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Veröffentlicht am 05.08.2019

Großartige Leseprobe, danach leider sehr schwacher Plot, der aus unnötigem Hin und Her besteht.

Perfect Mistake
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Klappentext

Als Adele für die Hochzeit ihres Vaters in ihre Heimatstadt zurückkehrt, weiß sie, dass es kein einfacher Besuch werden wird. Sieben Jahre ist es her, dass sie fortging. Sieben Jahre, seit ...

Klappentext

Als Adele für die Hochzeit ihres Vaters in ihre Heimatstadt zurückkehrt, weiß sie, dass es kein einfacher Besuch werden wird. Sieben Jahre ist es her, dass sie fortging. Sieben Jahre, seit sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hat. Nun muss sie dem Mann gegenübertreten, der ihr damals die Welt bedeutet hat. Augenblicklich kommen die Gefühle wieder hoch, noch intensiver und heftiger als zuvor. Doch eine Liebe zwischen ihnen ist unmöglich ... oder?

Meine Meinung

Mit der Bewertung dieses Buches tue ich mich tatsächlich etwas schwer. Nach Lesen der Leseprobe war ich von der Geschichte sofort angefixt und wollte unbedingt weiterlesen. Leider habe ich während des Lesens immer mehr gemerkt, dass es sich nicht so entwickelt, wie ich mir das nach der Leseprobe gewünscht habe. Für mich hat die Autorin eine falsche Richtung eingeschlagen, weshalb mir das Buch letztendlich nur mittelmäßig gut gefallen hat.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und ist neben der neugierig machenden Leseprobe das Beste an der Geschichte. Locker und leicht gehalten, gelegentlich durchzogen von amüsanten Dialogen, die gut unterhalten und den Leser auch zum Grinsen bringen.

Neben einem gut zu lesenden Schreibstil braucht ein gutes Buch jedoch auch sympathische Charaktere und einen bestenfalls spannenden, zumindest aber unterhaltsamen Plot. Hier fangen die Probleme an. Nachdem mich Adele in der Leseprobe noch mit ihrem Humor begeistern konnte, war sie später eigentlich kaum der Rede wert. Sie wurde zu einer durchschnittlichen Protagonistin, die man zwar durchaus sympathisch findet, die aber kaum heraussticht und noch dazu immer wieder recht schnell nachgibt. Das hat dem Buch deshalb geschadet, weil sie aufgrund dessen auch nicht den schlechten Eindruck des männlichen Protagonisten ausgleichen konnte: Pete ist in der Gegenwart über vierzig Jahre alt (der Altersunterschied zwischen ihm und Adele ist es, der die Beziehung der beiden - laut Klappentext - so "unmöglich" macht) und verhält sich wie ein 14-Jähriger in der Pubertät. Stimmungsschwankungen und unverständliche Wut stehen bei ihm an der Tagesordnung. Weil sein Alter so rein gar nicht zu seinem unreifen Verhalten gepasst hat, konnte ich nicht mit ihm warm werden. Er war ziemlich anstrengend.

Dazu hat auch der Plot beigetragen: Der Klappentext verrät schon, dass etwas in der Vergangenheit vorgefallen ist, das zwischen Adele und Pete steht und eine Wiederbegegnung problematisch macht. Meiner Meinung nach ist die Autorin hier jedoch völlig falsch an die Geschichte herangegangen, denn das große Mysterium wird schon in der Leseprobe aufgelöst und ist letztendlich kaum der Rede wert. Problematisch ist das, weil Pete eine riesige Sache daraus macht und sogar noch nach sieben Jahren unglaublich nachtragend ist. Aufgrund dessen ist sein Verhalten schwer nachvollziehbar. In meinen Augen schadet es auch Spannung und Handlung, dass dieses Ereignis im Grunde genommen so unbedeutend für den Verlauf der Geschichte ist, denn eigentlich war das ja die Grundidee. Es wurden falsche Erwartungen geweckt – und ich bin aufgrund dessen leider ziemlich enttäuscht. Zudem wird viel zu oft in die Dramenkiste gegriffen, um ein unnötiges Hin und Her heraufzubeschwören und ein Zusammenkommen künstlich hinauszuzögern. Ich finde, man hätte mehr aus der Story herausholen können. Für mich bleibt die Leseprobe das Highlight des Buches.

Fazit

Bricht mit den Erwartungen des Lesers, das stellt sich aber als nachteilig für die Geschichte heraus. Man hätte mehr herausholen können. Da auch die Protagonisten nicht zu überzeugen wissen, sondern im Falle von Pete sogar anstrengen, hat mich das Buch nach der großartigen Leseprobe leider enttäuscht. Schade! Von mir gibt es 3 Sterne wegen Leseprobe und Schreibstil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.07.2019

Für wichtige Erkenntnisse braucht es manchmal den Blick von außen. Erschütternd gut.

Manche Mädchen müssen sterben
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Worum geht es?

Liz kann sich nicht beklagen: Sie hat alles. Vor allem einen wunderbaren Freund und einen Platz ganz oben auf der Beliebtheitsskala ihrer Schule. Aber sie stirbt und auf einmal ist sie ...

Worum geht es?

Liz kann sich nicht beklagen: Sie hat alles. Vor allem einen wunderbaren Freund und einen Platz ganz oben auf der Beliebtheitsskala ihrer Schule. Aber sie stirbt und auf einmal ist sie als Geist imstande, in Erinnerungen einzutauchen und die Lebenden in ihrer Trauer – und bei ihren Geheimnissen – zu beobachten. Jedoch kann sie sich nur noch an winzige Details ihres Lebens erinnern, alles Wichtige ist weg, vor allem die Nacht, in der sie starb. Die einzige Person, mit der sie sprechen kann und die ihr mitteilt, dass ihre Erinnerungen nach und nach wiederkommen werden, ist Alex – ein Junge, der auf ihre Schule ging und vor sechs Monaten starb. Aber warum macht Alex den Eindruck, als könne er sie nicht leiden – ja, als würde er sie sogar hassen? Liz muss sich ihren Erinnerungen stellen und dabei feststellen, dass sie vielleicht nicht der gute Mensch war, für den sie sich hielt …

Meine Meinung

Ich war zu Beginn des Buches ein klein wenig skeptisch. Ich denke, das kann mir keiner verdenken, denn die Protagonistin entpuppt sich innerhalb weniger Seiten als unglaublich oberflächlich. Ich habe mich gefragt, wie ich es bewerkstelligen soll, mich über 400 Seiten mit einer Protagonistin zu identifizieren, die sich sogar nach ihrem Tod noch über Geld und ihren Beliebtheitsstatus definiert. Aber diese Oberflächlichkeit war so demonstrativ zur Schau gestellt, dass mir klar war, das wird sich so nicht bis zum Ende halten – und so gab ich diesem Buch eine Chance. Zum Glück.

Nach anfänglicher Skepsis habe ich mich in den Schreibstil der Autorin verliebt. Jessica Warman vollbringt es, eine Geschichte so bildhaft und eindrucksvoll zu erzählen, dass ich mich fühlte, als würde ich einen Film schauen. Ich sah die einzelnen Szenen vor meinem geistigen Auge, fühlte mich, als würde ich neben Liz (und Alex) stehen, in ihre Erinnerungen eintauchen oder ihre Liebsten in der Gegenwart begleiten. Und auch in den weniger schönen Momenten hatte ich das Gefühl, hautnah dabei zu sein.

Wegen dieses Kopfkino-Schreibstils klebte ich an den Seiten. Ich habe mich in keiner Szene gelangweilt, sondern die glücklichen Momente in mich aufgesogen, während ich in den schrecklichen, unbehaglichen und bedrückenden Szenen mitgefiebert habe, weil ich wissen wollte, wie Liz gestorben ist. War es wirklich ein Unfall oder doch … Mord? Haben ihre Freunde etwas damit zu tun?

Die Geschichte, die uns Jessica Warman so bildgewaltig erzählt, geht aber über die bloße Frage nach den Geschehnissen um Liz‘ Tod weit hinaus. All das ist in einen viel größeren Zusammenhang eingebettet und mit jeder Erinnerung fügt sich eines der vielen Puzzleteile an seinen Platz. Immer wieder kommen neue Aspekte auf, die ein ganz anderes Bild ergeben und alle bisherigen Vermutungen über den Haufen werfen. Man kann zu Beginn des Buches gar nicht erahnen, wohin sich alles entwickeln wird, denn dafür ist das Bild noch viel zu unvollständig.

Trotzdem gab es – sagen wir nach der Hälfte des Buches – einen Punkt, als sich langsam eine Ahnung in meinem Kopf manifestierte, die mir zumindest die eine Auflösung (denn es gibt zwei große „Twists“) vorwegnahm. Die Autorin legte zu offensichtliche Hinweise, die man als Leser schnell richtig deutet, wenn man eins und eins zusammenzählen kann. Das schmälerte dennoch nicht die Wucht der Emotionen, die auf mich einprasselten, als Liz endlich in besagte Erinnerung eintauchte. Ich glaube sogar, gerade wenn man weiß, was einen im Laufe dieser Erinnerung erwartet, entfaltet dieser Moment überhaupt erst seine bedrohliche, erdrückende Wirkung.

Was den anderen großen Twist angeht, so lässt sich dieser wohl auch erahnen. Ich war jedenfalls nicht überrascht. Zwar sind die Hinweise diesbezüglich etwas rarer gesät, aber man kann es dennoch kommen sehen, wenn man von Anfang an aufmerksam gelesen hat. Normalerweise enttäuscht es mich sehr, wenn ich Twists kommen sehe, aber hier hielt sich meine Enttäuschung in Grenzen. Dafür ist die Geschichte zu komplex, zu durchdacht, zu bewegend und zu erschütternd. Sie vermag es, auch ohne Überraschungseffekt zu schockieren und dem Leser vielleicht sogar – wie mir – eine Träne zu entlocken, denn letztendlich darf man nicht vergessen: Unsere Protagonistin ist tot. Kann es da überhaupt ein Happy End geben?

Was ich mir vom Ende erhoffte, war eine 180-Grad-Wendung der Protagonistin, die zu Beginn wirklich nicht durch ihr nettes Wesen glänzt. Da ist dieser Junge bei ihr, Alex, der auf ihre Schule ging und vor sechs Monaten gestorben ist – und er ist unbeliebt, alles andere als reich und hat fast keine Freunde. Liz hätte sich vor ihrem Tod nicht im Traum mit jemandem wie ihm abgegeben und das lässt sie ihn auch deutlich spüren. Dadurch war ich ihr gegenüber sehr skeptisch, aber ich ging stark davon aus, dass hier ihre Charakterentwicklung ansetzt. Aber so einfach ist es nicht. Liz‘ Erinnerungen zeigen, wie scheußlich sie sich benommen hat, was für ein schlechter Mensch sie sein konnte, aber wir sehen auch andere Seiten, die zum Nachdenken bringen, ihre Weste aber auch nicht auf einmal weiß färben.

»Mir wird bewusst, dass der Charakter eines Menschen niemals nur schwarz und weiß ist. Da ist immer auch noch jede Menge grau.« (S. 375)

Ich würde Liz nicht als Freundin haben wollen, aber ich habe doch mit ihr mitgefühlt und geweint. Und das muss man als Autor erstmal schaffen.

Ein Aspekt hat mich aber tatsächlich überrascht: die Liebesgeschichte. Es ist eine Seelenverwandtschaft, die wahre Liebe, die mich nicht nur einmal zum Lächeln und auch zum Weinen gebracht hat. Die mich erst traurig und dann wieder glücklich gemacht hat. Aber – ohne zu viel verraten zu wollen – sie war nicht so, wie ich sie erwartet habe. Und darüber bin ich wirklich froh.

Fazit

Eine spannende, gut durchdachte und vielschichtige Geschichte, bildgewaltig und erschütternd erzählt, sodass der Leser in einigen Momenten von einer gewaltigen Flut an verschiedensten Emotionen überrollt wird: Grauen, Schock, Glück, Freude, Wehmut. Kommt ohne große Überraschungen, aber doch mit ausgeklügelten, spannenden Twists daher und lässt den Leser nachdenklich zurück. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Diese Geschichte hat bei mir einen Nerv getroffen - unvorhersehbar bewegend und intensiv.

Fünf Tage im Mai
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Als ich mit diesem Buch begann, hatte ich keine Ahnung, dass ich die letzten Seiten mit tränenverschleierter Sicht würde lesen müssen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten und wohin mich diese Geschichte ...

Als ich mit diesem Buch begann, hatte ich keine Ahnung, dass ich die letzten Seiten mit tränenverschleierter Sicht würde lesen müssen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten und wohin mich diese Geschichte führen würde.
Umgehauen hat mich das Buch – in erster Linie – aber nicht wegen seiner Geschichte. Oder wegen seines berührenden Endes. Es hat mich vor allem deshalb umgehauen, weil es eigene Erinnerungen an meinen verstorbenen Opa heraufbeschworen hat, die das Lesen unglaublich intensiv gestaltet haben und mich auch jetzt noch über die Geschichte nachdenken lassen.

Schon der erste Tag im Mai, von dem wir lesen dürfen, hat bei mir nostalgische Gefühle geweckt. Es beginnt luftig leicht, ein Frühlingstag in der Kindheit der Protagonistin, an dem wir Illy und ihren Uropa kennenlernen. Wir spüren die tiefe Verbindung, die schon damals zwischen ihnen besteht. Von diesem Tag im Mai wird die Atmosphäre des Buches über die folgenden vier Maitage, die im Abstand mehrerer Jahre aufeinanderfolgen, immer dichter und dichter. Die leichte, nostalgische Stimmung weicht langsam aber sicher drückenderen Gefühlen und schon bald laufen die ersten Tränen.

Es ist nicht so, als würde nach dem ruhigen Start, dem sanften Aufbauen der Geschichte plötzlich ein heftiger Plot Twist um die Ecke kommen, der dir den Boden unter den Füßen wegreißt. Es ist ein langsames Anschwellen, das ohne großen Knall daherkommt. Zwar gibt es diesen einen Moment, bei dem sich die Lautstärke immer weiter aufdreht, es spannender wird und man als Leser an den Seiten klebt, weil auf einmal etwas aus dem Ruder läuft, aber die Geschichte bleibt doch ruhig und unaufgeregt. Gerade diese Ruhe ist es, die so bewegt.

Während ich bis zur Hälfte des Buches nicht wusste, ob ich wirklich weiterlesen soll, weil ich etwas hilflos in der Luft hing und von dem Wechsel der sonnigen Kindheitsatmosphäre zur derben Stimmung in der Jugend etwas irritiert war, sind in der anderen Hälfte bei mir nur noch Tränen geflossen. Es fallen so viele Worte, die mich gleichzeitig berührt und bedrückt haben und in denen so viel Wahrheit steckt.

»Im Leben geht’s nit so zu wie in diesen amerikanischen Filmen, Illy, wo sich immer alles auflöst und gut wird am Ende. Für manche is‘ das Leben wie eine Hühnerleiter, eine Hühnerleiter. Kurz und beschissen.« (S. 190)

Ich habe Illy und Tat’ka unglaublich ins Herz geschlossen, weshalb mich das Ende umso mehr bewegt hat. Obwohl die Geschichte gar nicht mal so außergewöhnlich, unsagbar spannend oder bahnbrechend ist, hat sie unvorhergesehen einen Nerv getroffen. Sie ist etwas Besonderes – und das versteht man nur, wenn man die Geschichte selbst gelesen hat.

Fazit

Illy und Tat’kas Geschichte trifft ins Herz und lässt nicht mehr los. Wenn ich nur über den Titel des Buches nachdenke, kommen mir schon wieder die Tränen. Mich hat das Buch nach einem schwierigeren, skeptisch machenden Start tief bewegt und in einem Gefühlschaos zurückgelassen. Vielleicht ist es nicht die spannendste oder außergewöhnlichste Geschichte, aber sie ist intensiv – und lässt gleichermaßen eine leere Stelle in einem zurück, wie sie eine andere füllt. 4,5 Sterne gibt es von mir.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Wahnsinnsidee bildgewaltig und düster erzählt, aber mir fehlte irgendetwas.

Das Labyrinth des Fauns
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Klappentext

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte ...

Klappentext

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?

Meine Meinung

In „Das Labyrinth des Fauns“ verarbeitet Cornelia Funke den oscarprämierten Film „Pans Labyrinth“, den ich nie gesehen habe. Insofern habe ich das Buch unvoreingenommen begonnen und hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde.

Das erste, was mir beim Lesen aufgefallen ist, war der bildhafte Schreibstil. Der Autorin gelingt es mühelos, den Leser in die düstere, trostlose, aber doch fantastische Atmosphäre zu ziehen und ihm Bilder in den Kopf zu zaubern, die ihn neben den gedruckten Zeichnungen bis zur letzten Seite begleiten. Dahingehend war ich wahnsinnig beeindruckt und gefesselt – was ich von der Geschichte selber leider nicht so ganz behaupten kann.

Die Handlung ist eingewoben in die Zeit des Zweiten Weltkrieges und Francos Schrecken-Regime in Spanien, was sich durch einige Nebenbemerkungen immer wieder abzeichnet und die Stimmung des Buches mit Grauen, Dunkelheit, Blut und Brutalität tränkt. Insofern ist das Buch in seiner schonungslosen Erzählweise von Mord und Folter nichts für Jedermann. Ich persönlich hatte damit keine Probleme, bin aber auch ein leidenschaftlicher Horrorfilm-Fan.

Im Vordergrund steht tatsächlich das grausame Handeln von und um Ofelias Stiefvater Vidal, während sich wie nebenbei die fantastischen Elemente in die Handlung schlängeln. Die eingestreuten fantastischen Kurzgeschichten, die erst nach und nach ein (sehr verworrenes, aber doch überraschendes) Gesamtbild ergeben und einige Hintergrunddetails für die Haupthandlung eröffnen, waren mein persönliches Highlight. Dagegen wusste ich bis zuletzt nicht, was ich von der Haupthandlung halten soll. Der Funke ist nicht richtig auf mich übergesprungen, ich habe mich in meiner Unwissenheit etwas hilflos gefühlt und nicht mal gewusst, worauf ich eigentlich warte.

Hätte ich mich nicht mit anderen über die Geschichte ausgetauscht, dann wüsste ich bis jetzt noch nicht, was man mir mit dem Buch eigentlich mitteilen wollte. Einfach, weil ich mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen bin. Ich habe Fantasy erwartet und war dadurch blind für die Botschaft des Buches. Nachdem mir nun die Augen geöffnet wurden, stehe ich dem Buch schon deutlich positiver gegenüber, als ich es kurz nach seinem Beenden tat. Eine Wahnsinnsidee liegt der Geschichte zugrunde, die mit Sicherheit berühren kann. Noch dazu kleidet Cornelia Funke sie in bildgewaltige, düstere und doch hoffnungsvolle Worte, die eine fantastische Welt auf Papier bannen, aber … vom Hocker reißen konnte mich das Buch leider nicht. Mir fehlte etwas und manches war mir auch zu verwirrend und gefühlt zusammenhangslos. Vielleicht kann der Film das wieder wettmachen, den ich mir auch bald vorknöpfen werde.

Fazit

Eine wahnsinnig gute Idee bildgewaltig und poetisch erzählt. Die düstere und doch fantastische, hoffnungsvolle Stimmung geht beim Lesen auf einen über. Trotzdem habe ich bis zum Ende (vergeblich) auf irgendetwas gewartet, das mich noch komplett vom Hocker reißen würde. Deshalb gibt es 3,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Ein Schiff voll von Verrückten trifft auf die vergebliche Suche nach einem roten Faden.

Her mit dem schönen Leben
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Gleich vorab: Ich habe nur 50% des Buches gelesen. Ich musste es abbrechen, weil ich relativ schnell gemerkt habe, dass es einfach nicht mein Ding ist. Empfehlen würde ich es eher jüngeren Lesern, die ...

Gleich vorab: Ich habe nur 50% des Buches gelesen. Ich musste es abbrechen, weil ich relativ schnell gemerkt habe, dass es einfach nicht mein Ding ist. Empfehlen würde ich es eher jüngeren Lesern, die sich von den merkwürdigen Charakteren wahrscheinlich eher unterhalten als abgeschreckt fühlen.

Den Schreibstil fand ich an sich angenehm und flüssig zu lesen, jedoch wurde er mir im Zusammenhang mit den Charakteren zu nervig. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin witzig sein wollte, indem sie absurde Figuren gestaltet, die in der Realität hoffentlich nicht auf dem Nervigkeitsgrad existieren – oder zumindest nicht im Rudel auftreten. Nach und nach habe ich mich doch gefragt, ob auf diesem Schiff nur Verrückte leben. Durchaus facettenreiche Verrückte, weil sie nicht alle auf die gleiche Art verrückt sind, aber verrückt sind sie alle – von eineinhalb Personen vielleicht mal abgesehen. Der eine hat nichts Besseres zu tun, als unaufgefordert überflüssige Informationen zum Besten zu geben, ellenlange Monologe zu führen und obendrein noch ständig Lob abstauben zu wollen. Die andere findet absolut alles „entsetzlich“ und buhuhut den lieben langen Tag (was bedeutet, dass sie weint). Die Charaktere wirken leider ganz und gar nicht wie Schulabgänger, sondern wie Kleinkinder, die bei mir eher Stirnrunzeln als Erheiterung ausgelöst haben.

Abgesehen davon weiß ich auch nach der Hälfte des Buches nicht, worum es genau geht. Um Freundschaft, okay. Um das WG-Leben, okay. Aber wo ist der rote Faden? Gibt es ein Ziel oder plätschert die Handlung einfach weiter vor sich hin, wie das bisher der Fall ist? Der Wille, weiterzulesen, um zu erfahren, was als nächstes passiert, konnte bei mir leider nicht geweckt werden, deshalb wäre ein Weiterlesen für mich leider gezwungen.

Fazit

Für jüngere Leser vielleicht unterhaltsam und erheiternd – ein bisschen leichte Kost, die einen vielleicht sogar zum Grinsen bringt, wenn es denn den eigenen Humor trifft –, für mich leider irgendwie nichtssagend. Ich habe die Charaktere eher spöttisch belächelt, als mich mit ihnen zu identifizieren oder mit ihnen mitzufiebern. 2 Sterne gibt es von mir, weil ich mir vorstellen kann, dass das Buch nur die richtige Zielgruppe braucht, um zu gefallen.