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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2021

Von Anfang an spannend

Die andere Tochter
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Antonia räumt die Wohnungen von Verstorbenen in Berlin. Bei einem Arbeitsunfall verliert sie ihr Augenlicht und bekommt eine Hornhauttransplantation. Um sich bei den Angehörigen ihrer Spenderin ...

Antonia räumt die Wohnungen von Verstorbenen in Berlin. Bei einem Arbeitsunfall verliert sie ihr Augenlicht und bekommt eine Hornhauttransplantation. Um sich bei den Angehörigen ihrer Spenderin zu bedanken, reist sie nach Frankfurt. In der Familie der Verstorbenen gerät sie in einen Strudel von Ereignissen, der sie auch mit der Vergangenheit ihrer eigenen Familie konfrontiert.

Das Cover passt perfekt, denn wie bei einem Puzzle trägt Antonia Teil für Teil zusammen, um am Ende nicht nur das Geheimnis ihrer Spenderin, sondern auch ihr eigenes, traumatisches Familiengeheimnis aufzudecken. In einfühlsamem, präzisem Schreibstil gelingt es Dinah Marte Golch perfekt, mir Antonia von Anfang an nahe zu bringen, während sie die Eltern punktgenau so schildert, dass ich ihnen nicht "beigekommen" bin, ebenso bei der Familie der Hornhautspenderin in Frankfurt, die meiner Meinung nach sehr undurchsichtig ist.

Ein wesentlicher Faktor beim Spannungsaufbau ist die Erzählung auf zwei Zeitebenen. Die erste beginnt im April und gilt mehr der Suche nach dem Geheimnis der Spenderin, während die zweite, im Oktober beginnende dem Aufdecken des eigenen Familiengeheimnisses gilt.

Besonders beeindruckt hat mich, wie gründlich die Autorin zu den Themen Organtransplantation und Beutekunst recherchiert haben muss. Die in die Geschichte eingeflochtenen Fakten dazu klingen allesamt realistisch und fundiert.

Dieser Roman hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und tief berührt. Dazu hat die ungewöhnliche, aber sehr gelungene Kombination der Themen sehr beigetragen. Es ist schon eine außergewöhnliche Idee, die Themen "Gewalt gegen Kinder", "Organtransplantation" und "Beutekunst" miteinander zu verknüpfen. In jedem Fall kann ich dieses Buch uneingeschränkt weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Frauenpower im Wirtschaftswunder

Ein Koffer voller Schönheit
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Lüneburg Ende der 1950-er Jahre: Anne ist Hausfrau und Mutter der Zwillinge Leo und Lili. Ihr Mann Benno, eigentlich leidenschaftlicher Tischler, will hoch hinaus und hat zusammen mit seinem zwielichtigen ...

Lüneburg Ende der 1950-er Jahre: Anne ist Hausfrau und Mutter der Zwillinge Leo und Lili. Ihr Mann Benno, eigentlich leidenschaftlicher Tischler, will hoch hinaus und hat zusammen mit seinem zwielichtigen Schulfreund ein Möbelhaus eröffnet. Anne wünscht sich etwas mehr Selbstständigkeit und beginnt mit der Unterstützung ihrer Schwiegermutter Margarethe ihre Tätigkeit als Avon-Beraterin. Beide sind sehr eingespannt und merken nicht, dass sie ihr Ehe- und Familienleben aufs Spiel setzen. Ist es schon zu spät, als sie den Kampf um ihre Liebe und ihre Kinder aufnehmen?

Kristina Engel erzählt die Geschichte so lebendig und farbenfroh, dass man sich direkt ins Lüneburg dieser Zeit versetzt fühlt und quasi den Zeitgeist atmet, den auch das Cover wiedergibt. Die Schilderung der Personen ist sehr authentisch und lebensnah. Annes Unsicherheit ist ebenso nachfühlbar wie Bennos Alpträume. Beide erleben im Verlauf der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung. Ganz besonders gefallen hat mir die humorvolle und selbstbewusste Margarethe. Auch die Landfrauen, direkt und geradeheraus, haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Die teilweise sehr humorvoll erzählte Geschichte hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem die Dialoge, an denen Margarethe beteiligt war. Einige dramatische Szenen sorgten zwischendurch für Spannung, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Allerdings habe ich den Schluss als übertrieben dramatisch empfunden, da wäre etwas weniger doch mehr gewesen.

Insgesamt jedoch kann ich das Buch sehr empfehlen. Es ist die Geschichte einer Familie in schwieriger Zeit mit einigen Hinweisen auf den historischen Hintergrund und bekommt von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Biedermeier in Frankfurt

Die Teehändlerin
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Teehändler Tobias Ronnefeldt begibt sich im Jahr 1838 auf große Forschungsreise nach China. Seine schwangere Frau Friederike bleibt mit den Kindern in Frankfurt. Im Geschäft setzt Tobias einen ...

Teehändler Tobias Ronnefeldt begibt sich im Jahr 1838 auf große Forschungsreise nach China. Seine schwangere Frau Friederike bleibt mit den Kindern in Frankfurt. Im Geschäft setzt Tobias einen Prokuristen ein, der sich aber nicht als vertrauenswürdig erweist. So sieht sich Friederike gezwungen, selbst im Geschäft mitzuarbeiten, was in dieser Zeit als anstößig gilt. Trotzdem ist sie sehr erfolgreich und will nach der glücklichen Rückkehr ihres Mannes nicht mehr an ihren angestammten Platz zurück. Konflikte mit Ehemann Tobias und dem familiären Umfeld sind so vorprogrammiert.

Cover und Gestaltung des Buches sind sehr ansprechend. Besonders gut gefällt mir der Stadtplan des alten Frankfurt im Einband.

Der flüssige, bildhafte Schreibstil macht das Lesen leicht und lässt die Seiten nur so vorüber fliegen. Noch dazu ist die Geschichte sehr spannend, der Frankfurter Handlungsstrang ebenso wie die wenigen Kapitel über Tobias Ronnefeldts Erlebnisse in China.

Die Charaktere sind sehr authentisch dargestellt, ihre Handlungen immer nachvollziehbar. Friederike erweist sich als eine sehr mutige und starke Frau, die für ihre Überzeugung kämpft und sich nicht unterkriegen lässt, weder vom schmierigen Prokuristen Mertens noch später von ihrem Ehemann, der sie zurück an den heimischen Herd zwingen will. Unterstützung bekommt sie vor allem von ihrem Schwager Nikolaus, ihrer Schwester Käthe und von einigen Freunden und Freundinnen.

Insgesamt finde ich den Auftakt der Geschichte um die real existierende Frankfurter Teehändler-Dynastie Ronnefeldt sehr gelungen. Mit zahlreichen historischen Fakten gewürzt gibt sie einen interessanten Einblick ins Frankfurter Leben im Biedermeier und in den Kampf der Frauen um mehr Rechte im alltäglichen Leben. Deshalb kann ich hier guten Gewissens eine klare Lese-Empfehlung aussprechen und die maximale Punktzahl vergeben.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Ein großartiges Thriller-Debüt

Ausweglos
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Noah will nur kurz die Wäsche vom Trockenboden holen, doch plötzlich hat er ein Messer an der Kehle und soll den Fremden zu seiner Frau bringen. Er hat den Schlüssel zur Wohnung der Nachbarn dabei, die ...

Noah will nur kurz die Wäsche vom Trockenboden holen, doch plötzlich hat er ein Messer an der Kehle und soll den Fremden zu seiner Frau bringen. Er hat den Schlüssel zur Wohnung der Nachbarn dabei, die er auf Reisen glaubt und führt den Täter dorthin. Als er wieder zu sich kommt ist die Nachbarin Emma auf bestialische Weise ermordet worden. Vor einigen Jahren gab es in Hamburg drei Morde an Frauen, die auf die gleiche Weise durchgeführt worden waren. Damals nannte man den bisher noch nicht überführten Täter den "Ringfinger-Mörder". Ist er wieder da? Noah gerät im Strudel der Ereignisse selbst unter Verdacht, sogar seine eigene Frau vertraut ihm nicht mehr.

Das Cover mit dem plastisch dargestellten Fingerabdruck zieht trotz seiner Schlichtheit die Blicke auf sich und passt sehr gut zu einem Thriller. Der Aufbau der Geschichte ist ungewöhnlich, Henri Faber erzählt aus vier verschiedenen Blickwinkeln - von Ermittler Elias Blom, von Noah, von dessen Frau Linda und vom Täter. Zusammen mit dem flüssigen, prägnanten Schreibstil dient das dem Spannungsaufbau sehr. Spannend ist die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite, immer wieder gibt es sehr überraschende Wendungen, nichts ist vorhersehbar.

Die Figuren sind sehr authentisch. So kann ich mir gut vorstellen, dass es solche Typen wie Steiger, Dorn und CC bei der realen Polizei auch gibt, ebenso wie ich mit den anderen Beteiligten mitfühlen kann.

Henri Faber hat mir einige sehr spannungsgeladene Lesestunden beschert. Ich hoffe, dass dieses Debüt der Auftakt einer Reihe weiterer Geschichten um den Ermittler Elias Blom ist. Ich kann es kaum erwarten, mehr von diesem Autoren zu lesen. Klare Lese-Empfehlung für alle, die Thriller mögen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Sofort verliebt

Dreh hin – Dreh her 2: Aufgewacht, kleiner Bär!
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In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal ...

In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal geeignet, um den ganz Kleinen ein Morgenritual nahe zu bringen.

Auf fünf Doppelseiten erzählt die Autorin vom Morgenritual des namenlosen kleinen Bären vom Wecken bis zum Eintreffen im Kindergarten. Der kleine Betrachter kann dem Bären beim Aufwachen, Frühstücken, Zähneputzen, Anziehen und auf dem Weg zum Kindergarten helfen, indem er an einer Schlaufe zieht, um das Bild zu verändern. Dieser Mechanismus ist leichtgängig und robust, sodass ihn Kinder ab 18 Monaten ohne die Hilfe der Eltern bedienen können und das Buch nicht gleich in Fetzen geht.

Die Bilder sind sehr liebevoll und detailliert gestaltet, der Text in kurzen Sätzen zum Vorlesen ist eine gelungene Ergänzung.

Mir gefällt dieses Büchlein so gut, dass unser Enkelkind auch den anderen Band der Reihe "Gute Nacht kleiner Bär" bekommen wird. Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann.

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