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Veröffentlicht am 24.06.2023

Ein Buch mit besonderer Atmosphäre

Die Tochter des Doktor Moreau
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Die Autorin hat den Klassiker „Die Insel des Doktor Moreau“ von H.G. Wells neu interpretiert. Vielleicht lag es daran, dass ich das Buch nicht gelesen habe, dass „Die Tochter des Doktor Moreau“ leider ...


Die Autorin hat den Klassiker „Die Insel des Doktor Moreau“ von H.G. Wells neu interpretiert. Vielleicht lag es daran, dass ich das Buch nicht gelesen habe, dass „Die Tochter des Doktor Moreau“ leider hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Gerade auch, weil ich von dem vorherigen Buch von Silvia Moreno-Garcia, „Der mexikanische Fluch“, total begeistert war.

Darum geht es: Carlotta Moreau wächst in den Tiefen des mexikanischen Dschungels auf. Auf der Halbinsel Yucatán lebt sie zusammen mit ihrem Vater, dem Vorsteher des Haushalts Montgomery und den sogenannten Hybriden zusammen. Als der Sohn ihres Geldgebers Lizalde auftaucht, macht er der schönen Carlotta den Hof und das Drama nimmt seinen Lauf…

Was dieses Buch wieder hat, ist eine besondere Atmosphäre, was an dem tollen Schreibstil der Autorin liegt.

Abwechselnd aus Carlottas und Montgomerys Sicht erzählt, wird den Lesenden langsam klar, was hinter den Hybriden steckt: Halb Mensch, halb Tier müssen die armen Kreaturen als billige Arbeitskräfte für den Geldgeber Lizalde schuften. Es war einfach monströs und bizarr.

Die vielschichtigen Charaktere sind gut herausgearbeitet und ich fand, dass besonders Dr. Moreau eine interessante Figur ist. Carlotta ist nicht nur bildhübsch und sanft, sie ist auch wild und ungezähmt und sie ist, wie das Cover unschwer erahnen lässt, die Hauptperson in der Geschichte.

Ich habe vergeblich auf den großen Twist oder Kick gewartet und so kommt die Geschichte eher ruhig daher und hatte leider Längen für mich. Meiner Meinung nach hätte man auf jeden Fall mehr aus allem rausholen können.

Trotz allem ist es ein interessantes und anderes Buch fernab des Mainstreams. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen und bin auf die nächsten Werke von Moreno-Garcia gespannt.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Große Leseempfehlung

Elternabend
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Was habe ich gelacht auf den ersten ca. 180 Seiten des Buches (und auch danach noch mehrere Male)! Meine Familie hat mich schon ganz komisch angeguckt, weil ich plötzlich in unkontrollierte Lachanfälle ...

Was habe ich gelacht auf den ersten ca. 180 Seiten des Buches (und auch danach noch mehrere Male)! Meine Familie hat mich schon ganz komisch angeguckt, weil ich plötzlich in unkontrollierte Lachanfälle ausgebrochen bin und mich kaum beruhigen konnte. Wie kann ein Mensch, der normalerweise fesselnde Thriller schreibt, bei denen man sich manchmal fragt, ob es gesund sein kann, so böse, psychopathische Plots zu kreieren, so unglaublich witzig sein?

Ich bin bekennender Fitzek-Fan und bin fasziniert von seinen Thrillern. Von „Fische, die auf Bäume klettern“ war ich weitaus weniger begeistert, mit dem Buch wurde ich seinerzeit nicht warm, auch wenn mir die Idee gefiel - entsprechend hatte ich eine gewisse Restskepsis, was diesen Nicht-Thriller aus seiner Feder angeht.

Aber als dreifache Mutter ist natürlich allein der Titel des Buches ein Grund, es in die Hand zu nehmen, und der Untertitel „Kein Thriller (auch wenn der Titel nach Horror klingt)“ trifft absolut zu. Ich bin kein Fan von diesen Veranstaltungen und sehr froh, dass meist mein Mann diese Events wahrnimmt.

Die Ausgangslage ist schnell beschrieben: Sascha Nebel sitzt in einem SUV, das er stehlen soll - das plötzlich von einer Frau mit Baseballschläger demoliert wird. Beide fliehen vor der Polizei und landen in einem Elternabend, werden für die Eltern eines Jungen gehalten, die bisher nie auf solchen Veranstaltungen waren, und spielen das Spiel mit, um einer Verhaftung zu entgehen. Was dann passiert, kann sich jeder ausmalen, der schon einmal auf einem Elternabend war - oder eben genau nicht, denn natürlich ist es nicht nur ein normaler Elternabend und auch die Polizei sowie der Besitzer des demolierten Geländewagens sorgen für spezielle Dynamik.

Ich will wirklich nicht zu viel verraten, weil schon der Beginn des Buches so herrlich ist und von einer absurden Steigerung zur nächsten kommt - doch nachdem es in der ersten Hälfte zum Schreien komisch ist, wird es im zweiten Teil deutlich ernster und (gesellschaftlich) relevanter. Eine Triggerwarnung kommt vorneweg, die ich ehrlicherweise im Humorfeuerwerk der ersten 180 Seiten längst wieder vergessen hatte. Es geht bei diesem speziellen Elternabend um Mobbing, Depressionen und Suizid. Fitzek zitiert Mark Twain: „Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Kummer.“

Sebastian Fitzek versteht es dabei wunderbar, diese ernsten Themen leicht und unverkrampft anzusprechen und unsere Augen zu öffnen. Eine meiner Lieblingsstellen ist am Ende: „Ich danke dir. (…) Dass du hinschaust. Dass du reagierst. Dass du handelst. Auch auf die Gefahr hin, etwas falsch zu machen.“

Seid achtsam.

Dieses Buch ist ein must-read, nicht nur für Eltern. 5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Abbruch-Rezi

The Ravenhood - Flock
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„Entwickelst Du etwa Gefühle für mich, Babe?“ - schon der Buchschnitt hätte mich warnen sollen. Bei solchen Sprüchen entwickele ich spontanen Brechreiz, was ehrlicherweise auch die größte Emotion war, ...

„Entwickelst Du etwa Gefühle für mich, Babe?“ - schon der Buchschnitt hätte mich warnen sollen. Bei solchen Sprüchen entwickele ich spontanen Brechreiz, was ehrlicherweise auch die größte Emotion war, die dieses Buch geweckt hat.

Sowieso geht es eher um Erektionen und „Feuchte zwischen den Beinen“ als um Emotionen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich mag Bücher, die „spicy“ sind - das ist nicht der Grund, weshalb ich bei diesem Buch nur 150 Seiten geschafft und es dann aufgegeben habe.

Nein, es ist die komplette Abwesenheit von interessanten Charakteren, Story, Tiefe und Sinn. Die 19-jährige Cecilia, Mauerblümchen vom Dorf, muss ein Jahr bei ihrem schwerreichen Erzeuger in einem anderen unbedeutenden Dorf (Triple Falls) verbringen und in seiner Firma (Fortune 500!) Taschenrechner auf ihre Funktion zu prüfen. Schon das finde ich dermaßen uninspiriert, dass mir die Worte fehlen.

Dort trifft sie aber zum Glück auf Sean, der umwerfend gut aussieht, was mehrfach im oberflächlichsten Backfisch-Stil beschrieben wird. Meine Güte, da schämt man sich ja für seine Geschlechtsgenossinnen, selbst wenn es fiktive Charaktere sind. Das soll sich ja eine Frau ausgedacht haben - irritierend.

Ansonsten gehört Sean zu einer Jungs-Clique in diesem Provinzkaff, die alle eine Raben-Tättowierung tragen und irgendetwas Geheimnisvolles ausstrahlen sollen. Leider nichts, was meine Neugierde geweckt hätte, es wirkt alles wirklich furchtbar irrelevant. Und unplausibel, während Cecilia am ersten Abend auf der Party der Clique noch negativ auffällt, gilt sie ab dem zweiten Tag plötzlich als Inventar - als (teilweise einziges) Mädel in einer reinen Jungs-Gruppe? Come on…

Etwas mehr als 100 Seiten inspirationsfreie Pseudo-Romanze musste ich über mich ergehen lassen, bis es dann zur Sache ging. Und dann muss ich Sätze lesen wie „lege meine Hand fest um seine Erektion“. Seine Erektion. Wer denkt so etwas? Wer sagt so etwas? Wer schreibt so etwas? Geht es um sie selbst, ist es entweder „zwischen meinen Beinen“ oder „meine Pussy“. Prüderie und pornografisch-detaillierte Beschreibung von Sexszenen kriegt nicht jeder hin, das ist schon (sorry für das Klischee) typisch amerikanisch. Da kommt in mir dann auch nicht wirklich Stimmung auf…

Nachdem sie es endlich getan haben, sollte es besser werden, wurde mir von anderen Leserinnen avisiert - wurde es aber nicht. Abbruch nach 150 von etwas mehr als 400 Seiten des ersten Bandes, reichte dann wirklich. Für dieses Buch war mir meine Zeit zu schade.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Das ging mir unter die Haut

I'm Glad My Mom Died
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Jennette McCurdy ist durch die Nickelodeon-Serie „iCarly“ zu einem weltberühmten Kinderstar geworden. In ihre Autobiografie beschreibt sie ihren Weg dorthin und gibt einen Einblick hinter die Kulissen.

Erst ...

Jennette McCurdy ist durch die Nickelodeon-Serie „iCarly“ zu einem weltberühmten Kinderstar geworden. In ihre Autobiografie beschreibt sie ihren Weg dorthin und gibt einen Einblick hinter die Kulissen.

Erst nach dem Tod ihrer Mutter beginnt Jennette, ihre Erlebnisse aus der Kindheit und ihre daraus resultierenden Probleme aufzuarbeiten.

Einst war es der Traum von Jennettes Mutter, Schauspielerin zu werden. Selbst hat sie ihn nicht verwirklichen können und deshalb trieb sie ihre Tochter dazu - leider mit fragwürdigen Methoden. Als Jennette zum Beispiel gerade einmal elf Jahre alt ist, rät sie ihr zum Kalorienzählen und treibt sie damit in eine Essstörung, gegen die Jennette noch heute ankämpft.

Jennettes Kindheit war geprägt von der toxischen Beziehung zu ihrer Mutter. Ihr Buch wirkt wie ein Befreiungschlag und scheint Teil einer Bewältigungsstrategie zu sein.

Mich hat das Buch absolut beeindruckt. Jennette nimmt kein Blatt vor den Mund und schreibt sich gefühlt alles von der Seele. Dabei ist ihr Ton teils bitter, teils getränkt von schwarzem Humor. Die kurzen Kapitel, die entwaffnende Ehrlichkeit und ihre sympathische Art haben mich das Buch regelrecht inhalieren lassen.

Um anderen Betroffenen aufzuzeigen, dass es einen Weg da heraus gibt, dass sie sich nicht schämen müssen und es sich lohnt für ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu kämpfen, dafür ist es wichtig, Bücher mit genau solchen Themen zu schreiben und zu veröffentlichen.

Mich selbst hat das Buch zum Nachdenken gebracht. Ich bin mir sicher, dass man noch mehr für die Einhaltung der Grenzen Kindern gegenüber machen kann. Zu oft bekomme ich mit, dass sie mit „Wenn, dann“-Sätzen erpresst und manipuliert werden. Außerdem war mir das ganze Ausmaß von Essstörungen und der verschiedenen Arten nicht bekannt.

Achtung: Zurecht enthält das Buch eine Triggerwarnung über körperlichen Missbrauch, Alkoholsucht und Essstörungen. Bitte achtet auf euch und lest das Buch nur, wenn ihr damit klar kommt.

(Aus dem Englischen von Sylvia Bieker und Henriette Zeltner-Shane)

Ich vergebe 5/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Überraschend!

Lügen und Leidenschaft. Die Somerset-Saga (3)
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Im dritten und finalen Teil der Somerset-Saga geht es um Betty, die in den vorherigen Bänden eher im Abseits stand. Das kann an ihrer bäuerlichen Herkunft liegen, sie kam eher plump und unbeholfen daher. ...

Im dritten und finalen Teil der Somerset-Saga geht es um Betty, die in den vorherigen Bänden eher im Abseits stand. Das kann an ihrer bäuerlichen Herkunft liegen, sie kam eher plump und unbeholfen daher. Ich hatte also keine große Erwartungen an das Buch, wollte es aber der Vollständigkeit halber lesen.

Tja, dann legte Betty los und hat mich mehr als positiv überrascht. Ich bin richtig traurig, dass diese Reihe jetzt vorbei ist.

Betty ist, wie die Protagonistinnen in den Vorbänden auch, keine typische Frau aus der Zeit, sondern eher modern orientiert. Sie will ihr eigenes Geld verdienen und zwar als Journalistin. Sie lässt sich in keine Schublade stecken und überzeugt mit ihrem Mut, ihrer Intelligenz und Denkweise, die ihr sogar hilft einer Intrige zu entrinnen, in die sie unweigerlich im Laufe der Geschichte hineingezogen wird.

Auch die Liebe spielt eine große Rolle in dem Buch: So anders wie Betty ist, so anders ist auch Robert. Robert ist ihr Vorgesetzter und gehört zur Kategorie „harte Schale, weicher Kern“ und hat weitaus mehr zu bieten als sein gutes Aussehen…

Der Schreibstil von Emma Hunter ist wie gewohnt tadellos: flüssig, humorvoll, on point.

Mir hat besonders gefallen, einen Einblick in den Journalismus zu Regency-Zeiten bekommen zu haben.

Es war richtig schön zu sehen, dass die drei Freundinnen Isabella, Rebecca und Betty immer noch zusammenhalten und Zeit miteinander verbringen. Auch wenn Isabella und Rebecca mittlerweile einen Mann an ihrer Seite haben.

Fazit: Teil drei der Somerset-Reihe hat wieder großen Spaß gemacht, ich vergebe 4/5 Punkten und freue mich auf weitere Bücher von Emma Hunter.

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