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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2022

Frauen in finsteren Zeiten

Das verborgene Paradies
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Daniele wird von seinem verwitweten Vater, der seine Gegenwart nicht mehr ertragen kann, im Kloster abgegeben. Sein Trost dort ist Susanna, die im Kloster geborene, verwaiste Tochter einer Hure. Die beiden ...

Daniele wird von seinem verwitweten Vater, der seine Gegenwart nicht mehr ertragen kann, im Kloster abgegeben. Sein Trost dort ist Susanna, die im Kloster geborene, verwaiste Tochter einer Hure. Die beiden verlieren sich auch als Erwachsene nicht aus den Augen. Als Susanna in die Fänge der Inquisition gerät, setzt Daniele alles daran, sie zu retten und gerät dabei ebenfalls in Lebensgefahr.
Das Cover passt zu einem historischen Roman, ist aber sonst wenig aussagekräftig. Luca di Fulvios Schreibstil ist ein bisschen pompös, fast poetisch und sehr detailliert. Auf zwei Zeitebenen erzählt er die bewegte Geschichte von Susanna und Daniele. Geschickt beantwortet er immer die Fragen der späten Zeitebene innerhalb der Rückblenden, so dass sich die Geschichte langsam aber stetig vor dem Leser entfaltet. Für meinen Geschmack nimmt der Hexenprozess, der eher ein Scheinprozess ist, zu viel Raum ein. Die Niedertracht des Anklägers und seine Repressalien gegenüber den verängstigten, teilweise schwer gefolterten Zeugen sind kaum zu ertragen. Lieber hätte ich mehr gelesen über die Vorgeschichten von Susanna und Daniele, die zwar schlüssig erzählt werden, denen mehr Raum aber sicher gut getan hätte.
Obwohl ich zu Anfang Schwierigkeiten hatte, in die Geschichte hinein zu kommen, fand ich sie insgesamt doch spannend und durchaus lesenswert, zumal ich einiges über die Härten der Inquisition gelernt habe.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.10.2022

Ein wichtiges Buch für die Kleinsten

Anton will Prinzessin sein
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Anton darf sich für den Fasching im Kindergarten verkleiden und möchte gerne als Prinzessin gehen. Seine Schwester möchte ihn in ein "Jungenkostüm" zwingen und akzeptiert seinen Wunsch erst, als er sehr ...

Anton darf sich für den Fasching im Kindergarten verkleiden und möchte gerne als Prinzessin gehen. Seine Schwester möchte ihn in ein "Jungenkostüm" zwingen und akzeptiert seinen Wunsch erst, als er sehr zornig wird.

Dieses bezaubernd gezeichnete und mit kurzen, leicht verständlichen Texten versehene Bilderbuch hat mich sehr begeistert. Es behandelt ein wichtiges Thema genau da, wo es hingehört. Schon die Kleinsten sollen meiner Meinung nach mit dem Wissen aufwachsen, dass sie alles werden können, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe und Religion. Besonders schön finde ich, dass die Autorin hier eine Begebenheit verarbeitet hat, die sich in ihrer eigenen Familie zugetragen hat. Das wird anderen Familien Mut machen, dem Beispiel zu folgen.

Ich bin so überzeugt von diesem Büchlein, dass ich nicht nur eine unbedingte Leseempfehlung gebe, sondern mir auch fest vorgenommen habe, es an einen Kindergarten weiterzugeben, wenn meine Enkelkinder herausgewachsen sind.

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Aktuell und beängstigend

Die Welt kippt
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Unsere Hauptprotagonistinnen Tessa und Shannon befinden sich, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven, im Kampf gegen den Klimawandel. Tessa ist Aktivistin und kämpft aus Überzeugung, während ...

Unsere Hauptprotagonistinnen Tessa und Shannon befinden sich, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven, im Kampf gegen den Klimawandel. Tessa ist Aktivistin und kämpft aus Überzeugung, während Shannon als Investorin in nachhaltige Projekte reich geworden ist. Diese Diskrepanz belastet ihre Beziehung erheblich.
Die chinesischen Machthaber streben an, die Welt politisch und wirtschaftlich zu beherrschen und haben sich vordergründig die Bekämpfung des Klimawandels auf die Fahnen geschrieben, um dieses Ziel zu erreichen. Das scheinbar einzige Ziel der Amerikaner ist es, dies zu verhindern. Ein grüner deutscher Bundeskanzler, dem der Kampf gegen den Klimawandel ein wirkliches Anliegen zu sein scheint, versucht sich in dieser Gemengelage zurecht zu finden.

Mit einigen Längen, jedoch durchaus spannend nähert sich der Autor dem brisanten Thema, wobei die Spannung von der Aktualität des Themas mitgetragen wird. Es wird sehr viel Wissenswertes über die verschiedenen Einflüsse unseres Wohlstands auf das Klima und deren Folgen vermittelt. Dabei wird die Geschichte so authentisch erzählt, dass der Bezug zur Realität nicht zu übersehen ist und das ist wirklich beängstigend. Ich bin niemand, der die drohenden Gefahren des Klimawandels verdrängt oder leugnet, aber nach dem Lesen dieses Buches ist mir die akute Bedrohung nochmal sehr verdeutlicht worden. Ich sehe dieses Buch als Weckruf an uns alle, unser Verhalten endlich zu ändern und die letzte Chance der Menschheit zu nutzen.

Mein Fazit: Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Die Abgründe der Bankenwelt

Die Filiale
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Laura ist Angestellte einer Bank und lebt mit ihrem Mann Timo in einem Haus, das dieser Bank gehört. Als sie durch ihre coole Reaktion bei einem Überfall ein größeres Blutvergießen verhindert, ...

Laura ist Angestellte einer Bank und lebt mit ihrem Mann Timo in einem Haus, das dieser Bank gehört. Als sie durch ihre coole Reaktion bei einem Überfall ein größeres Blutvergießen verhindert, eröffnen sich ihr neue Karrierechancen. Am gleichen Tag jedoch wird ihr der Mietvertrag für das Haus gekündigt, das sie nicht aufgeben möchte. Sie recherchiert die Gründe der Kündigung und stößt auf dunkle Machenschaften innerhalb der Bank, denen sie auf den Grund geht. Dabei gerät sie in den Focus von Menschen, die vor nichts zurückschrecken und riskiert dabei nicht nur die Anerkennung ihrer Freunde und Kollegen, sondern auch ihr Leben.

Veit Etzolds Schreibstil ist fesselnd und anschaulich. So blieb die Geschichte trotz des vielen vermittelten Fachwissens aus der Finanzbranche spannend und gut lesbar. Obwohl mir Kryptowährung, Aktienhandel und Hedgefonds ziemlich fremd sind, konnte ich der Handlung gut folgen, denn die ganzen Zusammenhänge wurden ausführlich und gut verständlich erklärt. Die Tatsache, dass der Autor vom Fach ist, lässt mich mit Bauchschmerzen darüber nachdenken, wieviel von der Handlung auch in der Realität vorkommen könnte oder sogar schon vorgekommen ist. Das trägt zur vermittelten Spannung durchaus bei. Die Personen und ihre Konflikte, vor allem Lauras Dilemma zwischen Karriere und Protest gegen die Kündigung, werden authentisch vermittelt und die Handlungen sind jederzeit nachvollziehbar.
Die ganze Geschichte spiegelt sehr gut das überzogene Streben nach Reichtum wieder, an dem unsere Gesellschaft aktuell zugrunde zu gehen droht und ist damit hochaktuell.
Insgesamt hat mich dieses Buch sehr gefesselt, der ausführliche Einblick in die Welt der Banker ist hochinteressant und ein guter Auftakt für die Reihe um Laura und Timo.


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Veröffentlicht am 29.08.2022

Verwickelte Geschichte

72 Stunden - Fürchte die Stille
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Bea Winterleitner hat alles was man sich wünschen kann. Sie ist als Fernsehmoderatorin sehr erfolgreich, verheiratet und hat einen kleinen Sohn, Elias. Doch Elias verschwindet in einem Einkaufszentrum ...

Bea Winterleitner hat alles was man sich wünschen kann. Sie ist als Fernsehmoderatorin sehr erfolgreich, verheiratet und hat einen kleinen Sohn, Elias. Doch Elias verschwindet in einem Einkaufszentrum spurlos. Beas gesamtes Leben bricht auseinander. Ein Jahr nach Elias` Verschwinden versucht sie, in einem Schweigeseminar, einem sogenannten Retreat, wieder zu sich selbst zu finden. Doch in dem alten Schloss passieren furchtbare Dinge und es tauchen Hinweise auf Elias` Verbleib auf.
In (manchmal etwas zu) bildhaftem Schreibstil schildert Ben Escher das Geschehen rund um Bea und das Verschwinden ihres Sohnes. Die Geschichte ist von Anfang an spannend, der Autor lässt den Leser lange im Dunkeln tappen. Punkt für Punkt arbeitet er die Verdächtigenliste ab, sät aber zwischendurch immer wieder Zweifel, so dass man bis zum hochspannenden Showdown über die Identität des wahren Täters im Unklaren bleibt. Er stellt die Akteure ausführlich vor, ich konnte sie so alle ganz gut einordnen. Sympathisch ist mir aber keiner geworden, denn wir haben es hier mit einer Ansammlung von Egozentrikern zu tun, die sich nur um sich selbst drehen.
Einige Fäden sind lose geblieben, da wurde manches nicht zu Ende erzählt. Auch ist mir verborgen geblieben, welche Funktion einige der Akteure für die Geschichte haben, die ich schlicht für überflüssig hielt. Genau so überflüssig war die eine oder andere Leiche. Ein paar weniger davon hätten der Spannung keinen Abbruch getan.

Fazit: Selten hat mich ein zu Ende gelesenes Buch so gespalten zurück gelassen. Einerseits finde ich die Geschichte sehr spannend und großartig erzählt. Andererseits sind einige Fragen offen geblieben, beispielsweise zur Vorgehensweise der Polizei, zum Verhalten der Mönche und dem von Beas Mann. Auch Bea handelt nicht immer nachvollziehbar. Trotzdem ist das Lesen dieses Buches keine Zeitverschwendung und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

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