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Veröffentlicht am 26.01.2024

Ein toller Familienroman

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Kaum ein Buch hat mich in letzter Zeit so berührt wie „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ und schon nach den ersten Seiten hat es mich komplett in seinen Bann geschlagen.

Valerie möchte sich einerseits ...

Kaum ein Buch hat mich in letzter Zeit so berührt wie „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ und schon nach den ersten Seiten hat es mich komplett in seinen Bann geschlagen.

Valerie möchte sich einerseits von der Beziehung zu ihrer Mutter befreien, andererseits ist sie noch nicht bereit, ihr eigenes Kind ziehen zu lassen. Da ist es natürlich ungünstig, dass ihre Mutter ausgerechnet jetzt an Krebs erkrankt und ihre Hilfe braucht und ihr 16-jähriger Sohn ein Schuljahr in England verbringen will.

Jeder Konflikt hat einen Ursprung und so führt uns Prokopetz in Valeries Kindheit und die ihrer Großmütter. Vier Generationen werden insgesamt vorgestellt und die Autorin spinnt nach und nach geschickt ein Familienportrait, in dessen Zentrum Valerie und ihre Mutter stehen.

Sie zeigt auf, wie sehr sich das Leben der Frau in der heutigen Gesellschaft verändert hat und die Frage kommt auf, wie sehr wir durch unsere Familien geprägt werden.

Jedes einzelne Schicksal hat mich gefühlsmäßig erreicht und berührt und doch konnte ich mich am meisten mit Valerie identifizieren.

Der Schreibstil hat mich durch die bildhafte und teils poetisch anmutende Sprache verzaubert und ich bin beeindruckt, wie viel die Autorin sagt, obwohl das Buch mit 208 Seiten nicht lang ist.

Erst spät habe ich die Zusammenhänge der einzelnen Personen erkennen können und gerade das hat das Buch so spannend für mich gemacht.

Von mir gibt es eine klare Empfehlung für diesen großartigen Familienroman, der es wagt hinter die Kulissen zu blicken. 5/5 Sternen

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Der Chronist des Nationalrates

Melody
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Die Geschichte, dass ein Mensch im Angesicht seiner Vergänglichkeit den Drang verspürt, die Wahrheit aufzudecken, ist nicht neu.

So geschieht es auch hier, wo der gut betuchte und todkranke Dr. Stotz ...

Die Geschichte, dass ein Mensch im Angesicht seiner Vergänglichkeit den Drang verspürt, die Wahrheit aufzudecken, ist nicht neu.

So geschieht es auch hier, wo der gut betuchte und todkranke Dr. Stotz den jungen Tom Elmer als seinen Nachlassverwalter einstellt und bei ihm wohnen lässt. Von seiner Köchin lässt er ihm nicht nur kulinarische Highlights servieren, sondern auch häppchenweise in regelmäßigen Kamingesprächen an seiner Vergangenheit teilnehmen, die sich um die verschwundene Liebe seines Lebens drehen: Melody.

Schnell wird klar, dass Dr. Stotz sich gerne selbst reden hört. Seine Selbstverständlichkeit im Umgang mit seinem Personal und die Tatsache, dass er Tom Elmer zum Alkoholtrinken bei ihren regelmäßigen Treffen nötigt, bringen ihm auch keine Sympathiepunkte bei mir ein.

So wie sein Chronist lausche ich höflich seinen ausschweifenden Erzählungen, die sich immer wieder um seine Verflossene drehen, von der er immer noch fast schon besessen zu sein scheint, jedenfalls zeugen die unzähligen Gemälde und sogar ein ganzes Zimmer in seinem Haus davon.

Als Melody mit nichts als ihren Kleidern am Leib aus ihrer Wohnung geflüchtet sein soll, ist der Verdacht einer religiös motivierten Entführung aufgrund der Herkunft der Gattin in spe naheliegend und passt gut ins Bild. Zu keiner Zeit wird dem Verlassenen Misstrauen entgegengebracht. Auch nicht, als dieser aus der Bahn gebrachte Geschäftsmann abreist, um eine Pilgerreise in der Einsamkeit Griechenlands macht.

Am Ende des Weges der Selbstreflexion bleibt nur noch das Eingeständnis der Lebenslüge und bedeutet somit auch Abschied.

Die Entdeckung, die Tom und die Nichte von Stotz dann machen, kommt einem Happy End gleich. Aber war das nicht zu viel des Guten?

Wieder einmal stellt sich mir am Ende die Frage: Was bezweckt der Autor mit seiner Geschichte? Ganz klar, auch negative Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung, welche dieser Roman über Macht, Geld und Täuschung zweifelsohne in mir ausgelöst hat. Allerdings können auch die dargereichten Speisen wie Pennette alla Norma, Orata forno con patate, Ravioli aus hauchdünnem Teig und andere nicht den bitteren Nachgeschmack vertreiben, den „Melody“ bei mir hinterlassen hat.

Fazit: 3/5 Sternen

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Gute Unterhaltung!

One of the Girls
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Für mich war es das erste Buch der Autorin Lucy Clarke und da ich nur Gutes gehört hatte, war ich sehr gespannt aufs Lesen.

Das Besondere an diesem Roman war für mich der Aufbau der Geschichte: Am Anfang ...

Für mich war es das erste Buch der Autorin Lucy Clarke und da ich nur Gutes gehört hatte, war ich sehr gespannt aufs Lesen.

Das Besondere an diesem Roman war für mich der Aufbau der Geschichte: Am Anfang gibt es eine Leiche, wir wissen aber nicht wer es ist und war passiert ist. Anschließend springt das Buch in die Vergangenheit und die Autorin berichtet chronologisch von den Ereignissen des Junggesellinenabschieds und deckt auf, was genau passiert ist und wie es so weit kommen konnte.

Die Kapitel sind kurz und werden aus der jeweiligen Perspektive der zukünftigen Braut und ihren fünf Freundinnen erzählt. Für mich waren so alle nahbar und gewisse Spannungen zwischen den Urlauberinnen schnell spürbar. Das alles steht im Gegensatz zu der traumhaften Kulisse Griechenlands, was ein schöner Kontrast war.

Die Twists waren für mich nicht sehr überraschend und auch die Auflösung war keine große Offenbarung. Trotzdem hat mich der Roman sehr gut unterhalten und ich habe es gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 30.12.2023

ein fantastisches Lesevergnügen

Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
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Mit gerade einmal 19 Jahren veröffentlichte Paolini den ersten Band der berühmten vierteiligen „Eragon“-Buchreihe und hält bis heute den Guiness-Weltrekord als jüngster Autor einer Bestsellerreihe. Zum ...

Mit gerade einmal 19 Jahren veröffentlichte Paolini den ersten Band der berühmten vierteiligen „Eragon“-Buchreihe und hält bis heute den Guiness-Weltrekord als jüngster Autor einer Bestsellerreihe. Zum 20. Jahrestag von „Eragon“ erscheint nun das Buch „Murtagh“, das sich der Geschichte des Halbbruders von Eragon, Murtagh, und dessen Drachen Dorn widmet und laut dem Autor nicht als das fünfte Buch der Reihe angesehen werden soll.

Ich war sehr gespannt darauf, in die Fantasywelt von Alagesia zurückzukehren und bedanke mich an dieser Stelle herzlich für das Rezensionsexemplar (unbezahlte Werbung)!

Darum geht es: Seit Galbatorix’ Sturz werden Murtagh und sein Drache Dorn verhasst und verachtet, obwohl sie dem grausamen König nicht aus freien Stücken gedient haben. Als Murtagh spürt, dass etwas Böses im Schatten von Alagesia lauert, beginnt die Suche nach einer geheimnisvollen Hexe.

Murtagh, als Antagonist bekannt geworden, und sein geflügelter Begleiter Dorn kämpfen nach dem Ende des Krieges immer noch mit seinen Folgen: Sie sind die Verlierer und die Traumata sitzen immer noch tief. Es hat mir sehr gefallen, wie der Autor das Thema in diesem Buch behandelt hat.

Geprägt von vielen Erfahrungen, schlechten und manchmal auch guten, wird die Beziehung von Murtagh und Dorn oft auf die Probe gestellt und am Ende haben beide einen persönlichen Wandel durchlebt. Gerade die Darstellung von Murtagh, der nur eine unvollkommene, oder auch verkürzte Drachenreiterausbildung genossen hat, um für den Tyrann Galbatorix keine Bedrohung darzustellen, fand ich interessant.

Sprachlich brillierte Paolini für mich wieder. Allerdings muss ich wohl bei einem 800-seitigen Buch nicht extra erwähnen, dass er in den Jahren nicht gelernt hat, sich kürzer zu fassen. Das hat mich wiederum auch nicht gestört, denn ich war froh um jede Minute, die ich noch länger in der mir lieb gewonnenen Fantasywelt verweilen durfte.

Allerdings hofft man hier vergeblich (bis auf ein paar Seiten am Schluss), auf bekannte Charaktere aus den alten Büchern zu treffen. Ich verstehe durchaus, was der Autor damit bezwecken wollte: Murtagh soll hier seine eigene Geschichte bekommen und im Rampenlicht stehen.

Das von Paolini gewählte Ende hat mir persönlich gut gefallen und macht Vorfreude auf den nächsten Teil, den es laut Nachwort geben soll.

Insgesamt empfand ich das Buch als düsterer, aber auch erwachsener als die Vorgänger.

Von mir gibt es ganz klar 5/5 Sternen und eine Leseempfehlung für Fans von Drachen und Antihelden.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Eine Hommage an das Leben

Clara und die Poesie des Lebens
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„Clara liest Proust“ heißt der Titel im französischen Original auf Deutsch und beschreibt den Inhalt einerseits zutreffend, andererseits nicht umfänglich. Als mir der Unterschied zur deutschen Benennung ...

„Clara liest Proust“ heißt der Titel im französischen Original auf Deutsch und beschreibt den Inhalt einerseits zutreffend, andererseits nicht umfänglich. Als mir der Unterschied zur deutschen Benennung auffiel, dachte ich zunächst, dass der Verlag hier aus Marketinggründen Proust weggelassen hat - doch nach der Lektüre finde ich den erweiterten Titel absolut treffend.

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich mich mit dem Werk von Marcel Proust bisher nicht intensiver auseinandergesetzt habe - Carlier gelingt es mit seinem ersten auf Deutsch übersetzten Roman aber, meine Neugier auf diesen weltberühmten Autor zu wecken. Ob ich mich herantrauen werde, ist eine andere Frage…

Clara ist Friseurin, nicht wirklich glücklich in ihrer Beziehung und lebt so vor sich hin - bis ein Kunde ein Buch im Friseursalon liegen lässt. Als sie das Buch nach einiger Zeit zu lesen beginnt, ist sie Proust binnen kürzester Zeit verfallen. Sie liest in jeder freien Minute und taucht tief in die „Suche nach der verlorenen Zeit“ ein.

Das Buch ist in die Kapitel „Cindy Coiffure“ (der Salon, in dem Clara arbeitet), „Marcel“, „Clara“ und „Epilog“ aufgeteilt. Und auch wenn die Geschichte insgesamt chronologisch und stringent aufgebaut ist, passt diese Struktur und Schwerpunktsetzung und bringt Claras Entwicklung in wenigen Worten auf den Punkt.

Das Buch ist eine Hommage an Proust, die Literatur und das Leben an sich. Welche große Kraft und Inspiration in der Literatur schlummert, unserem Leben eine entscheidende Wendung geben zu können, macht dieses Buch auf eindrucksvolle Art und Weise deutlich.

Dass mich als Buchbloggerin dieses Buch anspricht, ist natürlich keine Überraschung. Doch der leichte Schreibstil und der ungezwungene Umgang mit diesem Werk der Weltliteratur dürfte auch Nicht-Buchnerds ansprechen. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen und kann es all jenen ans Herz legen, die eine schöne Geschichte voller Liebe zur Literatur und Liebe zu den Menschen genießen möchten. Ein Wohlfühlbuch, das seine Lesenden auf ganz sanfte Art inspiriert.

Es gibt eine kleine Parallele zu einem erst kürzlich von mir hier besprochenen Buch: Wie auch „Wie die Schweden das Träumen erfanden“ ist „Clara und die Poesie des Lebens“ bei C. Bertelsmann erschienen, hat einen ähnlichen Umfang (etwas mehr als 200 Seiten, wobei einige ausgesprochen überschaubar mit Text gefüllt waren) und einen einen ebenso happigen Preis von 22 Euro. Wobei ich in diesem Fall die schönen Illustrationen, sowohl auf dem Umschlag als auch im Buch selbst, nicht unerwähnt lassen möchte.

Ich vergebe 4/5 Sternen für ein Buch, das sich zum Selbstlesen ebenso eignet wie als Geschenk.

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