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Veröffentlicht am 02.08.2021

Absurde Dialoge und skurrile Protagonisten

Dich hab ich nicht kommen sehen
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Die 31-jährige Juristin Mari zieht von Düsseldorf nach Berlin, um eine gescheiterte Beziehung und eine Fehlgeburt zu verarbeiten. Sie wird direkt von der Familie ihrer Vermieterin „aufgesaugt“ und lernt ...

Die 31-jährige Juristin Mari zieht von Düsseldorf nach Berlin, um eine gescheiterte Beziehung und eine Fehlgeburt zu verarbeiten. Sie wird direkt von der Familie ihrer Vermieterin „aufgesaugt“ und lernt auch deren Bruder Leo kennen, in den sie sich verliebt.

Die Gestaltung des Covers ist außergewöhnlich und sehr ansprechend. Der Schreibstil hat mich allerdings nicht abgeholt, denn die Dialoge sind teilweise so absurd, dass sich mir die Fußnägel hochrollen.
Mit Mari, um die sich die Geschichte dreht, konnte ich leider bis zum Schluss nicht warm werden. Ihr pubertäres Gehabe und die damit verbundene Unsicherheit ging mir gewaltig auf die Nerven. Leider macht sie auch im Verlauf der Geschichte keine erkennbare Entwicklung durch, sondern ist dann ganz plötzlich eine andere. Genau so plötzlich ändern sich ihre Beziehungen zu verschiedenen Personen, also ohne dass man als Leser mitbekommt, warum das jetzt so anders ist. Von der einen Zeile zur anderen wird aus dem ungeliebten Chef der Duzfreund, mit dem man sogar aus einem Teller isst oder aus Leos Ex eine „beste Freundin“, die mithilft, dass Leo und Mari zusammen kommen. Positiv ist Maris Art anzumerken, wie sie mit dem kleinen Tobi umgeht.
Die Protagonisten um Mari herum sind eine Anhäufung von stark überzeichneten schrägen Persönlichkeiten, die es meiner Meinung nach in einer solchen Konzentration nicht gebraucht hätte.
Insgesamt hat mich dieses Buch leider sehr enttäuscht, die Leseprobe hat meiner Meinung nach Besseres versprochen. Leider kann ich es nicht guten Gewissens weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Fair Play - im Leben und auf dem Platz

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Die Gestaltung des Covers entspricht sehr gut der Zeit in der die Geschichte spielt, auch worum es in der Hauptsache geht, ist gut abzuleiten. Der Schreibstil ist sehr klar und sachlich, ich ...

Die Gestaltung des Covers entspricht sehr gut der Zeit in der die Geschichte spielt, auch worum es in der Hauptsache geht, ist gut abzuleiten. Der Schreibstil ist sehr klar und sachlich, ich bin gut in die Geschichte hinein gekommen, deren Aufbau mit den verschiedenen Zeitebenen konzentriertes Lesen erfordert. Dem Spannungsaufbau ist das aber sehr zuträglich.

Wir lesen die Geschichte des jungen Adeligen Julius von Berg, der zwischen den großen Kriegen im Rheinland aufwächst. Er hat sich dem Tennissport verschrieben und möchte ein Weltklassespieler werden. Dafür trainiert er hart und erfährt aber auch viel Förderung nicht nur durch seine Familie, sondern auch durch Größen des Tennis, die sein Talent erkennen. Nach seinem Abitur geht er nach Berlin, um Jura zu studieren und bei einem anerkannten Tennisclub seine Karriere weiter zu verfolgen. Dabei ist er trotz aktiver Teilnahme am Berliner Nachtleben so erfolgreich, dass er sein Studium an den Nagel hängt und nur noch Tennis spielt. So kommt er in der Welt herum und lernt zahlreiche außergewöhnliche Menschen kennen. Dabei bleibt er immer ein Ehrenmann - auf und neben dem Tennisplatz. Diese Haltung wurde ihm von Jugend an vom Vater eingeimpft.

An Julius könnte sich so mancher moderne Sportler ein Beispiel nehmen - er ist der Inbegriff des Fair Players - ebenso wie das Vorbild des Romans Gottfried von Cramm. Er lässt sich nicht korrumpieren und nimmt dafür lieber in Kauf, dass er während des Nazi-Regimes im Gefängnis landet als dass er seine Freunde und vor Allem seine Überzeugung verraten würde. Ich bewundere seinen Mut und seine Geradlinigkeit. Auch alle anderen Charaktere in der Geschichte waren mir sehr sympathisch, besonders die Eltern und der Großvater von Julius, die für ihre Zeit schon sehr fortschrittlich gedacht haben.

Insgesamt hat mich das Buch sehr gut unterhalten, die Mischung aus Sportbericht, Geschichte und persönlichem Erleben von Julius war genau richtig. So habe ich, unterhaltsam verpackt, auch einiges über diese Zeit gelernt, was ich noch nicht wusste. Deshalb kann ich hier nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Abenteuer im Nordmeer

Die Walfängerin von Borkum
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Borkum 1653: Joris, frischgebackener Commandeur eines Walfangschiffes, muss seine Verlobte Fenja auf Borkum zurücklassen, um zum ersten Mal auf Walfang zu gehen. Er ist fest überzeugt, dass seine Pläne ...

Borkum 1653: Joris, frischgebackener Commandeur eines Walfangschiffes, muss seine Verlobte Fenja auf Borkum zurücklassen, um zum ersten Mal auf Walfang zu gehen. Er ist fest überzeugt, dass seine Pläne aufgehen werden, muss jedoch ebenso wie Fenja einigen Herausforderungen standhalten, bevor er nach Borkum zurückkehren kann.

Die spannende Geschichte von Fenja, Joris und Joris´ durchtriebenem Bruder Nils hat mich von Anfang an gefesselt. Der Schreibstil ist so detailliert und bildhaft, dass ich förmlich das Meer riechen konnte. Die Atmosphäre einer Nordsee-Insel ist perfekt eingefangen.

Die Personen sind sehr authentisch, besonders Joris´ Großmutter Greta war mir gleich sehr vertraut. Am Besten gefiel mir jedoch Fenjas Freundin Neele mit ihrer zupackenden Art und ihrer klaren Sicht auf die Ereignisse. Fenja macht im Laufe der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung durch, anfangs ist sie doch eher schwach und wenig kämpferisch, wächst jedoch an ihren Herausforderungen. Das gleiche gilt für Joris. Sie nehmen die Herausforderungen an und haben das HappyEnd redlich verdient.

Besonders interessant fand ich die Einblicke in das raue Leben der Walfänger, die mir durchaus realistisch erscheinen. Die Kälte, die eintönige Ernährung und die harte Arbeit waren direkt fühlbar und entzaubern den Mythos , der dieses Gewerbe noch heute umgibt, ein wenig.

Auch wenn der Titel irreführend ist, denn eine Walfängerin ist Fenja definitiv nicht, hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen. Für Freunde historischer Romane kann ich es uneingeschränkt empfehlen.


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Veröffentlicht am 15.07.2021

Gelungener Auftakt der Speicherstadt-Saga

Der Duft der weiten Welt
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Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann ...

Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann eine arrangierte Ehe mit einem Hamburger Kaufmann. Sie möchte Ärztin werden oder im Kaffeehandel des Vaters arbeiten und einen Mann heiraten, den sie liebt. Wird sie sich durchsetzen?

In einfühlsamem, mitreißendem Schreibstil erzählt Fenja Lüders die Geschichte der Hamburger Kaufmannsfamilie Deharde. Ziemlich schnell konnte ich in die Zeit und das Umfeld eintauchen und war in der Villa zuhause.

Mina ist die älteste Tochter, sie ist klug, stark und engagiert und möchte sich nicht in die übliche Frauenrolle drängen lassen. Vater Karl ist stolz auf sie und unterstützt sie teilweise, kann aber doch nicht von den alten Gepflogenheiten lassen, zumal Großmutter Hiltrud, die wirklich einen Stock im Kreuz hat, auf Einhaltung der alten Sitten pocht. Die kleine Schwester Agnes kann Mina auch nicht wirklich helfen. Die Personen sind sehr authentisch dargestellt, ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl sie persönlich zu kennen. Besonders Mina ist mir schnell ans Herz gewachsen.

Insgesamt fand ich die Geschichte stimmig und gelungen. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der historische Bezug. Es wäre interessant gewesen, einige Fakten zu der Zeit so kurz vor dem ersten Weltkrieg einzuflechten und dadurch die Stimmung in der Gesellschaft zu vermitteln. Trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, und ich werde mir sicher die beiden Folgebände auch gönnen. Schließlich möchte ich wissen, wie es mit Mina und dem Handelshaus Koopmann & Deharde weitergeht.

Mein Fazit: Ein gelungener historischer Roman mit authentischen Figuren in perfektem Umfeld - 100% Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Eine Geschichte von Liebe, Mut und Verrat

Mut. Machen. Liebe.
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Paul ist 19 Jahre alt. Sein bester Freund Jonas, mit dem er auch eine kurze Liebesgeschichte hatte, hat ihn vor vier Jahren auf mieseste Art zwangsgeoutet. Seither kommt Paul mit seinem Leben ...

Paul ist 19 Jahre alt. Sein bester Freund Jonas, mit dem er auch eine kurze Liebesgeschichte hatte, hat ihn vor vier Jahren auf mieseste Art zwangsgeoutet. Seither kommt Paul mit seinem Leben nicht klar. Um wieder in die Spur zu kommen, will er durch Italien wandern. Dort trifft er die 80-jährige Liz, mit der er nach anfänglicher Gegenwehr Freundschaft schließt. Sie erzählt ihm eine Geschichte aus dem Köln der fünfziger Jahre und hilft ihm damit auf den Weg zu sich selbst.

Das Cover hat mich sofort angesprochen, der derzeit ja allgegenwärtige Regenbogen hat sofort verraten, worum es in diesem Buch geht. Auch die Haptik des Buches (Ich hatte noch nie eins in Steifbroschur) gefällt mir sehr gut.

Die Geschichten von Paul und Jonas sowie die von Helmut und Enzo haben mich sofort gepackt, so dass ich das Buch in einer Nachtschicht auf einen Rutsch durchgelesen habe. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil von Hansjörg Nessensohn ist unspektakulär, trotzdem sehr einfühlsam und flüssig zu lesen.

Der Umgang mit homosexuellen Menschen in den 1950-er Jahren im heute so weltoffenen Köln hat mich sehr schockiert. Da hat es doch glücklicherweise seither deutliche Fortschritte gegeben, auch wenn durchaus noch Luft nach oben ist.

Sehr sensibel schildert der Autor die Entstehung der Liebe zwischen Helmut und Enzo und die Zerrissenheit Helmuts, der sich seiner Verlobten Marlene und seiner Familie verpflichtet fühlt und vehement gegen seine Natur ankämpft. Die Schilderung wirkte so authentisch, dass ich mich gefragt habe, ob der Autor in seinem Leben Ähnliches durchgemacht hat.

Besonders gefallen hat mir wie sich die Freundschaft zwischen Liz und Paul entwickelt. Die beiden unterstützen sich nicht nur auf der Wanderung gegenseitig, sondern profitieren auch bei der Bewältigung ihrer Vergangenheit sehr voneinander. Stück für Stück arbeiten sie in ihren Gesprächen die Verletzungen ihres Lebens auf.

Alles in Allem kann ich dieses Buch nur uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein absolutes Lese-Highlight zu einem Thema, das hoffentlich irgendwann kein Thema mehr, sondern einfach ein Teil unserer Normalität sein wird.


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