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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2021

Philisophisch

Der Schneeleopard
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Autor Sylvain Tesson bricht zusammen mit dem Tierfotografen Vincent Munier und dessen Crew auf nach Tibet, um den vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden zu fotografieren. Sie durchqueren das Land, das ...

Autor Sylvain Tesson bricht zusammen mit dem Tierfotografen Vincent Munier und dessen Crew auf nach Tibet, um den vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden zu fotografieren. Sie durchqueren das Land, das von den Chinesen in die Moderne geführt werden soll und geben dabei den Landmarken eigene Namen, um nicht zu verraten, wo letztendlich das gesuchte Tier zu finden ist und beobachten dabei zahlreiche andere Tiere.

Mir gefällt der Schreibstil, der bei der Beschreibung von Landschaften und Tieren sehr poetisch, fast schon liebevoll ist. Allerdings kommen meiner Meinung nach die Tiere, insbesondere der Schneeleopard, viel zu kurz. Die Magie des Moments, in dem sie Katze endlich entdecken, kommt überhaupt nicht beim Leser an. Stattdessen ergeht sich der Autor in philosophischen Betrachtungen über Sinn und Unsinn des Lebens und wiederholt sich dabei sehr häufig. Besonders kritisch beleuchtet er immer wieder die Dekadenz des modernen Lebensstils, die schuld ist an der fortschreitenden Zerstörung der Natur. In dieser Sache muss ich ihm eigentlich Recht geben. Allerdings weckt es meine Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit, dass er ohne zu zögern einen Langstreckenflug antritt, um die seltene Raubkatze an ihrem Rückzugsort aufzustöbern. Das Buch erfüllt seinen Zweck, indem es zum Nachdenken anregt, insgesamt muss ich aber sagen, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Mein Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Gelungene Fortsetzung

Die Stadt der Tränen
8

Minou und ihre Familie, schon bekannt aus dem ersten Band „ Die brennenden Kammern“, hatten für zehn Jahre ein beschauliches Leben auf der geerbten Burg in Puivert. Zur Hochzeit des Hugenottenkönigs Heinrich ...

Minou und ihre Familie, schon bekannt aus dem ersten Band „ Die brennenden Kammern“, hatten für zehn Jahre ein beschauliches Leben auf der geerbten Burg in Puivert. Zur Hochzeit des Hugenottenkönigs Heinrich von Navarra mit der Katholikin Margarete von Valois reisen sie mit der ganzen Familie nach Paris. Dort treffen sie ihren alten Feind, den Kardinal Vidal wieder und geraten in die Wirren der Bartholomäusnacht. Die Familie wird auseinander gerissen und muss Paris bei Nacht und Nebel verlassen. Sie flüchten nach Amsterdam, wo sie sich ein neues Leben aufbauen.

Minou Joubert-Reydon, ihre Geschwister und ihr Vater, ihr Mann Piet und Erzfeind Vidal waren alte Bekannte, mit denen ich bereits im ersten Band mitfiebern durfte. Neu dazugekommen sind die Kinder von Minou und Piet, die vorwitzige siebenjährige Marta und der zweijährige Jean-Jaques. Zusammen mit Minous Geschwistern Alis und Aimeric und ihrem Vater Bernard bilden sie eine sehr sympathische, für damalige Verhältnisse fortschrittliche Familie, bei der auch Tante Salvadora einen Platz findet. Erzfeind Vidal hat seinerseits seinen illegitimen Sohn Louis zu sich genommen, den er für seine Ziele einspannt und der ihm an Boshaftigkeit und Verschlagenheit durchaus das Wasser reichen kann. Vidal pflegt nach wie vor die alte Feindschaft und setzt alles daran, die Familie von Piet und Minou zu vernichten.

Kate Mosse verknüpft sehr geschickt die Schicksale ihrer Protagonisten mit den historischen Fakten der Hugenottenkriege, die im 16. Jahrhundert tobten. Die geschichtlichen Fakten werden zwar manchmal nur angedeutet, aber wenn das Interesse geweckt ist, kann man sich ja bei anderen Quellen weiter belesen. Die Autorin schildert den religiösen Fanatismus und die Grausamkeit der Kämpfe ebenso bildhaft wie die Ereignisse im Leben der fiktiven Akteure. Mit ihrem mitreißenden Schreibstil macht sie es leicht, in die Geschichte einzutauchen. Sie charakterisiert die Handelnden sehr detailliert, so dass man im Verlauf der Geschichte teilweise schon vorhersehen kann, was sie als nächstes tun werden. So war einerseits manches vielleicht ein bisschen vorhersehbar, auch fand ich es ein wenig zu dick aufgetragen, dass es jetzt auch um Piets Herkunft ein Geheimnis gibt und ein unverhofftes Erbe winkt. Andererseits haben wir ja einen Roman gelesen, da fällt so etwas unter die dichterische Freiheit und bringt zusätzliche Spannung in die Geschichte. Wie beim ersten Band sind wieder einige Fragen offen geblieben, so dass ich einer Fortsetzung entgegenfiebere.

Mein Fazit deckt sich mit dem zum ersten Band: Für Freunde des historischen Romans mit realem Hintergrund ist diese Reihe ein absolutes Muss.

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Veröffentlicht am 30.03.2021

Herzhaft gelacht.....

Das Faultier bewegt sich wie Opa
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......habe ich etliche Male bei der Lektüre dieses Büchleins. Nach Themen geordnet und mit passenden, informativen Texten unterlegt können wir die Stilblüten aus Kindermund richtig genießen. ...

......habe ich etliche Male bei der Lektüre dieses Büchleins. Nach Themen geordnet und mit passenden, informativen Texten unterlegt können wir die Stilblüten aus Kindermund richtig genießen. Es ist phänomenal wie spontan, treffend und logisch Kinder ihre Meinung kundtun.

Einen ersten Schmunzler löst schon der Titel aus. Auch die Darstellung des Faultiers auf dem Cover mit Opa-Mütze und Gehstock ist sehr gelungen.

In den Texten geben die beiden Autorinnen auf kurzweilige Art Erziehungstipps ohne den erhobenen Zeigefinger und mitten aus dem Leben. Trotzdem kommt es nicht als Erziehungsratgeber daher, sondern als unterhaltsame, witzige Lektüre mit Lerneffekt. Es regt an, die Dinge manchmal aus Kindersicht zu betrachten und die Einfachheit wieder wahrzunehmen.

Insgesamt spreche ich hier sehr gerne eine klare Leseempfehlung aus. Dieses Büchlein macht nicht nur Spaß, es regt auch zum Nach- und Umdenken an.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Ausdrucksstarkes Cover

Johanna spielt das Leben
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Johanna ist neunzehn Jahre jung und hatte gerade ihren Durchbruch am Wiener Burgtheater, als sie den Juristen Georg kennen lernt, der sich in sie verliebt und sie heiratet, als sie schwanger ...

Johanna ist neunzehn Jahre jung und hatte gerade ihren Durchbruch am Wiener Burgtheater, als sie den Juristen Georg kennen lernt, der sich in sie verliebt und sie heiratet, als sie schwanger wird. Es genügt ihr nicht, Ehefrau und Mutter zu sein, so geht sie gegen Georgs Willen ans Burgtheater zurück, um ihren Beruf auszuüben. Das sorgt für enorme Spannungen in ihrer Ehe, denn sie hatte ihrem Mann fest versprochen, sich die ersten drei Jahre nur um das Kind zu kümmern, während er Karriere im Justizministerium macht.

Leider verspricht das wirklich toll gestaltete Cover zu viel, die Geschichte kann meiner Meinung nach damit nicht mithalten. Mit der Hauptperson Johanna konnte ich leider bis zur letzten Seite nicht warm werden, denn ich konnte nicht unterscheiden, wann sie eine Rolle spielt und wann sie ausnahmsweise mal sie selbst ist. Sie spielt die Ehefrau, Geliebte, Mutter und Tochter, aber wer ist sie wirklich? Auf jeden Fall ist sie eine krasse Egoistin. Nicht weil sie in ihren Beruf zurück will, sondern weil sie es um jeden Preis will. Sie kümmert sich nicht mal richtig um eine ordentliche Ernährung ihres Kindes. Auch eine starke Frau, die um ihr Anliegen kämpft ist sie nicht, auch die spielt sie nur, indem sie ihr Umfeld einfach vor vollendete Tatsachen stellt. Keine Diskussionen, keine Argumente, Johanna macht einfach und fertig. Über die Folgen denkt sie nicht nach.
Auch ihr Mann Georg konnte meine Sympathie nicht gewinnen, er nimmt seine Frau nicht ernst und riskiert damit genauso das Wohl seines Kindes wie sie. Wenn die beiden gemeinsam eine Lösung gefunden hätten, hätte die Geschichte meiner Meinung nach sehr gewonnen.
Zum Schluss wird dann aus heiterem Himmel und ohne jeden Zusammenhang noch ein Familiengeheimnis aufgedeckt, auf das es in der gesamten Geschichte nicht den geringsten Hinweis gab.

Der detailverliebte Schreibstil allerdings hat mir sehr gefallen und mich bei der Stange gehalten. Trotzdem bin ich enttäuscht, denn aufgrund von Cover und Klappentext hatte ich die Geschichte einer wirklich starken Frau in einer für Frauen eher schwierigen Zeit erwartet. Schade!

Mein Fazit: Ausbaufähig.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Auf der Suche nach den Wurzeln

Geteilte Träume
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Kurz vor ihrem Abitur erfährt Ingke, das ihre Eltern sie adoptiert haben. Sie ist erschüttert und empört und beginnt, nach ihren Wurzeln zu suchen. Die Geschichte ihrer leiblichen Familie ist tragisch, ...

Kurz vor ihrem Abitur erfährt Ingke, das ihre Eltern sie adoptiert haben. Sie ist erschüttert und empört und beginnt, nach ihren Wurzeln zu suchen. Die Geschichte ihrer leiblichen Familie ist tragisch, ein vollständiger Ost-West-Konflikt wie es zu dieser Zeit unzählige gab. Sie erfährt über die Flucht ihres Großvaters, über Kindheit und Jugend ihrer Mutter in der DDR, über deren versuchte Flucht und die Zeit im Gefängnis. Auch ihre Adoptiveltern müssen Farbe bekennen, wie es zur Adoption gekommen ist. Letztendlich muss Ingke begreifen, dass alle Beteiligten nur ihr Bestes im Sinn hatten.
In eindringlichem, emotionalem Schreibstil erzählt Ulla Mothes nicht nur die Geschichte einer Familie zwischen Ost und West, sie stellt und beantwortet auch viele Fragen zum Thema Familie. Auch der geschichtliche Hintergrund ist interessant und gründlich recherchiert. Sehr gut gefällt mir der Aufbau der Geschichte. Indem die Autorin Ingke quasi von einem Familienmitglied zum anderen schickt, kann man mit ihr gemeinsam die Hintergründe ihrer Adoption aus mehreren Blickwinkeln anschauen. So reist Ingke durch das neu vereinigte Deutschland auf der Suche nach ihren Wurzeln.
Die Personen sind ziemlich gut charakterisiert, so dass man sich in jede einzelne hineinfühlen kann. Ingke sieht zeitweise vor lauter Wald die Bäume nicht und führt sich auf wie ein Elefant im Porzellanladen, was sicher ihrer Jugend und der großen Enttäuschung zuzuschreiben ist. Trotzdem finde ich sie sehr sympatisch, ihre Adoptiveltern Kelle und Maren haben einen guten Job gemacht. Die beiden tun mir leid, werden sie doch durch Ingkes Wurzelsuche ganz schön gebeutelt. Besonders angetan hat es mir Onkel Otto, durch seine diplomatische, zupackende und warmherzige Art löst er die ganze Problematik im Handumdrehen auf und kittet das von Ingke zerschlagene Porzellan. Das Happy End kommt allerdings ein bisschen zu plötzlich, es wirkt fast, als wolle die Autorin die Geschichte jetzt schnell zu einem guten Ende bringen.
Insgesamt ist „Geteilte Träume“ ein lesenswertes Buch über die Zeit vor und nach der Wende und das Leben in Ost und West.

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