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Veröffentlicht am 04.11.2020

eine überaus empfehlenswerte, stellenweise wirklich zu Tränen rührende Liebesgeschichte

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Mit Wie die Ruhe vor dem Sturm hat die talentierte Autorin Brittainy C. Cherry erneut eine wundervolle Liebesgeschichte geschrieben, die vom Aufbau her zwar stark an Wenn Donner und Licht sich berühren ...

Mit Wie die Ruhe vor dem Sturm hat die talentierte Autorin Brittainy C. Cherry erneut eine wundervolle Liebesgeschichte geschrieben, die vom Aufbau her zwar stark an Wenn Donner und Licht sich berühren erinnert – auch dort wird zunächst die Beziehung der beiden Protagonisten in ihrer Jugend beleuchtet, ehe sie sich nach einer jahrelangen Trennung schließlich wieder begegnen – ansonsten jedoch von individuellen Charakteren mit einer gänzlich anderen Geschichte handelt.
Der Roman ist, wie man es – sofern man nicht zum ersten Mal eines ihrer Bücher liest – von den anderen Werken der Autorin bereits gewohnt ist, überaus gefühlvoll, sodass die Emotionen der Figuren stets beim Leser ankommen. Im Verlauf der Geschichte erleiden sowohl Greyson als auch Eleanor schreckliche Verluste und brauchen in diesen Momenten jemanden, der ihnen hilft die tiefe Trauer zu überwinden. Sie können den Schmerz des jeweils anderen nachvollziehen, stellen die Bedürfnisse des anderen meist über ihre eigenen und geben einander in den wohl schlimmsten Phasen ihres Lebens den dringend notwendigen Halt.

Verlust und Trauerbewältigung sind demzufolge die zentralen Themen der Geschichte um Eleanor und Grey und Brittainy C. Cherry verarbeitet diese Themen auf sehr sensible und authentische Weise. Die Autorin zeigt wunderbar auf, dass jeder Mensch anders mit einem schmerzlichen Verlust umgeht und es alles andere als hilfreich ist, die Trauernden ständig darauf hinzuweisen, dass das Leben trotzdem weitergeht – als wüssten sie das nicht selbst. Stattdessen sollte man ihnen einfach die Zeit geben, die sie benötigen, um ihre Trauer in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu überwinden. Wer bedauerlicherweise schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat, wird den Schmerz, den solch ein Verlust mit sich bringt, sehr gut nachempfinden können. Alle anderen werden diese Erkenntnisse hoffentlich berücksichtigen, wenn in ihrem Umfeld jemand um eine Person trauert.

In vielerlei Hinsicht ist Wie die Ruhe vor dem Sturm kein typischer New Adult Roman, obschon er am ehesten diesem Genre zuzuordnen ist, und das nicht nur, weil kaum intime Szenen vorhanden sind. Das Alter der beiden Protagonisten passt ebenfalls nicht ins übliche Schema – anfangs sind sie noch Teenager, später dürften sie in etwa Mitte dreißig sein. Grey ist zudem nicht nur Witwer, sondern auch Vater zweier Töchter und im zweiten Teil der Handlung somit schon deutlich reifer als es die Hauptfiguren in vergleichbaren New Adult Romanen normalerweise sind. All das wirkt sich aber keinesfalls negativ auf die Bewertung aus.

Schon bei der ersten Begegnung zwischen Eleanor und Grey ist klar erkennbar, dass Greyson ein wundervoller Mensch ist – innerlich und äußerlich. Er ist der einzige, der Ellie nicht auf ihre Zahnspange oder ihre gehäkelten Jacken reduziert, sie deswegen verspottet oder sie eigenartig findet. Vielmehr faszinieren ihn ihre Eigenheiten so sehr, dass er sie aufrichtig näher kennen lernen möchte. Damit sie etwas gemeinsam haben, liest er sogar ihre Lieblingsbücher – spätestens danach ist es um das Herz eines jeden Lesers geschehen. Er unterstützt Ellie in der schwersten Zeit ihres Lebens ohne sie jemals zu bedrängen oder eine Gegenleistung zu erwarten. Obgleich ihre Beziehung damals recht unschuldig bleibt und nie über Küsse hinausgeht, spürt man in jeder Geste wie sehr sie einander lieben.

Aufgrund eines Umzugs und der damit einhergehenden Entfernung zwischen ihnen, bricht ihr Kontakt jedoch irgendwann ab und als Ellie Jahre später in ihre Heimatstadt zurückkehrt, hat Greyson sich nicht nur optisch stark verändert. Der Verlust seiner Frau, an dem er sich selbst die Schuld gibt, hat ihn gezeichnet und einen verschlossenen, unnahbaren und vor allem einsamen Mann aus ihm gemacht. Nun ist es Ellie die Greyson beisteht, wenngleich er ihr das ganz schön schwer macht. Es dauert daher ziemlich lange bis Eleanor wirklich zu dem schroffen Mann durchdringt bzw. er sie an sich heranlässt. Natürlich entwickelt Eleanor dabei wieder Gefühle für Grey – genauso wie umgekehrt – allerdings muss er erst einmal den Verlust seiner Frau überwinden und braucht eine Freundin im Augenblick somit dringender als eine Geliebte.

Besonders schön mitzuerleben ist wie Eleanor Greyson dabei hilft langsam wieder eine Beziehung zu seinen Töchtern aufzubauen bzw. diese zu verbessern. Insbesondere Karla, seine ältere Tochter, nimmt es ihm – verständlicherweise – sehr übel, dass er sich aufgrund seiner Trauer so zurückgezogen und nur noch in die Arbeit gestürzt hat, statt Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Die deutlich jüngere Lorelai ist insofern weit weniger nachtragend und verzeiht ihrem Vater schnell, während Karla einige Zeit braucht, um sicherzugehen, dass ihr nunmehr liebevoller Vater sich nicht erneut von ihnen abwendet.

Ebenso schön zu sehen ist, wie Ellie im Verlauf der Geschichte eine Bindung zu den zwei Mädchen aufbaut, was Karla ihr nicht leicht macht. Doch obwohl es ihr als Nanny wichtig ist ihnen näher zu kommen und Zugang zu ihnen zu finden, hat das Wohl der Kinder für sie stets oberste Priorität, sodass sie Greyson auch gegen Karlas ausdrücklichen Wunsch einbezieht, wenn sie es für erforderlich hält. Dass Karla und Lorelai bei Greyson an erster Stelle stehen, ist für sie selbstverständlich, weshalb sie sich nie dazwischen drängen würde.

Wer Hörbücher ebenso schätzt wie Bücher – oder gar lieber mag – der kann außerdem bedenkenlos zur Audio-Version greifen, denn die zwei Sprecher Yesim Meisheit und Nicolás Artajo lesen die wechselnden Perspektiven der Hauptfiguren mit sehr viel Gefühl und sorgen dafür, dass die vielen Stunden wie im Flug vergehen und man auch die weiteren Bände der Reihe, die man sich natürlich keinesfalls entgehen lässt, eher hören als lesen wird.

FAZIT
Wie die Ruhe vor dem Sturm ist eine überaus empfehlenswerte, stellenweise wirklich zu Tränen rührende Liebesgeschichte mit sehr sympathischen Protagonisten, mit denen man die ganze Zeit mitfiebert, deren Beziehung von Respekt und tiefer Zuneigung geprägt ist und denen man einfach nur das Beste wünscht.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.11.2020

der gelungene Abschluss einer außergewöhnlichen und durchweg mitreißenden Fantasy Dilogie

Muse of Nightmares - Das Erwachen der Träumerin
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Muse of Nightmares – Das Erwachen der Träumerin ist eine großartige Fortsetzung und zugleich das packende Finale einer rundum gelungenen Dilogie bzw. hierzulande einer Tetralogie, an die man sich noch ...

Muse of Nightmares – Das Erwachen der Träumerin ist eine großartige Fortsetzung und zugleich das packende Finale einer rundum gelungenen Dilogie bzw. hierzulande einer Tetralogie, an die man sich noch lange erinnern wird. Nachdem man die letzte Seite gelesen und das Buch zugeschlagen hat, kann man das nächste Werk dieser brillanten Autorin wirklich kaum noch erwarten. Bis dahin muss man sich wohl oder übel mit den bisher erschienenen Büchern begnügen – sofern man diese nicht bereits gelesen hat.
Der zweite Teil des letzten Bandes schließt wieder nahtlos an den Vorgänger an, sodass die Gruppe um Lazlo und Sarai weiterhin vor der Frage steht, wie sie Minyas Rachedurst unter Kontrolle bringen sollen, ohne die Bewohner von Weep zu gefährden. Minya zu töten kommt weder für die anderen Götterkinder noch für Lazlo in Frage – und das nicht nur, weil sie Sarais Seele festhält, immerhin ist Lazlo trotz allem noch der schüchterne und hilfsbereite Bibliothekar, den man im ersten Band kennen und lieben gelernt hat.

Doch wer glaubt, dass dies die größte Herausforderung ist, der die Charaktere im Finale gegenüber stehen, irrt sich gewaltig, denn Laini Taylor hat noch einige Überraschungen auf Lager, einschließlich neuer Feinde, mit denen weder die Menschen noch die Götterbrut gerechnet haben. Feinde, die möglicherweise nur mit vereinten Kräften besiegt werden können, sodass die einstigen Gegner nun Hand in Hand zusammen arbeiten müssen.

Es handelt sich hierbei allerdings nicht nur um eine sehr spannende, sondern auch um eine überaus emotionale Fortsetzung, die einem manchmal sogar Tränen in die Augen treibt, da die Kämpfe, die natürlich nicht ausbleiben, mitunter zu traurigen Verlusten führen. Mindestens ebenso berührend ist das Zusammentreffen gewisser Charaktere, die sich nun zum ersten Mal begegnen. Durch Lazlos unerwartete Verwandlung haben einige Bürger Weeps erkannt, dass von den Götterkindern nicht grundsätzlich eine Gefahr ausgeht. Sie fangen an ihr Handeln und Denken zu hinterfragen und entwickeln sogar den Wunsch ihre Kinder oder Enkelkinder kennen zu lernen. Für ein paar romantische Momente sorgt zudem weiterhin die Liebesgeschichte zwischen Lazlo und Sarai. Die beiden sind einfach ein wundervolles Paar und ihre Liebe zueinander ist in jedem Augenblick spürbar.

Im letzten Band wird auch der Wissensdurst des Lesers zufriedenstellend gestillt. Die meisten Fragen werden im Verlauf des Buches beantwortet, sodass nur wenige Ungewissheiten übrig bleiben, darunter jedoch das Rätsel, wie es Eril-Fane damals gelang Skathis zu töten. Dafür erfährt man mehr über Lazlos Vergangenheit und darüber, was mit all den anderen Götterkindern geschah, die über die Jahre von Korako weggebracht wurden. Darüber hinaus wird man mit ein paar unerwarteten Erkenntnissen über Minya konfrontiert, die sie in ein völlig neues Licht rücken, und Minya selbst ist später ebenfalls noch für eine Überraschung gut. Letzteres gilt auch für die Schwestern Kora und Nova, die man im ersten Teil des zweiten Bandes kennen gelernt hat und die selbstverständlich im Finale eine Rolle spielen, allerdings nicht mehr wie bisher nur in Form von Rückblenden.

Schön zu beobachten ist ferner, dass sich einige Charaktere merklich weiterentwickeln – in positiver Hinsicht. Vor allem Thyon ist kaum wiederzuerkennen und nun wesentlich sympathischer als zu Beginn. Er blüht in Weep regelrecht auf und zwischen ihm und einer gewissen anderen Figur keimen sogar tiefere Gefühle auf, obgleich diese Beziehung sehr langsam voranschreitet und allenfalls angedeutet wird. Das Verhalten anderer Figuren zaubert einem wiederum permanent ein Lächeln aufs Gesicht.

Alles in allem ist dieser Abschluss generell ganz anders als erwartet. Die Welt, die Laini Taylor erschaffen hat, wird noch um einiges komplexer und bekommt zusätzlich Ebenen, die aber nur im Ansatz beleuchtet werden können. Vielleicht hebt sich die Autorin manches davon für zukünftige Bücher auf. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, zumal sie mehrfach weitere Geschichten in Aussicht stellt. Verstärkt wird dies nicht zuletzt auch durch den Bezug zu ihrer Zwischen den Welten Trilogie, der im letzten Band hergestellt wird, ohne jedoch näher darauf einzugehen, sodass dies vermutlich nur den besonders aufmerksamen Fans der Autorin auffällt.

Obschon man sich manches anders vorgestellt hat, ist man mit dem Ende durchaus zufrieden und kann sehr gut damit leben. Der abschließende Epilog gewährt letztlich noch einen interessanten Ausblick darauf, welcher Aufgabe die Charaktere sich nun widmen werden und wir ihr Leben nach den jüngsten Ereignissen weiter verläuft.

FAZIT
Muse of Nightmares – Das Erwachen der Träumerin ist der gelungene Abschluss einer außergewöhnlichen und durchweg mitreißenden Fantasy Dilogie, die man wahrlich nur empfehlen kann.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2020

der großartige Auftakt zum zweiten Band der aktuellen Dilogie von Laini Taylor

Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers
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Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers ist der großartige Auftakt zum zweiten Band der aktuellen Dilogie von Laini Taylor, mit der sie die Herzen von Fantasy-Lesern im Sturm erobert, sollte ihr ...

Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers ist der großartige Auftakt zum zweiten Band der aktuellen Dilogie von Laini Taylor, mit der sie die Herzen von Fantasy-Lesern im Sturm erobert, sollte ihr das zuvor nicht schon mit anderen Büchern gelungen sein. Die Geschichte um Lazlo und Sarai zieht einen sofort wieder in ihren Bann und hält einen auch über die letzte Seite hinaus noch gefangen, weil man es kaum erwarten kann herauszufinden, wie sie endet.

Da man die Protagonisten Lazlo und Sarai im ersten Band nicht nur kennen, sondern lieben gelernt hat, fiebert man vom ersten Moment an wieder mit ihnen mit. Man freut sich über jeden Moment der Zweisamkeit zwischen ihnen, weil sie einfach ein so wundervolles Paar sind, und hofft trotz aller Umstände, die dagegen sprechen, auf ein Happy End für die beiden. Man selbst kann sich zwar nicht vorstellen, wie das noch möglich sein soll, doch die Autorin hat im Verlauf der Geschichte bereits so viel Einfallsreichtum bewiesen, dass man die Hoffnung bis zum Schluss nicht aufgeben wird, dass sie den Leser letztlich eines Besseren belehrt.

Je größer die Zuneigung zu Lazlo und Sarai ist, desto stärker wächst der Hass auf Minya, deren rücksichtsloses Verhalten man einfach nicht nachvollziehen kann. Natürlich hat man in gewisser Hinsicht Mitleid mit dem kleinen Mädchen, das miterleben musste, wie unzählige Nachkommen der Götter in der Zitadelle ermordet wurden und sich schwere Vorwürfe macht, weil sie nicht mehr als vier Kinder retten konnte. Das rechtfertigt jedoch nicht die Tatsache, dass ihr offenbar jedes Mittel Recht ist, um ihre blutigen Rachepläne in die Tat umzusetzen - ohne Ausnahme. Sie ist grausam, von Hass zerfressen und zu keinerlei Mitgefühl fähig. Würde ihre Vernichtung nicht gleichzeitig den Verlust von Sarais Geist bedeuten, hätte man als Leser manchmal nichts dagegen, aber zu ihrem Glück ist Lazlo das genaue Gegenteil von ihr.

Ruby, Sparrow und Feral nehmen in der Fortsetzung bislang eher eine untergeordnete Rolle ein, dafür kommen mit Kora und Nova zwei neue Charaktere hinzu, die viele Fragen aufwerfen, deren Geschichte allerdings nicht weniger interessant oder fesselnd ist. Nachdem die beiden Schwestern gleich zu Beginn des Buches das erste Mal auftauchen, dauert es lange bis man endlich mehr über sie, ihre Herkunft und ihre Verbindung zu dem Geschehen in Weep erfährt. Umso faszinierter verfolgt man schließlich die einzelnen Zusammenhänge, mit denen man so vielleicht nicht gerechnet hätte, und ist gespannt darauf in der zweiten Hälfte des Abschlussbandes der Dilogie mehr über sie und ihr Schicksal zu erfahren.

Die vielen Erkenntnisse um Kora und Nova sind jedoch nicht die einzigen Überraschungen, die Laini Taylor für Muse of Nightmares bereit hält. In Weep geht es nämlich nicht weniger mitreißend zu, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Neue, erschütternde Wahrheiten bringen einige Einwohner Weeps dazu ihre bisherige Haltung und die in der Vergangenheit getroffenen Entscheidungen zu hinterfragen. Sogar Thyon Nero, der einst so arrogante, herablassende Goldjunge, vollzieht langsam eine positive Wandlung, durch die er an Sympathie gewinnt.

Die erste Hälfte des zweiten Bandes endet erfreulicherweise nicht mit einem so fiesen Cliffhanger wie der erste Band, dennoch würde man am liebsten sofort weiterlesen, da man einfach nicht genug von der Geschichte, den Charakteren und dem fantasievollen Schreibstil der Autorin bekommen kann. Dieser vielversprechende Auftakt stellt ein fulminantes Finale in Aussicht, das man sich keinesfalls entgehen lassen und mit großer Wahrscheinlichkeit direkt nach dem Erscheinen lesen wird.


FAZIT
Mit Muse of Nightmares - Das Geheimnis des Träumers setzt Laini Taylor ihre fantastische Dilogie um den Träumer Lazlo und seine Muse der Albträume gekonnt fort und sorgt nicht nur mit ihrer scheinbar grenzenlosen Kreativität dafür, dass der Leser dem Finale sehnsüchtig entgegen fiebert.

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  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 17.05.2020

ein New Adult Roman, der sich nach einem recht vielversprechenden Beginn im Verlauf der Handlung leider zunehmend zu einer eher mittelmäßigen Geschichte entwickelt

Forever Free - San Teresa University
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Mit Forever Free hat Kara Atkin sicherlich keinen schlechten New Adult Roman geschrieben, aber leider auch keinen, der einen in Begeisterung versetzt. Man wird als Leser ganz gut unterhalten und kommt ...

Mit Forever Free hat Kara Atkin sicherlich keinen schlechten New Adult Roman geschrieben, aber leider auch keinen, der einen in Begeisterung versetzt. Man wird als Leser ganz gut unterhalten und kommt relativ schnell voran, kann am Ende allerdings nicht kommentarlos über den einen oder anderen Kritikpunkt hinwegsehen.

Raelyn ist keine unsympathische Protagonistin, man findet jedoch nur schwer einen richtigen Zugang zu ihr, vor allem wenn man sich aufgrund ihrer verschüchterten Art überhaupt nicht mit ihr identifizieren kann. Man hat die meiste Zeit über eher Mitleid mit ihr, weil sie offenbar noch nie Freunde hatte und es eine große Herausforderung für sie ist neue soziale Kontakte zu knüpfen, was unter anderem an ihrer Introversion und Schweigsamkeit liegt, aber nicht die einzige Ursache dafür ist. Ihre Gedanken und Verhaltensweisen sind mitunter nur schwer nachvollziehbar und teilweise widersprüchlich. Manchmal scheint sie nicht nur sehr naiv, sondern regelrecht weltfremd zu sein und ihr junges Alter oder die Tatsache, dass sie noch nie zuvor auf einer Party gewesen ist, sind dafür bei Weitem keine ausreichenden Erklärungen.

Ihren Wunsch nach Veränderung kann man hingegen gut verstehen, allerdings geht ihre tatsächliche Entwicklung insgesamt leider nicht wesentlich über optische Kleinigkeiten hinaus. Gerade zum Ende hin verfällt sie verstärkt in alte Muster, erscheint unreif und handelt vollkommen verantwortungslos. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr leichtsinniges Verhalten am Schluss natürlich keinerlei Konsequenzen für sie hat, worüber man einfach nur den Kopf schütteln kann.

Für jemanden, der sich anfangs so sehr nach echten Freundinnen gesehnt hat, ist sie schließlich sogar in Bezug auf Kate und April ziemlich unzuverlässig, denn sobald sie und Hunter sich näher kommen, lässt sie sie mehr oder weniger links liegen, obwohl sie vielleicht den gleichen Beistand benötigen würden, den sie Raelyn vorher zuteil werden ließen. Sie kann von Glück reden, dass die zwei überaus liebenswerten Studentinnen in der Hinsicht nicht nachtragend sind.

Der Liebesgeschichte zwischen Raelyn und Hunter steht man somit allerdings auch etwas zwiespältig gegenüber. Obwohl es durch die wechselnden Perspektiven Kapitel aus Hunters Sicht gibt, kann man ihn zu Beginn nur schwer einschätzen, im Endeffekt mag man ihn und seine direkte, unverblümte Art jedoch recht gern. Von einer richtigen Liebesgeschichte kann man erst spät sprechen, da sich ihre Beziehung nur sehr langsam entwickelt, wobei man an diesem Aspekt nichts auszusetzen hat. Als es zwischen den beiden ernster wird, verliert sich Raelyn jedoch zunehmend in Hunter, sodass ihre Beziehung zu ihm sehr fragwürdige Züge annimmt, und daran stört man sich durchaus. Konfliktscheu und harmoniebedürftig zu sein, ist die eine Sache, aber Lügen und andere Dinge hinzunehmen, um bloß nicht zu riskieren, dass der Freund Schluss macht? Was vermittelt das denn für eine Botschaft - vor allem an junge Leserinnen?

Einer der größten Kritikpunkte ist darüber hinaus der ziemlich an den Haaren herbeigezogene Konflikt zwischen Raelyn und ihrer Mutter sowie die widersprüchliche Art und Weise, wie er von Kara Atkin dargestellt wird. Während die Autorin zu Beginn den Anschein erweckt, dass Raelyn und ihre Mutter ein super Verhältnis zueinander haben, fast schon beste Freundinnen sind, wird die Mutter im Verlauf der Geschichte plötzlich aus dem Nichts heraus von ihrer Tochter zu einer Person gemacht, die Raelyn ihre Kindheit und Jugend kaputt gemacht und sie quasi an sich fesselte - wofür absolut fadenscheinige Gründe und Beispiele angeführt werden - nur um am Ende plötzlich wieder zu einer liebenden Mutter zu werden, die ihrer Tochter ach so schöne Erinnerungen beschert hat. Das passt einfach hinten und vorne nicht zusammen, wirkt unüberlegt und unausgereift.

Infolgedessen findet man als Leser auch Raelyns Verhalten ihrer Mutter gegenüber unfair und egoistisch. Wenn man seiner minderjährigen Tochter erlaubt eine Universität am anderen Ende des Landes zu besuchen - und dieses Studium noch dazu finanziert - ist es wohl nicht zu viel verlangt, dass Raelyn sich im Gegenzug regelmäßig bei ihrer Mutter meldet. Vielleicht mag es Raelyns Mutter tatsächlich schwer fallen ihre Tochter loszulassen, doch so geht es vielen Eltern und der Übergang von täglichem Kontakt zu gelegentlichen Telefonaten oder Nachrichten ist schwer. Auf zu viele Nachrichten von einem Elternteil aber entgegen einer zuvor getroffenen Absprache mit absoluter, wochenlanger Funkstille zu reagieren, ist einfach nur schäbig. Eine simple Textnachricht kostet immerhin nur Sekunden und bewahrt die Person, die sich ansonsten große Sorgen macht, vor schlaflosen Nächten.

Auch der vermeintliche Versuch der Handlung durch die Thematisierung einer psychischen Erkrankung mehr Tiefgang zu verleihen, scheitert leider, da das Thema insgesamt viel zu kurz kommt und nur sehr oberflächlich behandelt wird, obwohl das ein sehr interessanter Aspekt gewesen wäre. Man erfährt nur sehr wenig über die Krankheit sowie ihre Auswirkungen und der damit verbundene Konflikt wird letztlich auf wenigen Seiten, um nicht zu sagen Zeilen, abgehandelt, als wäre mit der Enthüllung dieser Diagnose schon alles Wesentliche gesagt.

Generell werden viele Probleme am Schluss zu schnell aufgelöst oder einfach übergangen, wodurch man als Leser mit vielen unbeantworteten Fragen und einem eher unbefriedigenden Gefühl zurückgelassen wird. Das Ende wirkt dadurch abrupt, überstürzt und unausgeglichen, vor allem wenn man an den Einstieg in die Geschichte zurückdenkt, bei dem sich die Autorin viel Zeit gelassen hatte.

Kritikwürdig ist in gewisser Hinsicht zuletzt noch der Schreibstil von Kara Atkin. Abgesehen von einigen kleineren Logikfehlern und dem Umstand, dass einem mehrfach bestimmte, wissenswerte Informationen vorenthalten werden, sind es vor allem einige Wiederholungen, die häufig den Lesefluss stören. Dass Hunters Augen „ozeanblau“ sind, mag Raelyn beispielsweise besonders faszinierend finden, deshalb muss der Leser jedoch nicht bei jeder Erwähnung seiner Augen explizit auf die Farbe hingewiesen werden.

Dass man sich trotz alledem auf die Fortsetzung freut, hat die Autorin dem Umstand zu verdanken, dass die meisten Kritikpunkte auf die Protagonistin zurückzuführen sind und man Kate und April, die in den Nachfolgern im Mittelpunkt stehen werden, schon jetzt wesentlich lieber mag als Raelyn und deshalb gern mehr über sie lesen möchte.


FAZIT

Forever Free ist ein New Adult Roman, der sich nach einem recht vielversprechenden Beginn im Verlauf der Handlung leider zunehmend zu einer eher mittelmäßigen Geschichte entwickelt, die aufgrund einiger zweifelhafter Botschaften einen etwas bitteren Beigeschmack hinterlässt.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

nicht nur ein fantastischer New Adult Roman, sondern auch eines der besten Werke von Bianca Iosivoni

Feeling Close to You
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Feeling Close To You ist nicht nur ein fantastischer New Adult Roman, sondern auch eines der besten Werke von Bianca Iosivoni, die sich mit diesem Buch quasi selbst übertroffen hat. Wer von ihrer letzten ...

Feeling Close To You ist nicht nur ein fantastischer New Adult Roman, sondern auch eines der besten Werke von Bianca Iosivoni, die sich mit diesem Buch quasi selbst übertroffen hat. Wer von ihrer letzten Dilogie, bestehend aus Falling Fast und Flying High, möglicherweise ein wenig enttäuscht war, sollte sich deshalb also keineswegs davon abhalten lassen Teagan und Parker eine Chance zu geben.

Der Einstieg in die Geschichte fällt einem sehr leicht, auch wenn man sich in den ersten Kapiteln, die hier passenderweise Level heißen, unter Umständen erst einmal an die Fachbegriffe aus der Gaming Szene gewöhnen muss, die einem vermutlich nur geläufig sind, wenn man selbst regelmäßig zockt. Wegen des einen oder anderen Wortes zieht man aus Neugier vielleicht sogar Google zu Rate, um herauszufinden, wovon gerade eigentlich die Rede ist, der Freude am Lesen tut das aber keinen Abbruch, zumal man der Handlung ohne Weiteres problemlos folgen kann. Bei einigen Lesern könnte die Erwähnung verschiedener Videospiele außerdem dazu führen, dass man selbst wieder große Lust bekommt sich einem (oder mehreren) davon zu widmen.

Im Prinzip handelt es sich bei Feeling Close To You um eine Fortsetzung zu Finding Back To Us, das man aber nicht zwingend vorher gelesen haben muss - was man, egal wann, aber auf jeden Fall tun sollte, weil der Vorgänger definitiv zu den besten deutschen New Adult Romanen gehört - denn der zweite Band spielt ein paar Jahre später und handelt von anderen Figuren, die im ersten Teil nur teilweise vorkommen und dort auch nur am Rande eine Rolle spielen. Wer die Fortsetzung zuerst liest, wird hinsichtlich des ersten Bandes auch nur minimal gespoilert - so man die Tatsache, dass ein Pärchen in einem abgeschlossenen New Adult Roman am Ende zusammen ist, überhaupt als Spoiler betrachtet.

Die Protagonistin Teagan ist einem von der ersten Seite an sehr sympathisch und dank der Ich-Perspektive kann man sich auch sehr gut in sie hineinversetzen. Man hat großen Respekt vor ihrer Entschlossenheit ihr Studium selbst zu finanzieren, was in den USA alles andere als günstig ist, und hofft mit ihr, dass sie wenigstens an einer ihrer Wunschuniversitäten angenommen wird. Nach außen wirkt Teagan stets sehr tough, doch hinter ihrer harten Schale verbirgt sich ein weicher, verletzlicher Kern. In der Vergangenheit ist sie einige Male sehr verletzt worden, weshalb es ihr mitunter Schwierigkeiten bereitet anderen Menschen zu vertrauen und sie näher an sich heranzulassen, weil sie sich dadurch zugleich verwundbar macht.

Die zweite Hauptfigur ist der charmante Parker, den man gegebenenfalls schon im Vorgänger lieben gelernt hat und den man dank der wechselnden Perspektiven nun noch besser kennen lernen kann. Obwohl er ziemlich von sich selbst überzeugt ist, wirkt er zu keinem Zeitpunkt arrogant oder herablassend, zumal er sich selbst nicht zu ernst nimmt, sodass man ihn spätestens jetzt ebenfalls sehr ins Herz schließt. Er hat, zumindest anfangs, stets ein Lächeln auf dem Gesicht, verbreitet gute Laune und wirkt dadurch unbekümmert, hat aber ebenfalls mit einigen Sorgen und Ängsten zu kämpfen, insbesondere in familiärer Hinsicht. Nur weiß das außer seiner besten Freundin Callie im Grunde niemand, weil er alles mit sich selbst ausmacht und es ihm schwer fällt andere um Hilfe zu bitten.

Teagan und Parker lernen sich schließlich durch ihre gemeinsame Leidenschaft für Videospiele kennen und die Chemie zwischen ihnen stimmt einfach von Beginn an. Nachdem sich ihr Kontakt anfangs noch auf Text-Nachrichten beschränkt, die man mit großem Interesse verfolgt, da einen die gegenseitigen Neckereien über das ganze Buch hinweg stets grinsen lassen wie ein Honigkuchenpferd, fiebert man ihrem ersten Treffen im realen Leben gespannt entgegen. Von da an ist man Feuer und Flamme für dieses Paar und beobachtet erwartungsvoll, wie sie aus ihrer freundschaftlichen Verbindung heraus nach und nach tiefere Gefühle füreinander entwickeln. Natürlich stellt sich ihnen im Verlauf der Geschichte das eine oder andere Hindernis in den Weg, was dem Buch die nötige, aber nicht übertrieben Dramatik verleiht, doch wer vom Schicksal - oder dem Willen der Autorin - füreinander bestimmt wurde, wird früher oder später glücklicherweise den Weg zueinander finden.

Wie schon beim Vorgänger kann Bianca Iosivoni hier neben zahlreichen anderen positiven Aspekten auch mit den vor allem in qualitativer Hinsicht überaus gelungen erotischen Szenen überzeugen. Man spürt regelrecht, wie zwischen Teagan und Parker die Funken fliegen, und fragt sich, wann die beiden ihrem Verlangen wohl endlich nachgeben. Als es schließlich zum ersten Mal soweit ist, könnte die rundum perfekte Szene kaum besser zu den Charakteren passen. Schon allein die damit verbundene Situationskomik ist einfach herrlich und macht diesen Moment, zusammen mit den Gesprächen und dem Lachflash, besonders authentisch.

Neben den Protagonisten Parker und Teagan gibt es aber noch einige andere, erwähnenswerte Figuren. Teagans Vater erscheint einem als Leser zu Beginn alles andere als liebenswürdig, denn er zeigt nur wenig Verständnis für die Interessen seiner Tochter und nimmt sich kaum Zeit für sie. Im Endeffekt will er aber nur das Beste für Teagan und als es ihm letztlich gelingt ihr das auch zu zeigen, hat man sogar Tränen in den Augen. Fast ebenso gerührt ist man von dem Zusammenhalt zwischen Parker und seinen Mitbewohnern bzw. Freunden. Seine ganze WG ist einfach großartig und man liebt diese verschrobenen Charaktere so sehr, dass man absolut nichts dagegen hätte, wenn die Autorin dem einen oder anderen von ihnen früher oder später ebenfalls einen eigenen Roman widmen würde.

Die Handlung bleibt bis zur letzten Seite mitreißend, was nicht zuletzt eben den vielen sympathischen Charakteren zu verdanken ist. Außerdem werden im Verlauf der Geschichte hier und da ein paar Fragen aufgeworfen, auf deren Antworten man natürlich schon sehr gespannt ist. Nur einige wenige bleiben am Ende unbeantwortet, was in gewisser Hinsicht durchaus realistisch ist, da man in Wirklichkeit schließlich auch nicht immer auf jede Frage eine Antwort erhält.


FAZIT
Wer nach dem Lesen von Feeling Close To You nicht schwer begeistert ist, liest wohl bevorzugt andere Genres, denn unter den New Adult Romanen gehört diese Fortsetzung definitiv zu den besten Werken und reiht sich bei vielen daher garantiert in die Liste der Favoriten ein.

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