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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2019

Ein mehr als würdiger Abschluss, der nostalgisch stimmt!

Pheromon 3: Sie jagen dich
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Da fiebert man ungeduldig auf das Finale einer Reihe hin und ist nach dem Lesen traurig, dass es schon vorbei ist. Ein solches Finale war „Pheromon – Sie jagen dich“ für mich.

In diesem dritten Band der ...

Da fiebert man ungeduldig auf das Finale einer Reihe hin und ist nach dem Lesen traurig, dass es schon vorbei ist. Ein solches Finale war „Pheromon – Sie jagen dich“ für mich.

In diesem dritten Band der Trilogie lesen wir wieder aus unterschiedlichen Figurenperspektiven, die auf zwei verschiedenen Zeitebenen – 2018 und 2118 – stattfinden. Die eine Zeitebene wird von Rainer Wekwerth geschrieben, die andere von Thariot – und dabei harmonieren die Schreibstile der beiden Autoren so gut, dass diese nahtlos ineinander übergehen und der Wechsel gar nicht auffällt. Beide schreiben spannend, mitreißend und bildhaft genug, dass das Kopfkino automatisch einsetzt. Ich könnte mir gut eine Verfilmung vorstellen (und würde sie mir auch wünschen!).

Mir hat ein weiteres Mal imponiert, wie geschickt die Zeitebenen ineinandergreifen. Da passiert etwas in der Zukunft, das dann erst in der Gegenwart Sinn ergibt – und andersherum. Dieses Zusammenspiel der Handlungsstränge sorgt für ordentlich Miträtseln, Spannung und Dynamik: Was hat es mit Giovanellas neu entdeckten Fähigkeiten auf sich? Wird sie die Aufgabe meistern, die ihr zugedacht ist? Und was muss Jake in der Gegenwart leisten, um einen Sieg über die Aliens in der Zukunft zu bewerkstelligen?

Hinsichtlich des Handlungsverlaufs konnten mich die Vorgänger jedoch ein wenig mehr überzeugen, was vor allem daran lag, dass es am Ende immer eine Wendung gab, die mich völlig vom Hocker gehauen hat. Obwohl es auch hier die eine oder andere kleine Überraschung gibt und die Handlung zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar ist, weil die Idee dafür einfach viel zu komplex ist, hat mir doch der eine Moment gefehlt, der mich völlig geplättet zurückgelassen hat. Mit dem hatte ich angesichts der hohen Erwartungen durch Band 1 und 2 einfach gerechnet.

Dafür kommt ab einem gewissen Zeitpunkt die Befürchtung auf, dass wir uns von nicht wenigen liebgewonnenen Charakteren verabschieden müssen und das Überleben von niemandem gesichert ist, was es noch spannender gemacht hat. Zwar wird bei der Charaktergestaltung auch im Finale nur an der Oberfläche gekratzt, sodass wir nur wenig über die einzelnen Figuren erfahren, jedoch haben es Wekwerth und Thariot trotzdem irgendwie geschafft, dass ich die meisten Charaktere ins Herz geschlossen und mit diesen gebangt habe. Vor allem die etwas außergewöhnlichen Figuren wie Caleb, Skagen und Carl werden mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.

Trotz einiger kleiner Schwachstellen konnte mich das Buch absolut zufriedenstellen – mehr noch: Ich habe sogar bedauert, mich jetzt schon von den Charakteren und der Geschichte trennen zu müssen. Das Ende legt es förmlich darauf an, den Leser nostalgisch und wehmütig zu stimmen. Es wird unerwartet berührend und die Reihe kommt zu einem sehr schönen und mehr als würdigen Abschluss. Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass sich die Autoren hier von ihren eigenen Figuren verabschiedet haben.

Fazit

Ich hätte am Anfang der Reihe niemals damit gerechnet, dass sich die Handlung in diese Richtung entwickeln würde. Die Idee ist komplex, kreativ und durchdacht, voll von interessanten Elementen wie Zeitreisen, KIs und besonderen Fähigkeiten und wusste mich immer wieder zu überraschen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und habe die Charaktere unglaublich gerne auf ihrem Weg begleitet.

Das Finale ist in meinen Augen minimal schwächer als die Vorgänger, lässt hinsichtlich des Endes aber nichts zu wünschen übrig. Für mich ein sehr gelungener Abschluss! Ich vergebe 4 Sterne und spreche für die gesamte Reihe eine absolute Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 09.01.2019

Comics, Orangensaftmassaker und peinliche erste Dates - eine süße Kurzgeschichte!

Lügen haben blaue Augen
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Klappentext

Kurzschlussideen – Gummibärchenkrieg – Superheldsuche … Mit 17 noch ungeküsst? Das geht gar nicht. Panisch erfindet Lena einen supersüßen und total in sie verliebten Freund: Markus. Den jetzt ...

Klappentext

Kurzschlussideen – Gummibärchenkrieg – Superheldsuche … Mit 17 noch ungeküsst? Das geht gar nicht. Panisch erfindet Lena einen supersüßen und total in sie verliebten Freund: Markus. Den jetzt aber alle kennenlernen wollen. Ein Glück, dass ihr Nachbar sowohl gut aussieht, als auch Markus heißt. Jetzt muss er nur noch mitspielen.

Meine Meinung

Hach, so eine schöne Geschichte, die leider so schnell ausgelesen ist. Ich hätte gerne noch mehr von Lena und Markus gelesen.

Der Schreibstil liest sich leicht und punktet absolut durch seinen Humor. Man liest aus der Sicht von Lena, was mir nach vielen Büchern mit wechselnder Perspektive mal wieder gut gefallen hat, weil man über Markus' Gedanken bis zum Schluss herrlich im Unklaren bleibt und Mutmaßen angesagt ist. Dadurch bleibt es bis zum Schluss spannend und man fiebert mit.

Natürlich geht alles extrem schnell, weil es sich um eine Kurzgeschichte handelt, ich hatte aber trotzdem nicht das Gefühl, dass es dadurch irgendwie unrealistisch wirkte. Dafür wurden die beiden mit einer passenden (süßen!) Vorgeschichte versorgt, die ihre Gefühle nachvollziehbar und glaubwürdig machte. Hätte es diese nicht gegeben, dann wäre es tatsächlich zu plötzlich gewesen.

Man darf also keine bis ins Detail ausgeklügelte Story erwarten. Manche Probleme, die im Laufe des Buches aufgeworfen wurden und Lena zu einer gewissen Charakterentwicklung verholfen haben (die natürlich auch sehr zügig vonstatten ging), wurden am Ende gar nicht mehr gelöst - die Lösung wurde lediglich angedeutet. Das hat hier aber auch gereicht, denn die Liebesgeschichte, die ja schließlich auch im Vordergrund stand, kam zu einem schönen, mehr als zufriedenstellenden Abschluss.

Fazit

Eine kurze, süße Liebesgeschichte für zwischendurch, die natürlich hier und da ein paar Lücken hat, aber dennoch zum Schwärmen einlädt. Ich habe es geliebt. 4 Sterne gibt es von mir.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Eine beunruhigende und doch faszinierende Zukunftsvision. Überraschend tiefgründig!

White Maze
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White Maze war eines der Bücher, auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, denn als Fan von Videospielen sind Bücher, die dieses spannende Thema aufgreifen, für mich ein absolutes Muss. Erwartet ...

White Maze war eines der Bücher, auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, denn als Fan von Videospielen sind Bücher, die dieses spannende Thema aufgreifen, für mich ein absolutes Muss. Erwartet habe ich zwar eine Gaming-Welt wie in Ready Player One, die ich leider nicht bekommen habe, aber White Maze überzeugt, wenn schon nicht durch eine packende Gaming-Welt, durch eine beunruhigende, gar nicht mal so unrealistische Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt.

Ich gestehe: Zu Anfang war ich skeptisch, da ich den Eindruck hatte, dass sich das Buch an eine jüngere Zielgruppe – vielleicht 13 - 16 Jahre – richtet. Dieser Eindruck entstand durch den tagebuchartigen Schreibstil, der sich jedoch nur auf den Anfang beschränkt, und das sehr oberflächliche Handeln und Denken der Protagonistin, die außer dem Erobern ihres Schwarms keine anderen Sorgen hat. Dies ist jedoch gewollt, denn gerade dort setzt die Charakterentwicklung an. Zu Beginn lebt Vivian Tallert tatsächlich in ihrer kleinen Welt, in der die nächste Party und das neueste Videospiel das Wichtigste für sie sind. Ihre Mutter ist die weltbeste Programmiererin und Entwicklerin des neuen Spiels „White Maze“, das zusammen mit den neuen Lucent-Linsen auf den Markt kommen und die Realität auf noch bahnbrechendere Weise verändern soll, als es bisher der Fall war. Doch bevor Vivian dazu kommt, die Linsen noch vor allen anderen zu testen, muss sie mitansehen, wie ihre Mutter diese voller Panik in der Mikrowelle pulverisiert und aufgelöst aus dem Haus stürmt, um dieses schließlich nie wieder zu betreten. Durch den Tod ihrer Mutter wird Vivian wachgerüttelt, sie muss von einem Moment auf den anderen erwachsen werden, ihre Trauer und ihre Angst zurückstellen, um den mysteriösen Umständen des Todes ihrer Mutter auf den Grund zu gehen. Schnell wird ihr klar, dass es sich um einen Mord handeln muss, denn ihre Mutter hat ihr ein Rätsel hinterlassen, das nur sie lösen kann. Sie soll „White Maze“ abschalten, denn jemand hat das Spiel manipuliert. Dafür muss sie aber die virtuelle Welt betreten, in der sie dem Mörder ihrer Mutter schutzlos ausgeliefert ist.

Mich hat diese Idee von Anfang bis Ende fasziniert, denn sie erscheint tatsächlich denkbar und in der Zukunft möglich. Eine virtuelle Welt, in der wir alles sein, alles tun können, ohne Sorgen und Probleme, glücklich und zufrieden. Eine Welt, die unsere Sinne manipuliert und uns täuscht. In der wir nicht mehr unterscheiden können, was real ist und was falsch. „White Maze“ führt uns die Gefahren einer solchen Zukunft vor Augen, denn was ist, wenn diese Welt so manipuliert wird, dass es keine Schmerzgrenze gibt? Dass es möglich ist, in dieser Welt zu sterben, weil uns unsere Sinne etwas vorgaukeln, was in Wahrheit gar nicht da ist? Wenn diese „Waffe“ in die falschen Hände gerät?

June Perrys Roman geht sogar noch weiter, verliert sich in philosophischen Fragen, die zum Nachdenken anregen. Denn was ist, wenn wir unseren Sinnen nicht mehr trauen können? Bestimmt unsere Umwelt, bestimmen unsere Sinne was wir sind und was uns ausmacht? Würden wir selbst in einer Welt leben, die perfekt ist und uns glücklich macht, in dem vollen Bewusstsein, dass es nicht real ist? Ich bin wirklich positiv von dem Buch überrascht, denn es geht viel tiefer als erwartet. Handlung und Gedankenanstöße erscheinen bedeutsam und zwingen den Leser, sich während des Lesens näher mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Ich war zu Beginn ein wenig enttäuscht darüber, dass die „Gaming-Welt“ eher eine perfekte, bessere Realität (beziehungsweise eine „erweiterte Realität“) abzeichnet, als wirklich eine Gaming-Atmosphäre zu vermitteln (obgleich es auch Quests und dergleichen gibt, die aber kaum der Rede wert sind), dies wird jedoch absolut dadurch wettgemacht, wie eindrucksvoll und bildlich die Autorin diese virtuelle Welt beschreibt. Farben, Formen, Geräusche, Gerüche und Gefühle werden wie nebenbei erwähnt, ziehen den Leser in das Buch und lassen ihn die Handlung hautnah miterleben.

Den einzigen Kritikpunkt sehe ich darin, dass diese spannende Idee vielleicht zu kurz umgesetzt wurde. Rückblickend betrachtet gibt es zwar gar nicht mal so viel Handlung (und trotzdem genug Spannung, um zu fesseln!), aber am Ende geht alles wahnsinnig schnell, was ich ein bisschen unzufriedenstellend finde. Insgesamt hatte ich den Eindruck, hätte man der Idee mehr Raum gegeben, dann wären einem die Figuren mehr ans Herz gewachsen, man hätte bei der Liebesgeschichte mehr mitgefiebert, weil sie glaubhafter gewesen wäre, wenn sie mehr Zeit gebraucht hätte, sich zu entfalten, und gewisse Charaktertode wären einem stärker an die Nieren gegangen. Meiner Meinung nach schwächelt das Buch in diesem Punkt ein bisschen.

Trotz meiner leichten Unzufriedenheit das schnelle Ende betreffend, hat es der „Cliffhanger“, wenn man das so nennen kann, jedoch fast wieder rausgerissen. Ob dieser einen zweiten Teil andeutet oder doch wieder nur Stoff zum Nachdenken liefern soll?

Fazit

June Perry entführt uns in keine packende, spannende Gaming-Welt, sondern in eine gar nicht mal so unrealistische, erweiterte Realität, in der man sich nicht mehr sicher sein kann, was real ist und was nicht. „White Maze“ regt zum Nachdenken an, fasziniert und beunruhigt. Ich war von der Tiefgründigkeit des Buches positiv überrascht, fühlte mich sehr gut unterhalten und kann deshalb eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Erst zu kriegslastig, dann kommt volles Fantasy-Feeling auf - eine klasse Fortsetzung!

Die Chroniken von Azuhr - Die Weiße Königin
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Puh. Das waren wahnsinnig anspruchsvolle 622 Seiten. Nicht nur, dass Hennen hier einer gewaltigen, intelligent zusammengesponnenen Idee Leben eingehaucht hat, die man bis zuletzt nicht komplett zu durchblicken ...

Puh. Das waren wahnsinnig anspruchsvolle 622 Seiten. Nicht nur, dass Hennen hier einer gewaltigen, intelligent zusammengesponnenen Idee Leben eingehaucht hat, die man bis zuletzt nicht komplett zu durchblicken scheint, auch der zeitliche Abstand zu Band 1 war für mich eine große Herausforderung, denn ich hatte viele wichtige Details vergessen, die mir für das volle Verständnis der Handlung gefehlt haben. Aufgrund dessen rate ich definitiv, die Bände wenn möglich direkt hintereinander zu lesen, damit keine Wissenslücken aufkommen, wie es bei mir der Fall war. Diese werden nämlich nicht alle durch den zweiten Band geschlossen.

Auch aufgrund dessen waren die ersten 300 Seiten für mich mehr Anstrengung als Freude. Man wird erbarmungslos in die Welt gestoßen, zunächst mit unbekannten Figuren konfrontiert, die man nicht einzuordnen weiß, und mit den zahlreichen Namen der verschiedenen Völker überhäuft, dass ich mich erstmal ganz schön überfordert gefühlt habe, weil alles aus Band 1 nicht mehr so präsent war. Dazu kam, dass die ersten 300 Seiten vor allem Einblicke in das Kriegsgeschehen geben und das Schmieden und Umsetzen von Schlachtplänen und Intrigen im Vordergrund stehen.

Ich muss gestehen, es fiel mir diese 300 Seiten lang wirklich schwer, am Ball zu bleiben, weil mich diese Schlachteinblicke nicht in dem Ausmaß interessiert haben. Es ist definitiv wahnsinnig gut und anschaulich geschrieben, sodass man sich Personen, Handlungen und Umgebungen gut vorstellen kann, aber Hennen verliert sich – für meinen persönlichen Geschmack – manchmal etwas zu sehr in Details, zum Beispiel in die ausführliche Beschreibung von Rüstungen. Wenn man dann nicht so sehr mit dem dazugehörigen Vokabular vertraut ist, kann das beim Lesen eher anstrengend werden. Gleichzeitig wird aber gerade dadurch die Kriegsatmosphäre aufgebaut.

Es ist anspruchsvoll und man muss konzentriert lesen, um alles zu verstehen, aber für mich hat sich das nach den 300 Seiten wirklich gelohnt. Denn hat man erstmal die erste Hälfte des Buches gelesen, tritt das Kriegerische schließlich immer mehr hinter den Mären zurück, die mich schon in Band 1 so gefesselt haben. Die Märenfiguren, die auftauchen, kommen einem stellenweise bekannt vor, sind aber doch ganz eigen und machen die Geschichte zu etwas Besonderem. Durch das Auftauchen der verschiedenen Wesen wird die Spannung immer wieder in die Höhe geschraubt. Das Lesen hat in der zweiten Hälfte unglaublich viel Spaß gemacht und ich bin ein weiteres Mal beeindruckt davon, wie viel Überlegung und Kreativität hinter der Geschichte steckt. So viele vermeintlich unabhängige Handlungsstränge laufen zu einem großen Ganzen zusammen, das sich uns wohl erst in dem finalen Band erschließen wird.

Dieser zweite Band hat mich vor allem mit Verwirrung zurückgelassen, denn es haben sich Wendungen ergeben, die eigentlich mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben haben. Das Besondere der Reihe liegt auch darin, dass man eigentlich zu keinem Zeitpunkt weiß, auf wessen Seite man stehen sollte. Wer ist hier gut, wer ist böse? Jeder hat seine Licht- und Schattenseiten. Die Figuren wirken wie echte Menschen. Es gibt nicht die eine gute Seite, die all die intelligenten Pläne knüpft, um die andere Seite in eine Falle zu locken, sondern jede Seite hat seine sympathischen Figuren mit genialen Einfällen, die sich gegenseitig immer wieder herausfordern. Zu keinem Zeitpunkt ist klar, welche Seite siegen wird, niemand ist dem anderen gnadenlos überlegen. Dadurch weiß die Reihe einen stetig zu überraschen, zu fesseln und, ja, auch zu verwirren.

Fazit

Alles in allem hat mir dieser zweite Band wieder gut gefallen. Es ist keine leichte Kost, man muss konzentriert lesen und stetig mitdenken, um alles zu verstehen. Die erste Hälfte des Buches kann für Leser, die sich nicht so sehr für Kriegsführung und dergleichen interessieren, nicht ganz so spannend, ja vielleicht sogar anstrengend sein (ich persönlich habe das so empfunden). Aber in der zweiten Hälfte treffen wir immer mehr auf interessante Märengestalten (Basilisken, Einhörner, der Krähenmann, etc.) und das Fantasy-Feeling kommt endlich durch und reißt einen mit. Ab da war ich durchgehend begeistert und kann deshalb vier Sterne vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Erin Kelly spielt mit uns, stellt uns Fallen & führt uns hinters Licht. Wem kann man da noch trauen?

Vier.Zwei.Eins.
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Bei diesem Buch wusste ich lange Zeit nicht, wie ich es am Ende bewerten würde, weil sich meine Meinung während des Lesens immer wieder verändert hat. Es handelt sich nicht um einen Thriller, bei dem man ...

Bei diesem Buch wusste ich lange Zeit nicht, wie ich es am Ende bewerten würde, weil sich meine Meinung während des Lesens immer wieder verändert hat. Es handelt sich nicht um einen Thriller, bei dem man stetig unter Hochspannung steht und eine Aktion die nächste jagt, aber man kann auch nicht davon sprechen, dass es nicht durchgehend spannend ist, denn obwohl es handlungstechnisch eher ruhig ist lauert doch die ganze Zeit eine unbestimmbare Gefahr unter der Oberfläche. Man wird von der mysteriösen, geheimnisvollen Stimmung eingesogen und hat den ständigen Drang, weiterzulesen, weil man wissen möchte – nein, weil man wissen muss (!) – was sich in der Vergangenheit zugetragen hat.

Neugierig macht schon die interessante Unterteilung des Buches in fünf Abschnitte – die fünf Phasen einer totalen Sonnenfinsternis. Sonnenfinsternisse spielen in diesem Thriller eine große Rolle, denn sie sind in Kits und Lauras Leben ein wichtiger Bestandteil und die einzige Sicherheitslücke. Das Paar hat sich mitsamt Namensänderung und Ortswechsel ein neues Leben aufgebaut, aber ihre Leidenschaft und ihr Interesse für Sonnenfinsternisse führt sie immer wieder an Orte, an denen Beth sie finden kann, denn sie weiß von diesem Interesse. Trotz dieser Ausgangssituation macht sich Kit zu Beginn des Buches auf die Jagd nach der nächsten Sonnenfinsternis und lässt seine mittlerweile schwangere Frau Laura schweren Herzens zurück. Schon hier setzt die unbehagliche Stimmung des Buches ein, denn das kann eigentlich nicht gutgehen.

Die Autorin lässt uns abwechselnd in die Vergangenheit und die Gegenwart eintauchen, mal aus Lauras, mal aus Kits Sicht lesen und wir erfahren dabei nach und nach, was sich damals zugetragen hat, obwohl erst in der Gegenwart alles klar scheint. Die Vergangenheitsszenen haben mir zwei Drittel des Buches deutlich besser gefallen als die Gegenwartsszenen, denn Letztere plätschern lange nur unspektakulär vor sich hin und haben deswegen manchmal meinen Lesefluss gestört, weil die brodelnde Spannung, die in der Vergangenheit aufgebaut wurde, in diesen Passagen wieder gedämpft wurde. Das ändert sich aber, je weiter die Geschichte auf das Ende zusteuert. Ich hatte insgesamt dennoch den Eindruck, dass die Autorin manchmal zu weit ausgeholt und zu viele unwichtige Informationen hat einfließen lassen, was das Lesen manchmal etwas träge gemacht hat. Die zahlreichen Details und Erlebnisse zu den Sonnenfinsternissen fand ich jedoch sehr interessant und haben mir auch ein bisschen Lust gemacht, mich mit diesem Phänomen näher zu beschäftigen.

Über die manchmal etwas ausufernden Beschreibungen lässt sich meiner Meinung nach hinwegsehen, denn die stetig vorhandene „stille“ Spannung lässt trotzdem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Die Autorin versteht es, den Leser in Fallen zu locken, ihm immer wieder einen Bären aufzubinden und ihn in Richtungen zu lenken, die weit von der Wahrheit entfernt sind. Am Ende sieht man sich mit einer Wahrheit konfrontiert, die überrascht, die alles auf den Kopf stellt und die die eigene Meinung über das Verhalten mancher Personen rückblickend stark verändert. Man muss seinen Eindruck von den Personen immer wieder revidieren, denn man kann zu keinem Zeitpunkt sicher sagen, wem man trauen kann und wem nicht und wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Erin Kelly spielt mit dem Leser und ich für meinen Teil bin ihr immer wieder auf den Leim gegangen.

Das wirklich Amüsante an meinem Leseerlebnis war die Tatsache, dass ich eine recht verrückte Theorie während des Lesens aufgestellt habe, an die ich nicht mal selbst wirklich geglaubt habe, weil sie … zu verrückt war. Faszinierenderweise hat sich gerade diese als wahr herausgestellt, wurde von der Autorin aber noch mit Elementen ausgeschmückt, die diese Theorie glaubwürdig und nachvollziehbar machten. Anderenfalls hätte mir diese Wendung wohl nur ein ungläubiges Lachen entlockt. Es war eine Wendung, mit der man wohl nicht wirklich (nicht ernsthaft jedenfalls!) rechnet, die das Buch aber brauchte, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen und das ist der Autorin bei mir auch gelungen.

Fazit

Insgesamt ein handlungstechnisch ruhiger, aber trotzdem spannender Thriller, der manchmal etwas zu weit ausholt, aber überraschende Wendungen, schwer einzuschätzende Charaktere und eine Vielzahl an Geheimnissen bietet, die das Lesevergnügen hochhalten. Mir fehlte zwar das gewisse Etwas, das mich völlig vom Hocker haut, aber ich fühlte mich sehr gut unterhalten und wurde überrascht.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diejenigen, die mit ruhigen Thrillern, bei denen wenig Action, aber stetiges Miträtseln angesagt ist, etwas anfangen können. Ich vergebe 4 Sterne!