Von Olivia Miles habe ich bereits »Weihnachten in Briar Creek« gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich war also schon mit dem Schreibstil der Autorin vertraut und habe mir einiges von der Geschichte ...
Von Olivia Miles habe ich bereits »Weihnachten in Briar Creek« gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich war also schon mit dem Schreibstil der Autorin vertraut und habe mir einiges von der Geschichte erhofft, vor allem auch, weil sie ein Thema anschneidet, das ich in Liebesromanen eigentlich ganz gerne lese: das Führen einer Fake-Beziehung. Mittlerweile merke ich aber, dass ich des Themas auch langsam überdrüssig werde, weil man es wirklich unheimlich oft zu lesen bekommt, und letztendlich scheint auch jede dazugehörige Geschichte sehr ähnlich zu sein und nichts Neues mehr zu bieten. Leider trifft das auch auf »No Sweeter Love« zu, auch wenn man der Autorin zugestehen muss, dass sie zumindest mit einigen Erwartungen bricht.
Olivia Miles‘ Schreibstil liest sich auch hier wieder sehr angenehm, sie schreibt leicht, ohne drückende Töne, entwirft authentische Dialoge und sympathische Figuren, die aber nur eine sehr geringe Tiefe aufweisen. Sowohl Claire als auch Ethan habe ich auf den ersten Blick liebgewonnen und vor allem mit Claire von der ersten Sekunde an mitgefühlt, weil man direkt in ihre „Probleme“ hineingeworfen wird. Besonders imponiert hat mir die starke Freundschaft zwischen den beiden, weshalb es mir nicht schwerfiel, auf mehr zwischen ihnen hinzufiebern, da die Chemie und die Verbindung zwischen ihnen sehr glaubwürdig rüberkamen.
Wegen der klischeehaften Storygrundlage fehlte es der Geschichte aber leider erheblich an Spannung. Zwar erwartet man hier und da bestimmte Geschehnisse bzw. Verhaltensweisen der Figuren, die dann erfrischender Weise doch ganz anders kommen, aber im Grunde genommen weiß man eigentlich von Anfang an, wo die Geschichte hinführt. Es gibt die langsamen Annäherungen, den großen Knall und das Happy End – also keine Überraschungen, die etwas Spannung aufbauen würden. Mir persönlich fehlte es außerdem auch an den Schmetterlingen im Bauch und der kribbeligen Aufregung, die ich mir von Liebesromanen erhoffe – das hat hier völlig gefehlt. Die Liebesgeschichte ist ruhig und entspannend, aber leider auch kaum Aufsehen erregend.
Fazit
Eine Liebesgeschichte für zwischendurch, bei der man entspannen und abschalten kann, die aber leider ohne Bauchkribbeln daherkommt und alles andere als innovativ ist. Bedauerlicherweise verpasst man nichts, wenn man sie nicht liest. 3,5 Sterne.
Nach dem fiesen Cliffhanger in Band 1 musste ich mir direkt Band 2 vorknöpfen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. New Adult Büchern, die sich über zwei oder mehr Bände erstrecken, bin ...
Nach dem fiesen Cliffhanger in Band 1 musste ich mir direkt Band 2 vorknöpfen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. New Adult Büchern, die sich über zwei oder mehr Bände erstrecken, bin ich meistens etwas skeptisch gegenüber, da die Geschichte meiner Erfahrung nach oft nur unnötig in die Länge gezogen wird. Die Befürchtung hatte ich auch hier, sie hat sich aber nur in kleinen Teilen bestätigt.
Schon in meiner Rezension zu Band 1 habe ich geschrieben, dass das Drama am Ende des Buches in meinen Augen recht unnötig ist – das Happy End wird hinausgezögert, wie man das aus vielen Büchern des Genres kennt. Das hat sich in zwei Dritteln des Folgebandes für mich auch dezent bestätigt, weil letztendlich alles doch so viel einfacher sein könnte. Dies ist jedoch aus zwei Gründen verzeihlich.
Zum einen wird Sages Handeln dadurch nachvollziehbarer und realistischer. Oft geht es in New Adult Büchern in Hinblick auf die Konfliktlösung viel zu schnell, wodurch der Konflikt letztendlich als nichtig und lächerlich erscheint – warum wird so ein großer Wirbel um diese Sache gemacht, wenn die Lösung dann doch so einfach ist? Das ist hier authentisch gelöst: Die Lösung ist dem Konflikt angemessen, es wird sich Zeit genommen, um dorthin zu gelangen. Ob sich zu viel Zeit genommen wird, ist dann die andere Frage, die sich für mich aber erst 60 Seiten vor Ende des Buches wirklich gestellt hat, denn erst da kam bei mir der Gedanke auf, dass ich jetzt eigentlich gerne schon am Ende des Buches angelangt wäre. Auf den letzten 60 Seiten ist aber noch viel Wichtiges für die Geschichte passiert, deshalb ist dieser kurze Anflug von Lustlosigkeit kaum der Rede wert.
Zum anderen habe ich dieses „Hinauszögern des Happy Ends“ als nicht so drastisch empfunden, weil es der Autorin dennoch gelungen ist, mich durchgehend zu unterhalten. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Drang, die Augen über das Herumeiern der Protagonisten zu verdrehen, denn letztendlich gibt es für Sages Verhalten, für ihr Zögern und ihr Zurückziehen, nachvollziehbare Gründe, auch wenn man hier und da argumentieren könnte, dass sie es sich unnötig schwer macht. Ihre schwierige Vergangenheit lässt den Leser das aber verstehen. Dadurch, dass ich nie die Lust verloren habe, weiterzulesen, dadurch, dass immer irgendetwas Spannendes, Interessantes oder Schönes passiert ist, wiegt dieser Kritikpunkt für mich nicht so schwer.
Sages und Lucas Geschichte – und auch Sages eigene Geschichte im Besonderen – hat mir bis zum Ende Spaß gemacht, wobei ich auch dieses Mal wieder sehr angetan davon war, wie die Autorin Sages Entwicklung beschrieben hat. Ihre Ängste lösen sich nie völlig in Luft auf, aber es wird glaubwürdig dargestellt, wie diese immer weniger Macht über sie haben. Und mit ihnen ihr personifizierter Albtraum.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen und hat die Geschichte für mich nahezu perfekt abgeschlossen. Wir dürfen noch ein letztes Mal erleben, wie stark unsere zu Beginn verängstigte und vorsichtige Protagonistin geworden ist, wie sehr die Erlebnisse in den beiden Büchern sie verändert und gestärkt haben. Das einzige, was ich am Ende auszusetzen habe, ist die Tatsache, dass wir im Epilog fast nichts mehr über die Nebencharaktere erfahren, obwohl sich das eigentlich angeboten hätte. Zuvor wurden einige mögliche Entwicklungen für sie angedeutet, auf die ich zum Teil auch gehofft habe (Stichwort: Connor und Aaron?), die hier aber nicht nochmal thematisiert und offengelassen wurden. Das finde ich etwas schade. Ich weiß nicht, ob die Autorin bezüglich ihrer Nebencharaktere noch irgendetwas geplant hat (vielleicht ist mir auch etwas entgangen?), aber ich hoffe jedenfalls stark darauf, denn ich habe den Freundeskreis um Sage und Luca sehr ins Herz geschlossen und würde gerne mehr von ihnen lesen.
Fazit
Ein solider Folgeband, der genauso gut unterhält wie „Berühre mich. Nicht.“ und die Geschichte zufriedenstellend abschließt. Nur von den Nebencharakteren würde ich gerne noch mehr lesen, weil mir da zu viel offenbleibt. Ich vergebe wieder 4 Sterne.
Die ersten Bücher, die ich von Laura Kneidl gelesen habe, waren „Die Krone der Dunkelheit“ Band 1 und 2, von denen ich restlos begeistert war. Nicht nur hat mich ihr wahnsinnig guter Schreibstil überzeugt, ...
Die ersten Bücher, die ich von Laura Kneidl gelesen habe, waren „Die Krone der Dunkelheit“ Band 1 und 2, von denen ich restlos begeistert war. Nicht nur hat mich ihr wahnsinnig guter Schreibstil überzeugt, auch hinsichtlich des Worldbuildings, der Plotline und der Ausgestaltung der Charaktere hat einfach alles gestimmt. Umso gespannter war ich nun auf „Berühre mich. Nicht.“, das nochmal ein ganz anderes Genre bedient, auch wenn mir schon klar war, dass ich meine Erwartungshaltung entsprechend anpassen müsste. Langer Rede kurzer Sinn: Laura Kneidl hat mich auch im New Adult Genre nicht enttäuscht, auch wenn ihre Fantasy-Romane nochmal ein anderes Kaliber sind.
Kneidls Schreibstil liest sich auch in „realistischer“ Atmosphäre sehr bildhaft und brilliert vor allem in der Beschreibung von Sages Gefühlen – ob nun positiver oder negativer Art. Sie findet schöne Worte, um Sages Emotionen manchmal nahezu poetisch zu beschreiben, und erzielt damit den Effekt, dass diese umso eindringlicher beim Leser ankommen, ohne dafür in die Dramakiste greifen zu müssen. Alles kommt sehr authentisch daher, weshalb ich mit Sage stets mitfühlen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen konnte, auch wenn ich in gewissen Situationen sicherlich anders gehandelt hätte.
Mit Sage bekommen wir keine Protagonistin vorgesetzt, die sich von denen aus anderen New Adult Romanen groß abheben würde, denn einer jungen Frau, die aufgrund eines oder mehrerer Ereignisse in ihrer Vergangenheit nun vorsichtig, schüchtern und zurückhaltend, wenn nicht sogar ängstlich auftritt, sind vermutlich die meisten New Adult Leser schon begegnet. Auch die anderen Charaktere sind recht unauffällig und nichts, was man nicht schon mal irgendwie gelesen hätte: Wir haben den männlichen Gegenpart Luca, einen Playboy, der für seine Frauengeschichten bekannt ist, letztendlich aber einfach nur nicht verletzt werden möchte, die neue beste Freundin April, die gleichzeitig Lucas Schwester ist, die „alte“ beste Freundin Megan, die auf amüsante Weise etwas verrückt ist, und einige weitere Nebenfiguren, die definitiv ihren Teil dazu beisteuern, dass die Geschichte so unterhaltsam ist, wie sie nun mal ist, mit denen aber auch das Rad nicht neu erfunden wird. Letztendlich ist das aber auch gar nicht nötig, denn im New Adult Genre ist es mir mit das Wichtigste, dass es einen Freundeskreis gibt, der einen zum Wohlfühlen einlädt, gute Unterhaltung bietet und mich in gewissen Szenen auch zum Lachen bringen kann, und das war hier der Fall.
Besonders wird die Geschichte nicht durch die Charaktere, ja nicht einmal durch die eigentliche Liebesgeschichte, sondern durch Sages Situation, ihre Vergangenheit und wie sich diese auf ihre Gegenwart auswirkt. Wie die Autorin mit dem Thema häuslicher Gewalt und Angststörungen umgeht – das hebt die Geschichte von anderen des Genres ab, denn es wirkt nicht so, als hätte Kneidl ihrer Protagonistin eine schwierige Vergangenheit verpasst, nur um der Geschichte etwas Würze zu geben (wie das recht oft der Fall ist). Sie rückt das Thema gezielt in den Mittelpunkt und webt darin die Liebesgeschichte ein. In einem Interview spricht sie selbst davon, dass sie sich dafür entschieden hat, das Thema häusliche Gewalt zu behandeln, weil sie deren Romantisierung in anderen Büchern etwas entgegensetzen will. Ich denke da beispielsweise an „Wild Hearts“ (das zwar nach Kneidls Buch erschienen ist, aber als Negativbeispiel dennoch bestens funktioniert), in dem das Thema hauptsächlich zu besagten „Würzungszwecken“ thematisiert wird und weder Tiefe noch Glaubwürdigkeit aufweist. Bei „Berühre mich. Nicht.“ ist das anders: das Thema ist die ganze Zeit präsent, es wird sich aktiv damit auseinandergesetzt, Sages Umgang mit ihrer Vergangenheit wird glaubwürdig geschildert und es wird dem Leser begreiflich gemacht, wie stark Sages Gegenwart durch ihre Vergangenheit beeinflusst wird. Was für tiefe Narben derartige Erfahrungen hinterlassen können – und das stets ohne ein gänzlich trostloses Bild zu zeichnen.
Kneidl geht hier nicht den Weg, möglichst lange ein Geheimnis aus Sages Erlebnissen zu machen, um künstlich Spannung aufzubauen (obwohl der Leser meistens eh schon ahnt, was es damit auf sich hat) – der Leser ist in Bezug auf Sage sehr schnell im Bilde und darf somit an der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit aktiver teilnehmen, darf miterleben, wie sie sich (nachvollziehbar und nicht von jetzt auf gleich) entwickelt und welche Fort- und welche Rückschritte sie macht. Ihre Probleme sind – und das ist hier der Knackpunkt – nicht auf einmal gelöst, nur weil sie Luca trifft.
Trotzdem sind es nicht nur die ernsten Töne des Buches, sondern auch die leichten, ja manchmal sogar schlichtweg süßen Momente, die mich an die Seiten gefesselt, mir imponiert und einfach Spaß gemacht haben. Sage und Luca sind ein süßes, sympathisches und amüsantes Paar, dessen Szenen ich mal mit einem Lächeln, mal mit einem Grinsen und auch mal mit einem Zähneknirschen gelesen habe.
Die Geschichte ist stellenweise schon vorhersehbar und gegen Ende wird dann doch ein wenig überdramatisiert, um wie so oft einen Konflikt zu provozieren, der vielleicht nicht zwingend nötig wäre, wenn die Protagonisten einfach mal miteinander reden würden, aber darüber lässt sich hinwegsehen, weil es letztendlich auch noch andere offene Aspekte gibt (vor allem in Bezug auf Sages Entwicklung), für die es ohnehin einen zweiten Band braucht, um zufriedenstellend abgeschlossen zu werden. Ich bin gespannt, ob Kneidl das im Folgeband gelingen wird, und freue mich aufs Weiterlesen.
Fazit
Die Liebesgeschichte von Sage und Luca hebt sich durch die eindringliche, authentische Darstellung von Sages Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit ab, auch wenn sie in anderen Punkten wie z.B. der Charaktergestaltung recht gewöhnlich daherkommt. Eine gute Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit, die mich zu unterhalten wusste – 4 Sterne!
»Kennt ihr das, dass man manchmal gar nicht weiß, wie durstig man ist, bis man den ersten Schluck trinkt?« (2%)
»Dry« hatte ich seit seinem Erscheinen auf dem Schirm, weil ich erstens, seit ich Scythe ...
»Kennt ihr das, dass man manchmal gar nicht weiß, wie durstig man ist, bis man den ersten Schluck trinkt?« (2%)
»Dry« hatte ich seit seinem Erscheinen auf dem Schirm, weil ich erstens, seit ich Scythe gelesen habe, große Stücke auf Neal Shusterman halte, und zweitens die Thematik unglaublich wichtig und gar nicht mal so undenkbar ist. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch, konnten aber von Shusterman und seinem Sohn mehr als getroffen werden.
Schon auf den ersten Seiten schleicht sich das unterschwellige Gefühl von Bedrohung an, das sich auf den folgenden Seiten immer mehr in die Höhe schraubt. Gemeinsam mit Protagonistin Alyssa wird man in eine andere Wirklichkeit geworfen, eine, in der das Wasser von einem Tag auf den anderen urplötzlich und ohne Warnung abgestellt wird und von jetzt auf gleich bizarre Wasserknappheit herrscht. Mit ihrem flotten, jugendlichen und intelligenten Schreibstil kreieren Neal und Jarrod Shusterman eine bedrohliche, unheilvolle Atmosphäre, die dadurch noch verstärkt wird, dass sie so erschreckend realistisch und greifbar wirkt. Hier wird wahrlich eine Zukunftsvision entworfen, die von unserer Realität nicht allzu weit entfernt zu sein scheint.
»Irgendwas fühlt sich komisch an. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es hängt in der Luft wie ein Geruch. Es ist die Ungeduld der Menschen vor den Kassen. Fast wie mit einem Rammbock bahnen sich die Leute mit ihren Einkaufswagen einen Weg durch die Schlangen. Es herrscht eine Art primitive Ur-Feindlichkeit, nur verdeckt von einer dünnen Schicht aus vorstädtischer Höflichkeit, die langsam fadenscheinig wird.« (3%)
Wir lesen aus der Sicht mehrerer Personen: hauptsächlich einer Gruppe Jugendlicher, die unsere Protagonisten sind, hin und wieder finden sich aber auch Sequenzen von vermeintlich zufälligen Menschen, die sich ebenfalls in irgendeiner Weise dieser Krise ausgesetzt sehen. Irgendwie hängt aber doch alles zusammen, alles spielt irgendwo eine Rolle.
»Für eine Wasserkrise gibt es keine Radarbilder. Keine Sturmfluten, keine Trümmerfelder. Der Tap-Out ist so lautlos wie Krebs.« (6%)
Die Anfänge verfolgen wir vor allem aus Alyssas Sicht, einem Mädchen, das nicht weit vom Schulabschluss entfernt ist und gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Onkel und ihrem kleinen Bruder die ersten Probleme zu bewältigen versucht, die unmittelbar nach Abdrehen des Wassers nicht lange auf sich warten lassen. Wir starten also in einem Umfeld, das den meisten von uns bekannt vorkommen dürfte, und verfolgen schrittweise mit, wie sich die Lage immer mehr zuspitzt. Neben Alyssa lesen wir zu großen Teilen auch aus der Sicht von ihrem Nachbarn Kelton, der schon seit Ewigkeiten in Alyssa verliebt ist und dessen Familie sich als einzige in der Gegend wirklich auf die herannahende Katastrophe vorbereitet hat: sie haben Lebensmittel- und Wasservorräte und sind nach kurzer Zeit auch noch die einzigen mit Strom. Nicht schwer zu erraten, dass das bald einige Schwierigkeiten mit sich bringt, denn je durstiger die Menschen werden, desto mehr büßen sie auch von ihrer Menschlichkeit ein.
»Wenn es ums Überleben geht, hat man keine Nachbarn!« (22%)
Mit der Zeit gewinnen wir noch zwei weitere wichtige Charaktere dazu: Auf der einen Seite haben wir Jacqui, einer draufgängerischen jungen Frau, die sich schon seit Längerem alleine durchschlägt und in leerstehenden Häusern einnistet, und auf der anderen Seite haben wir den berechnenden Henry, der jede noch so ungünstige Situation zu seinem Vorteil zu nutzen versucht. Zu fünft ergeben sie ein bunt durchwürfeltes Grüppchen, in dem Vorsicht und Misstrauen an der Tagesordnung stehen. Auch wir als Leser wissen nie, was wir von den einzelnen Figuren zu erwarten haben.
Dazu trägt auch bei, dass hier unglaubliche Charakterentwicklungen gezeichnet werden. Entwicklungen, die manchmal eine Gänsehautwelle bei mir zur Folge hatten. Man kann sich bei manchen Charakteren zwei klare Situationen herauspicken und einander kontrastiv gegenüberstellen, so klar und unerbittlich führen die Shustermans uns hier vor Augen, wie sehr wir uns angesichts einer derartigen Katastrophe verändern können, wenn sie uns zum Überlebenskampf herausfordert. Und all das geschieht durchaus glaubwürdig und realistisch und bringt einen wirklich zum Nachdenken: Würde ich mich in der Situation genauso verhalten, wenn meine Werte von jetzt auf gleich verschoben wären? Wenn in meinem Kopf nichts anderes Platz hätte als der Wunsch nach Wasser? Unmöglich, diese Fragen zu beantworten, wenn man sich der Situation nicht selbst ausgesetzt sieht.
Das Leseerlebnis, das durch einige herausstechende Momente, die besonders berühren, erschrecken, Gänsehaut oder Tränen auslösen, sehr intensiv wird, ist auch deshalb so eindrucksvoll, weil die Autoren so viele intelligente, philosophische Gedankengänge und interessantes Wissen einstreuen, sodass man sich als Leser nebenbei auch noch weiterbilden kann. Was passiert, wenn der Ausnahmezustand ausgerufen wird? Wie lange kann man ohne Wasser überleben? Wie fühlt es sich an, zu verdursten?
»Wir kennen alle dieses Gefühl, wenn man nur für den Bruchteil einer Sekunde überlegt, sein Auto in den Gegenverkehr zu steuern. Oder von einem Balkon zu springen. […] Natürlich würde man keins dieser Dinge tatsächlich tun, doch das Gefühl ist da, wie ein Wind im Rücken, der einen sanft drängt, wenn man am Rand einer Klippe steht. […] Mein Psychiater […] nennt dieses Gefühl „den Ruf der Leere“. Es ist ein reales Phänomen […].« (32%)
»Dry« hat bei mir nicht selten einen Nerv getroffen, mich schockiert, überrascht und berührt, aber mich haben vor allem die vielen eingestreuten Informationen und philosophischen Gedanken beeindruckt.
Das einzige, an dem ich ein klein bisschen etwas auszusetzen habe, ist das Ende, das man fast schon als flott und schonend bezeichnen kann. Es geht am Ende alles sehr schnell und vergleichsweise positiv vonstatten, was ich mir bei dem Gesamtbild anders vorgestellt hätte. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt und dafür finde ich die erschreckenden Ausmaße einer derartigen Krise angemessen dargestellt. Nicht zu harmlos und beschönigend, aber auch nicht zu verstörend und trostlos. Mit Blick darauf kann ich darüber hinwegsehen und mein insgesamt begeisterter Eindruck wird davon nicht getrübt.
Fazit
Ich bin also wieder einmal völlig hin und weg. Wer nach einem Shusterman-Buch greift, kann sich sicher sein, dass er nicht nur zu seiner bloßen Unterhaltung liest, sondern auch noch mit spannendem, interessantem Wissen gefüttert und zum Nachdenken angeregt wird. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung an absolut jeden Leser über 14. Volle Punktzahl!
Ich muss gestehen, ich hatte recht bescheidene Erwartungen an das Buch. Im Grunde genommen war das ganz gut, da ich es dadurch etwas positiver wahrgenommen habe, als wenn ich mit hohen Erwartungen herangegangen ...
Ich muss gestehen, ich hatte recht bescheidene Erwartungen an das Buch. Im Grunde genommen war das ganz gut, da ich es dadurch etwas positiver wahrgenommen habe, als wenn ich mit hohen Erwartungen herangegangen wäre: So empfinde ich „Flirting with Fire“ als mittelmäßig gut – eine seichte Lektüre für zwischendurch, die mit ein paar Szenen aufwartet, bei denen ich eher peinliches Unbehagen empfunden habe, als sie zu genießen. Nun ja. Wer eine originelle Liebesgeschichte sucht, die sich von der Masse abhebt, wird hier leider nicht fündig.
Mich hat das Cover auf das Buch aufmerksam werden lassen, weil der Kontrast zwischen der orange-gelben Schrift und dem dunklen Shirt des Mannes, der vermutlich Mauro darstellen soll, einfach klasse aussieht. Das Cover ist ein totaler Eye-Catcher und ist gut darauf abgestimmt, dass Mauro Feuerwehrmann ist. Das Pseudonym der Autorinnen hat bei meiner Leseentscheidung keine Rolle gespielt, da mich die Klappentexte ihrer anderen Bücher bisher nicht so wirklich angesprochen haben. Der hier war diesmal eine Ausnahme, weil ich Geschichten, in denen die Protagonisten eine kleine Vorgeschichte haben, sehr gerne lese.
In der Leseprobe hatte ich den nervigen Eindruck, dass Maddie in der Vergangenheit etwas zu viel Mitleid mit sich selbst hat. In fast jedem zweiten Satz fällt die Äußerung, dass sie nicht dem Schönheitsideal entspricht, dass Mädchen wie sie nicht ins Rampenlicht gehören und dass sie ihre Freundin Lauren davon abhält, beliebt zu sein. Ich hatte so sehr darauf gehofft, dass sie in der Zukunft selbstbewusster auftritt, weil das meiner Meinung nach immer guter Stoff ist, um eine Geschichte zu füllen.
Haben sich meine Hoffnungen erfüllt? Geht so. Madisons Unsicherheit lauert immer noch dicht unter der Oberfläche und sorgt vor allem am Ende noch für (in meinen Augen) unnötiges, konstruiertes Drama. Das wäre natürlich überhaupt nicht schlimm (sondern sogar realistisch), wenn eine Charakterentwicklung zu beobachten wäre, aber das ist nicht der Fall. Am Ende gelangt sie auf einmal (!) doch noch zu weltbewegenden Erkenntnissen (nämlich, dass man sich von seinen Ängsten und Unsicherheiten nicht aufhalten lassen darf). Mauro scheint seine Versicherungen, dass er Maddies Inneres liebt und ihr Äußeres nur eine geringere Rolle spielt, ernst zu meinen, aber bei Maddie scheint diese Sache mit der inneren Schönheit auch am Ende noch nicht angekommen zu sein. Das finde ich irgendwie schade, denn wenn man das Thema schon anschneidet und die Protagonistin damit ein bisschen zu kämpfen hat, sollte da schon noch irgendeine Entwicklung stattfinden. Finde ich jedenfalls.
Abgesehen davon ist Maddie als Protagonistin … recht gewöhnlich. Hin und wieder ist sie ganz witzig, dann nervt sie ein-, zweimal (vor allem am Ende) und ja, im Großen und Ganzen: Ich werde sie wohl bald schon wieder vergessen, weil sie weder positiv noch negativ herausgestochen ist.
Das Gleiche gilt leider auch für Mauro, denn das Einzige, was mir bei ihm wohl im Gedächtnis bleiben wird, ist die Tatsache, dass er seine zuvorkommende Gentleman-Einstellung etwas zu ernst nimmt und mit der Romantik gerne übertreibt. Da bittet er Maddie doch jedes Mal im Wagen sitzen zu bleiben, bis er ihr die Beifahrertür öffnet – wie bizarr ist das denn? Und dann gibt er ein paar Bemerkungen von sich, die so schmalzig und in der jeweiligen Situation teilweise sogar recht deplatziert sind, dass es mich in diesen Momenten ein bisschen geschüttelt hat. Ich bin echt kein Romantik-Allergiker, aber manches ist halt einfach drüber und stört den Lesefluss. So hätte ich diese Aktion am Ende – Stichwort „Wir bereinigen die Vergangenheit“ – auch nicht gebraucht, denn das war für mich der reinste Cringe-Moment.
Die Nebencharaktere sind noch eine Erwähnung wert, denn: Sie sind grausig. Ganz vorne mit dabei sind Lauren und Luca, bei denen ich echt den Eindruck bekommen habe, dass sie sich in ihrer Unausstehlichkeit immer wieder zu überbieten versucht haben. Lauren ist unglaublich nervig und handelt auf dem Niveau eines Kleinkinds und Luca benimmt sich mit seinen 27 Jahren (!!!) wie ein maximal 15-jähriger pubertärer Teenager. Ich werde mich so weit wie möglich von deren Geschichte fernhalten. Der einzige Charakter (von Mauros Eltern mal abgesehen), der mir wirklich positiv aufgefallen ist, ist Cristian. Er kommt sogar noch besser weg als Maddie und Mauro, weshalb seine Geschichte ganz interessant sein könnte.
Aber zurück zu Mauro und Maddies Geschichte: Wenn man über die kleinen, erwähnten „Aussetzer“ hinwegsehen kann, dann bekommt man hier eine ganz unterhaltsame Liebesgeschichte, die sich schnell weglesen lässt, wenig Tiefe aufweist und keine Überraschungen bietet. Man weiß recht früh, was (oder wer) den beiden Steine in den Weg legen wird, und ja, es ist schon fast enttäuschend, wie sehr sich hier an bekannte Muster geklammert wird. Die Gefühle zwischen Mauro und Maddie wachsen recht schnell, ich fand sie aber überraschenderweise doch recht glaubwürdig, auch wenn man hier nicht erwarten darf, dass man emotional weggefegt wird. Außerdem war es irgendwie merkwürdig, wie oft sie sich beiläufig (wenn auch indirekt) sagen, dass sie sich lieben, und Mauro immer noch „Angst“ vor einem Liebesgeständnis hat. Besagte Liebesgeständnisse gehen am Ende dann auch so nebensächlich von der Hand, sodass man sich eigentlich nicht wundern muss, warum man als Leser emotional nicht wirklich mitgerissen wird. Das Knistern und die Schmetterlinge haben mir komplett gefehlt, sodass ich die Sexszene sogar eher in die Cringe-Kategorie einordnen würde. Ich konnte mich leider überhaupt nicht darauf einlassen.
„Durchschnitt“ trifft es eigentlich recht gut. Man kann über alle erwähnten Kritikpunkte hinwegsehen, wenn man seine Erwartungen herunterschraubt und sich einfach berieseln lässt. Ich kam trotz Leseflaute gut durch die Seiten und habe mich nie gelangweilt, auch wenn beim Weglegen des Buches wegen der fehlenden Spannung kein richtiger Drang da war, unbedingt weiterlesen zu wollen.
Fazit
Wenn man sich oft in dem Genre bewegt, dann hat man so eine Liebesgeschichte garantiert schon mal gelesen. Das Rad wird hier nicht neu erfunden und es wird sich fast schon akribisch an altbewährte Muster geklammert, sodass man keine Überraschungen erwarten sollte. Ein bisschen enttäuschend fand ich die fehlende Charakterentwicklung der Protagonistin, Mauros romantische Ader war etwas too much und Lauren und Luca waren als Nebencharaktere zum Weglaufen schrecklich. Aber: Wenn man über all das hinwegsieht, ist die Geschichte trotzdem unterhaltsam und gelegentlich sogar wirklich ganz witzig, sodass sie sich als Lückenfüller für zwischendurch anbietet. Von mir gibt es durchschnittliche 3 Sterne.