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Veröffentlicht am 31.03.2020

Der rote Faden geht verloren unter all den willkürlichen Nebensächlichkeiten. Schade!

Das Lied der Sonne
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Dies war mein viertes Buch von Jennifer Wolf und da mir ihre Geschichten bisher immer gut gefallen haben, war meine Erwartungshaltung eher hoch. Ein Fehler, denn ich hatte beim Lesen immer mehr das Gefühl, ...

Dies war mein viertes Buch von Jennifer Wolf und da mir ihre Geschichten bisher immer gut gefallen haben, war meine Erwartungshaltung eher hoch. Ein Fehler, denn ich hatte beim Lesen immer mehr das Gefühl, dass das Buch von Seite zu Seite abbaut und neue Schwächen offenbart. Das aber immerhin, ohne dass bei mir Langeweile aufkam oder ich mich zum Weiterlesen hätte zwingen müssen.

Es fing eigentlich ganz gut an. Man befindet sich zu Beginn der Geschichte in Laneas Heimat Palilan, die den Eindruck eines indianisch angehauchten Hawaiis macht. Die Kulisse war interessant, auch wenn die vielen blind hineingeworfenen Namen vor allem am Anfang eher Verwirrung verursacht haben. Laneas späteres Eintreffen am Hof hat mich dann wiederum ein wenig an Selection erinnert, wobei ich diesen Royal-Aspekt generell sehr mag und mich auch hier auf ihn gefreut habe. Deshalb war der Anfang auch recht vielversprechend, obgleich ich noch nicht hundertprozentig in der Geschichte angekommen war.

Leider haben sich ab da immer mehr Schwächen bemerkbar gemacht. Es fing mit der Liebesgeschichte an, die nach dem ersten Eindruck von Aaren eigentlich ganz interessant zu werden schien. Er tritt ruhig und unnahbar auf, mit leerem, ausdruckslosem Blick, aber einer warmen Stimme, die bei Lanea schon sehr früh Bauchkribbeln auslöst (seufz). Das hätte großes Potential gehabt, wenn man darauf gesetzt hätte, die Liebesgeschichte langsam zu entwickeln. Bei Aarens verschlossenem Wesen hätte sich das gut angeboten. Aber die Gefühle sind schon nach zwei Begegnungen und einer kurzen Unterhaltung präsent, ohne dass man als Leser versteht, warum das so ist. Die beiden haben eigentlich noch gar keinen Grund, einander diese Gefühle entgegenzubringen. Es fehlte schlicht die Grundlage der Liebesgeschichte, was im Nachhinein nicht mehr zu beheben war und meinen weiteren Eindruck von den beiden natürlich beeinflusst hat. Zwar verbringen Lanea und Aaren einige schöne und auch süße Momente zu zweit, bei denen ich hin und wieder schmunzeln musste, aber ich hatte doch die ganze Zeit über das Gefühl, dass etwas fehlte. Etwas sehr Entscheidendes: Die Glaubwürdigkeit ihrer Gefühle. Mitfiebern ließ es sich da schwer.

Sicher trägt dazu aber auch meine Meinung zu Lanea bei. Während ich Aaren als sehr interessante Figur wahrgenommen habe, die ich von Anfang bis Ende sympathisch fand und über die ich auch gerne noch mehr erfahren hätte (denn seine Vergangenheit hätte definitiv den Stoff dafür geliefert), wurde mir Lanea irgendwie unsympathischer. Zwar wird immer wieder betont, dass sie sich für die arme, Hunger leidende Bevölkerung einsetzen möchte, aber letztendlich stehen doch stets ihre eigenen persönlichen Probleme im Vordergrund. Das Land hungert, Feinde trachten Aaren nach seiner Krone und Lanea unterbricht wichtige Gespräche zwischen ihm und anderen Personen, um mit ihm Beziehungsgespräche zu führen. Neben ihrer Ichbezogenheit hatte ich leider auch nicht das Gefühl, eine toughe Protagonistin vorgesetzt zu bekommen, die sich selbst zu helfen weiß – im Gegenteil: Statt selbst zu handeln, lässt sie doch immer nur andere machen (wenn man von einer Merkwürdigkeit am Ende mal absieht). Und wenn sie doch mal etwas selbst in die Hand nimmt, dann geschieht das auf so naive und vertrauensselige Weise, dass ich jedes Mal fest damit gerechnet habe, dass das nicht gut ausgehen kann. Leider habe ich mich da getäuscht. Es gibt nahezu keine Komplikationen, die die Geschichte mal etwas durchrütteln würden.

Das gilt leider ganz allgemein, denn insgesamt ist vieles einfach zu Friede-Freude-Eierkuchen, es gibt zu viele glückliche Fügungen des Schicksals. Wie soll da Spannung aufkommen?
Kann ich euch sagen: Indem immer wieder Konflikte angedeutet werden, die den Leser zum Miträtseln animieren. Davon gibt es einige, viele Möglichkeiten tun sich auf, hinter dem Verhalten mancher Menschen irgendeine Intrige zu wittern. Das Problem ist: Es gibt keine. Der Handlung werden nur beliebige, willkürliche Elemente hinzugefügt, um den Schein von Unvorhersehbarkeit aufkommen zu lassen, aber letztendlich tragen sie rein gar nichts zum Fortkommen der Handlung bei. Sie sind schlichtweg unwichtig und führen nirgendwo hin. Sie sorgen lediglich dafür, dass man den roten Faden nicht findet.

Bis zum Ende habe ich mir fast verzweifelt noch einen Konflikt gewünscht, den ich nicht kommen sehe, aber eigentlich gibt es nur einen einzigen Hauptkonflikt, der stur verfolgt wird und noch dazu von Anfang an klar erscheint. Das war enorm enttäuschend für mich, weil sämtliches Miträtseln damit unnötig wurde. Es gäbe so viele Möglichkeiten, die Handlung etwas undurchsichtiger und verstrickter zu gestalten, aber letztendlich wird das Potential komplett verschenkt (von einer Enthüllung mal abgesehen, die jedoch enttäuschend unspektakulär abgehakt wurde). Zwar wird dadurch auch mit einigen Klischees gebrochen, die man aus ähnlichen Büchern kennt, aber nur um dann den einfachen, unkomplizierten – und im schlimmsten Fall sehr konstruierten – Weg zu gehen.

Zu einfach macht es sich die Autorin auch, indem sie viele Aspekte der Geschichte zu oberflächlich behandelt. Dadurch bleiben am Ende einige Fragen zurück, weil manches ohne weitere Erklärung nicht ganz logisch erscheint. Vor allem aber in Bezug auf Aaren wird hier einiges an Potential für Tiefe verschenkt, zu viel wird leider nur angedeutet.

Ich finde nicht, dass es wirklich nötig war, diese Geschichte zu erzählen. Das Worldbuilding war zu groß angelegt, um den Fokus dann lediglich auf die Liebesgeschichte zu legen und alles drumherum nur oberflächlich und kurz anzuschneiden. Man hätte eine Reihe aus der Geschichte machen, mehr in die Tiefe gehen und weitere Konflikte hinzufügen müssen, um dem Worldbuilding gerecht zu werden. Es wirkt, als hätte man sich nur einen kleinen Teil herausgeschnitten, um den herum alles verschwommen bleibt.

Fazit

Leider ist dieser Einzelband in Bezug auf den Hauptkonflikt unerfreulich vorhersehbar und die Handlung im Allgemeinen nur deshalb undurchsichtig, weil der Geschichte willkürliche Elemente hinzugefügt werden, die letztendlich nichts Wichtiges zu ihr beitragen und den roten Faden nicht erkennen lassen. Auch die Protagonistin und die Liebesgeschichte konnten mich leider gar nicht überzeugen, einzig Aaren war ein ungewöhnlicher Lichtblick und hätte es verdient gehabt, mehr Tiefe zu bekommen. Das Potential war da. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2019

Gewöhnungsbedürftiger Humor, der die Charaktere unsympathisch macht - schade!

Ein Boygroupstar als Banknachbar
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Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, ...

Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, um sein Abitur nachzuholen. All das wäre kein Problem, wenn seine neue Banknachbarin Steffi nicht so unheimlich süß und gleichzeitig furchtbar intelligent wäre. Er ist sich sicher: Wenn Steffi jemals von seiner Zeit bei den Dream Catchers erfährt, wird sie ihn nie wieder ernst nehmen können. Also bewahrt er Stillschweigen über gewisse Dinge aus seiner Vergangenheit. Doch nur weil er jetzt wieder ein normales Leben führt, heißt das nicht, dass seine Fans und die Presse sich plötzlich nicht mehr für „Nick“ interessieren würden. Ein heikles Versteckspiel beginnt – und Nicolas muss eine Entscheidung treffen…



Meine Meinung

Ich habe eine lockerleichte Liebesgeschichte für zwischendurch erwartet und diese auch bekommen. Leider weist das Buch einige Schwächen auf, durch die ich mich leider nicht entspannt zurücklehnen und Nicolas‘ alias „Stoffi“ und Steffis Geschichte richtig genießen konnte.

Der Schreibstil liest sich leicht und angenehm, wird jedoch immer wieder von wissenschaftlichen Fakten begleitet, die den Lesefluss auf Dauer etwas gestört haben. Normalerweise mag ich es sehr, wenn ich beim Lesen nebenher noch Neues dazulerne, hier jedoch war es mir einfach etwas too much. Man wird nahezu auf jeder Seite damit bombardiert, weshalb es etwas zu gewollt und konstruiert wirkte.

Die nächste Enttäuschung waren die Charaktere. Zwar weist die Autorin zu Beginn darauf hin, dass das Buch einige nicht immer politisch und moralisch korrekte Scherze und auch Beleidigungen enthält, dadurch konnte ich mich aber auch nicht leichter mit diesen abfinden. Die Beleidigungen, die Stoffi über ein etwas dickeres Mädchen in Gedanken zum Besten gibt, fand ich ganz und gar nicht lustig und haben ihn am Anfang ziemlich unsympathisch gemacht. Dadurch wirkte er sehr oberflächlich.

Das war bei Steffi anfangs noch besser, wurde bei ihr dann aber noch schlimmer als bei Stoffi. Es mag damit begründet sein, dass sie einfach ein impulsiver Mensch ist, aber dass sie gerade Stoffi am laufenden Band mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen abfertigt, war nicht so vorteilhaft für ihre Liebesgeschichte. Der arme Kerl tat mir ständig leid, weil er – von seinen gehässigen Gedanken abgesehen – eigentlich ein lieber Kerl ist und Steffi das gar nicht zu schätzen weiß. Vor allem am Ende, als sie sich eigentlich schon in ihn verliebt hat, macht sie in Gedanken Bemerkungen über seine Dummheit (obwohl er gar nicht dumm ist!). Aufgrund dessen fiel es mir sehr schwer, sie zu mögen.

Die Liebesgeschichte selbst (von all den Beleidigungen und unsympathischen Gedankengängen einmal abgesehen) ist eigentlich ganz nach meinem Geschmack, denn es ist eine Hate-to-love-Story. Für Stoffi ist es Liebe auf den ersten Blick, für Steffi findet sich ein neues Opfer, mit dem sie sich verbale Schlagabtäusche liefern kann. Bei ihr dauert es etwas, bis sie sich für Stoffi interessiert – und das fand ich ganz interessant. Leider ist die Liebesgeschichte völlig vorhersehbar: Es häufen sich Geheimnisse, die in Missverständnissen enden und alles unnötig verkomplizieren, um am Ende dann in ein ganz zufriedenstellendes, aber wenig überraschendes Happy-End zu gipfeln. Ich glaube leider nicht, dass ich die nächsten Bände auch noch lesen werde, dafür war mir manches zu anstrengend und alles einfach zu unspektakulär.



Fazit

Wenn man beide Augen zudrückt, über unsympathisch machende Beleidigungen, trockene wissenschaftliche Fakten und eine vorhersehbare Storyline hinwegsehen kann, unterhält „Ein Boygroupstar als Banknachbar“ für zwischendurch ganz gut, aber leider nicht mehr. Ich vergebe 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Klischees & Fremdschäm-Momente treffen auf unrealistisch schnelle Gefühlsentwicklung.

Pick the Boss - Liebe ist Chefsache
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Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien ...

Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien einer solchen erfüllt: das unglaubwürdige Heranbahnen – oder eher plötzliche Auftauchen – von Gefühlen und das generelle Kratzen an der Oberfläche. Wer eine Liebesgeschichte lesen möchte, bei der man als Leser Herzklopfen bekommt, mitfiebert und die Gefühle der Protagonisten nachvollziehen und mitfühlen kann, der ist hier leider an der falschen Adresse. „Pick the Boss“ würde ich als ganz unterhaltsame Lektüre für zwischendurch verbuchen, an die man nicht zu hohe Erwartungen haben sollte, vor allem in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und die Originalität der Liebesgeschichte(n).

Da ich diesbezüglich nicht vorgewarnt war, war ich einen Großteil des Buches ziemlich enttäuscht und teilweise auch leicht genervt. Stellenweise habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich über manche Gedanken oder Aussagen der Figuren die Augen verdreht habe. Wer sich regelmäßig darüber aufregt, dass es in manchen Liebesromanen zu schnell geht, der wird mit „Pick the Boss“ wahrscheinlich nicht glücklich werden. Der eine junge Mann spricht schon nach zwei Begegnungen davon, dass Emma ihm ach so wichtig ist, der andere empfindet innerhalb weniger Tage mehr für sie als er je für eine andere Frau empfunden hat – das Klischee schlechthin und so unglaubwürdig wie nur möglich, weil zwar immer betont wird, wie besonders Emma ist, es dafür aber keine wirklichen Anhaltspunkte gibt.

Laut Sean und Liam ist Emma eine natürliche, kurvenreiche Schönheit, deren Tollpatschigkeit sie besonders liebenswürdig macht und die sich von den „anderen Frauen“ vor allem durch ihre Professionalität und den Umstand abhebt, dass sie nicht aufs Geld aus ist und sich den beiden auch nicht zu Füßen wirft. Naja – von professionell kann keine Rede sein, wenn sie ihren Chef sogar bespannt, während der sich gerade umzieht, und schmachten tut sie wie alle anderen auch. Laut der Message des Buches scheint sie trotzdem die einzige Frau auf dem Planeten mit gesundem Menschenverstand zu sein. Das ging mir stellenweise doch etwas auf den Keks. Eigentlich ist Emma nämlich völlig gewöhnlich: Sie ist nicht immun gegen den Charme der Coleman-Brüder, sie stellt ihre Gefühle über ihre berufliche Professionalität und sie tritt in jedes, absolut jedes Fettnäpfchen. Letzteres ist sogar so schlimm, dass ich mich regelmäßig fremdgeschämt und in dem Buch manchmal alles andere als wohl gefühlt habe.

Hätte sich das bis zum Schluss so hingezogen, wäre meine Bewertung für das Buch katastrophal ausgefallen. Durch die viel zu schnell vorhandenen Gefühle – sowohl von der Männer- als auch der Frauenseite aus (ich meine, die sprechen nach nicht mal einer Woche von Liebe!) – konnte keine „Spannung“ aufgebaut werden, die Eifersucht seitens der Männer konnte man nicht genießen, weil man nicht richtig mitgefiebert hat, und so richtiges Herzklopfen oder eine romantische, süße Atmosphäre wollte sich auch nicht einstellen. Hatte man sich aber erstmal damit abgefunden, dass die Gefühle eben auf einmal da sind, machte das Buch im letzten Drittel endlich einigermaßen Spaß, weil das Interessante der Geschichte schließlich darin bestand, dass die beiden Brüder in Konkurrenz zueinander standen. Liebesdreiecksfans kommen hier also auf ihre Kosten, wenn auch in üblicher Konstellation: Playboy vs. gewissenhafter Vorzeigeschwiegersohn.

Fazit

Insgesamt bleibt es eine allenfalls mittelmäßige Geschichte, die zu viele Klischees aufgreift und in Sachen Authentizität schwächelt. Ich hatte bei den vielen guten Bewertungen mehr erwartet – meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen. Ich vergebe 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ziemlich belanglose Handlung, hat mich leider nicht berührt.

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, ...

Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende E-Mails geschrieben, ihr Innerstes preisgegeben, sich gegenseitig ihre Liebe erklärt. Und trotzdem hat Tess es nicht kommen sehen: Jonahs Selbstmord. Doch Tess sendet weiter Nachrichten an Jonah, ihre erste Liebe. Es ist ihre Art, die Trauer zu verarbeiten. Und eines Tages erhält sie tatsächlich Antwort …

Meine Meinung

»Unser ganzes Leben ist ein einziger Haufen unvollkommener Momente.« (S. 241)

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch las, dachte ich mir: Hey, cool! Ein neues Jugendbuch, das von ernsteren, traurigen Tönen zu lockeren, witzigen hin und her springt. Eine Liebesgeschichte mit traurigem Hintergrund, aber einer sarkastischen Protagonistin! Solche Bücher liebe ich nämlich.

»Tessie, du gehst jetzt in dein Zimmer und ziehst dir eine richtige Hose an.«
»Wie bitte? Eine richtige Hose?«
»Du weißt schon, was ich meine. Eine hosige Hose eben.« (S. 71)


Hinsichtlich dieser Einschätzung habe ich mich bei dem Buch auch nicht getäuscht, aber … ich habe doch mehr erwartet.

Zunächst einmal steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund. Das ist an sich ja nichts Schlimmes, aber hier wurde sie dadurch irgendwie „wirklich“ unbedeutend und nebensächlich – ich konnte mich nicht für sie begeistern. Was schade ist, weil ich beim Lesen des Klappentextes sogar gedacht habe, dass wir hinsichtlich dessen Großes erwarten können.

Stattdessen geht es vielmehr um sehr düstere Themen wie Selbstmord, Trauer und dem Umgang mit dieser. Ernste Themen, die für mich aber unzufriedenstellend behandelt wurden. Nicht nur die Liebesgeschichte, sondern die ganze Story erschien für mich irgendwie belanglos. Tess setzt sich mit ihrer Trauer auseinander (oder auch nicht), indem sie die Schule abbricht und schließlich ihrem Vater in seinem unkonventionellen Bestattungsunternehmen zur Hand geht (zu Beginn des Buches schickt er die Überreste eines Hundes mit einer Rakete in den Weltraum). Wir begleiten Tess also auf ihrem Weg zu verschiedenen Kunden, erfahren die Geschichte der Verstorbenen und erleben mit, wie deren ungewöhnliche, aber persönliche Beerdigungen ausgerichtet werden. Ich muss sagen: Das fand ich eher weniger spannend, fast schon langatmig, weil ich keine tiefere Message mitnehmen konnte.

Die Handlung dümpelt so ein bisschen vor sich hin. Die Nachrichten, von denen im Klappentext die Rede ist, sind am Anfang noch sehr präsent, dann irgendwann gar nicht mehr vorhanden, weil sich erstaunlich schnell persönlich getroffen wird und dann geht es vor allem um Tess‘ persönliche Trauerbewältigung. Es war alles so … na, wie soll ich es sagen? Unspektakulär! Die Idee hätte viel viel mehr hergegeben. So war es irgendwie keine Geschichte, die unbedingt hätte niedergeschrieben werden müssen, so heftig es auch klingt.

Mir fehlten ganz klar die großen Gefühle, das Mitfühlen und -leiden – einfach die Seele in jedem Wort. Ich wurde stellenweise zum Schmunzeln gebracht, aber nicht berührt. Einfach auch, weil die Charaktere dafür nicht gut genug ausgearbeitet waren.

Abschließend finde ich, dass wir im Deutschen außerdem um den berührenden Originaltitel betrogen wurden. „Things I’m Seeing Without You“ heißt das Buch eigentlich und man erfährt schon zu Beginn der Geschichte, wieso es diesen Namen trägt. Meiner Meinung nach steckt in diesem Satz einfach viel mehr Gefühl und er trifft den Gedanken des Buches besser…

Fazit

Ich bin leider relativ enttäuscht von dem Buch, weil ich einfach mehr erwartet habe. Ich musste mich nicht zum Lesen zwingen, aber richtig gefesselt war ich auch nicht, weil die Handlung bloß vor sich hinplätscherte und große Gefühle auf der Strecke blieben. Deshalb nur 2,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Klischees, Süßholzgeraspel und leider nicht viel Gefühl.

Du bist mein Feuer
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ACHTUNG, ES HABEN SICH SPOILER EINGESCHLICHEN!
Wer nicht gespoilert werden möchte, macht lieber einen Bogen um diese Rezension, denn ich benenne einige Handlungsschritte explizit mit der dazugehörigen ...

ACHTUNG, ES HABEN SICH SPOILER EINGESCHLICHEN!
Wer nicht gespoilert werden möchte, macht lieber einen Bogen um diese Rezension, denn ich benenne einige Handlungsschritte explizit mit der dazugehörigen (ungefähren) Seitenangabe. Ihr seid gewarnt.


Ich will mich gar nicht lange an einer Inhaltsangabe aufhalten, denn die Plot Line ist eigentlich relativ simpel: Reicher Aufreißer trifft armes Mädchen, das anders ist als andere (würde ich nicht unterschreiben, Veronica ist eigentlich recht durchschnittlich), und verliebt sich Hals über Kopf. Für sie will er sein Dasein als Womanizer aufgeben, umwirbt sie und als er sie endlich für sich gewonnen hat, stellen sich andere Menschen ihrem Glück in den Weg – aufgrund von Veronicas ärmlicheren Verhältnissen oder aus bloßer Eifersucht/Bösartigkeit. Das kommt einem wahrscheinlich aus dem ein oder anderen Buch bekannt vor, weshalb ich auf die Umsetzung gespannt war.

Zu Anfang der Leseprobe war ich jedoch relativ skeptisch. Caleb lässt so klischeehafte Machosprüche vom Stapel (obwohl er zuvor noch über die Sprüche seines Freundes Justin die Augen verdreht hat), dass ich eigentlich gleich zu lesen aufhören wollte. Ich habe weitergelesen. Veronicas schlagfertige Art und auch Calebs Konter konnten mich dann jedoch noch dazu überzeugen, dem Buch eine Chance zu geben. Wie man meiner Bewertung jedoch ansieht, hätte ich mir das wohl eher sparen können, denn nach der Leseprobe flacht das Niveau der Story enorm ab. Von Reds tougher, schlagfertigen Art ist im gesamten Mittelteil nichts mehr zu erkennen (gegen Ende kommt ihre Schlagfertigkeit wieder zum Vorschein) und Caleb wird zu einer anhänglichen, besitzergreifenden und dominanten Klette, die Red ständig vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat.

Calebs Entwicklung fand ich ganz besonders schrecklich, da ich mit dieser besitzergreifenden, bestimmenden Art nichts anfangen kann. Mir ist es auch absolut schleierhaft, wie man eine Aussage wie „Du bist die Eine für mich. Bis ich sterbe. Und das gilt auch für dich, okay?“ romantisch oder süß finden kann. Für mich klingt das wie Zwang, Caleb zwingt sie in diese Beziehung von Anfang an, obwohl sie es langsam angehen möchte. Er jedoch möchte sie schon auf Seite 70 zu seiner festen Freundin machen, obwohl es zuvor keinerlei Annäherungen zwischen ihnen gab, die eine derartige Forderung rechtfertigen würden. Auf Seite 150 macht er ihr einen indirekten Heiratsantrag und gut 20 Seiten später spricht er von Kindern: eine ganze Basketballmannschaft möchte er mit ihr haben. Das ist kein gesundes und realistisches Tempo, es geht alles viel zu schnell und ist absolut unglaubwürdig. Es wirkt, als wäre die Autorin zu ungeduldig gewesen, die Beziehung der beiden gescheit aufzubauen – es wird erwähnt, was die Figuren fühlen, aber es wird nicht glaubwürdig präsentiert – man merkt davon nichts, man fühlt nichts! Aufgrund dessen habe ich die Handlung ziemlich schnell nicht mehr ernstnehmen können und mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen und nicht mehr anzurühren.

Bis Seite 200 war es ein einziger Kampf, danach wurde es etwas fesselnder, da ein wenig Spannung eingeflochten wurde. Immer mehr Personen tauchten auf, die den beiden das Leben schwer machten. Die wenigen Einblicke in deren Perspektive brachten etwas Abwechslung hinein. Dennoch waren sämtliche Handlungsstränge nichts, was ich in dem Genre nicht schon einmal irgendwie gelesen hätte. Ein Klischee jagt das nächste und die Figuren, die man hier wohl als „Antagonisten“ bezeichnen würde, waren derartig schrecklich und bösartig, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann – nein, nicht vorstellen MÖCHTE – dass es solche Menschen gibt. Menschen, die einem die Freundschaft nur vorspielen, um in bessere Kreise zu kommen, mag es geben, aber Menschen, die mit dem Gedanken spielen, dich gegen ein Geländer zu schubsen und zu hoffen, dass du dir den Kopf einschlägst und stirbst, um es dann wegen deiner Trunkenheit wie einen Unfall aussehen zu lassen? Ohne erkennbaren Grund? Wow! Also, was soll man dazu sagen?

Mal ganz abgesehen davon finde ich das Buch manchmal nicht so gut geschrieben. Der Schreibstil ist stellenweise ganz gut, aber oft sind die Sätze zu abgehackt, folgen ohne Ausschmückungen aufeinander und wichtige Handlungsschritte werden unterschlagen (Caleb fängt an, auf jemanden einzuschlagen, auf einmal findet er sich direkt vor dem Club wieder, weil er rausgeschmissen wurde; Theo packt etwas in den Kofferraum, im nächsten Moment ist die Rede davon, dass der Wagen den Geist aufgibt), was auf mich sehr lustlos wirkte. Und das bei der hohen Seitenzahl. Darüber hinaus verhalten sich die Figuren nicht immer authentisch. Von der Frage, wie sich Caleb eine so teure Wohnung leisten kann, kommt Caleb auf die Aussage „Glaubst du wirklich, dass ich dieses Leben will? […] Glaubst du, das macht mich glücklich?“, was in meinen Augen total unpassend und von der Autorin viel zu konstruiert ist, um eine verletzliche Seite an Caleb heraufzubeschwören, die überzogen und unglaubwürdig ist. Gleichermaßen verhält es sich mit den Szenen, in denen Veronica pseudotiefgründige Aussagen vom Stapel lässt, um Caleb zu trösten. Sie wirken wie hohle Phrasen, die ich schon zu Hauf in anderen Büchern gelesen habe.

Trotzdem muss gesagt werden, dass alle Kritikpunkte mit Voranschreiten der Seitenzahl etwas in den Hintergrund rücken. Es wird gegen Ende wirklich besser, sodass ich mich zwischenzeitlich sogar dabei ertappt habe, dass ich weiterlesen wollte. Vor allem auf den letzten Seiten ist viel Spannung vorhanden, obgleich jeder Handlungsschritt irgendwie vorhersehbar ist und nichts überraschend kommt. Die Charaktere verhalten sich – bis auf wenige Ausnahmen, aber das ist so gewollt – auch echter und lebensnaher, obwohl ich Calebs kitschige Aussagen bis zum Schluss zu viel fand, da kein Mann – nicht einmal eine Frau – so viel Süßholz raspelt. Wirklich angetan hat es mir aber folgendes Zitat:

„Wie kannst du nicht in meine Welt passen, wenn du meine Welt bist?“ (S. 549)

Caleb ist manchmal wirklich süß, aber er übertreibt es damit leider maßlos.

Fazit

Das Buch hat gegen Ende ein bisschen die Kurve gekriegt, sodass es nicht unausstehlich war und man sich von vorne bis hinten auch nicht durchquälen musste (das war nur bei den ersten 200 Seiten der Fall), aber herausragend ist es dennoch nicht. Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch, da ich doch schon recht oft über bestimmte Passagen die Augen verdreht habe. 600 Seiten Klischees, zu viel Süßholzgeraspel und trotzdem kommt einfach nicht viel Gefühl auf. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sterne.