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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2020

Ultras objektiv betrachtet

Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.
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Als ich das Cover sah, dachte ich zuerst "Na bravo, wieder eine Anti-Ultra-Hetze", denn das Cover wirkt ein bisschen bedrohlich. Sicher liegt das an der Farbgestaltung. Der Schreibstil ist für ...

Als ich das Cover sah, dachte ich zuerst "Na bravo, wieder eine Anti-Ultra-Hetze", denn das Cover wirkt ein bisschen bedrohlich. Sicher liegt das an der Farbgestaltung. Der Schreibstil ist für ein Sachbuch locker flockig, so dass es flüssig zu lesen und leicht verständlich war. Mir hat sehr imponiert, wie teilweise grenzwertige Situationen so humorvoll geschildert wurden.

Beim Lesen wurde aber recht schnell klar, dass der Autor sich sehr intensiv mit der internationalen Ultra-Szene auseinandergesetzt hat. Es wird schnell klar, dass in der Ultra-Bewegung nicht nur gewaltbereite Hooligans unterwegs sind, sondern dass diese im Gegenteil eher eine unerwünschte Ausnahme darstellen, eine Minderheit, die mit dem Fußball nicht das geringste am Hut hat.

Besonders gefallen hat mir, dass ich einen Einblick in die internationale Fanszene bekommen habe. Die Anliegen der Gruppierungen in den verschiedenen Ländern sind teilweise doch recht unterschiedlich. Allen gemeinsam ist, dass sie sich politisch und sozial engagieren.

Insgesamt fand ich das Buch sehr empfehlenswert, besonders für Fußballfans, die sich mit fremder Fankultur auseinandersetzen möchten. Es trägt sehr zum Abbau von Vorurteilen bei.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.11.2020

Unbedingt lesen!

So blutig die Nacht
7

Kate wird als junge Polizistin fast zum Opfer des „Nine Elms Cannibal“, kann sich aber erfolgreich zur Wehr setzen und den Serienmörder überführen. Jahre später, sie ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden ...

Kate wird als junge Polizistin fast zum Opfer des „Nine Elms Cannibal“, kann sich aber erfolgreich zur Wehr setzen und den Serienmörder überführen. Jahre später, sie ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden und lebt nicht mehr in London, wird sie vom Vater eines nach wie vor verschwundenen mutmaßlichen Opfers gebeten, nach dem Mädchen zu suchen. So verstrickt sie sich wieder in den Fall, der auch durch einen Nachahmungstäter wieder erschreckend aktuell wird. Mit der Unterstützung ihres Assistenten Tristan und in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei findet sie nicht nur das Opfer des ersten Täters, sie ist auch beteiligt an der Ergreifung des Trittbrettfahrers. Dabei bringt sie sich und ihre Angehörigen in große Gefahr.
Dem Autoren Robert Bryndza gelingt es auf einzigartige Weise, mich an den Gedanken der Ermittler ebenso teilhaben zu lassen wie an den Abgründen in der Seele zweier sehr grausamer, psychopathischer Serienmörder. Sein Schreibstil ist mitreißend und eindringlich, er bringt mir die Beteiligten gleich nahe. Die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend, ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Kate und ihr Assistent Tristan bilden ein sympathisches Ermittler-Team, sie ergänzen sich gut, geben nicht auf und treten auch füreinander ein. Die Taten, mit denen sie sich befassen, sind an Brutalität und Abartigkeit kaum zu übertreffen. Das Grauen, das sie teilweise dabei empfinden, kann ich als Leser gut teilen. An manchen Stellen hätte ich mir einen etwas weniger detaillierten Schreibstil gewünscht. Das tut meiner Begeisterung für dieses Buch aber keinen Abbruch.
Mein Fazit: Wer Thriller mag, wird diesen lieben. Der gelungene Beginn einer neuen Reihe um das Ermittler-Team Kate und Tristan ist sehr empfehlenswert. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bände.

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  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 17.11.2020

Eine bewegte Familiengeschichte

Das schwarze Gold des Südens
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Im ausgehenden 19. Jahrhundert hat Firmenchef und Familienvater Joseph Imhoff nur ein Ziel: Das Familienunternehmen zu retten und in alter Tradition weiter zu führen. Dafür ist er zu allem bereit, sogar ...

Im ausgehenden 19. Jahrhundert hat Firmenchef und Familienvater Joseph Imhoff nur ein Ziel: Das Familienunternehmen zu retten und in alter Tradition weiter zu führen. Dafür ist er zu allem bereit, sogar das Wohl seiner Frau Minna und das Glück seiner beiden Töchter Amalie und Elise zu opfern. Die ältere Amalie stößt zunächst in gleiche Horn und geht eine Vernunftehe zum Wohl der Firma ein, während Elise sich nicht vor Vaters Karren spannen lässt. Ein schwerer Schicksalsschlag reißt die Familie auseinander. Beide Töchter machen schwierige Zeiten durch, bis sie wieder zueinander finden können.

Zu Anfang hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu kommen, denn ich fand den Schreibstil etwas schwerfällig und stellenweise gab es ein paar Längen. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, mir die Charaktere der Figuren nahe zu bringen. Dann wurde es doch spannend, die Geschichte einer Familie in dieser Zeit des Aufbruchs und erster Bemühungen um die Emanzipation der Frau zu beobachten. Während Minna und Elise ihren Weg finden, mit Josephs Sturheit und Festhalten an überholten Werten umzugehen, weiß Amalie keinen anderen Weg, als sich zu beugen. Dank Tara Haighs einfühlsamer "Schreibe" konnte ich alle drei verstehen. Den beiden Herren Joseph und Herrmann wollte ich aber mehr als einmal zurufen "Wacht doch mal auf und bewegt Euch ein bisschen!", denn allzu starr halten beide am Althergebrachten fest. Letztlich zahlen beide dafür auch den Preis. Das Ende ist vielleicht ein bisschen vorhersehbar, trotzdem hat mir der Weg dahin gut gefallen.

Mein Fazit: Trotz einiger Längen beim Start der Geschichte lohnt es sich, dran zu bleiben, denn wir lesen hier eine bewegte Familiengeschichte vor historischem Hintergrund, die irgendwie nach Lakritz duftet.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Anspruchsvoll und vielschichtig

Aus dem Schatten des Vergessens
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Kommissar Lessard und sein Team bekommen es mit zwei bestialischen Morden zu tun. Schnell wird klar, dass auch der Selbstmord eines Obdachlosen mit den Morden zu tun hat. Die Ermittler tappen ...

Kommissar Lessard und sein Team bekommen es mit zwei bestialischen Morden zu tun. Schnell wird klar, dass auch der Selbstmord eines Obdachlosen mit den Morden zu tun hat. Die Ermittler tappen zunächst im Dunkeln, weitere Morde führen sie dann auf eine Spur, die weit in die Vergangenheit reicht.

Das Cover lässt keine Rückschlüsse auf den Inhalt zu, aber viel Spielraum für die Phantasie. Der Schreibstil mit vielen kurzen Kapiteln, von denen mir die kürzesten noch zusätzliche Rätsel aufgegeben haben, stört zuerst ein bisschen den Lesefluss. Später hilft er aber dabei, bei der Vielzahl der Beteiligten den Überblick zu behalten.

Die Personen werden so facettenreich geschildert, dass man glaubt, sie persönlich zu kennen. Victor kämpft mit den Geistern seiner Vergangenheit, die ihn immer wieder einholen und entspricht damit dem Klischee des kaputten Ermittlers, das zur Zeit in den meisten Krimis und Thrillern bedient wird. Jacinthe ist verfressen bis zur Unersättlichkeit, der junge Loic ist vom Ehrgeiz getrieben, während Gilles, der "Gnom", damit zu kämpfen hat, dass er wegen seiner Körpergröße nicht ernst genommen wird. Durch die Darstellung mit ihren Fehlern und Schwächen sind sie alle sympathisch und mir richtig ans Herz gewachsen.

Die Geschichte nimmt erst nach und nach an Fahrt auf, der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut. Obwohl ich einige Male geglaubt habe, ich hätte die Lösung des Rätsels erfasst, war das Ende dann doch ein überraschendes.

Mein Fazit: Alles in Allem ein gelungenes Werk, für Fans von spannenden Thriller empfehlenswert.


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Veröffentlicht am 02.11.2020

Krimi mit Lokalkolorit

Lügenpfad
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Eigentlich wollte Frank Liebknecht nur ein kriminalistisches Rätsel für seinen Freund und Kollegen Marcel zusammenstellen. Mit seinen Fragen über das Jahr 1983 sticht er aber in der Odenwaldgemeinde Vielbrunn ...

Eigentlich wollte Frank Liebknecht nur ein kriminalistisches Rätsel für seinen Freund und Kollegen Marcel zusammenstellen. Mit seinen Fragen über das Jahr 1983 sticht er aber in der Odenwaldgemeinde Vielbrunn in ein Wespennest. Er konnte ja nicht ahnen, dass ein Mitglied einer Splittergruppe der RAF mit am Tisch sitzt. So entsteht aus den spielerischen Ermittlungen ein echter Kriminalfall, den Frank nur in Zusammenarbeit mit den Erbacher Kollegen lösen kann.

Frank Liebknecht gefällt mir richtig gut, denn er hat sich bewusst gegen eine Karriere für das beschauliche Leben als Dorfpolizist entschieden. So ist er wirklich Freund und Helfer für die Menschen in Vielbrunn, die sich mit ihren Sorgen auch tatsächlich an ihn wenden. Mit den Erbacher Kollegen Sylvie, Hamit und Marcel und der Chefin Isolde arbeitet er zusammen wenn es brennt.
Besonders gut gefällt mir die Darstellung der Vielbrunner Dorfbevölkerung, hier wurde wirklich ausgezeichnet recherchiert, denn so sind wir Odenwälder. Auch die Örtlichkeiten sind sehr authentisch dargestellt, ich konnte viele der Schauplätze sofort wiedererkennen.
Die Aufteilung in einzelne Tagesberichte aus der Sicht der verschiedensten Personen ist erst gewöhnungsbedürftig, tut aber der Spannung, die sich erst nach dem ersten Drittel des Buches wirklich einstellt, keinen Abbruch. Obwohl man sich im ersten Drittel die Zusammenhänge erst mühsam erschließen muss, fand ich es sehr interessant, die Geschehnisse aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten zu betrachten.

Insgesamt ist „Lügenpfad“ ein spannender Krimi vor realem Hintergrund, denn es hat ja zu Beginn der Achtziger Jahre tatsächlich Bewegungen der RAF im Odenwald gegeben. Dieses Thema in eine so beschauliche, dörfliche Umgebung einzubauen ist eine großartige Idee. Die Umsetzung hat ein paar Schwächen, vor allem im ersten Drittel. Da ist die Geschichte teilweise ein bisschen langatmig. Am Schluss erfährt man nicht so ganz genau, wie Astrid ums Leben gekommen ist, das hätte ich gerne noch gewusst.

Mein Fazit: Ein gut recherchierter Regionalkrimi, für mich als Odenwälderin ein Muss.



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