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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2019

Wie viele Finns braucht man, um ein Buch zu zerstören? Einen!

Wild Hearts - Kein Blick zurück
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Klappentext

Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang ...

Klappentext

Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang wagen. Doch sie hat nicht mit ihrem neuen Nachbarn Finn gerechnet. Der missmutige (und furchtbar attraktive) Einzelgänger ist wenig begeistert davon, dass Sawyer vor seiner Haustür campt - und ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will!

Meine Meinung

Mit Lesen des Klappentextes und der Leseprobe stand für mich recht schnell fest, dass ich »Wild Hearts« unbedingt lesen möchte. Auf den ersten Seiten wird man direkt mit Sawyers und Finns Dämonen konfrontiert: Sawyers gewalttätiger Vater und Finns verstorbene Freundin. Das ist eigentlich Stoff für eine wirklich gute, tiefgründige Liebesgeschichte. Leider hat die Autorin überhaupt nichts daraus gemacht. Nein, sie hat die Idee sogar total gegen die Wand gefahren.

Ihr Schreibstil gefiel mir eigentlich recht gut, wenn es nicht um die Dialoge ging. Lässt man den Inhalt mal außer Acht, dann hat sie einen schönen Stil, Menschen, Orte, Eindrücke und Gefühle zu beschreiben. Die Dialoge dagegen können damit überhaupt nicht mithalten, sie wirken merkwürdig, unpassend und überspitzt. Vor allem Finn gibt völlig geschmacklose Bemerkungen von sich, die ich manchmal sogar abstoßend fand.

Aber er ist auch insgesamt ziemlich unmöglich. Wäre er nicht der Protagonist in einem Liebesroman und würde sich Sawyer nicht von ihm angezogen fühlen, dann bezweifle ich, dass man ihm als Leser sonderlich wohlgesonnen wäre. Die Hälfte des Buches bedrängt er Sawyer, er verhält sich übergriffig und manche seiner Kommentare könnten auch genauso gut von einem betrunkenen, aufdringlichen Idioten stammen, der kein »Nein« versteht. Ah, Moment. Genau das ist Finn ja auch.

Aber Sawyer lässt sich das nur zu gerne gefallen, denn Finn ist schließlich heiß. Da ist grenzüberschreitendes Verhalten natürlich sexy. Puh! Echt? Nachdem sie am Anfang so stark und mutig aufgetreten ist, als sie ihrem schrecklichen Vater den Rücken gekehrt hat, waren ihre Reaktionen auf Finn für mich ziemlich enttäuschend. Man müsste meinen, sie hätte ein Problem mit seiner Dominanz, aber Fehlanzeige. Irgendwie verliebt sie sich in ihn. Warum? Ich habe keinen blassen Schimmer. Völlig unverständlich ist für mich auch, wie sie nach 21 Jahren in ihrer persönlichen Hölle nicht mal einen Hauch traumatisiert sein kann, denn abgesehen von einem Ausbruch gleich zu Anfang würde man nie auf die Idee kommen, dass sie den Fängen ihres gewalttätigen, tyrannisierenden Vaters entkommen ist. Das ernste Thema »häusliche Gewalt« wird oberflächlich und unzufriedenstellend abgehandelt. Eigentlich ist es sogar eine Schande, wie wenig Raum der Thematik eingeräumt wird.

Abgesehen davon konnte mich auch die Beziehung zwischen Finn und Sawyer überhaupt nicht mitreißen, weil sie schlichtweg befremdlich ist und keinerlei Grundlage hat, wenn man mal von der körperlichen Anziehung absieht. Ihre Unterhaltungen sind entweder oberflächlich oder pseudotiefgründig und gipfeln letztendlich immer in körperliche Annäherungen. Dass die beiden dann in Gedanken immer von ihrer besonderen Verbindung sprechen, konnte bei mir nur Augenverdrehen auslösen. »Deinetwegen will ich ein besserer Mensch werden … du machst einen besseren Menschen aus mir.« (S. 276) – Oh bitte! Geht es noch klischeehafter?

Mindestens genauso problematisch ist die Beziehung zwischen Josh (Achtung, weiblich!) und Miller, die ich anfangs noch sehr amüsant fand, weil Miller echt ein Lichtblick in diesem Überfluss von grenzwertigen Charakteren ist. Irgendwann waren aber auch ihre Unterhaltungen zu überspitzt und manche Wortfetzen viel zu sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dass man als Leser gar nicht folgen konnte. Eben noch haben die beiden Sex (ja, das Buch ist aus Sawyers und Finns Sicht geschrieben, aber die beiden haben das Wort »Privatsphäre« noch nie in ihrem Leben gehört) und im nächsten Moment streiten sie sich, ohne dass man als Leser erfährt, was den Anlass dazu gegeben hat. Das war einfach nur verwirrend und hat den Lesefluss enorm gestört.

Zudem hatte ich das Gefühl, dass im Lektorat ein bisschen was schiefgelaufen ist, denn ich hatte nicht nur einmal das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Da denkt Sawyer darüber nach, ob es so eine gute Idee ist, sich mit Sterling zu treffen, weil Finn ihr angeblich gesagt hat, sie solle sich von ihm fernhalten … aber dieses Gespräch zwischen ihr und Finn taucht erst viel später auf. Merkwürdig.

Ich hatte echt mehr als einmal das Bedürfnis, das Buch abzubrechen. Da ich aber von einem Plot Twist gehört hatte, habe ich bis zum Ende durchgehalten. Einen Twist gibt es auch und er hat es in sich, aber er macht alles andere natürlich nicht wett. Das Buch ist nicht auf einmal gut, nur weil es diesen Twist gibt. Um ehrlich zu sein, macht er mich nicht einmal neugierig auf den zweiten Band, denn – so heftig es auch klingt – im Grunde ist es mir ziemlich egal, wie es mit Sawyer und Finn weitergeht. Ich konnte die beiden einfach nicht liebgewinnen und ihre Liebesgeschichte schon gar nicht. Für mich ist »Wild Hearts« ein ziemlicher Reinfall.

Fazit

Dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen, weil die Umsetzung dieser interessanten Ausgangssituation oberflächlich und unzufriedenstellend ist und manche Charaktere, vor allem der männliche Protagonist, wirklich grenzwertig sind. Die erste Hälfte konnte trotz abschreckender Aspekte noch irgendwie fesseln, dann wurde es einfach nur noch anstrengend und das Lesen hat keinen wirklichen Spaß gemacht. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen. Ich vergebe 2 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Süße Liebesgeschichte mit Lächelgarantie, die aber auch ernste Töne aufweist.

Broken Strings
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Klappentext

Abigail träumt davon, wie ihre Schwester Ava auf den großen Musicalbühnen des Broadways zu stehen. Sie hat die besten Voraussetzungen dafür, denn ihre Stimme ist einzigartig. Aber leider hat ...

Klappentext

Abigail träumt davon, wie ihre Schwester Ava auf den großen Musicalbühnen des Broadways zu stehen. Sie hat die besten Voraussetzungen dafür, denn ihre Stimme ist einzigartig. Aber leider hat sie furchtbares Lampenfieber und bringt vor anderen keinen Ton heraus. Deshalb vergeigt sie auch das Vorsingen an der New Yorker Musicalakademie. Doch zum Glück hat Abi einen Plan B: Sie beginnt eine Ausbildung zum Make-up Artist und bekommt so die Möglichkeit, hinter den Kulissen zu arbeiten. Dabei lernt sie Liam kennen, den Stardarsteller ihrer aktuellen Produktion. Die beiden kommen sich näher, doch Abi hält ihn auf Abstand. Sie hat Angst, er könnte von ihrem Geheimnis erfahren. Denn es gibt einen Grund, warum sie immer wieder versagt …

Meine Meinung

Es war Liebe auf den ersten Blick. Zwischen mir und dem Cover. Die harmonische Farbkombination hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht und als der Klappentext zu dem Eindruck beitrug, dass sich hinter dem schönen Cover eine vielversprechende Liebesgeschichte verbirgt, musste ich das Buch unbedingt lesen. Auch wenn mich »Broken Strings« hinsichtlich des Endes nicht hundertprozentig zufriedenstellen konnte, hatte ich viele unterhaltsame Stunden mit Abi und Liam, in denen ich immer wieder zum Lächeln und zum Grinsen gebracht wurde.

Die Autorin hat einen angenehmen, flüssigen Schreibstil und schreibt sehr unterhaltsame Dialoge. Ihr Humor konnte mich sofort abholen. Der Grundton des Buches ist heiter, mitunter gibt es aber auch einige Szenen, die mir beim Lesen ein bedrückendes Gefühl beschert haben, weil Abi mit einer Essstörung zu kämpfen hat. Hier ist es der Autorin wunderbar gelungen, Abis Gedanken und Gefühle dem Leser näherzubringen. Sie wirkte unheimlich authentisch.

Durch das im Klappentext angedeutete Lampenfieber habe ich mit einer unsicheren, schüchternen Protagonistin gerechnet, aber das trifft auf Abi nicht zu. Sie hat zwar Angst davor, vor anderen zu singen (sogar vor ihrer Familie), ist darüber hinaus aber eine schlagfertige Persönlichkeit, die für sich einsteht. Das hat mir gut gefallen. In den Momenten, in denen ihre Angst vor der Bühne und ihre Essstörung thematisiert wird, kommt aber auch deutlich heraus, dass sie ein verzerrtes Bild von sich selbst hat – warum, das verrate ich an dieser Stelle nicht.

Als Gegenpart tritt Liam auf, der Star am Broadway schlechthin und der Aussage anderer zufolge ein Frauenheld, der keine Beziehung eingeht. Ihn mochte ich unheimlich gerne, weil er einer der Hauptgründe war, warum ich so oft gegrinst habe. Er ist unheimlich charmant, flirtet fast schon auf Autopilot und ist darüber hinaus auch noch ein wirklich guter Freund, der sich Gedanken um die Menschen um sich herum macht. Trotzdem trägt auch er einiges mit sich herum, was den Weg zu seinem und Abis Happy End mit einigen Hindernissen pflastert.

Die ernsten Töne des Buches werden in genau der richtigen Balance angeschlagen. Mit dem ernsten Thema Essstörungen wird feinfühlig umgegangen, ohne etwas zu beschönigen. Ich fand die Darstellung und auch die „Lösung“ am Ende sehr realistisch. Anders verhält es sich mit der Bühnenangst, die fast zu wenig im Mittelpunkt steht und von Abi (für meinen Geschmack) zu schnell überwunden wird. Insgesamt läuft am Ende einiges zu reibungslos, ausnahmsweise hätte ich mir bei der Gestaltung einiger Charaktere hier sogar mal kein Friede-Freude-Eierkuchen gewünscht, weil ich es dann glaubwürdiger gefunden hätte. Zwei Charaktere, die für Abis Geschichte eine nicht unwichtige Rolle spielen, fand ich nicht ganz greifbar, weil sie sich in meinen Augen unlogisch und inkonsequent verhalten.

Das Happy End für Liam und Abi hat mir dagegen sehr gut gefallen, weil es ihrer schönen Geschichte gerecht wird. Am Ende ist noch einmal Lächeln angesagt und der Leser wird mit einem Epilog aus Liams Sicht belohnt, nachdem die ganze Geschichte nur aus Abis Sicht zu lesen war. Für mich war das der perfekte Abschluss.

Angefixt wurde ich für Zaynes Geschichte, die von der Autorin im Nachwort angekündigt wird. Zayne, der so etwas wie Abis bester Freund wird, habe ich im Verlauf der Geschichte fast noch mehr liebgewonnen als Abi und Liam. Man könnte sagen, er war mein persönliches Highlight. Ich freue mich schon riesig auf seine Geschichte.

Fazit

Abi und Liams Liebesgeschichte ist unterhaltsam, süß und löst auch ein bisschen Herzklopfen aus. Gleichzeitig werden auch ernste Töne angeschlagen, die der Geschichte Tiefe verleihen. Manches wurde mir zwar etwas zu reibungslos und unglaubwürdig gelöst, hinsichtlich der Liebesgeschichte bin ich am Ende aber absolut zufriedengestellt. Ich freue mich auf mehr von der Autorin und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Erste Hälfte top, zweite Hälfte flop.

Highschool Sweetheart. Immer wieder zurück zu dir
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Klappentext

Cassie steht nach sieben Jahren plötzlich wieder vor ihrem Highschool-Schwarm Julian, einem der begehrtesten Junggesellen der Manhattaner Klatschpresse. Und mit einem Schlag sind all ihre ...

Klappentext

Cassie steht nach sieben Jahren plötzlich wieder vor ihrem Highschool-Schwarm Julian, einem der begehrtesten Junggesellen der Manhattaner Klatschpresse. Und mit einem Schlag sind all ihre verdrängten Gefühle wieder da: das Herzklopfen, das sein intensiver Blick bei ihr auslöst, aber auch der Schmerz durch seine Zurückweisung. Doch diesmal ist alles anders. Denn Cassie ist kein naives Schulmädchen mehr, sondern eine erfolgreiche Architektin. Und es ist Julian, der sie um ein Date bittet...

Meine Meinung

Das Cover und der Titel waren es, die mich auf das Buch aufmerksam gemacht haben, ehe mich der Klappentext endgültig davon überzeugt hat, dass ich das Buch wirklich gerne lesen möchte. Ich liebe Liebesgeschichten, die mit einer (bestenfalls süßen) Vorgeschichte aufwarten. »Highschool Sweetheart« schien da perfekt für mich und fing auch sehr vielversprechend an. Leider konnte das Buch sein 5-Sterne-Niveau jedoch nicht bis zum Ende halten.

Der Schreibstil der Autorin hatte mich innerhalb weniger Seiten und ist mir während des Lesens immer wieder positiv aufgefallen. Joan Darque verwendet schöne Metaphern und findet eindrucksvolle Worte für die Beschreibung von Julians Bildern, sodass man sich diese gut vorstellen kann, während Cassie sie in all ihren Einzelheiten betrachtet. Auch der Humor konnte mich erreichen, der Grundton des Buches ist aber nur am Anfang leicht und witzig, ehe er in der zweiten Hälfte des Buches überwiegend mit negativen Gefühlen wie Unverständnis, Frustration, Wut und Bedrückung daherkommt.

Das Buch ist abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart angesiedelt. Während ich die Vergangenheitskapitel anfangs noch lästig fand und lieber erfahren wollte, wie es in der Gegenwart weitergeht, fieberte ich mit der Zeit immer mehr auf die Vergangenheitskapitel hin. Dort ist der Ton heiter, aber auch nachdenklich machend – eine süße Liebesgeschichte bahnt sich an: auf der einen Seite das unscheinbare Mädchen aus ärmlicheren Verhältnissen, auf der anderen Seite der beliebte Milliardärssohn, der weiß, dass er mit allem durchkommt. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, aber als Cassie im Kunstunterricht eine andere, tiefsinnige Seite von Julian kennenlernt, tut sich auf einmal eine Verbindung zwischen ihnen auf, mit der beide nicht gerechnet haben.

Mir gefiel es gut, wie in den Kapiteln aus der Vergangenheit besagte Verbindung aufgebaut wird, dass man als Leser mitverfolgen kann, wie sich Cassies Gefühle für Julian nach und nach aufbauen. Leider gibt es viel zu wenige Gespräche zwischen ihnen. Ich hätte mir ein paar mehr gewünscht. In der Gegenwart habe ich den Anfang sehr genossen, als sich Julian und Cassie wiederbegegnen, Julian sie um ein Date bittet und sie sich wieder ein wenig annähern. Leider ging es dann langsam für mich bergab, weil vor allem Julians Verhalten von da an nur noch anstrengend war und es unnötig dramatisch wurde.

In der Vergangenheit wirkte Julian auf mich überwiegend eingebildet und herablassend – von den Momenten im Kunstraum und auf seiner Geburtstagsparty abgesehen, in denen Cassie sein wahres Ich kennenlernt. Obwohl ich nicht sagen kann, dass er mir wirklich sympathisch war, mochte ich ihn doch irgendwie. Er war interessant. In der Gegenwart war er am Anfang deutlich charmanter, was sich dann aber immer mehr ins Gegenteil verkehrte, weil die Autorin offenbar ein bisschen Drama in die Handlung bringen wollte. Auf einmal war Julian ganz schön unausstehlich, ignorierte Cassie, trampelte auf ihren Gefühlen herum und bestrafte sie für Dinge, von denen sie gar nicht wusste, dass sie sie falsch gemacht (oder dass Julian sie missverstanden) hatte. Er verhielt sich wie ein stures Kind, anstatt das klärende Gespräch mit Cassie zu suchen, wie sie es immer wieder tat. Manche seiner Aktionen verstehe ich selbst jetzt noch nicht, weil sie einem nie begreiflich gemacht werden. Von da an machte er mich einfach nur noch wütend und das Lesen bescherte mir kein gutes Gefühl mehr.

Fast noch schlimmer war Cassies Reaktion auf Julians unmögliches Verhalten, denn trotz ihrer Schlagfertigkeit, die sie vor allem in den Vergangenheitskapiteln zur Genüge zur Schau gestellt hat, gab sie immer viel zu schnell nach und ließ viel zu viel mit sich machen. Weil Julian einfach nicht zu Potte kam, war sie es, die ihm immer wieder entgegenkommen und um ihre Beziehung kämpfen musste. Selbst am Ende, als er sich „geändert“ hat, war es doch wieder Cassie, die in die Offensive ging. Gleichberechtigung in allen Ehren, aber Julians geringes Engagement wirkte auf mich doch eher so, als würde ihm die Beziehung zu Cassie einfach nicht genug bedeuten, um sich für sie ins Zeug zu legen. Selbst am Ende schien es so, als wartete er einfach nur darauf, dass ihm alles in den Schoß fällt.

Seine „Entwicklung“ erfolgte auch nur durch einen Zeitsprung, weshalb sämtliche Probleme für mich bloß oberflächlich gelöst sind. Aus dem Nichts wendet sich alles zum Guten – und da frage ich mich: Wenn es echt so leicht ist, warum hat das dann so lange gedauert?

Den Epilog fand ich enttäuschend kurz – es scheint mir, als hätte die Autorin noch eine offene Angelegenheit aufgreifen und diese schnell zu einem Ende führen wollen. Hundertprozentig zufrieden bin ich nicht, aber ich bin froh, dass es ein (nicht ganz unerwartetes) Happy End gab.

Fazit

Nach einer ersten 5-Sterne-Hälfte, die bei mir Schmetterlinge und Grinsen ausgelöst hat, ging es leider rapide bergab, weil sich Julian unverständlich und unmöglich verhalten hat. Das Drama hätte ich nicht gebraucht, weil es bei mir doch eher negative Gefühle verursachte – und einen wirklichen Grund für sein Verhalten erfährt man leider auch nicht. Schade, weil es richtig gut anfing. So sind es leider nur 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Herzklopfen bescherende Liebesgeschichte, die mit wichtigen Themen aufwartet. Schön!

Ramona Blue
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»Das Leben steht nicht immer in den Sternen festgeschrieben. Das Schicksal ist, was man selbst daraus macht.« (S. 273)

Nachdem mir Dumplin ʼ leider nur mittelmäßig gut gefallen hat, wollte ich mir bei ...

»Das Leben steht nicht immer in den Sternen festgeschrieben. Das Schicksal ist, was man selbst daraus macht.« (S. 273)

Nachdem mir Dumplin ʼ leider nur mittelmäßig gut gefallen hat, wollte ich mir bei Ramona Blue keine allzu großen Hoffnungen machen, obwohl mich der Klappentext auf Anhieb angesprochen hat. Aber diesmal muss ich wirklich sagen, dass das Buch jeden Hype verdient, denn es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man ein Buch mit Gänsehaut und ein bisschen Nostalgie beendet.

Ramona ist über 1,90m groß, lässt sich ihre Haare von ihrer Schwester Hattie regelmäßig blau färben und wohnt mit ihrem Dad und Hattie in einem Trailer, der eigentlich viel zu klein für sie ist – vor allem, seit Hatties Freund und Vater ihres ungeborenen Kindes auch noch bei ihnen lebt. Ramona geht offen damit um, dass sie auf Mädchen steht, und zu Beginn des Buches verabschiedet sie sich von ihrem Sommerflirt Grace, die sich noch nicht geoutet hat. Die Trennung macht Ramona zu schaffen, aber von einer Fernbeziehung ist sie auch nicht wirklich überzeugt. Während sie ihren Liebeskummer wegen Grace aussitzt, zieht ihr Jugendfreund Freddie auf einmal wieder in den Ort und sie beginnen, genau dort weiterzumachen, wo sie vor acht Jahren aufgehört haben. In einem behaglichen Moment auf einer Hollywood-Schaukel stellt sich Ramonas Leben plötzlich auf den Kopf, denn, obwohl sie bisher überzeugt davon war, nur auf Mädchen zu stehen, fühlt sie sich unweigerlich zu Freddie hingezogen …

Neben der Liebesgeschichte, auf die ich mich wegen ihrer Originalität sehr gefreut habe, werden auch wichtige Themen behandelt wie Sexualität (nicht nur Ramonas, denn das Buch wartet mit mehreren LGBT-Charakteren auf), Armut, Rassismus, eine frühe Schwangerschaft, Freundschaft, Zusammenhalt, Familie, Veränderungen und die Zukunft, die manchmal ganz schön angsteinflößend sein kann. Wegen des Zusammenspiels all dieser Aspekte wirkte Ramonas Geschichte echt und lebensnah. Man wurde beim Lesen ein Teil ihrer Welt und hat mit ihr mitgefühlt.

Das ist auch deshalb der Fall, weil Ramona eine wirklich bewundernswerte Protagonistin ist, die ich sehr sympathisch fand. Sie steht zu sich, lässt sich von niemandem kleinmachen (obwohl ihre Familie/Freunde das sowieso nicht tun und man als Leser eigentlich kaum mit ablehnenden Reaktionen konfrontiert wird), gleichzeitig steckt sie aber immer wieder zurück, um ihrem Dad und ihrer Schwester unter die Arme zu greifen. Sie handelt überlegt, ist sich bewusst, wenn sie sich falsch verhält, hat dafür aber auch jedes Mal ihre Gründe. Ihre Gedankengänge in Bezug auf Freddie, ihre Sexualität oder auch ihre Schwester und deren Schwangerschaft fand ich schlichtweg authentisch, man kann sich gut in sie hineinfühlen.

Freddie kann man nicht wirklich als Gegenpart oder zweiten Protagonisten bezeichnen, wie das oft in Liebesromanen der Fall ist – weil das hier eigentlich Ramonas Geschichte und Freddie „bloß“ ein Teil davon ist. Neben Ramona war er mir der liebste Charakter: Er ist ein richtig lieber Kerl, der mich immer wieder zum Lächeln gebracht hat. Er sagt sehr süße Sachen zu und über Ramona und man kann gar nicht anders, als bei ihrer Liebesgeschichte mitzufiebern, weil sie so bezaubernd zusammen sind: Es ist ein langsames Herantasten mit ein paar schüchternen Annäherungen und einer kleinen Portion Heimlichtuerei, was mich bis zum Ende sehr gut zu unterhalten wusste. Nicht selten gab es Dialoge zwischen den beiden, die bei mir Herzklopfen und/oder unkontrolliertes Grinsen ausgelöst haben – entweder weil einer der beiden einen witzigen Kommentar abgegeben hat oder weil es ein paar Annäherungen oder Geständnisse gab, die zum Schwärmen eingeladen haben.

Auch wenn für mich persönlich die Liebesgeschichte der schönste Teil des Buches war, hat mir auch Ramonas Entwicklung unglaublich gut gefallen. Sie ist ein Mensch, der für andere zurücksteckt (vor allem für ihre eigentlich ältere Schwester Hattie), aber sie lernt im Laufe des Buches, dass sie auch das Recht auf eine eigene Zukunft hat, die sie nach ihren eigenen Wünschen gestalten kann. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, obwohl ich erst so meine Befürchtungen hatte, dass es mich enttäuschen könnte, aber das war glücklicherweise nicht der Fall. Es hat mich mit einem nostalgischen Lächeln, einer Spur Gänsehaut und dem Wunsch zurückgelassen, mehr von Ramona, Freddie und ihren wunderbaren Freunden zu lesen. Ich werde die Autorin definitiv weiter im Auge behalten.

»Das Leben ist eine Abfolge von Konflikten, und vielleicht ist es die einzige Art, damit umzugehen, wenn man akzeptiert, dass nicht alle Probleme dazu da sind, gelöst zu werden.« (S. 350)

Fazit

Ein schönes Buch über das Meistern, aber auch Akzeptieren von Hindernissen, das mit einer originellen und Herzklopfen bescherenden Liebesgeschichte und starken Freundschaften aufwartet. Ich habe mir einige Textstellen markiert, gelacht, gegrinst und geschmunzelt und das Buch mit Nostalgiegefühlen beendet. Für mich um Welten besser als Dumplinʼ. Ich vergebe 4,5 Sterne und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Gab es hier einen Autorenwechsel, den ich nicht bemerkt habe? Enttäuschend!

HOLD
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Das Wort, das mir im Kopf herumgeistert, nachdem ich dieses Buch beendet habe, ist „Endlich!“. Das Wort, das man bei Beenden eines Buches eigentlich nicht denken sollte. Die letzten Seiten waren für mich ...

Das Wort, das mir im Kopf herumgeistert, nachdem ich dieses Buch beendet habe, ist „Endlich!“. Das Wort, das man bei Beenden eines Buches eigentlich nicht denken sollte. Die letzten Seiten waren für mich die reinste Qual, weil ich es leider überhaupt nicht mehr interessant fand. Ich bin ziemlich enttäuscht, weil mir der Auftakt der Reihe so gut gefallen hat, aber in „Hold“ scheint Helena Hunting auf einmal vergessen zu haben, wie man eine gute Liebesgeschichte schreibt.

Der Schreibstil ist zwar flüssig und angenehm zu lesen und die Dialoge haben auch Potential, den Leser zum Grinsen zu bringen, aber die Handlung war so belang- und ziellos, dass sie mich überhaupt nicht abholen konnte. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich unbewusst die Kindle-App geschlossen habe, um etwas anderes zu tun. Dabei versprach die Ausgangssituation so viel, dass Rian ein Zwilling ist und Pierce sie mit seiner Schwester verwechselt, die sein Auto angefahren und Fahrerflucht begangen hat. Letztendlich sind das einfach nur die Umstände, wie sie sich kennenlernen – und daraufhin plätschert das Geschehen einfach nur noch vor sich hin und das so vorhersehbar, wie man das von Liebesromanen gewohnt ist.

Wenn ich einen Liebesroman lese, erwarte ich gar keine ausgeklügelte Story mit überraschenden Twists, aber ich möchte natürlich trotzdem unterhalten und gefesselt werden. Das ist Helena Hunting hier überhaupt nicht gelungen. Während in dem Reihenauftakt „Stay“ die Erotik hinausgezögert und erstmal mehr Wert auf die emotionale Entwicklung der Beziehung gelegt wurde, ging es hier viel zu häufig zur Sache. Rian und Pierce lernen sich gar nicht wirklich auf platonischer Ebene kennen, denn letztendlich endet jede Begegnung damit, dass sie miteinander in die Kiste hüpfen. Nach zwei Szenen wird das zwar nicht mehr ausgeschrieben, aber es war trotzdem viel zu präsent und hat ihre ganze Beziehung viel zu oberflächlich gemacht. Dass der Unterhaltungswert auf der Strecke blieb, lag aber auch daran, dass zu viele Nebeninformationen in Bezug auf Berufliches eingestreut wurden, die ich nicht gebraucht hätte.

Die Handlung war schlicht nichtssagend, weil es keinen roten Faden gab. Es war lediglich klar, dass am Ende die Geheimnisse ans Licht kommen würden, die Rian vor Pierce hat.

Während mir Rian am Anfang mit ihrer besonnenen, schlagfertigen Art imponiert hat, ist mir ihr Verhalten gegen Ende bitter aufgestoßen. Es sollte einfach nur dazu dienen, um noch ein bisschen Drama künstlich heraufzubeschwören. Warum sollte man seinem Partner, der einem bisher keinen Grund für Misstrauen gegeben hat, auch vertrauen und ein klärendes Gespräch suchen, wenn man ihm auch unnötige Vorhaltungen machen kann? Warum ist es ihre Zwillingsschwester, die Pierce mehr vertraut als sie selbst?

Bei Pierce war es dagegen andersherum. Am Anfang glänzt er nicht gerade durch seinen Charme, was sich jedoch von Seite zu Seite ändert. Er entpuppt sich als der perfekte Typ – er hat keine Bindungsprobleme, dafür aber das selbstlose Ziel, Rian glücklich zu machen. Das einzige, was ich an ihm auszusetzen hatte, ist die Tatsache, dass er für keine Überraschungen gut war – er verhält sich genau so, wie man es als Leser erwartet, und das nimmt dem Buch natürlich auch seine Spannung. Außerdem ist mir bitter aufgestoßen, dass sein Spitzname für Rian „heiße Braut“ ist. Das fand ich irgendwie komisch und es unterstreicht ja auch die Oberflächlichkeit ihrer Beziehung.

Wie schon gesagt, musste ich mich durch das Ende durchquälen, weil es mich leider überhaupt nicht mehr interessierte – lediglich der Epilog war noch ganz süß, obwohl er natürlich auch keine Überraschungen mehr bereithielt. Ich bin ziemlich enttäuscht, weil mir „Stay“ wirklich gut gefallen hat. Nur deshalb werde ich mir auch noch „Keep“ vorknöpfen, in der Hoffnung, dass „Hold“ ein Ausrutscher war.

Fazit

Leider kann ich diesen Band nicht empfehlen, obwohl er mir vom Klappentext her am besten gefallen hat. Die Handlung plätschert belanglos und vorhersehbar vor sich hin, die Liebesgeschichte bleibt oberflächlich und verursacht kein Herzklopfen. Sehr enttäuschend. Hoffentlich können Amalie und Lex meinen schlechten Eindruck wieder kitten. Ich vergebe 2 Sterne.