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Veröffentlicht am 22.07.2017

Schwacher Anfang, schwaches Ende, relativ spannender Mittelteil.

Die Heimsuchung von Grayson Manor
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Worum geht es?

Addison Lockhart erbt von ihrer Mutter das "Grayson Manor", in dem ihre Mutter geboren und aufgewachsen sein soll. Ihr gegenüber hat sie diesbezüglich nie ein einziges Wort verloren, weshalb ...

Worum geht es?

Addison Lockhart erbt von ihrer Mutter das "Grayson Manor", in dem ihre Mutter geboren und aufgewachsen sein soll. Ihr gegenüber hat sie diesbezüglich nie ein einziges Wort verloren, weshalb Addison bis zu diesem Zeitpunkt nie etwas von diesem Haus gehört hatte. Um ein bisschen Abstand zu gewinnen und um ihre Mutter trauern zu können, beschließt sie kurzerhand, nach Grayson Manor zu ziehen. Das Haus entpuppt sich als sanierungsbedürftig, wofür sie kurzerhand den Handwerker Luke Flynn anwirbt, der sich mit der Zeit mit ihr anfreundet und einer der wenigen zu sein scheint, der ihr wirklich glaubt: Addison hat nämlich von Kindheit an Visionen, die ihr die Vergangenheit oder die Zukunft zeigen. Jahrelang hatte sie ihre Ruhe vor diesem "Fluch", wie sie es selbst nennt, muss aber feststellen, dass mit dem Einzug ins Grayson Manor die Visionen wieder anfangen. Und nicht nur das. Es scheint auch ein ruheloser Geist in dem Haus sein Unwesen zu treiben...

Meine Meinung

Dieses Buch hätte wahrscheinlich einen oder zwei Sterne mehr verdient, wenn die Übersetzung besser gewesen wäre. Es haben sich leider sehr viele zu wörtlich übersetzte Sätze eingeschlichen, die dem Buch seine Dynamik und seine Authentizität nehmen. Die Figuren führen dadurch teilweise sehr gestelzte Unterhaltungen und wirken selbst unauthentisch. Ich kann vorab also schon mal sagen: Lest lieber das Original, denn ich bin mir sicher, dass der Schreibstil dort erheblich besser ist. Das zeigen allein schon die Metaphern, die sich immer wieder finden. In dieser deutschen Übersetzung sind diese leider teilweise merkwürdig übersetzt, was dem Schreibstil natürlich seinen Charme nimmt.

Nach einem sehr holprigen Start wurde das Buch jedoch besser, da ich mich immer mehr an diese Übersetzung gewöhnt und irgendwann einfach merkwürdige Sätze überlesen hatte, damit ich nicht dauernd an diesen hängen bleibe und über deren Sinn grübele. Das kann auf Dauer nämlich wirklich nervig werden und unterbricht natürlich den Lesefluss. Im Mittelteil ging das dann aber immer besser, da handlungstechnisch mehr passiert und Spannung aufgekommen ist. Da fing es dann wirklich an, dass ich weiterlesen wollte, um zu sehen, was als nächstes passiert. Obwohl es einige Stellen gab, die meiner Meinung nach bloße Lückenfüller und unnötig für die Handlung waren, wurde die Spannung immer wieder durch einige Plot Twists in die Höhe getrieben - um dann leider in einer völlig unspektakulären Auflösung zu enden, die mich nicht im Geringsten zufriedengestellt hat. Mit diesem Ende erscheint es mir sogar völlig sinnlos, dass vorher so eine Spannung aufgebaut wurde, nur, damit sie im letzten Drittel einfach verpufft.

Die Story ähnelt im Großen und Ganzen vielen anderen Horrorgeschichten, mit dem Unterschied, dass hier leider keine Gruselatmosphäre aufkommt. Spannung, ja, Gruselfaktor, nein. Hier hat man es eher mit einem Krimi mit übernatürlichen Elementen als mit einem Roman aus dem Genre Horror zu tun. Addisons Gabe fand ich im Großen und Ganzen sehr interessant, war mir aber dennoch noch ein wenig zu sehr im Hintergrund. Solche übernatürlichen Elemente glaubhaft einzubringen, stellt sich meiner Meinung nach auch immer relativ schwierig dar und ist hier auch nur teilweise gelungen. Anfangs wirkte es eher lächerlich, was sich dann aber im weiteren Verlauf des Buches etwas gebessert hat. Vollständig überzeugt wurde ich in dieser Hinsicht jedoch nicht.

Der letzte Kritikpunkt sind die farblosen Charaktere. Selbst Addison war für mich nicht wirklich greifbar, da ich ihr Handeln oft nicht nachvollziehen konnte. Manchmal ist sie grundlos ausgetickt oder hat ihre Einstellung von dem einen auf den anderen Moment ohne ersichtlichen Grund geändert. Eben hatte sie noch Angst und auf einmal ist sie furchtlos. Das war ein ziemliches Hin und her. Was wahrscheinlich wieder an der Übersetzung liegt, ist, dass sie mir auch einfach... unauthentisch vorkam. So, wie sie manchmal geredet hat, redet bestimmt keine reale Person, weshalb ich mit ihr auch nicht richtig warm werden konnte.
Bei all den anderen Personen geht es mir ähnlich. Luke ist aber die einzige Person, die noch wirklich erwähnenswert ist. Trotz der Tatsache, dass auch er manchmal "komisch" wirkt, fand ich ihn eigentlich wirklich sympathisch. Er hilft Addison, wo er nur kann, und ist stets für sie da - ein echt toller Kerl. Das einzige Manko: Er war mir hin und wieder etwas zu verständnisvoll. Er hat Addison sofort geglaubt, als sie ihm von ihrer Gabe erzählt, stellt keine Fragen, wenn sie einen Plan fasst, und vertraut ihr blind. Ist ja schön und gut, fand ich aber doch manchmal etwas zu unglaubwürdig.

Fazit

Ein Buch, dem man vielleicht mal eine Chance geben kann, aber das definitiv kein Muss ist. Man sollte sich entweder direkt das Original vorknöpfen oder sich auf eine holprige, gestelzte Übersetzung gefasst machen, die mit der Zeit zwar nicht mehr ganz so störend, aber dennoch präsent ist. Wer sich gruseln möchte und auf authentische Charaktere baut, ist hier leider falsch.
Mir hat das Buch leider nicht ganz so gut gefallen, 2 Sterne.

Veröffentlicht am 21.07.2017

Das Potential wurde nicht genutzt.

GoodDreams
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Worum geht es?

Leah lebt in einer Welt, in der Träume aufgenommen und im Internet hochgeladen und Likes in Geld eingetauscht werden können. Während ihr Zwillingsbruder Mika Feuer und Flamme für GoodDreams ...

Worum geht es?

Leah lebt in einer Welt, in der Träume aufgenommen und im Internet hochgeladen und Likes in Geld eingetauscht werden können. Während ihr Zwillingsbruder Mika Feuer und Flamme für GoodDreams ist und zu der Top 20 der Profiträumer gehört, hat Leah das luzide Träumen aufgegeben, da sich jeder dieser Träume für sie in einen Albtraum verwandelt. Sie hat Todesangst davor, es ihrem Bruder gleichzutun und helfen, die Familie zu versorgen. Als Mika aus Liebeskummer eine Schlafstörung entwickelt und das Geld immer knapper wird, um die Medikamente ihres kranken Vaters zu finanzieren, muss Leah über ihren Schatten springen und an einem Spiel im Traum teilnehmen, um 250.000 Dollar zu gewinnen. An ihrer Seite stehen drei weitere Profiträumer, die mit ihr um das Preisgeld spielen. Einer davon ist Tayo, ein guter Freund Mikas, der ihr seine Unterstützung zusichert, aber eigentlich kann sich Leah nur auf sich selbst wirklich verlassen...

Meine Meinung

ACHTUNG: Bezüglich der Charaktere haben sich Spoiler eingeschlichen!

Dieses Buch hat mir wirklich einiges an Nerven abverlangt. Diese Idee, dass Träume auf einer Website hochgeladen werden können, um Likes abzustauben, die man in Geld umtauschen kann, ist meiner Meinung nach mehr als interessant. Und nicht nur das: Man kann sich auch, wenn man das luzide Träumen wirklich gut beherrscht, mit anderen in Träumen treffen. Dieses ganze Traumweltding hat mich einfach angesprochen und hinsichtlich dessen finde ich das Buch auch sehr gut umgesetzt, aber was die Story und die Charaktere angeht wurde das Potential verschenkt. Da kann auch der angenehme Schreibstil nicht helfen oder der ständige Perspektivenwechsel.

Mittlerweile ist mein Hass auf die Charaktere etwas abgeklungen, aber ich finde, es läuft irgendetwas falsch, wenn man mitten im Buch auf einmal beginnt, die Charaktere zu hassen. Nicht nur nicht zu mögen, sondern wirklich zu hassen. Mir waren Figuren in einem Buch wirklich selten so unsympathisch - bei manchen hat es sich bis zum Ende hin etwas gebessert, manche jedoch konnten auch einfach nicht mehr die Kurve kriegen.

Fangen wir mal mit Tayo an. Von einem Kerl, der in Leah verknallt ist und von ihrem Bruder gebeten wurde, in der Traumwelt auf sie aufzupassen, sollte man doch annehmen können, dass er sich für sie einsetzt? Sie beschützt? Lieb zu ihr ist? Ha-ha! Offensichtlich nicht. Er fällt ihr dauernd in den Rücken und macht ihr dauernd Vorwürfe, obwohl es klar ist, dass sie keine Profiträumerin ist und nun mal Fehler macht. Er müsste das wissen, er ist eingeweiht! Wieso verhält er sich wie ein Mistkerl und kreidet sie auch noch vor den anderen beiden Idioten an? Wieso schiebt er ihr Sachen in die Schuhe, die er selbst falsch gemacht hat? Ich verstehe es nicht und es wird einem auch nie begreiflich gemacht.

Wie bereits erwähnt, hat Leahs Bruder Mika Tayo gebeten, auf sie aufzupassen. Man sollte also wohl auch von ihm annehmen können, dass er sich um sie sorgt und sie beschützen will, oder? Ich weiß nicht, was mit diesem Buch falsch läuft, aber auch das ist nicht der Fall. Auch von ihm regnet es ständig Vorwürfe. Statt ihr gut zuzureden und für sie da zu sein, tut er nichts anderes als ihr ständig vorzuwerfen, dass sie egoistisch und selbstsüchtig ist, und das, obwohl er ganz genau weiß, dass sie TODESANGST hat, luzid zu träumen. Er setzt sie in einer Tour unter Druck und spielt in wenigen Momenten, wenn Leah mal anfängt, zu heulen, den beschützenden, einfühlsamen Bruder, der sie in den Arm nimmt. Wirkt sehr authentisch, oder?

Der dritte in diesem Bunde ist Ben. Er ist eigentlich der einzige, der wirklich die Kurve gekriegt hat. Auch am Anfang mochte ich Ben, aber dann hat er sich im Mittelteil leider ähnlich entwickelt wie die anderen beiden Charaktere. Liest man aus Leahs Sicht ist er ein Kotzbrocken, der sie dauernd anmotzt, liest man aus seiner Sicht, erfährt man, dass er sie ja eigentlich beschützen will, weil sie so zerbrechlich wirkt. Wenn du das so empfindest, wieso machst du sie dann fertig, lieber Ben? Wieso hilfst du ihr nicht, wenn sich alle gegen sie stellen? Glücklicherweise scheint er das dann auch langsam zu raffen.

Diese drei Figuren wirken (oder wirkten) sowas von heuchlerisch, falsch und hinterhältig. Aus ihrer Sicht werden sie umsorgend und freundlich dargestellt, aus Leahs Sicht darf man dann mitansehen, wie sie wirklich sind. Die einzige Figur außer Leah, die man näher kennenlernt und die zu keinem Zeitpunkt hinterhältig ist, ist Yuna.

Aber sie ist trotzdem ein Ekel. Sie verhehlt das nur nicht. Sie zeigt ganz offen, was sie von Leah hält, ob aus Leahs oder ihrer eigenen Sicht. Leah ist ihr ein Dorn im Auge und sie will diesen Klotz am Bein, so schnell es geht, loswerden. Ich muss nicht extra erwähnen, dass man auch bei dieser Figur Sympathiegefühle vergeblich sucht, oder?

Für mich ist ein Buch verloren, wenn es keine Charaktere aufweisen kann, die man mag. Charaktere sind mit das Wichtigste an einem Buch. Deshalb stürzen die Sterne hier auch rapide abwärts, denn nicht einmal Leah, der eigentliche Hauptcharakter, kann wirklich überzeugen. Sie ist ein so unfassbar naiver Mensch, dass auch sie mich in einer Tour aufgeregt hat. Statt mal den Mund aufzumachen oder zu erkennen, wie unfair und mies die anderen sie behandeln, sucht sie die Fehler stets bei sich und ist auf die betreffende Person (außer auf Yuna) nicht einmal wütend. Bis auf ein paar spitze Bemerkungen hier und ein paar aufmüpfigen Anworten da steht sie einfach nicht für sich ein und behauptet sich.

Ich möchte diese Rezension jetzt nicht noch unnötig in die Länge ziehen, sondern komme einfach mal auf den Punkt: Die Idee? Weltklasse, unglaublich viel Potential. Allein deshalb hätte das Buch mehr Aufmerksamkeit verdient. Der Schreibstil? Angenehm und flüssig. Die Charaktere? Teilweise wahre Hassobjekte. Die Story? Für diese tolle Idee einfach nicht genug! Es kommt nicht sehr viel Spannung auf und ich wurde einfach nicht mitgerissen, obwohl ich wegen der Idee doch immer wieder Lust am Weiterlesen hatte. Das Ende? Ich kann mich nur fragen: Was war das? Einige Fragen bleiben offen, die letzte Seite deutet eigentlich einen zweiten Teil an, von dem ich jedoch noch nichts gehört habe, und es war mir einfach alles zu... unspektakulär.

Fazit

Für mich wurde hier einfach das Potential verschenkt. Die Idee hätte 5 Sterne verdient, so sind es jedoch nur 2,5 Sterne - und das auch wirklich nur wegen dieser genialen Idee. Wäre diese nicht gewesen, hätte ich vielleicht sogar zu nur einem einzigen Stern tendiert.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Spannungsgeladene Story mit unausgereiften, aber sympathischen Charakteren.

Camp 21
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Worum geht es?
Mike und Kayla sind nicht einmal wirklich kriminell und doch finden sich beide eines Tages in einem Jugendcamp für jugendliche Kriminelle wieder, in dem sie ihr Verhalten überdenken und ...

Worum geht es?
Mike und Kayla sind nicht einmal wirklich kriminell und doch finden sich beide eines Tages in einem Jugendcamp für jugendliche Kriminelle wieder, in dem sie ihr Verhalten überdenken und wieder auf die richtige Bahn geraten sollen. Der Alltag ist strikt geregelt, sie werden mit Sport an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben und werden psychisch unter Druck gesetzt, indem ihnen mit harten Strafen und dem sogenannten Camp 21 gedroht wird, in dem es angeblich noch härter zugehen soll. Kaum hat Kayla von diesem schrecklichen Ort durch Gerüchte erfahren, findet sie sich auch schon mit Mike dort wieder, ohne es wirklich verdient zu haben. Als sie jedoch in Camp 21 ankommen, scheint es zunächst gar nicht so schlimm – von der elektrischen Handfessel einmal abgesehen, die es ihnen beiden verbietet, sich mehr als zweihundert Meter voneinander zu entfernen. Während sich Mike und Kayla trotz anfänglicher Antipathie einander annähern und Kayla sich von Tag zu Tag mehr anpasst, wird Mike immer misstrauischer was das Geschehen in diesem Camp und die Handfesseln betrifft…

Meine Meinung
Meine Beschreibung des Inhalts ist im Gegensatz zum Klappentext deutlich gekürzt, was einen ganz simplen Grund hat: Der Klappentext verrät so ziemlich die ganze Handlung des Buches, sodass es eigentlich schon fast unnötig ist, das Buch zu lesen, wenn man trotzdem noch auf überraschende Wendungen hofft. Diesbezüglich muss ich euch nämlich enttäuschen: Keine Plot Twists, die man nicht irgendwie kommen sieht oder einen vom Hocker reißen. Ich würde die Handlung zwar nicht als vorhersehbar bezeichnen, aber eben auch nicht unbedingt als überraschend.

Das Buch hat mir jedoch trotzdem sehr gut gefallen. Ich muss sagen, dass es für mich kein Highlight in diesem Jahr war, aber ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Da ich schon mal in „Das Labyrinth erwacht“ hineingelesen habe, kannte ich Wekwerths Schreibstil schon ein wenig, der natürlich klasse ist. Ich kam sehr schnell durch die Seiten, mir sind keine merkwürdigen oder unbeholfenen Stellen ins Auge gestochen, die meinen Lesefluss gestört hätten, und es gibt auch nicht zu viele Umgebungsbeschreibungen, die man am liebsten überfliegen würde.

Die Charaktere des Buches sind auf wenige Hauptfiguren reduziert, über die man jedoch auch nicht viel mehr als über die Nebenfiguren erfährt. Zwar bekommt man einen kleinen Einblick in die Vergangenheit und in die Familiensituation der beiden, da hört es dann jedoch auch schon auf. Wurde am Anfang fast schon beiläufig erwähnt, dass Kaylas Bruder wohl durch seine Drogensucht umgekommen ist, so wird dies im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr aufgegriffen. Es erscheint einem unwichtig. Warum wird so etwas denn in ein Buch eingebracht, wenn es die Story nicht beeinflusst? Wenn es nie wieder erwähnt wird?

Dies soll an dieser Stelle nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn für die Story sind ausgefeilte Charaktere mit langer Vorgeschichte und Unmengen an Gefühlen gar nicht notwendig. Man kommt auch gut mit dem aus, was der Autor einem an Informationen zuwirft. Insofern ist es also wohl Geschmackssache, wie man diesen Aspekt aufnimmt – ich fand ihn nicht unbedingt störend, aber dennoch mag ich es lieber, wenn die Charaktere nicht derartig flach bleiben.
Kayla habe ich trotz der wenigen Informationen über sie gleich zu Anfang ins Herz geschlossen. Sie ist tough, setzt sich gegen ihre Eltern durch, wenn sie ihr Handeln für richtig hält, und verliert nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit die Nerven. Im Camp fühlt sie sich zwar anfangs fehl am Platz (wen wundert das?), fässt dann aber langsam Fuß und der Leser darf bei ihr eine enorme Entwicklung mitverfolgen, die mir sehr gefallen hat.
Mike war mir auch unglaublich sympathisch. Ebenso wie Kayla lässt er sich nie unterkriegen, kämpft für das, was ihm wichtig ist, und opfert sich für seinen Bruder und später auch für Kayla auf. Ein großer Bruder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt, dessen Sorge man auf jeder Seite spüren kann.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden war für mich zwar etwas zu schnell entwickelt, jedoch genau in dem richtigen Maße präsent. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Hauptthema gerät zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund.

Alle anderen Charaktere, selbst Kaylas Freund Tom und Mikes Bruder Ricky, bleiben blasser als blass. Man erfährt im Grunde genommen gar nichts über sie und wenn dann nur klitzekleine Häppchen, die eng mit der Story verwoben sind.

Besagte Story ist durchgehend spannend und unterhaltsam. Es passiert auf jeder Seite etwas, sodass ich mich nie gelangweilt habe. Gestehen muss ich jedoch, dass ich nach dem Verlassen des Camps nicht mehr so von der Geschichte mitgerissen wurde wie am Anfang. Der Klappentext, der fast die gesamte Handlung vorwegnimmt, schmälert jedoch nicht den Spannungsfaktor. Wer Bücher liebt, in denen die Charaktere auf der Flucht sind oder um ihr Überleben kämpfen, ist hier definitiv richtig.

Fazit
Was die Ausarbeitung der Charaktere angeht, schwächelt das Buch, Story und Spannungsfaktor machen das jedoch wieder wett. Diesem Wekwerth sollte man definitiv eine Chance geben. Von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.07.2017

Anfang und Mitte waren unglaublich stark, das Ende eher enttäuschend.

Road to Hallelujah (Herzenswege 1)
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Worum geht es?

Nach ihrem Schulabschluss und dem Tod ihrer Großmutter, will sich Sarah endlich ihren großen Traum erfüllen und nach New York reisen. Selbst die Tatsache, dass ihr von ihrem großen Bruder ...

Worum geht es?

Nach ihrem Schulabschluss und dem Tod ihrer Großmutter, will sich Sarah endlich ihren großen Traum erfüllen und nach New York reisen. Selbst die Tatsache, dass ihr von ihrem großen Bruder Nat ein ungewollter Reisebegleiter aufs Auge gedrückt wird, schmälert ihre Vorfreude nicht. Auch nicht - oder zumindest nicht allzu sehr -, dass es sich dabei um niemand geringeren als Nats besten Freund Johnny handelt, der alles aufreißt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Johnny, den sie schon zu Kindheitszeiten kannte und damals schon nicht leiden konnte. Bald muss Sarah jedoch feststellen, dass Johnny trotz ihrer ständigen Wortgefechte und seines Aufreißer-Images doch gar kein so schlechter Kerl ist und sie beide weit mehr Gemeinsamkeiten haben, als es auf den ersten Blick scheint...

Meine Meinung

Bei diesem Buch war ich relativ schnell überzeugt davon, dass ich 5 Sterne vergeben würde. Einfach, weil es alles zu bieten hat, was ich mir von einem Young Adult oder New Adult Roman wünsche: dieses Wiedersehen, bei dem dem männlichen Protagonisten klar wird, dass aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan wurde; Eifersucht aufseiten des Kerls; humorvolle und schlagfertige Wortgefechte; und und und.

Der Schreibstil hat mir von Seite zu Seite immer besser gefallen, war angenehm zu lesen und auch die Unterhaltungen wirkten nicht merkwürdig oder zu gewollt, sondern authentisch. Der Humor hat ebenfalls genau meinen Geschmack getroffen, sodass ich auf vielen vielen Seiten stark am Grinsen war.

Die Charaktere waren nahezu (!) perfekt. Sarah war ein angenehmer weiblicher Hauptcharakter, der wirklich (!) schlagfertig war und von dem das nicht einfach nur behauptet wurde. Ihre frechen Kommentare haben mich immer wieder zum Grinsen gebracht und dafür gesorgt, dass das Buch vor allem anfangs unglaublich unterhaltsam war. Hin und wieder wirkte ihr Verhalten zwar etwas zickig, vor allem dann, wenn Johnny wirklich nur nett zu ihr sein wollte, aber dies habe ich nicht als übermäßig störend empfunden.
Johnny war zumindest bis einschließlich des Mittelteils (darauf gehe ich unten näher ein) in meinen Augen absolut perfekt. Er war zwar dieser Aufreißer, hatte aber eben diese charmante, sympathische Art an sich, die einfach nur erfrischend wirkte. Er war der perfekte Gegenpart zu Sarah, die ihn mit ihren frechen Kommentaren immer wieder herausforderte - hin und wieder war es tatsächlich ein Wortgefechts-Ping-Pong, das ich wirklich gerne mitverfolgt habe. Dass er auch diese traurige Vergangenheit hatte (und deshalb nicht dauernd aus Selbstmitleid auf die Tränendrüse gedrückt hat), hat ihn facettenreich und weniger oberflächlich erscheinen lassen.

Was die Story angeht, gibt es nicht so viel zu sagen. Es gab kein wirkliches Ziel, da es in diesem Buch hauptsächlich darum geht, über seinen Schatten zu springen und einfach mal zu leben. Einfach mal Dinge zu tun, die man sonst nie tun würde. Es ist also eher tiefgründig und stark auf der Gefühlsebene angelegt, auch im Hinblick darauf, wie sich die Beziehung zwischen Johnny und Sarah anbahnt. Sehr viel ist handlungstechnisch nicht passiert, aber darauf lag meiner Meinung nach auch nicht der Fokus.

So viel Lob. Oben spreche ich noch von 5 Sternen, offensichtlich habe ich aber nur 4 Sterne gegeben. Was also ist passiert?
Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Ich hatte den Eindruck, dass in dem letzten Drittel des Buches auf einmal ein Autorenwechsel stattgefunden hat, der mir das gesamte Buch vermiest hat. War vorher alles gemächlich, geordnet und auch unterhaltsam/spannend mitzuverfolgen, so wurde es aus heiterem Himmel hektisch und chaotisch. Die beiden haben wirklich noch auf der selben Seite immer wieder ihre Meinung geändert, dass ich gar nicht mehr mitkam, wer denn jetzt eigentlich welche Einstellung hatte - es war ein einziges Hin und her und das nur, damit das Zusammenfinden der Protagonisten hinausgezögert wird. Das war... alles andere als geschickt gemacht. Sogar die Sympathie für die Charaktere ist mir etwas verloren gegangen, vor allem von Johnny hatte ich auf einmal ein ganz neues Bild, das mir überhaupt nicht gefallen hat. Zum Beispiel betrinkt er sich einfach mal am hellichten Tag, aus keinem wirklich nachvollziehbarem Grund - allgemein ist seine Einstellung zu Alkohol mir etwas zu... innig. Das hat mir seinen Charakter irgendwie kaputt gemacht. Dazukam, dass er plötzlich sowieso einen riesigen Charakterwandel hingelegt hat, von dem coolen Aufreißer zum trübsalblasenden, seiner Angebeteten hinterherlaufenden Weichei, was mir natürlich gar nicht gefallen hat. Ich kann das in solchen "Womanizer-umkrempel-Büchern" allgemein nicht leiden.

Hier trifft das Sprichwort "Wer hoch steigt, fällt tief" wie die Faust aufs Auge. Es fing unglaublich gut an, wurde immer besser, sodass ich mich immer mehr für das Buch begeistert habe und dann - flutsch! Tief, tief, noch tiefer gefallen, sodass ich die letzten Seiten nahezu gelangweilt und genervt gelesen habe...

Fazit

Das Buch ist wirklich zu zwei Dritteln unglaublich gut. Ich würde es lieben, wenn es dieses letzte Drittel nicht gäbe. Deshalb gibt es von mir natürlich auch eine klare Lesempfehlung und trotz allem 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Erwartungen leider weit untertroffen.

All die schönen Dinge
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Worum geht es?

Mit 10 Jahren erfährt Tammie, dass sie ein Aneurysma hat. 6 Jahre später treibt sie sich auf Friedhöfen herum, um Anregungen für ihren eigenen Grabsteinspruch zu sammeln, der besonders ...

Worum geht es?

Mit 10 Jahren erfährt Tammie, dass sie ein Aneurysma hat. 6 Jahre später treibt sie sich auf Friedhöfen herum, um Anregungen für ihren eigenen Grabsteinspruch zu sammeln, der besonders und aussagekräftig sein soll. Dabei begegnet sie Fynn, der einer ähnlich merkwürdigen Tätigkeit nachgeht: Er rüttelt an Grabsteinen und zieht damit Tammies Aufmerksamkeit auf sich. Direkt und offen nimmt Fynn sie bereitwillig und nur allzu gerne in seine Welt auf, macht sie mit seinem heißgeliebten Hund Okay vertraut und entdeckt mit ihr die erste große Liebe...

Meine Meinung

Mich hat dieses Buch um ehrlich zu sein stark enttäuscht. Ich bin mit relativ hohen Erwartungen an das Buch gegangen (wie immer ein großer Fehler), da ich Bücher wie dieses normalerweise liebe. Tiefgründige und eventuell auch traurige Jugendbücher, die einen berühren. Hier jedoch wurde ich leider bis zur letzten Seite nicht abgeholt.

Der Schreibstil ist im Grunde nicht schlecht, hat aber hier und da einige Schwachstellen, die mit anderen Elementen des Buches zusammenhängen. So wirkte Tammie auf mich anfangs sehr farblos und nüchtern. Ich hatte das Gefühl, dass sie keinerlei Emotionen zeigt - oder zumindest kamen durch den Schreibstil diese nicht bei mir an. Das hat mich natürlich vor den Kopf gestoßen, denn wer kann sich mit einer Protagonistin identifizieren, die irgendwie leer wirkt? Das wurde im weiteren Verlauf des Buches zwar etwas besser, war am Anfang jedoch so präsent, dass ich nicht einfach darüber hinwegsehen kann.

Fynn dagegen wirkte auf mich von Anfang an offen, lebensfroh und witzig. Er hat das Buch mit seinen kecken Sprüchen oder Aktionen (wie mit dem Lippenstift - ich musste sehr lachen) aufgelockert und mich dazu gebracht, doch noch weiterzulesen. Da wir es mit einem Jugendbuch und keinem New-Adult-Roman zu tun haben, ist Fynn natürlich auch kein Bad-Boy oder Womanizer, sondern ein lieber, einfühlsamer und verständnisvoller Junge, den man einfach nur sympathisch finden kann.

Die Story wirkte auf mich etwas ziellos, ohne roten Faden, denn es plätscherte einfach ein bisschen vor sich hin. Der Alltag wurde geschildert, kleine Etappen der ersten Liebe und einige Nebenepisoden, die wohl etwas Unterhaltung und Spannung einbringen sollten, bei mir jedoch eher Verwirrung verursacht haben. Denn diese Elemente wirkten auf mich wie die Elemente eines Kinderbuches, was im direkten Gegensatz dazu stand, dass auch immer wieder von Sex die Rede war. Eben noch spielen Tammie und Fynn Detektiv, jagen aus Neugier einigen Personen nach, um etwas in Erfahrung zu bringen, und einige Seiten später reden sie über ihr erstes Mal. Ich konnte das nicht miteinander übereinbringen.

Ebenfalls störend fand ich die rasche Entwicklung so ziemlich alles betreffend. Einerseits wäre da die Annäherung von Jens, dem Mädchenschwarm in Tammies Schule, ganz zu Anfang des Buches, die keinerlei Sinn in dieser Geschichte erkennen lässt und einfach viel zu schnell und merkwürdig beschrieben wird. Da hat das Buch schon ganz zu Anfang so viele Minuspunkte eingeheimst, dass es diese gar nicht wieder gutmachen konnte. Andererseits ist auch die Entwicklung von Tammies und Fynns Beziehung viel zu schnell und wirkt deshalb nicht unbedingt nicht authentisch, aber wieder kindisch. Sie spricht schon nach zwei Treffen von Verliebtsein... es geht einfach alles zu schnell.

Das Ende fand ich ganz in Ordnung, da ich irgendwann keine Erwartungen mehr an das Buch hatte. Trotzdem ging es mir auf den letzten Seiten wirklich zu sehr um Fynns Hund, was wieder zeigt, dass hauptsächlich Nebengeschichten statt dem eigentlichen Hauptthema - Fynn und Tammie oder zumindest Tammies Aneurysma - thematisiert werden, sodass ich leider schnell das Interesse verloren habe.

Fazit

Insgesamt ist das Buch ganz in Ordnung. Man kann es mal lesen, muss man aber wirklich nicht. Höchstens vielleicht, um sich durch Fynns lockere, lustige Art erheitern zu lassen.
Tiefgründig war es leider nur in geringem Maße, unterhaltsam und spannend stellenweise. 3 Sterne - wegen Fynn.