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Veröffentlicht am 03.01.2019

Unerwartet witzig, aber die Liebesgeschichte lädt leider nicht zum Mitfiebern ein.

Dance. Love. Learn. Repeat.
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Achtung: Es könnten kleinere Spoiler vorhanden sein. Da das Buch aber keinen einzigen Plot Twist bereithält, dürften diese wahrscheinlich halb so wild sein.

Klappentext (LovelyBooks)

Phoebe:

Endlich ...

Achtung: Es könnten kleinere Spoiler vorhanden sein. Da das Buch aber keinen einzigen Plot Twist bereithält, dürften diese wahrscheinlich halb so wild sein.

Klappentext (LovelyBooks)

Phoebe:

Endlich an der Uni. Endlich geht das echte Leben los. Ihre Mitbewohnerinnen sind total nett, einen Job hat sie auch schon und angeblich findet man auf der großen Erstsemesterparty Freunde fürs Leben. Ob damit wohl Luke gemeint ist? Luke, der heißeste Typ aus ihrer alten Schule. Luke, der sich nicht an sie erinnern kann.

Luke:

Eigentlich hat er nicht erwartet, dass alles so anders sein würde. Und sich so fremd anfühlt. Luke weiß nicht so richtig, was er will. Soll er sich von seiner Freundin trennen oder nicht? Soll er sich von den bescheuerten Jungs aus seiner Fußballmannschaft distanzieren oder nicht? Soll er Phoebe daten oder nicht?



Meine Meinung

Von Dance. Love. Learn. Repeat. habe ich mir eine amüsante Collegestory mit Liebesgeschichte für zwischendurch versprochen, die mir einige lustige Lesestunden beschert – und das trifft es auch eigentlich ziemlich gut. Es ist keine dramatische, wunderschöne Liebesgeschichte, kein Meisterwerk, über das man noch tagelang nachdenkt, aber es ist unterhaltsam, es ist lustig und für zwischendurch genau das Richtige.

Das Cover ist schlicht und verrät – wäre da nicht der vielsagende Titel – rein gar nichts über den Inhalt. Trotzdem ist es für das Buch irgendwie passend, denn der Titel, der den Inhalt treffend zusammenfasst, steht klar im Mittelpunkt. Um in der Buchhandlung spontan danach zu greifen, wäre mir das Cover aber einen Tick zu langweilig und nichtssagend.

Das Buch ist überwiegend locker und leicht geschrieben. Normalerweise bin ich eine wirklich langsame Leserin, aber Dance. Love. Learn. Repeat. liest sich wirklich unglaublich schnell. Die Charaktere unterhalten sich fast ausschließlich in scherzendem Ton, sodass recht früh klar wird, dass hier kein emotionales Drama erzählt wird. Anfangs hatte der Humor noch Schwierigkeiten, mich zu erreichen, mit der Zeit wurden die Dialoge aber immer witziger, sodass ich stellenweise wirklich laut lachen musste. Der Humor ist oft kindisch und überspitzt, brachte mich aber gerade deshalb immer wieder unerwartet zum Lachen. Vor allem Frankie ist wegen ihrer verrückten und mitunter auch kindischen Art fast schon ein Alleinunterhalter, den ich besonders ins Herz geschlossen habe. Sicher ist dieser besondere Humor aber nicht jedermanns Fall.

»Das ist der Feueralarm.« […] »Scheiße, Mann, weißt du, ich glaube, das war ich […] Ich hab geträumt, dass ich Käsetoast mache. Vielleicht hab ich wirklich Käsetoast gemacht. Vielleicht hab ich geschlaftoastet.« (S. 395)

Wie schon erwähnt, fasst der Titel den Inhalt des Buches ganz gut zusammen: Dance. Love. Learn. Repeat. Es ist eine Collegestory. Die Charaktere feiern (wirklich jeden Abend, egal ob am nächsten Tag Seminare oder Vorlesungen auf dem Plan stehen) und tanzen, sie verlieben sich (nicht nur Phoebe und Luke, obwohl diese im Mittelpunkt stehen), sie lernen (hin und wieder, wenn sie mal nicht feiern) und sie wiederholen das Ganze. Abgesehen davon gibt es noch ein bisschen College-Quidditch, Machoaktionen, die aus zu viel Testosteron resultieren, und etwas Liebesdrama – sonst passiert eigentlich nichts Besonderes.

Die Story sticht ja auch nicht besonders aus der Masse heraus. Im Gegenteil: es gibt ein Dutzend Collegegeschichten, die nach dem gleichen Schema verlaufen: Das Mädchen war auf der Highschool in den beliebten Jungen verliebt, der nie auch nur Notiz von ihr genommen hat, und auf dem College scheint sie auf einmal doch ganz interessant. Die beiden freunden sich an, es entsteht mehr … und dann werden ihnen Steine in den Weg gelegt. Vielleicht, weil man noch einen zweiten Band schreiben möchte. Oder aber, wie ich es gerne interpretieren würde, weil man etwas vermitteln möchte.

»Ted Hughes und Sylvia Plath haben sich auf dieser Party kennengelernt und es war quasi eines der monumentalsten und intensivsten Treffen der Literaturgeschichte. […] Das Komische ist bloß, sie haben beide in ihren Tagebüchern darüber geschrieben, aber einer von ihnen liegt bei diesem nebensächlichen Detail falsch. Die Sache mit der blauen oder roten Schleife. Yorgos meinte also, dass das bedeutsam ist, weil sie Lyriker waren und weil in der Lyrik Farben und Symbolik wichtig sind […].«

»Das heißt also praktisch, die Schleife war entweder blau und er hat Sylvia tatsächlich klar gesehen, als die Person, die sie wirklich war … Oder die Schleife war rot und er hat Sylvia nie wirklich gesehen. Er hat einfach nur auf sie projiziert, was er sehen wollte?« (S. 213f.)


Und zwar genau das: Dass es (in der Realität und auch in der Fiktion) nun mal ganz leicht passieren kann, dass man sich so in das Bild, das man von einem Menschen hat, hineinsteigert, dass man gar nicht die Wirklichkeit, das wahre Ich sieht. Und dass einem früher oder später die Augen geöffnet werden und man den Menschen sieht, der wirklich hinter dieser falschen Vorstellung liegt. Genau das scheint hier bei Phoebe in Bezug auf Luke passiert zu sein. Vielleicht wird es also ein Happy End für die beiden in Band 2 geben – oder vielleicht auch nicht und es ist doch Josh, der mit Phoebe zusammenkommt und den ich – ehrlich gesagt – sogar viel lieber mag. Wer weiß. Ich bin gespannt.

Und das, obwohl ich mit dem Buch als Komödie zwar sehr zufrieden, von dem Buch als Liebesgeschichte aber enttäuscht bin. Nicht nur, dass die klischeehafte Storyline bis zum Ende klischeehaft bleibt und vor sich hinplätschert, wenn man mal die gelegentlichen Späßchen außer Acht lässt. Es kommt auch einfach kein Drang auf, mit den beiden „Turteltäubchen“ mitzufiebern. Weder wird ein Knistern oder Herzklopfen transportiert noch hatte ich auch nur ansatzweise das Gefühl, dass ich die beiden unbedingt zusammen sehen möchte, denn vor allem Luke hat mich mit seinem ständigen Hin und her unglaublich genervt. Er weiß nicht, was er möchte: Mal seine Exfreundin Abbey, mal dann doch wieder Phoebe und überhaupt interessiert er sich für Phoebe erst, als er (durch eine unglaublich peinliche Aktion) erfährt, dass sie auf ihn steht. Das war schon ein hartes Stück.

Aber vielleicht war das ja genau so gewollt. Das werden wir wohl erst im zweiten Band erfahren, den wir hoffentlich auch bekommen werden, denn offener (und unzufriedenstellender) kann ein Ende kaum sein.



Fazit

Insgesamt ein unterhaltsames, lustiges Buch für zwischendurch, wenn man nicht gerade eine süße Liebesgeschichte zum Mitfiebern erwartet. Zurücklehnen, die Handlung und den Humor auf sich einprasseln lassen und entspannen. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Hassliebe, Weihnachten und eine gute Portion Herzklopfen - ein süßer Liebesroman! ♥

All I Want for Christmas. Eine Weihnachts-Romance in Manhattan
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Worum geht es?

Fragt man Pippa Schwab nach ihrer Meinung zu Hunter Montgomery, dann fallen die Worte: „arrogant“, „überheblich“, „hält sich wegen seines Rockstar-Vaters für etwas Besseres“ und „größter ...

Worum geht es?

Fragt man Pippa Schwab nach ihrer Meinung zu Hunter Montgomery, dann fallen die Worte: „arrogant“, „überheblich“, „hält sich wegen seines Rockstar-Vaters für etwas Besseres“ und „größter Macho auf dem Planeten“.

Fragt man Hunter nach seiner Meinung zu Pippa, verhält es sich ähnlich: „verwöhnt“, „oberflächlich“, „sucht sich ihre Partner nach der Größe ihrer Brieftasche“ und „Kaugummimädchen: rosa, überzuckert, immer lächelnd“.

Die beiden können sich nicht ausstehen, müssen sich angesichts der bevorstehenden Hochzeit ihrer besten Freunde aber zusammentun, um bestimmte Hochzeitsveranstaltungen wie die Junggesellenabschiede zu planen. Dabei stellen sie schnell fest, dass sie zwei Dinge miteinander gemeinsam haben: 1. Ihre Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. 2. Sie beide haben Zweifel, was die Hochzeit ihrer besten Freunde angeht. Kurzerhand beschließen sie, die Hochzeitsveranstaltungen so zu organisieren, dass dem Paar seine Unterschiedlichkeit vor Augen geführt wird, damit es im Nachhinein kein böses Erwachen gibt. Dabei stoßen sie jedoch auf die Erkenntnis, dass ihre eigene Unterschiedlichkeit eigentlich anziehend ist und sie einander völlig falsch eingeschätzt haben …



Meine Meinung

Normalerweise mag ich Cover, auf denen Gesichter abgebildet sind, nicht so gerne, hier jedoch finde ich das besonders gelungen. Die Farben der Kleidung, des Buchtitels und des Hintergrunds harmonieren miteinander und sind aufgrund dessen ein absoluter Blickfang. Als ich das Buch in den Händen hielt, habe ich mich sofort in das Cover verliebt. Man sieht sofort, dass es sich um einen süßen weihnachtlichen Liebesroman handelt.

Verliebt habe ich mich aber nicht bloß in das Äußere, sondern auch in das Innere des Buches. Schon mit Lesen des Klappentextes war mir klar, dass mir das Buch bestimmt gefallen wird – nur ein oder zwei negative Bewertungen haben mich daran zwischenzeitlich zweifeln lassen. Aber ich bin so froh, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört und dem Buch eine Chance gegeben habe, denn in meinen Augen ist es nahezu perfekt.

Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und flüssig, man kommt schnell durch die Seiten und wird von der winterlichen Weihnachtsatmosphäre des Buches aufgesogen. Der Leser wird nicht von ellenlangen Beschreibungen erschlagen, obwohl gleichzeitig hier und da besonderer Wert auf hinreißende Details gelegt wird, wie beispielsweise die Weihnachtsdekoration (vor allem der Getränke), die sich Pippa für den Weihnachtsball überlegt hat. All das lässt weihnachtliche Stimmung aufkommen – auch noch Tage nach Weihnachten.

Allein schon wegen dieser Weihnachtsatmosphäre hatte die Liebesgeschichte für mich das Potential, perfekt zu werden. Aber sie punktet vor allem auch durch ihre Story und ihre Charaktere. Vielleicht besticht die Ausgangssituation des Buches nicht gerade durch ihre Originalität: Zwei Personen, die sich eigentlich nicht ausstehen können, tun sich für ein bestimmtes Projekt zusammen. Das gibt es oft und übt doch immer wieder eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus, solange die Thematik spannend verarbeitet ist. Und das ist sie hier definitiv.

Es gibt viele schöne, einfalls- und abwechslungsreiche Szenen, in denen sich die beiden näherkommen. In denen sie einander wirklich kennenlernen, Geheimnisse voneinander erfahren, sich necken, sich streiten und dann wieder besondere Momente miteinander teilen, die voller Herzklopfen, Knistern und großen Gefühle sind, die auch auf den Leser übergehen und diesen mitfiebern lassen.

Das liegt auch daran, dass die Protagonisten sehr sympathisch sind. Man kann nachvollziehen, warum sie so ein schlechtes Bild voneinander haben, obwohl man gleichzeitig in den Kopf des anderen schauen kann und weiß, was wirklich hinter dessen Verhalten steckt. Beide haben eine interessante Hintergrundgeschichte, die sie zu authentischen Personen macht und den Leser verstehen lässt, warum sie auf welche Art handeln. Zwar hatte ich gegen Ende das Gefühl, dass beide absichtlich ein dickes Brett vor dem Kopf haben und einander unbedingt missverstehen wollen, damit das Ende noch ein bisschen (künstlich) in die Länge gezogen werden kann, aber das störte mich erstaunlicherweise nicht, weil mir alles andere an dem Buch einfach viel zu gut gefallen hat – und man obendrein ja auch irgendwie damit rechnet, dass es noch ein bisschen Drama gibt, um dann in einem süßen Happyend zu enden. Dieses wird der Geschichte auch gerecht und macht rundum glücklich. Höchstens einen Epilog hätte ich mir noch gewünscht, weil der sich in meinen Augen angeboten und ich gerne noch mehr von beiden gelesen hätte.



Fazit

Insgesamt handelt es sich bei „All I Want for Christmas“ um einen süßen Liebesroman, der winterliche Weihnachtsstimmung verbreitet und durch Herzklopfen bescherende Annäherungsszenen, eine Prise Hassliebe und zwei sympathische Charaktere verzaubert. Ein Glücklich-Macher perfekt für die Weihnachtszeit – für Weihnachtsfan aber auch die passende Lektüre für das ganze Jahr. Für mich nahezu perfekte 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Eine authentische & berührende Geschichte über Hoffnung, Selbstakzeptanz und die große Liebe! ♥

The Ivy Years - Solange wir schweigen
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Worum geht es?

Michael Graham fällt aus allen Wolken, als John Rikker nach 5 Jahren in der Umkleidekabine seiner Hockeymannschaft auftaucht und als neues Teammitglied vorgestellt wird. Alle Zweifel und ...

Worum geht es?

Michael Graham fällt aus allen Wolken, als John Rikker nach 5 Jahren in der Umkleidekabine seiner Hockeymannschaft auftaucht und als neues Teammitglied vorgestellt wird. Alle Zweifel und Ängste drängen an die Oberfläche, denn Rikker ist der einzige, der sein größtes Geheimnis kennt und sein Leben von jetzt auf gleich ins Chaos stürzen könnte. Und dann sind da auch noch die Schuldgefühle, die er innerhalb der 5 Jahre Funkstille nicht ablegen konnte, denn wie könnte er sich den größten Fehler verzeihen, den er je begangen hat? Rikker ist zu recht wütend und vermutlich verdient Graham es, dass Rikker ihn mit provokanten Bemerkungen aus der Reserve zu locken versucht, aber sein größtes Problem scheint nicht Rikker zu sein, der ihn jederzeit outen könnte, sondern die Gefühle, die Rikker nach all der Zeit immer noch in ihm auslöst …

Meine Meinung

Nachdem mich der erste Band der The Ivy Years-Reihe förmlich von den Socken gehauen hatte, habe ich sehnsüchtig auf die nächsten Bände gewartet. Vor allem auf „Solange wir schweigen“ habe ich mich gefreut, weil uns Sarina Bowen hier zwei männliche (!) Protagonisten vor die Nase setzt und die dazugehörige Liebesgeschichte einfach spannend klingt. Tatsächlich konnte sie bei mir auch wieder auf ganzer Linie punkten und meinen hohen Erwartungen nach Band 1 absolut gerecht werden.

Grahams und Rikkers Geschichte hat alles, was eine gute – nein, fantastische! – Liebesgeschichte braucht: Zwei zum Hinknien wunderbare Charaktere, eine Vorgeschichte mit Konfliktpotential und vorprogrammierter Spannung, große Gefühle, Bauchkribbeln und sprühende Funken. Ich hätte gerne noch viel mehr von den beiden gelesen, weil ich sie so sehr ins Herz geschlossen habe.

Graham und Rikker sind zwei auf Anhieb sympathische Charaktere, aber vor allen Dingen sind sie authentisch. Sie wirken wie echte Menschen, haben eine Vergangenheit, die sie geprägt hat, und ein familiäres Umfeld, das sie zu dem Menschen hat werden lassen, der sie sind. Ihre Gefühle fühlen sich echt an, ihr Verhalten ist fast immer nachvollziehbar, weil man ihre Beweggründe kennt, man versteht, was sie antreibt oder hemmt. Manches ist angesichts ihrer Vorgeschichte aber auch überraschend und beeindruckend.

Das gilt vor allem für Rikker. Seine Eltern sind streng gläubig und waren dementsprechend von seinem Outing nicht gerade begeistert. Es folgte der Rauswurf aus dem Haus, später auf dem College der Rauswurf aus dem Eishockey-Team, als sein Trainer von seiner sexuellen Orientierung Wind bekam. Statt sich jedoch in sein Schneckenhaus zurückzuziehen, kämpft er für das, was er liebt: Eishockey. Er steht zu sich und reagiert auf feindselige Bemerkungen unerwartet schlagfertig und witzig. Und doch ist er kein unrealistisch entworfener Superheld, der über allen Dingen steht und solche Bemerkungen einfach an sich abperlen lässt, denn trotz aller Schlagfertigkeit erhascht man als Leser auch einen Blick auf seine verletzliche Seite, die nun mal angriffslustig reagiert, wenn er sich bedroht fühlt. Es dauerte vielleicht zwei Seiten, bis er zu meinem absoluten Lieblingscharakter wurde, weil ich bei ihm einfach das Gefühl hatte, dass er sich wie eine reale Person verhält, die ich noch dazu unglaublich beeindruckend fand. Selbst sein anfänglich provozierendes Verhalten Graham gegenüber war irgendwie charmant, weil ich seinen Drang, Graham irgendeine Reaktion zu entlocken, absolut nachvollziehbar und schlichtweg menschlich fand.

Rikker ist der Part, der sich mit seinem ungewollten Outing und den Reaktionen seiner Mitmenschen herumschlagen muss. Graham ist der, der sich vor alldem fürchtet und praktisch gegen sich selbst kämpft, indem er sein wahres Ich verbirgt. An ihm zeigt sich, wie schwer das ist: Er trinkt zu viel, ist unverkennbar unglücklich und paranoid und tut alles Mögliche, um als heterosexuell durchzugehen. Seien es Mädchen, die er mit auf sein Zimmer nimmt, oder nur unauffällige Kleidung – er hat jahrelang Schutzmechanismen aufgebaut, um keinen Verdacht zu erregen. Als Rikker neu ins Team kommt, drängt seine Angst an die Oberfläche. Er befürchtet, von ihm geoutet zu werden, und macht sich gleichzeitig wegen dem fertig, was vor fünf Jahren vorgefallen ist. Obwohl er sich selbst immer als Feigling bezeichnet – und dieser Umstand wohl nicht von der Hand zu weisen ist – ist auch sein Verhalten durchgängig nachvollziehbar, denn man sieht an Rikker nur zu gut, dass seine Angst, sich zu outen, nicht unberechtigt ist, weil es nicht nur wohlwollende Reaktionen gibt.

Aber eben diese wohlwollenden Reaktionen sind es, die in diesem Liebesroman hervortreten. Zwar werden die Schattenseiten eines Coming-Outs im Sportbereich, Mobbing und Intoleranz thematisiert, aber es ist der emotionale Rückhalt von echten Freunden, von liebevollen Familienmitgliedern und wunderbaren Menschen im Allgemeinen, der im Mittelpunkt steht. Es gibt so viele wunderbare Nebencharaktere, die Rikkers und Grahams Geschichte mit so vielen schönen und berührenden Szenen ausstatten – und sei es auch nur eine ganz kurze, in der der Trainer den Kopf aus der Tür streckt, um argwöhnisch eine Unterhaltung einzuschätzen und sicherzugehen, dass Rikker nicht mies behandelt wird. Neben Rikker und Graham bestehen meine persönlichen Charakter-Highlights in besagtem Trainer, der immer wieder die richtigen Worte gefunden hat, Rikkers Oma und Grahams Mom, die sich beide gleichermaßen durch ihre liebevolle, süße Art in mein Herz geschlichen haben, Bella, die beiden eine wunderbare Freundin ist, Hartley, den wir aus Band 1 kennen und der Rikker von Anfang an ins Team integrieren möchte, nicht, weil das von ihm als Team-Kapitän verlangt wird, sondern weil das nun mal einfach seine Art ist, und sogar Rikkers Exfreund Skippy, der sich immer noch inbrünstig für ihn einsetzt. Vermutlich könnte ich die Liste sogar noch fortsetzen.

Trotz einiger bedrückender Szenen oder Szenen, die einen aufregen und den Kopf schütteln lassen, weil es neben diesen positiven Charakteren auch einige Vollpfosten gibt, lässt das Buch einen mit einem rundum guten, zufriedenen und positiv aufwühlendem Gefühl zurück, denn neben Mobbing und Intoleranz ist die Geschichte auch voller Hoffnung, großen Emotionen und spontanen, unkontrollierten Lächelattacken.

Fazit

Wieder ein wunderbarer Band aus der The Ivy Years-Reihe, der mich zum Lächeln, Grinsen und Lachen bringen und berühren konnte. Grahams und Rikkers Geschichte ist so viel mehr als eine bloße Romanze: Es geht darum, sich selbst zu akzeptieren, zu sich zu stehen und für sich einzutreten. Mich konnte „Solange wir schweigen“ wieder absolut begeistern, deshalb gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Eine berührende, intensive und authentische Liebesgeschichte - trifft ins Herz! ♥

All In - Tausend Augenblicke
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Durch Kaceys und Jonahs Liebesgeschichte habe ich mich ein wenig an „Ein ganzes halbes Jahr“ erinnert gefühlt, obwohl die Geschichte doch so anders ist. Aber wie auch das erwähnte Lieblingsbuch lässt mich ...

Durch Kaceys und Jonahs Liebesgeschichte habe ich mich ein wenig an „Ein ganzes halbes Jahr“ erinnert gefühlt, obwohl die Geschichte doch so anders ist. Aber wie auch das erwähnte Lieblingsbuch lässt mich Kaceys und Jonahs Liebesgeschichte glücklich, bedrückt, aufgewühlt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Ich habe von Anfang an damit gerechnet, dass Tränen fließen und Taschentücher benötigt werden würden, aber ich habe dennoch nicht erwartet, dass mich diese Liebesgeschichte so tief berühren und mir über 50 Seiten oder mehr durchgängig die klare Sicht rauben würde. Emma Scott hat hier eine wunderschöne Liebesgeschichte geschrieben, die einfach ins Herz trifft.

Ihr Schreibstil liest sich angenehm und flüssig und überzeugt durch die berührenden Worte der Figuren, die poetischen Weisheiten, die sich ab und zu in die Zeilen verirren, und die bildhaften, farbenfrohen, eindrucksvollen Beschreibungen von Jonahs Glaskunst, den Umgebungen, Personen und Gefühlen. Ich habe mir sogar den einen oder anderen Satz markiert, weil er mir so bedeutsam und wichtig erschien.

Die Leseprobe hatte mich vor allem deshalb überzeugt, weil Jonah und Kacey sofort als sympathische, interessante Menschen auftreten. Jonah ist der anständige, liebe Kerl mit dem neuen Herzen und dem strikten Zeitplan und Kacey das draufgängerische Party-Girl mit verletzlicher Seite, das diesem Zeitplan in die Quere kommt. Bis zuletzt haben mich diese beiden Charaktere nicht enttäuscht, denn ich hatte auf jeder Seite das Gefühl, noch eine weitere bewundernswerte Eigenschaft an ihnen zu entdecken. Jonah zeichnet sich schon durch den Umstand aus, dass er einer wildfremden Frau hilft, der man auf den ersten Blick vielleicht eher misstrauen würde, und im weiteren Verlauf des Buches wird klar, dass er das Wohl der Menschen, die er liebt, stets über sein eigenes stellt. Es gibt nicht viele, die einen so tollen Kerl wie ihn verdient haben, aber Kacey gehört dazu. Sie kommt aus einem ganz anderen, lauten Leben voller Partys, Alkohol und Musik und ist doch von Anfang an darauf bedacht, Jonahs Gesundheit nicht zu gefährden und ihn vor fettigen Pommes und koffeinhaltigem Kaffee zu beschützen. Sie ist ganz anders, als man es erwarten würde. Ich habe beide sofort ins Herz geschlossen, weshalb mich ihre Liebesgeschichte umso mehr berührt hat.

Anfangs war ich dieser erst skeptisch gegenüber, denn trotz zahlreicher Momente voller Schmunzeln, Grinsen und unkontrolliertem Lächeln war die tiefe Verbindung zwischen den beiden für mich zu plötzlich vorhanden. Erst ist da Misstrauen und distanzierte Vorsicht und aus heiterem Himmel spricht Jonah davon, wie wohl er sich bei Kacey fühlt und dass er sie schon nach wenigen Stunden vermisst. Da ich diesen Wechsel nicht nachvollziehen konnte, war ich zunächst etwas skeptisch, aber die Autorin konnte definitiv noch die Kurve kriegen. Auch wenn die tiefere Verbindung zwischen den beiden aus dem Nichts zu kommen scheint, wird sie im weiteren Verlauf stärker und authentisch beschrieben. Weil die starken Gefühle der beiden schließlich auch wirklich bei mir angekommen sind, konnte ich jeder Annäherung entgegenfiebern und mich gleichzeitig vor dem Ende fürchten, denn ich konnte bis zuletzt das Gefühl nicht abschütteln, dass es kein gutes Ende nehmen wird …

Ob dies der Fall ist, müsst ihr selbst herausfinden. Mich hat das Buch verschiedenste Gefühle durchleben lassen und am Ende durchgehend zu Tränen gerührt. Kaceys und Jonahs Liebesgeschichte ist tiefgründig, emotional, berührend, authentisch und aufwühlend geschrieben. Es wird nicht an der Oberfläche gekratzt, beide Figuren haben eine Hintergrundgeschichte, die sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie sind. Sie finden in einer für sie beide ungünstigen Lebenslage zueinander, verlieben sich, machen einander glücklich und lassen diese Gefühle auf den Leser übergehen. Ich bin von der Geschichte immer noch ganz eingenommen und freue mich auf den zweiten Band.

„Eine Liebe kann jederzeit beginnen, in jeder Lebensphase. Darin liegt die Schönheit – und die Hoffnung – der menschlichen Existenz.“ (S. 421)

Fazit

Kaceys und Jonahs Liebesgeschichte berührt, bedrückt, bringt einen zum Lächeln, zum Grinsen und zum Weinen. Sie kratzt nicht an der Oberfläche, sondern geht tief und schildert die Gefühle der Figuren authentisch und glaubwürdig. Taschentücher bereithalten und sich auf diese beiden wunderbaren Charaktere und ihre Liebesgeschichte einlassen – ich spreche eine klare Leseempfehlung aus und vergebe 4,5 Sterne. Danke für diese emotionalen Lesestunden und die wundervollen Worte, die du gefunden hast, Emma Scott!

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Veröffentlicht am 17.10.2018

Eine beunruhigende und doch faszinierende Zukunftsvision. Überraschend tiefgründig!

White Maze
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White Maze war eines der Bücher, auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, denn als Fan von Videospielen sind Bücher, die dieses spannende Thema aufgreifen, für mich ein absolutes Muss. Erwartet ...

White Maze war eines der Bücher, auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, denn als Fan von Videospielen sind Bücher, die dieses spannende Thema aufgreifen, für mich ein absolutes Muss. Erwartet habe ich zwar eine Gaming-Welt wie in Ready Player One, die ich leider nicht bekommen habe, aber White Maze überzeugt, wenn schon nicht durch eine packende Gaming-Welt, durch eine beunruhigende, gar nicht mal so unrealistische Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregt.

Ich gestehe: Zu Anfang war ich skeptisch, da ich den Eindruck hatte, dass sich das Buch an eine jüngere Zielgruppe – vielleicht 13 - 16 Jahre – richtet. Dieser Eindruck entstand durch den tagebuchartigen Schreibstil, der sich jedoch nur auf den Anfang beschränkt, und das sehr oberflächliche Handeln und Denken der Protagonistin, die außer dem Erobern ihres Schwarms keine anderen Sorgen hat. Dies ist jedoch gewollt, denn gerade dort setzt die Charakterentwicklung an. Zu Beginn lebt Vivian Tallert tatsächlich in ihrer kleinen Welt, in der die nächste Party und das neueste Videospiel das Wichtigste für sie sind. Ihre Mutter ist die weltbeste Programmiererin und Entwicklerin des neuen Spiels „White Maze“, das zusammen mit den neuen Lucent-Linsen auf den Markt kommen und die Realität auf noch bahnbrechendere Weise verändern soll, als es bisher der Fall war. Doch bevor Vivian dazu kommt, die Linsen noch vor allen anderen zu testen, muss sie mitansehen, wie ihre Mutter diese voller Panik in der Mikrowelle pulverisiert und aufgelöst aus dem Haus stürmt, um dieses schließlich nie wieder zu betreten. Durch den Tod ihrer Mutter wird Vivian wachgerüttelt, sie muss von einem Moment auf den anderen erwachsen werden, ihre Trauer und ihre Angst zurückstellen, um den mysteriösen Umständen des Todes ihrer Mutter auf den Grund zu gehen. Schnell wird ihr klar, dass es sich um einen Mord handeln muss, denn ihre Mutter hat ihr ein Rätsel hinterlassen, das nur sie lösen kann. Sie soll „White Maze“ abschalten, denn jemand hat das Spiel manipuliert. Dafür muss sie aber die virtuelle Welt betreten, in der sie dem Mörder ihrer Mutter schutzlos ausgeliefert ist.

Mich hat diese Idee von Anfang bis Ende fasziniert, denn sie erscheint tatsächlich denkbar und in der Zukunft möglich. Eine virtuelle Welt, in der wir alles sein, alles tun können, ohne Sorgen und Probleme, glücklich und zufrieden. Eine Welt, die unsere Sinne manipuliert und uns täuscht. In der wir nicht mehr unterscheiden können, was real ist und was falsch. „White Maze“ führt uns die Gefahren einer solchen Zukunft vor Augen, denn was ist, wenn diese Welt so manipuliert wird, dass es keine Schmerzgrenze gibt? Dass es möglich ist, in dieser Welt zu sterben, weil uns unsere Sinne etwas vorgaukeln, was in Wahrheit gar nicht da ist? Wenn diese „Waffe“ in die falschen Hände gerät?

June Perrys Roman geht sogar noch weiter, verliert sich in philosophischen Fragen, die zum Nachdenken anregen. Denn was ist, wenn wir unseren Sinnen nicht mehr trauen können? Bestimmt unsere Umwelt, bestimmen unsere Sinne was wir sind und was uns ausmacht? Würden wir selbst in einer Welt leben, die perfekt ist und uns glücklich macht, in dem vollen Bewusstsein, dass es nicht real ist? Ich bin wirklich positiv von dem Buch überrascht, denn es geht viel tiefer als erwartet. Handlung und Gedankenanstöße erscheinen bedeutsam und zwingen den Leser, sich während des Lesens näher mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Ich war zu Beginn ein wenig enttäuscht darüber, dass die „Gaming-Welt“ eher eine perfekte, bessere Realität (beziehungsweise eine „erweiterte Realität“) abzeichnet, als wirklich eine Gaming-Atmosphäre zu vermitteln (obgleich es auch Quests und dergleichen gibt, die aber kaum der Rede wert sind), dies wird jedoch absolut dadurch wettgemacht, wie eindrucksvoll und bildlich die Autorin diese virtuelle Welt beschreibt. Farben, Formen, Geräusche, Gerüche und Gefühle werden wie nebenbei erwähnt, ziehen den Leser in das Buch und lassen ihn die Handlung hautnah miterleben.

Den einzigen Kritikpunkt sehe ich darin, dass diese spannende Idee vielleicht zu kurz umgesetzt wurde. Rückblickend betrachtet gibt es zwar gar nicht mal so viel Handlung (und trotzdem genug Spannung, um zu fesseln!), aber am Ende geht alles wahnsinnig schnell, was ich ein bisschen unzufriedenstellend finde. Insgesamt hatte ich den Eindruck, hätte man der Idee mehr Raum gegeben, dann wären einem die Figuren mehr ans Herz gewachsen, man hätte bei der Liebesgeschichte mehr mitgefiebert, weil sie glaubhafter gewesen wäre, wenn sie mehr Zeit gebraucht hätte, sich zu entfalten, und gewisse Charaktertode wären einem stärker an die Nieren gegangen. Meiner Meinung nach schwächelt das Buch in diesem Punkt ein bisschen.

Trotz meiner leichten Unzufriedenheit das schnelle Ende betreffend, hat es der „Cliffhanger“, wenn man das so nennen kann, jedoch fast wieder rausgerissen. Ob dieser einen zweiten Teil andeutet oder doch wieder nur Stoff zum Nachdenken liefern soll?

Fazit

June Perry entführt uns in keine packende, spannende Gaming-Welt, sondern in eine gar nicht mal so unrealistische, erweiterte Realität, in der man sich nicht mehr sicher sein kann, was real ist und was nicht. „White Maze“ regt zum Nachdenken an, fasziniert und beunruhigt. Ich war von der Tiefgründigkeit des Buches positiv überrascht, fühlte mich sehr gut unterhalten und kann deshalb eine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe 4 Sterne.