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Veröffentlicht am 16.10.2023

Herzliche Geschichte in Frankfurt am Main

Das kleine Kräutercafé – Herzkirschen
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Natália fehlt zur Eröffnung ihres Traums, dem „Allesgrün-Café“, die baurechtliche Genehmigung. Um über die Runden zu kommen, jobbt sie als Putzfrau bei der EZB in Frankfurt am Main. Dort trifft sie auf ...

Natália fehlt zur Eröffnung ihres Traums, dem „Allesgrün-Café“, die baurechtliche Genehmigung. Um über die Runden zu kommen, jobbt sie als Putzfrau bei der EZB in Frankfurt am Main. Dort trifft sie auf den charmanten Banker Marco und auf Robert, der eher zugeknöpft ist. Bei einem Stromausfall bleibt sie ausgerechnet mit Robert im Fahrstuhl stecken und das Liebeschaos nimmt seinen Lauf.

Wer nun denkt, es handele sich um einen Standard-Liebesroman, der irrt. Erste Besonderheit ist, dass die Geschichte aus den Perspektiven von allen dreien erzählt wird, also Natália, Marco und Robert. Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein, auch wenn der lebenslustige Frauenheld mit italienischen Wurzeln und der eher spröde und introvertierte Robert als Bio-Deutscher auf den ersten Blick Stereotype zu bedienen scheinen.

Ferner gibt es neben dieser Dreiecksgeschichte weitere interessante Handlungsstränge. Bankiersgattin Gabriele und Kurierfahrer Yul stammen aus verschiedenen Welten der Metropole Frankfurt, treffen aufeinander und machen eine interessante Entwicklung durch.

Mich hat das Buch besonders angesprochen, da ich selbst einige Jahre im Frankfurter Umland gewohnt habe und den Kontrast zwischen den verschiedenen Welten, die das „Kuhdorf mit Skyline“ zu bieten hat, aus eigener Erfahrung kenne. Besonders habe ich mich über das Rezept für „Frankfurter Grüne Soße“ bzw. „Grie Soß“ gefreut, das natürlich perfekt zum Kräutercafé passt.

Das Buch bietet überraschend viel Spannung und noch mehr Herzenswärme, als Titel und Cover vermuten ließen. Auf den zweiten Teil bin ich schon gespannt - dieser wird sich dann stärker um Isa drehen, Natálias Mitgründerin des Kräutercafés - die in dieser Rezension etwas kurz kommt. Ich spreche eine Leseempfehlung aus und vergebe 5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Für Teenager bestimmt lesenswert

Pick me Girls
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Vorab: Ich kannte Sophie Passmann vom Namen, hatte aber noch nichts von ihr gelesen oder gesehen bzw. gehört (also zum Beispiel ihren Podcast). Ebensowenig kannte ich den Begriff „Pick me girls“, was mich ...

Vorab: Ich kannte Sophie Passmann vom Namen, hatte aber noch nichts von ihr gelesen oder gesehen bzw. gehört (also zum Beispiel ihren Podcast). Ebensowenig kannte ich den Begriff „Pick me girls“, was mich vielleicht als Rezensenten direkt abqualifiziert. Gesehen habe ich Sophie Passmann dann, nachdem ich das Buch durchgelesen hatte, in der Sendung „Neo Ragazzi“. In der Folge mit drei Zwillingspaaren fand ich sie sehr sympathisch und witzig - was mich nach der Lektüre des Buchs positiv überrascht hat.

„Pick me girls“ sind, soweit ich es verstanden habe, Frauen, die sich verstellen, um Männern zu gefallen. Meine spontane Assoziation war allerdings falsch, zumindest was die Darstellung im Buch angeht - „Pick me girls“ wollen nicht einfach flachgelegt werden, sondern als „unkomplizierte Kumpel“ Teil des Lebens der Männer sein. Okay, da war ich raus, weil ich diesem Typ Frau niemals in meinen vierzig Lebensjahren (bewusst) begegnet bin (dem anderen Typ auch nicht oft, aber das ist eine andere Geschichte).

Entsprechend hat mich das Buch etwas verwirrt zurückgelassen. Ich kam nie wirklich in die Welt hinein, die Sophie Passmann da zeichnet. Obwohl ich sicher kein Freund des Patriarchats bin, finde ich einigermaßen schräg, dass gemäß der Darstellung im Buch es die Frauen selbst sind, die sich selbst und ihren Geschlechtsgenossinnen das Leben schwer machen mit den Erwartungen, wie eine Frau zu sein hat. Irgendwie sind die Männer dann trotzdem daran schuld, obwohl sie keine aktive Rolle in diesem Buch spielen. Strange.

Gleichzeitig mag ich das Buch keinesfalls verreißen, wie es andere Buchblogger taten (mein Highlight: Die ungewohnte Verwendung eines Plurals zu kritisieren, ohne einen Blick in den Duden geworfen zu haben, ob die Schreibweise möglicherweise korrekt ist…). Tatsächlich ist es eine sehr persönliche, intime und ehrliche Schilderung, die auf mich absolut authentisch wirkt. Ihr Erleben kann ich nachvollziehen, auch wenn es nur wenige Schnittmengen zu meiner (Lebens-)Wahrnehmung gibt.

Es geht viel darum, nicht wie andere Frauen zu sein. Vielleicht ist diese Stereotypisierung ein Problem der aktuellen Zeit, das durch (soziale) Medien befeuert wird. Passmann bezeichnet Meredith Grey (die Hauptperson aus Grey’s Anatomy, ich habe alle Folgen gesehen und empfinde tiefe Abneigung gegenüber dieser Figur) als das erste „Pick me girl“ überhaupt - und da bin ich dann doch sehr froh, in meinem Leben vielen wirklich starken Frauen begegnet zu sein, die einen Scheiß darauf gegeben haben, was andere von ihnen dachten, und die sich vor allem nicht darüber definierten, welcher Kerl gerade auf sie stand (oder eben nicht).

Nun bin ich gemäß der Vorworte auch gar nicht der Adressat des Buches, und so kriegen wir am Ende glatt die Kurve zu einer Empfehlung: Hätte ich eine Teenagertochter (und nicht drei Söhne), würde ich ihr das Buch zum Lesen geben. Allen anderen gebe ich den Rat: Kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt. Wer mitreden will, sollte es natürlich gelesen haben. Meine Bewertung: 3,5/5 Sternen

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Einfach toll

Nebel über der Uckermark
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Achtung, Etikettenschwindel! Auf dem Cover prangt „Kriminalroman“, wie bei den ersten beiden Carla-Stach-Krimis. Aber mit „Nebel über der Uckermark“ hat Richard Brandes einen lupenreinen Thriller abgeliefert.

War ...

Achtung, Etikettenschwindel! Auf dem Cover prangt „Kriminalroman“, wie bei den ersten beiden Carla-Stach-Krimis. Aber mit „Nebel über der Uckermark“ hat Richard Brandes einen lupenreinen Thriller abgeliefert.

War ich bei meinem ersten Buch von Brandes noch äußerst angetan vom sehr ruhigen Erzählstil, der ohne großen Spannungsbogen und vor allem ohne Cliffhanger auskam, so hat mich dieses Buch gepackt und nicht mehr losgelassen. Und was soll ich sagen - auch dieser Stil hat mir sehr gut gefallen!

Praktisch jedes Kapitel endet mit einem veritablen Cliffhanger und macht es (wo wir schon beim Bullsh*t-Bingo, äh, denglischen Buchblogger-Fachbegriffen sind) zum Pageturner. Ich konnte es kaum weglegen und wollte sofort wissen, wie es weitergeht.

Im Gegensatz zu den ersten Bänden steht diesmal der psychologische Ansatz und das Rätseln über Identität und Motivation des Täters weniger im Vordergrund, es gibt keinen typischen (Serien-)Mörder, sondern wir bewegen uns in kriminellen Strukturen. Statt der Profiling-Komponente kommt diesmal Übernatürliches ins Spiel: Eine Hellseherin hat einen Mord vorausgesehen - und als ein zum mutmaßlichen Opfer passender Vermisstenfall gemeldet wird, sind die Kommissarinnen Carla Stach und Julia Engel hin- und hergerissen zwischen Rationalität und dem Anerkennen des Übersinnlichen.

Zum esoterischen Touch gesellt sich dann die Schwurblerszene: Maik Frosch wurde als verdeckter Ermittler bei Verschwörungstheoretikern eingeschleust, die ein „großes Ding“ planen und Verräter kaltblütig hinrichten lassen. Carla Stach sorgt sich um ihren Kollegen, zumal die Fälle etwas miteinander zu tun zu haben scheinen.

Klimawandelleugner, Reichsbürger, Hetzer gegen eine „Ökodiktatur“ - Brandes greift aktuelle Themen auf und lässt keinen Zweifel an seiner eigenen Sicht auf die Dinge. Auch wenn ich das Thema hoch relevant finde und es absolut richtig ist, dass es in aktueller Literatur Platz findet, so wirkte es auf mich ein wenig konstruiert - klitzekleiner Wermutstropfen eines ansonsten absolut gelungenen und lesenswerten Buches, das eine würdige Fortsetzung der Reihe darstellt. Die alles andere als perfekten Charaktere um Carla, Julia, Ruben und Maik haben es mir vom ersten Buch an angetan und ich bin absoluter Fan der Reihe.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Ein tolles Finale

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Im vierten und finalen Band der Reihe rund um das Ermittlerduo Sita Johanns und Tom Babylon lässt es Marc Raabe wieder ordentlich krachen: In zwei Handlungssträngen, die nicht hätten spannender sein können, ...


Im vierten und finalen Band der Reihe rund um das Ermittlerduo Sita Johanns und Tom Babylon lässt es Marc Raabe wieder ordentlich krachen: In zwei Handlungssträngen, die nicht hätten spannender sein können, schickt der Autor Tom und Sita auf getrennten Wegen aus, um endlich Violas Versteck zu finden.

Tom wacht in einem Krankenhaus in London auf und leidet unter Gedächtnisverlust. Nach und nach findet er heraus, was vorher geschah und alles deutet darauf hin, dass er kurz davor war, Viola zu finden. So ermittelt er auf eigene Faust weiter, während Sita sich auf den Weg zum Hochsicherheitsgefängnis in Traunstein macht, um Informationen aus Walter Bruckmann herauszubekommen. Leider dauert es nicht lange, bis Sita sich selbst fixiert in einer Zelle wiederfindet und Bruckmann ihre einzige Möglichkeit zu sein scheint, dort wieder herauszukommen.

Man sollte zuerst die anderen Bücher gelesen haben, bevor man sich diesen Teil zu Gemüte führt, der mit über 600 Seiten der dickste Band der Reihe ist.

Nach vielen spannenden und actionreichen Szenen läuft am Ende alles schlüssig zusammen. Obwohl ich mir die Auflösung spektakulärer vorgestellt hätte, war ich doch froh, dass ich das Buch zur Seite legen konnte, denn ich habe noch nicht oft so an den Seiten geklebt beim Lesen. Freunde von spannender Lektüre kommen hier definitiv auf ihre Kosten, versprochen.

Bereits die ersten drei Bände konnten mich begeistern und bei „Violas Versteck“ hat Marc Raabe es geschafft, tatsächlich noch eine Schippe draufzulegen mit einer komplexen und intelligenten Handlung, viel Spannung, facettenreichen Charakteren und einem flüssigen und lückenlosen Schreibstil einen würdigen Abschluss für die Reihe zu schaffen.

Ich vergebe 5/5 Sternen und sage „Chapeau“!

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Götter, nehmt euch in Acht!

Girl, Goddess, Queen: Mein Name ist Persephone
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Bähm! Nicht nur der pinke Buchrücken knallt - auch der Inhalt hat es in sich und das Gesamtkonzept ist durchaus stimmig: Persephone wurde schon als Mädchen sowohl von ihrem Vater Zeus als auch ihrer Mutter ...

Bähm! Nicht nur der pinke Buchrücken knallt - auch der Inhalt hat es in sich und das Gesamtkonzept ist durchaus stimmig: Persephone wurde schon als Mädchen sowohl von ihrem Vater Zeus als auch ihrer Mutter Demeter eingeredet, wie sie zu sein hat und was sie alles nicht kann. Kurzum: sie wurde klein gehalten. Als sie verheiratet werden soll, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand und flüchtet in die Hölle, wo sie auf Hades trifft, den attraktiven Gott der Unterwelt.

Das Buch hat mich wirklich positiv überrascht: Griechische Mythologie meets Emanzipation! Die angepriesene Enemies-to-Lovers-Romantasy zwischen Persephone und Hades war für mich eher hintergründig.

Die Autorin hat einen extrem angenehmen und einnehmenden Schreibstil und hat es wunderbar geschafft, mit Rollenbildern zu spielen. Wer die Geschichte „Löwenzahn und Seidenpfote“ von Janosch mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen.

Mit Persephone hat Bea Fitzgerald einen starken Charakter erschaffen, der eine unglaubliche Entwicklung durchmacht und mit Stärke und Willenskraft zu sich selbst findet und steht.

Auch Hades wird anders dargestellt als erwartet und üblich. Ich mochte seinen Umgang mit Persephone sehr und auch wie reflektiert er war. So war er der heimliche Star der Geschichte für mich.

Ich war richtig traurig, als das Buch ausgelesen war. Die Autorin hat ein starkes Debüt hingelegt und ich werde die Augen nach weiteren Büchern von ihr aufhalten. Ich vergebe 5/5 Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


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