Ein Wirrwarr aus coolen Twists und abstrusen, viel zu komplizierten Ideen.
The Run 2: Die Gaben der GötterPuh. Wow. Okay. Das war teilweise ein wirklich anstrengender Leseausflug, der mir an manchen Punkten fast das Hirn geschmolzen hätte. Die Lektüre von Band 1 liegt bei mir nun 7 Monate zurück, weshalb ich ...
Puh. Wow. Okay. Das war teilweise ein wirklich anstrengender Leseausflug, der mir an manchen Punkten fast das Hirn geschmolzen hätte. Die Lektüre von Band 1 liegt bei mir nun 7 Monate zurück, weshalb ich mich nicht mehr an jedes Detail der Geschichte erinnern konnte. Das habe ich beim Lesen auch gespürt, denn die Geschichte und die Welt ist einfach unfassbar komplex und leider wird hier nicht noch einmal ausführlicher beschrieben, was in Band 1 alles so passiert ist. Demzufolge habe ich mit einigen Wissenslücken gelesen, wodurch ich mich hier und da etwas überfordert gefühlt habe und mir viel selbst erschließen musste. Ich kann daher nur wärmstens empfehlen, Band 1 und 2 idealerweise direkt hintereinander zu lesen, damit das Geschehen aus Band 1 noch frisch ist.
Anfangs waren die Wissenslücken aber tatsächlich noch nicht allzu dramatisch, ich kam eigentlich gut wieder in die Geschichte und die Welt rein. Auch die Ausgangssituation, in der Keeran keine Erinnerungen mehr an Sari und seine Liebe für sie hat, und der bevorstehende zweite Run waren spannend. Gleichzeitig setzte sich aber mit dieser Ausgangssituation auch eine große Schwäche von Band 1 fort, an die ich mich noch gut erinnern konnte: das fehlende Mitfiebern in Hinblick auf die Liebesgeschichte. Sari und Keeran gehen nämlich so nervig miteinander um, dass es mir manchmal etwas zu bunt wurde. Mal sind sie abweisend und unangemessen verletzend, mal wieder liebevoll zueinander. Dieses Hin und Her kam teilweise so aus dem Nichts, dass es eher ein Schleudertrauma als Euphorie ausgelöst hat. Die Figuren verhalten sich einfach widersprüchlich. Bei Keeran war das zwar manchmal irgendwie noch nachvollziehbar, weil er einerseits keine Erinnerungen an sie hat, gleichzeitig aber doch irgendwie spürt, dass sein wahres Ich Sari liebt, aber trotzdem war sein Stimmungswandel immer viel zu plötzlich.
Was der Autorin wirklich gut gelungen ist, ist das Hochhalten der Spannung bis zum Ende. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Handlung nur vor sich hinplätschert, es ist dauernd etwas passiert, was einen gut zu unterhalten wusste. Die Kampfszenen sind nicht langweilig, die Twists sind nicht vorhersehbar, sondern im Gegenteil wirklich überraschend und auch gut. Zumindest bis etwa zur Hälfte des Buches. Danach wird es einfach viel zu viel. Man hat das Gefühl, man rennt der Handlung und den vielen Twists mit Mühe und Not hinterher, der eigene Verstand lässt einen irgendwann im Stich und man versucht gar nicht mehr, alles zu verstehen, weil die vielen verschiedenen Gegner mit ihren vielen verschiedenen Plänen, die vielleicht doch gar nicht so verschieden sind, nur noch verwirren. Ich wusste am Ende gar nicht mehr, wo oben und unten ist. Wenn es das Ziel der Autorin war, einfach so viele Details, Twists und Vorfahren (!) einzubauen, dass man die Handlung gar nicht mehr vorhersagen KANN, weil man einfach gar nichts mehr versteht, dann ist es ihr wunderbar gelungen.
Das finde ich ein bisschen schade, weil das Buch hinsichtlich seiner Handlung und anfänglicher Twists großes Potential hatte. Aus meiner Sicht wollte die Autorin nur einfach viel zu viel. Manchmal erschien es mir, als wäre ihr zwischendrin immer wieder etwas Neues eingefallen, was sie dann unbedingt einbauen musste, obwohl sie es ursprünglich ganz anders geplant hatte. Wie ein Flickenteppich aus vielen (guten) Ideen.
Während das ab der Hälfte des Buches also negativ von mir wahrgenommen wurde, war dafür die Liebesgeschichte ab diesem Punkt auf einmal viel besser, sodass ich mich am Ende auch über den Epilog gefreut habe.
Fazit
Eine spannende Ausgangssituation entwickelt sich hier leider in einen erschlagenden Flickenteppich aus guten Ideen, die für sich genommen viel Potential haben, in ihrer Vielfalt aber einfach zu viel sind und einen irgendwann gar nichts mehr verstehen lassen. Deshalb sind es leider nur 3 Sterne von mir.