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Veröffentlicht am 08.04.2020

Die Geschichte eines Dienstmädchens

Das geheime Spiel
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Das Buch ist eine Rückblende der in einem Seniorenheim lebenden, 99-jährigen Grace. Sie spürt, dass sie bald sterben wird. Um ihrem Enkel Markus, der sich nach einem Schicksalsschlag auf einer längeren ...

Das Buch ist eine Rückblende der in einem Seniorenheim lebenden, 99-jährigen Grace. Sie spürt, dass sie bald sterben wird. Um ihrem Enkel Markus, der sich nach einem Schicksalsschlag auf einer längeren Reise befindet, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, spricht sie diese auf Band.

Grace ist vierzehn, als sie ihre Stelle als Dienstmädchen auf Riverton Manor antritt.Hier hat ihre Mutter als junge Frau auch gearbeitet. Von Anfang an ist sie fasziniert von den Kindern des Hausherrn, David, Hannah und Emmeline, die sie kaum wahrnehmen. Später, als Grace sich als vertrauenswürdig erwiesen und einige Geheimnisse der drei bewahrt hat, nimmt die frisch verheiratete Hannah sie als Zofe mit nach London. Hannah ist nicht glücklich in ihrer Ehe und ihrem Umfeld, so wird Grace ihre engste Vertraute und deckt auch ihre heimlichen Eskapaden. Für Hannah gibt sie sogar Alfred auf, den Hausdiener von Riverton Manor, der sie heiraten will. In einer dramatischen Nacht, in der der Dichter Robert Hunter ums Leben kommt, wird Graces Treue zu Hannah auf eine schwere Probe gestellt. Sie wird jedoch das gemeinsame Geheimnis bewahren bis die Geschichte von Riverton Manor verfilmt werden soll. Die junge Regisseurin bittet Grace darum, ihr Wissen über die Ereignisse preiszugeben. So werden ihre Erinnerungen ans Licht gezerrt und das Geheimnis von Riverton Manor wird gelüftet.

Kate Mortons Schreibstil hat mich direkt in die Geschichte hineingezogen. Ich war dabei in der Bibliothek von Riverton Manor, im Kinderzimmer, am Brunnen und im Dienstbotentrakt. Das Buch verknüpft die Familiengeschichte von Grace mit der der Hartfords
mit den historischen Ereignissen rund um den zweiten Weltkrieg. Es vermittelt einen guten Eindruck vom Zusammenleben von Herrschaft und Dienstboten in einem englischen Herrenhaus.

Besonders mitgefiebert habe ich mit Grace, obwohl ich mich nicht so richtig mit ihr identifizieren konnte. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für das Wohl der Hartford-Kinder zu sorgen. Besonders mit Hannah fühlt sie sich verbunden, ihr gilt ihre absolute Treue bis zur Selbstaufgabe. Erst als Hannah gestorben ist, gelingt es Grace, sich ein eigenes Leben aufzubauen.

Mein Fazit: Von Anfang bis Ende spannend geschriebene Geschichte, die sehr authentisch wirkt. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen und fühlt sich fast ein bisschen verlassen, wenn es dann zu Ende ist. Hier vergebe ich gerne die 5 Sternchen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2020

Ein "Putzbuch" der anderen Art?

Glanz und Gloria
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Dann mach ich mal den Anfang:

Vreni Frosts Ansatz, ein „Putzbuch“ zu schreiben, ist der Gedanke, dass jedes Zimmer einer Facette der Persönlichkeit zuzuordnen ist. So gehören die Ernährungsgewohnheiten ...

Dann mach ich mal den Anfang:

Vreni Frosts Ansatz, ein „Putzbuch“ zu schreiben, ist der Gedanke, dass jedes Zimmer einer Facette der Persönlichkeit zuzuordnen ist. So gehören die Ernährungsgewohnheiten logischerweise zur Küche, das Selbstbild ins Bad und die Seelenhygiene ins Schlafzimmer. Die sozialen Gewohnheiten sind dem Wohnzimmer zugeordnet während das Berufsleben im Arbeitszimmer seinen Platz hat. Diese Zuordnung ist logisch und nachvollziehbar.
Wir lernen im Verlauf des Buchs Vreni recht gut kennen, denn sie schreibt sehr offen über ihr bisheriges Leben, in dessen Verlauf sie einiges mitgemacht hat. Magersucht, eine Autoimmunerkrankung und daraus folgende psychische Probleme haben sie immer wieder ausgebremst. Jetzt scheint sie ihren Platz im Leben gefunden zu haben.
Neben der sehr ehrlichen Schilderung ihrer Probleme sind in dem Buch auch zahlreiche praktische Tipps zum Thema Putzen enthalten, die für einen „Putz-Neuling“ der die erste eigene Wohnung hat sehr wertvoll sein können. Ich konnte allerdings bis zum Schluss nicht den Zusammenhang herstellen zwischen meinen seelischen Befindlichkeiten und der Reinigung der einzelnen Räume. Sicher fühle auch ich mich besser, wenn meine Wohnung sauber ist, aber mein Selbstbild ist kein anderes, wenn mein Bad frisch geputzt ist. Das funktioniert irgendwie nicht. Ich kann leider überhaupt nicht nachvollziehen, woher die Überschrift des Klappentexts „Putzen ist Psychohygiene vom Feinsten“ kommen könnte, denn Putzen hat bei mir noch nie Klarheit in die Seele gebracht.

Mein Fazit: Schade, ich hatte mir von Vrenis interessantem Ansatz einen neuartigen Zugang zum Thema Putzen versprochen. Das hat leider nicht geklappt. Wahrscheinlich bin ich mit falschen Erwartungen an das Thema herangegangen.
Trotzdem ist das Buch angenehm zu lesen, Vrenis lockerer Schreibstil hält den Leser bei der Stange. Auch die Offenheit, mit der sie über ihr Leben und ihren Werdegang schreibt ist richtig toll. Super finde ich auch die Tipps für selbst hergestellte Putzmittel am Ende des Buchs. Diese reißen es aber nicht raus, ich würde das Buch trotzdem in der Buchhandlung liegen lassen, sorry!

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  • Cover
  • Thema
  • Umsetzung
Veröffentlicht am 09.03.2020

Eine Familiengeschichte in unruhiger Zeit

Die brennenden Kammern
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Carcasonne, Südfrankreich, im Jahr 1562

Die neunzehnjährige Minou Joubert lebt mit ihrem Vater und ihren Geschwistern Aimeric und Alis zur Zeit der Hugenottenaufstände in Carcasonne. Der Vater ist schwer ...

Carcasonne, Südfrankreich, im Jahr 1562

Die neunzehnjährige Minou Joubert lebt mit ihrem Vater und ihren Geschwistern Aimeric und Alis zur Zeit der Hugenottenaufstände in Carcasonne. Der Vater ist schwer traumatisiert von einer Reise zurückgekehrt,, deshalb muss sie die Verantwortung für die Familie übernehmen und die väterliche Buchhandlung führen. Um ihre Herkunft gibt es ein Geheimnis, von dem sie aber nichts weiß. Eine erste Ahnung bekommt sie durch einen Brief von einer unbekannten Person, der eine Warnung enthält. Minou kann mit dieser Nachricht nichts anfangen und nimmt sie nicht ernst.
In einer nebligen Nacht lernt sie Piet kennen, einen jungen Holländer, der auf Seiten der Hugenotten kämpft und in Carcasonne ein Geschäft für diese abwickeln will. Außerdem trifft er seinen früheren Freund Vidal, einen fanatischen katholischen Priester der seine Ziele um jeden Preis erreichen will. Nicht einmal vor Verrat, Folter und Mord schreckt er zurück.

Vater Joubert schickt Minou zusammen mit Aimeric nach Toulouse zu Verwandten, denn er fürchtet, dass er unbeabsichtigt ihr Geheimnis aufgedeckt hat und sie in ernster Gefahr ist. Er selbst bricht auf nach Puivert, dem Geburtsort von Minou, um herauszufinden ob seine Befürchtungen wahr sind. Alis lässt er in der Obhut der Nachbarin Madame Noubel in Carcasonne zurück.
Minou ist jedoch auch in Toulouse nicht sicher und muss einige Abenteuer bestehen. Dabei trifft sie Piet wieder, der ihr immer wieder eine Hilfe ist. Schließlich brechen auch sie zusammen mit Aimeric und der Tante nach Puivert auf, wo sie alle gemeinsam in eine sehr gefährliche Situation geraten. Endlich wird dann Minous Geheimnis gelüftet und die Familie kommt wieder zusammen.

Wegen Büchern wie diesem liebe ich historische Romane. Ich war von Anfang an in der Geschichte drin, der mitreißende Schreibstil von Kate Mosse hat es mir leicht gemacht. Der Aufbau der Geschichte mit den verschiedenen Handlungssträngen hat meiner Meinung nach die Spannung von Kapitel zu Kapitel noch gesteigert. Das ging so weit, dass ich den Break zwischen Leseabschnitt 3 und 4 verpasst und einfach weiter gelesen habe. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Das lag sicher auch daran, dass mir Minou von Beginn an so richtig ans Herz gewachsen war. Sie wird als mutige, hilfsbereite und unvoreingenommene junge Frau dargestellt und nimmt ihr Leben unerschrocken in die Hand. Auch Piet ist ein sympathischer Charakter, der zu seinen Überzeugungen steht. Den Gegenpol bilden der scheinheilige, vom Ehrgeiz zerfressene Priester Vidal und die gierige, skrupellose Blanche. Diese beiden habe ich gehasst!

Ihren Höhepunkt fand die Geschichte, als alle Beteiligten in Puivert angekommen waren. Hier habe ich sehr um das Leben von Minou und Alis gefürchtet, auch alle anderen Beteiligten waren in großer Gefahr. Letztlich ist es aber gut ausgegangen, das Geheimnis um Minous Herkunft wurde aufgeklärt und die inzwischen übergeschnappte Kontrahentin besiegt. Trotzdem sind noch einige Fragen offen geblieben, so dass ich jetzt schon der Fortsetzung entgegen fiebere. Diese liegt bereits virtuell auf meinem SUB.

Mein Fazit: Dieses Buch ist für Fans historischer Romane ein absolutes Muss. Nicht nur, dass die Geschichte sehr spannend ist, sie enthält auch eine Menge geschichtlich belegter Fakten. Ich habe viel über die Kämpfe zwischen Hugenotten und Katholiken erfahren. Leider habe ich aber auch den religiösen Fanatismus und die mangelnde Toleranz unter den Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen aus der heutigen Zeit in den historischen Fakten wieder erkannt. Die Menschheit hat nichts dazugelernt!

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Eine Geschichte von Liebe und Krieg

Das Erbe der Pilgerin
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Sophia und Dietmar lernen sich bei den Krönungsfeierlichkeiten von Friedrich II in Mainz kennen und verlieben sich sofort ineinander. Sie ahnen nicht, dass sie zu zwei verfeindeten Zweigen der gleichen ...

Sophia und Dietmar lernen sich bei den Krönungsfeierlichkeiten von Friedrich II in Mainz kennen und verlieben sich sofort ineinander. Sie ahnen nicht, dass sie zu zwei verfeindeten Zweigen der gleichen Familie gehören. Sophias Vater hat sich unrechtmäßig Dietmars Erbe unter den Nagel gerissen und Dietmar plant, es sich zurück zu holen. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen für die jungen Liebenden. Zudem wird Sophia von ihrem Vater an den Hof des Grafen von Toulouse geschickt, damit sie Dietmar nicht wiedersieht. Dietmar dagegen zieht in den Kampf und ergreift die erstbeste Gelegenheit, die heimische Burg zurück zu erobern. Im Verlauf der Kämpfe passieren schreckliche Dinge, die die Liebe der beiden jungen Leute schwer belasten. Werden sie wieder zusammen kommen?

Die Geschichte hatte einige Längen, vor allem wurden die vielen Kampfhandlungen sehr ausführlich geschildert. Die zahlreichen Nebenschauplätze haben mich etwas irritiert, das liegt aber sicher daran, dass ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen habe. Aus dem selben Grund weiß ich immer noch nicht, wer um alles in der Welt die Pilgerin ist, die dem Buch seinen Titel gab.
Von den Hauptpersonen hat mir Dietmars Mutter Gerlin am Besten gefallen, sie ist für ihre Zeit eine starke Frau, die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat. Auch Dietmars unverbrüchliche Treue zu Sophia war mir sehr sympathisch, er steht trotz der langen Zeitspanne bis zum Wiedersehen felsenfest zu seiner Liebe. Sophia dagegen lässt sich in Dietmars Abwesenheit vom charmanten Ritter Flambert becircen, was ich ihr ein wenig übel genommen habe. Mit der intriganten, versoffenen Luitgard hätte ich gerne kurzen Prozess gemacht, sie war mir von Anfang an zuwider.

Mein Fazit: Insgesamt trotz einiger Längen ein lesenswertes Buch, das auch einiges Wissen über die damals neuen Glaubensrichtungen vermittelt.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Ein ernstes Thema - humorvoll verpackt

Das Glück ist zum Greifen da
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Ana ist Serbin, schon sehr lange in Deutschland und ist alleinerziehende Mutter von zwei wunderbaren Jungs die nicht nur in Deutschland geboren sind, sondern auch einen deutschen Erzeuger haben. Leider ...

Ana ist Serbin, schon sehr lange in Deutschland und ist alleinerziehende Mutter von zwei wunderbaren Jungs die nicht nur in Deutschland geboren sind, sondern auch einen deutschen Erzeuger haben. Leider hat er sich bereits vor der Geburt der Zwillinge aus dem Staub gemacht. Nach ihrem abgeschlossenen Design-Studium ist Ana auf Jobsuche. Ein frisch beförderter, übereifriger Beamter des Ausländeramtes beschließt, dass Ana mit ihren Söhnen abgeschoben werden muss. Sie will das nicht hinnehmen und beginnt, dagegen anzukämpfen. Dabei hat sie tatkräftige Unterstützung von ihren Nachbarn und Freunden. Hier kann man lernen, wie eine funktionierende Nachbarschaft geht!
Auf dem Weg, das Bleiberecht zu erreichen, erlebt Ana einige Verwicklungen, erkennt wer ihre wahren Freunde sind und lernt interessante neue Leute kennen. Dabei findet sich eine überraschende Lösung, wie das Vorhaben gelingen kann.

Ana ist mir während des Lesens ebenso ans Herz gewachsen wie ihre beiden tollen Jungs, die genau die richtige Mischung aus Lausbuben und gut erzogenen Kindern darstellen. Auch ihr Freundeskreis besteht aus lauter Menschen, mit denen ich auch gerne befreundet wäre. Als der Kindsvater dann endlich mal auftaucht, gibt es endlich einen Gegenpol zu all den netten Menschen, denn er ist ein arroganter Schnösel, eine echte Hassfigur.

In dieses Buch habe ich mich direkt verliebt. Der humorvolle, erfrischende Schreibstil von Sylvia Deloy hat mich sehr begeistert. Sie beschreibt die einzelnen Akteure so wunderbar, dass man sie direkt vor sich sieht. Es war schwer, das Buch nach den einzelnen Abschnitten bis zum "Weiterlesen dürfen" wegzulegen. Was mich aber besonders begeistert hat, ist dass sich die Geschichte sehr nah an der Realität bewegt, denn von Fällen wie Ana`s haben wir doch alle schon gehört.

Mein Fazit: Unbedingt lesen!

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