Ein historischer Roman, wie er im Buche steht
Die englische Lady und der RebellPrudence ist eine ungewöhnliche junge Lady für das England ihrer Zeit mit seinen starren Konventionen und strengen Sitten. Sie geht unbeirrt ihren eigenen Weg, mit Unterstützung ihres Vaters und Onkels, ...
Prudence ist eine ungewöhnliche junge Lady für das England ihrer Zeit mit seinen starren Konventionen und strengen Sitten. Sie geht unbeirrt ihren eigenen Weg, mit Unterstützung ihres Vaters und Onkels, jedoch entgegen den Wünschen ihrer Mutter. Um den Onkel zu unterstützen, reist sie nach Schottland um dort als Lehrerin zu arbeiten. Auf halber Strecke wird sie schwer krank von ihren Begleitern in einer Bauernkate nicht nur zum Sterben zurückgelassen, sondern auch noch bestohlen.
Die Bäuerin pflegt sie gesund und verschafft ihr einen Begleiter, der sie zu ihrem Onkel bringen soll. Lachann Mac Lachainn ist ein Highlander in Vollendung. Mit seiner mürrischen, abweisenden Art findet Prudence sich aber nicht ab, sie bietet ihm Paroli. So haben die beiden eine kurzweilige Reise, in deren Verlauf Prudence sehr viel von ihrem Begleiter über die Natur und die Menschen der schottischen Highlands lernt. So kommt es, dass die beiden sich näher kommen. Durch eine Nachlässigkeit von Prudence gerät Lachann in Gefangenschaft. Sie setzt alles daran, ihn aus dieser misslichen Situation zu retten. Ob es ihr gelingt und ob es für beide einen gemeinsamen Weg gibt, werde ich hier nicht verraten.
Prudence und Lachann waren mir auf Anhieb sympathisch, sind sie doch beide starke Persönlichkeiten, die ihren Weg unbeirrbar gehen. Beide starrköpfig und bestimmt, aber bereit zu lernen. Am besten hat mir die Stelle gefallen, wo sie sich gegenseitig ihre Vorurteile eingestehen und beginnen, davon abzurücken. Ab diesem Zeitpunkt fangen sie an, einander zu verstehen. So kann Lachann ihr seine Heimat näherbringen und ihr Bild vom Verhältnis zwischen Engländern und Schotten ein wenig gerade rücken. Indem er ihr berichtet, wie brutal ihre englischen Landsleute im Lauf der Jakobitenaufstände mit den Schotten umgesprungen sind, bringt er sie dazu, auch ihre letzten Vorbehalte gegenüber den schottischen „Barbaren“ aufzugeben.
Lisa Mc Abbey versteht es mit ihrem bildhaften Schreibstil hervorragend, auch mir die Schönheit der schottischen Highlands vor Augen zu führen. Ich hatte beim Lesen wunderbare Landschaftsbilder im Kopf. Manche Szenen hatten auch eine hinreißende Komik, so z.B. die Szene mit Prudence und dem „Wolf“, da habe ich herzlich gelacht. Das Einzige, was mich stört, ist das abrupte Ende. Ich habe nicht erfahren, auf welche Art Lachann und der künftige Herzog von Argyll sich geeinigt haben. Das geht auch aus dem kurzen Abschnitt im Epilog nicht hervor, in dem auf Lachanns Gefangenschaft eingegangen wird.
Fazit: Dieses Buch hat alles, was ich von einem historischen Roman erwarte. Er ist eine gelungene Mischung aus historisch belegten Fakten, erfundenen Personen, Spannung, Humor und einer Liebesgeschichte. Der einzige Wermutstropfen ist die Kürze – Prudence hat sicher in den acht Jahren zwischen dem Ende des letzten Kapitels und dem Epilog noch ausreichend spannende Abenteuer für ein paar weitere Kapitel erlebt. Ich hätte gerne noch weiter gelesen. Trotzdem lautet meine Empfehlung: Lesenswert!