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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2021

An der blauen Adria

Adria mortale - Bittersüßer Tod
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Sonja und Elke reisen mit dem Roller nach Italien und steigen in einem kleinen Dorf an der Adriaküste in der Pension von Federica Pellegrini ab, die ihnen der Pensionsgast Franco Rossi empfohlen hat. Kurze ...

Sonja und Elke reisen mit dem Roller nach Italien und steigen in einem kleinen Dorf an der Adriaküste in der Pension von Federica Pellegrini ab, die ihnen der Pensionsgast Franco Rossi empfohlen hat. Kurze Zeit später wird Rossi unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden. Commissario Lorenzo Garibaldi reist an, um den rätselhaften Todesfall aufzuklären und muss feststellen, dass jeder in dem kleinen Ort etwas zu verbergen hat. Die ständige Einmischung von Federica macht ihm die Aufklärung des Falles zunächst auch nicht leichter. Es braucht einige Irrwege und einen weiteren Toten, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen.
Der lockere, bildhafte Schreibstil und die liebevolle Schilderung der idyllischen Umgebung und der italienischen Lebensart macht das Lesen dieses Krimis zu einem fast sinnlichen Vergnügen. Durch die ausführlichen Beschreibungen zieht sich die Geschichte zwar etwas in die Länge, das tut jedoch der Spannung keinen Abbruch. Die spannende Story tat ein Übriges, ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Bis zum Schluss durfte gerätselt werden, was dem Opfer den nun zugestoßen ist. Zunächst ist fast jeder verdächtig, alle haben etwas zu verbergen. So bleibt knisternde Spannung erhalten bis zum furiosen und überraschenden Ende.
Besonders gut gefallen hat mir die Zusammensetzung des Ermittler-Duos. Federica mit ihrer Kenntnis des Ortes und der Menschen hat entscheidend zur Auflösung des Falles beigetragen. Lorenzo musste zuerst begreifen, dass er sie als „Assistentin“ braucht, um Zugang zu den störrischen Dorfbewohnern zu bekommen. Letztere werden von der Autorin ebenso mit spitzer Feder gezeichnet wie die deutschen Touristen. Mit einem Augenzwinkern bedient sie so gängige Klischees zu den „spießigen Deutschen“ und den „faulen, nachlässigen Italienern“.
Mein Fazit ist eine absolute Leseempfehlung, dieser Krimi eignet sich hervorragend als Urlaubslektüre, nicht nur am Adriastrand.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Ausbaufähig

Liebe auch an Regentagen
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Lauren hat sich entschieden, nach 24 Ehejahren ihren herrschsüchtigen, egozentrischen Mann zu verlassen. Just am Tag der Entscheidung lernt sie den ebenfalls getrennt lebenden Beau kennen und ...

Lauren hat sich entschieden, nach 24 Ehejahren ihren herrschsüchtigen, egozentrischen Mann zu verlassen. Just am Tag der Entscheidung lernt sie den ebenfalls getrennt lebenden Beau kennen und stellt fest, dass sie mit ihm viel gemeinsam hat.

Das Cover zeigt eine idyllische Küstenlandschaft, in der ich mich am Liebsten gleich zu einem Spaziergang aufmachen würde. Allerdings erschließt sich mir nicht, was dieses Cover mit der Geschichte zu tun hat.

In eigentlich ansprechendem, flüssigem Schreibstil erzählt uns Robyn Carr die Geschichte zweier Trennungen und einer neuen Liebe. Leider ist das Potential des brisanten Themas "häusliche Gewalt" nicht im Ansatz ausgenutzt. Statt dessen verliert sich die Autorin in einer Liebesgeschichte, die stellenweise fast schon in den Kitsch abgleitet, sehr gut geeignet zur Verfilmung im Herzkino. Die Dialoge zwischen Lauren und Beau wirken teilweise so schwülstig und gekünstelt, dass es mich wirklich geschüttelt hat. So ist es kein Wunder, dass ich bis zum Ende mit keinem der Protagonisten warm geworden bin. Besonders genervt hat mich Lauren, die immer den Weg des vermeintlich geringsten Widerstands gesucht hat. Bei ihrem Mann ist sie nur deshalb so lang geblieben, um ihren Töchtern auf einfache Weise eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Mit Beau möchte sie sich zuerst nicht einlassen, weil sie Angst vor Schwierigkeiten bei ihrer Scheidung hat usw.

Auch die Nebenfiguren konnten mich nicht überzeugen. Die einzige, die meiner Meinung nach authentisch wirkte, war Cassie, Laurens jüngste Tochter. Wie sie ihrem Vater die Meinung gegeigt und dann die Konsequenzen auf sich genommen hat - alle Achtung!

Das Buch hat mich aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe schon sehr interessiert, aber jetzt muss ich leider sagen, dass meine Erwartungen enttäuscht wurden. Deshalb kann ich leider keine Lese-Empfehlung aussprechen. Schade!

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Gelungene Mischung aus Historie und Fiktion

Die Akte Adenauer
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Die Gestaltung des Covers mit den metallisch glänzenden Akzenten ist gleichzeitig auffällig und geheimnisvoll. Insgesamt ist die Gestaltung des Buchs sehr hochwertig für ein Taschenbuch, auch ...

Die Gestaltung des Covers mit den metallisch glänzenden Akzenten ist gleichzeitig auffällig und geheimnisvoll. Insgesamt ist die Gestaltung des Buchs sehr hochwertig für ein Taschenbuch, auch die Karte auf der Umschlag-Innenseite ist ein aufwertendes Detail.
Das spannende Thema ist erstklassig umgesetzt, der Autor erzählt eine Geschichte, die wirklich passiert sein könnte. Es gelingt ihm perfekt, die fiktive Handlung mit den historischen Tatsachen zu verknüpfen. Mit seinem sachlichen, detaillierten Schreibstil hat er mich direkt in die Geschichte hinein gezogen und nicht mehr losgelassen.
Die handelnden Personen werden sehr gut charakterisiert, so dass man sie förmlich vor Augen hat. Interessant ist die Entwicklung, die einige Personen genommen haben. (Hiram Anderson, Eva Herden)
Der Zwiespalt, in dem sich Ermittler Philipp Gerber befindet, wird sehr deutlich. In Deutschland geboren, zu Beginn des 1.000-jährigen Reichs nach Amerika ausgewandert, hat er als GI für die USA gegen Deutschland gekämpft. Sein Auftrag macht ihn wieder zum Deutschen und zwingt ihn zur Entscheidung zwischen Deutschland und den USA.
Mich hat an diesem Buch die Geschichte Adenauers interessiert, der ja heute noch sehr polarisiert. Ich habe beim Lesen viel über ihn und seine Zeit gelernt.
Insgesamt hat mich dieses Buch wirklich überzeugt - authentische Personen, nachvollziehbarer Bezug zu historischen Ereignissen, überraschende Wendungen und ein Haupttäter, den ich überhaupt nicht auf dem Zettel hatte. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mich erstklassig unterhalten gefühlt.
Mein Fazit: Ein wirklich spannender Krimi, der eine klare Leseempfehlung verdient.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Nicht zu Ende gedacht

Himmel oder Hölle?
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Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Danielle aus Amsterdam, die mit ihren Freundinnen ein paar Tage zum Schilaufen nach Gerlos fährt. Dort lernt sie Dante kennen, ebenfalls aus Amsterdam, und verliebt ...

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Danielle aus Amsterdam, die mit ihren Freundinnen ein paar Tage zum Schilaufen nach Gerlos fährt. Dort lernt sie Dante kennen, ebenfalls aus Amsterdam, und verliebt sich in ihn. Sie ist völlig aus dem Häuschen, als sie ihn in Amsterdam wieder trifft. Sie kommen sich näher, doch Dante hat ein düsteres Geheimnis. Danielle verstrickt sich immer mehr in diese Liebesgeschichte und würde das Geheimnis gerne lüften, um ihrer Liebe eine Chance zu geben. Dabei setzt sie ihre Freundschaften aufs Spiel und bringt sich selbst in Lebensgefahr.
Der einfache, flüssige Schreibstil ist gut und schnell zu lesen. Die Autorin beschreibt ihre Protagonisten sehr einfühlsam und scheint nahe an der Jugend dran zu sein. Stellenweise erschienen mir die Reaktionen der Handelnden etwas albern, aber das mag daran liegen, dass ich um einige Jahre älter bin als die eigentliche Zielgruppe der Autorin. Besonders gut hat mir gefallen, wie genau besonders Danielle und ihre drei Freundinnen charakterisiert wurden. Die charakterlichen Gegensätze kamen sehr deutlich zur Geltung. Der Spannungsbogen steigt nur sehr langsam an, in der ersten Hälfte des Buches passiert nicht viel. Einige wenige eingestreute kurze Kapitel schildern aus Tätersicht, wie eine junge Frau gefoltert wird.
Hieraus ergibt sich dann die Spannung in der zweiten Hälfte und die sehr überraschende Auflösung am Ende. Das ist sehr geschickt gemacht.
Danielle als Hauptperson ist mir nicht sehr sympathisch. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben, sie hat so gar kein Selbstwertgefühl, lässt sich von ihren „Freundinnen“ herumschubsen und herabsetzen. Ihr Ex-Freund stellt ihr weiter nach, kontrolliert sie und bombardiert sie mit Nachrichten. Dagegen wehrt sie sich ebenso wenig wie gegen Dantes herablassenden Umgang und seine ständigen Launen.
Was ich am meisten an der Geschichte vermisse, ist eine Weiterentwicklung Danielles, denn ein Jugendroman sollte doch einen Lerneffekt vermitteln. Das ist hier leider nicht der Fall. Stattdessen wird hier vermittelt, dass es in Ordnung ist, an ungesunden Beziehungen fest zu halten und sich selbst wegen Äußerlichkeiten herunterzumachen.

Mein Fazit: Leider kann ich hier keine Leseempfehlung aussprechen, denn der fehlende Lerneffekt ist meiner Meinung nach für einen Jugendroman ein sehr entscheidendes Kriterium.

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Veröffentlicht am 21.05.2021

Provenzalisches Savoir Vivre

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
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Kommissarin Isabell Bonnet kommt frisch kuriert aus der Reha zurück ins Dörfchen Fragolin und muss gleich gegen ihren Willen den Mord an ihrem Ex-Freund Thierry aufklären. Der Bürgermeister in im Küstenstädtchen ...

Kommissarin Isabell Bonnet kommt frisch kuriert aus der Reha zurück ins Dörfchen Fragolin und muss gleich gegen ihren Willen den Mord an ihrem Ex-Freund Thierry aufklären. Der Bürgermeister in im Küstenstädtchen Sanary-sur-Mer brutal ermordet worden. Was hat ihn dorthin geführt? Mit wem hat er sich getroffen? Das sind die essentiellen Fragen, die Isabelle zusammen mit ihrem genial chaotischen Partner Apollinaire klären muss.

Das Cover hat mich direkt in die Provence entführt. Zusammen mit den ausführlichen Beschreibungen des dortigen Savoir Vivre mit ausgedehnten Mittagessen, Bädern im Meer zur Dienstzeit und dem ausgiebigen Genuss der örtlichen Weine ergibt eine sehr schöne Beschreibung dieser Kultur, aber leider keinen Krimi. Der Kriminalfall wird nur so nebenbei bearbeitet, so dass nicht die rechte Spannung aufkommen will. Auch die Auflösung ist nicht schlüssig. Wie ist denn Isabell darauf gekommen, das ominöse Beweisstück untersuchen zu lassen, das direkt zum Mörder führte? Woher kam der Verdacht? Nichts deutet vorher darauf hin, dass sie diese Person verdächtigt.

Pierre Martins Schreibstil ist flüssig und teilweise sehr detailliert, aber es gelingt ihm nicht, mir die Personen nahe zu bringen, mir fehlt der emotionale Aspekt. Es wirkt alles ein bisschen unterkühlt und distanziert.

Der Autor zeichnet ein genaues Bild von Isabell, die mir nicht wirklich sympathisch ist. Obwohl sie jahrelang mit Thierry zusammen war, hat man den Eindruck, dass sie ihn überhaupt nicht kennt. Sie wirkt egoistisch und wenig teamfähig, ist total überzeugt davon, dass nur sie diesen Fall lösen kann. Kollege Apollinaire ist mir dagegen eher ans Herz gewachsen. Chaotisch, aber genial trägt er maßgeblich zur Lösung des Falles bei und nimmt sich dabei noch Zeit, anderen zu helfen.

Insgesamt kann ich leider keine Lese-Empfehlung aussprechen. Wer gerne über provenzalisches Savoir Vivre liest, mag hier richtig sein, aber ein echter Kriminalroman ist das nicht.

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