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Veröffentlicht am 02.10.2017

Hat mich von vorne bis hinten begeistert - her mit Band 2!

Das Schlehentor
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Ein absoluter Geheimtipp! Lesen, lesen, lesen!

„Das Schlehentor“ handelt von der sechszehnjährigen Fiona, die sich neben dem nervigen Schulalltag und der Arbeit in der Gärtnerei ihres Großvaters mit den ...

Ein absoluter Geheimtipp! Lesen, lesen, lesen!

„Das Schlehentor“ handelt von der sechszehnjährigen Fiona, die sich neben dem nervigen Schulalltag und der Arbeit in der Gärtnerei ihres Großvaters mit den üblichen Problemen eines Teenagers herumschlagen muss. Von jetzt auf gleich wird sie jedoch aus ihrem wohlbehüteten Leben gerissen, als ihr von drei seltsamen Männern eröffnet wird, dass ihr bisheriges Leben eine Lüge gewesen sei und sie eigentlich aus einer anderen Dimension stamme. Und nicht genug damit, nein, sie sei sogar die vorbestimmte Retterin dieser anderen Dimension, da sie das unmögliche Zusammenspiel von Licht und Schatten in sich vereine. Nach anfänglichem Unglauben und vehementem Widerstand wird Fiona klar, dass sie sich ihrem Schicksal ergeben und in ihre Heimat zurückkehren muss. Aber wie soll sie, ein stinknormaler Teenager ohne Kampferfahrung, eine ihr völlig unbekannte Dimension retten?

Dieses Buch war für mich ein überraschendes Highlight in diesem Jahr. Begonnen mit einem holprigen, sehr fordernden Start hat mich die Geschichte aufgesogen und bis zu den letzten Seiten nicht mehr losgelassen. Zu Anfang wird man in die Welt, die Vorgeschichte Fionas, hineingeworfen und fühlt sich von der Flut an Informationen nahezu erschlagen. So viele Völker, die man zuordnen muss, so viele verschiedene Namen, die ihnen zugeschrieben werden. Jede Menge Konzentration ist gefordert, aber mit der Zeit gewinnt man immer besser den Überblick. Der Schreibstil ist düster und schonungslos ehrlich, lässt sich flüssig und angenehm lesen, und wechselt, je nachdem, aus wessen Sicht man liest. Liest man aus Cordics oder Ahfids Sicht, fühlt man sich in ältere Zeiten zurückversetzt, wird das Geschehen aus Fionas Sicht geschildert, so wird man mit modernen Flüchen oder auch Beleidigungen konfrontiert.

Fiona ist zu Beginn ein schwieriger Charakter – ein mit der Situation völlig überforderter Teenager, der sich für mich jedoch stets authentisch und glaubwürdig verhalten hat. Mit der Zeit ist sie eine angenehme Protagonistin geworden, die stärker ist, als sie selbst zu sein glaubt. Sie trifft auf Cordic, Ahfid und Lun, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Cordic, ein verhasster Nachtfresser, aber Verräter am eigenen Volk, Ahfid, ein Grenzgänger und damit Beschützer der Lichten, und Lun, einer der „Wanderer“, der Cordic zutiefst ablehnend gegenübersteht und stets mit ihm aneinandergerät. Alle drei – selbst Lun – waren mir auf ihre Weise irgendwie sympathisch. Ahfid hatte etwas von einem „Papa-Bär“, der die Rolle des beschützenden Vaters für Fiona und den Streitschlichter für Lun und Cordic eingenommen hat, und den man einfach nur ins Herz schließen konnte. Und Cordic … war der absolut interessanteste Charakter im Buch, denn seine Reaktionen waren stets nicht abzuschätzen. Im einen Moment war er sarkastisch, impulsiv und aufbrausend, und in seinen Aussagen skrupellos und unangebracht ehrlich. Im anderen Moment war er fürsorglich und überraschend einfühlsam. Er war ein facettenreicher Charakter, der mich immer wieder überrascht hat. Abgesehen davon war er der Hauptauslöser meiner Grinseattacken.

War Fionas Perspektive zu Anfang noch relativ unspannend und voll belangloser Handlung, so änderte sich dies natürlich mit Auftauchen von Cordic, Ahfid und Lun – ein lustiger Haufen, dessen Wege man als Leser grinsend mitverfolgen konnte. Denn die drei stammen aus einer Dimension, die man von der Fortschrittlichkeit eher ins Mittelalter einordnen kann, sodass neumodische Geräte wie Handys, Autos oder Waschbecken mit Bewegungssensor eher weniger bekannt sind. Dieser Umstand beschert dem Leser viele amüsante Momente und hat mich nicht selten zum Grinsen gebracht. Das Zurückreisen in die andere – auch uns unbekannte – Dimension ist zwar ebenfalls noch mit humorvollen Szenen gespickt, vor allem aber voller Spannung, die sich bis zum Ende nicht mehr legt und mit einem überaus fiesen Cliffhanger abschließt, der die Neugier auf den zweiten Band ins Unermessliche steigert.

Ein interessanter Aspekt der Handlung war die Liebesgeschichte, denn, ja, auch die ist definitiv vorhanden, obgleich sie sich nur am Rande abspielt. Zu keinem Zeitpunkt gerät sie zu stark in den Vordergrund, sondern bekommt immer nur gerade so viel Aufmerksamkeit, um den Leser in dieser Hinsicht mitfiebern zu lassen. Für mich ein sehr spannender Faktor in diesem Buch.

Fazit

„Das Schlehentor“ hat mich überrascht, gepackt und mit Vorfreude auf den nächsten Band zurückgelassen. Dieses Buch verdient so viel mehr Aufmerksamkeit, denn die Geschichte ist durchdacht, spannend und mit sympathischen, vielfältigen Charakteren gespickt, die man auf ihrer Reise nur zu gerne begleitet. Wer gute, humorvolle Fantasy sucht, findet sich hier an der richtigen Adresse. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Schöner Schreibstil, blasse Charaktere - ein durchschnittliches Lesevergnügen.

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Akram El-Bahays „Bücherstadt“ ist aus der Sicht des 25-jährigen Diebes Sam geschrieben, der sein Dasein als Dieb an den Nagel hängen und in der Palastwache aufgenommen werden möchte. Statt jedoch als Wache ...

Akram El-Bahays „Bücherstadt“ ist aus der Sicht des 25-jährigen Diebes Sam geschrieben, der sein Dasein als Dieb an den Nagel hängen und in der Palastwache aufgenommen werden möchte. Statt jedoch als Wache des Weißen Königs eingesetzt zu werden, findet er sich auf einmal in Paramythia, der unterirdischen Bücherstadt, wieder und soll das Tor zum geheimnisvollen Herz der Bücherstadt bewachen. Monoton und langweilig, findet Sam, der sich nicht an den Unmengen von Büchern erfreuen kann, da er nie das Lesen gelernt hat. Anders als die vermeintliche Dienerin Kani, die eine Büchernärrin ist wie ihr Vater und eines Nachts Sams Aufmerksamkeit erregt, als es einen Eindringling in Paramythia zu geben scheint. Auf einmal ist überhaupt nichts mehr monoton und langweilig…

Mit der Bibliothek der flüsternden Schatten ist ein weiteres Buch mit einer neuen, interessanten Fantasywelt dazugekommen. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, da mir sofort der fantastische Schreibstil des Autors ins Auge gesprungen ist. El-Bahay versteht es, Sätze mit ungewöhnlichen, aber treffenden Metaphern zu schmücken und Umgebungen sowie Personen bildhaft zu beschreiben. Diesem Schreibstil sind mit zunehmender Seitenzahl jedoch leider viele zu ausschweifende Beschreibungen verschuldet, die nicht selten meine Konzentration gestört haben. Zudem hatte ich mit der Zeit Schwierigkeiten, Namen zuzuordnen, da meinem Gefühl nach zu viele davon auftauchen. Schon wenige Seiten später hatte ich vergessen, um wen es sich bei einer bestimmten Person handelte.

Das Buch begann sehr spannend und interessant, da man direkt in die neue Welt hineingestoßen wird. Man lernt Sam in seinem Element als Dieb kennen und erkundet mit ihm gemeinsam das erste Mal die geheimnisvolle Bücherstadt Paramythia, die so viele Straßen besitzt, dass man sich problemlos in ihr verlaufen kann. Leider nahm, wie es vielleicht auch schon angeklungen ist, meine Begeisterung für die Geschichte mit Voranschreiten der Seitenzahl leider etwas ab. Trotz reichlich vorhandener Handlung wurde ich nicht vollkommen von dem Geschehen mitgerissen, da auch Doppelungen zu anderen Büchern auftraten und bestimmte Szenen in meinen Augen zu unspektakulär gelöst wurden.

In diese Tatsache spielte mit hinein, dass die Figuren nicht vollständig zu erfassen waren und dem Leser undurchschaubar blieben. Vor allem Sam war ein eher distanzierter Charakter, der auch den Leser nur wenig an seinen Gefühlen teilhaben lässt. Aufgrund dessen war sein Verhalten für mich auch nicht immer nachvollziehbar. Es war gewöhnungsbedürftig, für ihn im Prinzip aber auch passend. Da dies jedoch auch für seinen Gegenpart Kani galt, die ähnlich schwer zu greifen war, hat es der Geschichte in meinen Augen etwas geschadet. Charaktere wie Shagyra oder Hakim, die ein wenig in ihrem Verhalten herausstachen, haben das etwas ausgleichen können.

Sehr positiv hervorzuheben ist, dass die Liebesgeschichte zwischen Sam und Kani nicht im Vordergrund stand, aber dennoch immer wieder präsent ist. Dadurch gerät die Handlung jedoch zu keiner Sekunde zu stark in den Hintergrund – hier war genau die richtige Menge „Romantik“ eingebunden, ohne zu überladen zu wirken.

Fazit

Mit El-Bahays erstem Band zu seiner neuen Trilogie ist ihm ein interessanter, aber eher mittelmäßiger Auftakt gelungen, der vor allem durch seinen schönen Schreibstil und der Idee, der dieser neuen Fantasywelt zugrunde liegt, zu überzeugen weiß. Leider mischen sich ausschweifende Passagen und gewöhnliche, unzugängliche Protagonisten unter, die den Lesespaß etwas minimieren. Vielleicht überzeugen mich die kommenden Bände mehr. Ich vergebe 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Authentizität - check!

Immer diese Herzscheiße
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Geschrieben ist das Buch aus der Sicht der 15-Jährigen Sarah, deren Zukunftspläne sich auf Hartz IV und Schwarzarbeit beschränken. Schwänzen, Trinken und Klauen gehören für sie zum Alltag und von Erwachsenen ...

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht der 15-Jährigen Sarah, deren Zukunftspläne sich auf Hartz IV und Schwarzarbeit beschränken. Schwänzen, Trinken und Klauen gehören für sie zum Alltag und von Erwachsenen lässt sie sich sowieso nichts sagen. Als sie beim Dealen erwischt wird, stellt ihr Lehrer sie vor die Wahl: Entweder sie wirkt bei einem Theaterprojekt mit oder sie bekommt einen Schulverweis. Was sie am Anfang zum Kotzen findet, macht ihr mit der Zeit doch Spaß – nicht nur deshalb, weil der schüchterne Paul, der so ganz anders ist als der Typ Junge, auf den Sarah sonst so steht, ebenfalls Teil der Theatergruppe ist…

Dieses Buch hat mich des Öfteren stark an Fack ju Göhte erinnert. Ein Teenager ohne Zukunftsperspektiven und wenig Vertrauen in seine Fähigkeiten gelangt mit einem veränderten Umfeld auf die richtige Bahn. Dies wird von der Autorin sehr realistisch geschildert, denn diese Entwicklung vollzieht sich nicht von jetzt auf gleich, sondern es gibt auch immer wieder Rückfälle, die zeigen, dass es nicht so leicht ist, alte Verhaltensmuster abzulegen und sich selbst auch eine Chance zu geben. Sarah ist zwar ein selbstbewusster und schlagfertiger Teenager, aber sie ist auch von Unsicherheiten und fehlendem Vertrauen in sich selbst gekennzeichnet, was es ihr schwer macht, Vertrauen in andere zu fassen, die ihr weismachen wollen, dass sie auch mehr aus ihrem Leben machen kann. Dieses Buch macht deutlich, dass es auch anders laufen kann, wenn das passende Umfeld nicht gegeben ist. Ohne Personen wie Sarahs Bruder Najim, Katharina, Paul und auch ihren Lehrer Herr Straubmann hätte Sarahs Geschichte auch ganz anders verlaufen können.

Authentizität wird vor allem durch den Schreibstil gewährleistet, denn das Buch ist in starker Umgangssprache verfasst. Da werden dann mal Verben oder Artikel weggelassen („Ich also rüber zum Straubmann“) oder Wörter falsch geschrieben („Lürik“, „Stüropor“). Ich war immer wieder überrascht, wie gut sich die Autorin in ein 15-jähriges Mädchen (mit problematischem Umfeld) hineindenken kann, denn auch Sarahs Gefühlswelt ist sehr nachvollziehbar und glaubwürdig dargelegt. Vor allem am Anfang des Buches hatte ich Probleme damit, Sarah sympathisch zu finden, denn sie ist wirklich ein sehr rebellischer und aufmüpfiger Charakter, der es weder ihren Großeltern noch Kathi oder Paul leicht macht. Mit der Zeit wurde sie jedoch eine angenehme Protagonistin, deren Verhalten ich mit jeder Seite mehr verstehen konnte. Andere Charaktere wie Paul oder Selim und Daniel waren mir auf Anhieb sympathisch, mit anderen wie Dixi oder Pit konnte ich dagegen bis zum Ende nicht warm werden.

Eine Besonderheit lag darin, dass bestimmte Worte oder Sätze fettgedruckt, klein- oder großgeschrieben waren - sei es, um zu verdeutlichen, dass jemand etwas laut oder leise sagte oder um wichtige Sätze hervorzuheben. Das hatte ich noch in keinem anderen Buch so erlebt und hat die Geschichte interessant bereichert. Ein anderes Highlight waren die vielen schönen Sprüche, die beispielsweise Paul vom Stapel lässt, die sich aber auch immer wieder in Sarahs Denken finden.

„Ob das Herz mehr weiß als der Kopf?“ (S. 91)

„Ich konnte fühlen, dass es in den Momenten, die wirklich wehtun, nicht darauf ankommt, ob es tatsächlich gut ist. Es reicht, wenn ein Mensch da ist, der dich liebt und dich festhält und dir sagt, dass alles gut wird.“ (S. 232)

„Das echte Leben ist eine einzige große Herzscheiße mit ein paar Eimern voller Glück.“ (S. 176)

„Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt.“ (S. 264)

Das Buch war ein unterhaltsamer Spaß für zwischendurch, aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass mir hier und da etwas fehlte. Das sind beispielsweise Rückblicke in die Vergangenheit oder ein ausführlicherer Abschluss, denn am Ende ging doch alles sehr schnell und vieles wurde für mich unzufrieden stellend abgehakt. Es ist in meinen Augen noch ein wenig Luft nach oben.

Fazit

Ein realitätsnaher Jugendroman in einem besonderen, authentischen Schreibstil verfasst, der einen in die Gefühlswelt eines 15-jährigen Mädchens abholt. Mir hat es Spaß gemacht und ich fühlte mich gut unterhalten – von mir gibt es 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Weniger eine Liebesgeschichte als ein Einblick in das Leben verschiedener Personen

Morgen ist es Liebe
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Mich an „Morgen ist es Liebe“ heranzuwagen, war eine ganz spontane Entscheidung. Nachdem ich wochenlang schon um diesen Roman herumgegeistert bin und mich das Cover einfach so gar nicht angesprochen hatte, ...

Mich an „Morgen ist es Liebe“ heranzuwagen, war eine ganz spontane Entscheidung. Nachdem ich wochenlang schon um diesen Roman herumgegeistert bin und mich das Cover einfach so gar nicht angesprochen hatte, überwand ich mich schließlich doch dazu, mir wenigstens mal den Klappentext durchzulesen. Und siehe da – mein Interesse war sofort geweckt!

„Morgen ist es Liebe“ bietet eine sehr spannende Ausgangssituation. In einer eisigen Winternacht hat mal wieder das Schicksal seine Finger im Spiel, denn obwohl die junge Ärztin Alexandra trotz einer vorangehenden Feier keinen Tropfen Alkohol getrunken hat und sehr vorsichtig fährt, verunglückt sie mit dem Auto und wird bewusstlos. Weit und breit findet sich kein einziger Zeuge des Unfalls außer Martin, der in den Weinberg kam, um seinem Leben mit Schlaftabletten und der eisigen Kälte ein Ende zu setzen. Er muss nicht lange überlegen, bevor er der jungen Frau hilft und sie aus dem Auto zieht, das schon wenige Momente später in Flammen aufgeht. Als er sie mit seinem Mantel zudeckt und Hilfe holen möchte, hört er bereits erste Sirenen und beschließt kurzerhand, das Weite zu suchen. Alexandras Erinnerungen an die Unfallnacht sind durch die Gehirnerschütterung stark verblasst und so bringt ihr vor allem der für den „Fall“ zuständige Polizist viel Misstrauen entgegen. Der befreundete Reporter sieht in dem Geschehen seine neueste Titelstory und möchte den Retter mithilfe einer Belohnung hervorlocken. Und vor dem Haus von Martha, Alexandras Mutter, taucht auf einmal ein Bettler auf, der sich bei dem starken Schneefall als große Hilfe erweist. Dieser hatte eigentlich ganz andere Gründe dort aufzutauchen, denn er braucht dringend seinen Mantel zurück, in dem sich sein Abschiedsbrief befindet…

Den Schreibstil des Buches fand ich zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, was zum einen daran lag, dass sich die Figuren oft derart förmlich und gehoben ausdrückten, als stammten sie aus einem anderen Jahrhundert. Da wird dann die richtige Verwendung einer Serviette gelobt oder eine 33-Jährige Frau schämt sich wegen eines leidenschaftlichen Kusses (von dem der Leser nicht einmal Einzelheiten geschildert bekommt), weil sie sich „so gehen lässt“. Das empfand ich zwar nicht als übermäßig störend, fiel mir aber doch immer wieder auf. Die Gespräche wirkten zum Teil doch schon ziemlich gestelzt oder sehr förmlich.
Zum anderen lag es an der merkwürdigen Erzählperspektive, denn es wird immer wieder auf derselben Seite zwischen den Sichten der verschiedenen Personen gewechselt. Fand ich dies anfangs sehr abstrus, so gefiel mir das mit der Zeit immer mehr, da man so einen umfassenden Einblick in die Gedanken jeder handelnden Person bekam. Man musste sich nicht fragen, was denn die andere Person in dem Gespräch gerade dachte, denn es wurde schon Sekunden später geschildert. Das kommt in Büchern oft zu kurz und hat mich hier sehr positiv überrascht, denn es wirkte anfangs zwar ungewohnt, aber keinesfalls ungeschickt oder unpassend. Man gewöhnt sich daran und es ist meiner Meinung nach schließlich unglaublich bereichernd.

Des Weiteren hat mich überrascht, dass die Liebesgeschichte zwischen Martin und Alexandra gar nicht so sehr im Vordergrund stand, wie es der Klappentext andeutet. Man liest nämlich auch aus der Sicht anderer Personen, die mit dem Geschehen zwar irgendwie zu tun haben, aber doch eher im Hintergrund agieren. Auch in deren Leben bekommt man einen umfassenden Einblick. Es werden interessante Nebengeschichten eingeflochten, die schließlich irgendwie zusammenlaufen und das Geschehen zusätzlich spannend machen. Martha, Alexandras Mutter, erhielt sogar weit mehr Raum als Alexandra, denn auch diese Dame darf sich nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes noch einmal verlieben. Diese Liebesgeschichte gefiel mir sogar deutlich besser als die zwischen Alex und Martin, denn sie wurde viel authentischer und schöner aufgebaut. Während es bei Martha und ihrem Auserwählten in kleinen, nachvollziehbaren Schritten voranging, so entwickelte es sich bei Martin und Alexandra schnell und unrealistisch. Es sind Gefühle aus dem Nichts entstanden. Ich kann mich im Nachhinein an einen einzigen vertrauten Moment zwischen den beiden erinnern, ansonsten war ihr Umgang miteinander von Alexandras Misstrauen und Martins schroffer Zurückhaltung geprägt. Nicht gerade eine Liebesgeschichte, die man voller Freude und mit Herzklopfen mitverfolgt. Da war das Annähern der älteren Generation viel schöner und liebevoller gestaltet!

Die Figuren und ihre Konstellation haben mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Es gab sowohl Charaktere, die man weniger mochte, als auch welche, die man richtig ins Herz schließen konnte. Da ganz vorne mit dabei war Martha, die mir mit ihrer teilweise naiven, aber auch freundlichen und aufgeschlossenen Art sofort sympathisch war. Alexandra geriet daneben stark in den Hintergrund, denn trotz ihres anfangs sehr positiven Eindrucks baute sie mit der Zeit ab, da sie, meinem Anschein nach, auch immer weniger auftauchte. Martha war viel mehr Protagonistin als sie. Martin ist ein komischer, aber sympathischer Kauz, dessen Gutherzigkeit und Hilfsbereitschaft authentisch wirkte. Hin und wieder störte seine Unbeholfenheit, endlich mal mit der Sprache herauszurücken, die oft nervige, aber gewollte Missverständnisse provozierte. Dadurch wirkte das Geschehen stellenweise schon etwas konstruiert. Umrandet werden diese Figuren von einigen Nebenfiguren, denen man Mitgefühl, Unverständnis, Antipathie und eine ganze Palette anderer Emotionen entgegenbringt, sodass man sich insgesamt gut unterhalten fühlt.

Fazit

Erwartet habe ich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit tragischen Elementen, bekommen habe ich etwas völlig anderes, das dennoch auf seine Art zu überzeugen weiß. Eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, die vor allem in den Wintermonaten Freude bereiten kann und definitiv mal etwas anderes ist. Ich vergebe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Spannung, Witz, interessante Charaktere - was will man mehr?

Spectrum
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Spectrum war für mich eine Überraschung, denn obwohl ich nicht in der Stimmung war, einen Thriller zu lesen, so hat es nicht lange gedauert, bis mich dieses Buch abgeholt und begeistert hat.

In „Spectrum“ ...

Spectrum war für mich eine Überraschung, denn obwohl ich nicht in der Stimmung war, einen Thriller zu lesen, so hat es nicht lange gedauert, bis mich dieses Buch abgeholt und begeistert hat.

In „Spectrum“ wird man ähnlich wie in „The Mentalist“ mit einem ungewöhnlichen Charakter konfrontiert, der entscheidend zu der Lösung des Falls beiträgt. Denn Dr. August Burke hat das Asperger-Syndrom, tut sich dementsprechend schwer im Kontakt mit anderen Menschen, ist aber hochintelligent und mit einer hervorragenden Kombinationsgabe ausgestattet. Aufgrund dessen wird er von Special Agent Samuel Carter, der durch eine Beförderung erst kürzlich hinter den Schreibtisch verbannt wurde, sich aber dennoch lieber in den Außendienst stürzt, bei einer Geiselnahme als Berater des FBIs hinzugezogen. Schnell wird klar, dass seine Hilfe hier auch dringend notwendig ist, denn die Geiselnehmer verhalten sich ungewöhnlich und schinden Zeit und Burke scheint der einzige zu sein, dem wichtige Details auffallen. Bestärkt wird das Team unter anderem durch Dominic „Nic“ Juliano, der sich aus den Zwielichtigkeiten seiner Familie zurückgezogen hat und nun dem SWAT-Team angehört. Es entwickelt sich ein ungleiches Dreiergespann, das der Lösung des Falls durch Burkes geniale Eingebungen immer wieder ein Stück näherkommt. Parallel dazu können weitere Handlungsstränge verfolgt werden, wie der der Geiselnehmer und der von Constable Isabel Price, einer südafrikanischen Polizistin, die einen persönlichen Rachefeldzug gegen einen der Geiselnehmer plant.

Da die Handlung aus der Sicht vieler verschiedener Personen erzählt wird, kann es schnell passieren, dass man sich – vor allem zu Anfang – überfordert fühlt und Namen durcheinanderbringt. Mit der Zeit konnte ich sie jedoch auseinanderhalten und es gefiel mir zunehmend gut, dass die Perspektive immer wieder gewechselt wurde. Dazu tragen auch die wirklich sehr kurzen Kapitel bei, die ein schnelles Lesen garantieren und eine gewisse Dynamik reinbringen. Auf diese Weise muss man sich auch nicht ewig mit einem Handlungsstrang abmühen, den man vielleicht eher uninteressant findet.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und stellenweise mit gutem Humor gespickt, der mich immer wieder breit grinsen oder sogar laut auflachen ließ. Vor allem die Schlagabtäusche innerhalb des engeren Kreises (Nic, Carter, Burke, Taz, …) waren sehr amüsant, aber auch Burkes etwas ungewöhnliche Art, weil er beispielsweise Ironie oder Hyperbeln nicht verstand, war unglaublich charmant. Im Gegensatz dazu finden sich hin und wieder Passagen, die auch mal etwas mehr Konzentration erfordern, so zum Beispiel, wenn Burke etwas wissenschaftlich erklärt oder einen seiner brillanten Einfälle sehr detailliert äußert. Da kommen manchmal auch die jeweiligen Gesprächspartner nicht mit. Dies war aber nicht störend, sondern unterstrich noch einmal die Einmaligkeit von Burkes Charakter.

Gerade Burke ist auch die Figur, die in diesem Buch am meisten Aufmerksamkeit erhält, denn nicht nur seine geistigen Ergüsse werden immer wieder thematisiert, sondern auch seine Ängste und Zweifel, die durch das Asperger-Syndrom für ihn einhergehen. Da es ihm schwerfällt, Gefühle und Verhalten anderer Personen, mit denen er interagiert, vorherzusagen und zu deuten, verhält er sich nicht selten für die Situation unangemessen und mitunter auch verletzend und vermeintlich arrogant. Mehr als einmal äußert er aber, dass er anderen nur helfen und niemandem auf den Schlips treten möchte. Der Autor hat Burke wirklich sympathisch und authentisch entworfen. Auch Menschen, die von dem Asperger-Syndrom noch nie etwas gehört haben, bekommen hier einen guten Eindruck davon, was darunter zu verstehen ist und welche negativen wie auch positiven Aspekte damit einhergehen. Burke war der aufregendste und interessanteste Charakter, bei dem man nie abschätzen konnte, wie er sich verhalten würde, und der immer wieder für Überraschungen gut war. Die erste Überraschung ergab sich auch schon gleich bei seinem ersten Auftritt, denn entgegen meiner Erwartung, die sich vor allem durch seinen etwas unmodernen Namen gebildet hat, handelt es sich bei Burke um einen jungen Mann um die 20, der schon auf der Highschool drei Collegeabschlüsse und einen Doktortitel online - und unter falschem Namen - erworben hat.

Seine Beziehung zu Nic und Carter war eine ganz besondere Komponente des Buches. War anfangs noch eine gewisse Abneigung gegenüber Burke auf Seiten Nicks zu spüren, so entwickelte sich mit der Zeit eine Freundschaft, die mich dann und wann zum Schmunzeln brachte. Carter fügt sich in das Dreiergespann ebenfalls wunderbar ein, indem er sowohl für Burke als auch für Nic eine Art Vaterrolle einnimmt. Die drei bei ihrer Arbeit mitzuverfolgen, war eigentlich das Interessanteste an dem Buch und hebt es auch gegenüber anderen Büchern aus dem Genre hervor.

In die Handlung sind sowohl spannungsreiche als auch ruhigere Passagen eingeflochten, in denen man mehr über die Personen erfährt oder Nic, Burke und Carter bestimmten Indizien nachgehen. Hier ist eine gute Balance gefunden, sodass das Buch zu keinem Zeitpunkt für mich langweilig oder uninteressant wurde. Plätscherte die Handlung schon längere Zeit vor sich hin, so wurde sie durch Burkes ungewöhnliches Vorgehen und seine Theorien oder auch durch überraschende Wendungen belebt, die wieder Spannung garantierten.
Je weiter es sich dem Ziel näherte, desto eher hatte ich jedoch den Eindruck, dass die Zusammenhänge immer komplizierter wurden und manche von Burkes Geistesblitzen vielleicht etwas zu weit hergeholt und nicht ganz nachvollziehbar waren. Dennoch war das große Finale in meinen Augen ein angemessener und spannender Abschluss für Spectrum, der Interesse an den Folgebänden weckt. Ich möchte definitiv mehr von Burke, Carter, Nic und auch Isabel lesen, die in diesem Buch leider etwas kurz gekommen ist.

Fazit

Mir hat „Spectrum“ überraschend gut gefallen. Der Thriller überzeugt durch eine sehr durchdachte Handlung, genau dem richtigen Maß an Spannung und Witz sowie außergewöhnliche und spannende Charaktere, deren Beziehung zueinander interessant mitzuverfolgen ist. Ich hatte mit diesem Auftakt sehr viel Freude und kann ihn definitiv weiterempfehlen. Wer Serien wie „The Mentalist“ und „Death Note“ mag, kommt bei „Spectrum“ definitiv auf seine Kosten. 4,5 Sterne!