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Veröffentlicht am 16.03.2020

Verwirrende Details, die zu viel Druck für das Ende aufbauen. Mir fehlte der Wow-Effekt.

Liebes Kind
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»Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.«

Diese Aussage war es unter anderem, die mich auf das Buch ungemein neugierig gemacht hat. Dementsprechend waren auch meine Erwartungen in Bezug darauf sehr ...

»Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.«

Diese Aussage war es unter anderem, die mich auf das Buch ungemein neugierig gemacht hat. Dementsprechend waren auch meine Erwartungen in Bezug darauf sehr hoch, dass sich dieser Thriller von anderen abhebt, was ich beim Lesen aber nicht so empfunden habe. Klar, die Handlung setzt ein, nachdem Lena ihrem Entführer entkommen konnte, letztendlich gab es für mich aber keine Details, die mich in besonderem Maße weggefegt hätten, obwohl ich mich insgesamt trotzdem ganz gut unterhalten fühlte.

Romy Hausmanns Schreibstil fand ich sehr angenehm und fesselnd zu lesen. Besonders der Sichtwechsel, der auch Änderungen in der Erzählweise mit sich gebracht hat, hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich für die wenigsten Charaktere Sympathie aufbringen konnte. Das hing zu einem großen Teil auch damit zusammen, dass Verwirrung von Beginn an der ununterbrochene Begleiter des Lesers ist. Immer wieder werden einem mysteriöse Häppchen hingeworfen, die weitere Fragen aufwerfen und dadurch auf der einen Seite natürlich Spannung erzeugen, andererseits aber auch ein gelegentliches Stirnrunzeln zur Folge haben. So warf das Verhalten einiger Charaktere immer wieder Fragen auf, die sich für mich auch nach Beenden des Buches teilweise noch unbeantwortet anfühlen. Ich hatte hier am Ende das Gefühl, dass in manche Aspekte einfach nicht genug Einblick gegeben wird, um die Figuren, deren Handeln und ihre Gedanken vollständig verstehen zu können. Aufgrund dessen habe ich manches einfach als merkwürdig empfunden, ohne eine Erklärung dafür zu bekommen.

Die Tatsache, dass so viele neugierig machende Puzzleteile zusammenkommen, hat mich bis zum Ende an die Seiten gefesselt, obwohl ich gleichzeitig nicht behaupten würde, dass sich handlungstechnisch besonders viel tut. Ich habe die Handlung doch eher als ruhig wahrgenommen, die Spannung ist unterschwellig spürbar und schraubt sich in einigen wenigen Szenen in die Höhe, sodass man sich hier noch stärker an den Seiten festsaugt. Die Cliffhanger der einzelnen Erzählperspektiven sind gut gesetzt und werfen dem Leser spannende Häppchen hin, die teilweise vorhersehbar sind, teilweise aber auch völlig unerwartet kommen, weil man in die Richtung gar nicht gedacht hat.

Durch die vielen verwirrenden Aspekte wird natürlich ordentlich Druck für die Auflösung aufgebaut. Das Ende kann dem in meinen Augen aber leider nicht standhalten. Zwar gab es ein paar Wendungen – und seien sie noch so klein –, die mich überrascht haben, weil ich manche Dinge gar nicht infrage gestellt oder in eine ganz andere Richtung gedacht habe, letztendlich fehlte mir aber vor allem bei der großen Auflösung das gewisse Etwas, das mich von den Socken haut. Ich fand es nicht vorhersehbar, objektiv betrachtet sogar interessant und pfiffig eingefädelt, aber zwischen mir und den Enthüllungen hat es irgendwie trotzdem nicht gefunkt. Ich hatte mehr erwartet, Außergewöhnlicheres, weil diese ganzen merkwürdigen Details das eigentlich erhoffen ließen.

Fazit

Ein Buch, das mich bis zum Ende zu fesseln wusste, dem in der Auflösung aber das gewisse Etwas fehlte, um richtig zu begeistern. Außerdem fühlte ich mich nicht hundertprozentig zufriedengestellt, weil manches unklar bleibt. Deshalb sind es für mich 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Süße Eishockey-Lovestory, die einfach glücklich macht.

Maybe this Time - Und auf einmal ist alles ganz anders
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Mich haben im Klappentext viele Aspekte angesprochen, weshalb das Buch schon seit einer ganzen Weile sein Dasein auf meinem SuB gefristet hat. Jetzt habe ich es endlich davon befreit und muss sagen, dass ...

Mich haben im Klappentext viele Aspekte angesprochen, weshalb das Buch schon seit einer ganzen Weile sein Dasein auf meinem SuB gefristet hat. Jetzt habe ich es endlich davon befreit und muss sagen, dass „Maybe this Time“ meine Erwartungen voll und ganz erfüllt hat: Man erwartet eine süße Liebesgeschichte zum Wohlfühlen und bekommt auch genau das.

Jennifer Snows Schreibstil liest sich angenehm und leicht, der Ton des Buches ist überwiegend positiv, nur gelegentlich drängen sich ein paar negative Gefühle wegen Abbys Exmann auf, die aber nie drückend werden. „Maybe this Time“ ist ein Wohlfühlbuch durch und durch, bei dem man sich entspannt zurücklehnen, aber trotzdem schwärmend mitfiebern kann.

Besonders imponiert haben mir die beiden Protagonisten, die wirklich unglaublich sympathisch sind. Auf der einen Seite haben wir Abigail, die sich gerade von ihrem Eishockeyspieler-Mann Dean scheiden lässt und mit ihrer neunjährigen Tochter in ihre Heimatstadt zurückzieht, um einen Neuanfang zu wagen. Die Umstände ihrer Scheidung, Deans aktuelles Verhalten, Jacksons anfängliche Einstellung und die eingeschnappte Haltung ihrer Tochter Dani zu Beginn haben mich auf Anhieb mit der alleinerziehenden Mutter mitfühlen lassen. Die ehrlichen Gefühle für ihre Tochter werden sehr authentisch transportiert und haben sie mir nur noch sympathischer gemacht, während ich mich über Dean immer wieder geärgert habe.

Jackson mochte ich hingegen von Anfang an: Abigail nimmt ihn zwar als distanziert und abweisend wahr, weil er sich in ihrer Gegenwart bewusst so gibt, um seine wahren Gefühle zu verschleiern, aber durch den regelmäßigen Sichtwechsel wird dem Leser recht schnell klar, dass der arme Kerl sich schon seit Jahren nach Abigail verzehrt. Seine Gedanken über sie haben mich regelmäßig zum Lächeln gebracht und man kann Jackson gar nicht nicht mögen, weil er der Inbegriff eines guten Kerls ist.

Ich liebe Liebesgeschichten, bei denen die Protagonisten eine Vorgeschichte haben, was ja auch hier der Fall ist. Gelegentlich bekommen wir durch kurze Rückblenden einen kleinen Einblick in die Vergangenheit der beiden, wodurch ich vor allem Jackson immer stärker ins Herz geschlossen habe. Die Tatsache, dass er schon seit Jahren in sie verliebt ist, das aber mit abweisendem Verhalten zu verschleiern versucht, und sie sich in der Highschool in seinen besten Freund verliebt und ihn dann sogar geheiratet hat, bietet für mich die perfekte Ausgangssituation für eine rundum süße Liebesgeschichte. Ich habe von Seite 1 an mit den beiden mitgefiebert und mich regelmäßig dabei ertappt, wie ich über ihre Dialoge und Annäherungen breit gegrinst habe. „Maybe this Time“ ist einfach genau das: Eine süße Liebesgeschichte, bei der man schwärmend mitfiebern kann. Und noch dazu eine, in der Eishockey eine große Rolle spielt. Nach „The Ivy Years“ bin ich ein großer Fan von Eishockey-Liebesgeschichten, deshalb werde ich mir definitiv auch noch die Bücher mit Jacksons Brüdern vorknöpfen!

Fazit

„Maybe this Time“ ist eine süße Liebesgeschichte, bei der man sich rundum wohlfühlen und bis zum Ende mitfiebern kann, ohne dass es trotz garantiertem Happy End langweilig wird. Ich hatte viel Spaß bei Abigail und Jacksons Geschichte und freue mich auf die anderen Bücher der Autorin. 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Entspannende Liebesgeschichte zum Abschalten, ohne Bauchkribbeln und neue Ideen.

No Sweeter Love
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Von Olivia Miles habe ich bereits »Weihnachten in Briar Creek« gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich war also schon mit dem Schreibstil der Autorin vertraut und habe mir einiges von der Geschichte ...

Von Olivia Miles habe ich bereits »Weihnachten in Briar Creek« gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Ich war also schon mit dem Schreibstil der Autorin vertraut und habe mir einiges von der Geschichte erhofft, vor allem auch, weil sie ein Thema anschneidet, das ich in Liebesromanen eigentlich ganz gerne lese: das Führen einer Fake-Beziehung. Mittlerweile merke ich aber, dass ich des Themas auch langsam überdrüssig werde, weil man es wirklich unheimlich oft zu lesen bekommt, und letztendlich scheint auch jede dazugehörige Geschichte sehr ähnlich zu sein und nichts Neues mehr zu bieten. Leider trifft das auch auf »No Sweeter Love« zu, auch wenn man der Autorin zugestehen muss, dass sie zumindest mit einigen Erwartungen bricht.

Olivia Miles‘ Schreibstil liest sich auch hier wieder sehr angenehm, sie schreibt leicht, ohne drückende Töne, entwirft authentische Dialoge und sympathische Figuren, die aber nur eine sehr geringe Tiefe aufweisen. Sowohl Claire als auch Ethan habe ich auf den ersten Blick liebgewonnen und vor allem mit Claire von der ersten Sekunde an mitgefühlt, weil man direkt in ihre „Probleme“ hineingeworfen wird. Besonders imponiert hat mir die starke Freundschaft zwischen den beiden, weshalb es mir nicht schwerfiel, auf mehr zwischen ihnen hinzufiebern, da die Chemie und die Verbindung zwischen ihnen sehr glaubwürdig rüberkamen.

Wegen der klischeehaften Storygrundlage fehlte es der Geschichte aber leider erheblich an Spannung. Zwar erwartet man hier und da bestimmte Geschehnisse bzw. Verhaltensweisen der Figuren, die dann erfrischender Weise doch ganz anders kommen, aber im Grunde genommen weiß man eigentlich von Anfang an, wo die Geschichte hinführt. Es gibt die langsamen Annäherungen, den großen Knall und das Happy End – also keine Überraschungen, die etwas Spannung aufbauen würden. Mir persönlich fehlte es außerdem auch an den Schmetterlingen im Bauch und der kribbeligen Aufregung, die ich mir von Liebesromanen erhoffe – das hat hier völlig gefehlt. Die Liebesgeschichte ist ruhig und entspannend, aber leider auch kaum Aufsehen erregend.

Fazit

Eine Liebesgeschichte für zwischendurch, bei der man entspannen und abschalten kann, die aber leider ohne Bauchkribbeln daherkommt und alles andere als innovativ ist. Bedauerlicherweise verpasst man nichts, wenn man sie nicht liest. 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Guter Folgeband, der Sages Entwicklung weiterhin authentisch schildert.

Verliere mich. Nicht.
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Nach dem fiesen Cliffhanger in Band 1 musste ich mir direkt Band 2 vorknöpfen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. New Adult Büchern, die sich über zwei oder mehr Bände erstrecken, bin ...

Nach dem fiesen Cliffhanger in Band 1 musste ich mir direkt Band 2 vorknöpfen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. New Adult Büchern, die sich über zwei oder mehr Bände erstrecken, bin ich meistens etwas skeptisch gegenüber, da die Geschichte meiner Erfahrung nach oft nur unnötig in die Länge gezogen wird. Die Befürchtung hatte ich auch hier, sie hat sich aber nur in kleinen Teilen bestätigt.

Schon in meiner Rezension zu Band 1 habe ich geschrieben, dass das Drama am Ende des Buches in meinen Augen recht unnötig ist – das Happy End wird hinausgezögert, wie man das aus vielen Büchern des Genres kennt. Das hat sich in zwei Dritteln des Folgebandes für mich auch dezent bestätigt, weil letztendlich alles doch so viel einfacher sein könnte. Dies ist jedoch aus zwei Gründen verzeihlich.

Zum einen wird Sages Handeln dadurch nachvollziehbarer und realistischer. Oft geht es in New Adult Büchern in Hinblick auf die Konfliktlösung viel zu schnell, wodurch der Konflikt letztendlich als nichtig und lächerlich erscheint – warum wird so ein großer Wirbel um diese Sache gemacht, wenn die Lösung dann doch so einfach ist? Das ist hier authentisch gelöst: Die Lösung ist dem Konflikt angemessen, es wird sich Zeit genommen, um dorthin zu gelangen. Ob sich zu viel Zeit genommen wird, ist dann die andere Frage, die sich für mich aber erst 60 Seiten vor Ende des Buches wirklich gestellt hat, denn erst da kam bei mir der Gedanke auf, dass ich jetzt eigentlich gerne schon am Ende des Buches angelangt wäre. Auf den letzten 60 Seiten ist aber noch viel Wichtiges für die Geschichte passiert, deshalb ist dieser kurze Anflug von Lustlosigkeit kaum der Rede wert.

Zum anderen habe ich dieses „Hinauszögern des Happy Ends“ als nicht so drastisch empfunden, weil es der Autorin dennoch gelungen ist, mich durchgehend zu unterhalten. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Drang, die Augen über das Herumeiern der Protagonisten zu verdrehen, denn letztendlich gibt es für Sages Verhalten, für ihr Zögern und ihr Zurückziehen, nachvollziehbare Gründe, auch wenn man hier und da argumentieren könnte, dass sie es sich unnötig schwer macht. Ihre schwierige Vergangenheit lässt den Leser das aber verstehen. Dadurch, dass ich nie die Lust verloren habe, weiterzulesen, dadurch, dass immer irgendetwas Spannendes, Interessantes oder Schönes passiert ist, wiegt dieser Kritikpunkt für mich nicht so schwer.

Sages und Lucas Geschichte – und auch Sages eigene Geschichte im Besonderen – hat mir bis zum Ende Spaß gemacht, wobei ich auch dieses Mal wieder sehr angetan davon war, wie die Autorin Sages Entwicklung beschrieben hat. Ihre Ängste lösen sich nie völlig in Luft auf, aber es wird glaubwürdig dargestellt, wie diese immer weniger Macht über sie haben. Und mit ihnen ihr personifizierter Albtraum.

Das Ende hat mir sehr gut gefallen und hat die Geschichte für mich nahezu perfekt abgeschlossen. Wir dürfen noch ein letztes Mal erleben, wie stark unsere zu Beginn verängstigte und vorsichtige Protagonistin geworden ist, wie sehr die Erlebnisse in den beiden Büchern sie verändert und gestärkt haben. Das einzige, was ich am Ende auszusetzen habe, ist die Tatsache, dass wir im Epilog fast nichts mehr über die Nebencharaktere erfahren, obwohl sich das eigentlich angeboten hätte. Zuvor wurden einige mögliche Entwicklungen für sie angedeutet, auf die ich zum Teil auch gehofft habe (Stichwort: Connor und Aaron?), die hier aber nicht nochmal thematisiert und offengelassen wurden. Das finde ich etwas schade. Ich weiß nicht, ob die Autorin bezüglich ihrer Nebencharaktere noch irgendetwas geplant hat (vielleicht ist mir auch etwas entgangen?), aber ich hoffe jedenfalls stark darauf, denn ich habe den Freundeskreis um Sage und Luca sehr ins Herz geschlossen und würde gerne mehr von ihnen lesen.

Fazit

Ein solider Folgeband, der genauso gut unterhält wie „Berühre mich. Nicht.“ und die Geschichte zufriedenstellend abschließt. Nur von den Nebencharakteren würde ich gerne noch mehr lesen, weil mir da zu viel offenbleibt. Ich vergebe wieder 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Glaubwürdige Darstellung von Angststörungen und den Konsequenzen häuslicher Gewalt vs. bittersüße Lovestory.

Berühre mich. Nicht.
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Die ersten Bücher, die ich von Laura Kneidl gelesen habe, waren „Die Krone der Dunkelheit“ Band 1 und 2, von denen ich restlos begeistert war. Nicht nur hat mich ihr wahnsinnig guter Schreibstil überzeugt, ...

Die ersten Bücher, die ich von Laura Kneidl gelesen habe, waren „Die Krone der Dunkelheit“ Band 1 und 2, von denen ich restlos begeistert war. Nicht nur hat mich ihr wahnsinnig guter Schreibstil überzeugt, auch hinsichtlich des Worldbuildings, der Plotline und der Ausgestaltung der Charaktere hat einfach alles gestimmt. Umso gespannter war ich nun auf „Berühre mich. Nicht.“, das nochmal ein ganz anderes Genre bedient, auch wenn mir schon klar war, dass ich meine Erwartungshaltung entsprechend anpassen müsste. Langer Rede kurzer Sinn: Laura Kneidl hat mich auch im New Adult Genre nicht enttäuscht, auch wenn ihre Fantasy-Romane nochmal ein anderes Kaliber sind.

Kneidls Schreibstil liest sich auch in „realistischer“ Atmosphäre sehr bildhaft und brilliert vor allem in der Beschreibung von Sages Gefühlen – ob nun positiver oder negativer Art. Sie findet schöne Worte, um Sages Emotionen manchmal nahezu poetisch zu beschreiben, und erzielt damit den Effekt, dass diese umso eindringlicher beim Leser ankommen, ohne dafür in die Dramakiste greifen zu müssen. Alles kommt sehr authentisch daher, weshalb ich mit Sage stets mitfühlen und ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen konnte, auch wenn ich in gewissen Situationen sicherlich anders gehandelt hätte.

Mit Sage bekommen wir keine Protagonistin vorgesetzt, die sich von denen aus anderen New Adult Romanen groß abheben würde, denn einer jungen Frau, die aufgrund eines oder mehrerer Ereignisse in ihrer Vergangenheit nun vorsichtig, schüchtern und zurückhaltend, wenn nicht sogar ängstlich auftritt, sind vermutlich die meisten New Adult Leser schon begegnet. Auch die anderen Charaktere sind recht unauffällig und nichts, was man nicht schon mal irgendwie gelesen hätte: Wir haben den männlichen Gegenpart Luca, einen Playboy, der für seine Frauengeschichten bekannt ist, letztendlich aber einfach nur nicht verletzt werden möchte, die neue beste Freundin April, die gleichzeitig Lucas Schwester ist, die „alte“ beste Freundin Megan, die auf amüsante Weise etwas verrückt ist, und einige weitere Nebenfiguren, die definitiv ihren Teil dazu beisteuern, dass die Geschichte so unterhaltsam ist, wie sie nun mal ist, mit denen aber auch das Rad nicht neu erfunden wird. Letztendlich ist das aber auch gar nicht nötig, denn im New Adult Genre ist es mir mit das Wichtigste, dass es einen Freundeskreis gibt, der einen zum Wohlfühlen einlädt, gute Unterhaltung bietet und mich in gewissen Szenen auch zum Lachen bringen kann, und das war hier der Fall.

Besonders wird die Geschichte nicht durch die Charaktere, ja nicht einmal durch die eigentliche Liebesgeschichte, sondern durch Sages Situation, ihre Vergangenheit und wie sich diese auf ihre Gegenwart auswirkt. Wie die Autorin mit dem Thema häuslicher Gewalt und Angststörungen umgeht – das hebt die Geschichte von anderen des Genres ab, denn es wirkt nicht so, als hätte Kneidl ihrer Protagonistin eine schwierige Vergangenheit verpasst, nur um der Geschichte etwas Würze zu geben (wie das recht oft der Fall ist). Sie rückt das Thema gezielt in den Mittelpunkt und webt darin die Liebesgeschichte ein. In einem Interview spricht sie selbst davon, dass sie sich dafür entschieden hat, das Thema häusliche Gewalt zu behandeln, weil sie deren Romantisierung in anderen Büchern etwas entgegensetzen will. Ich denke da beispielsweise an „Wild Hearts“ (das zwar nach Kneidls Buch erschienen ist, aber als Negativbeispiel dennoch bestens funktioniert), in dem das Thema hauptsächlich zu besagten „Würzungszwecken“ thematisiert wird und weder Tiefe noch Glaubwürdigkeit aufweist. Bei „Berühre mich. Nicht.“ ist das anders: das Thema ist die ganze Zeit präsent, es wird sich aktiv damit auseinandergesetzt, Sages Umgang mit ihrer Vergangenheit wird glaubwürdig geschildert und es wird dem Leser begreiflich gemacht, wie stark Sages Gegenwart durch ihre Vergangenheit beeinflusst wird. Was für tiefe Narben derartige Erfahrungen hinterlassen können – und das stets ohne ein gänzlich trostloses Bild zu zeichnen.

Kneidl geht hier nicht den Weg, möglichst lange ein Geheimnis aus Sages Erlebnissen zu machen, um künstlich Spannung aufzubauen (obwohl der Leser meistens eh schon ahnt, was es damit auf sich hat) – der Leser ist in Bezug auf Sage sehr schnell im Bilde und darf somit an der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit aktiver teilnehmen, darf miterleben, wie sie sich (nachvollziehbar und nicht von jetzt auf gleich) entwickelt und welche Fort- und welche Rückschritte sie macht. Ihre Probleme sind – und das ist hier der Knackpunkt – nicht auf einmal gelöst, nur weil sie Luca trifft.

Trotzdem sind es nicht nur die ernsten Töne des Buches, sondern auch die leichten, ja manchmal sogar schlichtweg süßen Momente, die mich an die Seiten gefesselt, mir imponiert und einfach Spaß gemacht haben. Sage und Luca sind ein süßes, sympathisches und amüsantes Paar, dessen Szenen ich mal mit einem Lächeln, mal mit einem Grinsen und auch mal mit einem Zähneknirschen gelesen habe.

Die Geschichte ist stellenweise schon vorhersehbar und gegen Ende wird dann doch ein wenig überdramatisiert, um wie so oft einen Konflikt zu provozieren, der vielleicht nicht zwingend nötig wäre, wenn die Protagonisten einfach mal miteinander reden würden, aber darüber lässt sich hinwegsehen, weil es letztendlich auch noch andere offene Aspekte gibt (vor allem in Bezug auf Sages Entwicklung), für die es ohnehin einen zweiten Band braucht, um zufriedenstellend abgeschlossen zu werden. Ich bin gespannt, ob Kneidl das im Folgeband gelingen wird, und freue mich aufs Weiterlesen.

Fazit

Die Liebesgeschichte von Sage und Luca hebt sich durch die eindringliche, authentische Darstellung von Sages Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit ab, auch wenn sie in anderen Punkten wie z.B. der Charaktergestaltung recht gewöhnlich daherkommt. Eine gute Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit, die mich zu unterhalten wusste – 4 Sterne!

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