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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2024

Große Leseempfehlung!

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Wie macht er das eigentlich? Wie schafft Marc-Uwe Kling es, so mühelos durch die Genres der Literatur zu springen und überall einerseits genau den Stil der jeweiligen Kategorie zu treffen und andererseits ...

Wie macht er das eigentlich? Wie schafft Marc-Uwe Kling es, so mühelos durch die Genres der Literatur zu springen und überall einerseits genau den Stil der jeweiligen Kategorie zu treffen und andererseits seine eigene Note einzubringen, die wiederum Kling-typisch ist? Ich bin absolut fasziniert. „Views“ hatte ich gar nicht erwartet und plötzlich spülte eine Ankündigung eines Online-Buchhändlers (mit der Betonung auf Buch, nicht auf „alles, was man sich denken kann“ — beim großen A fand ich kürzlich unsere Wärmepumpe im Sortiment, was kann man da eigentlich nicht kaufen?) es auf meine Wunschliste. Gesehen und sofort bestellt, am Erscheinungstag in einem Zug durchgelesen und was soll ich sagen? Ich bin begeistert.

Schon zuletzt hatte mich der Spurenfinder überzeugt — doch traute ich Marc-Uwe Kling, dem Schöpfer des Kängurus, des NEINhorns, der „Der Tag, an dem…“-Reihe, dem Qualityland usw. einen solchen Roman zu, der auch in die Genres Krimi oder Thriller hätte einsortiert werden können? Ich war skeptisch. Wo bleiben Klings Humor und Sprachwitz bei einem so ernsten Thema? Nach knapp 270 Seiten kann ich sagen: Es funktioniert hervorragend.

Soweit ich sehe, ist es das erste Buch von Kling, das in der Realität und Jetztzeit spielt, keine (offensichtlich) fiktiven Elemente hat und sich dabei vornehmlich an Erwachsene richtet. Und dabei ist es direkt hochaktuell, politisch und gesellschaftskritisch. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass alles, was im Buch steht, morgen genau so passieren könnte. Zum Einstiegsabsatz zurück: Von Kinderbüchern und Fiction ansatzlos einen solchen Krimi-Thriller-Roman abzuliefern, ringt mir höchsten Respekt ab. Und dabei den typischen Kling-Stil zu integrieren und insbesondere bei den Figuren, gerade den jüngeren, authentische Charaktere mit glaubwürdigen Dialogen zu schaffen, ist wahre Kunst.

Mit Yasira Saad, aus deren Sicht das Buch geschrieben ist, hat Kling eine sympathische Ermittlerin kreiert, die man gerne näher kennenlernen möchte (ob ich mir weitere Bücher mit ihr wünsche: Jaaaaaa!). Dass es mit einem Tinder-Date losgeht, passt fast zu gut, doch dann nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf. Ohne zu große Effekthascherei gelingt es Kling, Spannung zu erzeugen und hochzuhalten. Wo ist das Mädchen, das in dem brutalen Video zu sehen ist? Wer sind die Täter, wer hat es verbreitet? Die Ermittlungen sind herausfordernd, persönlich und politisch. Die Dynamik ist geradezu beklemmend realistisch und die Frage, was echt ist und was Fake, wird immer schwerer zu beantworten.

Das Ende hat mich überrascht — ich hatte es so nicht erwartet, auch wenn es im Rückblick konsequent und folgerichtig ist. Und erst beim Schreiben dieser Rezension wird mir bewusst, was alles offen geblieben ist.

Ansonsten muss ich wie so oft das Cover würdigen: Der pinke Buchrücken und der in derselben Farbe gehaltene Titel springen ins Auge, während der Rest des Covers in einem Blur-Effekt verschwindet und nur das stilisierte, durchgestrichene Auge mit dem Zusatz „Sensible Inhalte — Dieses Buch enthält Inhalte, die manche Personen als verstörend empfinden könnten.“ in selbiges fällt. Noch reduzierter kommt die Rückseite daher, mit dem Button „Diesem Inhalt vertrauen“. Doch kann man das?

Mein Fazit: 5/5 Sternen, auch wenn ich damit nun vollends in die Kategorie „Marc-Uwe Kling-Fangirl“ abrutsche. Als ob…

Und wo wir gerade dabei sind: Kling hat auch einen äußerst hörenswerten Podcast (Schreiben & Schreddern), der gerade mit Staffel 2 gestartet ist — und heute erschien die neueste Folge mit Sebastian Fitzek. Muss ich hören…

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Ein liebevoll gestalteter Schmuckschuber

KLIMT
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Werke des Künstlers Gustav Klimt sind wohl jedem schon mal auf die eine oder andere Art begegnet. Gerade die berühmte Werke wie „Der Kuss“ oder „Der Lebensbaum“ sind Motive, die nicht nur bei mir die Wand ...

Werke des Künstlers Gustav Klimt sind wohl jedem schon mal auf die eine oder andere Art begegnet. Gerade die berühmte Werke wie „Der Kuss“ oder „Der Lebensbaum“ sind Motive, die nicht nur bei mir die Wand im Wohnzimmer verschönern. Obwohl ich seinen Stil sehr mag, kannte auch ich nicht alle seiner Bilder und so habe ich mich sehr gefreut, dass Prestel einen Schmuckschuber mit seinen Werken und mit Hintergrundwissen dazu veröffentlicht hat.

Die Geschenkbox enthält ein hochwertig gearbeitetes Leporello in Leinenbindung, das ausgeklappt 16 Meter misst und mit zahlreichen (auch weniger bekannten) Werken Klimts bestückt ist. Die berühmtesten Werke sind mit ihren vergrößerten Details auch mehrfach enthalten und können auf verschiedene Arten betrachtet werden, ganzheitlich und fokussiert.

Das Leporello ist einseitig bedruckt und man kann problemlos durch die ziehharmonikaartige Faltung blättern. Das sollte man wirklich vorsichtig machen, denn das Papier könnte sonst schnell Knicke davontragen — und das wäre wirklich schade. Wer die Möglichkeit hat, kann die 16 Meter auch ausgefaltet als Gesamtkunstwerk drapieren. Oder man klappt immer wieder ein anderes Bild auf und hat so einen sehr abwechslungsreichen Bilderrahmen im Regal.

In dem goldenen Schuber ist außerdem ein separates Booklet mit Erklärungen zu den einzelnen Bildern und zum Werdegang des Künstlers enthalten. Sowohl der Schuber als auch das Leporello sind eine Zierde für jedes Bücherregal!

Eine Empfehlung für Kunstinteressierte und Klimt-Fans. Ich vergebe 5/5 Sternen!

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Beste Spannungsliteratur

Krähentage
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Im Vorfeld hatte ich schon viel Gutes über den Thriller gelesen und war voller Vorfreude auf das Buch.

Zum Inhalt: Mila Weiss und Jakob Krough sind zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Zusammen ...

Im Vorfeld hatte ich schon viel Gutes über den Thriller gelesen und war voller Vorfreude auf das Buch.

Zum Inhalt: Mila Weiss und Jakob Krough sind zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Zusammen leiten sie die neue „Gruppe 4“, eine Abteilung für schwere Seriendelikte. Das ganze Team besteht aus facettenreichen Charakteren, die den Grundstein für eine Fortsetzung bilden dürften.

Schon am ersten Tag werden Weiss und Krough und das Team der „Gruppe 4“ mit einem brutalen Serientäter konfrontiert: Drei Frauen wurden in ihren Wohnungen überfallen und schwer verletzt. Als dann noch in einer Nachbarwohnung eines Tatorts eine Leiche mit aggressiven Krähen gefunden wird, steht die Gruppe 4 vor einem großen Rätsel.

Zu den Ermittlern: Mila ist verschlossen, zurückhaltend und ehrgeizig und eckt mit ihrer Art an. Jakob ist ein charmanter Teamplayer, verheiratet und stolzer Vater eines kleinen Sohnes. Beide Ermittler haben dunkle Geheimnisse, aber auch der Täter.

Ungewöhnlich ist, dass es in dem Buch nicht nur eine Sicht des Täters gibt, sondern dem Lesenden seine Identität auch schnell offenbart wird. Das hat es nur noch spannender gemacht, das Buch zu lesen.

Der großartige, herausstechend gute Schreibstil hat mir viele Gänsehautmomente beschert. Der Autor geizt nicht mit düsterem Nervenkitzel, überraschenden Wendungen und Taten am Rande des Erträglichen.

Für mich war „Krähentage“ beste Spannungsliteratur, die nichts für schwache Nerven ist. Hier passt die Bezeichnung „atemberaubend“ wirklich! Für diesen gelungenen Thriller vergebe ich eine klare Leseempfehlung und 5/5 Punkten.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Innovativ

Schlafenszeit – Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt
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Angepriesen als Horror-Buch, hatte ich so meine Bedenken, ob das Buch etwas für mich sein könnte. Meine Zweifel waren aber völlig unbegründet. ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ˢᵉˡᵇˢᵗ ᵍᵉᵏᵃᵘᶠᵗ

Die Aufmachung des Buches ...

Angepriesen als Horror-Buch, hatte ich so meine Bedenken, ob das Buch etwas für mich sein könnte. Meine Zweifel waren aber völlig unbegründet. ᵘⁿᵇᵉᶻᵃʰˡᵗᵉ ᵂᵉʳᵇᵘⁿᵍ, ˢᵉˡᵇˢᵗ ᵍᵉᵏᵃᵘᶠᵗ

Die Aufmachung des Buches passt gut zum Inhalt, der auf jeden Fall düster ist. Die jugendliche Mallory kommt als neue Babysitterin in eine Familie, um den fünfjährigen Teddy zu hüten. Er malt immer schrecklichere Bilder, die einen Mord zeigen. Herausragend fand ich die Idee vom Autor, diese Zeichnungen auch im Buch zu zeigen. Das habe ich in der Form noch nicht gesehen und war für mich eine neue Leseerfahrung.

Der Autor hat das Buch geschickt aufgebaut, hat es verstanden Zweifel zu sähen und (teils unvorhersehbare) Wendungen in die Story einzubauen. Allerdings hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein bisschen mehr sprachliche Finesse gewünscht. Die Protagonistin ist jedoch noch jung, somit auch die Erzählstimme. Auch für den Autor ist „Schlafenszeit“ sein Debüt, so dass ich für die Zukunft noch viel Potenzial sehe. Teils weiß man natürlich auch nicht, was bei der Übersetzung alles verloren geht. Der amerikanische Originaltitel heißt „Hidden pictures“, das beschreibt es wirklich perfekt. Leider hat sich für mich das Klischee, dass Amerika oberflächlich sei, hier für mich im Leseerlebnis bestätigt. Die großen Gefühle blieben leider für mich aus, das Ende war zwar spannend, hatte aber auch etwas von einem Hollywood-Blockbuster. Auch der angekündigte Horror war nur oberflächlich zu spüren, eher war es für mich ein mysteriöser Thriller. Aber im Umkehrschluss war es so auch gut erträglich für mich, da ich ein bisschen Respekt vor dem Genre hatte.

Fazit: Ein innovatives und lesenswertes Debüt für Fans von mysteriösen Thrillern, wie z. B. „Layla“ von Colleen Hoover. Ich vergebe 3,75/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Wohlfühlen und Träumen

Die Bucht der Träume
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Gute Bücher haben die Eigenschaft, einen an andere Orte zu bringen. So kam der Sommerroman von Elena Sonnberg wie gelegen, denn das Wetter zur Zeit lässt eher zu wünschen übrig und ein bisschen Sommerlaune ...

Gute Bücher haben die Eigenschaft, einen an andere Orte zu bringen. So kam der Sommerroman von Elena Sonnberg wie gelegen, denn das Wetter zur Zeit lässt eher zu wünschen übrig und ein bisschen Sommerlaune konnte ich gut gebrauchen.

Hinter dem Pseudonym Elena Sonnberg verbirgt sich die Erfolgsautorin Adriana Popescu und ich war gespannt auf ihr neuestes Werk.

Als Sara mit ihrer Tochter Mimi an den Gardasee reist, um dort das an sie vererbte Haus ihres Vaters zu verkaufen, ahnt sie nicht, dass sie am Ende der Reise ein bittersüßes Familiengeheimnis aufdeckt, mehr zu sich selbst findet, lernt zu verzeihen und sogar ihre Jugendliebe Matteo wiedersieht…

Ich mochte die Protagonistin Sara auf Anhieb und habe mich mit ihr bei ihrem Abenteuer am Lago di Garda sowohl gefreut, als auch mit ihr gelitten, so dass tatsächlich am Ende einige Tränen geflossen sind.

Das Buch war überraschend facettenreich und vielschichtig, hat trotzdem eine gewisse Leichtigkeit versprüht und mich mit einem Urlaubsgefühl zurückgelassen — ich bin begeistert. Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll: leicht, atmosphärisch, warmherzig und mitreißend.

„Die Bucht der Träume“ ist ein echtes Wohlfühlbuch, eingebettet im wunderschönen Setting Italiens. Es gibt nicht nur die tolle Landschaft Italiens rund um den Gardasee, es gibt auch leckeres Essen wie zum Beispiel „Spaghetti allo scoglio“, neue Freunde und das italienische Lebensgefühl.

Gerne vergebe ich 5/5 Sternen für diesen tollen Roman, der mich nicht nur in Sommerlaune versetzen, sondern auch mit einem warmen Gefühl zurücklassen konnte.

Für mich ist „Die Bucht der Träume“ bis jetzt DAS Sommerbuch des Jahres, unbedingt lesen!

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