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Veröffentlicht am 01.04.2023

Neuanfang im Touristenidyll

Abschied auf Italienisch
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Commissario Vito Grassi lässt sich aus Rom an die ligurische Küste versetzen. Dort hat er das Haus seines Vaters geerbt und kann der Routine seiner Ehe entkommen. Doch seine Hoffnung, dort beruflich ...

Commissario Vito Grassi lässt sich aus Rom an die ligurische Küste versetzen. Dort hat er das Haus seines Vaters geerbt und kann der Routine seiner Ehe entkommen. Doch seine Hoffnung, dort beruflich ein bisschen zur Ruhe zu kommen, erfüllt sich nicht. Ein Leichenfund gleich an seinem ersten Arbeitstag bringt schon die ersten Konflikte mit Kollegen mit sich und wird zu seinem ersten Fall. Als direkt auf seinem Grundstück eine zweite Leiche gefunden wird, vermutet er gleich einen Zusammenhang, was die Ermittlungen nicht vereinfacht.

In flüssigem, anschaulichem Schreibstil bringt uns der Autor den Commissario und sein Umfeld schnell nahe. Vito Grassi ist ein schwieriger Charakter, er ist aufbrausend und undiplomatisch, kommt mir aber auch irgendwie sehr verloren vor. Das Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater ist ebenso ungeklärt geblieben wie das zur in Rom zurück gelassenen Ehefrau. Im Beruf ist er kein Teamplayer, seine Mitarbeiter haben es schwer mit ihm. Aber er ist ein erstklassiger Ermittler mit einer phänomenalen Spürnase. Sein Fall ist kompliziert mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und einer Auflösung, die zwar schlüssig ist, aber zu Anfang so nicht zu erwarten war. So blieb die Spannung bis zum Schluss erhalten.
Besonders gefallen haben mir die farbigen Schilderungen der ligurischen Küste, der Autor kennt diese Region offenbar sehr gut und liebt sie auch. Er macht mir glatt
Insgesamt hat mir die Story gut gefallen. Sie hat jeweils die richtige Dosis Spannung und Lokalkolorit, aber es menschelt durchaus auch gerne mal. Deshalb gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Urlaubsgefühl inklusive

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Sabine, die Ein den 50-er Jahren sehr behütet in Gelsenkirchen aufgewachsen ist. Um ihrer Tante beim Betrieb ihrer kleinen Pension zu helfen, wird sie ...

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Sabine, die Ein den 50-er Jahren sehr behütet in Gelsenkirchen aufgewachsen ist. Um ihrer Tante beim Betrieb ihrer kleinen Pension zu helfen, wird sie gegen ihren Willen nach St.Peter-Ording geschickt. Wider Erwarten lebt sie sich schnell ein und verliebt sich sogar in den Musiker Tom, so dass ihr der Abschied am Ende des Sommers schwer fällt. Doch wieder muss sie sich dem Willen der Eltern beugen.

Der einfühlsame, detailreiche Schreibstil hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt. Eingehend beschreibt die Autorin nicht nur die Personen, sondern auch die schöne Umgebung der Halbinsel Eiderstedt, die mir aus meinem letzten Nordsee-Urlaub bekannt ist.

Die Hauptperson Sabine, eher angepasst und zurückhaltend, wird perfekt ergänzt durch ihre forsche und selbstbewusste Freundin Rita, die ihr gelegentlich einen Schubs in die richtige Richtung verpasst. Ich finde, dass auch die anderen Akteure sehr authentisch dargestellt sind. Die Handlungen sind schlüssig und passen in die Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders, in die uns die Geschichte versetzt. In Nordfriesland lebt man in dieser Zeit noch deutlich einfacher als im aufstrebenden Ruhrgebiet. Jeder freie Winkel wird im Sommer an Gäste vermietet, um ein wenig Geld für den ruhigen Winter zu verdienen. Man lebt auf engstem Raum und holt sogar das Wasser noch vom Brunnen, weil es keine Wasserleitung gibt. Trotzdem sind die Menschen zufrieden, denn sie halten fest zusammen und helfen einander. Es ist Tanja Janz hervorragend gelungen, ein Bild dieser Zeit zu zeichnen.

Ich bin in diesem Buch ganz aufgegangen und konnte es fast nicht mehr aus der Hand legen. Deshalb freue ich mich auf die Fortsetzung und empfehle es uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Das Atlantis der Nordsee

Das Gold der Küste
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Rungholt 1361

Fenna ist die Tochter des Redjeven Tammo Jaspers, der die Geschicke Rungholts leitet. Sie liebt Jorik Barstegen, den Sohn von Tammos größtem Widersacher Ove. Nach Tammos Tod erbt Fenna dessen ...

Rungholt 1361

Fenna ist die Tochter des Redjeven Tammo Jaspers, der die Geschicke Rungholts leitet. Sie liebt Jorik Barstegen, den Sohn von Tammos größtem Widersacher Ove. Nach Tammos Tod erbt Fenna dessen Amt und muss in der Folgen nicht nur um ihre Liebe kämpfen, sondern auch um ihre Existenz.

Der anschauliche, packende Schreibstil hat mich gleich mitgenommen an die Nordsee. Die Ereignisse, die zum Untergang Rungholts geführt haben, werden so plastisch geschildert, dass ich teilweise das ungute Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Anspielungen auf aktuelle Ereignisse waren durch die Folgen der Ausbeutung des Salzvorkommens und besonders durch die Machtgier des Ove Barstegen direkt erkennbar.

Mit Fenna Jaspers hat Isabell Voss eine sympathische, starke junge Frau in den Mittelpunkt gestellt, die von ihrem Vater ausgebildet worden ist, die Geschicke der Stadt zu lenken. Zusammen mit ihrem Herzblatt Jorik und den Freunden Beeke, Eyk und Hennerk hätte sie das auch geschafft, wäre da nicht Joriks Vater Ove, selbst scharf auf das Amt des Redjeven und ausschließlich am eigenen Vorteil interessiert. Das ergibt eine interessante Konstellation, die ständig für Spannung sorgt. Gegen alle Widerstände, die nicht zuletzt daraus resultieren, dass sie eine Frau ist, versucht Fenna das Richtige für ihre Stadt zu tun. Der Kampf, den Fenna mit sich selbst ausfechten muss, denn schließlich geht es nicht nur um die Stadt, sondern auch um ihre Liebe, wird sehr einfühlsam dargestellt. Auch Joriks Zwiespalt zwischen der Loyalität zu seinem Vater und seiner Liebe zu Fenna ist sehr gut nachzufühlen.

Die Autorin hat es geschafft, trotz des allgemein bekannten Ausgangs (dass Rungholt untergegangen ist, ist nun mal Fakt) die Geschichte ihrer fiktiven Protagonisten von Anfang bis Ende spannend ins historisch belegte Geschehen einzubinden. Ich habe mich durchgehend gut unterhalten gefühlt und kann dieses Buch wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Erwartungen erfüllt

Fünf Winter
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Die Geschichte spielt während und nach dem 2. Weltkrieg im Südpazifik, was alleine schon ziemlich spannend ist, denn darüber wusste ich abgesehen von den Ereignissen in Pearl Harbour, Hiroshima ...

Die Geschichte spielt während und nach dem 2. Weltkrieg im Südpazifik, was alleine schon ziemlich spannend ist, denn darüber wusste ich abgesehen von den Ereignissen in Pearl Harbour, Hiroshima und Nagasaki nicht viel. Joe McGrady ist Detective der Polizei in Honolulu und soll einen brisanten Doppelmord aufklären. Im Verlauf der Ermittlungen folgt er einer Spur nach HongKong, wo er in japanische Gefangenschaft gerät. Ein japanischer Diplomat, dem an der Aufklärung des Falles gelegen ist, befreit ihn und nimmt ihn bis zum Kriegsende auf. Nach inzwischen fünf Wintern kehrt er zurück nach Honolulu und nimmt die alte Fährte wieder auf.

In sehr packendem, einfühlsamem und bildhaftem Schreibstil erzählt James Kestrell die Geschichte Joe McGradys und verknüpft sie meisterhaft mit den historischen Ereignissen am Ende des zweiten Weltkrieges. Er hat mich direkt mitgenommen ins Geschehen im Südpazifik. Er schildert seinen Helden Joe McGrady so einfühlsam, dass man als Leser glaubt, an seinen Gedanken teilhaben zu können. Gleichzeitig bleibt die Geschichte immer spannend, auch während Joe an seinem Rückzugsort im Hause des Diplomaten mehr oder weniger zur Untätigkeit verdammt ist. Gegen Ende steigert sich die Spannung zu einem spektakulären Showdown.
Insgesamt habe ich mich nicht nur erstklassig unterhalten gefühlt, sondern ich habe auch noch einiges gelernt über die letzte Zeit des zweiten Weltkrieges im Südpazifik. Dieser historische Krimi hat die durch die bereits erhaltenen Auszeichnungen geweckten Erwartungen mehr als erfüllt.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Neues von der Königin des historischen Romans

Drachenbanner
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England/Waringham im 13. Jahrhundert: Als direkte Fortsetzung von "Teufelskrone" lesen wir die die fiktive Geschichte von Adela of Waringham und dem Leibeigenen Bedric Archer, die als Milchgeschwister ...

England/Waringham im 13. Jahrhundert: Als direkte Fortsetzung von "Teufelskrone" lesen wir die die fiktive Geschichte von Adela of Waringham und dem Leibeigenen Bedric Archer, die als Milchgeschwister aufwachsen und sich ineinander verlieben. Diese unmögliche Liebe ist eingebettet in die historisch verbriefte Geschichte von Simon de Montfort, der durch umfangreiche Reformen das Leben aller Menschen in England verbessern wollte. Sein Kampf gegen den schwachen König Henry III. bildet das historisch verbriefte Gerüst des Buches.

Wie immer gelingt es Rebecca Gable meisterhaft, das historisch belegte Geschehen mit dem Leben ihrer erfunden Figuren zu verknüpfen. Ihr bildhafter, mitreißender Schreibstil macht es leicht, der Geschichte zu folgen - sie saugt den Leser förmlich ein, so dass er sich mitten im höfischen Leben, im Schlachtengetümmel oder mit den Bauern auf dem Feld wähnt. Besonders mit Adela und Bedric habe ich gefühlt und gelitten, die beiden waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Trotz der durchaus angebrachten Diskretion und Vorsicht ist es ihnen immer wieder gelungen, Raum für ihre Liebe zu finden. Besonders gelungen finde ich, dass die Autorin nicht einen dramaturgischen Kniff angewendet hat, um diese Liebe zu legalisieren, denn das wäre des Guten doch zu viel gewesen.

Die historischen Fakten sind wie immer akribisch recherchiert und so unterhaltsam verpackt, dass ich mit Hilfe der Waringhams, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, so ganz nebenbei wieder einiges über Englands Geschichte lernen konnte. Ich hoffe, dass die Autorin mit mindestens einem weiteren Band die 100 Jahre lange Lücke zwischen "Drachenbanner" und "Das Lächeln der Fortuna" noch schließen wird. Ich wäre jedenfalls mit Freuden dabei!

Mein Fazit: Diesen wieder einmal sehr gelungenen Coup meiner Lieblingsautorin muss man gelesen haben. Schade, dass ich nur 5 Sterne vergeben kann.

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