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Veröffentlicht am 17.09.2021

Wer mit der Zeit spielt, muss mit den Konsequenzen leben.

Instabil 1 - Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen
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„Instabil – Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen“ startet direkt mit einer Horrorvorstellung.
Nichtsahnend wird Patrick Richter von einer schwerbewaffneten Spezialeinheit aus dem Tiefschlaf gerissen ...

„Instabil – Die Vergangenheit ist noch nicht geschehen“ startet direkt mit einer Horrorvorstellung.
Nichtsahnend wird Patrick Richter von einer schwerbewaffneten Spezialeinheit aus dem Tiefschlaf gerissen und direkt in Untersuchungshaft gebracht. Und es wird sogar noch schlimmer für ihn, niemand glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen, noch darf er sich rechtlichen Beistand holen. Patrick ist es auch weiterhin unklar welche Straftat er begangen haben soll. So nimmt der Albtraum seinen weiteren Lauf, er soll ohne langes Geplänkel nach Guantanamo abgeschoben werden, um dort weiterverhört zu werden. In Patricks Augen ein sicheres Todesurteil. Mit dieser verzwickten Ausgangslage beginnt Patricks spannende Reise, eine Reise, die schier unmöglich scheint, denn er springt durch die Zeit.

Nach und nach entblättert sich dieser spannende Sci-Fi-Thriller. Was diesen Thriller abhebt, sind die verschiedenen Zeitebenen und die Protagonisten darin. Sehr interessant fand ich den Perspektivwechsel zwischen den anderen Figuren, das macht diesen Thriller vielschichtiger und spannender. Sicherlich sind einige Entwicklungen und Enthüllungen vorhersehbar, aber das tut der Sache keinen großen Abbruch. Mich hat es eher mit einem Schmunzeln und den „Hab-ich-es-doch-gewusst-Moment“ zurückgelassen. Und für einen Feuerbach typischen Roman darf der Humor nicht zu kurz kommen, so wechseln sich James-Bond-würdige Action-Szenen mit vor Wortwitz und Charme sprühenden Situationen ab.
Sam Feuerbach ist ein Autor von Fantasy-Romanen und Thrillern und hat bereits mit seinen Werken viele Auszeichnungen und Awards gewinnen können. Für die „Instabil“-Reihe hat er sich mit dem Autor Thariot zusammengeschlossen und ein spannendes neues Werk geschaffen.
Robert Frank hat bereits einige Werke von Feuerbach vertont und steht auch wieder für diese Reihe zur Verfügung. Er schafft es scheinbar mühelos, den verschiedenen Figuren ein tolles Eigenleben einzuhauchen. Was sehr gut ist, so hatte ich zunächst das Gefühl von zu viel schnell eingeführten Personen erschlagen zu werden, was besonders bei Hörbüchern schwierig ist. Doch löst sich dieses anfängliche Knäul schnell wieder auf und man findet sich sehr gut in die Geschichte ein. Das ist sicherlich auch der sehr guten Vertonung zu verdanken.

Definitiv ein Lesens- bzw. Hörenswertes Buch. Und als kleines Schmankerl obendrauf gibt es viel Lokalkolorit aus Düsseldorf. Wer sich also auskennt in der Stadt, wird sich noch mehr unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Die neue Herausforderung: Gärtnern in Zeiten des Klimawandels

Trockenhelden
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Simone Kern hat mit ihrem Ratgeber „Trockenhelden“ ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen, welches für uns (Hobby-) Gärtner*innen immer wichtiger wird. Noch zu Zeiten unserer Großeltern stellte die Wasserversorgung ...

Simone Kern hat mit ihrem Ratgeber „Trockenhelden“ ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen, welches für uns (Hobby-) Gärtner*innen immer wichtiger wird. Noch zu Zeiten unserer Großeltern stellte die Wasserversorgung kein so großes Problem dar wie heute.
Das Wetter schlägt immer mehr Kapriolen und so kann es sein, dass wir Jahreszeiten erleben, die von einem Extrem ins nächste gleiten. Unteranderem eben auch sehr lange Trockenphasen. Viele Pflanzen sind darauf gar nicht eingestellt und würden eine ständige (künstliche) Bewässerung nötig machen.

Frau Kern stellt in ihrem Buch erprobte Pflanzen vor, die wahre Hitzekünstler sind und trotzdem den eigenen Garten oder Balkon wunderschön ergänzen.
Der Ratgeber hat 20 schöne Beet Gestaltungsideen, von denen man sich inspirieren lassen kann. Dazu helfen auch die integrierten Einkaufslisten, mit denen man direkt loslegen kann.
Dabei stellt sie verschiedene Beet-Ideen, wie zum Beispiel Steppenbeete, Mediterrane, aber auch die schwierigen Schattenbeete vor, um nur einige zu nennen. Sodass sicherlich jeder geneigte Gärtnertypus seinen vorhandenen Garten gestalten kann.
Die Autorin schneidet auch weitere interessante Themen an, beispielsweise Gemüseanbau bei Trockenheit, warum die Bodenbeschaffenheiten so wichtig sind und wir gerade jetzt umdenken müssen, wie man auch auf Sonnenterassen Kübelpflanzen versorgt und wie effizientes Bewässern und Beet Kosmetik gelingt.

Im Großen und Ganzen ist Frau Kern ein interessanter Ratgeber gelungen, der einen guten Überblick gibt sowie wichtige Denkanstöße bereithält.

Ich denke, dass dieses Buch für alle hilfreich sein wird, die ihren Garten den neuen Bedingungen anpassen möchten.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Zeitgenössischer Coming-of-Age-Roman

Dieses ganze Leben
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Ich hatte mich schon auf diesen Roman gefreut und bin umso froher das Buch als Rezensionsbuch vorablesen zu können.

Paola ist ein ganz normaler Teenager, die mit sich selbst hadert, sich hässlich fühlt, ...

Ich hatte mich schon auf diesen Roman gefreut und bin umso froher das Buch als Rezensionsbuch vorablesen zu können.

Paola ist ein ganz normaler Teenager, die mit sich selbst hadert, sich hässlich fühlt, überall aneckt und sehr oft einfach nur wütend auf ihre gesamte Umgebung ist. Das alles versucht sie mit ihrer Ironie zu überspielen. Wohlbehütet wächst sie in einer sehr gut situierten Familie in einem großen Haus auf. Alle Möglichkeiten stehen ihr offen, allerdings ist Geld wie so oft nicht alles. Paola leidet unter den schwierigen familiären Verhältnissen. Dem physisch wie emotional abwesenden Vater und der überbehütenden, kontrollsüchtigen Mutter.
Am schlimmsten trifft sie, dass Niemand sich für ihre Bedürfnisse oder Probleme interessiert und über allem Familiengeheimnisse liegen, welche aber nie besprochen werden.
„Alle glücklichen Familien ähneln einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Art unglücklich, und unsere Art ist das Schweigen. […] Das Schweigen klebt an dir, ist wie Leim, eine Angewohnheit wie das Rauchen, du möchtest aufhören, kannst es aber nicht.“ S.193
Und so „bricht“ sie immer wieder aus mit ihrem einzigen Freund und Verbündeten, ihrem körperlich behinderten Bruder Richi. Mit ihm kann sie sich offen geben, bespricht das Mobbing und die Ablehnung in der Schule, die Ärgernisse mit den Eltern.
Paola macht sich auf die Suche nach dem wahren Leben, Antworten auf ihre Fragen und findet dabei doch auch Freundschaft und ihren ganz eigen Stil.

Für mich war es ein wunderbar unterhaltsamer Roman, ich habe mit Paola mitleiden, lachen und sehnen können. Sie ist eine nahbare und irgendwie sehr sympathische Figur mit ihren Fehlern und Problemen ohne dabei der typische Abklatsch einer nullachtfünfzehn Teenie Vorlage zu sein.
Sehr gut hat die Autorin Raffaella Romagnolo zeitgenössische Themenpunkte mit eingearbeitet ohne dabei kitschig zu werden. Ihr Schreibstil ist flüssig, leichtverständlich so dass man den Roman direkt wegsuchten kann. Besonders fand ich das Paola als Ich-Erzählerin uns als Leser direkt anspricht, uns zu ihren imaginären Freunden und Mitwissern macht.

Nach dem ich das Buch beendet hatte, wollte ich Paola und ihre Familie einfach noch ein bisschen weiterbegleiten dürfen. Ihre Beziehungen und Entwicklungen weiterverfolgen. Sehen wie sie ihren Weg weiter geht. Für mich hätte es also gerne noch etwas weiter und mehr in die Tiefe gehen dürfen. Nichtsdestotrotz eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

interessantes Psychogramm über die heutige Jugend, Popkultur und Kommerzialisierung in Japan

Idol in Flammen
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Was neben dem poppig-knalligem Cover als Erstes bei „Idol in Flammen“ auffällt, ist die junge Autorin Rin Usami. Für ihren Debüt-Roman erhielt Sie mit nur 21 Jahren bereits den Akutagawa-Preis.
Der Akutagawa-Preis ...

Was neben dem poppig-knalligem Cover als Erstes bei „Idol in Flammen“ auffällt, ist die junge Autorin Rin Usami. Für ihren Debüt-Roman erhielt Sie mit nur 21 Jahren bereits den Akutagawa-Preis.
Der Akutagawa-Preis ist in Japan die bedeutendste Auszeichnung für Literaturschaffende. Somit liegt die Erwartungshaltung recht hoch, noch bevor man in diesen Roman eintaucht.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Schülerin Akari Yamashita und ihre Leidenschaft für das Idol Masaki Ueno, welches ein Mitglied einer Popband namens Mazamaza ist.
Akari ist sie kein „normaler“ Fan, wie man ihn landläufig kennt, sie ist ein sogenannter „Otaku“, was bedeutet, dass sie ihre leidenschaftliche Fanliebe obsessiv ebenso rückhaltlos auslebt.
Das äußert sich vor allem darin, dass sie keinerlei Interessen oder andere Freizeitaktivitäten hat.
In ihrem realen Leben findet sie keinen Halt, weder in ihrer Familie, noch bei Freunden.
Alltägliche Dinge wie Körperhygiene, Hausaufgaben oder einem Nebenjob nachgehen fallen ihr schwer.
Alles was sie macht, dient ausschließlich dem Ziel ihr Idol zu unterstützen.
Für Akari ist dieses Verhalten aber völlig normal, denn nur ihr Idol erdet sie und lässt sie etwas empfinden, sie bezeichnet ihn auch liebevoll als ihre Körpermitte, ihre Wirbelsäule.
Nachdem der gefeierte Star in einen Skandal verwickelt wird, wenden sich die sozialen Medien, genauso wie viele Fans, gegen Masaki. Immer mehr verändert sich auch das Leben von Akari und am Ende muss auch sie eine Entscheidung treffen.


In diesem kurzen Roman schafft es die Autorin die zerbrechliche Psyche eines jungen Mädchen glaubhaft zu schildern, ohne dabei die verschiedenen psychischen Probleme je direkt zu benennen. Rin Usami legt den Finger in eine offene Wunde, die nicht nur japanische Teenager betrifft, sondern sicherlich auch anderenorts zu finden ist.
Ich habe dieses kurze Buch als eine kleine Abrechnung mit der Gesellschaft empfunden. Denn am Ende blieb für mich die Frage, wenn alles entgleist, warum sehen alle Außenstehende nur dabei zu wie Akari immer mehr den Abgrund entgegen rennt? Ihre verschiedenen Störungen und Auffälligkeiten werden entweder hingenommen oder ignoriert. Muss man in solch einer Gesellschaft perfekt funktionieren?
Die Kommerzialisierung am Beispiel der Idol-Industrie wurde sehr gut dargestellt. Sie zeigt auf wie die Vermarktung vor allem junge, noch stark beeinflussbare Menschen dazu bringt immer mehr von ihrem Geld in ihre Fankultur zu stecken. Viele Merchandise Artikel sind stark limitiert, sodass ein enormer Druck entsteht, welcher Fans in Panik versetzen soll, etwas zu verpassen und sie so in einen Kaufzwang bringt. Wenn man ehrlich ist, ist es ein genial diabolisches Konzept. Der Konsum wird direkt mit Glücksgefühlen belohnt und das vergötterte Idol hat auch noch etwas davon. Denn über den Verkauf regelt sich die Beliebtheit der Stars, die darin mündet wer als erstes auftreten darf, gegebenenfalls ein Solo hat, mehr Sendezeit und so weiter: Ein Teufelskreislauf für alle Parteien.


Welche Perspektive mir gefehlt hat, sicherlich auf Grund der Kürze des Romans, ist der Blickwinkel des Idols Masaki. Wie muss dieser den Trubel empfinden? Was ist mit seinem Privatleben? Wie haben die anderen Bandmitglieder den Skandal aufgenommen? Dies wird immer wieder angedeutet innerhalb der Recherchen von Akari, aber nie genau beschrieben. Auch der eigentliche Skandal wirkte eher wie Mittel zum Zweck, als das er die Geschichte vorangebracht hätte.


Natürlich kann man kritisieren, dass es es nur bei einem kurzem Eintauchen in eine so komplexe Struktur bleibt. Aber ich finde dieses Buch hat einen Nachhall. Er bringt den Lesenden zum nachdenken und eventuell zum selber recherchieren.


Mir hat der Debütroman von Rin Usami sehr gefallen. So bin ich gespannt welches Thema sie in ihren nächsten Werken aufnimmt und verarbeitet.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Acht harte Kurzgeschichten, mit einem gewissen Punch!

JAB
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Der Autor Un-su Kim ist in seiner Heimat Südkorea bereits ein gefeierter Autor und lässt seit seinem erster Thriller die Herzen auch in Deutschland schneller schlagen.
Mit „JAB“ legt er jetzt eine Kurzgeschichtensammlung ...

Der Autor Un-su Kim ist in seiner Heimat Südkorea bereits ein gefeierter Autor und lässt seit seinem erster Thriller die Herzen auch in Deutschland schneller schlagen.
Mit „JAB“ legt er jetzt eine Kurzgeschichtensammlung nach, mit welcher er seine Wandelbarkeit und Beobachtungsgabe für das Leben von sehr unterschiedlicher Menschen zeigt.
Damit beweist er, dass nicht nur gerade sehr angesagte Serien, viele Filme, Technik oder der berühmt berüchtigte Gangnam Style aus seiner Heimat beliebt sind, sondern auch der literarische Markt so einiges zu bieten hat.

Mit seinem Geschichtenband gibt er uns einen sehr interessanten Einblick, jenseits von Glamour oder glitzernden Schein.
Das verrät schon sein Titel „JAB“. Ein Jab ist beim Boxen eine abrupt geschlagene Gerade mit der Führhand, genau so hart sollen sich seine Geschichten auch anfühlen - rau, voller Wucht, ohne dabei die kleinen zwischen Töne zu vernachlässigen. Dabei sollte man diese Erzählungen nicht nur schnell durchlesen, da man sonst diese Ebene verpassen würde. Sondern bestenfalls in einen Austausch mit anderen über die einzelnen Storylines gehen. Das macht hier wirklich Sinn, denn so konnte ich für mich ganz andere Blickwinkel bzw. Interpretationsmöglichkeiten entdecken.

Die acht kurzen Geschichten mit ihren handelnden Figuren sind sehr unterschiedlich, mal kommen sie einen wie ein Film Noir vor, mal wie eine absurde Komödie in der die Gewinner nicht so ganz klar sind. Dann wieder so rätselhaft, unheimlich und bedrohlich, dass man unweigerlich an Kafka denken muss.
Es geht oft um Einsamkeit in verschiedenen Versionen, Selbstsabotage, um dysfunktionale Familien und Alkoholmissbrauch. Über alledem ist da immer wieder diese Härte, eine rohe, manchmal auch versteckte Gewalt, gegen sich selbst, gegen andere, aber immer mit einer starken Zerstörungskraft.

Was mir bei dieser Ansammlung sehr gut gefallen hat, war, dass der Autor niemals ins Moralisieren oder Belehrende abdriftet. Alle seine Figuren gehen ihren persönlichen steinigen Weg. Als Lesende müssen wir selber entscheiden, ob oder viel mehr was wir aus diesen Geschichten für uns mitnehmen wollen. Der Schreibstil ist präzise, einfach und an einigen Stellen auch hart, was für mich gut dazu gepasst hat.
Definitiv muss man nicht mit jeder Geschichte mitgehen um einen spannenden und abwechslungsreichen Lesetrip zu erhalten.

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