicht nicht erfassen konnte und man daher nicht so recht versteht, was der Autor einem damit nun sagen wollte.

Dem Illustrator Cliff Chiang kann man indes keinen Vorwurf machen, seine Zeichnungen sind nämlich von gleichbleibender Qualität. Über die Kritikpunkte im Hinblick auf die Handlung kann man deshalb aber trotzdem nicht hinwegsehen.

FAZIT
Statt eines fulminanten Finales bekommt man mit Paper Girls

6 leider ein eher enttäuschendes Ende geboten, das insbesondere aufgrund der zahlreichen unbeantworteten Fragen einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

einfach herzallerliebst

Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag
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Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag ist eine tolle Fortsetzung der beliebten Bilderbuch-Reihe, deren Aufmachung dieses Mal wieder dem eher quadratischen Format der Weihnachts- und Osterausgabe entspricht.
Im ...

Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag ist eine tolle Fortsetzung der beliebten Bilderbuch-Reihe, deren Aufmachung dieses Mal wieder dem eher quadratischen Format der Weihnachts- und Osterausgabe entspricht.
Im mittlerweile siebten Abenteuer der kleinen Hummel würde diese gern ihren Geburtstag feiern, zumindest wenn die Gäste nicht alle schon anderweitig verhindert sind und stattdessen der Einladung folgen, die Bommel jedem persönlich überbringt, weil die Hummel-Eltern das – angeblich – vergessen haben. Am Ende war das aber alles nur ein kleiner Trick, um Bommel ein wenig in die Irre zu führen, sodass sich später doch alle Gäste bei den Hummeln versammeln, um gemeinsam Bommels Geburtstag zu feiern.

Im Unterschied zu einigen anderen Bänden aus der Reihe wird dieses Mal keine besonders tiefgründige Botschaft vermittelt oder besondere Frage geklärt. Vielmehr wird auf subtile Weise lediglich zum Ausdruck gebracht, dass das gemeinsame Beisammensein mit Familie und Freunden Bommel viel wichtiger ist und mehr bedeutet als irgendwelche Geschenke oder der leckere Kuchen. Der Geburtstagswunsch hat sich also quasi schon erfüllt als die kleine Hummel in Anwesenheit der Gäste die Kerze auf dem Kuchen ausbläst.

Positiv hervorzuheben ist nach wie vor die Diversität der einzelnen Charaktere: Die jeweiligen Insekten haben nämlich alle unterschiedliche „Hautfarben“ und vielseitige Namen. Dennoch kommen alle wunderbar miteinander aus, was ein wichtiges Zeichen setzt. Die Insektenkinder sind inzwischen außerdem alt genug, um ihren Eltern bei der Hausarbeit zu helfen, was hier ebenfalls gezeigt wird. Gut, dass die Kleinen das hier somit schon einmal sehen, bevor sie vielleicht irgendwann selbst mit den ersten Aufgaben betraut werden.

Besonders schön sind natürlich auch wieder die zauberhaften Illustrationen im unverkennbaren Stil von Joëlle Tourlonias, die Bommels übliches Outfit, einschließlich roter Chucks, entsprechend des Anlasses um ein rot gestreiftes Partyhütchen ergänzt hat, was die Titelfigur gleich noch viel niedlicher macht. Die doppelseitigen Zeichnungen bringen einen stets zum Lächeln und sorgen dafür, dass man länger auf den Seiten verweilt als es eigentlich zum Lesen der kurzen Textpassagen nötig wäre, um die vielen Details ganz in Ruhe zu betrachten. Joëlle Tourlonias lässt sich jedes Mal etwas Neues einfallen, sodass es nie langweilig wird, darunter neue Schauplätze sowie einige neue, sechsbeinige Charaktere.

Am Schluss ist darüber hinaus wieder ein Rezept zum Nachbacken enthalten, in diesem Fall für Mama Hummels Honig-Apfelkuchen.

FAZIT
Die kleine Hummel Bommel ist einfach herzallerliebst und ihr neuestes Abenteuer, Die kleine Hummel Bommel feiert Geburtstag, ein richtiges Wohlfühlbuch für kleine Leser bzw. Zuhörer.

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