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Veröffentlicht am 27.04.2020

Ich bin etwas verwirrt und unzufrieden angesichts des Endes, aber ich liebe diese Reihe abgöttisch.

Wo das Dunkel schläft
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Achtung! Hierbei handelt es sich um den letzten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Okay. Nach diesem Ende bin ich verwirrt. Und traurig. Und ein klitzekleines ...

Achtung! Hierbei handelt es sich um den letzten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Okay. Nach diesem Ende bin ich verwirrt. Und traurig. Und ein klitzekleines Bisschen enttäuscht – es tut mir selbst weh, das sagen zu müssen, weil ich die Charaktere und diese Geschichte einfach so sehr liebe. Aber es ist leider leider die Wahrheit, auch wenn das Buch für mich wie seine Vorgänger trotzdem zu meinen Lieblingsbüchern zählt. Ich bin einfach in diese Reihe verliebt.

Ja, wie verfasst man eine aussagekräftige Rezension zu einem Abschlussband, ohne zu viel zu spoilern? Ich versuche, mich einfach mal so vage wie möglich zu halten.

Seit Band 1 fragen wir uns, ob und wie Blue und die Raven Boys Glendower finden werden. Und vor allen Dingen, wie bzw. ob Gansey überhaupt sterben wird oder man es doch irgendwie verhindern kann. Diese Fragen sind es, die in diesem letzten Band die Spannung hochtreiben. Am Anfang plätschert alles noch ein wenig vor sich hin, der große Showdown wird vorbereitet, aber am Ende passiert so viel, dass ich das Buch voll kribbeliger Aufregung gar nicht mehr zur Seite legen konnte, weil ich wissen musste, wie es endet. Ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl, weil ich Gansey, der mein absoluter Lieblingscharakter ist, nicht sterben sehen wollte. Und alle anderen natürlich auch nicht.

Das Problem ist, dass die Autorin so viele Köder ausgelegt hat, die den Leser zum Miträtseln animieren, dass ich auf einmal offenbar völlig unrealistische Erwartungen hatte. Ich hatte so viele Ideen und habe Verbindungen gesehen, die anscheinend gar nicht existieren. In Hinblick auf diese ganzen Details, die seit Band 1 in die Geschichte einfließen, war das Ende so … wenig. Ich dachte irgendwie, dass hinter manchem mehr steckt, als es den Anschein hat, aber das war irritierenderweise nicht der Fall, auch wenn das Buch natürlich trotzdem mit ein paar Überraschungen um die Ecke kommt (der große Plot-Twist, von dem in manchen Rezensionen die Rede ist, war für mich aber nicht annähernd so erschütternd wie der in Band 1). Manche Szenen, die etwas aus den Vorgängerbänden aufgreifen (wie ich einigen Twitter-Posts der Autorin entnommen habe), beeindrucken mich jetzt erst im Nachhinein und zeigen, wie durchdacht diese Geschichte eigentlich ist.

Umso verwirrter bin ich nun, weil hinter manchen „Zufällen“ (wie die Jungs gerne sagen, wenn sie glauben, dass es ganz und gar kein Zufall ist) einfach gar nichts steckt, obwohl man es erwarten würde. Ich habe bei manchen Dingen das Gefühl, dass sie offen und ungeklärt sind, was bei mir leichte Unzufriedenheit auslöst. Hier und da fehlt mir eine Erklärung.

Das bedeutet aber nicht, dass mich das Ende nicht trotzdem berührt hätte. Das vorherrschende Gefühl ist zwar ganz klar Verwirrung, aber ich habe auf den letzten Seiten auch ein paar (oder auch ein paar mehr) Tränen vergossen, war wütend und dann doch wieder hoffnungsvoll. Neben der Verwirrung bin ich jetzt auch traurig und fühle mich ein bisschen leer, wie das immer ist, wenn man eine Reihe beendet, deren Charaktere und Geschichte man ins Herz geschlossen hat und vermissen wird. Gansey, Adam, Ronan, Noah und Blue (und noch eine weitere Person, die mir in diesem Band durch ihre amüsanten Bemerkungen sehr schnell ans Herz gewachsen ist) sind für mich ganz besondere Charaktere und werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben, auch weil sie so erschreckend echt wirken – ich habe mich über jeden einzelnen von ihnen hin und wieder geärgert, um ihn in einem anderen Moment dann wieder abgöttisch zu lieben. Es ist aber vor allem auch ihre starke, bedingungslose, aufopfernde Freundschaft, die diese Reihe zu einem wahren Genuss macht – und die Liebesgeschichten, die für mich ein persönliches Highlight in diesem Buch waren. Jede einzelne dieser Szenen hat bei mir Herzklopfen ausgelöst.

Was die „Leere“ ein bisschen erträglicher macht, ist die Aussicht auf die „Dreamer“-Trilogie, die im geliebten Raven Cycle-Universum spielt und Ronan in den Fokus rückt. Ich hoffe sehr, dass es auch ein Wiedersehen mit den anderen geben wird. Ich vermisse sie alle jetzt schon.

Fazit

Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen.
Ich habe jeden einzelnen der Protagonisten geliebt.
Ich bin von Maggie Stiefvaters Schreibstil, der stimmungsvoll und atmosphärisch ist und den Leser jedes Mal zwingt, das zu fühlen, was er gerade fühlen soll, immer noch geplättet.

Mich fasziniert diese Wahnsinnsidee, die der Geschichte zugrunde liegt, die Szenen, die mehr bedeuten, die liebevoll gestalteten Charaktere, die besondere Freundschaft unseres Quintetts und die schönen Liebesgeschichten. Das für mich verwirrende und etwas unzufriedenstellende Ende trübt nicht meine Liebe für die Charaktere und die Geschichte, die Reihe bleibt für mich etwas Besonderes. 4,5 Sterne, weil für mich alles andere mehr wiegt als die verwirrenden Nuancen des Endes.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Der spannendste Band der Reihe, aber trotzdem nicht ganz so gut wie Band 1.

Was die Spiegel wissen (Band 3)
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Achtung! Hierbei handelt es sich um den dritten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Auch durch Band 3 bin ich wieder einmal durchgeflogen und konnte das ...

Achtung! Hierbei handelt es sich um den dritten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Auch durch Band 3 bin ich wieder einmal durchgeflogen und konnte das Buch kaum zur Seite legen. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den genialen Ideen der Autorin und diesen wunderbaren, teilweise schwer durchschaubaren Charakteren. Die Reihe hat sich schon jetzt einen Platz bei meinen Lieblingsbüchern verdient.

Nachdem in Band 2 vor allem Ronan im Mittelpunkt stand, hatte ich hier den Eindruck, dass vor allem Blue und Adam zu Wort kommen und ihre jeweiligen „Fähigkeiten“ und Gefühle im Vordergrund standen. Adam geht seinen Aufträgen für Cabeswater nach und wird dabei von Persephone etwas an die Hand genommen, Blue hadert vor allem mit ihren Gefühlen für Gansey. Letztere sind immer präsent, fließen hier und da in einigen süßen Momenten stärker ein, verdrängen aber nie die eigentliche Handlung. Immer noch geht es vor allem um die Suche nach Glendower, dem sie jetzt immer näher zu kommen scheinen.

In diesem Band war der Spannungsgrad im Vergleich zu den Vorgängern am stärksten. Band 1 hatte einen krassen Twist, Band 2 hat uns Ronan und seine Gabe besser kennenlernen lassen und Band 3 ist voll von der geheimnisvollen Suche nach dem walisischen König, dem Überwinden von Hindernissen und dem Lösen kleiner Rätsel. Es ist mystisch, unheimlich und spannend, dauernd passieren Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat und die für die weitere Handlung ein neues Bild ergeben. Maggie Stiefvater hat sich hier eine unglaublich komplexe Geschichte ausgedacht, die unmöglich vollständig zu erahnen ist – ganz so, als würde man die gegebenen Puzzleteile immer weiter zu einem großen Ganzen zusammensetzen, aber jedes einzelne Puzzleteil ist verschwommen und gibt nichts von dem Motiv des Puzzles her, bevor man es nicht komplett zusammengesetzt hat.

Neben dieser spannenden Suche sind es aber natürlich wieder die Charaktere, die die Geschichte auch schon allein zu etwas ganz Besonderem machen. Ich habe selten so komplexe Charaktere kennengelernt, die gleichzeitig widersprüchlich, unberechenbar und authentisch wirken. Jeder ist für Überraschungen gut. In diesem Band haben mir vor allem die Momente zwischen Gansey & Blue (natürlich), Adam & Ronan und Ronan & Blue gefallen – Noah macht aber auch jede Szene zu einem kleinen Highlight. Irgendwie ist er wie ein Welpe, den man einfach nur gernhaben kann.

Ich bin jetzt einerseits kribbelig und andererseits ängstlich, wenn es um den vierten Band geht. Jetzt wird sich hoffentlich alles auflösen, aber man muss auch Abschied von diesen wunderbaren Charakteren nehmen, was mich jetzt schon traurig stimmt. Ist es naiv, auf ein Happy End zu hoffen?

Fazit

Für mich ist „Was die Spiegel wissen“ der bisher spannendste Band der Reihe und damit fast auf der gleichen Stufe wie Band 1, der mich (vor allem wegen des Plot Twists) noch am meisten umgehauen hat. Ich möchte mich gar nicht von den Charakteren verabschieden, weil ich sie so liebgewonnen habe, gleichzeitig möchte ich aber auch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Also auf zu Band 4. Band 3 bekommt von mir wieder die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Gelegentlich etwas schleppend, aber die Charaktere und innovativen Ideen machen das wett!

Wer die Lilie träumt
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Achtung! Hierbei handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zum ersten Band enthalten.

Nachdem „Wen der Rabe ruft“ damit endete, dass Ronan ein „kleines“ Geheimnis ...

Achtung! Hierbei handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zum ersten Band enthalten.

Nachdem „Wen der Rabe ruft“ damit endete, dass Ronan ein „kleines“ Geheimnis über sich selbst preisgegeben hat, werden wir in Band 2 direkt wieder ins Geschehen geworfen und mit eben jenem Geheimnis konfrontiert, das die Handlung ab hier (und eigentlich auch schon in der Vergangenheit) enorm beeinflusst. Ich denke, man kann auch mit einem größeren Abstand nach Band 1 gut in den zweiten starten, weil die wichtigsten Infos nochmal erwähnt werden, damit der Leser sich orientieren kann.

In „Wer die Lilie träumt“ erfahren wir sehr viel mehr über Ronan (was aufgrund des Titels auch anzunehmen war). Dinge, mit denen ich im ersten Band niemals gerechnet hätte. Ronan kam dort sehr selten zu Wort (kam er überhaupt zu Wort?), aber diesmal ist er der Charakter, aus dessen Sicht wir am meisten lesen, auch wenn es immer noch die gewohnten Sichtwechsel gibt. Ich bin immer noch begeistert davon, dass es der Autorin gelungen ist, ihre Charaktere so vielfältig und authentisch zu gestalten, sodass jede einzelne Perspektive einzigartig ist und jeder Charakter seine Mitmenschen und die Geschehnisse anders wahrnimmt.

Wieder einmal ist das für die Reihe typische Rätselraten angesagt, man ist eigentlich die ganze Zeit am Puzzeln und hat sicher einen Großteil des Buches keinen blassen Schimmer, was überhaupt abgeht, bis am Ende doch wieder alles einen Sinn ergibt – oder zumindest einiges, denn es bleibt natürlich genug offen, weil es noch zwei weitere Bände gibt. Ein Glück.

Gelegentlich mag in diesem Band die Handlung etwas schleppend sein, ich persönlich hatte jedoch durchgehend meinem Spaß beim Lesen, weil ich die Charaktere so stark ins Herz geschlossen habe und ihre Unterhaltungen auch dann genieße, wenn sonst handlungstechnisch gerade nicht so viel passiert. Sie machen das wett. Aber auch in diesem Band passieren wieder so unglaubliche Dinge, die man sich zu Beginn von Band 1 überhaupt nicht vorstellen konnte. Die Autorin hat hier etwas völlig Neues erschaffen, bringt immer wieder neue Ideen in die Handlung ein und macht das Geschehen damit in vielen Punkten unvorhersehbar. Mehr als einmal wurde ich wieder überrascht.

Dieser Band widmet sich beiläufig auch dieser Sache zwischen Gansey und Blue, bei der ich richtig mitfiebere. Es wird sich unglaublich viel Zeit gelassen, was die Spannung immer weiter ansteigen lässt. Ich bin einfach so gespannt, wie das alles weitergeht, und mache mich direkt an Band 3.

Fazit

Auch wenn die Handlung diesmal hier und da etwas schleppend war, wusste mich dieser Folgeband durchgehend überzeugen, weil ich die Charaktere und die innovativen Ideen der Autorin so liebe. Diese Reihe ist etwas Besonderes und mit nichts vergleichbar, was ich bisher gelesen habe. Nach dem Cliffhanger am Ende bin ich jetzt richtig gespannt auf Band 3 und vergebe diesmal 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Lädt zum Grinsen, Lachen und Schwärmen ein. ♥

Royal Blue
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„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure ...

„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure Glücksgefühle ausgelöst hat. Das Buch ist aber noch viel mehr als die wirklich schön geschriebene Liebesgeschichte zwischen dem Präsidentinnensohn Alex und dem britischen Prinzen Henry. Es vermittelt auch Hoffnung und Optimismus für die Zukunft.

Das erste, was mich für das Buch eingenommen hat, war der Humor, der durchgehend vorhanden ist und mich nicht selten breit zum Grinsen, ja, manchmal sogar laut zum Lachen gebracht hat. Auf der einen Seite können Alex und Henry ganz schön albern sein, auf der anderen witzeln sie clever herum und nehmen beispielsweise Rollenklischees aufs Korn. Um welche Art es sich auch immer gerade handelte, ich hatte mit ihren Frotzeleien und amüsanten Schlagabtäuschen die ganze Zeit meinen Spaß.

»Achtung: Mein Abendanzug ist aus weinrotem Samt, bitte versuch nicht, mir die Show zu stehlen. Du wirst scheitern und ich werde mich fremdschämen.« (S. 111)

Das ist auch einer der Gründe, warum mich die Liebesgeschichte selbst so begeistert hat. Am Anfang können sich Alex und Henry überhaupt nicht ausstehen – oder sagen wir: Alex kann Henry nicht ausstehen, weil der sich bei ihrem Treffen arrogant und unverschämt verhalten hat. Von da an betrachtet Alex ihn als Kontrahenten und lässt Henry das nur allzu deutlich spüren. Als es in England auf der königlichen Hochzeit von Henrys Bruder zu einem Zwischenfall kommt und die Medien darüber berichten, müssen die beiden schnell Schadensbegrenzung betreiben und vortäuschen, dass sie schon seit Jahren eine enge Freundschaft verbindet. Beide sind nicht allzu begeistert davon, aber mit der Zeit muss Alex feststellen, dass er Henry völlig falsch eingeschätzt hat und er nicht nur gern mit ihm herumfrotzelt, sondern sich auch über ernste Themen gut mit ihm unterhalten kann.

Diese Neckereien zwischen Alex und Henry sind einfach göttlich, sie machen die Geschichte so unglaublich unterhaltsam. Von der ersten neckenden Bemerkung an habe ich mit den beiden mitgefiebert und jede einzelne Unterhaltung, SMS oder E-Mail genossen. Mit der Zeit verändert sich der Ton der Nachrichten, bleibt immer noch neckend, wird aber auch ernster, süßer, Herzklopfen bescherender. Manches ist vielleicht sogar gefährlich nah an der Kitschmarke, aber ich fand es trotzdem zu keinem Zeitpunkt zu viel. Es war einfach schön, welche manchmal sogar sehr poetischen Worte die beiden füreinander gefunden haben.

Sie sind beide auch einfach Sympathieträger. Auf der einen Seite haben wir Alex, aus dessen Sicht wir lesen und der sehr direkt, charmant, selbstbewusst und vor allem ehrgeizig ist. Er will der jüngste Abgeordnete der USA werden, engagiert sich im Wahlkampf seiner Mutter und hängt sich vollkommen in sein Studium rein. Vor allem aber möchte er etwas bewirken. Ich mochte Alex auf Anhieb, sein liebevoll-neckender Umgang mit seiner Schwester und seiner besten Freundin, in dessen Genuss dann auch Henry kommt, und seine lebensfrohe und lockere, aber trotzdem verantwortungsvolle Art haben mich sofort für ihn eingenommen.

Henry gibt sich im Gegensatz zu Alex eher unnahbar, gleichzeitig aber stets respektvoll und höflich, wie es von ihm als Thronerben erwartet wird. Es ist nur zu gut nachvollziehbar, warum Alex Henry völlig falsch einschätzt, denn den wahren Henry bekommen nur wenige Menschen zu sehen und Alex muss erst ein bisschen Alex sein (der weniger feindselige Alex, den Henry bisher kennengelernt hat), damit er auch zu dieser Gruppe gehört. Wie zu erwarten schlummert hinter Henrys beherrschter Fassade nämlich mehr, unter anderem auch Unsicherheit.

Die beiden sind eigentlich sehr unterschiedlich, in bestimmten Dingen dann aber doch überraschend ähnlich. Mir haben nicht nur die Momente gefallen, in denen sie ganz auf einer Wellenlänge sind, sondern auch die Harmonie ihrer Gegensätze. Während es Alex lockere, charmante Art ist, die Henrys lockere, herumwitzelnde Seite zum Vorschein bringt, trägt Henry dazu bei, dass Alex etwas Wichtiges über sich selbst lernt und sich mit seiner Sexualität auseinandersetzt. Wie die Autorin diesen Weg der Erkenntnis schildert und die tieferen Gefühle zwischen den zwei jungen Männern aufbaut, hat mir sehr gut gefallen. Es wird sich für die Entwicklung ihrer Beziehung Zeit gelassen, was sie glaubwürdig und nachvollziehbar macht und zum schwärmerischen Mitfiebern animiert. Auch wenn die erste Annäherung hinsichtlich der Seitenzahl schon relativ früh stattfindet, vergeht im Buch doch genug Zeit, um realistisch zu sein. Die Liebesszenen werden nicht im Detail beschrieben, das meiste wird lediglich angedeutet.

Mir hat es auch besonders gut gefallen, dass es relativ früh ein (wenn auch unvollständiges) Happy End vor dem endgültigen Happy End gibt, bei dem andere Bücher (unerfreulicherweise) enden würden, hier jedoch die Konflikte erst richtig losgehen. Man wird als Leser nicht um eine Lösung betrogen, die Autorin macht es sich nicht leicht, indem sie nur andeutet, dass die beiden in der Zukunft schon eine Lösung dafür finden werden, wie sie ihre Beziehung mit ihren politischen Positionen und Pflichten vereinbaren können. Der Leser darf aktiv daran teilhaben, wie die beiden ein kleines Stück Geschichte schreiben.

Aufgrund dessen bin ich nicht bloß dauernd am Grinsen gewesen, ich war an manchen Stellen auch sehr berührt und ergriffen. Alex und Henrys Geschichte ist nicht nur amüsant, sondern auch inspirierend, optimistisch und voller Toleranz und Hoffnung. Sie deutet Veränderungen in unserer Gesellschaft an und lässt sie gar nicht so unmöglich erscheinen. Dazu tragen auch die vielfältig gestalteten Charaktere bei wie die offen bisexuelle beste Freundin, die transsexuelle Leibwächterin, der offen schwule Senator oder der zweite Ehemann der Präsidentin, der selbstironisch von seinen Pflichten als First Gentleman spricht, die darin bestünden, an der Tischdeko zu arbeiten und sich hübsch zu machen. Mit Geschlechterrollen bzw. Rollenklischees wird also, wie schon erwähnt, ebenfalls gespielt.

Das Einzige, was mich die ersten 200 Seiten etwas geschlaucht hat, waren die vielen Details zum amerikanischen Wahlkampf, für den sich Alex so engagiert. Mit manchem konnte ich nur wenig anfangen und ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich beim Lesen unkonzentriert wurde und manches überfliegen wollte. Das wurde mit der Zeit aber definitiv besser und ab der Hälfte etwa fand ich das Buch durchgehend fesselnd. Es gibt Spannung und große Emotionen und das Buch habe ich – wie schon angedeutet – aufgedreht und rundum glücklich beendet. Ich hoffe auf weitere Bücher von der Autorin.

Fazit

Eine süße, zum Schwärmen animierende Liebesgeschichte, eingebettet in den amerikanischen Wahlkampf, die voller Romantik, Hoffnung und Optimismus ist. Das Buch lässt mich glücklich zurück und wird von mir sicher nochmal gelesen, ich hoffe aber trotzdem auf weitere Bücher der Autorin – ich liebe ihren Humor. 5 Sterne gibt es von mir!

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Wenn der Junge das Mädchen ausnutzt, weil es sich gut als Taschentuch eignet…

Until Friday Night – Maggie und West
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Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich ...

Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich das Gelesene eigentlich nur noch nervt und ich keine Freude mehr daran habe. Warum? Ganz einfach:

1. Das Buch weist einige Übersetzungs- und Grammatikfehler auf, die mich beim Lesen sehr gestört haben. Da wird das Footballteam als „Fußballteam“ übersetzt (S. 51), nur um einige Seiten darauf wirklich von „Fußball“ zu sprechen und den Leser damit vollkommen zu verwirren.

»Doch auch so war klar, dass sie offensichtlich nicht an mir interessiert war. Komisch. Normalerweise waren die Mädchen doch ganz wild darauf, von mir geküsst zu werden!« (S. 21)

»Tja, sie war eben völlig versessen auf mich.« (S. 125)

2. West ist einfach nur ätzend. Er ist oberflächlich, behandelt Frauen absolut respektlos (mit der Entschuldigung, dass er ja wegen seines kranken Vaters leidet und seinen Frust irgendwie loswerden muss) und nutzt diese aus. Das gilt auch für Maggie. Vor allem sie wird von ihm wie der letzte Fußabtreter behandelt. Erst lässt er seinen ganzen Frust an ihr aus und ist fies zu ihr, dann redet sie mit ihm und ist auf einmal die einzige, die ihn wirklich versteht. Sie haben kaum miteinander geredet und auf einmal kann er einfach nicht mehr ohne sie. Er braucht sie unbedingt. Damit er sich bei ihr ausheulen kann.

»Als gute Freundin brauchte er mich dagegen, weil ich wusste, wie man den Verlust eines Elternteils überlebte. So einfach war das.« (S. 116)

3. Ich fand es absolut unglaubwürdig, dass Maggie als die einzige angepriesen wird, die ihn wirklich versteht. Genau genommen gründet sich diese „Tatsache“ nur darauf, dass sie eben auch Verluste erlitten hat und seine Situation nachvollziehen kann, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie dies in ihren Bemerkungen wirklich „bewiesen“ hat. Insgesamt wirkt die Darstellung der tragischen Umstände der Protagonisten pseudotiefgründig und melodramatisch. Die Autorin hatte da eine gute Idee, hat diese aber absolut grauenhaft umgesetzt, denn ich habe den Charakteren ihre ach so herzzerreißenden Qualen und nachdenklichen Unterhaltungen, die kein Mensch so führen würde, kein bisschen abgekauft. Es wirkte wie gewollt und nicht gekonnt. Ich meine: West ruft sie an und das nahezu erste, was er sagt, ist:

»Hat es je Zeiten gegeben, in denen du nicht atmen konntest? […] Wenn dir die Verzweiflung die Kehle zugeschnürt und nicht lockergelassen hat?« (S. 101).

Sowas fragt kein Mensch (ohne jegliche Überleitung!), das ist pure Melodramatik. Für mich hat es einfach nicht gepasst, dass West sich jedes Mal, wenn er überhaupt mit Maggie redet, sofort auszuheulen beginnt. Das vermittelt den Eindruck, dass er sie einfach nur als Taschentuch benutzt, während er mit irgendwelchen anderen Mädchen in die Kiste hüpft.

4. Maggie lässt sich das fröhlich gefallen. Anfangs dachte ich noch, dass sie eine echt coole Protagonistin sein könnte, als sie völlig richtig festgestellt hat, dass West kein guter Mensch ist, weil er seinen Frust bewältigt, indem er andere Menschen (vor allem Frauen) grausam behandelt. Aber auf einmal ist das überhaupt nicht mehr schlimm, weil er zu ihr dann ja doch nett ist (wenn sie ihm schön brav gestattet, dass er ihr sein Herz ausschütten kann. Wenn sie ihm nämlich zu verstehen gibt, dass sie ihre Mittagspause lieber mit einem guten Buch verbringt als an seinem Tisch, an dem auch sein derzeitiges Betthäschen sitzt, dann darf sie sich auch mal wieder einen spitzen Kommentar von ihm anhören.)

»West war mein Untergang. Meine Empfindungen für ihn hatten die so gefürchtete Verknalltheit einfach übersprungen und sich in tiefe Gefühle für ihn entwickelt. Er benahm sich aber auch so verdammt süß! Wie hätte es sich da verhindern lassen sollen?« (S. 116)

5. Ich habe keine Ahnung, warum sie so empfindet, denn West ist alles, aber nicht süß.

6. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich mit Mutismus sonderlich gut auskenne (gar nicht, um genau zu sein), aber die Art und Weise, wie Maggie wieder anfängt zu sprechen und das nur mit West, wirkte auf mich irgendwie unauthentisch, vor allem auch, weil es so früh passiert. Es wird damit begründet, dass er sie wütend gemacht hat, aber dass sie SO wütend wird, dass sie sogar spricht, konnte ich nicht nachvollziehen. Das hätte man noch umfangreicher beschreiben müssen, es hätte sich irgendwie hochschaukeln müssen, um ihren Ausbruch wirklich glaubwürdig zu machen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Autorin wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern es einfach nach ihrem Belieben dargestellt hat. Ich kann mich natürlich irren, aber das ist einfach mein persönlicher Eindruck.

7. Und zu guter Letzt hat mich Maggies Cousin Brady auch ganz schön genervt, weil er so überbeschützend ist. Bei seinen Kumpels ist das noch verständlich, weil die meisten von ihnen Frauen wie Dreck behandeln (er selbst eingeschlossen), aber bei einem lieben Kerl wie Charlie fand ich das unnötig und mehr als unverständlich. Als West ihn dann um Erlaubnis bittet, mit Maggie befreundet zu sein, gibt er im Vergleich viel zu schnell nach, was überhaupt nicht gepasst hat.

Das Buch hat mich also, wie man vielleicht sieht, nur aufgeregt, weshalb ich mich letztendlich dazu entschlossen habe, meine Zeit nicht weiter damit zu verschwenden. Eigentlich hatte ich noch zu Beginn die anderen Teile der Reihe auf meine Wunschliste gesetzt, aber die werde ich da ganz schnell wieder herunternehmen, denn die männlichen Protagonisten der Folgebände – Gunner und Brady – sind nicht besser als West. Sie sind genauso oberflächlich und respektlos Frauen gegenüber wie er. Danke, aber nein, danke.

Fazit

Ich konnte das Buch nicht beenden. Die Umstände der Protagonisten werden melodramatisch und pseudoherzzerreißend dargestellt, die vermeintlich tiefgründigen Gespräche sind unglaubwürdig und nicht authentisch. Das Schlimmste ist aber, dass der oberflächliche Protagonist Frauen, inklusive Maggie, wie Fußabtreter behandelt. Das ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Anleitung, wie man sich am besten in den Typen verknallt, der einen als Taschentuch verwendet. 1 Stern.

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