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Veröffentlicht am 07.10.2025

John Kaunaks zweiter Fall

Eisfalle
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Wir sind zurück im grönländischen Eis bei John Kaunak. Der dänische Ex-Polizist mit Inuit-Wurzeln ist nicht mehr Sicherheitschef des Tagebaus in Kvanefjeld, um den es im ersten Band „Eisrausch“ ging, sondern ...

Wir sind zurück im grönländischen Eis bei John Kaunak. Der dänische Ex-Polizist mit Inuit-Wurzeln ist nicht mehr Sicherheitschef des Tagebaus in Kvanefjeld, um den es im ersten Band „Eisrausch“ ging, sondern leitet ein multidisziplinäres Team in einer Spezialabteilung zur Abwehr von Umweltgefahren.

Als eine Forschungsexpedition vermisst wird, die rund um die verlassene US-Militärbasis Camp Century unerklärliche Temperaturanstiege ihrer unbemannten Messstationen überprüfen will, stellt Kaunak eine Rettungsmission zusammen und bricht mit Hundeschlitten ins Eis auf.

Camp Century ist (nicht nur im Thriller) eine tickende Zeitbombe, denn durch die Erderwärmung schmilzt das umgebende Eis und die Hinterlassenschaften des US-Militärs drohen, die Umwelt zu kontaminieren und das empfindliche grönländische Ökosystem nachhaltig zu stören.

Nicht nur Kaunaks Team ist unterwegs zum Camp Century, auch auf der Pituffik Space Base, bis 2023 als Thule Air Base bekannt, bemerkt man ungewöhnliche Aktivitäten rund um die scheinbar verlassene Basis. Doch auch in der US-Armee kann zu große Neugier gefährlich werden…

In meiner Wahrnehmung wird Eisfalle aus mehr Perspektiven erzählt, als es noch bei Eisrausch der Fall war. Das gibt dem Thriller eine größere Dynamik, gleichzeitig nimmt es etwas an Eindringlichkeit, weil verschiedene Schicksale gleichzeitig verarbeitet werden. Das tut dem Leseerlebnis keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Eisfalle ist ein ausgereifter, klassischer Thriller.

Ohne Eisrausch gelesen zu haben, könnte der Einstieg in Eisfalle allerdings schwerfallen. Legte Muller im ersten Band noch viel Wert auf Kaunaks Gefühlsleben, wird dies in Eisfalle eher durch kurze Reminiszenzen abgehandelt. Wer erst mit Eisfalle in die Reihe startet, könnte hier also Schwierigkeiten haben, John Kaunak zu verstehen.

Wieder ist es Roland Muller gelungen, viel Aktualität in seinen Thriller zu bringen. Die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den USA lassen sein Szenario absolut realistisch erscheinen. Dass die bisherige Kommandantin Susan Meyers im Frühjahr 2025 entlassen wurde, nachdem sie sich kritisch über den Besuch des Vizepräsidentin JD Vance geäußert hatte, gibt der Geschichte zusätzliche Glaubwürdigkeit.

Wie schon für Eisrausch vergebe ich auch für Eisfalle 5/5 Sternen und eine Leseempfehlung für Thrillerfans und dem Arktis-Virus Verfallene.

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Uneingeschränkte Leseempfehlung

The Secret of Secrets
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Der sechste Thriller der Robert Langdon-Reihe von Dan Brown kam als Überraschungspaket von Lübbe zu mir — inklusive Signatur des Autors! Meine Freude war riesig und so ist auch mein Dank an den Verlag. ...

Der sechste Thriller der Robert Langdon-Reihe von Dan Brown kam als Überraschungspaket von Lübbe zu mir — inklusive Signatur des Autors! Meine Freude war riesig und so ist auch mein Dank an den Verlag. Guten Gewissens kann ich sagen, dass meine Bewertung des Buches davon vollkommen unbeeindruckt blieb. Es ist sowieso herausragend!

Robert Langdon ist mit seiner Freundin Katherine Solomon in Prag, wo sie einen Vortrag zu ihrem Forschungsthema eingeladen wurde. Zeitgleich wird der Verlag gehackt, bei dem ihr neues Buch erscheinen soll — und das offensichtlich von Profis mit besonderen Fähigkeiten und Ressourcen. Am nächsten Morgen bricht Chaos über die beiden Wissenschaftler herein: Katherine verschwindet spurlos, Robert wird verhaftet und es beginnt eine Jagd durch die tschechische Hauptstadt.

Wer hier Freund ist und wer Feind, ist lange nicht eindeutig bzw. verändern sich mehrmals die Perspektiven. Das wird stark durch Browns Erzählstil unterstützt, der einerseits als allwissender Erzähler unterschiedliche Sichtweisen der verschiedenen Protagonisten darstellt, gleichzeitig (furchtbar unfair) die Lesenden durch Andeutungen im Unklaren lässt, welche Erkenntnisse die Personen gerade gewonnen haben. Dadurch bleibt die Spannung konstant erhalten und das Buch bleibt frei von Längen (was in meiner Erinnerung nicht bei allen Büchern der Reihe so war…).

Es vergeht kaum mehr als ein Tag in Prag, was die hohe Erzähldichte verdeutlicht. Verschiedene Perspektiven und zahlreiche Wendungen prägen das Leseerlebnis und machen es zu einem Genuss. Auch optisch und haptisch ist das Buch ein Highlight: Die goldene Schrift auf schwarzem Grund des Schutzumschlags mit der Illustration in türkis im Zentrum, die auch das Buch selbst ziert, macht es zu einem Hingucker im Regal. Der rote Buchschnitt gibt da den letzten Schliff.

Dan Brown gelingt es nicht zum ersten Mal, wissenschaftliche, moralische und ethische Fragestellungen zu kombinieren. Das Buch ist modern und aktuell, wobei ich mich mehrfach fragte, ob die beschriebene Rolle und Positionierung der USA in der Welt mit der derzeitigen Regierung und gesellschaftlichen Entwicklung noch in Einklang gebracht werden kann. Gerade in der Literatur, die mich über die letzten Jahrzehnte geprägt hat und ein zwar durchaus oft (zu recht) differenziertes, aber insgesamt (ebenso zu recht) stabiles Bild der USA vermittelt hat, wird in meiner Wahrnehmung die Veränderung der letzten Zeit besonders deutlich.

In meiner sehr persönlichen Bewertung ist „The Secret of Secrets“ das Buch aus der Langdon-Reihe, das ich am realistischsten und plausibelsten finde. Die zusammengestellten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse, die gezogenen Schlüsse und Ableitungen waren für mich nachvollziehbar und lassen mich daran glauben, dass sich diese Geschichte wirklich so zutragen könnte. Ich empfand einige Passagen mehr als nur erhellend, mind-blowing trifft es da wohl ganz gut. Ich will hier aber auch nicht zu viel verraten, dieses Buch muss man selbst lesen und es auf sich wirken lassen!

Die Geschichte dreht sich auch stark um die Literatur- und Verlagswelt. Einige Schlüsselszenen spielen im Gebäude von Penguin Random House in New York. Die explizite Widmung für seinen Lektor Jason Kaufman vor dem Prolog hatte ich zwar gelesen, aber ehrlicherweise auch schnell wieder vergessen. Als sich ein nicht geringer Teil der Geschichte um Robert Langdons und Katherine Solomons Lektor Jonas Faukman drehte, bekam ich den Eindruck, dass hier jemandem den Lektoren mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen wollte — von der wichtigen, unverzichtbaren Rolle im Hintergrund ins Zentrum des Geschehens.

Nach der Lektüre wurde mir in den Danksagungen dann noch deutlicher, dass in „The Secret of Secrets“ einige Hommagen an wichtige Personen aus Browns professionellem Umfeld enthalten waren: US-Botschafterin Heide Nagel ist nach seiner Agentin Heide Lange benannt, Field Officer Susan Housemore nach seiner persönlichen Assistentin Susan Morehouse und sein „digitaler Guru“ Alex Canon fand als IT-Experte von Penguin Random House namens Alex Conan seinen literarischen Zwilling.

Etwas schade ist, dass dem hier gefeierten Lektorat dann ein Logikfehler durchgerutscht ist: In einer Szene fällt zuerst ein Schuss und danach fragt sich der Schütze, ob die Pistole in seiner Hand geladen ist…

Das tut dem herausragenden Gesamteindruck natürlich keinen Abbruch. Ich habe die knapp 800 Seiten in kürzester Zeit verschlungen und jede einzelne von ihnen genossen, in wohlig-aufgeregter Anspannung und zum Teil großer Verblüffung. 5/5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Eine Liebesgeschichte in Schottland

My Highland Heart
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Schottland ist mein Sehnsuchtsort und so war ich sehr gespannt auf „My Highland Heart“ von Nadine Kerger, mein erstes Buch der Autorin.
Summer ist ein echtes Londoner Citygirl, das Hals über Kopf nach ...

Schottland ist mein Sehnsuchtsort und so war ich sehr gespannt auf „My Highland Heart“ von Nadine Kerger, mein erstes Buch der Autorin.
Summer ist ein echtes Londoner Citygirl, das Hals über Kopf nach Schottland aufbricht, als sie erfährt, dass ihr kürzlich verstorbener Bruder einen sechsjährigen Sohn hat, von dem sie nichts wusste.
Durch eine glückliche Fügung wird sie Kindermädchen bei der Familie Ihres Neffen und kommt so nicht nur ihm, sondern auch seinem Onkel Duncan näher. Dumm ist nur, dass niemand etwas von ihrer wahren Identität ahnt.
Die Figuren sind liebevoll und tiefgründig gezeichnet. Das Buch wird abwechselnd von Summer und Duncan erzählt und ich konnte mit beiden mitfiebern.
Die Handlung bleibt über weite Strecken vorhersehbar, was dem Leseerlebnis jedoch keinen Abbruch tut. Gerade weil man ein Happy End erwartet, ist es umso schöner, dass die Geschichte sich Zeit nimmt, dieses glaubwürdig zu entwickeln. Einzelne Wendungen überraschen und halten die Spannung bis zum Schluss aufrecht.
Der Schreibstil ist angenehm zurückhaltend und nicht kitschig, trotz des romantischen Covers. Nadine Kerger findet eine gelungene Balance zwischen humorvollen Dialogen und ernsten Themen wie Verlust, Trauer und familiärer Verantwortung. Die Liebe entwickelt sich leise, dafür eindrücklich.
Besonders hervorzuheben ist die atmosphärische Schottland-Kulisse, ideal zum Träumen.
Alles in allem fühlt sich die Geschichte absolut stimmig an und konnte mich auf voller Linie überzeugen.
Fazit: „My Highland Heart“ ist ein Buch, das emotional berührt, ohne jemals ins Kitschige abzudriften. Für Fans von Nadine Kerger und für alle, die sich nach Schottland lesen möchten. Ich vergebe 5/5 Sternen und freue mich auf den nächsten Band der Reihe namens „My Highland Secret“.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Wenn die Erinnerung lückenhaft wird

Himmelerdenblau
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Nach „Liebeskind“, „Martha schläft“ und „Perfect Day“ zählte ich mich zu den begeisterten Leser*innen von Romy Hausmann. Umso größer war meine Vorfreude auf ihren neuen Roman „Himmelerdenblau“. Doch leider ...

Nach „Liebeskind“, „Martha schläft“ und „Perfect Day“ zählte ich mich zu den begeisterten Leser*innen von Romy Hausmann. Umso größer war meine Vorfreude auf ihren neuen Roman „Himmelerdenblau“. Doch leider konnte das Buch meine Erwartungen diesmal nicht erfüllen.

Die Podcaster Liv und Phil rollen die Geschichte rund um die vor zwanzig Jahren spurlos verschwundene Julie neu auf und haben die Hoffnung, Licht ins Dunkel zu bringen. Der Vater der damals 16-Jährigen ist Theo Novak, der mittlerweile an fortgeschrittener Demenz leidet und den Podcastern helfen will.

Seine Erinnerungen sind fragmentarisch, widersprüchlich und wirr, was in einem Thriller durchaus ein spannendes erzählerisches Element sein kann. In diesem Fall geriet es jedoch zu einem Stolperstein, leider rissen mich die Kapitel aus seiner Sicht aus dem Lesefluss heraus. Die Handlung verliert sich immer wieder in den Nebeln von Theos Gedächtnis. Realität und Fantasie verschwimmen, ohne dass dies zur Spannung beiträgt.

Die häufigen Perspektivwechsel und unklaren Zeitebenen wirkten auf mich eher verwirrend als fesselnd. Einige Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren konnte ich nicht nachvollziehen.

Spannungsmomente gibt es durchaus, aber sie verpuffen oft, bevor sie sich entfalten können. Der Fokus auf die Demenzerkrankung, so relevant und gut gemeint er sein mag, nahm für meinen Geschmack zu viel Raum ein. Dies ging zulasten des Thrill-Faktors, den ich an Hausmanns früheren Büchern so geschätzt habe.

Auch das Ende konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Es wirkte zu konstruiert und ich habe es so ähnlich leider gerade in einem anderen Buch gelesen.

Fazit: „Himmelerdenblau“ bleibt hinter den Erwartungen zurück. Wer Romy Hausmann für ihre dichten, psychologisch komplexen Thriller schätzt, wird sich hier womöglich schwer tun. Die ernste Thematik verdient Anerkennung, doch als Thriller funktioniert das Buch nur bedingt. 3/5 Sternen

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Veröffentlicht am 21.09.2025

Vielversprechender Reihenauftakt

Heir of Storms
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Lauryn Hamilton Murray entführt uns in ihrem Debüt „Heir of Storms“ in die faszinierende Welt von Ostacre, einem Land, in dem die Kronen der vier Königreiche nicht vererbt, sondern in gefährlichen magischen ...

Lauryn Hamilton Murray entführt uns in ihrem Debüt „Heir of Storms“ in die faszinierende Welt von Ostacre, einem Land, in dem die Kronen der vier Königreiche nicht vererbt, sondern in gefährlichen magischen Wettkämpfen erkämpft werden müssen.

Die Protagonistin Blaze ist eine junge Frau, deren Geburt einen zerstörerischen Sturm heraufbeschwor und viele Opfer forderte. Dementsprechend kennt jeder im Reich ihren Namen. Besonders ist, dass sie ist die letzte Regensängerin ist und somit über eine längst verloren geglaubte Magie verfügt. Dumm ist nur, dass sie nicht weiß, wie sie ihre Fähigkeiten heraufbeschwören kann.

Blaze ist eine komplexe und gut ausgearbeitete Protagonistin, deren innere Konflikte mich sofort fesseln konnten. Sie wächst im Schatten ihrer Vergangenheit auf, teilweise gehasst und gefürchtet von der Gesellschaft. Ihre Unsicherheit und der ständige Kampf um ihre eigene Identität machen sie überraschend greifbar. Besonders gefallen hat mir, wie realistisch ihre Auseinandersetzungen mit ihrer verlorenen Magie und der Frage, ob sie jemals die Kontrolle darüber zurückgewinnen kann, geschildert werden.

Der Wettkampf um die Krone, in den Blaze verwickelt wird, ist gleichzeitig eine Prüfung ihrer Fähigkeiten und ihrer inneren Stärke. Doch es ist nicht nur der Wettkampf selbst, der für Spannung sorgt. Am Kaiserhof warten ganz neue Herausforderungen auf Blaze, zum Beispiel Intrigen und eine Erhöhung ihres Herzschlags bei gleich zwei jungen Männern.

Die Welt von „Heir of Storms“ hat mich fasziniert und ist eine Mischung aus politischem Spiel, magischen Kräften und einem tiefen Abgrund aus Misstrauen und Machtgier. Doch während das Setting viel verspricht, hätte ich mir mehr Details gewünscht, insbesondere zu den anderen Reichen, die nur vage erwähnt werden. Mehr Hintergrundinfos hätten hier geholfen, mich noch tiefer in die Welt eintauchen zu lassen.

Ein kleiner Wermutstropfen war auch die Länge des Mittelteils. Hier gab es einige Passagen, die sich etwas zogen und die Spannung ein wenig dämpften. Nichtsdestotrotz bleibt „Heir of Storms“ ein unterhaltsames und vielversprechendes Buch, das Lust auf die weiteren Bände der Storm-Weaver-Reihe macht!

Fazit: „Heir of Storms“ ist ein solider Auftakt zu einer Reihe mit großem Potenzial. Es verbindet magische Wettkämpfe, politische Intrigen und persönliche Konflikte zu einer spannenden Mischung. Blaze ist eine Protagonistin, mit der man mitfiebert und deren Reise man gerne weiterverfolgt. Auch wenn das Buch hier und da etwas langsamer wird, macht es definitiv Lust auf mehr und ich freue mich auf die Fortsetzung! 4/5 Sternen

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