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Veröffentlicht am 10.07.2017

Unterhaltsam mit etwas zickiger Protagonistin und traumhaftem männlichen Gegenpart.

Jade & Shep
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Worum geht es?

Der Klappentext des Buches schildert einem das Kennenlernen der beiden Protagonisten: Shep spielt Poker gegen Jades Freund und möchte auf einmal den Einsatz erhöhen. Er fordert Jade als ...

Worum geht es?

Der Klappentext des Buches schildert einem das Kennenlernen der beiden Protagonisten: Shep spielt Poker gegen Jades Freund und möchte auf einmal den Einsatz erhöhen. Er fordert Jade als seinen Gewinn – und weil Joel, Jades besagter Freund, glaubt, ein gutes Blatt zu haben, willigt dieser kopflos ein. Er verliert und Jade sieht sich damit konfrontiert, dass dieser Shep Prescott, den sie bis zu diesem Abend noch nie gesehen hat, sie auf einmal als sein Eigentum betrachtet, was ihr natürlich kein bisschen in den Kram passt. Nicht lange aber und diese „Wette“ ist schnell in Vergessenheit geraten und es dreht sich vielmehr darum, dass Shep Gefallen an der schlagfertigen, zickigen Rothaarigen gefunden und es sich in den Kopf gesetzt hat, sie zu verführen…

Meine Meinung

Achtung, stellenweise haben sich kleine (!) Spoiler eingeschlichen. Wer diese meiden möchte, liest besser nicht weiter.

Das Buch ist eine lockere, entspannende Lektüre für zwischendurch. Der Schreibstil ist erfrischend und angenehm zu lesen und die Wortgefechte der beiden Protagonisten sind unterhaltsam mitzuverfolgen. Ein oder zwei Stellen waren zwar etwas merkwürdig, da sie keinen richtigen Sinn für mich ergeben haben (wer das Buch liest, weiß vielleicht früher oder später wovon ich rede), aber da derartige Stellen eben nur wirklich sehr selten vorkamen, haben sie nicht groß gestört.

Die Protagonisten fand ich im Grunde genommen sehr sympathisch. Vor allem Shep. An ihm habe ich eigentlich fast (!) überhaupt nichts auszusetzen, da ich mir unter ihm eigentlich (!) den perfekten männlichen Gegenpart vorstelle. Oder zumindest eine Form davon. Wir haben es hier mal wieder mit einem dieser typischen Womanizer zu tun, die kein Interesse an einer Beziehung haben und von der Protagonistin erstmal „bekehrt“ werden müssen. Ihm ist sein ganzes Leben lang alles nur zugeflogen, seine Eltern sind stinkreich und er kann jedes Mädchen haben, das er will – aufgrund dessen ist er mehr als gelangweilt und liebt Herausforderungen. Eine solche stellt Jade dar, die ihm als einziges Mädchen in seiner Umgebung, Kontra gibt und ihm allen Anschein nach nicht sofort hirnlos verfallen ist. Also eine ganz typische Ausgangssituation. Gut gefallen hat mir an seinem Charakter jedoch, dass trotz allem – und vor allem trotz dieser „Arschloch-Ausstrahlung“, die in den Unterhaltungen mit seinen Freunden Tristan und Gabe deutlich wird – auch irgendwie der gute Kerl bei ihm durchschimmert. Er sagt fürchterlich süße Sachen zu Jade, weshalb ich es am Ende auch nicht komisch fand, dass er diese angebliche 180-Grad-Wendung durchgemacht hat. Normalerweise kann ich es bei solchen Büchern überhaupt nicht ausstehen, wenn der Kerl seinen kompletten Charakter umändert, dem Mädchen auf einmal nur noch hinterhersabbert und seine Würde dafür einbüßt. Hier jedoch empfand ich es kein bisschen so, denn Shep war von Anfang an schon unglaublich charmant zu Jade, sodass er nicht seinen Charakter, sondern eigentlich nur seine Einstellung, Beziehungen gegenüber, geändert hat – und so sollte es meiner Meinung nach auch sein.
Warum finde ich dann, dass er nur fast perfekt ist? Sein Mundwerk ist mir manchmal etwas zu… krass. Zu gewollt versaut. Klar, er ist ein Kerl und ich habe es hier mit einem Buch mit expliziten Sexszenen zu tun, aber trotzdem. Er sagt mir etwas zu oft das Wort „fi****“.

Jade fand ich manchmal etwas schwierig, sodass ich nicht hundertprozentig von ihr begeistert bin. Anfangs war sie durch ihre Gegenwehr und ihre bissigen Kommentare sehr unterhaltsam und sympathisch, dann habe ich mich aber immer mehr gefragt, was genau an ihren Äußerungen denn „schlagfertig“ sein soll. Ich fand sie stellenweise nämlich einfach nur zickig und es hat mich auf den ersten zweihundert Seiten (oder etwas in dem Dreh) unglaublich genervt, dass sie Shep immer wieder zurückgewiesen hat – so begründet ihre Unsicherheit auch war. Sie war als Protagonistin also eher Mittelmaß, aber nicht unerträglich wie manche Protagonistinnen in anderen Büchern, die ich schon kennengelernt habe…

Die Story war nichts wirklich Besonderes, aber ich finde, es muss ihr hoch angerechnet werden, dass sich nicht der typischen Klischees bedient wird. So taucht beispielsweise nicht nochmal ein Konflikt auf den letzten Seiten auf, der die beiden auseinandertreibt, um dann in einer dramatischen, kitschigen Schlussszene zu enden. Das hat mich sehr erleichtert, denn das hätte ich nicht nochmal haben können, nachdem ich Ewigkeiten überhaupt nur auf den ersten Kuss warten musste – vielleicht waren das aber auch nur gefühlte Ewigkeiten, denn der Anfang war für mich als Leser wirklich sehr nervenaufreibend. Und nachdem man sich seitenlang auf eine Annäherung zwischen Jade und Shep freuen musste, ging es mir in der anderen Hälfte etwas zu häufig zur Sache. Die Story geriet stark in den Hintergrund und die beiden sind eigentlich auf jeder Seite miteinander in die Kiste gehüpft – so gut diese Stellen auch geschrieben waren (man hat das Knistern zwischen den beiden wirklich gespürt!), sie waren mir in diesem Teil des Buches zu stark vertreten.

Als letzten Kritikpunkt muss ich noch kurz die Länge des Buches ankreiden: 445 Seiten sind für mich bei einem Liebesroman schon fast zu viel und trotz dieser relativ hohen Seitenanzahl kam bei mir nicht hundertprozentig das Gefühl an, dass die beiden sich auf den letzten Seiten schon lang (oder zumindest gut) genug kennen, um sich Liebesgeständnisse um die Ohren zu hauen – in anderen Büchern habe ich das schon besser erlebt. Ich weiß nicht genau, woran es lag, dass das hier nicht so gut transportiert wurde.

Fazit

Insgesamt kann ich das Buch empfehlen. Ich hatte beim Lesen viel Spaß, zwischendurch war es mir zwar hin und wieder etwas zu lang, aber ich habe mich trotzdem gut unterhalten gefühlt. Die Liebesszenen sind gut geschrieben, die Protagonisten im Großen und Ganzen sympathisch und – so viel verrate ich mal – ein Happyend gibt es natürlich auch. Solide 4 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Toller Schreibstil, interessante Charaktere, stellenweise langatmig.

Nothing Like Us
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Worum geht es?

»Manchmal passen zwei Menschen gut zusammen, ihre Leben aber nicht.«

Als Lena Winter von Deutschland nach New York zieht, hat sie nichts anderes im Sinn, als ihrem Traum, Patissière zu ...

Worum geht es?

»Manchmal passen zwei Menschen gut zusammen, ihre Leben aber nicht.«

Als Lena Winter von Deutschland nach New York zieht, hat sie nichts anderes im Sinn, als ihrem Traum, Patissière zu werden, einen Schritt näherzukommen. Dafür beginnt sie ein Praktikum in der Küche des WEST Hotel & Residences – einem angesehenen 5-Sterne-Hotel. Das, was sie jedoch zunächst dort erwartet, ist ganz und gar nicht das, was sie sich eigentlich vorgestellt hat: Statt in der Küche etwas zu lernen, muss sie Wäschekammern aufräumen oder im Garten helfen. Verständlich, dass ihre Begeisterung sich diesbezüglich in Grenzen hält. Als sie dann auch noch einen vermeintlich faulen Praktikanten zur Seite gestellt bekommt, lässt sie ihre Unzufriedenheit kurzerhand an ihm aus und verdonnert ihn mit ihr zum Aufräumen einer Wäschekammer. Bei besagtem Praktikanten handelt es sich jedoch um niemand geringeren als Sander West, dem unehelichen Sohn des Hotelbesitzers und Erben des Hotels. Zum Glück für sie findet Sander ihre Art und ihren Umgang mit ihm erfrischend, sodass er das Missverständnis nicht aufklärt und stattdessen sogar mitspielt. Womit er einiges ins Rollen bringt…

Meine Meinung

Dieses Buch spielt ein wenig mit Klischees. Einige Klischees werden bedient, andere könnte man erwarten, auf die jedoch zur „Überraschung“ des Lesers verzichtet wird. Beispielsweise hatte ich schon fest damit gerechnet, eine der typischen „Flughafen-Szenen“ vorzufinden und bereits die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber – Gott sei Dank – waren meine Befürchtungen diesbezüglich unbegründet.

»Ich habe mehr Träume, als die Realität zerstören kann.«

Der Schreibstil liest sich sehr angenehm und war mit das Beste an dem gesamten Buch. Die Unterhaltungen der Charaktere kamen mir nicht holprig vor und die Witze kamen größtenteils auch bei mir an (Julio hat mich wirklich fertiggemacht - ich weiß gar nicht, ob das so als Witz gedacht war...). Da ich den Perspektivenwechsel zwischen weiblichem und männlichem Protagonisten liebe, war ich hier positiv überrascht, dass man stellenweise auch aus Sanders Sicht lesen kann. Leider kommen diese Passagen nicht allzu oft vor, sodass ich mir hier gewünscht hätte, dass die Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Sander und Lena geschrieben wären.

»Die Welt mochte nicht voll von Arschlöchern sein, doch sie waren strategisch so ungünstig platziert, dass ich garantiert jeden Tag einem von ihnen begegnete.«

Sander und Lena waren mir eigentlich sehr sympathisch, haben beide aber ein oder zwei Kritikpunkte, die mich mehr oder weniger gestört haben.
Im Prinzip ist Lena eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack. Sie ist tough, nicht auf den Mund gefallen und sabbert dem männlichen Gegenpart nicht hirnlos hinterher. Klar, sie schmachtet vielleicht hier und da ein wenig, aber ohne sämtliche Gehirnzellen dafür einzubüßen oder Sander dies deutlich spüren zu lassen. Mir hat es gut gefallen, dass sie im Gegensatz zu Sander auf eigenen Beinen stehen will und für ihren Traum kämpft, auch, wenn sogar Sander sich ein wenig darüber lustig macht. Sie hat sich da bis zum Ende nicht reinreden lassen. Je mehr es sich jedoch besagtem Ende nähert, desto mehr habe ich an ihr auszusetzen. Zum einen behauptet sie, dass sie eigentlich nicht nah am Wasser gebaut wäre, legt jedoch im letzten Drittel einige Heulorgien hin, die mich an dieser Behauptung deutlich haben zweifeln lassen – so begründet diese Gefühlsausbrüche auch sein mögen. Zum anderen hat sie sich am Ende zwar nicht in ihren Traum reinreden lassen, jedoch in eine andere ihrer Entscheidungen, die ich absolut nachvollziehen konnte. Und doch kam auf einmal bei ihr dieser Sinneswandel. Das hat für mich ihren Charakter ein wenig zerstört – oder besser gesagt: Es war einfach nicht stimmig. Mag ja sein, dass man hin und wieder auch mal schwach werden darf, aber Lena hatte ich bisher immer als eine Person gesehen, die zu ihren Entscheidungen steht, wenn sie sie für richtig hält – und auch diese Entscheidung hatte sie auf zahlreichen Seiten davor mehrfach verteidigt und als richtig bekräftigt – und dann kam dieser Sinneswandel…

»Ein echter Mann bringt dich zum Lachen, zum Weinen, um den Verstand und nach Hause.«

Sander war im Großen und Ganzen ein Traum. Ich bin mir sicher, wir wünschen uns irgendwie alle einen Sander. Er ist kein arroganter, unnahbarer Bad Boy, der an jedem Finger eine andere hat, sondern ein vielleicht hin und wieder etwas überheblicher, lieber Kerl, der eben wegen seines Geheimnisses Lena gegenüber etwas geheimnistuerisch tut, um nicht aufzufliegen. Lena hat hier jedoch nichts an seinem Charakter umzukrempeln (höchstens ein wenig an seinem Leben und seiner Einstellung Träumen gegenüber…). Was mich bei ihm jedoch gestört hat, war diese krasse Eifersucht. Ein ganz klein wenig hatte es mich an „Beautiful Disaster“ erinnert, das ich wegen besagter Eifersucht einfach nicht mehr weiterlesen konnte – es wurde mir schlichtweg zu krass! Ein klein wenig Eifersucht ist ja schön und gut und von mir, wenn passend, immer erwünscht, aber bitte in gesundem Maße und nicht, wenn das Mädel nur mal mit einem anderen Kerl redet. Hier war es mir schon etwas zu viel des Guten, aber nicht so, dass ich das Buch deswegen abgebrochen hätte.

Nebencharaktere gibt es einige, diese lernt man jedoch nur sehr oberflächlich kennen, was sich hoffentlich mit ein paar Folgebänden ändern wird. Highlights waren hier für mich Lexie, Kaito, Oscar und Carla, die mich alle ausnahmslos überrascht haben. Sie wurden alle zu überraschenden Verbündeten Lenas, was man durch ihre erste Beschreibung zunächst gar nicht erwartet hätte. Sie haben ebenfalls dazu beigetragen, dass ich beim Lesen viel Spaß hatte, weil sie alle für sich auf ihre Weise interessant und unterhaltsam waren.

»Die Realität ist was für Menschen, die Angst vorm Träumen haben.«

Die Story hat mir eigentlich sehr gut gefallen, war mir stellenweise jedoch etwas zu lang. Man hätte mit deutlich weniger Seiten auf den Punkt kommen können, sodass ich mich manchmal ein ganz klein wenig gelangweilt habe.

MINISPOILER
Anfangs, als Sander Lena dauernd abgewiesen hat – immer und immer wieder! –, obwohl er ihr mehr als offensichtliche Signale gesendet hat, war ich sogar etwas genervt. Ich hätte ihn am liebsten geschüttelt und gefragt, warum er Lena nicht endlich die Wahrheit sagt oder sie zumindest mal nicht dauernd vor den Kopf stößt! Das war für mich wirklich frustrierend.
MINISPOILER ENDE

Auch zwischendrin gab es die ein oder andere Stelle, die ich am liebsten vorgespult hätte, insgesamt jedoch habe ich mich durch die Story gut unterhalten gefühlt, da sich die Autorin definitiv auch neuer Ideen bedient hat. Das Ende hat es für mich wirklich rausgerissen, gerade, weil es eben nicht mit besagter „Flughafen-Szene“, sondern auf sehr süße und einfallsreiche Art geendet hat. Das war definitiv ein Highlight des Buches.

Fazit

Insgesamt kann ich das Buch für zwischendrin empfehlen, muss jedoch sagen, dass ich in dem Genre schon Besseres gelesen habe. Von mir gibt es 3,5 Sterne wegen des tollen Schreibstils und der interessanten Charaktere.

Veröffentlicht am 03.07.2017

Ein wunderbares Jugendbuch mit einer wichtigen Message!

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Worum geht es?

Der eine Mensch, der dein Leben verändert – Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, ...

Worum geht es?

Der eine Mensch, der dein Leben verändert – Jack ist der Coolste, der Schönste, von allen geliebt und begehrt. Doch er hat ein Geheimnis: Er ist gesichtsblind. Auf Partys fällt es ihm schwer, seine Freundin unter all den anderen Frauen zu erkennen. Für ihn sieht ein Gesicht wie das andere aus. Dass er schon mal einer vollkommen Fremden ein »Hey Baby« ins Ohr raunt, halten alle für Coolness. Doch Jacks ganzes Leben besteht aus Strategien und Lügen, um sein Problem zu vertuschen: Immer cool bleiben, auch wenn er mal die Falsche küsst. Jedes Fettnäpfchen eine Showbühne! Und dann kommt Libby, die in den Augen vieler so unperfekt ist, wie man nur sein kann. Denn Libby ist übergewichtig. Keine Strategie der Welt kann das vertuschen. Libby ist die Einzige, die erkennt, was hinter Jacks ewigem Lächeln steckt. Bei ihr kann Jack zum ersten Mal einfach er selbst sein. Aber hat einer wie Jack den Mut, zu einer wie Libby zu stehen?

Meine Meinung

Hineingeworfen wird man in das Geschehen mit einem Brief von Jack an Libby, den man erst nach einigen Seiten versteht. Schon hier merkt man, dass dieses Buch etwas anders ist, weil die Charaktere anders sind. Jack erklärt seine Krankheit – die Prosopagnosie – und das auf eine Weise, dass man sie nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen kann. Dies zieht sich durch das ganze Buch. Man merkt, dass sich die Autorin wirklich Gedanken gemacht hat – zu dieser Krankheit und dazu, wie man diese Menschen näherbringen kann, für die es selbstverständlich ist, andere Menschen an ihren Gesichtern zu erkennen. Das ist ihr unglaublich gut gelungen und ist mit das Beste an dem Buch.

Jennifer Nivens Schreibstil ist locker und leicht. Sie verzichtet auf große Ausschmückungen, sondern baut gerade genug Beschreibungen, Vergleiche und Metaphern ein, dass ich ihren Schreibstil hin und wieder sogar als poetisch bezeichnen würde. Da die Kapitel unglaublich kurz sind, kommt man sehr schnell durch das Buch und muss sich nicht durch seitenlange Sequenzen quälen, die lediglich aus der Sicht einer einzigen Person geschrieben sind. Hier gibt es immer wieder Abwechslung, sodass man eine Szene quasi auch aus beiden Sichten mitverfolgen kann. Einige Listen, in denen Jack beispielsweise die Karrieremöglichkeiten für Menschen mit Prosopagnosie aufzählt, lockern das Buch zusätzlich auf oder liefern einem Stoff zum Nachdenken.

Ich bin teilweise der Meinung, dass eine Story noch so unausgereift und langweilig sein kann, wenn die Charaktere absolut grandios sind. Hier trifft das auf die Story ganz bestimmt nicht zu, aber … wenn es so wäre, dann wäre das wirklich gar nicht mal so schlimm, da die Charaktere es wieder wettmachen würden.
Mein absoluter Liebling ist Libby. Sie ist eine toughe, starke Protagonistin, die sich nicht unterkriegen lässt. Gleichzeitig ist sie aber auch nicht als völliger Übermensch dargestellt, der nichts an sich heranlässt – sie ist trotz allem verletzlich und menschlich, sodass ich mich gut mit ihr identifizieren konnte. Besonders gut fand ich es hier, dass sich dies im weiteren Verlauf des Buches auch nicht ändert: Sie stottert in Jacks Gegenwart nicht blöd herum und ist auch nicht auf einmal völlig schüchtern, sobald es kleine Annäherungen zwischen ihr und ihm gibt, sondern sie bleibt tough, sie bleibt sie selbst. Immer. – Um Jack einmal kurz indirekt zu zitieren.
Mit Jack dagegen hatte ich teilweise meine Probleme. Ich fand ihn zwar durchgehend sympathisch, selbst, wenn er sich mal wie ein Idiot verhalten hat, aber sein Verhalten konnte ich leider nicht immer nachvollziehen. Nicht selten hätte ich ihn am liebsten geschüttelt und ihn gefragt, warum er nicht endlich mal den Mund aufmacht und seine Karten auf den Tisch legt. Argh!

Die Liebesgeschichte und die kleinen Besonderheiten, die die Charaktere von Charakteren anderer Bücher abheben, sind natürlich eng miteinander verwoben und machen das Buch für mich zu einem absoluten Highlight dieses Jahr. Das zwischen Libby und Jack ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern es ist nachvollziehbar dargestellt, warum die beiden sich ineinander verlieben – und gerade solche Bücher sind es, die mich absolut begeistern. Die Prosopagnosie und Libbys Übergewicht – oder allgemein dieses „Anders-Sein“ – machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Es gibt einem eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: Sei so, wie du bist. Du bist perfekt, so wie du bist. „Lasst euch von niemandem etwas anderes erzählen, nicht mal von euch selbst. Erst recht nicht von euch selbst.“ (S. 375)

Fazit

Dieses Buch ist wichtig. Es macht Spaß, es regt zum Nachdenken an, es wühlt auf, es bringt einen zum Lachen und zum Lächeln. Meiner Meinung nach hebt sich „Stell dir vor, dass ich dich liebe“ von anderen Büchern aus dem Jugendbuch-Genre ab und sollte unbedingt gelesen werden.
5 Sterne und ab ins Lieblingsbücher-Regal!

Veröffentlicht am 26.06.2017

Spannend und anders als erwartet.

Noras Welten
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Worum geht es?

»Ich bin eine Gefangene der Geschichte. Etwas, das dort nicht hingehört.« Nora Winter hat Angst vor Büchern, und das aus gutem Grund: Was sie liest, muss sie am eigenen Leib erleben. Mit ...

Worum geht es?

»Ich bin eine Gefangene der Geschichte. Etwas, das dort nicht hingehört.« Nora Winter hat Angst vor Büchern, und das aus gutem Grund: Was sie liest, muss sie am eigenen Leib erleben. Mit Hilfe eines Hypnosetherapeuten will sie das Problem in den Griff bekommen, doch damit beginnen ihre Schwierigkeiten erst recht. Gegen ihren Willen landen die beiden in einer Welt, die eigentlich nicht existieren dürfte – zwischen Rittern, Magiern, Drachen und Intrigen. Es gibt nur einen Weg zurück: Sie müssen die Geschichte bis zum Ende durchstehen.

Meine Meinung

Der Einstieg in die Geschichte ist mir unglaublich leicht gefallen. Man ist sofort mittendrin, es wird keine Zeit „verschwendet“ mit einer seitenlang beschriebenen Vorgeschichte, sodass man stattdessen direkt die beiden Protagonisten der Geschichte kennenlernen kann, indem abwechselnd aus Noras und Bens Sicht erzählt wird. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig, es gibt keine holprigen Stellen, über die man stolpert, und der Lesefluss wird auch nicht mit zu detaillierten Beschreibungen der Umgebungen unterbrochen. Es werden einem gerade genug Informationen zugeworfen, um sich ein eigenes Bild zu machen.

Hinsichtlich der eingebrachten Fantasy-Elemente stößt man hier auf Altbekanntes: Drachen, „böse“ Magier, ein Held… Hier jedoch werden absichtlich einige Klischees bedient, die letztendlich doch facettenreicher sind, als es zunächst den Anschein macht. Im Grunde genommen ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint. Dadurch, dass Ben das Buch, in das Nora und er fallen, nicht vollständig gelesen hat und somit auch das Ende nicht kennt, müssen sich die beiden viel auf ihre Vermutungen verlassen, die nicht selten Zweifel beim Leser schüren. Die Rollen sind in Bezug auf die Charaktereigenschaften der betreffenden Figuren so widersprüchlich verteilt, dass es für den Fortgang der Geschichte durchgehend spannend bleibt. Es kommt immer anders, als man es gerade erwartet. Die Liebesgeschichte ist davon nicht ausgenommen…

Der einzige wirkliche Kritikpunkt, den ich vorzubringen habe, ist die Entwicklung der Charaktere. Bis etwa zum Mittelteil waren mir sowohl Ben als auch Nora sehr sympathisch. Die beiden haben sich in ihren Eigenschaften gut ergänzt, was zur Spannung der Geschichte beigetragen hat. Während Nora eher vorsichtiger war und sich im Hintergrund halten wollte, um den Verlauf des Buches nicht zu ändern, war Ben neugierig und abenteuerlustig und hat zur Dynamik beigetragen. Leider zeigen beide im letzten Drittel jeweils eine Seite an sich, die bei mir eher auf Antipathie gestoßen ist. Die Wandlung der einen Figur (ich nenne mal nicht den Namen, um den Spoiler klein zu halten) kam für mich auch wie aus dem Nichts, da ich sie mit dem vorherigen Verhalten nicht übereinbringen konnte. Aufgrund der Tatsache, dass ich die Sympathie für die beiden Charaktere bis zuletzt nicht wiedergewinnen konnte, ziehe ich hier diesen einen Stern ab.

Fazit

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten. Zwar haben mich die Liebesgeschichte und am Schluss auch die Charaktere nicht (mehr) überzeugen können, aber die Grundidee des Buches und der Verlauf der Handlung machen dies wieder wett. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer mit unvorhergesehenen Wendungen.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Hat mich leider nicht mitgerissen.

Auf immer gejagt (Königreich der Wälder 1)
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Worum geht es?

Ein überraschendes, fesselndes Abenteuer und eine wunderschöne Liebesgeschichte!
Im Wald kennt Tessa sich aus, er ist ihr Zuhause. Im Dorf jedoch wird sie nur geduldet, obwohl ihr Vater ...

Worum geht es?

Ein überraschendes, fesselndes Abenteuer und eine wunderschöne Liebesgeschichte!
Im Wald kennt Tessa sich aus, er ist ihr Zuhause. Im Dorf jedoch wird sie nur geduldet, obwohl ihr Vater Saul der Kopfgeldjäger des Königs ist. Denn ihre Mutter beherrschte Magie, und die ist in Malam verboten. Als Saul getötet wird, hat die junge Fährtenleserin nur eine Chance auf ein sicheres Leben: Sie muss im Auftrag des Königs den angeblichen Mörder jagen - Cohen, der Gehilfe ihres Vaters. Der Junge, den sie heimlich liebt! Tessas besondere Gabe sagt ihr, dass Cohen schuldig ist. Aber ihr Herz spricht eine andere Sprache.

Meine Meinung

Überraschend? Kein bisschen. Fesselnd? Stellenweise. Wunderschöne Liebesgeschichte? Nein, eher unspektakuläre Liebesgeschichte.

Ich fange zunächst mal mit dem Positiven an. Das absolut Beste an dem Buch ist der Schreibstil, der sich flüssig und angenehm zu lesen lässt. Es finden sich schöne Beschreibungen der Umgebung wie auch der Gefühle in dem Buch - und keine unbeholfenen Stellen, über die man stolpert. Man kommt schnell durch die Geschichte.

Desweiteren ist Tessa eine sehr angenehme, sympathische Protagonistin, die tough ist und sich auch selbst zu helfen weiß. Hin und wieder fand ich ihre schlagfertigen Antworten etwas unpassend, weil diese wirklich nur stellenweise auftauchen und mich deswegen etwas verwirrt haben. Dies war aber nicht allzu tragisch. Wirklich nervig war jedoch ihr Geschmachte für Cohen, dass besonders in den ersten zwei Dritteln des Buches für mich sehr störend war und im letzten Drittel schließlich erträglich wurde. Die Liebesgeschichte hat hier für meinen Geschmack etwas zu sehr überwogen, weil in nahezu jedem zweiten Satz erwähnt wurde, wie gut Cohen riecht, etc.

Im Gegensatz zu Tessa (und Enat!) wurde ich mit Cohen einfach überhaupt nicht warm. Sein stellenweise abweisendes Verhalten ist mir trotz Erklärung immer noch etwas unverständlich, wodurch ich zu diesem Charakter einfach nicht durchdringen kann. Er ist mir etwas zu blass und, ja, auch zu langweilig. An seinem Charakter kann ich nichts Besonderes entdecken, was leider dann auch die Liebesgeschichte mit in den Abgrund zieht. Diese war für mich dann eher unspektakulär und hat mich bis zuletzt nicht mitgerissen. Aus gerade diesem Grund würde ich die Entwicklung einer Dreiecksbeziehung in den Folgebänden sehr begrüßen, wofür ich mich sonst eigentlich nicht erwärmen kann. Aber vielleicht taucht ja noch ein Charakter auf (oder ist schon da :D), mit dem ich mehr anfangen kann als mit Cohen.

Die Grundidee des Buches und die Entwicklung der Story fand ich eigentlich sehr gut, obwohl sehr vieles vorhersehbar war. Alles, was überraschend kommen sollte, war schon sehr viele Seiten vorher zu erahnen, sodass hier Dynamik und Spannung der Geschichte etwas leiden mussten. Die fehlende Spannung kam auch dadurch zustande, dass nicht sehr viel passiert ist, es war teilweise immer das Gleiche und wenn es einmal Momente gab, in denen viel Spannung hätte vorhanden sein können, dann wurden diese Konflikte oder Situationen zu schnell oder zu einfach gelöst. Schade irgendwie.

Bei dem Ende hat mir auch irgendetwas gefehlt, da meine Lust auf den zweiten Band noch nicht wirklich geweckt wurde... Ich muss mal sehen, ob ich diesen noch lesen werde.

Fazit

Ich muss sagen, dass mich das Buch eher enttäuscht hat. Man kann es mal lesen, muss man aber nicht, weil es in dem Genre deutlich Besseres gibt... ich hatte auch den Eindruck, dass es viele Parallelen zu anderen Büchern des Genres gibt, z.B. Das Reich der sieben Höfe...
Insgesamt vergebe ich 3 Sterne - es konnte mich einfach nicht richtig packen, war aber auch nicht unbedingt schlecht.