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Veröffentlicht am 13.10.2018

Die Liebesgeschichte gerät hinter den schweren Schicksalen leider in den Hintergrund.

Mitten im Sturm
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Es passiert selten, dass mich ein Buch schon mit dem ersten Satz abholt.
„Ich habe einen Menschen getötet“ heißt es am Anfang von Jessica Winters neuem Liebesroman. Die Neugier auf den weiteren Verlauf ...

Es passiert selten, dass mich ein Buch schon mit dem ersten Satz abholt.
„Ich habe einen Menschen getötet“ heißt es am Anfang von Jessica Winters neuem Liebesroman. Die Neugier auf den weiteren Verlauf der Geschichte ist sofort geweckt, ebenso werden Fragen zu der Vergangenheit der Protagonistin aufgeworfen.

In diesem Fall ist das Grace, die mir schon gleich zu Anfang sofort sympathisch war, als sie Eric ungefragt seinen Kaffee abnimmt und sich damit als verpeilte, positiv verrückte Persönlichkeit outet. Wenn wir es nicht schon durch den ersten Satz des Buches ahnen würden, so wird spätestens durch die hingesprühte Nachricht auf Grace‘ Tür deutlich, dass sich irgendetwas in ihrer Vergangenheit zugetragen hat, was sie jetzt einholt – die Leichen in ihrem Keller klopfen buchstäblich an ihre Tür. Statt um Hilfe zu bitten, versucht sie die Angelegenheit mit sich selbst auszumachen und ein Lügengerüst um sich herum aufzubauen, um die Wahrheit mit niemandem teilen zu müssen. Ein Umstand, der Eric sofort bitter aufstößt und ihn trotz aller widerwilligen Faszination misstrauisch macht, denn Ehrlichkeit ist für Eric das A und O. Aufgrund dessen lernt man auch Eric sofort als absoluten Sympathieträger kennen, denn er ist jemand, dessen Unterstützung und Loyalität man sich sicher sein kann, sollte man ihn zum Freund haben. Er tut alles für seine Familie und ist aus Sorge um seinen Freund Matt, der Grace offensichtlich verfallen ist, Grace gegenüber besonders vorsichtig. Es dauert aber nicht lange, bis er diese Vorsicht in den Wind schießt und es auf einmal Grace ist, die er um jeden Preis beschützen will.

Man entwickelt recht schnell eine Ahnung, was sich in etwa in Grace‘ Vergangenheit zugetragen haben könnte. Aufgrund dessen habe ich eine emotionale Liebesgeschichte erwartet, die nicht wenige Hürden zu überwinden hat, aber angesichts des Humors, der bereits in der Leseprobe anklingt, auch Momente zum Luftholen und Lachen bieten wird. Tatsächlich ist dies auch der Fall, jedoch hatte ich mit der Zeit zunehmend das Gefühl, keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte darüber zu lesen, wie sich die Protagonistin den Dämonen ihrer Vergangenheit stellt und daran wächst. Die Autorin greift hier ein sensibles Thema auf und behandelt dieses authentisch und feinfühlig, ohne unnötig dramatisch zu werden und eine unrealistische Charakterentwicklung zu zeichnen. Grace‘ Geschichte ist bedrückend und vermag es, den Leser ins Herz zu treffen und zu berühren.

Jedoch muss die Liebesgeschichte hinter dieser starken Hintergrundgeschichte zurückstecken, sodass man sie schon fast als nebensächlich bezeichnen kann. Es wird viel Wert auf den Aufbau der Liebesgeschichte gelegt, der sich durch das gesamte Buch zieht und den Leser dazu zwingt, viel Geduld aufzubringen. Normalerweise mag ich das sehr, weil gerade das Knistern und das Entwickeln der Gefühle das Spannende in einem Liebesroman ist, aber hier kam das Knistern und das Aufbauen der Gefühle viel zu kurz – ja, eigentlich war es fast gar nicht existent. Es hätte auch genauso gut eine Geschichte über Freundschaft sein können, denn Liebesgefühle kommen eigentlich erst gegen Ende richtig durch – und das geschah mir fast zu unspektakulär, wenn ich ehrlich bin. Natürlich spielt in diese Tatsache mit hinein, dass Grace keine leichte Vergangenheit hat und man aufgrund dessen nicht erwarten kann, dass es sofort eine Annäherung zwischen den beiden gibt, aber für mich persönlich bewegten sich die beiden dennoch zu sehr auf der platonischen Ebene, sodass mir die Schwärmereien und das Entgegenfiebern auf mehr zwischen den beiden etwas abkam. Dies kam auch dadurch zustande, dass zu viele Probleme von Nebenfiguren in den Fokus gerückt und zu ausführlich behandelt wurden.

Alles in allem ist die Liebesgeschichte also mehr ein netter Beigeschmack, während die Charaktere mit ernsten Problemen zu kämpfen haben. Wenn man so will, also eine Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen sein könnte – nur mit einer Aneinanderreihung von schweren Schicksalen, wie man sie in dieser Vielfalt wohl seltener in der Realität antreffen würde.

Fazit

Für mich persönlich, die eine emotionale, aber auch humorvolle Liebesgeschichte lesen wollte, erfüllt das Buch nur zu Anfang meine Ansprüche, um sich dann immer mehr in den tragischen Hintergrundgeschichten der Personen zu verlieren. Das Buch ist angenehm und emotional geschrieben, aber wegen meiner falschen Erwartungshaltung bin ich leider enttäuscht, weil es zu viele Momente gab, die ich lieber überflogen hätte, da sie mich nicht so sehr interessiert haben. Aufgrund dessen vergebe ich 3,5 Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Erst zu kriegslastig, dann kommt volles Fantasy-Feeling auf - eine klasse Fortsetzung!

Die Chroniken von Azuhr - Die Weiße Königin
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Puh. Das waren wahnsinnig anspruchsvolle 622 Seiten. Nicht nur, dass Hennen hier einer gewaltigen, intelligent zusammengesponnenen Idee Leben eingehaucht hat, die man bis zuletzt nicht komplett zu durchblicken ...

Puh. Das waren wahnsinnig anspruchsvolle 622 Seiten. Nicht nur, dass Hennen hier einer gewaltigen, intelligent zusammengesponnenen Idee Leben eingehaucht hat, die man bis zuletzt nicht komplett zu durchblicken scheint, auch der zeitliche Abstand zu Band 1 war für mich eine große Herausforderung, denn ich hatte viele wichtige Details vergessen, die mir für das volle Verständnis der Handlung gefehlt haben. Aufgrund dessen rate ich definitiv, die Bände wenn möglich direkt hintereinander zu lesen, damit keine Wissenslücken aufkommen, wie es bei mir der Fall war. Diese werden nämlich nicht alle durch den zweiten Band geschlossen.

Auch aufgrund dessen waren die ersten 300 Seiten für mich mehr Anstrengung als Freude. Man wird erbarmungslos in die Welt gestoßen, zunächst mit unbekannten Figuren konfrontiert, die man nicht einzuordnen weiß, und mit den zahlreichen Namen der verschiedenen Völker überhäuft, dass ich mich erstmal ganz schön überfordert gefühlt habe, weil alles aus Band 1 nicht mehr so präsent war. Dazu kam, dass die ersten 300 Seiten vor allem Einblicke in das Kriegsgeschehen geben und das Schmieden und Umsetzen von Schlachtplänen und Intrigen im Vordergrund stehen.

Ich muss gestehen, es fiel mir diese 300 Seiten lang wirklich schwer, am Ball zu bleiben, weil mich diese Schlachteinblicke nicht in dem Ausmaß interessiert haben. Es ist definitiv wahnsinnig gut und anschaulich geschrieben, sodass man sich Personen, Handlungen und Umgebungen gut vorstellen kann, aber Hennen verliert sich – für meinen persönlichen Geschmack – manchmal etwas zu sehr in Details, zum Beispiel in die ausführliche Beschreibung von Rüstungen. Wenn man dann nicht so sehr mit dem dazugehörigen Vokabular vertraut ist, kann das beim Lesen eher anstrengend werden. Gleichzeitig wird aber gerade dadurch die Kriegsatmosphäre aufgebaut.

Es ist anspruchsvoll und man muss konzentriert lesen, um alles zu verstehen, aber für mich hat sich das nach den 300 Seiten wirklich gelohnt. Denn hat man erstmal die erste Hälfte des Buches gelesen, tritt das Kriegerische schließlich immer mehr hinter den Mären zurück, die mich schon in Band 1 so gefesselt haben. Die Märenfiguren, die auftauchen, kommen einem stellenweise bekannt vor, sind aber doch ganz eigen und machen die Geschichte zu etwas Besonderem. Durch das Auftauchen der verschiedenen Wesen wird die Spannung immer wieder in die Höhe geschraubt. Das Lesen hat in der zweiten Hälfte unglaublich viel Spaß gemacht und ich bin ein weiteres Mal beeindruckt davon, wie viel Überlegung und Kreativität hinter der Geschichte steckt. So viele vermeintlich unabhängige Handlungsstränge laufen zu einem großen Ganzen zusammen, das sich uns wohl erst in dem finalen Band erschließen wird.

Dieser zweite Band hat mich vor allem mit Verwirrung zurückgelassen, denn es haben sich Wendungen ergeben, die eigentlich mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben haben. Das Besondere der Reihe liegt auch darin, dass man eigentlich zu keinem Zeitpunkt weiß, auf wessen Seite man stehen sollte. Wer ist hier gut, wer ist böse? Jeder hat seine Licht- und Schattenseiten. Die Figuren wirken wie echte Menschen. Es gibt nicht die eine gute Seite, die all die intelligenten Pläne knüpft, um die andere Seite in eine Falle zu locken, sondern jede Seite hat seine sympathischen Figuren mit genialen Einfällen, die sich gegenseitig immer wieder herausfordern. Zu keinem Zeitpunkt ist klar, welche Seite siegen wird, niemand ist dem anderen gnadenlos überlegen. Dadurch weiß die Reihe einen stetig zu überraschen, zu fesseln und, ja, auch zu verwirren.

Fazit

Alles in allem hat mir dieser zweite Band wieder gut gefallen. Es ist keine leichte Kost, man muss konzentriert lesen und stetig mitdenken, um alles zu verstehen. Die erste Hälfte des Buches kann für Leser, die sich nicht so sehr für Kriegsführung und dergleichen interessieren, nicht ganz so spannend, ja vielleicht sogar anstrengend sein (ich persönlich habe das so empfunden). Aber in der zweiten Hälfte treffen wir immer mehr auf interessante Märengestalten (Basilisken, Einhörner, der Krähenmann, etc.) und das Fantasy-Feeling kommt endlich durch und reißt einen mit. Ab da war ich durchgehend begeistert und kann deshalb vier Sterne vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Wieder voll von kreativen Ideen und überraschenden Wendungen - eine super Fortsetzung!

Pheromon 2: Sie sehen dich
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Pheromon 1 habe ich kurz nach Erscheinen gelesen, deshalb war der Abstand zwischen den beiden Bänden für mich relativ groß. Da ich leider oft dazu neige, den Inhalt eines Buches im Detail recht schnell ...

Pheromon 1 habe ich kurz nach Erscheinen gelesen, deshalb war der Abstand zwischen den beiden Bänden für mich relativ groß. Da ich leider oft dazu neige, den Inhalt eines Buches im Detail recht schnell wieder zu vergessen, hatte ich etwas Bammel, dass meine Wissenslücken zu groß sein könnten, um gut in die Fortsetzung hineinzufinden. Mit den ersten Seiten löste sich diese Befürchtung jedoch schnell in Luft auf, denn selbst, wenn man manches aus Band 1 vergessen hat, hat man keinesfalls das Gefühl, mit zu großen Wissenslücken lesen zu müssen, denn alles Wichtige wird wieder früher oder später aufgegriffen. Man findet sich schnell wieder in der Geschichte ein. Ich war recht schnell wieder von den Figuren und der Handlung gefesselt.

Wie im ersten Band verfolgen wir das Geschehen aus mehreren Sichten und auf verschiedenen Zeitebenen – Gegenwart 2018 und Zukunft 2118 –, die schließlich früher oder später zusammengeführt werden. Ich war ein weiteres Mal positiv davon überrascht, wie durchdacht und intelligent die Zeitstränge verwoben werden, wie sie sich überlappen, ergänzen und immer mehr Licht ins Dunkel bringen, wo am Anfang noch alles verwirrend und undurchsichtig erscheint.

Die Figurenpalette hat mir noch besser gefallen als in Band 1, denn wir bekommen mit den fünf Huntern interessante, vielfältige und komplett unterschiedliche Charaktere vor die Nase gesetzt, die durch ihre faszinierenden Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sofort Interesse wecken und das Geschehen spannender gestalten. Jeder von ihnen sticht durch irgendeine Besonderheit heraus. Dadurch wurde die Freude am Lesen stetig hochgehalten, weil man einfach mehr von den einzelnen Charakteren lesen wollte.

Auch in diesem Band gibt es wieder einige unvorhergesehene Wendungen, die die Lust am Weiterlesen schüren und für ordentlich Dynamik sorgen. Das Buch wusste mich wie sein Vorgänger zu überraschen, zu begeistern und, ja, auch zu verwirren. Kaum denkt man, man blickt einigermaßen durch, kommt das nächste mysteriöse Puzzleteil, von dem man nicht weiß, an welche Stelle es gehört. Am Ende geht alles wieder unglaublich schnell, neue Fragen werden aufgeworfen und Köder für spannende Theorien ausgelegt, um den Leser dann am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Ich fiebere schon jetzt ungeduldig auf den nächsten Band hin, denn die endgültige Auflösung erwartet uns leider erst im großen Finale.

Fazit

Obwohl mir die Charaktere diesmal viel besser gefallen haben als in Band 1, konnte mich der Auftakt hinsichtlich seiner genialen Auflösung am Ende und dem Verstricken der Zeitebenen etwas mehr mitreißen, sodass ich die beiden Bände insgesamt ungefähr auf der gleichen Stufe sehe. Der Nachfolger kann sich definitiv sehen lassen. Die Geschichte wird spannend und fesselnd fortgesetzt und mit vielen kreativen Ideen ausgestattet, sodass man sich wunderbar unterhalten fühlt. Ich vergebe wieder 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Genialer Humor, Lächel- und Grinseattacken, klasse Protagonisten und dezenter Taschentuchalarm. ♥

Liebe ist so scheißkompliziert
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Was ist das Schlimmste, das einem vor Lesen eines Buches passieren kann?

Man baut viel zu hohe Erwartungen auf, die gar nicht erfüllt werden können.

Was ist das Beste, das einem beim Lesen eines Buches ...

Was ist das Schlimmste, das einem vor Lesen eines Buches passieren kann?

Man baut viel zu hohe Erwartungen auf, die gar nicht erfüllt werden können.

Was ist das Beste, das einem beim Lesen eines Buches passieren kann?

Wenn diese viel zu hohen Erwartungen erfüllt werden.

Gestatten? „Liebe ist so scheißkompliziert“ vermag eines solchen Wunders. Zu Beginn des Buches dachte ich, dass es lockerer und leichter daherkommt als „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“, aber die Autorin hat wieder einmal bewiesen, dass sie die Balance zwischen genialem, trockenen Humor und berührenden Momenten, die einem sogar die eine oder andere Träne entlocken, mühelos halten kann. „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ war für mich persönlich zwar noch etwas erschütternder, bedrückender und im Gegensatz zu „Liebe ist so scheißkompliziert“ voller Bangen und Leiden, sodass Nele & Jeromes Geschichte nicht ganz an Viki & Jays heranreichen konnte, aber es ist ein wahnsinnig guter „Nachfolger“, der wieder einige ernste Themen behandelt, von dem wahnsinnig guten Humor der Autorin durchzogen ist, und Spannung und große Emotionen mit sich bringt.

Mobbing ist ein ganz großes Thema in Sabine Schoders neuem Roman. Das beginnt schon bei der Gestaltung der Protagonistin, denn sie ist eine 1,90m große 17-Jährige, die wegen ihrer Größe zwangsläufig heraussticht. Sie wird zwar nicht direkt gemobbt, von ihren Mitschülern aber schief angesehen und ausgegrenzt. Ganz zu schweigen davon, dass sie noch nie einen Freund oder gar einen männlichen Verehrer hatte, denn wer steht schon auf ein solch großes Mädchen? Das Buch geht mit diesen Selbstzweifeln und dem Thema Mobbing sensibel um und formt Nele zu einer absolut wunderbaren Protagonistin, mit der man von der ersten Seite an mitfühlt. Nele ist jedoch nicht als Trauerkloß oder schüchternes Mauerblümchen entworfen, sondern als schlagfertiges Mädchen mit trockenem Humor, der mich innerhalb weniger Seiten sofort in seinen Bann gezogen und immer wieder zum Grinsen gebracht hat.

Der männliche Gegenpart, der über zwei Meter große Basketballstar Jerome Tessmer, ist alles, was sich Nele je erträumt hat, denn neben der Tatsache, dass er größer als sie ist, sieht er auch noch gut aus und scheint ein guter Kerl zu sein. Bis dieses Nacktvideo von Nele im Netz auftaucht, das von Jeromes Profil hochgeladen wurde. Da ich zu keinem Zeitpunkt erwartet habe, dass es tatsächlich Jerome war, der das Video veröffentlicht hat, war er mir wie Nele sofort sympathisch und hat sich mit seinen gelegentlich verlegenen Reaktionen und jedem süßen Kommentar, den er von sich gegeben hat, mehr in mein Herz gespielt. Durch das Zusammenspiel zweier so wunderbarer Protagonisten lädt die Liebesgeschichte von Anfang an zum Mitfiebern ein.

Von der Gestaltung der Charaktere abgesehen ist das Thema Mobbing aber noch viel tiefer in der Geschichte verankert, als es zunächst den Anschein hat. Es zieht sich durch das gesamte Buch, berührt, stimmt nachdenklich und erschüttert. Es zeigt, was Mobbing anrichten kann und welche Rolle soziale Medien dabei spielen können, obwohl Letzteres nicht ganz so ausgiebig behandelt wird, wie ich es eigentlich erwartet hätte.

Das wurde dadurch wettgemacht, dass das Buch für einen Liebesroman erstaunlich spannend ist. Man rätselt mit, wer das Video veröffentlicht haben und wer für die mysteriösen Geschehnisse in der Schule verantwortlich sein könnte, ist auf Jeromes Hintergrundgeschichte gespannt und fiebert auf das Zusammenfinden der Protagonisten hin, das ohne unnötige Missverständnisse oder Geheimniskrämereien daherkommt und hauptsächlich zum Schwärmen und Wohlfühlen einlädt. Mit einem rundum zufriedenen Gefühl und einem Grinsen auf dem Gesicht wird man schließlich auch zurückgelassen.

Fazit

„Liebe ist so scheißkompliziert“ ist nicht ganz so spektakulär wie „Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“, aber dennoch wieder ein wunderbares Buch von Sabine Schoder voller genialem Humor, einer faszinierenden Protagonistin, Spannung, Lächel- und Grinseattacken und dezentem Taschentuchalarm. So muss das sein! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Erin Kelly spielt mit uns, stellt uns Fallen & führt uns hinters Licht. Wem kann man da noch trauen?

Vier.Zwei.Eins.
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Bei diesem Buch wusste ich lange Zeit nicht, wie ich es am Ende bewerten würde, weil sich meine Meinung während des Lesens immer wieder verändert hat. Es handelt sich nicht um einen Thriller, bei dem man ...

Bei diesem Buch wusste ich lange Zeit nicht, wie ich es am Ende bewerten würde, weil sich meine Meinung während des Lesens immer wieder verändert hat. Es handelt sich nicht um einen Thriller, bei dem man stetig unter Hochspannung steht und eine Aktion die nächste jagt, aber man kann auch nicht davon sprechen, dass es nicht durchgehend spannend ist, denn obwohl es handlungstechnisch eher ruhig ist lauert doch die ganze Zeit eine unbestimmbare Gefahr unter der Oberfläche. Man wird von der mysteriösen, geheimnisvollen Stimmung eingesogen und hat den ständigen Drang, weiterzulesen, weil man wissen möchte – nein, weil man wissen muss (!) – was sich in der Vergangenheit zugetragen hat.

Neugierig macht schon die interessante Unterteilung des Buches in fünf Abschnitte – die fünf Phasen einer totalen Sonnenfinsternis. Sonnenfinsternisse spielen in diesem Thriller eine große Rolle, denn sie sind in Kits und Lauras Leben ein wichtiger Bestandteil und die einzige Sicherheitslücke. Das Paar hat sich mitsamt Namensänderung und Ortswechsel ein neues Leben aufgebaut, aber ihre Leidenschaft und ihr Interesse für Sonnenfinsternisse führt sie immer wieder an Orte, an denen Beth sie finden kann, denn sie weiß von diesem Interesse. Trotz dieser Ausgangssituation macht sich Kit zu Beginn des Buches auf die Jagd nach der nächsten Sonnenfinsternis und lässt seine mittlerweile schwangere Frau Laura schweren Herzens zurück. Schon hier setzt die unbehagliche Stimmung des Buches ein, denn das kann eigentlich nicht gutgehen.

Die Autorin lässt uns abwechselnd in die Vergangenheit und die Gegenwart eintauchen, mal aus Lauras, mal aus Kits Sicht lesen und wir erfahren dabei nach und nach, was sich damals zugetragen hat, obwohl erst in der Gegenwart alles klar scheint. Die Vergangenheitsszenen haben mir zwei Drittel des Buches deutlich besser gefallen als die Gegenwartsszenen, denn Letztere plätschern lange nur unspektakulär vor sich hin und haben deswegen manchmal meinen Lesefluss gestört, weil die brodelnde Spannung, die in der Vergangenheit aufgebaut wurde, in diesen Passagen wieder gedämpft wurde. Das ändert sich aber, je weiter die Geschichte auf das Ende zusteuert. Ich hatte insgesamt dennoch den Eindruck, dass die Autorin manchmal zu weit ausgeholt und zu viele unwichtige Informationen hat einfließen lassen, was das Lesen manchmal etwas träge gemacht hat. Die zahlreichen Details und Erlebnisse zu den Sonnenfinsternissen fand ich jedoch sehr interessant und haben mir auch ein bisschen Lust gemacht, mich mit diesem Phänomen näher zu beschäftigen.

Über die manchmal etwas ausufernden Beschreibungen lässt sich meiner Meinung nach hinwegsehen, denn die stetig vorhandene „stille“ Spannung lässt trotzdem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Die Autorin versteht es, den Leser in Fallen zu locken, ihm immer wieder einen Bären aufzubinden und ihn in Richtungen zu lenken, die weit von der Wahrheit entfernt sind. Am Ende sieht man sich mit einer Wahrheit konfrontiert, die überrascht, die alles auf den Kopf stellt und die die eigene Meinung über das Verhalten mancher Personen rückblickend stark verändert. Man muss seinen Eindruck von den Personen immer wieder revidieren, denn man kann zu keinem Zeitpunkt sicher sagen, wem man trauen kann und wem nicht und wer die Wahrheit sagt und wer nicht. Erin Kelly spielt mit dem Leser und ich für meinen Teil bin ihr immer wieder auf den Leim gegangen.

Das wirklich Amüsante an meinem Leseerlebnis war die Tatsache, dass ich eine recht verrückte Theorie während des Lesens aufgestellt habe, an die ich nicht mal selbst wirklich geglaubt habe, weil sie … zu verrückt war. Faszinierenderweise hat sich gerade diese als wahr herausgestellt, wurde von der Autorin aber noch mit Elementen ausgeschmückt, die diese Theorie glaubwürdig und nachvollziehbar machten. Anderenfalls hätte mir diese Wendung wohl nur ein ungläubiges Lachen entlockt. Es war eine Wendung, mit der man wohl nicht wirklich (nicht ernsthaft jedenfalls!) rechnet, die das Buch aber brauchte, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen und das ist der Autorin bei mir auch gelungen.

Fazit

Insgesamt ein handlungstechnisch ruhiger, aber trotzdem spannender Thriller, der manchmal etwas zu weit ausholt, aber überraschende Wendungen, schwer einzuschätzende Charaktere und eine Vielzahl an Geheimnissen bietet, die das Lesevergnügen hochhalten. Mir fehlte zwar das gewisse Etwas, das mich völlig vom Hocker haut, aber ich fühlte mich sehr gut unterhalten und wurde überrascht.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diejenigen, die mit ruhigen Thrillern, bei denen wenig Action, aber stetiges Miträtseln angesagt ist, etwas anfangen können. Ich vergebe 4 Sterne!