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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.06.2018

Leider eher anstrengend als ein Lesegenuss. Viel zu viel Drama - schade!

No Return 2: Versteckte Liebe
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Achtung, dies ist der zweite Band der Rockstar-Romance-Dilogie um Tony und Drew, deshalb sind Spoiler zum ersten Band enthalten!

Nachdem ich von dem ersten Band unglaublich begeistert war, musste ich ...

Achtung, dies ist der zweite Band der Rockstar-Romance-Dilogie um Tony und Drew, deshalb sind Spoiler zum ersten Band enthalten!

Nachdem ich von dem ersten Band unglaublich begeistert war, musste ich den zweiten Band direkt hinterherschieben, weil ich wissen musste, wie es mit Drew und Tony weitergeht.

Der erste Band endete diesbezüglich ja ziemlich fies: Tony musste seine Gefühle für Drew zurückstellen und ihn abblitzen lassen, um die Band nicht zu gefährden. In diesem zweiten Band geht es nun darum, dass sich die beiden endlich den Gefühlen füreinander stellen und versuchen, ihre Liebe und die Band unter einen Hut zu bekommen. Dabei gibt es einige Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Immer wieder sind da Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, nicht zuletzt Tonys eigene Unsicherheit. Er muss nicht nur die geheime Beziehung zu Drew gedeichselt kriegen, sondern er muss auch endlich mit sich selbst ins Reine kommen und seine Homosexualität akzeptieren.

Ich habe durch den ersten Band unglaublich viel vom zweiten Band erwartet, vor allem, weil die Bewertungen auf Amazon bei diesem sogar noch besser waren. Aber statt eines emotionalen, witzigen, epischen Finales, der das hohe Niveau, das Herzklopfen und die Trilliarden Schmetterlinge im Bauch des ersten Bandes halten kann, war dies eher ein anstrengender Folgeband, der Drama um Drama aneinanderreiht und zu sehr auf die Tränendrüse drückt. Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich den Anfang und das Ende von Band 2 genommen, diese ans Ende des ersten gesetzt und damit die Liebesgeschichte von Drew und Tony zu einem angenehmen, süßen Ende geführt – ohne das nervenaufreibende Hin und her im Mittelteil.

Dass dieser Band so „anstrengend“ ist, liegt ausgerechnet an Tony, den ich im ersten Band so sehr mochte. Während er im ersten Band immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte und der „Witzbold“ in der Band war, hat er sich in diesem Band in einen völlig anderen, sehr nah am Wasser gebauten Menschen verwandelt, der mich mit seiner Melodramatik manchmal ziemlich aufgeregt hat. Die Botschaft des Buches ist wichtig und einer der Gründe, warum ich die Reihe eigentlich auch so toll finde: Sei so, wie du bist, stehe zu dir und pfeif auf die Menschen, die nicht mit dir zufrieden sind. Dass Tony an diesen Punkt gelangt, an dem es ihm wirklich völlig egal ist, was andere über ihn sagen oder denken – dass er diese enorme Entwicklung hingelegt hat – ist beeindruckend, aber der Tony aus dem ersten Band ist nicht ansatzweise wiederzuerkennen. Statt des Sprücheklopfers, der gelegentlich in emotionale Tiefs stürzte, bekommen wir hier einen sehr labilen Melodramatiker vorgesetzt, der eigentlich auf jeder Seite in Tränen ausbricht. Das war so schade und hat mir teilweise echt den letzten Nerv und auch ein bisschen die Freude am Lesen geraubt. Irgendwann habe ich mich nur noch dabei ertappt, wie ich darüber die Augen verdreht habe.

Mir war das Drama hier einfach viel zu viel und diese durch Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch getränkte Spannung aus dem ersten Band fehlte hier völlig. Es gibt durchaus Szenen, bei denen man mitfiebert und die einem ein Lächeln oder ein Grinsen auf die Lippen treiben, aber leider sind diese stark in der Unterzahl, sodass der Folgeband in meinen Augen nicht ansatzweise mit Band 1 mithalten kann.

Fazit

Für mich leider ziemlich enttäuschend. Die süße Liebesgeschichte von Tony und Drew verliert sich hier in endlosem, unnötigem Drama und macht daher leider nicht mehr so viel Spaß wie noch in Band 1. Für Anton-Fans ist die Fortsetzung aber natürlich ein Muss. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Starker Anfang, starkes Ende - der Mittelteil voll von Altbekanntem.

Kein Rockstar für eine Nacht
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Worum geht es?

Nach ihrer Geburtstagsnacht in Vegas wacht die 21-jährige Evelyn mit einem fetten Klunker am Finger auf und kann sich an nichts mehr aus der Nacht erinnern. Anders als ihr frischgebackener ...

Worum geht es?

Nach ihrer Geburtstagsnacht in Vegas wacht die 21-jährige Evelyn mit einem fetten Klunker am Finger auf und kann sich an nichts mehr aus der Nacht erinnern. Anders als ihr frischgebackener Ehemann, der niemand Geringeres ist als David Ferris, der Gitarrist der weltberühmten Rockband Stage Dive, und nicht besonders erfreut auf ihren Gedächtnisverlust reagiert. Was genau ist in der Nacht zwischen ihnen vorgefallen? Wieso reagiert David so wütend? Evelyn muss versuchen, ihre Gedächtnislücken zu füllen und wer, wenn nicht David, könnte ihr dabei am besten helfen?

Meine Meinung

In dieses Buch hatte ich ganz zu Beginn hohe Erwartungen gesetzt, weil es unfassbar stark und interessant anfing. Nicht beide haben ihr Gedächtnis verloren, sondern nur der eine Part, der andere ist verärgert darüber, dass die gemeinsame Zeit einfach so vergessen wurde. Das war für mich eine völlig neue Ausgangssituation und versprach einiges.

In der ersten Hälfte des Buches wurden meine Erwartungen auch komplett erfüllt. Es gab jede Menge interessante, aufregende und auch lustige Szenen zwischen den beiden. Manche Erinnerungen kamen zurück, wodurch sich die beiden (wieder) näherkamen. Diese Entwicklung mitzuverfolgen hat viel Spaß gemacht.

Dazu trug auch bei, dass Evelyn eine tolle Protagonistin ist. Zwar wirkte sie auf mich (außer ganz am Ende) viel jünger als sie ist, was mich manchmal sehr gestört hat, aber sie schaffte es immer wieder, meine Sympathie zu gewinnen. Sie ist nämlich ein unerwartet starker Charakter, gibt Kommentare gegenüber David ab, bei denen ich am liebsten applaudiert hätte, und lässt auch im großen Finale nicht alles mit sich machen. Sie steht für sich ein, egal, wie sehr sie David liebt. Das fand ich einfach große Klasse.

David mochte ich prinzipiell auch, aber so richtig erst ganz am Ende, weil ich sein Verhalten sehr oft nicht nachvollziehen konnte. Er hat ein sehr hitziges Temperament und kam mir in den Streitereien zwischen Evelyn und ihm oft wie ein kleiner Junge vor, der wütend mit dem Fuß aufstampft, weil er nicht bekommt, was er will.

Gefiel mir diese erste Hälfte trotz mancher Schwächen noch extrem gut, so baute das Buch in der zweiten Hälfte leider ab, weil das Zusammenfinden der Protagonisten meiner Meinung nach zu früh stattfand. Dadurch geht in meinen Augen immer extrem viel Spannung verloren und das war hier leider auch der Fall. Auf einmal entwickelte sich alles nach dem ganz typischen Schema eines Liebesromans: Die Protagonisten kommen zusammen, es gibt noch einmal einen großen Knall und am Ende finden die beiden wieder zusammen. Das fand ich sehr schade, weil das Buch so ungewöhnlich begonnen hatte.

Der große Knall wirkte auf mich auch sehr konstruiert. Da wurde die Aussprache schon fast unnötig hinausgezögert. Das große Finale war dann schon wieder viel besser und ich habe sowohl Evelyn als auch David auf einmal nochmal ganz anders, positiver, wahrgenommen. Sie wirkten älter und reifer. Das Ende hielt zwar nichts bereit, was man nicht irgendwo schon mal irgendwie gelesen hätte, aber es war ein guter Abschluss.

Insgesamt hat mich an dem Buch noch gestört, dass eigentlich ständig nur an der Oberfläche gekratzt wurde. Aus vielen Details oder Hintergrundgeschichten hätte man viel mehr machen können. Hier leider auch viel verschenktes Potential.

Fazit

Ein Liebesroman, der sehr spannend und vielversprechend beginnt, dann aber leider in Altbekanntes abdriftet und nur an der Oberfläche kratzt. Schade! Für zwischendurch aber unterhaltsam. 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 31.03.2018

Nichts Neues in dem Genre, aber unterhaltsam für zwischendurch.

Rock Kiss - Eine Nacht ist nicht genug
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Klappentext

In ihrer Kindheit stand Molly Webster wegen eines hässlichen Skandals ständig im Fokus der Medien. Seither hat sie sich geschworen, ein unauffälliges Leben zu führen. Doch dann begegnet ihr ...

Klappentext

In ihrer Kindheit stand Molly Webster wegen eines hässlichen Skandals ständig im Fokus der Medien. Seither hat sie sich geschworen, ein unauffälliges Leben zu führen. Doch dann begegnet ihr der Rockstar Zachary Fox, dessen verführerische Stimme und sinnliche Berührung ihr tief unter die Haut gehen. Ein One-Night-Stand – mehr sollte es nicht sein. Aber Molly merkt schnell, dass eine einzige Nacht mit Fox niemals genug für sie ist.

Meine Meinung

Dieses Buch hatte es mir auf den ersten Seiten furchtbar angetan, obwohl die Ausgangssituation absolut nichts Besonderes oder Neues in dem Genre ist: Sie schwärmt für den hinreißenden Rockstar und rechnet sich keinerlei Chancen bei ihm aus, dabei hat er sie schon längst ins Auge gefasst, will aber nur den richtigen Moment abpassen, um auf sie zuzugehen. Und er will auch ganz bestimmt nicht nur einen One-Night-Stand, wie sie denkt, sondern das volle Programm. Weil man aus ihrer Sicht keinerlei Hinweise darauf findet, war es besonders interessant, dass das Buch immer wieder auch seine Sichtweise aufgreift und dem Leser seine Gedanken mitteilt. Dies gerät manchmal etwas chaotisch, da es nicht klar markiert ist und es keine bestimmte Reihenfolge gibt - es switcht einfach irgendwie hin und her, wie es der Autorin gerade passt.

Gefallen hat mir das Buch vor allem auf den ersten Seiten besonders, weil ihre erste Konfrontation richtig amüsant und aufregend geschildert wird. Man fiebert bei diesem Paar direkt mit, weil sie zwei völlig verschiedene Menschen sind und trotzdem (oder gerade deswegen?) sofort die Funken fliegen - auch als Leser steht man bei den entsprechenden Szenen unter Strom, was es besonders unterhaltsam macht.

Molly und Fox waren mir auch auf Anhieb sympathisch. Sie wird zwar im Klappentext als schüchterne Bibliothekarin bezeichnet, kam auf mich aber nicht annähernd so rüber. Molly kann definitiv kontern und auch problemlos mal den Ton angeben. Fox war trotz seiner Bad-Boy-Ausstrahlung ein richtig lieber Kerl, der aber trotzdem diese herausfordende, neckende Art an sich hat, die immer wieder für amüsante Szenen sorgt, in denen die Luft nur so knistert. Ein sympathisches, interessantes Duo, das nicht nur auf sexueller, sondern auch auf emotionaler Ebene harmoniert.

Leider gibt es von den erotischen Szenen aber viel zu viele. Das ganze Buch lebt davon und es ist fast immer dasselbe. Dadurch kamen ab der Hälfte langsam Längen auf, da auch die Handlung nicht mehr wirklich etwas Spannendes bereithielt - beziehungsweise wusste ich als Leser nicht, worauf das Ganze noch hinauslaufen sollte. Ein paar Szenen am Schluss waren definitiv noch wichtig, um die Story abzurunden und die entsprechenden Hintergrundgeschichten von Molly und Fox abzuhaken, aber in der Mitte hätte man meiner Meinung nach das Buch etwas kürzen können.

Was mir jedoch ausgesprochen gut gefiel, war die Tatsache, dass einem auch Einblicke in die Geschichten der Nebencharaktere verschafft wurden, die in den nächsten Bänden im Mittelpunkt stehen. Bei jedem Pärchen konnte man schon ein bisschen reinschnuppern und wurde neugierig gemacht - die ganzen Liebesgeschichten aus der Reihe entwickeln sich sozusagen parallel und das Vergnügen hatte ich noch nie. Jetzt habe ich definitiv Lust, die Folgebände zu lesen und bin ganz gespannt, wie sich die Szenen jetzt aus der Sicht der anderen Charaktere gestalten.

Fazit

Für Liebhaber des Genres definitiv lesenswert, da Fox der perfekte Book Boyfriend ist, aber mir persönlich fehlte das Besondere in der Handlung. Ich bin gespannt, ob die Folgebände besser sind. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Lockerleichte Collegeromanze mit Versteckspielen & ganz viel Football.

Forever in Love - Das Beste bist du
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Der Klappentext klingt nach einer lockerleichten, aufregenden Collegeromanze mit ein bisschen Versteckspielen und ganz viel Football und genau das bekommt man als Leser auch. Leider aber nicht mehr.

Cora ...

Der Klappentext klingt nach einer lockerleichten, aufregenden Collegeromanze mit ein bisschen Versteckspielen und ganz viel Football und genau das bekommt man als Leser auch. Leider aber nicht mehr.

Cora Carmack hat einen angenehmen Schreibstil und einen Humor, der mich regelmäßig zum Schmunzeln gebracht hat. Vor allem das Kennenlernen der Protagonisten bereitet viel Freude, weil sie sich auf ungewöhnliche Weise kennenlernen und auf Anhieb erfrischend ehrlich und unkompliziert miteinander umgehen.

Nachdem Dallas auf einer Party ein Gespräch mitanhört, demzufolge Silas Moore nur mit ihr flirtet, weil er sie ins Bett bekommen will, schreit sie wutentbrannt ihren Frust von einem Balkon in die Nacht hinaus. Carson McClain, der seinen neuen Footballkollegen aus dem Weg gehen möchte, sitzt währenddessen unten im Garten und beobachtet das Spektakel amüsiert. Er macht auf sich aufmerksam und kommt nicht drumherum, mit ihr zu flirten, da er den Rotschopf auf Anhieb interessant findet. Noch interessanter wird sie ihm, als sie ihm verbietet, mit ihr zu flirten, und auf der Flucht vor Silas geradewegs von dem Balkon in seine Arme springt ...

Zwischen den beiden fliegen sofort die Funken, was auch bis zum Leser durchdringt. Leider scheint es für die beiden keine Zukunft zu geben, da eine Beziehung zur Tochter des Coaches Carsons Platz im Team gefährden könnte und Dallas sich ohnehin geschworen hat, nie wieder etwas mit einem Footballspieler anzufangen, wurde sie doch vor Jahren einmal sehr von einem verletzt. Es beginnt also eine Zeit des Ankämpfens gegen ihre Gefühle, des Annäherns, des Versteckspielens ... Diesbezüglich liefert das Buch keine Überraschungen und auch nichts Neues.

Ich habe das Buch schnell durchgelesen und hatte viel Spaß dabei, weil ich Dallas und Carson schnell ins Herz geschlossen habe. Dallas ist eine starke, direkte Protagonistin und Carson ist ... perfekt. Er sieht unglaublich gut aus, ist witzig und ein verdammt lieber Kerl, der Dallas zuhört und sie nicht unter Druck setzt. Leider hinterlässt das Buch aber keinen bleibenden Eindruck, weil das Potential zur Tiefe nicht genutzt wurde und die Handlung nicht heraussticht. Die Baustellen, die es bei Dallas als auch bei Carson gibt, werden zwar angesprochen, aber nicht richtig thematisiert - das Beseitigen dieser Probleme wird einfach übersprungen und dem Leser vorenthalten. Dadurch reiht sich der erste Band der "Forever in Love"-Reihe leider nur zu den College-Liebesromanen ein, die man mal zwischendurch lesen kann.

Fazit

Bereitet durchaus viel Spaß, sticht aber leider nicht heraus, weil die nötige Tiefe und die Besonderheiten in der Handlung fehlen. Dennoch zwei sehr sympathische Protagonisten, die super zusammenpassen und dem Leser ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.03.2018

Viele schöne Geschichten mit wichtiger Botschaft, hat aber auch Schwachstellen.

Komm, ich erzähl dir eine Geschichte
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»Diese Geschichten sind nur geschrieben worden, um einen Ort oder einen Weg zu markieren. Die Arbeit, in ihnen, in der Tiefe jeder Geschichte, den versteckten Diamanten zu suchen, ist die Aufgabe jedes ...

»Diese Geschichten sind nur geschrieben worden, um einen Ort oder einen Weg zu markieren. Die Arbeit, in ihnen, in der Tiefe jeder Geschichte, den versteckten Diamanten zu suchen, ist die Aufgabe jedes einzelnen.« (S. 363)

„Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ ist ein wirklich ungewöhnlicher Roman. Er ist aus der Sicht von Demian, einem jungen Studenten, geschrieben, der sich bei Jorge – dem Autor – in Therapie begibt und hofft, dort wichtige Fragen des Lebens beantwortet zu bekommen. Der Autor hat sich also selbst in das Buch geschrieben, schreibt aber nicht aus seiner eigenen Perspektive, sondern aus Sicht der Person, die mit ihm interagiert. Das war schon ziemlich interessant. Des Weiteren gibt es keine Handlung, die einem roten Faden folgt, keine ausgefeilten Charakterentwürfe, keine tieferen Einblicke in das Leben der handelnden Personen. Eigentlich beschreibt es der Titel unglaublich gut: Es ist eine Aneinanderreihung von unglaublich vielen, lehrreichen und vielfältigen Geschichten, die am Anfang jedes Kapitels in einen kurzen Kontext gebunden werden. Sie sind eine Reaktion auf ein Ereignis in Demians Leben, über das man aber immer nur das Nötigste erfährt. Klar ist also, dass nicht Demian oder „der Dicke“ – Jorge selbst – im Mittelpunkt stehen, sondern immer die Geschichten.

»Der einzige Weg herauszufinden, ob du etwas kannst oder nicht, ist, es auszuprobieren, und zwar mit vollem Einsatz. Aus ganzem Herzen!« (S. 11)

Da ich mit keinen großen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, störte mich das nicht groß, mit der Zeit wirkte das Buch aber ein bisschen überladen von diesen vielen Geschichten und ich hätte eine richtige Storyline nicht schlecht gefunden. Witzig war es aber, wie Jorge sich diesbezüglich manchmal selbst ein bisschen auf den Arm nimmt: »Zur Abwechslung werde ich dir eine Geschichte erzählen.« (S. 123)

Es war definitiv mal etwas anderes, ein Buch zu lesen, das in jedem Kapitel eine andere Geschichte erzählt, die eine tiefere Botschaft innehat. Die meisten haben mir sehr gut gefallen, weil sie mich mit ihrem Ausgang überraschten, mich zum Schmunzeln brachten oder mir eine Lebensweisheit mit auf den Weg gaben, wobei mir am besten „Der wahre Wert des Rings“ gefiel. Andere wiederum strengten mich an, interessierten mich wenig bis gar nicht und störten dadurch den Lesefluss: Zum Beispiel erläutert Jorge in einigen Kapiteln, welche Therapieströmungen es gibt, welche Vor- und Nachteile sie haben und warum er eine bestimmte davon bevorzugt. Das war zwar schon irgendwo interessant, wirkte aber – eingeschoben zwischen den lehrreichen Märchen, Parabeln und Geschichten – fehl am Platz und dadurch leider eher lästig.

»Der einzige Fehler ist fast immer, zu glauben, dass mein Standpunkt der einzige ist, von dem man aus die Wahrheit sieht.« (S. 166)

Was mir gar nicht gut gefallen hat, war außerdem die eigene Darstellung von Jorge selbst als der „perfekte Therapeut“, der all die negativen Eigenarten anderer Therapeuten natürlich nicht hat und noch dazu mit all seinen Geschichten immer sofortige Wirkung erzielt. Das ging mir irgendwann auf die Nerven, weil ich nicht zu dem Buch gegriffen habe, um eine Lobrede des Autors auf sich selbst zu lesen, sondern etwas mitnehmen wollte. Es sind zwar einige Weisheiten dabei, über die man länger nachdenken kann, möchte und auch sollte, aber ich wage es doch zu bezweifeln, dass sie so lebensverändernde Wirkung haben, wie es sehr überspitzt in Bezug auf Demian dargestellt wird.

Fazit

Insgesamt waren sehr viele tiefgründige Geschichten enthalten, die ich in mich aufgesaugt, über die ich noch länger nachgedacht und an denen ich mich auch erfreut habe. Ab einem gewissen Zeitpunkt lässt das Buch in meinen Augen jedoch nach und es wurde etwas anstrengend, weiterzulesen. Aufgrund dessen und wegen der oben genannten Kritikpunkte bekommt „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von mir 3,5 Sterne.