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Veröffentlicht am 12.02.2024

Eine Geschichte voller Leben aus dem Berlin

Ein Mann will nach oben
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Die Geschichte spielt in Berlin zwischen 1910 und 1930, geschrieben hat Hans Fallada es aber zwischen 1941 und 1943.
Eigentlich wollte die Produktionsfirma “Wien-Film“ ein Drehbuch von Hans Fallada geschrieben ...

Die Geschichte spielt in Berlin zwischen 1910 und 1930, geschrieben hat Hans Fallada es aber zwischen 1941 und 1943.
Eigentlich wollte die Produktionsfirma “Wien-Film“ ein Drehbuch von Hans Fallada geschrieben haben. Es sollte ein Berlin-Film werden, in dem ein Kleinstädter das große Berlin erlebt, ohne das Kriegszeiten eine Rolle darin spielen.
Da Hans Fallada aber kein Drehbuchautor war und es auch nach mehreren Versuchen nicht klappte, schrieb er ein Buch davon.
Und das ist ihm unter vielen, widrigen Umständen hervorragend gelungen, wie ich finde.

Karl Siebrecht ist 16, als sein Vater starb und er als Vollwaise dasteht. Voller Erbitterung stellt er schon bei der Beerdigung fest, dass keiner ein gutes Wort für seinen Vater übrig hat. Dabei war sein Vater immer allen gegenüber gefällig und hilfsbereit in seinem Leben gewesen.
Mit wütender Entschlossenheit beschließt er, dass ihm das nicht passiert und während die Onkel und andere der Gemeinde noch über seine verarmte Zukunft diskutieren, beschließt Karl nach Berlin zu gehen.
Allein und ohne irgendwelche Heuchler im Rücken nimmt er sich vor, Berlin zu erobern.
Er würde stark und hart seinen Weg gehen und sich von niemanden hereinreden lassen.
Davon kann ihn auch Minna, die gute Seele und Haushälterin nicht von abbringen. Auch wenn es ihr schwer fällt Karl, den sie immer wie einen eigenen Sohn behandelt hat, gehen zu lassen, so kann sie es doch nicht verhindern.
Aus Angst um seine Zukunft, besteht sie darauf, dass Karl ihre Ersparnisse als Startkapital nimmt und wenn er es zu was gebracht hat, kann er sie ja immer noch zurückgeben.
Und damit macht sich Karl im Morgengrauen auf den Weg, Berlin zu erobern.

Als Leser begleiten wir Karl Siebrecht durch seinen schwierigen, mit Hindernissen übersäten Lebensweg.
Er trifft viele Menschen, die ihm wohlgesinnt sind, aber auch Neider und die ihn als Konkurrenz weghaben wollen. Schnell merkt Karl, dass Berlin sich nicht so leicht erobern lässt, ganz im Gegenteil! Dabei hat er so viel Hilfe, um sich erstmal in Berlin zurechtzufinden, die er auch annimmt, aber nur solange, wie er seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Manches Mal geht er dabei über „Leichen“, bei Menschen die es gut mit ihm meinen und eigentlich seine Freunde sind.
Aber immer die schlechten Erfahrungen von Zuhause im Hinterkopf, macht er sich auch viel kaputt.
Da ist zum Beispiel Rieke. Eigentlich eine echte „Berliner Göre“ mit ihren 13 Jahren. Aber auch sie musste schon erwachsen werden, um ihre kleine Schwester und ihren, dem Suff verfallenden, Vater durchzubringen. Sie weiß wie das Leben läuft und nimmt Karl bei sich auf, damit er erstmal eine Bleibe hat.
Riecke kümmert sich trotz schlechter Zeiten um alles und durch sie findet Karl langsam Fuß in Berlin.
Aber wie schon erwähnt, er stellt sich immer wieder selbst ein Bein, in dem er immer, wenn es drauf ankommt seinen Freunden vor dem Kopf stößt.
Aber ohne sie und anderen Menschen, die es gut mit ihm meinen, wäre auch er nie so weit gekommen, wie er es am Ende dann doch geschafft hat.

Was „Der amerikanische Traum“ vom Tellerwäscher zum Millionär ist, ist hier der „Berliner Traum“ vom Kofferträger zum angesehenen Geschäftsmann.
Beide Wege sind steinig. Benötigen Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Kampfgeist. Aber ohne Freunde und Förderer geht es nicht. Wer das einsieht kommt schneller ans Ziel, wer nicht braucht sehr lange und verliert auch viel. Nicht nur Geld, auch Freunde.

Hans Fallada hat hier wieder aus dem vollen Leben des kleinen Mannes eine Geschichte gezaubert, so bunt wie das Berlin selbst!
Er fängt die Personen so lebensnah ein, dass man sie sofort annimmt. Da ist nichts übertrieben, weder bei den Guten noch bei denen, die es auf die krumme Tour versuchen. Man hat das volle Leben der frühen Berliner Jahre sofort vor Augen und man ist mitten drin.
Karl Siebrecht hat mich so manches Mal echt verzweifeln lassen. Da hat er so viele Menschen um sich herum, die es wirklich nur gut mit ihm meinen, ohne selbst Nutzen daraus zu ziehen, nehmen seine Eskapaden klaglos hin und am Ende lässt er sie doch hinter sich, weil er am Ende doch nur an sich denkt.
Das hört sich jetzt nach einem hochgradigen Egoisten an, aber das kann man ihm trotz allem wiederum auch nicht auf die Fahne schreiben.
Ein Egoist hat andere Beweggründe, die Karl hier nicht hat. Er will nur nicht am Lebensende so wie sein Vater dastehen. Er nimmt Hilfen an, wenn es gar nicht anders geht, aber die Entscheidungen trifft er, um sein Ziel zu erreichen, grundsätzlich selbst. Auch wenn er seine „Freunde“ am Ende vor den Kopf stößt. Einige mehr oder weniger, einige auch so sehr, das es zu einem Bruch kommt.

Das Freunde hab ich extra in Anführungszeichen gesetzt, weil er manches Mal gar nicht erkennt, wer seine Freunde sind.

Um seine Ziele zu erreichen, kommt er aber auch immer wieder mit zwielichtigen Gestalten zusammen, das er sogar dafür büßen muss.
Ja und dann sind da noch die Frauen. Keine „leichten Mädchen“, sondern die, die es wirklich ehrlich mit ihm meinen, sich in ihn verlieben und eine Beziehung mit ihm aufbauen möchten.
Aber auch da steht sich Karl selbst im Weg. Nachdem eine Heirat nach ein paar Jahren in die Brüche geht, hat er ein Auge auf eine Dame geworfen, die ihn zwar fördert, aber nichts von ihm will. Sie hat eine ähnliche Einstellung zum Leben wie er. Irgendwann gibt sie zu ihren Bedingungen nach und beide leben irgendwie im selben Haus, aber doch nur nebeneinander her. Es ist eine seltsame Beziehung. Sie hat von Haus aus Geld, da ihrem Vater ein Autohaus gehört und Karl hat sich inzwischen ein Unternehmen trotz aller Widrigkeiten aufgebaut und ist jetzt auch ein richtiger Geschäftsmann, aber ohne eine richtige Familie zu haben. Aber da ist noch eine Dame, an die er dauernd denken muss, die aber eine lange Zeit einfach unerreicht für ihn ist. Als sie sich dann doch nach Jahren näherkommen und sich ihre Liebe eingestehen, ist es zu spät für Beide.

Ja, Karl Diebrecht verpasst eine Menge in seinem Leben, aber er hat auch eine Menge erreicht und das in eine Zeit, die mit Handwagen beginnt, über Pferdekutschen weitergeht und mit Autos endet. Er konnte am Ende Berlin zwar nicht erobern, aber Berlin hat ihn erobert und aufgenommen. Ob es am Ende ein gutes und erfülltes Leben war, das können nur Karl Siebrecht, Berlin und der Leser dieses Buches entscheiden.

Auch hier hat mich Hans Fallada über alle 825 Seiten pures Leben mitgenommen. Eine Geschichte, die zwar von vorne bis hinten frei erfunden ist, und doch genau so passiert sein kann. Selbst das Nachwort, wie die Geschichte erstanden ist, war für mich noch sehr interessant und zeigte mir ein Stück aus dem Leben und Denken des Autors.

Mein Fazit:
Eine Geschichte voller Leben aus dem Berlin zwischen 1910 und 1930 mit allen Eigenheiten.
Ein Junge, der auszog um Berlin zu erobern und am Ende von Berlin erobert wird.
Von einem Autor, der mich wieder voll und ganz begeistern konnte und ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher von ihm, die schon längst in meinem RuB stehen.
Von mir volle Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.02.2024

selbst die paar Euros für diese Buch tuen im Nachhinein weh

AchtNacht
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❗Ich gebe zu bedenken, dass dies nur MEINE Meinung ist - jeder von euch kann natürlich eine andere haben ❗

Mein erster Fitzek …

Was hab ich da gelesen?
Ein Roman, den der Autor auf die Schnelle zusammen ...

❗Ich gebe zu bedenken, dass dies nur MEINE Meinung ist - jeder von euch kann natürlich eine andere haben ❗

Mein erster Fitzek …

Was hab ich da gelesen?
Ein Roman, den der Autor auf die Schnelle zusammen gekloppt hat, weil der Verlag ihm im Nacken saß?
Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht, aber es war auf keinen Fall ein Thriller!
Ich hatte das Buch über eine Onlineplattform für ein paar Euros gekauft, mit dem Gedanken “wenn’s nicht gefällt, dann tut’s zumindest nicht weh“ ….
DOCH, es tut weh!

Ist das Buch jetzt nur eine Ausnahme vom Autor, weil es ihm in der Zeit irgendwie nicht gut ging, er vielleicht krank war?
Oder schreibt der immer so ein Quatsch zusammen?
Dann frag ich mich allerdings warum er ein SO hochgelobter Autor ist und vor allem, mit welcher Berechtigung so viel Geld im regulären Handel für seine Bücher verlangt wird.
Sorry, aber ich bezahle – als Beispiel – für nicht mal 400 Seiten keine 25 € - auch nicht als Hardcover. Selbst als Kindl kostet das Beispiel noch 20 €!
Aber Namen können natürlich einiges bewirken ….
Bei mir aber nicht!

Ich will ein Buch lesen, was mich unterhält, mir Spannung beschert, mein Kopfkino ankurbelt, mich mitten in die Geschichte zieht und Ja, bei einem Thriller mein „Sherlock-Gen“ aktiviert.
Und hier …..
Gähnende, langweilige Leere von allem!
Hätte mir ein Pastor mit Sehfehler ein Telefonbuch vorgelesen, wäre es bestimmt spannender gewesen.
Spannung gleich Null, unzusammenhängendes Geschreibsel von einzelnen Szenen, die nirgends einen roten Faden bildeten.
Total übertriebene, unpassende Brutalität – wobei ich nichts gegen solche Szenen habe, wenn sie denn passen – keine Figur, mit der man mitgehen konnte und nichts, wo man auch nur annähernd die Lust zum Miträtseln verspürte.

Ich habe weder mit Szenenwechsel noch mit Brutalität oder vielen Personen, abstruse oder sonstige Ausschweifungen in Thrillern Probleme – aber dann müssen sie auch zusammenpassen und Spannung erzeugen!
Hier habe ich nur gelesen und selbst mein Kopfkino verabschiedete sich irgendwann.
Hier passte gar nichts für mich zusammen.
Täter waren keine Täter, nur Mitläufer. Am Schluss gab es dann noch eine multiple Persönlichkeit, die auch keinen Sinn mehr für das „Große Ganze“ beim Showdown gab.
Als der dann so anfing, kam ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus und hab es einfach zu gemacht, damit ich kein HWS noch zum Schluss bekomme.

Mein Fazit:
Ich verstehe den Jubel um den Autor nicht – muss ich auch nicht – selbst die paar Euros für diese Buch tuen im Nachhinein weh und ich hab Angst vor den nächsten Fitzek, den ich noch im Regal stehen habe.
Kann man vor Langeweile sterben? …….

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Veröffentlicht am 31.01.2024

Gruselige Vorstellung.....

Das Skript
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Hier geht es quasi um einen Thriller in einem Thriller.
Der Täter geht nach einem Buch vor, das mehr schlecht als recht auf dem Buchmarkt dümpelt.
Er schreibt Botschaften auf Haut …….. Menschenhaut!
Doch ...

Hier geht es quasi um einen Thriller in einem Thriller.
Der Täter geht nach einem Buch vor, das mehr schlecht als recht auf dem Buchmarkt dümpelt.
Er schreibt Botschaften auf Haut …….. Menschenhaut!
Doch wer ist der Täter? Ein Fan, der das Buch nachspielen will oder doch jemand aus dem Umfeld des Buches, der den Verkauf ankurbeln will?
Oder doch nur ein durchgeknallter Serientäter?
Fragen, die geklärt werden müssen, um den Täter zu fangen und das neue Opfer noch rechtzeitig zu finden. Aber ist es nur ein Opfer, oder gibt es mehrere?
Wie lange kann man einem Menschen die Haut entfernen, ohne dass er stirbt?

Ein Psychothriller mit gruseligem Thema!
Arno Strobel hat hier wieder alles reingepackt, was mich an solchen Büchern fesselt.
Szenenwechsel zwischen der Jagd nach dem Täter und dem Opfer und das alles mit viel Kopfkino.
Ich habe mitgerätselt und ermittelt. War sogar manchmal auf eine andere Spur, als das Ermittlerteam selbst und ganz kurz vor der Auflösung hatte ich den Täter. Aber wirklich nur ganz kurz davor und 100%ig sicher war ich mir auch nicht.
Genauso hab ich mit dem Opfer gelitten.
Der Autor versteht es wirklich das Leiden und die Angst der Opfer zu schildern, dass man schon fast selbst das Opfer ist.
Manchmal frag ich mich echt, was geht in seinem Kopf nur vor, um sowas SO realistisch zu schreiben?😮
Und genau das macht für mich die Spannung in seinen (bisher gelesenen) Büchern aus.
Wenn der Wechsel zum Opfer geht, will man den gerade gefassten Gedanken der Ermittlung folgen. Dann ist man aber auch gleich wieder beim Opfer und dann kommt der Wechsel wieder zurück.
Man (ich) will dann immer wissen, wie es auf der „anderen Seite“ weiter geht und man findet keinen Punkt, wo man es erstmal beiseitelegen will.

Mein Fazit:
Ein Psychothriller, der mich mit Spannung durch das Buch hat fliegen lassen. Genau SO will mein Kopfkino und „Sherlock-Gen“ unterhalten werden und hier kommt noch die gruselige Vorstellung über das Erleben der Opfer dazu.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Elfen sind Spaßbremsen!

Der Weihnachtszwölf
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Auch hier danke ich der Lesejury für das süße Buch und dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.

Wer ist „Wilson Wilbur Winterbottom?
Antwort: „Weihnachtszwölf aus der dritten Brigade von linkseinhalb!“ ...

Auch hier danke ich der Lesejury für das süße Buch und dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.

Wer ist „Wilson Wilbur Winterbottom?
Antwort: „Weihnachtszwölf aus der dritten Brigade von linkseinhalb!“

Na wenn das keine Vorstellung ist, dann weiß ich auch nicht.😁
Alfi, das mittlere Kind von dreien, staunt nicht schlecht, als er genau zwölf Tage vor Weihnachten eine Wichteltür und Utensilien in seinem Zimmer findet.
Als sich Wilson dann bei Alfi vorstellt, ist dieser schon mitten drin, im Abenteuer Weihnachtszwölf.
Ab jetzt wird alles anders.
Keine Langeweile mehr und schon gar nicht keine Weihnachten!
Angst vor der bösen Tante Gunilla und ihrer hässlichen, kleinen Hundedame Daisy?
Papperlapups! Ein Weihnachtszwölf doch nicht!
Keine Weihnachten?
Aber nicht doch. Weihnachten ist doch ein Wumsala-witziges Vergnügen!
Und dafür ist jetzt Wilson schließlich da.
Außerdem, wenn es Wilson nicht schafft ein richtiges Weihnachten auf die Beine zu stellen, dann würde er mindestens zwölfundzwanzig Jahre Hausarrest bekommen!
Wer will das schon?

Alfi steht schon öfters ratlos da und muss zusehen, wenn Wilson voller Vergnügen ein Haferschleimbad nimmt, oder Trampolin auf Gunillas Sülzfleisch springt.
Die Küche sieht danach natürlich wie ein Saustall aus und Alfi bekommt Angst.
Wenn das Tante Gunilla sieht. …..
Aber Wilson wäre kein Weihhnachtszwölf, wenn er dafür keine Lösung hätte. 😉

Die Geschichte hat 155 turbulente Seiten, denn mit Wilson wird es nie Langweilig. Egal ob Zuhause, in der Schule beim Krippenspiel oder wenn es darum geht einen Mistelzweig zu finden und aufzuhängen. Die böse Tante und ihr hässlicher Hund treten auch gar nicht so in Erscheinung. Das gleiche gilt auch für Alfis Geschwister.
Hier dreht sich eigentlich alles um Alfi und Wilson.
Wilson ist einfach süß mit seinem Walnusspanzer und den Tigerfellstiefeln. Alfi braucht den pfiffigen Weihnachtszwölf auch, denn er leidet am meisten darunter, dass seine Eltern dieses Jahr Weihnachten nicht da sind und alles ausfallen soll.

Dazu ist die Geschichte so toll und liebevoll illustriert, dass die Geschichte immer passend unterstrichen wird.
Außerdem gibt es im Anhang eine tolle Bastelanleitung für eine Wichteltür und Zubehör.
Vielleicht richte ich mir zu Weihnachten auch eine Wichteltür zur Deko in meinem Bücherregal ein – und wer weiß? Vielleicht zieht ja auch ein Weihnachtszwölf dann dort ein. 😉

Warum eigentlich WeihnachtsZwölf und nicht Elf?
Na ist doch klar. Elfen sind einfach Spaßbremsen!

Mein Fazit:
Ein ganz bezauberndes Weihnachtsbuch zum Vor- und Selberlesen mit Spaß für Groß und Klein. Einfach eine Wumsala-herrliche Geschichte!

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Spannend und undurchsichtig bis zum Schluss

Waiseninsel
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Zum ersten Mal hatte ich mich bei Lesejury zu einer Leserunde beworben und durfte mitmachen.
Aber warum hab ich mich überhaupt da beworben?
Das Buch hat mich so angesprochen, dass ich überhaupt nicht anders ...

Zum ersten Mal hatte ich mich bei Lesejury zu einer Leserunde beworben und durfte mitmachen.
Aber warum hab ich mich überhaupt da beworben?
Das Buch hat mich so angesprochen, dass ich überhaupt nicht anders konnte.
Und Ja, ich war und bin noch begeistert und bedanke mich vielmals bei Lesejury, dass ich mitlesen durfte und für das Buch.
Wovon sich meine Meinung und Begeisterung aber in keinster Weise beeinflussen lassen.

Dies ist schon der 4. Teil der Ermittlerin Jessica Niemi, aber das hat mich nicht gestört und auch der Handlung nicht geschadet.
Der Prolog war schon spannend und spielt damals in dem Waisenhaus.
Dann lernte ich Jessica im Jetzt kennen, bei einer Psychiaterin, und mir wurde klar: „O-ha, du hast aber ne Menge Probleme…“
Die Bestätigung bekam ich dann im Laufe der Geschichte öfters und weiß im Nachhinein nicht so recht, was ich davon halten soll.
Aber erstmal zum Buch selbst.

Hier geht es um Personen, die früher als Kinder in dem Waisenhaus auf der Insel waren. Auch „Die Zugvögel“ genannt.
Kinder, die in Kriegszeiten ihre Eltern und Verwandten verloren haben, wurden dort mehr schlecht als recht durchgebracht. Das Personal kalt und auch grausam zu den Kindern und das Verhalten der Kinder untereinander lief eher nach dem Motto: Der Stärkere kommt weiter, wobei der Schwächere sehen musste wo er bleibt.
Die Schwächeren wurden drangsaliert und arge zugesetzt, womit wir auch schon bei Maija sind – der Hauptfigur in dieser Geschichte.
Sie ist die jüngste, spricht mit keinem, ist zurückgezogen und hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass sie ihr Vater doch noch eines Tages unten am Steg mit einem Boot von der Insel abholt.
Jeden Abend schleicht sie sich aus dem Waisenhaus und wartet, mit Blick auf das Meer, mit ihrem blauen – und einzigen – Mantel bei Wind und Wetter auf ihren Vater.
Bestärkt wird sie von seinen Briefen, die nach einer langen Zeit wieder bei ihr eintreffen. Sie haben sich zwar verändert, aber sie können nur von ihrem Vater sein. Immerhin nennt er sie in seinen Briefen noch genauso wie in denen von früher, in die er ihr Mut auf ein Wiedersehen macht und die sie in einer kleinen Kiste in einem Geheimversteck aufbewahrt.
Ja, auch diese Briefe können nur von ihrem Vater sein. …
Tagsüber wird sie weiter von der Clique der Älteren geärgert, aber sie hält alles stumm aus, immer mit dem Gedanken, dass sie eines Tages von ihrem Vater dort rausgeholt wird.
Aber wird sie das?

In der Zeitebene Mitte der 40ger Jahre erfahren wir wie es Maija ergangen ist und was sie so erlebt hat. Dabei wird nie groß ausgeholt und konzentriert sich nur auf das Jetzt in Maijas Zeit.
Auch die Clique, die sie immer wieder drangsaliert, lernen wir dort kennen. Hauptsächlich Elisabeth, die mit ihrem 13 Jahren schon sehr frühreif ist und deren Freundin Elsa, genannt Haxe. Sie sonnt sich eher im Schatten von Elisabeth, ist deswegen aber nicht besser.
Alles in allem ist es ein trauriges Dasein für die kleine Maija, in das ich mich richtig hineinversetzten konnte.

In der jetzigen Zeitebene gibt es noch drei von den „Zugvögeln“, die sich jedes Jahr wieder im Gasthof auf Smörregård treffen, wo auch zufällig für eine Auszeit die Ermittlerin Jessica Niemi untergekommen ist. Aber die Insel ist von den „Zugvögeln“ nicht zufällig ausgewählt worden. Es ist die Insel, auf der früher das Waisenhaus betrieben wurde.
Jessica, die sich eigentlich von einem Vorfall zuhause erholen wollte, findet sich von der Geschichte des Waisenhauses und dem kleinen Mädchen im blauen Mantel angezogen. Erst recht, als die Leiche einer der „Zugvögel“ unten am Steg gefunden wird und Åke ihr die unheimliche Geschichte von Maija erzählt.
Sie wird bis heute auf der Insel immer mal wieder gesehen. …

Bei diesem Thriller hielt sich die Spannung am Anfang noch zurück, trotzdem hatte dieser Teil schon Potential und startet meine Gedanken zu den Personen.
Durch die zwei Zeitebenen schaffte es der Autor mich immer wieder weiter durch die Geschichte zu treiben. Das was am Anfang noch eine subjektive Spannung war, steigerte sich aber weiter, je mehr die Geschichte fortlief.
Mein Kopfkino lief wirklich mit meinem „Sherlock-Gen“ um die Wette!
Es gab so viele verdächtige Personen, so viele Spannungsmomente und dann drehte sich das Blatt wieder, dass man auf einmal wieder jemand anderen im Fokus hatte.
Immer wieder war ich am überlegen, wo die Verbindungen der einzelnen Personen waren, wer hat was mit wem zutun, warum verhält sich diese Person so auffällig, was haben die anderen Gäste mit der Sache zu tun, oder haben sie doch nicht damit zu tun?
Und vor allem, WER ist das Mädchen im blauen Mantel in der heutigen Zeit, das immer wieder gesehen wird, wenn ein Mord auf der Insel passiert. Genau, es gab noch weitere Morde auf der Insel, als nur der eine gerade.

Es gab so viele Fragen, in allen Richtungen.
Aber keine brachte mich wirklich weiter.
Max Seeck hat es wirklich verstanden, mich als Leser 1a zu verwirren und in die Irre zu leiten.
Und das hat mich voller Spannung immer weiterlesen lassen, so dass ich das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen hätte.
Dann kam der „Showdown“ und ich lag mit all meinen Vermutungen sowas von daneben!
Das spricht in erster Linie natürlich FÜR den Autor…

Komm ich jetzt zu meinem kleinen Aber.
Im Nachhinein, nachdem die Geschichte gesackt ist, hab ich doch ein bisschen was zu „meckern“.
1. Jessica
Als Ermittlerin scheint sie ihre Arbeit ziemlich gut zu machen. Allerdings ist sie auch voll mit tiefliegenden Problemen.
Die lassen sie immer wieder in Visionen, Wach-und Wahnvorstellungen und in unreale Situationen abdriften. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ihr erscheinen tote Personen, mit denen sie sich unterhält und die ihr sogar Tipps zur Lösung des Falls geben.
Stellt sich mir jetzt die Frage, ist sie nur deswegen so gut in ihren Ermittlungen, oder haben diese Eigenarten einer psychischen Erkrankung erst später angefangen und sie war vorher schon eine Topp-Ermittlerin?
2. Die Auflösung
Mit dem Täter und dem Motiv hätte ich nie im Leben gerechnet!
Irgendwie war es am Ende etwas weit hergeholt. Aber wer will schon behaupten, was alles in einem kranken Gehirn vor sich geht?

Alles zusammen hat es sich doch so gesehen stimmig aufgelöst, auch wenn ich noch mit ein paar Fragen zurückgeblieben bin. Es ist zumindest nichts von dem Fall offengeblieben, nur von einigen Randfiguren hätte ich noch gerne einen Abschluss gehabt.
Es war ein Thriller, der mich mit Spannung durch die ganze Geschichte gebracht hat – und darauf kommt es mir bei einem Thriller an.
Ich will bis zum Ende miträtseln und das mit viel Kopfkino und am Ende überrascht werden.
Genau DAS hat Max Seeck mit diesem Buch bei mir geschafft!
Alles andere, wenn die letzte Seite gelesen ist und die Geschichte gesackt ist, ist „mosern“ auf hohem Niveau 😉

Mein Fazit:
Ein spannender Thriller aus dem hohen Norden, mit viel Kopfkino. Undurchsichtig bis zum Schluss mit überraschendem Ende.
Wer beim Lesen nicht alles mit der Realität vergleicht und spannende Unterhaltung sucht, dem kann ich „Waiseninsel“ nur empfehlen!
Dass es der 4. Teil der Ermittlerin ist, ist nicht wirklich relevant für diese Geschichte, aber ich werde mir auf jeden Fall auch noch die Vorgänger holen.

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